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Kurt Luger Welterbemanagement und Kulturtourismus

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<strong>Kurt</strong> <strong>Luger</strong><br />

<strong>Welterbemanagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Kulturtourismus</strong>


UNESCO-Lehrstuhl “Kulturelles Erbe <strong>und</strong> Tourismus”<br />

Welterbe – Konvention zum Schutz des Kultur- <strong>und</strong> Naturerbes der<br />

Welt von 1972 (A: 1992; D: 1976)<br />

Immaterielles Kulturerbe – UNESCO-Übereinkommen zur<br />

Erhaltung des immateriellen Kulturerbes von 2003 (A: 2009; D:--)<br />

Erklärung der UNESCO über kulturelle Vielfalt von 2001


962 Welterbestätten, davon sind 745 Kulturerbe,<br />

188 Naturerbe, 29 gemischte Welterbestätten in<br />

157 Ländern


Durch die Erhebung zum Welterbe wird ein profaner<br />

Ort zu einem sakralisierten Raum – durch die kulturelle<br />

Bedeutungszuweisung zu etwas “Heiligem”, zu “einer<br />

Realität, die nicht von dieser Welt ist”.<br />

Datang Lotus Garden, Xi‘an


Das Welterbe schafft einen festen Punkt, ein Zentrum oder eine<br />

Weltachse – „wer einen Raum ordnet, wiederholt das exemplarische<br />

Werk der Götter“. (Mircia Eliade)<br />

Macchu Picchu, Peru


Nepals<br />

Reichtum<br />

Welterbe-Erfahrung ermöglicht, sich als Teil eines größeren Ganzen zu<br />

sehen, weil die Besucher mit zeitübergreifenden Ordnungen in<br />

Berührung kommen – es gibt eine Sehnsucht nach dem Kosmischen in<br />

unserer entsakralisierten Welt! Sagarmatha Nationalpark, Nepal


Angkor, Kambodscha<br />

Profane Pilgerschaft – die als Welterbe sakralisierten Orte mit<br />

eigenen Sinnen zu erfahren ist der Hauptgr<strong>und</strong>, weshalb Touristen<br />

tausende Meilen reisen <strong>und</strong> h<strong>und</strong>erte von Stufen erklimmen.


Luang Prabang, Laos<br />

Respektvolle Annäherung an das Welterbe


No. of Visitors (100,000s)<br />

Revenue (million USD)<br />

Tourismusdaten<br />

Luang Prabang, Laos<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Quelle: PTD LP 2008,<br />

2010; Eigene Erhebungen<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

1<br />

100<br />

0<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

Year


No. of Visitors (100,000s)<br />

Revenue (million USD)<br />

Tourismusdaten<br />

Angkor, Kambodscha<br />

Quelle: Cambodia Ministry of Tourism,<br />

2006/Heritage Centre Paris, Art Petersen<br />

8<br />

700<br />

7<br />

600<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

Year


Wie viele Touristen kann eine Welterbestätte vertragen,<br />

absorbieren, ohne der Qualität des Erlebnisses oder der<br />

Einrichtung selbst zu schaden<br />

Angkor, Kambodscha


Heritage – Welterbe – Kulturerbe<br />

Eine fragile nicht erneuerbare Ressource die des Schutzes bedarf, um<br />

ihren einzigartigen Charakter auch für kommende Generationen zu<br />

erhalten. Die Gefährdung betrifft tangible wie intangible Schätze, jene<br />

in Entwicklungsgesellschaften sind am meisten bedroht.<br />

Die Gefährdungslagen sind vielfältig, eine davon ist die unkontrollierte<br />

Tourismusentwicklung.


Zielkonflikt<br />

Heritage – was von Generation zu Generation<br />

weitergegeben wird;<br />

zugr<strong>und</strong>e liegendes Prinzip: Schutz bzw. Erhaltung.<br />

Tourismus – postmodernes Konzept mobiler Freizeit;<br />

zugr<strong>und</strong>e liegendes Prinzip: Verbrauch bzw. Konsum.


Forschungsprojekt<br />

Benchmarking World<br />

Heritage and Tourism<br />

• vergleichende, auf<br />

Indikatoren basierte<br />

Qualitätsbeurteilung von<br />

Welterberegionen<br />

• Rolle des Tourismus im<br />

Hinblick auf die Erhaltung<br />

der Welterbestätten<br />

• Governance-Modell für<br />

Welterbe- <strong>und</strong><br />

Tourismusmanagement<br />

15


Arbeitshypothese:<br />

Eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Regionalentwicklung leistet<br />

einen wesentlichen Beitrag zum Schutz des Welterbes <strong>und</strong> zur<br />

Verankerung eines verträglichen Kultur- <strong>und</strong> Naturtourismus.


