14.01.2015 Aufrufe

Rotavirus-Infektion

Rotavirus-Infektion

Rotavirus-Infektion

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Quelle: Michelle/bmp<br />

<strong>Rotavirus</strong>-<strong>Infektion</strong><br />

Die Crux mit den<br />

Impfstoffen<br />

von<br />

Dr. Eva A. Schulte<br />

Durchschnittlich<br />

wird eines von<br />

50 erkrankten<br />

Kindern stationär<br />

aufgenommen –<br />

damit ist das<br />

<strong>Rotavirus</strong> in Europa<br />

der Hauptgrund für<br />

Krankenhausaufenthalte<br />

bei Kindern<br />

unter fünf Jahren.<br />

Abb.1:<br />

Schematischer<br />

Aufbau eines <strong>Rotavirus</strong><br />

mit seinen<br />

für die Impfimmunisierung<br />

wichtigen viralen<br />

Proteinen (VP)<br />

des inneren und<br />

äußeren Kapsids<br />

Quelle:<br />

nach Cunliffe NA<br />

et al. Lancet (2002);<br />

359: 640-642<br />

Durchfallerkrankungen sind ein häufiges<br />

Krankheitsbild bei Neugeborenen und Kleinkindern.<br />

Hauptauslöser der pädiatrischen<br />

Gastroenteritiden ist das <strong>Rotavirus</strong>, das seinen<br />

Namen dem radähnlichen Aussehen seiner viralen<br />

Kapsidhülle unter dem Elektronenmikroskop<br />

verdankt (s. Abb. 1). Noch heute sterben<br />

jährlich weltweit etwa 700 000 Kinder an <strong>Rotavirus</strong>-bedingten,<br />

