14.01.2015 Aufrufe

Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 3: Phase der Vorläufer und Pioniere 33<br />

Output-Analyse kann auch ersehen werden, welche Vorleistungen in ein bestimmtes<br />

Produkt einfliessen. Für seine Arbeiten zur ökonomischen Input-Output-Analyse erhielt<br />

Leontief den Nobelpreis.<br />

In seinem Aufsatz Environmental Repercussions and the Economic <strong>St</strong>ructure – An<br />

Input-Output-Approach 58 empfahl Leontief die ökonomische Input-Output-Analyse zur<br />

Erstellung von <strong>St</strong>offbilanzen. Dies wird möglich, wenn man die Geldströme durch<br />

Preisvektoren (Preise aller Güter) teilt und damit die Massenströme aufdeckt.<br />

Allerdings erfassen diese Berechnungen nur <strong>St</strong>offe und Materialien, die einen Preis<br />

aufweisen –also Rohstoffe und einer bezahlten Entsorgung zugeführte Massenströme.<br />

Emissionen in Luft, Wasser oder Boden bleiben dabei unberücksichtigt. Desweiteren<br />

gilt zu bedenken, dass das Auflösungsvermögen der volkswirtschaftlichen <strong>St</strong>atistik nicht<br />

sehr hoch ist: gängige Modelle unterscheiden auch heute zwischen lediglich 60<br />

Branchen 59 und im besten Falle einigen Hundert Produktkategorien. 60 Eine Kategorie<br />

„Büromaschinen“ oder „Geräte zur Halbleiterfabrikation“ kann dann stofflich sehr unterschiedliche<br />

Dinge enthalten.<br />

Der Fortschritt bestand jedoch darin, dass neben den einzelnen Vorprodukten und<br />

Materialien auch der kumulierte Energie-, resp. Masse-Aufwand für ein Produkt ermittelt<br />

und somit zumindest der ökonomisch fassbare Teil eines materiellen Produktlebenszyklus<br />

abgebildet werden konnte.<br />

3.1.4 Der Einbezug des ökologischen Produktlebenszyklus<br />

Die Verbindung zwischen Konzepten der Input-Output-Bilanzierung von Unternehmen,<br />

resp. der <strong>St</strong>offflussanalyse mit dem Konzept des ökologischen Produktlebenszyklus war<br />

für die Ökobilanzierung prägend:<br />

Man übertrug das Bild des Entstehens und Vergehens aus der Biologie auf die<br />

Ökonomie 61 und löste die bislang punktuelle –auf Produktion oder Gebrauch eines<br />

Produktes gerichtete –Betrachtungsweise durch ein ganzheitliches Systemverständnis<br />

ab: Der ökologische Produktlebenszyklus umfasst idealtypisch die Phasen<br />

Rohstoffgewinnung, Herstellung, Verwendung und Entsorgung/Recycling eines<br />

Produktes, die jeweils zwischen den einzelnen Schritten anfallenden Transporte<br />

eingeschlossen. Die Ressourcen-Inputs und die Emissions-Outputs werden pro<br />

betrachteten Prozess getrennt erhoben und schliesslich für das gesamte Produkt<br />

addiert.<br />

Eine Orientierung am gesamten Lebenszyklus erweist sich in verschiedener Hinsicht als<br />

vorteilhafte Perspektive: Sie bietet den Zugang zum Verständnis, wo die wichtigsten<br />

58<br />

Leontieff, W.: Environmental Repercussions and the Economic <strong>St</strong>ructure –An Input-Output-Approach,<br />

in: Review of Economics and <strong>St</strong>atistics, Vo. 52, 1970, S. 262 – 271.<br />

59<br />

Zum Beispiel die Input-Output-Tabelle des deutschen <strong>St</strong>atistischen Bundesamts: 58 Sektoren.<br />

60<br />

Zum Beispiel die Input-Output-Tabelle für Japan mit 400 Sektoren.<br />

61<br />

Ayres, 2002, S. 2.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!