Was heißt Nachhaltigkeit auf den Tourismus bezogen<br />

langfristig möglich – weil Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung aller<br />

Ressourcen schonend betrieben wird<br />

kulturell verträglich – Respekt gegenüber den lokalen<br />

Konventionen <strong>und</strong> Riten, Verzicht auf ausbeutende<br />

Kommerzialisierung, Anpassung an ortsübliche Standards<br />

sozial ausgewogen – Nutzen <strong>und</strong> Nachteile gleichermaßen<br />

gestreut, Vermeidung von regionalen Disparitäten, Einheimische<br />

sind in die Entscheidungen eingeb<strong>und</strong>en<br />

ökologisch tragfähig – möglichst geringer Druck auf Umwelt,<br />

Vermeidung von Schädigungen der Biodiversität<br />

wirtschaftlich sinnvoll <strong>und</strong> ergiebig – profitables Geschäft für die<br />

lokale bzw. nationale Ökonomie, Schaffung von Einkommen für die<br />

einheimische Bevölkerung


Sagarmatha<br />

(Mount Everest)<br />

National Park<br />

seit 1976<br />

UNESCO<br />

Weltnaturerbe<br />

seit 1979


Nature Heritage – Mountain Regions<br />

Source: World Nature Forum<br />

Switzerland, Internal Report<br />

Benchmarking World Heritage<br />

and Tourism, 2011


Tourismus<br />

bringt v. a.<br />

dann Vorteile,<br />

wenn er<br />

sorgfältig<br />

geplant <strong>und</strong><br />

aufgebaut wird<br />

Einkommen<br />

Beschäftigung<br />

für Einheimische<br />

Vermindert<br />

Migration<br />

Fördert Identität<br />

Eco Himal Culture Program<br />

Hilft beim Schutz<br />

der Biodiversität


Implementierung eines Müllentsorgungskonzepts für die gesamte<br />

Region, ein Projekt der Entwicklungskommunikation


Lager von leeren Sauerstoffflaschen am South Col, 8000 m


Etwa 205 Tonnen Plastikmüll, 30 Tonnen Metallmüll, eine Tonne<br />

Glasflaschen, 2100 gebrauchte Sauerstoffflaschen warten im<br />

Nationalpark auf ihre Entsorgung.


Information für die Einheimischen in den 15 Dörfern <strong>und</strong> für<br />

Trekkingbegleiter, für Träger, die Lodgebesitzer, die Beschäftigten<br />

im Tourismus wie für die Touristen selbst.<br />

Zielsetzung: Zero Waste-Management


Schutz <strong>und</strong> Erhaltung der einzigartigen Biodiversität –<br />

Zielsetzung der Welterbe-Konvention


Regionalentwicklung<br />

mit Bezug auf das<br />

Welterbe<br />

Kulturlandschaft<br />

Hallstatt-Dachstein/<br />

Salzkammergut


Weiterentwicklung von naturnahen bzw. den Gegebenheiten<br />

angepassten Tourismusformen<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen in Verbindung mit dem<br />

kulturellen Erbe, regionstypisches Handwerk<br />

Erhaltung der Eigenart <strong>und</strong> Schönheit des als Welterbe<br />

ausgezeichneten Gebietes


Bewahrung der natürlichen <strong>und</strong> naturnahen Ökosysteme in<br />

ihrer gesamten Vielfalt für die gegenwärtige <strong>und</strong> die<br />

zukünftigen Generationen, Bewußtseinsbildung<br />

Pflege <strong>und</strong> Weiterentwicklung der von Menschen geprägten<br />

Landschaften <strong>und</strong> kulturellen Traditionen<br />

Nachhaltige Nutzung der Region als Erholungs- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsraum


大 雁 塔 广 场<br />

The Big Wild Goose Pagoda Square, Xi’an<br />

Großer Bedarf an gesetzlichen Rahmenbedingungen um<br />

Zerstörung oder Missbrauch des Erbes zu vermeiden


Salzburger Nachrichten vom 30.6.2012


Umsatz Einzelhandel<br />

in Welterbezone (2009) € 236 Mio<br />

davon Warengüter € 64 Mio<br />

Catering/Gastronomie € 79 Mio<br />

Creative industries incl.<br />

Museen<br />

€ 93 Mio<br />

Wertschöpfung Tagestourismus<br />

Bruttoumsatz<br />

€ 162 Mio<br />

5,5 Mio Besucher (2008)<br />

4500 Arbeitsplätze<br />

Steuereffekte<br />

€ 3,5 Mio<br />

Ökonomische Effekte<br />

Salzburger Festspiele<br />

(2008) € 227 Mio<br />

Adventsingen (2008) € 19 Mio<br />

2011 zählte Salzburg 1,27 Mio<br />

Touristenankünfte <strong>und</strong> 2,29<br />

Mio Nächtigungen in 10.800<br />

Betten.<br />

Dazu kamen rd. 5,5 Mio<br />

Tagesgäste.<br />

70 % aller Touristen kommen<br />

aus dem Ausland<br />

Budget für Altstadtschutz:<br />

1 Mio € p.a. (Altstadtfonds)<br />

Altstadt-Marketing 2 Mio €<br />

Salzburg Tourismus-Marketing<br />

rd. 3-4 Mio €<br />

(ohne ÖW, SLTG, Kulturbetriebe,<br />

Hotels, Museen, etc.)


