April 2012: Gotteshaus - Gottes Haus? - Unterschleissheim ...

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15 Jahre Maria-Magdalena-Haus – In diesem Sommer war es soweit: Nach längerer Planungsphase und Überwindung einiger Hürden konnte die Photovoltaik-Anlage ans Netz gehen – der Beitrag unserer Gemeinde für umweltverträgliche Energieversorgung. Mit den insgesamt 192 Modulen (ca. 314 Quadratmeter Fläche), die auf dem Dach des Gemeindehauses und des Gottesdienstraums montiert wurden, konnten bis Mitte Oktober bereits über 15.000 Kilowattstunden ins Stromnetz eingespeist werden.Die Investition der Anlage (Nennleistung 43,2 KWp) wird mithilfe eines Darlehens der Landeskirche mit zehn Jahren Laufzeit finanziert. Die Module wurden von der Firma MAGE Powertec, die Wechselrichter von der Firma Solutronic geliefert, beides deutsche Hersteller.Im Zuge der Installationsarbeiten wurde außerdem die Blitzschutzanlage des Gebäudes erweitert.In guter Nachbarschaft mit den Anwohnern findet unter dem Dach des Maria-Magdalena-Haus seit nunmehr 15 Jahren reges Gemeindeleben statt: Im Gottesdienstraum wird an jedem ersten Sonntag im Monat und an bestimmten Feiertagen Gottesdienst gefeiert. Verschiedene Arbeitskreise nutzen den Gemeindesaal oder den kleineren Besprechungsraum. Beide Räume werden auch z.B. für Seminare oder private Feiern vermietet.Pfarrer Thomas Lotz, Diakon Peter Braun sowie Gabriele Hartinger, die die Kindertagesstätten verwaltet, haben im Haus ihre und die ersten 15.000 Kilowattstunden Strom von der Sonne: Im Jubiläumsjahr geht die Photovoltaik-Anlage in Betrieb Foto: Ferdinand Kauppert Büros. Für die Jugendarbeit sind Räume im 1. Stock zur Verfügung gestellt, und auch das Freiwilligenprojekt „Zeitgeister“ hat hier sein Zuhause, dazu einige Gastgruppen.Verbunden durch einen schönen Innenhof ist der Kindergarten „Hollerbusch“ im gegenüberliegenden Flügel beheimatet, in dem 75 Kinder von derzeit 9 pädagogischen Mitarbeiterinnen betreut werden. Viele Gemeindemitglieder haben die Entwicklungsgeschichte des Hauses noch in Erinnerung: Bedingt durch die rasante Bevölkerungsentwicklung begann bereits Ende der 1980er Jahre die Planung für einen „Gemeindestützpunkt“, um den Gemeindemitgliedern im Pfarrbezirk Unterschleißheim-West Räumlichkeiten für das Gemeindeleben zu bieten und das Genezareth- Haus zu entlasten. So manche Hürde in der Realisierung war zu überwinden, bis Ende 1996 das Maria- Magdalena-Hauses durch Dekan Dr. Helmut Ruhwandl festlich eingeweiht wurde.Am 6. November wurde das kleine Jubiläum im Gottesdienst und bei einem anschließenden Kirchcafé begangen, das der Förderverein veranstaltete – auch eine regelmäßige Veranstaltung im Maria-Magdalena-Haus. Dabei wurde auch die Photovoltaik-Anlage offiziell eingeweiht. Ulrike Tangermann-Hübner Sie möchten ein privates Fest im Maria-Magdalena- Haus feiern? Sie planen eine Veranstaltung und suchen schöne, moderne Räume in S-Bahn-Nähe? Wenden Sie sich bitte an Pfarrer Thomas Lotz bzgl. Konditionen und freie Termine: Tel. 31 78 14-11, E-Mail pfarrer.lotz@web.de. 10 Titelthema Vielseitig Dezember 2011 - April 2012
„… und hatten keinen Raum…“ Gedanken zum Thema „Gottes-Haus“ „Das war unsere Kirche, hier!“ Mühsam erhebt sich der alte Mann, greift auf das Regal und reicht mir einen Bilderrahmen herunter. 