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Leitfaden Korridorprojekte - Das Projekt Ökologischer Korridor ...

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<strong>Leitfaden</strong> <strong><strong>Korridor</strong>projekte</strong><br />

Ergänzung zum<br />

2. Zwischenbericht Phase 2<br />

Januar 2013<br />

Ein <strong>Projekt</strong> der Stiftung<br />

Naturlandschaften Brandenburg<br />

gefördert durch:<br />

- Deutsche Bundesstiftung Umwelt,<br />

- Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg,<br />

- Umweltstiftung WWF Deutschland,<br />

- Ministerium für Umwelt, Gesundheit und<br />

Verbraucherschutz Brandenburg.<br />

Bearbeitung:<br />

IUS Weibel & Ness GmbH Potsdam


<strong>Projekt</strong>controlling:<br />

Dr. Hans-Joachim Mader<br />

Stiftungsratsvorsitzender<br />

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg<br />

Schulstraße 6, 14482 Potsdam<br />

<strong>Projekt</strong>leitung:<br />

Karl Scheurlen<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

IUS Weibel & Ness GmbH<br />

Benzstraße 7a, 14482 Potsdam<br />

Bearbeitung:<br />

IUS Weibel & Ness GmbH<br />

Benzstraße 7a, 14482 Potsdam<br />

Karl Scheurlen<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg<br />

Schulstraße 6, 14482 Potsdam<br />

Anika Niebrügge<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

Inhalt<br />

Einleitung ................................................................................................................................1<br />

1 Zielabstimmung und Koordination..............................................................................2<br />

1.1 Zielartenauswahl.............................................................................................................2<br />

1.2 Definition von Quell- und Zielgebieten ............................................................................4<br />

1.3 Identifikation von Nutzungsinteressen, Synergien und möglichen Konflikten .................5<br />

2 Raumplanerische Umsetzung......................................................................................5<br />

2.1 Methodik zur Bildung des Waldkorridors.........................................................................6<br />

2.2 Ableitung von Schwerpunkträumen für die weitere Planung...........................................6<br />

2.3 Methodik zur Bildung des Gewässerkorridors.................................................................7<br />

2.4 Methoden zur Durchlässigkeitsbewertung des Verkehrsnetzes (Autobahnen)...............8<br />

3 Maßnahmenplanung ...................................................................................................10<br />

4 Umsetzung...................................................................................................................12<br />

5 Einbindung des <strong>Projekt</strong>es/ Akzeptanzförderung .....................................................12<br />

6 Quellen.........................................................................................................................14


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

Einleitung<br />

Der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> "<strong>Korridor</strong>planung" fasst Ergebnisse und Erfahrungen mehrerer<br />

durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderter Vorhaben zum Thema "Ökologische<br />

<strong>Korridor</strong>e" zusammen. Er versteht sich dabei nicht nur als <strong>Leitfaden</strong> zu diesen <strong>Projekt</strong>en<br />

sondern will auch Hinweise zur Entwicklung von Ökologischen <strong>Korridor</strong>en in anderen<br />

Regionen bieten.<br />

Die Autoren sind sich darüber bewusst, dass letztlich jede Planung großräumiger Biotopverbundsysteme<br />

und <strong>Korridor</strong>e eigenen, oft auch regional geprägten Anforderungen genügen<br />

muss. Auch spiegeln sich in der Diskussion um ökologische <strong>Korridor</strong>e die in der Naturschutzarbeit<br />

in Deutschland generell bestimmenden Pole Offenlandschutz und Naturwälder,<br />

Feuchtlebensräume und Trockenlebensräume, Landschaftspflege und Wildnisentwicklung<br />

wider.<br />

Ohne sich in diesem Koordinatensystem zu positionieren und "Königswege" anzubieten, wollen<br />

wir dabei aus unserer bisherigen praktischen Arbeit einige Erfahrungen für künftige <strong>Projekt</strong>e<br />

auswerten und bereitstellen. Dabei sehen wir den Zweck des <strong>Leitfaden</strong>s dann erfüllt,<br />

wenn die in diesem <strong>Leitfaden</strong> aufgezeigte Route an der ein oder anderen Stelle hilft, Umwege<br />

zu vermeiden oder gar Abkürzungen zu finden.<br />

Der Lesbarkeit und Stringenz halber verwenden wir die folgende Gliederung in unserem <strong>Leitfaden</strong>:<br />

1. Zielabstimmung und Koordination<br />

2. Raumplanerische Voraussetzungen<br />

3. Maßnahmenplanung<br />

4. Umsetzung<br />

5. Einbindung des <strong>Projekt</strong>es/Akzeptanzförderung.<br />

Diese Gliederung ist jedoch nicht konsekutiv zu verstehen. Vielmehr müssen die verschiedenen<br />

Handlungsstränge zeitlich parallel angegangen und umgesetzt werden.<br />

1


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

1 Zielabstimmung und Koordination<br />

1.1 Zielartenauswahl<br />

Am Beginn der <strong>Korridor</strong>planung steht die Definition einer oder mehrerer Zielarten. Nicht zuletzt<br />

aufgrund der insgesamt für einen <strong>Korridor</strong> aufzubringenden Finanzmittel und deren<br />

Rechtfertigung ist diese von großer Bedeutung und muss entsprechend begründet werden.<br />

