Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen
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26 30 Jahre Ökobilanz – Eine Bestandesaufnahme<br />
Indirekte Betroffenheit entsteht hingegen aufgrund gesellschaftlicher ökologischer<br />
Kommunikation und ist im jeweiligen Code eines Funktionssystems greifbar, beispielsweise<br />
in Form von umweltrechtlichen Anforderungen wie Verboten und Geboten oder in<br />
Form administrierter Preise wie Abfallgebühren oder Abgaben auf Schadstoffen. Über<br />
den Markt können beispielsweise ökologisch motivierte Kundenwünsche oder ethische<br />
Ansprüche von Mitarbeitenden die Unternehmung betreffen.<br />
Diese indirekten Einflüsse müssen nicht zwingend tatsächlich naturwissenschaftlich<br />
fundierten Sachverhalten entspringen. Vielmehr stellen sie –in Analogie zu unserem<br />
Verständnis von Umweltproblemen -soziale Konstrukte dar und können sich sehr wohl,<br />
zumindest für eine gewisse Zeit, losgelöst von wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
entfalten 45 . Für die Unternehmungsführung sind sie dennoch real und können die<br />
Lebensfähigkeit in relevantem Ausmass negativ wie auch positiv beeinflussen. Häufig<br />
spricht man dabei in Anlehnung an Meffert von ökologischen push und pull Faktoren 46 .<br />
Vor diesem Hintergrund wurde die ökologische Betroffenheit, resp. das Management<br />
dieser Betroffenheit in der Betriebswirtschaftslehre schon in den 70er Jahren vereinzelt<br />
thematisiert 47 und führte Ende der 80er, resp. anfangs der 90er Jahre zur Entwicklung<br />
einer spezialisierten Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre. 48 Heute hat sich dafür der<br />
Begriff des betrieblichen Umweltmanagements (technisch im Sinne von Systemen und<br />
Prozessen), resp. der ökologisch bewussten Unternehmungsführung (inhaltlich im<br />
Sinne von Vision, <strong>St</strong>rategie, etc.) etabliert.<br />
45<br />
Siehe Preisendörfer, P., Franzen, A.,: Der schöne Schein des Umweltbewusstseins: Zu den Ursachen<br />
und Konsequenzen von Umwelteinstellungen der Bevölkerung, in: Diekmann, A., Jaeger, C.C.:<br />
Umweltsoziologie, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1996, S. 219 –244 oder<br />
Diekmann, A., Preisendörfer, P.: Persönliches Umweltverhalten. Diskrepanz zwischen Anspruch und<br />
Wirklichkeit, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Nr. 44, 1992, S. 226 – 251.<br />
46<br />
Meffert, H., Kirchgeorg, M.: Marktorientiertes Umweltmanagement. Grundlagen und Fallstudien,<br />
<strong>St</strong>uttgart, 1993, S. 107.<br />
47<br />
Siehe Ullmann, 1975 oder <strong>St</strong>rebel, H.: Umwelt und Betriebswirtschaft, Berlin, 1980.<br />
48<br />
Die Vielfalt der Begriffe sei nachfolgend anhand häufig zitierter Autoren illustriert: Ökologische<br />
Betriebswirtschaftslehre in <strong>St</strong>rebel, 1980, Betriebsökologie in Winter, G.: Das umweltbewusste Unternehmen,<br />
München, 1987, Seidel, E., Menn, H.: Ökologisch orientierte Betriebswirtschaft, <strong>St</strong>uttgart,<br />
1988, <strong>St</strong>eger, U. (Hrsg.): Umweltmanagement, Wiesbaden, 1988, Schreiner, M.: Umweltmanagement<br />
in 22 Lektionen, Wiesbaden, 1988, Dyllick, Th.: Ökologisch bewusstes Management, Die Orientierung,<br />
Schweizerische Volksbank, Bern, 1990, Hopfenbeck, W.: Umweltorientiertes Management und Marketing,<br />
Landsberg, 1990, Ökologisch bewusste Unternehmungsführung, Dyllick, 1992, Wicke, L., et. al.:<br />
Betriebliche Umweltökonomie –Eine praxisorientierte Einführung, München, 1992, Schulz, W., Schulz,<br />
E.: Ökomanagement, München, 1994, <strong>St</strong>ahlmann, V.: Umweltverantwortliche Unternehmungsführung,<br />
München, 1994.