Welterbe Historische Altstadt Salzburg


Schutz des Weltkulturerbes der Stadt<br />

§ 3a<br />

Als hervorragende Zielsetzung des Handelns der Stadt Salzburg gilt der Schutz ihres<br />

Weltkulturerbes, insbesondere der Schutz der historisch bedeutsamen Altstadt sowie<br />

der das Stadtbild prägenden Stadtlandschaften. Ihm kommt im Handeln der Stadt ein<br />

vorrangiges öffentliches Interesse zu.


….. fügt sich harmonisch in die historische Stadtlandschaft ein …<br />

das Leitprinzip des Wiener Memorandums <strong>und</strong> das Projekt Rehrl-Platz


Besuchermanagement, Kleiderordnung<br />

39


Crowding/Dichte – visitor satisfaction/Besucherzufriedenheit –<br />

tolerable rate of growth/akzeptierbare Grenzen der Veränderung –<br />

carrying capacity/Tragfähigkeit eines Gebietes


Culture Heritage – Historic Towns<br />

Source: World Nature Forum<br />

Switzerland, Internal Report<br />

Benchmarking World Heritage<br />

and Tourism, 2011


Zielsetzung des Welterbetourismus:<br />

Bereisen, Erhalt <strong>und</strong> Zugänglichmachen kulturellen Erbes zur Förderung<br />

des Verständnisses für andere Denkweisen <strong>und</strong> Lebensformen


Welterbetourismus – ein interkulturelles Medium<br />

Wird durch das Aufsuchen einer touristisch aufgewerteten <strong>und</strong><br />

aufbereiteten Kulturstätte schon Dialogfähigkeit <strong>und</strong> Verständnis<br />

für die andere Kultur gefördert


Interkulturelle Begegnung ist mehr als das bloße Betreten <strong>und</strong> schaulustige<br />

Anstaunen (Sightseeing) eines fremden Raumes, es verlangt das<br />

Eintauchen in hochkomplexe Bedeutungssysteme <strong>und</strong> Sinnwelten.


Welterbetourismus hat anderen Anspruch als die „culture<br />

industries of otherness“, einer der Kürze <strong>und</strong> Standardisierung<br />

geschuldeten Oberflächlichkeit im Umgang mit einer fremden Kultur.


Profane Pilgerschaft zu den Stätten des Welterbes - ein kollektiver<br />

Prozess der emotionalen Aneignung eines Raumes (place making),<br />

verb<strong>und</strong>en mit der höchsten Wertschätzung für die außerordentlichen<br />

Leistungen <strong>und</strong> das kulturelle Erbe eines bedeutungsvollen Ortes.


Place making ist ein gemeinschaftliches Projekt, es entsteht eine<br />

„raumbezogene Gemeinschaft“, die auch die Einheimischen einschließt.


Öffnung des Raumes bewirkt affektive Bindung <strong>und</strong> Identifikation auf<br />

beiden Seiten, Gefühl globaler Solidarität, der Verb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> der<br />

gegenseitigen Anerkennung kann entstehen.


Touristen suchen genau solche Teilausschnitte der Realität in Form eines<br />

zugänglichen <strong>und</strong> damit konsu­mierbaren Angebots, das „authen­tische<br />

Züge“ tragen <strong>und</strong> nicht zu sehr nach „von der Stange“ wirken soll. Für die<br />

Erlebnis­qualität entscheidend ist die Begegnung mit der<br />

Sehenswürdigkeit, der sinnliche Direktkon­takt, der auf eine<br />

„Berührungs­magie“ verweist.


Schlüsselqualifikation Interkulturelle Kompetenz


Handlungs- <strong>und</strong> Anwendungswissen über kulturelle Verschiedenheit<br />

-- Fähigkeit zum Umgang mit dem Anderen --<br />

Kenntnis, Verstehen <strong>und</strong> Akzeptanz des kulturell Fremden


Die Erfahrung der Welt<br />

Erlebnis, Erkenntnis <strong>und</strong><br />

Mitteilung<br />

Handlungskonsequenz –<br />

die Bereitschaft sich auf<br />

das Fremde einzulassen<br />

auch in Handlungen umzusetzen.<br />

Vom faszinierten Erstaunen<br />

über das Verständnis <strong>und</strong><br />

die Wertschätzung anderer<br />

Kultur- bzw. Lebensformen<br />

zu interkultureller<br />

Kompetenz <strong>und</strong> praktischer<br />

Interaktion – zu kommen.


www.kurt-luger.at

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