Die Auswahl von Zielarten ist von verschiedenen Interessen und Zielsetzungen geprägt. So<br />

kann die Präsentation einer "Flaggschiffart" im Vordergrund stehen, die sich neben ihrem<br />

Gefährdungsstatus oder ihrer Empfindlichkeit gegenüber der Zerschneidung von Lebensräumen<br />

gleichzeitig als Sympathieträger eignet.<br />

Im Falle des "Ökologischen <strong>Korridor</strong>s Südbrandenburg" wurde unter dem Schirm der charismatischen<br />

Arten Rotwild, Wolf, Fischotter und Biber ein Zielartenfächer entwickelt, der<br />

charakteristische Arten der Wildnisgebiete in Brandenburg beinhaltet. Dies entspricht der<br />

Zielstellung des <strong>Projekt</strong>trägers, der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg (SNLB), die sich<br />

als "Wildnisstiftung" versteht. Daher wurde beim <strong>Projekt</strong> "Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg"<br />

bewusst auf Arten der Offenlandlebensräume verzichtet. Der Verbund im ökologischen<br />

<strong>Korridor</strong> soll über einen „Waldkorridor“ und einen „Gewässer- und Feuchtgebietskorridor“<br />

erfolgen.<br />

Weitere Konsequenz dieser Zielsetzung ist, dass Arten gewählt werden, die auf die Zerschneidung<br />

ihres Lebensraums empfindlich reagieren oder solche, die eine besonders hohe<br />

Störempfindlichkeit besitzen bzw. besonders empfindlich gegenüber Randeffekten der Straße<br />

und Schiene sind. Ein Beispiel hierfür ist der Baummarder.<br />

Kriterien für die Ableitung der Zielarten:<br />

• repräsentative heimische Art für Wald bzw. für Gewässer und Niederungen,<br />

• große Raumansprüche und ausgeprägtes Wanderverhalten oder Arten mit mittleren<br />

Wanderdistanzen und Vorkommen in Metapopulationen,<br />

• hohe Störungsempfindlichkeit,<br />

• Möglichkeit der Integration in vorhandene Biotopverbundplanungen des Bundes<br />

und/oder des Landes,<br />

• hohe Symbolwirkung und Akzeptanz.<br />

Die Zielarten sind hierbei immer als Schirmarten zu verstehen, d. h. sie haben einen "Mitnahmeeffekt"<br />

für andere Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen, so dass auch diese<br />

von verbesserten Bedingungen für die Zielarten profitieren. Daher ist die Auswahl von Arten<br />

mit unterschiedlichem Wanderverhalten sinnvoll. Die nachfolgende Tabelle stellt die Ansprüche<br />

und spezifische Empfindlichkeit ausgewählter Arten aus dem Zielartenkonzept des Ökologischen<br />

<strong>Korridor</strong>s Südbrandenburg beispielhaft zusammen.<br />

2


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

Tabelle 1:<br />

Art<br />

Wolf<br />

Rotwild<br />

Wälder, Offenland<br />

Wälder, Offenland<br />

Eigenschaften verschiedener Zielarten im Ökologischen <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg.<br />

Lebensraum<br />

Habitatansprüche<br />

Dispersionsverhalten<br />

Langdistanz<br />

Baummarder Wälder bis ca. 50<br />

km<br />

(Jungtiere)<br />

Wälder<br />

Wald, Halboffenlandschaften<br />

Empfindlichkeit<br />

gegenüber<br />

Störungen<br />

hoch<br />

Empfindlichkeit<br />

gegenüber<br />

Zerschneidung<br />

hoch,<br />

Verkehrsmortalität,<br />

Barrierewirkung,<br />

Meidungseffekte<br />

bis 200 km Wald hoch hoch,<br />

Barrierewirkung,<br />

Meidungseffekte<br />

hoch,<br />

Verkehrsmortalität,<br />

Barrierewirkung,<br />

vermutlich<br />

Meidungseffekte<br />

Mopsfledermaus<br />

Wanderungen<br />

zwischen<br />

Sommer-<br />

und<br />

Winterquartieren<br />

bis<br />

300 km möglich<br />

Fischotter Gewässer 2 - 40 km,<br />

bis 200 km<br />

maximal<br />

große zusammenhängende,<br />

möglichst<br />

strukturierte<br />

Waldgebiete<br />

(Revier bis<br />

2.000 ha)<br />

Wälder mit<br />

hohem Totholzanteil;<br />

disjunkte<br />

Vorkommen<br />

Gewässer<br />

und Gewässerränder<br />

hoch; Empfindlichkeit<br />

gegenüber<br />

Randeffekten;<br />

Beeinträchtigung<br />

der Habitat<br />

qualität bei<br />

Waldflächen<br />

< 300 m<br />

Breite<br />

hoch<br />

hoch<br />

hoch,<br />

Verkehrsmortalität,<br />

Barrierewirkung<br />

hoch,<br />

Verkehrsmortalität,<br />

Unterbrechung<br />

der<br />

Durchgängigkeit<br />

von<br />

Gewässern<br />

Bei der Planung hat sich bewährt, das Zielartenkonzept frühzeitig mit betroffenen Landesbehörden<br />

und weiteren Beteiligten wie z. B. Fachleuten aus Naturschutzverbänden abzustimmen,<br />

um naturschutzinterne Zielkonflikte von Anfang an zu vermeiden.<br />

Wichtige Meilensteine bei der Ableitung und Abstimmung des Zielartenkonzeptes sind:<br />