dehydrierenden Durchfallerkrankungen,<br />

davon 80 Prozent in den Ländern<br />

der sog. Dritten Welt [1]. Etwa zwei Millionen<br />

Krankenhauseinweisungen pro Jahr von Kindern<br />

der Altersgruppe unter fünf Jahren gehen<br />

auf das Konto dieses Vertreters der Reoviridae-Familie.<br />

Durchschnittlich wird eines von<br />

50 Kindern stationär aufgenommen – damit ist<br />

das <strong>Rotavirus</strong> in Europa sogar der Hauptgrund<br />

für Krankenhausaufenthalte bei Kindern dieser<br />

Altersgruppe. Für die USA wurde Anfang<br />

der 90er Jahre berechnet, dass diese stationären<br />

Behandlungen medizinische Kosten von<br />

274 Millionen US-Dollar jährlich verursachen<br />

und damit eine nicht unerhebliche Belastung<br />

für das Gesundheitssystem darstellen [2]. Die<br />

vor allem in den Entwicklungsländern besonders<br />

dramatische Situation liefert seit der<br />

Entdeckung der Rotaviren 1973 durch Bishop<br />

und Kollegen die Motivation für Medizin und<br />

Wissenschaft, nach einem erfolgreichen Schutz<br />

gegen die Rotaviren zu forschen – eine Suche,<br />

die jetzt mit der Marktreife zweier Impfstoffe<br />

nach zum Teil herben Rückschlägen endlich zu<br />

einem Erfolg zu kommen scheint. Gründe für<br />

die nicht unerheblichen Schwierigkeiten bei der<br />

Impfstoffentwicklung sind vor allem in der geographischen<br />

und zeitlichen Fluktuation unterschiedlicher<br />

<strong>Rotavirus</strong>-Serotypen in der ganzen<br />

Welt zu suchen.<br />

Diversität der Virus-Serotypen<br />

bereitet Probleme<br />

Bei dem <strong>Rotavirus</strong> handelt es sich um ein nacktes<br />

RNA-Virus, das neben dem Menschen auch<br />

in anderen Säugetierspezies wie Schwein, Kuh<br />

und Schaf vorkommt [3]. Sieben Gruppen von


11<br />

Rotaviren sind bekannt, von denen die Gruppe<br />

A-Rotaviren die bei weitem bedeutendste<br />

für pädiatrische Gastroenteritiden ist. Das<br />

<strong>Rotavirus</strong>-Genom besteht aus elf Segmenten<br />

doppelsträngiger RNA, das im Inneren eines<br />

dreiwandigen Viruspartikels aufbewahrt wird.<br />

Die äußere Kapsidhülle enthält zwei neutralisierende<br />

Antigene VP7 und VP4, die entsprechend<br />

die Serotypen G (von Glykoprotein) und<br />

P (von Proteasen-sensitives Protein) ausmachen.<br />

Mittlerweile sind jeweils über 14 G- und<br />

P-Serotypen bekannt. VP4-Proteine ragen wie<br />

Stachel aus der Kapsidhülle und sind für das<br />

Andocken der Viruspartikel an die Zellen des<br />

Dünndarms verantwortlich, während VP7 eine<br />

entscheidende Rolle in der Virus-Entwicklung<br />

spielt. Da VP4 und VP7 auf unterschiedlichen<br />

Segmenten des viralen Genoms kodiert sind, ist<br />

mit deren Rekombination das Auftreten neuer<br />

rotaviraler Serotypen in der Bevölkerung zu<br />

erklären. Glücklicherweise ist nur eine sehr begrenzte<br />

Anzahl von Serotypen an der Mehrzahl<br />

der <strong>Infektion</strong>en weltweit beteiligt (s. Abb. 2).<br />

Demnach sind Rotaviren der Serotypen G1, G2,<br />

G3 und G4 für mehr als 80 Prozent aller vorkommenden,<br />

von Rotaviren verursachten pädiatrischen<br />

Durchfallerkrankungen verantwortlich,<br />

wobei allein G1 bereits 50 Prozent ausmacht.<br />

Bei den P-Serotypen sind P4 und P8 die bei<br />

weitem häufigsten. Allerdings gibt es auch einige<br />

Besonderheiten. So geht der Serotyp G9 auf<br />

eine Vorläuferform zurück, die in den 80er Jahren<br />

letztmals epidemiologisch registriert wurde.<br />

Erst Mitte der 90er Jahre tauchte ein <strong>Rotavirus</strong><br />

dieses Serotyps wieder auf und mittlerweile<br />

hat sich G9 unter den Top 5 der am häufigsten<br />

auftretenden Serotypen für <strong>Rotavirus</strong>-bedingte<br />

Diarrhoen etabliert. Neben zeitlichen Fluktuationen<br />

werden auch geographische Unterschiede<br />

beobachtet. So kommen bestimmte G5-Stämme<br />

besonders oft in Brasilien [4] und einige G8-<strong>Rotavirus</strong>-Stämme<br />

