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Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

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Kapitel 2: Zielsetzung und forschungsleitende Fragen 17<br />

Es stellt sich die Frage, inwiefern Ökobilanzen dazu herangezogen werden (können),<br />

ökologische Rationalität im Sinne von Rückbetroffenheit in der Gesellschaft zu<br />

erzeugen. In den Worten Luhmanns: „In dem Masse, als technische Eingriffe die Natur<br />

verändern und daraus Folgeprobleme für die Gesellschaft resultieren, wird man nicht<br />

weniger, sondern mehr Eingriffskompetenz entwickeln müssen, sie aber unter Kriterien<br />

praktizieren müssen, die die eigene Rückbetroffenheit einschliessen. Das Problem liegt<br />

nicht in der Kausalität, sondern in den Selektionskriterien. Die Frage, die daraus folgt,<br />

ist eine doppelte, nämlich: 1) reicht die technische Kompetenz aus für ein selektives<br />

Verhalten, das heisst: gibt sie uns genug Freiheit gegenüber der Natur Und (2) reicht<br />

die gesellschaftliche, das heisst kommunikative Kompetenz aus, um die Selektion<br />

operativ durchführen zu können“ 30<br />

Sind Ökobilanzen dazu geeignet, diese technische Kompetenz zur Selektion zu<br />

erzeugen Konkreter formuliert:<br />

Forschungsleitende Fragen aus Sicht der Systemtheorie:<br />

Können Ökobilanzen zur rationalen Codierung ökologischer Informationen in den<br />

gesellschaftlichen Funktionssystemen beitragen Wird durch Ökobilanzierung Rückbetroffenheit<br />

besser (korrekter, umfassender, einfacher oder schneller) in den<br />

jeweiligen Code eines Systems übersetzbar Oder entsteht mit der Ökobilanzierung<br />

gar ein eigenständiges, ökologisches Funktionssystem mit einem spezifischen Code<br />

und entsprechender Programmierung<br />

Werden konzeptionelle Elemente von Ökobilanzen –Zieldefinition, Systemgrenzen,<br />

Sachbilanz, Wirkungsanalyse, Gewichtung –in die Operationalisierung der jeweiligen<br />

Codes eingebaut Finden diese Elemente Eingang in Operationen des Rechts, der<br />

Politik oder der Wirtschaft<br />

Von besonderen Interesse erscheint uns die Frage, ob mit dem Projekt Ökobilanz nicht<br />

nur ökologische Rationalität innerhalb der bestehenden Funktionssysteme -wir konzentrieren<br />

unsere Analyse auf ökonomische Systeme -beeinflusst werden, sondern ob<br />

darüber hinaus ein eigenständiges, spezialisiertes Funktionssystems Ökologie mit<br />

einem binären Code umweltgerecht/umweltbelastend oder -unter Rückgriff auf den<br />

Oecologie-Begriff Haeckel's existenzsichernd/existenz-zerstörend führen könnte: Der<br />

Grüne <strong>St</strong>ein der Weisen als binär geschlossene Codierung –Ökobilanzierung als Programm<br />

seiner grundsätzlich offenen Programmierung.<br />

30<br />

Luhmann, 1990, S. 39.

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