• Einbeziehen externer Fachleute/Experten aus Naturschutz, Forst, Jagd und Wasserwirtschaft<br />

(Fachgespräche, Schriftverkehr),<br />

3


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

• Berücksichtigung von Biotopverbundplanungen des Bundes, des Landes und der<br />

Kreise sowie des NABU-Bundeswildwegeplans,<br />

• Frühzeitiges Vorstellen/Abstimmen des Konzepts mit den zuständigen Landesämtern<br />

und den Unteren Naturschutzbehörden (UNB),<br />

• Vorstellen und Diskussion in einem projektbegleitenden Beirat.<br />

Sofern erforderlich – zum Beispiel aufgrund spezieller Fördermaßnahmen – kann das Zielartenkonzept<br />

im Laufe der Planung um weitere Arten ergänzt werden.<br />

1.2 Definition von Quell- und Zielgebieten<br />

Die Definition von Quell- und Zielgebieten ist Voraussetzung für die spätere flächenscharfe<br />

planerische Ableitung von Maßnahmen. Sie leiten sich aus der bekannten oder – aufgrund<br />

der naturräumlichen Ausstattung – vermuteten Verbreitung der Zielarten im ökologischen<br />

<strong>Korridor</strong> ab.<br />

Quellgebiete können auf unterschiedlichen Maßstabsebenen definiert werden. So ist für die<br />

großräumige Ausrichtung eines <strong>Korridor</strong>s in der Regel eine länderübergreifende Betrachtungsweise<br />

erforderlich. Im Falle des Ökologischen <strong>Korridor</strong>s Südbrandenburg ist beispielsweise<br />

die Grenzregion zu Polen an der Oder ein wichtiges Quellgebiet für fernwandernde<br />

Arten, z. B. den Wolf. Innerhalb des <strong>Korridor</strong>s spielen gleichzeitig aber auch kleinere, disjunkte<br />

Vorkommen seltener Arten, z. B. der Mopsfledermaus, als Quellgebiete eine wesentliche<br />

Rolle.<br />

Häufig sind tatsächliche Vorkommen seltener Arten noch nicht vollständig durch die Länder<br />

erfasst oder die Daten stehen nur als Rasterdaten, z. B. auf der Grundlage von Meßtischblattquadranten,<br />

zur Verfügung. In diesem Falle sind – bei bekanntem regionalem Vorkommen<br />

einer Art – auch geeignete Habitate der jeweiligen Art als Quellgebiete abzugrenzen.<br />

Dies gilt z. B. für alte Waldbestände in Naturschutzgebieten, wo eine Habitatfunktion für<br />

die Mopsfledermaus angenommen werden kann.<br />

Quellgebiete können sein:<br />

• räumlich abgrenzbare Schwerpunktvorkommen der Zielarten,<br />

• Schutzgebiete oder Wildnisgebiete,<br />

• Anschlusspunkte anderer <strong>Korridor</strong>planungen,<br />

• Disjunkte Vorkommen von seltenen Arten innerhalb eines <strong>Korridor</strong>s,<br />

• vermutete Vorkommen von Arten aufgrund der Habitatausstattung in bestimmten Gebieten.<br />

Tatsächliche und wahrscheinliche Quellgebiete sind jeweils eindeutig zu kennzeichnen.<br />

Quellgebiete lassen sich aus folgenden vorhandenen Grundlagen ableiten:<br />

• Artkataster und Artdateien der Länder,<br />

• europäische und nationale Schutzgebiete einschließlich der dort vorliegenden<br />

Schutzwürdigkeitsgutachten und Managementplanungen,<br />

• Expertenbefragungen im Bereich Naturschutz, Forst, Jagd, Fischerei und ggf. Wasserwirtschaft,<br />

• Landschaftsplanung,<br />

4


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

• vorhandene <strong>Korridor</strong>planungen.<br />

Erfahrungsgemäß sind die Artenkataster, aktuelle Managementplanungen von Schutzgebieten<br />

und die Expertenbefragung die sichersten und aktuellsten Quellen. Die Landschaftsplanung<br />

ist in Abhängigkeit von der Aktualität der Datengrundlagen und dem Stand der Fortschreibung<br />

nutzbar.<br />

Zielgebiete der <strong>Korridor</strong>planung können anhand der für die Quellgebiete benannten Kriterien<br />

identifiziert werden. Darüber hinaus können die Zielgebiete innerhalb des <strong>Korridor</strong>s auch<br />

durch weitere, technische Voraussetzungen oder die Flächennutzung bestimmt werden. So<br />

sind innerhalb eines <strong>Korridor</strong>s vorhandene Querungsmöglichkeiten an Autobahnen oder<br />

Bahnstrecken unter Umständen "Zwangspunkte" in der Planung und damit als Zielgebiet<br />

gesetzt. Im Falle des Ökologischen <strong>Korridor</strong>s Südbrandenburg ist dies z. B. durch den Bau<br />

einer Grünbrücke über eine Autobahn gegeben.<br />

1.3 Identifikation von Nutzungsinteressen, Synergien und möglichen Konflikten<br />

Im Rahmen der <strong>Korridor</strong>planung ist die Einbeziehung der im <strong>Korridor</strong> tätigen Landnutzer und<br />

