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Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

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Kapitel 2: Zielsetzung und forschungsleitende Fragen 23<br />

Vereinfachend könnte man sagen: die neoklassische Umweltökonomie codiert programmatisch<br />

ökologische Sachverhalte unter der Maxime der Kosten-Nutzen-<br />

Maximierung und bedient sich dazu eines Newton‘schen Weltbildes mechanischer,<br />

physikalischer und chemischer Gesetze. Im Vordergrund steht die Erhaltung des<br />

allgemeinen Gleichgewichts. Die Ökologische Ökonomie sieht Natur, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft hingegen als living systems mit dem Anspruch, der nachhaltigen<br />

Koexistenz, schliesst aber sozusagen den pragmatischen Gebrauch des<br />

neoklassischen Werkzeugkastens zur Verfolgung ihrer Ziele nicht aus.<br />

Damit werden die Grenzen zwischen den beiden, von ihren Grundhaltungen her sehr<br />

unterschiedlichen Schulen fliessend. Wenn wir in der Folge deshalb von Umweltökonomie<br />

sprechen, so sollen beide Schulen unter diesem Titel gemeint sein.<br />

Beide Schulen der Umweltökonomie codieren ökologische Sachverhalte und führen<br />

zum Einbezug ökologischer Rückbetroffenheit in das ökonomische System. Wir<br />

nehmen für unsere Bestandesaufnahme des Projekts Ökobilanz entsprechend die zwei<br />

zentralen Momente beider Schulen auf: einerseits das Kriterium der Effizienz sowie das<br />

<strong>St</strong>reben nach Behebung von Marktversagen; anderseits die Einführung des<br />

ökologischen Nachhaltigkeitskriteriums. Unsere Fragen zur Beurteilung lauten für die<br />

ökonomische Betrachtung ökologischer Rationalität:<br />

Forschungsleitende Fragen aus Sicht der Ökonomie:<br />

Können Ökobilanzen zur <strong>St</strong>eigerung von Effizienz, zur Behebung von Marktversagen,<br />

zur Verbesserung der Allokation oder zur Sicherung der ökologischen<br />

Kapitalerhaltung im Sinne der Nachhaltigkeit beitragen<br />

Lassen sich konzeptionelle Elemente von Ökobilanzen – Zieldefinition, Systemgrenzen,<br />

Sachbilanz, Wirkungsanalyse, Gewichtung – in der umweltökonomischen<br />

Analyse, resp. den umweltökonomisch inspirierten umwelt- und wirtschaftspolitischen<br />

Instrumenten verorten<br />

2.4.3 Betriebswirtschaftliche Betrachtungsebene<br />

Während Konsumenten durch ihr Verhalten und der <strong>St</strong>aat durch seine Regeln die<br />

Ökologie der Zivilisation steuern, prägen Unternehmen durch ihre Gestaltung von Wertschöpfungsketten<br />

massgeblich die Technosphäre und steuern damit die ökologische<br />

Rückbetroffenheit der Gesellschaft, resp. des ökonomischen Systems vor. Sie sind insbesondere<br />

auch Träger technischer Problemlösungskapazität, um diese Rückbetroffenheit<br />

zu reduzieren. Deshalb besteht ein Schwerpunkt unserer Untersuchung darin, die<br />

Bedeutung der Ökobilanzierung für die Herstellung ökologischer Rationalität in der<br />

Unternehmung - als dem zentralen ökonomischen Akteur – zu bestimmen.

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