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Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

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Kapitel 2: Zielsetzung und forschungsleitende Fragen 21<br />

70er Jahre –oder das derzeitige Entstehen von Märkten für CO 2 -Emissionsrechte in<br />

Europa und den USA sind direkter Ausfluss der neoklassischen Umweltökonomie.<br />

Die neoklassische Umweltökonomie zeichnet sich jedoch aus ökologischer Sicht auch<br />

durch eine Reihe von Mängeln aus, welche -so die Argumentation der Kritiker –eine<br />

angemessene Berücksichtigung der Ökologie in der Neoklassik grundsätzlich in Frage<br />

stellen.<br />

So werde die Natur im wesentlichen wie jedes andere Gut behandelt: Physikalische,<br />

chemische und biologische Zusammenhänge sowie deren Wandel würden über<br />

Annahmen aus der Analyse ausgeschlossen oder stark vereinfacht. <strong>St</strong>ellvertretend für<br />

viele sollen hier Minsch und Heller erwähnt werden: beide haben die neoklassische<br />

Umweltökonomie systematisch hinterfragt, resp. mit ökologischen Erkenntnissen<br />

konfrontiert. 36 37 Sie erkennen grosse Unzulänglichkeiten der Modelle insbesondere<br />

beim Umgang mit Komplexität und Dynamik ökologischer Problemstellungen. Beide<br />

zeigen eindrücklich, dass die Welt der eindeutigen und stabilen Gleichgewichte rasch<br />

zusammenbricht, wenn die Modelle den ökologischen Realitäten angenähert und diese<br />

als endogene Parameter eingeführt werden.<br />

2.4.2.2 Ökologische Ökonomie<br />

Jenseits der neoklassischen Umweltökonomie und ihrem dominanten Fokus auf Fragen<br />

der Allokation hat sich seit den 80er Jahren eine stärker durch die Ökologie selbst<br />

inspirierte Sichtweise mit transdisziplinärem Anspruch entwickelt: die Ökologische<br />

Ökonomie. Sie betrachtet die Wirtschaft als Subsystem der Natur und thematisiert<br />

damit die ökologischen Existenzbedingungen des Wirtschaftens und deren Erhaltung.<br />

Natur wird nicht mehr nur als ein Pool von Ressourcen betrachtet, die möglichst<br />

effizient in Nutzen umgesetzt werden sollen. Die ökologische Ökonomie thematisiert<br />

vielmehr die Selbsterhaltung der Wirtschaft durch Erhalt der von der Natur erbrachten<br />

lebensnotwendigen Dienstleistungen (Versorgungs-, <strong>St</strong>abilisierungs-, Reinigungs-,<br />

Regenerations- und Schutzfunktionen).<br />

Ökologische Nachhaltigkeit wird als Voraussetzung ökonomischer Nachhaltigkeit ins<br />

Zentrum gerückt. Damit tritt die Frage der Bemessung, resp. Begrenzung und<br />

<strong>St</strong>euerung ökonomischer Aktivitäten unter natürlichen Restriktionen (carrying capacity)<br />

ins Zentrum der Betrachtung. 38 Eine stetige Expansion der Wirtschaft durch Wachstum<br />

der Bevölkerung und des Kapitals wird durch ökologische Ökonomen kritisch beurteilt<br />

und es werden Modelle einer materiell im Fliessgleichgewicht befindlichen Wirtschaft<br />

entwickelt.<br />

36<br />

Siehe Minsch, 1988, S. 121 – 141.<br />

37<br />

Siehe Heller, 1989, S. 138 – 162.<br />

38<br />

Siehe Constanza, 1997, S. 83 - 91.

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