Interessenvertreter für die Umsetzungsphase entscheidend. Die Abstimmungen mit den<br />

Landnutzern bestimmen in der Praxis wesentlich die Inhalte von <strong>Korridor</strong>planungen.<br />

Nach Kenntnis der voraussichtlichen Quell- und Zielgebiete ist daher zu prüfen, welche Interessen<br />

das <strong>Projekt</strong> behindern könnten bzw. welche Partner das <strong>Projekt</strong> unterstützen bzw.<br />

positiv beeinflussen können (Identifikation der Stakeholder).<br />

In der Praxis erfolgt dies auf die folgende Weise:<br />

• Auswertung von Konzepten und Planungen in den Bereichen Landnutzung, Erneuerbare<br />

Energien, Jagd, Fischerei, Straßenbau, Bauleitplanung, Wasserwirtschaft.<br />

• Aufbau eines projektbgeleitenden Ausschusses mit Vertretern der wesentlichen Interessenvertretungen,<br />

• Fachgespräche z. B. mit Forst, Jagd und Wasserwirtschaft.<br />

2 Raumplanerische Umsetzung<br />

Die Umsetzung eines <strong>Korridor</strong>s erfordert eine sukzessive fachliche und planerische Konkretisierung<br />

von Maßnahmen. Aufgrund der Größe der für <strong>Korridor</strong>planung üblichen Untersuchungsräume<br />

(Länder oder Landkreise) ist ein Vorgehen ausschließlich auf der Grundlage<br />

von Experteneinschätzungen und Hinweisen von Fachbehörden nicht möglich. Die planerische<br />

Konkretisierung erfordert daher die Festlegung von <strong>Korridor</strong>en unterschiedlicher Bedeutung<br />

hinsichtlich der Reichweite der <strong>Korridor</strong>funktion.<br />

Innerhalb des <strong>Projekt</strong>es Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg wurden zur planerischen<br />

Konkretisierung Hauptkorridore mit überregionaler und regionaler Bedeutung definiert sowie<br />

Nebenkorridore mit lokaler Bedeutung. Letztere haben in der Regel die Funktion der Verbindung<br />

von bekannten Vorkommen von Zielarten.<br />

Die Haupt- und Nebenkorridore leiten sich aus den folgenden Faktoren ab:<br />

• Verbreitung der Zielarten,<br />

• Schutzgebiete,<br />

5


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

• Flächen mit geringem Raumwiderstand und störungsarme Räume,<br />

• Ermittlung von Barrieren.<br />

2.1 Methodik zur Bildung des Waldkorridors<br />

Die äußeren <strong>Korridor</strong>grenzen werden vorhandenen Lebensraumkorridoren auf Bundesebene<br />

(z. B. RECK, HÄNEL, BÖTTCHER & WINTER 2005) entnommen. Zur Ergänzung werden Positivflächen,<br />

z. B. ehemalige Truppenübungsplätze innerhalb des <strong>Korridor</strong>s, einbezogen und die<br />

bundesweiten <strong>Korridor</strong>e entsprechend angepasst.<br />

Die für Brandenburg vorliegenden Verbundplanungen werden ebenso wie NSG, FFH-<br />

Gebiete, Nationalparks, Feuchtgebiete internationaler und nationaler Bedeutung sowie landesweit<br />

für den Arten- und Biotopschutz besonders wertvolle Bereiche übereinander gelegt.<br />

Außerdem werden Fließgewässerschutzsysteme bzw. vorliegende Unterlagen zur Umsetzung<br />

der Wasserrahmenrichtlinie (vorrangig zu schützende und zu entwickelnde Fließgewässer;<br />

Gewässerentwicklungskonzepte) in Verbindung mit den nachfolgend genannten<br />

Entwicklungszielen dargestellt.<br />

Darüber hinaus sind verschiedene deutschlandweite (oder für Teile Deutschlands) vorhandene<br />

Cost-Path Modellierungen sowie Vorkommen von einzelnen Arten einzubeziehen. Folgende<br />

Grundlagen für die Ermittlung der <strong>Korridor</strong>e für Arten der Wälder und der halboffenen<br />

Landschaft (überwiegend im mittleren Standortbereich) sind u.a. bedeutsam:<br />

• <strong>Korridor</strong>e für den Luchs (Cost-Path Modellierung nach SCHADT ET AL. 2002),<br />

• Wanderkorridore Rothirsch (BECKER 2005),<br />

• <strong>Das</strong> „Grüne Band Deutschland“ (BUND e. V. <strong>Projekt</strong>büro Grünes Band, 2003 unveröffentlicht),<br />