vermehrt in Malawi und Nigeria<br />

vor [5]. Analoge Entwicklungen werden<br />

auch für die P-Serotypen beobachtet. So breitet<br />

sich P6 immer weiter aus und scheint andere P-<br />

Serotypen zu verdrängen. Etwa ein Drittel aller<br />

Kinder in Afrika tragen P6-<strong>Rotavirus</strong>-Serotypen.<br />

Diese geographische Diversität erschwert<br />

die Arbeit der Forscher an einer umfassenden<br />

Therapie oder Impfung erheblich.<br />

Rotaviren sind „demokratisch“<br />

Darüber hinaus sind Rotaviren hoch virulent<br />

und resistent gegenüber ihrer Umwelt und<br />

verbreiten sich schnell fäkal-oral vor allem<br />

in Bereichen mit dichter Bevölkerung oder<br />

schlechten bzw. schwierigen hygienischen Bedingungen<br />

[6]. Davon sind durchaus nicht nur<br />

Entwicklungsländer oder deren medizinische<br />

Einrichtungen betroffen, sondern auch die Industrienationen<br />

mit ihren vermeintlich besseren<br />

hygienischen Standards. Eine Tatsache, die<br />

den Rotaviren den Beinamen „demokratisch“<br />

eingebracht hat, da sie wenig diskriminierend<br />

die gesamte Weltbevölkerung infizieren und<br />

selbst fortschrittlichen Desinfektionskampagnen<br />

trotzen können. Schätzungen gehen davon<br />

aus, dass weltweit jedes Kind bis zu seinem<br />

dritten Lebensjahr mindestens eine <strong>Rotavirus</strong>-<br />

<strong>Infektion</strong> durchmacht [7].<br />

Bei einer solchen <strong>Infektion</strong> befallen die Rotaviren<br />

die Epithelzellen der Darmzotten im<br />

Dünndarm, in deren Zytoplasma sie sich schnell<br />

vermehren. Bei der Freisetzung der neuen Viruspartikel<br />

werden die Zellen zerstört, so dass<br />

die Darmzotten ihrer eigentlichen Aufgabe der<br />

Flüssigkeits- und Nährstoffabsorbtion nicht<br />

mehr nachkommen können. Resultat ist ein<br />

wässriger Durchfall, der häufig aufgrund einer<br />

sekundären Immunreaktion auch von Kopfschmerzen,<br />

Fieber, Übelkeit und Erbrechen begleitet<br />

wird. Allerdings wurde bei wiederholter<br />

<strong>Infektion</strong> mit Rotaviren eine Abschwächung<br />

des Krankheitsverlaufs bis hin zum asymptomatischen<br />

Verlauf beobachtet. Betroffene<br />

Kinder werden je nach Schweregrad, Begleitsymptomen<br />

und Alter entweder oral, intravenös<br />

oder subkutan mit Flüssigkeit versorgt, um<br />

einer Dehydrierung vorzubeugen. Standard für<br />

eine orale Therapie ist dabei eine von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) empfohlene<br />