40 Jahre ist es schon her, dass er sein Heimatdorf in Siebenbürgen verlassen hat und hier lebt. Aber es ist immer noch „seine“ Kirche, dieses schlichte kleine Gotteshaus auf dem vergilbtem Foto. Ich spüre, wie viel ihm dieser Anblick bedeutet, wie ihn in diesem Moment die Erinnerungen packen. Aber hier in Deutschland gibt es doch auch schöne Kirchen?! Ja, er hat die Kirche seines neuen Wohnorts ein paar Mal aufgesucht. Aber das ist nicht „seine“, deshalb geht er schon lange nicht mehr hin. Seit er nicht mehr in seinem Dorf wohnt, ist ihm Gott ferner gerückt, sagt er. Dort war der Glaube einfach und selbstverständlich. Man ging zur Kirche, und Gott war da. Dann aber ging dieser Mann weg, und mit ihm viele andere auch. Gott jedoch ist sozusagen zurück geblieben in diesem fernen Kirchenraum, der längst keine Gemeinde mehr hat, die in ihm Gottesdienst feiern würde. Wohnt Gott? Wohnt Gott nun in dieser Kirche, bis sie eines Tages zusammenfällt? Wohnt er überhaupt? Die Bibel hat darauf ganz unterschiedliche Antworten. Abraham oder Jakob würden diesen alten Mann nicht verstehen können. Für sie ist ihr Gott ein Gott, der immer mitgeht, wohin ihr Weg auch führt. Er spricht zu ihnen, er erscheint ihnen manchmal, aber er braucht dazu keinen gesonderten Raum, kein Gottes-Haus. Sein Raum ist, wenn schon, der offene Himmel. Das ändert sich erst, als die Israeliten sesshaft geworden sind und König Salomo in Jerusalem den ersten Tempel bauen läßt. Ein gewaltiges Gottes-Haus, das die Macht und Vielseitig Dezember 2011 - April 2012 Schönheit seines Bewohners sichtbar werden lassen soll, für die Gläubigen ebenso wie für die Feinde mit ihren Göttern. Als dieser Tempel von den Babyloniern dem Erdboden gleich gemacht wird, ist die Katastrophe perfekt: Gott ist weg. Doch längst haben die Propheten darauf hingewiesen, dass im Tempel auch viel Schindluder getrieben wurde im Namen Gottes. Eine Kritik, die später Jesus kurz vor seiner Verhaftung aufnimmt. Da steht längst wieder ein Tempel in Jerusalem, aber nicht mehr lang – die Römer werden ihn bald zerstören. Für die Juden gibt es seitdem keine Gottes-Häuser mehr; ihre Synagogen sind Versammlungsräume, aber nicht ein besonderer Ort für die Begegnung mit Gott, es sei denn im Hören auf das Gotteswort, das dort vorgelesen wird, und im Gebet. Solche Verinnerlichung prägt auch das junge Christentum. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? schreibt Paulus nach Korinth. Mit anderen Worten: Jeder Christ ist ein Gotteshaus. Dann braucht es keine Gotteshäuser mehr, die die Christen damals sowieso nicht hatten. Paulus weiß eben noch gut, dass der, den sie für den Sohn Gottes ansehen, ein Wanderprediger war, der von sich sagte: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Jesus – hast du kein Zuhause? Und so ist es ja schon von Anfang an mit Jesus. Als der Sohn Gottes geboren werden soll, heißt es: Sie hatten keinen Raum in der Herberge. So kommt er in einem Stall zur Welt, hat eine Krippe als erste Wiege. Die Weisen aus dem Morgenland können es kaum glauben – sie hatten den Gottessohn natürlich da gesucht, wo so einer doch hingehört: in der Hauptstadt, im Palast. Eben an dem Ort, der für so einen einzig angemessen und passend wäre. Doch der Sohn Gottes kommt gerade da zur Welt, wo er nicht hingehört. Im Stall zeigt sich Gott, während zugleich der Kult im Tempel ins Leere läuft. Aber nicht mal im Stall kann er sich zu Hause fühlen, denn schon suchen die Soldaten des Herodes nach ihm. Flucht, Unterwegs sein, kein Zuhause haben – das gehört zu Gott dazu, wie oft zum Menschsein. Wo wohnt Gott? Wenn wir ihn in einem Kirchenraum suchen, dann deshalb, weil wir das so brauchen. Weil wir Sesshaften auch ihm seinen Ort geben möchten, weil er ein Zuhause haben soll, wo wir wir ihn besuchen können, zum Beispiel an Weihnachten. Einen solches Gottes-Haus zu schätzen und zu lieben, wie es der alte Mann tut, das ist etwas sehr Menschliches. Nur einsperren sollten wir Gott dort nicht, mit unseren Erwartungen, die bloß an unserer eigenen Existenz Maß nehmen. Nein, einen festen Wohnsitz hat Gott nicht, und das ist sehr gut so! Thomas Lotz Titelthema 11
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