• Reliktvorkommen der Totholzkäfer in Deutschland (BENSE 2003).<br />

Abschließend sind Erkenntnisse lokaler Behörden, Verbände und Institutionen in die Konkretisierung<br />

der <strong>Korridor</strong>bildung einzubeziehen.<br />

Ergebnis dieser Auswertungen und GIS-basierten Verschneidungen ist ein Waldkorridor, der<br />

den "günstigsten" Verbund zwischen Quell- und Zielgebieten definiert.<br />

2.2 Ableitung von Schwerpunkträumen für die weitere Planung<br />

Aus der Überlagerung mit vorhandenen Bestandsdaten, z. B. der digitalen Biotoptypenkarte<br />

oder der digitalen Waldzustandskartierung, lassen sich für den Waldkorridor Schwerpunkte<br />

festlegen, in denen ein hoher Handlungsbedarf für Maßnahmen der Waldrandgestaltung und<br />

des ökologischen Waldumbaus besteht, da hier ein hoher Zerschneidungsgrad vorherrscht<br />

oder aufgrund der naturfernen Ausstattung der vorhandenen Wälder darauf geschlossen<br />

werden kann (Abbildung 1).<br />

Mit der Festlegung der Waldschwerpunkte ist im überregionalen <strong>Korridor</strong> eine Maßstabsebene<br />

erreicht, die etwa der großflächigen Pflege- und Entwicklungsplanung von Schutzgebieten<br />

entspricht. Auf dieser Ebene ist es möglich, für die verschiedenen Handlungsfelder den<br />

Handlungsbedarf und konkrete Maßnahmenvorschläge zu ermitteln. Die Maßnahmen umfassen<br />

die folgenden Aspekte:<br />

• Schaffung bzw. Aufwertung von Querungsmöglichkeiten an Straßen und Schienen,<br />

6


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

• Aufwertung von Wäldern durch Waldumbau und Entwickeln von Waldrändern zur Verminderung<br />

von Randeffekten und Schaffung deckungsreicher Wanderkorridore sowie<br />

• die Schaffung von Trittsteinbiotopen und linearen Vernetzungselementen in der Offenlandschaft.<br />

Abbildung 1: Waldkorridor und Waldschwerpunkte.<br />

2.3 Methodik zur Bildung des Gewässerkorridors<br />

Gewässerkorridore folgen naturgemäß in erster Linie den großen Stromauen. Auf der Grundlage<br />

der landesweiten Planungen zum Feuchtbiotopverbund (Entwicklung großräumiger Niedermoorgebiete<br />

und Auen, Entwicklung der Ergänzungsräume für einen Feuchtbiotopverbund)<br />

können weitere Gewässersysteme bzw. Niederungen als Hauptkorridore (z. B. Baruther<br />

Urstromtal) oder als Nebenkorridore (z. B. Dahmeniederung) identifiziert werden.<br />

Konkretisierend werden der Verlauf der Gewässer und Niederungen, das Vorkommen der<br />

Zielarten (insbesondere Fischotter und Biber) sowie deren Lebensraumansprüche betrachtet.<br />

Dazu fließen Kenntnisse lokaler Behörden, Verbände und Institutionen ein.<br />

Am Beispiel des Ökologischen <strong>Korridor</strong>s Südbrandenburg werden ein ermittelter Gewässerkorridor,<br />

die festgelegten Bereiche mit prioritärem Handlungsbedarf sowie die vorhandenen<br />

sensiblen Moore in Abbildung 2 dargestellt. Die prioritären Handlungsfelder ergeben sich aus<br />

der Auswertung der landesweiten Gewässerstrukturgütekartierung.<br />

7


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

Abbildung 2: Gewässerkorridor und Bereiche mit prioritärem Handlungsbedarf.<br />

2.4 Methoden zur Durchlässigkeitsbewertung des Verkehrsnetzes (Autobahnen)<br />

Die Barrierewirkung eines Verkehrswegs leitet sich aus der Verkehrsstärke, der Breite, dem<br />

Ausbaugrad und der Zäunung ab. Verkehrswege mit mehr als 30.000 Kfz/Tag können als<br />

100%ige Barrieren für alle Tiergruppen gelten. Zäune sind insbesondere für Huftiere unüberwindbar,<br />

während Fleischfresser/Raubtiere (Karnivore) kaum durch normale Wildschutzzäune<br />

beeinträchtigt werden.<br />

Im Rahmen des <strong>Projekt</strong>es Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg wurde festgestellt, dass<br />

es eine Vielzahl von theoretisch nutzbaren Querungsmöglichkeiten für wandernde Tierarten<br />

gibt, die aufgrund bestimmter Vorbelastungen kaum genutzt werden. Diese Erfassung vorhandener<br />

Querungsmöglichkeiten und deren Aufwertungspotenziale ist ein zentraler Baustein<br />

der <strong>Korridor</strong>planung, da er im Vergleich zu großen Grünbrücken eine Aufwertung ermöglicht,<br />

die zwar weniger optimal, aber in der Regel deutlich kostengünstiger zu realisieren<br />

ist.<br />

Die Durchlässigkeit eines Bauwerks leitet sich von verschiedenen Parametern ab. Für die<br />

Bewertung im Rahmen des Ökologischen <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg wurden folgende durch<br />

die Straßenbauverwaltung zur Verfügung gestellte Informationen und darauf aufbauende<br />

eigene Erfassungen genutzt:<br />

• Typus des Bauwerks (Überführung, Unterführung 50 m),<br />

• Ausstattung des Bauwerkes (Boden, Höhe, Breite, Umfeldnutzung),<br />

• primäre Funktion (kreuzende Verkehrswege); Dimension (Breite) und Habitatstrukturen<br />

im Umfeld.<br />

Die Durchlässigkeit von Bauwerken wurde zunächst für drei ökologische Tiergruppen bewertet,<br />

die sich in ihrem Querungsverhalten deutlich unterscheiden:<br />

8


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

• Huftiere,<br />

• Karnivore,<br />

• Hasenartige.<br />

Der Durchlässigkeitswert gibt an, wie viele Tiere in etwa pro 24 Stunden das Bauwerk queren<br />

und lässt sich so sehr einfach mit einer Querungsrate für die normale Landschaft vergleichen.<br />