isotonische Salzlösung mit Glukose, die in Entwicklungsländern<br />

auch von Reiswasser ersetzt<br />

wird. Bei intravenösen Behandlungen kommt<br />

in der Regel eine Ringer-Lösung zum Einsatz.<br />

Direkte antivirale Therapien gegen die auslö-<br />

Serotypen sind<br />

typenspezifische<br />

Antigenmuster,<br />

anhand derer Viren<br />

oder Mikroorganismen<br />

identifizierbar<br />

sind.<br />

Abb. 2:<br />

Relative Häufigkeit<br />

der G-Serotypen<br />

weltweit<br />

(modifiziert nach [3])<br />

Rotaviren


12<br />

Rotaviren<br />

senden Rotaviren befinden sich derzeit noch in<br />

der Entwicklung [6].<br />

Erste Impfversuche<br />

Aufstieg und Fall von RotaShield ®<br />

Bereits im Jahr 1998 war in den USA ein präventiver<br />

Impfstoff gegen Rotaviren auf den Markt<br />

gekommen und konsequent in das Routineimpfprogramm<br />

für Säuglinge und Kleinkinder<br />

integriert worden. Bei RotaShield ® handelte es<br />

sich um einen tetravalenten attenuierten Lebensimpfstoff,<br />

der auf einen <strong>Rotavirus</strong>-Stamm von<br />

Menschenaffen zurückging. RotaShield ® hatte<br />

seine Wirksamkeit und Sicherheit in zahlreichen<br />

klinischen Studien in den USA, Finnland und<br />

Venezuela bewiesen. Innerhalb kürzester Zeit<br />

hatten mehr als eine Millionen Kinder in den<br />

USA zumindest eine Dosis RotaShield ® erhalten.<br />

Neben den bereits in den klinischen Studien<br />

aufgetretenen Nebenwirkungen, wie leichtem<br />

Fieber, traten bei einigen wenigen Kindern<br />

Darmverschlüsse aufgrund von Darminvaginationen<br />

(syn. Intussuszeptionen) innerhalb einer<br />

Woche nach Vakzinierung auf. Auch bei den<br />

klinischen Studien waren einige Fälle beobachtet<br />

worden, allerdings waren es zu wenige, um auf<br />

einen kausalen Zusammenhang zwischen der<br />

RotaShield ® -Vakzinierung und Darminvaginationen<br />

zu schließen. Erst nachträgliche Analysen<br />

an der nach der Einführung des Impfstoffs sehr<br />

viel größeren Kohorte von Kindern brachten zu<br />

Tage, dass Rota-Shield ® in einem von 11 000 Fällen<br />

Darminvaginationen auslöst. Dabei war das<br />

Risiko bei Kindern am höchsten, bei denen die<br />

Impfung erst nach dem Erreichen des dritten<br />

Lebensmonats durchgeführt wurde [10]. Diese<br />

Ergebnisse bewirkten, dass RotaShield ® nur neun<br />

Monate nach seiner Einführung auf Anraten des<br />

Advisory Committees on Immunization Practices<br />

vom US-Markt zurückgezogen wurde und dass<br />

klinische Sicherheitsprüfungen der nachfolgenden<br />

Impfstoffgenerationen an deutlich größeren<br />

Prüfgruppen durchgeführt werden müssen.<br />

Weit größere Fortschritte und Erfolge wurden<br />

auf dem Gebiet der präventiven Impfstoffe erzielt.<br />

Allerdings nicht ohne einige empfindliche<br />

Rückschläge, wie die Geschichte des bereits<br />

Ende der 90er Jahre in den USA zugelassenen<br />

Impfstoffs RotaShield ® belegt (s. Kasten). Nun<br />

