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Claude Patrick Siegenthaler - Universität St.Gallen

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Kapitel 4: Phase der Differenzierung und Operationalisierung 101<br />

Es steht nun ein generisches, resp. universelles Rahmen-Konzept zur Verfügung,<br />

welches eine nachvollziehbare <strong>St</strong>rukturierung unterschiedlicher, als relevant erachteter<br />

Wirkungen und Schäden erlaubt. Und das seinem Wesen nach unterschiedliche<br />

Operationen oder <strong>St</strong>ufen begrifflich und modelltechnisch trennt.<br />

Dieser Rahmen ist nicht abschliessend bestimmt, sondern grundsätzlich offen für die<br />

Aufnahme neuer Wirkungen oder Schadenskonzepte. Er ist darüber hinaus geeignet<br />

sich weiter zu differenzieren und sich entsprechend dem jeweils zu erzielenden<br />

Konsens zu restrukturieren. Es entstand damit eine Landkarte der Meta-Wissenschaft<br />

Life Cycle Impact Assessment, in der die verfügbaren Modelle und Daten verortet<br />

werden können. Und in welcher Bruchstellen oder Inkonsistenzen zwischen den<br />

Modellen zur Beschreibung der Umweltveränderungen und denjenigen zur<br />

Beschreibungen von Schäden identifiziert und somit wissenschaftliche Arbeiten<br />

koordiniert, resp. aus der Perspektive beider Enden der Wirkungsmodellierung<br />

priorisiert werden können. 199<br />

Es liegt auf der Hand, dass solche Wirkungsmodelle bei aller Komplexität vereinfachte,<br />

letztlich konstruierte Zusammenhänge darstellen. Dennoch tragen sie ganz erheblich zu<br />

einem rationalen Verständnis von Umweltbelastungen bei, indem sie jenseits von lokalspezifischen<br />

Situationen, den Anwendenden einen aktuellen Erkenntnisstand der<br />

Umweltwissenschaften zur Verfügung stellen.<br />

Die Wirkungsanalyse ist damit grundsätzlich geeignet, das steigende Bedürfnis nach<br />

einer Komplexitätsreduktion bei Beurteilung umfangreicher Input-Output-Bilanzen durch<br />

eine Fokussierung auf das ökologisch Vordringliche zu befriedigen. Jedoch wurde damit<br />

das Komplexitätsproblem lediglich auf die Ebene der Umweltnaturwissenschaften<br />

transferiert: wer wirklich verstehen will, wie die Resultate der Wirkungsanalyse -<br />

insbesondere die Ergebnisse auf <strong>St</strong>ufe von endpoint indicators –zustande kommen,<br />

muss sich enorm anstrengen und über ein profundes naturwissenschaftliches Grundwissen<br />

verfügen!<br />

Die Wirkungsanalyse nimmt aber den Beurteilenden die Aufgabe einer subjektiven oder<br />

formalisierten Beurteilung ab. Sie verlagert jedoch diese Entscheidung von der Ebene<br />

der Sachbilanz auf die Ebene der Umweltveränderungen und/oder Schäden an<br />

Schutzielen. Diese Resultate sind jedoch -mit Ausnahme der Selektion eines einzigen<br />

Umweltveränderungs-Indikators - als Resultate immer mehrdimensional und damit<br />

muss der Anwendende zwischen verschiedenen Resultaten bezüglich Umweltveränderungspotentialen<br />

(Treibhauseffekt, Ozonschichtabbau, etc.) oder<br />

Schadenspotentialen (DALY, PDF, etc.) abwägen.<br />

Dies führt uns schliesslich zur Betrachtung der methodischen Entwicklung bezüglich der<br />

fünften und letzten kritischen Operation der Ökobilanzierung: der Gewichtung.<br />

199<br />

Siehe UNEP Life Cycle Initiative, 2003.

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