Für die normale Landschaft wird ein Wert von 100 Tieren pro km angenommen.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass an Autobahnen mit mehr als 30.000 Kfz/Tag erfolgreiche<br />

Querungen nur im Bereich von Bauwerken möglich sind.<br />

<strong>Das</strong> Ergebnis der Bewertung ist beispielhaft in Abbildung 3 dargestellt.<br />

Abbildung 3: Darstellung der Durchlässigkeit der Bauwerke für Huftiere nach dem Durchlässigkeitsmodell<br />

von HERRMANN & KLAR (in Vorb.) an Autobahnen im Bereich des<br />

ÖKSB.<br />

9


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

3 Maßnahmenplanung<br />

Die Maßnahmenplanung leitet sich innerhalb eines Schwerpunktgebietes (= Teilfläche eines<br />

Haupt- oder Nebenkorridors) aus den in Tabelle 2 zusammengestellten Handlungsschwerpunkten<br />

ab. Bei der Ableitung der Handlungsschwerpunkte werden innerhalb des Gebietes<br />

wiederum Quell- und Zielgebiete definiert, um eine gezielte Maßnahmenplanung zu ermöglichen.<br />

Tabelle 2:<br />

Handlungsschwerpunkte im Ökologischen <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg.<br />

Art Quellgebiete Zielgebiete Handlungsschwerpunkte<br />

Wolf<br />

Waldgebiete in Polen;<br />

Lausitz<br />

Rotwild<br />

Baummarder<br />

Mopsfledermaus<br />

Fischotter<br />

Verschiedene Einstandsgebiete<br />

in<br />

Wäldern innerhalb<br />

des <strong>Korridor</strong>s; traditionelle<br />

Wechsel<br />

Verschiedene zusammenhängende<br />

Waldgebiete innerhalb<br />

des <strong>Korridor</strong>s<br />

(Datenlage sehr inhomogen,<br />

daher<br />

Annahme Vorkommen<br />

in älteren Waldgebieten<br />

innerhalb<br />

der FFH-Gebiete)<br />

Disjunkte Vorkommen<br />

in Altholzbeständen<br />

im Niederen<br />

Fläming und Baruther<br />

Urstromtal (Wochenstuben),<br />

Winterquartiere<br />

Gewässer im ökologischen<br />

<strong>Korridor</strong>,<br />

z. B. Dahme,<br />

Schwerpunktvorkommen<br />

innerhalb<br />

der FFH-Gebiete<br />

Große zusammenhängende<br />

Forste<br />

(Neubesiedlung;<br />

Lebensraumaufwertung)<br />

und weitere<br />

ältere Waldgebiete<br />

Verbindung zwischen<br />

den Schwerpunktvorkommen<br />

innerhalb der Gewässersysteme<br />

Ehemalige Truppenübungsplätze<br />

Jüterbog,<br />

Heidehof, Lieberose<br />

Querungsmöglichkeiten<br />

über die Autobahn<br />

(z. B. Grünbrücke<br />

Teupitz)<br />

Austausch zwischen<br />

den Einstandsgebieten<br />

Querungsmöglichkeiten<br />

über die Autobahn<br />

(z. B. Grünbrücke<br />

Teupitz);<br />

Naturnaher Waldumbau<br />

Entwicklung von<br />

Waldrändern und<br />

naturnaher Waldumbau<br />

im Bereich<br />

von Forsten;<br />

Grünbrücken;<br />

Aufwertung vorhandener<br />

Durchlässe<br />

Altholzbestände<br />

westlich und östlich<br />

der Schwerpunktvorkommen<br />

Querungsmöglichkeiten<br />

über die Autobahn<br />

(z. B. Grünbrücke<br />

Teupitz);<br />

Naturnaher Waldumbau<br />

hin zu Wäldern<br />

mit hohem<br />

Totholzanteil<br />

Aufwertung von Gewässerdurchlässen;<br />

Überwindung von<br />

Wanderhindernissen<br />

an Wehren;<br />

Entwicklung naturnaher<br />

Uferwälder<br />

Im vorliegenden Beispiel ist das Zielgebiet die Umgebung einer aus Mitteln des Konjunkturpakets<br />

II finanzierten Grünbrücke (Lage: Ergebnis der Raumplanung für Zielarten Rotwild<br />

und Wolf).<br />

10


Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

Im nächsten Schritt erfolgt innerhalb des Schwerpunktgebietes die detaillierte Analyse des<br />

Untersuchungsgebietes (Durchlässigkeitsanalyse). Hierbei werden folgende Aspekte untersucht:<br />

• Flächennutzung: Siedlungen und Verkehrswege werden erfasst und die von ihnen potenziell<br />

ausgehenden Störeinwirkungen durch Pufferbildung abgebildet. Ergebnis der<br />

Analyse sind Flächen mit hohem Störpotenzial, in denen Maßnahmen zur Aufwertung<br />

von Wäldern wenig sinnvoll sind.<br />

• Mortalität, Barrierewirkung und Randeffekte der Verkehrswege: Erfasst werden die<br />