steht aber in der nahen Zukunft mit der Zulassung<br />

der zwei Impfstoffe RotaTeq ® und Rotarix<br />

® in den USA und Europa der zweite Anlauf<br />

für eine <strong>Rotavirus</strong>-Vakzinierung unmittelbar<br />

bevor.<br />

Ausgangspunkt der <strong>Rotavirus</strong>-Impfentwicklung<br />

war die Beobachtung, dass menschliche<br />

und tierische Rotaviren über die gleichen Antigene<br />

verfügen. Damit konnten tierische Rotaviren<br />

Menschen zwar infizieren, Erkrankungen<br />

wurden allerdings nicht beobachtet. Deshalb<br />

wurden die ersten <strong>Rotavirus</strong>-Vakzine, RIT 4237<br />

und WC3, von bovinen Virusstämmen entwickelt<br />

[8]. Ihnen folgte unmittelbar ein weiterer<br />

Kandidat, RRV (engl. rhesus rotavirus, in älterer<br />

Literatur auch MMU-18006), der von einem<br />

Rhesusaffen-Stamm abstammte und sich gegen<br />

den G3 <strong>Rotavirus</strong>-Serotyp richtete. Alle drei<br />

Impfstoffe erwiesen sich in Tests als sicher, versagten<br />

aber bei Wirksamkeitsstudien, besonders<br />

in Ländern der Dritten Welt, in denen vermehrt<br />

andere <strong>Rotavirus</strong>-Serotypen auftraten. So variierte<br />

z.B. der Schutz gegen Rotaviren-bedingte<br />

Durchfallerkrankungen bei RIT 4237 und WC3<br />

zwischen 0 und 76 Prozent. Ausgehend von<br />

diesen Schwierigkeiten, wurde das Wirkspektrum<br />

von WC3 und RRV dahingehend erweitert,<br />

dass beide Impfkandidaten Gensegmente<br />

enthielten, die gegen mehr als einen <strong>Rotavirus</strong>-<br />

Serotypen immunisierten.<br />

Erfolg im zweiten Anlauf<br />

Aus den so entstandenen polyvalenten Impfkandidaten<br />

entwickelten sich in den nächsten<br />

Jahren das tetravalente RotaShield ® (aus RRV)<br />

und das pentavalente RotaTeq ® (aus WC3), an<br />

das sich nun nach dem Scheitern von Rota-<br />

Shield ® besonders hohe Erwartungen knüpfen.<br />

RotaTeq ® hat in der großen, multinationalen<br />

REST-Studie mit mehr als 70 000 Kindern das<br />

Vorkommen von <strong>Rotavirus</strong>-Gastroenteritiden<br />

mit schwerem Verlauf um bis zu 98 Prozent<br />

verringert. Gleichzeitig konnte auch die Anzahl<br />

der damit verbundenen Krankenhauseinweisungen<br />

um 96 Prozent und die der Notfallbehandlungen<br />

um 94 Prozent verringert werden<br />

[9]. RotaTeq ® ist gegen die Serotypen G1, G2,<br />

G3, G4 und P1 wirksam. Bei Rotarix ® , dem<br />

zweiten Hoffnungsträger, der bereits seit Januar<br />

2005 mit gutem Erfolg in Mexiko eingesetzt<br />

wird, handelt es sich um einen monovalenten<br />

Impfstoff, der auf einen <strong>Rotavirus</strong>-Stamm eines<br />

Neugeborenen zurückgeht. Rotarix ® hat seine<br />

Wirksamkeit in mehreren großen klinischen<br />

Studien in Lateinamerika mit 85 Prozent gegen<br />

schwere <strong>Rotavirus</strong>-bedingte Durchfallerkran-


13<br />

Impfstoffkandidat Impfstofftyp Stand der Forschung Bemerkungen<br />

LLR Virusstamm vom Lamm wird bewertet in China im Einsatz; es liegen keine Erkenntnisse<br />