Barrierewirkung und die Randeffekte von Straße und Schiene. Im Falle der Straße<br />

kann aufgrund der vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse von einer gesicherten<br />

Beurteilung der Barrierewirkung abhängig von der Verkehrsstärke ausgegangen<br />

werden. Für die Schiene liegen vergleichbare Daten kaum vor. Durch die Nutzung von<br />

Datenloggern zur Ermittlung der von Zugdurchfahrten ausgehenden Lärmpegel kann<br />

sowohl die tatsächliche Verkehrsstärke (auch durch den Güterverkehr in der Nacht)<br />

erfasst werden als auch die Ausdehnung von Randeffekten (d. h. die bodennahe<br />

Lärmausbreitung) bestimmt werden. Darüber hinaus werden im Bereich der Straße<br />

und Schiene vorhandene Durchlässe untersucht, die eine Passage der Straßen für<br />

bestimmte Arten ermöglichen können. Für diese Bauwerke werden abhängig von der<br />

Bewertung der Kartierer vor Ort Maßnahmenvorschläge zur Verbesserung der Durchlässigkeit<br />

erarbeitet.<br />

• Waldzustand: Bestockung und Handlungsbedarf abhängig vom Altersaufbau und der<br />

Baumartenzusammensetzung, hierbei wird davon ausgegangen, dass Kiefernforsten<br />

hinsichtlich der Deckungsmöglichkeiten am Boden defizitär sind und ein hoher Handlungsbedarf<br />

besteht. Die Ermittlung erfolgt auf der Grundlage der vorhandenen Waldzustandskarten<br />

und forstlichen Einrichtungskarten, die durch Begehungen vor Ort ü-<br />

berprüft werden.<br />

• Waldränder: es gibt keine vorhandenen flächendeckenden Daten. Zur flächigen Erfassung<br />

der Waldränder wurde ein Kartierverfahren entwickelt, dass die Waldränder<br />

in 5 Kategorien einteilt. Der Handlungsbedarf ist abhängig von der Struktur des Waldes.<br />

In deckungsarmen Kiefernreinbeständen können Waldränder als Wanderstruktur<br />

dienen und gleichzeitig Randeffekte durch Lärm- und Lichteinwirkung von Straße und<br />

Schiene reduzieren. Zielarten sind Waldbewohner großer zusammenhängender<br />

Waldgebiete, die störungsempfindlich sind und größere Distanzen überwinden, z. B.<br />

Wildkatze oder Baummarder.<br />

• Trittsteinbiotope: größere zusammenhängende Waldbestände werden nicht nur durch<br />

Straße und Schiene zerschnitten, sondern auch durch größere Acker- und Grünlandflächen,<br />

sofern Trittsteinbiotope (Gehölzinseln) und lineare Verbundstrukturen (Hecken)<br />

fehlen. Die Erfassung erfolgt durch Luftbildauswertung und die Auswertung vorhandener<br />

Biotopkartierungen. Überprüfungen durch Begehungen sind in jedem Fall<br />

erforderlich.<br />

• Gewässer: An Gewässern werden die Vorkommen der Zielarten abschnittsweise erfasst.<br />

Eine eindeutige Korrelation mit der Gewässerstrukturgüte und dem Vorkommen<br />

der Zielarten lässt sich nicht belegen. Daher ist die Erfassung vor Ort unabdingbar.<br />

Wesentlich für die Maßnahmenplanung ist - bei gegebenen Vorkommen der Zielarten<br />

Biber und Fischotter - die Beurteilung der Durchgängigkeit von Querbauwerken. Diese<br />

werden im Schwerpunktgebiet anhand der Kriterien „Vorkommen von Bermen“,<br />

„Sohlabstürze“ und „vollständiger Uferverbau“ erfasst.<br />

<strong>Das</strong> Maßnahmenkonzept wird im Plan dargestellt und dient als Grundlage der weiteren Umsetzungsschritte<br />

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Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

4 Umsetzung<br />

Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen hängt von den verfügbaren Mitteln und<br />

den realen Eigentumsverhältnissen ab. Hierbei ist zu beachten, dass eine großflächige Eigentümerrecherche<br />

die finanzielle Ausstattung von Biotopverbundprojekten in der Regel ü-<br />

bersteigen wird und daher ein abgestuftes Verfahren zur Konkretisierung in der Umsetzungsphase<br />

gewählt werden muss.<br />

Im vorliegenden Fall erfolgte eine Voranalyse der Eigentumsverhältnisse der Waldflächen<br />

durch Auswertung von flächendeckenden Daten der Landesforstverwaltung, in denen die<br />

Eigentumsverhältnisse in Bundesforst, Landeswald, Körperschaftswald und Privatwald unterteilt<br />

sind. Gerade bei der Umsetzung von Waldrandflächen ist darauf zu achten, dass bevorzugt<br />

Landeswaldflächen genutzt werden können. Aufgrund des häufig ungünstigen Zuschnittes<br />

der Flurstücke sind Privatwaldflächen in der Regel nicht vollständig zu akquirieren (Ausnahme<br />

freiwillige Vereinbarungen).<br />

Nach Klärung der Eigentumsverhältnisse und möglicher Ansprechpartner sind folgende Umsetzungswege<br />

zu beschreiten:<br />

• Suche nach Kooperationspartnern, z. B. privaten Waldeigentümern oder Stiftungen,<br />

die an einer Umsetzung ökologischer Maßnahmen interessiert sind und durch Selbstverpflichtung<br />

eine Umsetzung der Maßnahmen garantieren.<br />

• Schaffung eines Angebotes für Flächenpools, die eine Finanzierung der Maßnahmen<br />

über die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung ermöglichen.<br />

• Direkter Kontakt zu Vorhabenträgern, um ein Angebot für die Kompensation künftiger<br />

Ausbaumaßnahmen im Naturraum zu schaffen.<br />

• Einbindung der Maßnahmeplanung in die Landschaftsplanung, um langfristig eine<br />

Umsetzung zu erreichen.<br />

• Beantragung von Fördermitteln des Bundes bzw. der EU für konkrete Maßnahmen.<br />

5 Einbindung des <strong>Projekt</strong>es/ Akzeptanzförderung<br />

Bestandteil eines <strong><strong>Korridor</strong>projekte</strong>s sollten Maßnahmen der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

sein, die das <strong>Projekt</strong> in die öffentliche Wahrnehmung tragen, das Interesse von<br />

Partnern und Unterstützern für die Umsetzung von Maßnahmen gewinnen und die Akzeptanz<br />

der Menschen vor Ort für Maßnahmenumsetzungen gewährleisten. Hierzu empfiehlt es<br />

sich, zu Beginn des <strong>Projekt</strong>es ein Kommunikationskonzept mit den wesentlichen Zielgruppen,<br />

Kommunikationsbotschaften und -maßnahmen zu erarbeiten. Im Rahm des Ökologischen<br />

<strong>Korridor</strong>s Südbrandenburg erwiesen sich besonders folgende Punkte als sinnvoll:<br />

• Einrichtung und Betreuung eines projektbegleitenden Beirats, in dem Stakeholder und<br />

Fürsprecher wie Vertreter von Behörden und Verbänden von der Bundes- bis zur<br />

Kreisebene vertreten sind. Durch Sitzungen bzw. einen Newsletter wird regelmäßig<br />

über Fortschritte und Probleme berichtet. Die Entscheidungsträger und Förderer haben<br />

das <strong>Projekt</strong> immer wieder "auf dem Schirm" und können so zur Lösung von Problemen<br />

in der Umsetzung beitragen.<br />

• Pflege einer Internetpräsenz mit Informationen zum <strong>Projekt</strong>verlauf zum Download.<br />

• Fachveranstaltungen und Tagungen unter Beteiligung von Fachleuten und Entscheidungsträgern<br />

aus Behörden und Politik.<br />

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Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

• Pressemitteilungen und Beiträge in Fach- bzw. Lokalmedien.<br />

• Vorort-Exkursionen mit beteiligten Stakeholdern und Interessierten.<br />

Als erfolgreiches Instrument hat sich die „Zukunftswerkstatt Wildtierkorridore“, ein regionalund<br />

praxisorientierter Workshop, herausgestellt, der als Diskussionsforum genutzt wird und<br />

Informationen und Handlungsimpulse für den konkreten Vernetzungsbedarf im Ökologischen<br />

<strong>Korridor</strong> gibt.<br />

Neben der Wahrnehmung im <strong>Projekt</strong>gebiet kann auch die Kommunikation in der internationalen<br />

Fachöffentlichkeit ein guter Ansatzpunkt sein, um die Bedeutung des <strong>Projekt</strong>gebietes<br />

als Verbindungsachse internationaler Wildtierkorridore deutlich zu machen und den Handlungsbedarf<br />

aufzuzeigen.<br />

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Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg (ÖKSB)<br />

<strong>Leitfaden</strong> <strong>Korridor</strong>planung<br />

6 Quellen<br />

BECKER, R.W. (2005): Ziele der Arbeitsgemeinschaft Rotwild/ Deutschland im DJV. BfN. In:<br />

Reck, H., Hänel, K., Böttcher, M., Tillmann, J., Winter, A. (Bearb.): Lebensraumkorridore für<br />

Mensch und Natur. Naturschutz und Biologische Vielfalt 17: 241-248.<br />

BENSE, U. 2003: Totholzkäfer in Bannwäldern Baden-Württembergs. Waldschutzgebiete Baden-Württemberg,<br />

Bd. 1, 55-62.<br />

HERRMANN & KLAR (IN VORBEREITUNG): Modell zur Bewertung der Durchlässigkeit des Verkehrsnetzes.<br />

Erprobt für das <strong>Projekt</strong> „Ökologischer <strong>Korridor</strong> Südbrandenburg“ (Autobahnen).<br />

November 2008.<br />

RECK, H., HÄNEL, K., BÖTTCHER, M., WINTER, A. (2005): Lebensraumkorridore für Mensch und<br />

Natur. Teil I - Initiativskizze. In: Naturschutz und Biologische Vielfalt 17: 11-53.<br />

SCHADT, S., KNAUER, F., KACZENSKY, P., REVILLA, E., WIEGAND, T., TREPL, L. (2002): Rulebased<br />

assessment of suitable habitat and patch connectivity for the Eurasian lynx. Ecological<br />

Applications, 12(5): 1469-1483.<br />

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