aus klinischen Studien vor<br />

I321 und 116E<br />

RV3<br />

UK<br />

Virusstamm von Neugeborenen<br />

Virusstamm von Neugeborenen<br />

polyvalenter Impfstoff von<br />

einem bovinen Stamm<br />

wird bewertet<br />

wird bewertet<br />

wird bewertet<br />

Indien<br />

Australien<br />

UK<br />

Rotaviren<br />

89-12/RIX-4414<br />

(Rotarix ® )<br />

WC3-PV<br />

(RotaTeq ® )<br />

Virusstamm von Neugeborenen<br />

pentavalenter Impfstoff<br />

von einem bovinen<br />

Virusstamm<br />

kungen bewiesen. Dabei zeigte sich, dass der<br />

monovalente Impfstoff nicht nur gegen den<br />

direkten Serotyp G1 wirksam ist, sondern auch<br />

einen 75-prozentigen Schutz gegen andere <strong>Rotavirus</strong>-Stämme<br />

der Serotypen G2, G3 und G9<br />

lieferte. Außerhalb von Europa und den USA ist<br />

in China bereits ein <strong>Rotavirus</strong>-Vakzin auf dem<br />

Markt, das aus einem von Lämmern isolierten<br />

Stamm entwickelt wurde. Da dieses Vakzin nie<br />

in einem nach europäischen bzw. US-amerikanischen<br />

Standards kontrollierten klinischen Test<br />

evaluiert wurde, wird es in absehbarer Zeit aus<br />

verständlichen Gründen nicht auf diesen Märkten<br />

zur Verfügung stehen. Weitere interessante<br />

Forschungen auf dem Gebiet der <strong>Rotavirus</strong>-<br />

Vakzine sind in Tabelle 1 zusammengefasst.<br />

Nach ernüchternden Erfahrungen mit RotaShield<br />

® versprechen sich Mediziner und Forscher<br />

nun aufgrund der weitaus größer angelegten<br />

klinischen Studien bessere Erfolge und<br />

umfassendere Sicherheit für RotaTeq ® und Rotarix<br />

® . Da allerdings keiner dieser beiden Impfstoffe<br />

bis jetzt großflächig in den Entwicklungsländern<br />

Afrikas oder des asiatischen Raums<br />

getestet wurde, besteht auch hier die Gefahr<br />

einer stark verminderten Wirksamkeit, wie es<br />

bereits bei WC3 und RRV beobachtet wurde [6].<br />

Außerdem wird befürchtet, dass, selbst bei guter<br />

Wirksamkeit gegen speziell in den Ländern<br />

der Dritten Welt auftretende Serotypen, diese<br />

beiden Impfpräparate zu kostspielig für umfassende<br />

Impfkampagnen in diesen Ländern sein<br />

werden. Zusätzlich befürchten Epidemiologen,<br />

dass das Ausschalten der derzeit häufigsten <strong>Rotavirus</strong>-Serotypen<br />

Raum für die bis jetzt nur selten<br />

vorkommenden <strong>Rotavirus</strong>-Gruppen schaffen<br />

könnte und sich als Resultat „Exoten“ oder<br />

nur sehr lokal vorkommende Serotypen wie G5<br />

eingeführt<br />

Zulassungsverfahren<br />

läuft für USA und<br />

Europa<br />

oder G6 weltweit ausbreiten könnten [3]. Dies<br />

würde eine konstante Anpassung der Impfsera<br />

an die jeweils vorherrschenden <strong>Rotavirus</strong>-Serotypen<br />

in der Zukunft bedeuten. Trotz dieser<br />

möglichen Schwierigkeiten wird die Marktreife<br />

von RotaTeq ® und Rotarix ® jedoch allgemein als<br />

Schritt in die richtige Richtung begrüßt.<br />

Literatur<br />

1. Bryce J et al.: WHO estimates of the causes of death in<br />

children. Lancet. 2005; 365: 1147-52<br />

2. Parashar UD et al.: Hospitalizations associated with<br />

rotavirus diarrhea in the United States, 1993 through<br />

1995: surveillance based on the new ICD-9-CM rotavirus-specific<br />

diagnostic code. J Infect Dis. 1998; 177: 13-7<br />

3. Cunliffe NA, Nakagomi O: A critical time for rotavirus<br />

vaccines: a review. Expert Rev Vaccines. 2005; 4:<br />

521-32<br />

4. Gouvea V, Santos N: <strong>Rotavirus</strong> serotype G5: an emerging<br />

cause of epidemic childhood diarrhea. Vaccine.<br />

1999; 17: 1291-2<br />

5. Adah MI et al.: Close relationship between G8-serotype<br />

bovine and human rotaviruses isolated in Nigeria. J<br />

Clin Microbiol. 2003; 41: 3945-50<br />

6. Desselberger U: <strong>Rotavirus</strong> Infections. Guidelines for<br />

treatment and prevention. Drugs 1999; 58: 447-452<br />

7. Parashar DU et al.: Global illness and deaths caused<br />

by rotavirus disease in children. Emerg Infect Dis. 2003;<br />

9: 565-72<br />

8. Ward RL: <strong>Rotavirus</strong> vaccines: is the second time the<br />

charm Curr Opin Investig Drugs. 2005; 6: 798-803<br />

9. Ruiz-Palacios GM et al.: Safety and efficacy of an attenuated<br />

vaccine against severe rotavirus gastroenteritis.<br />

N Engl J Med. 2006; 354: 11-22<br />

10. Glass RI et al.: The future of rotavirus vaccines: a<br />

major setback leads to new opportunities. Lancet. 2004;<br />

363: 1547-50<br />

Tab.: 1<br />

Übersicht über die<br />

Impfstoffe und<br />

Impfstoffkandidaten<br />

gegen Rotaviren<br />

(modifiziert nach [8])<br />

Weiterführende<br />

Informationen:<br />

www.rotavirusvaccine.org

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!