Perioperatives Management von Patienten unter ... - Vascularcare.de
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Originalie<br />
JÜRGEN KOSCIELNY, INSTITUT FÜR TRANSFUSIONSMEDIZIN, CHARITÉ UNIVERSITÄTSMEDIZIN, Berlin<br />
SUSANNE ALBAN, PHARMAZEUTISCHES INSTITUT, CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT, KIEL<br />
Zusammenfassung<br />
Eine perioperative Karenz<br />
<strong>de</strong>r ASS/Clopidogrel-Medikation<br />
in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r noch<br />
nicht endothelialisierten<br />
Stents erhöht signifikant das<br />
Risiko einer Stentthrombose<br />
mit plötzlichem Herztod, ihre<br />
Fortführung dagegen das<br />
einer klinisch relevanten Blutung<br />
im Operationsgebiet.<br />
Derzeit wer<strong>de</strong>n bei perkutanen koronaren<br />
Interventionen in bis zu 90 % <strong>de</strong>r Fälle<br />
koronare Stents implantiert. Diese erfor<strong>de</strong>rn<br />
eine plättchenhemmen<strong>de</strong> Kombi na -<br />
tion smedikation (Clopidogrel und Acetylsalicylsäure)<br />
mit typenabhängiger <strong>unter</strong>schiedlicher<br />
Therapiedauer (3 – 4 Wochen<br />
bei BMS bzw. 6 – 12 Monate bei DES).<br />
Circa 5 % dieser <strong>Patienten</strong> benötigen eine<br />
nicht kardiale Operation innerhalb<br />
<strong>de</strong>s nächsten Jahres.<br />
Eine perioperative Karenz <strong>de</strong>r ASS/Clopidogrel-Medikation<br />
in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r noch<br />
nicht endothelialisierten Stents erhöht<br />
signifikant das Risiko einer Stentthrombose<br />
mit plötzlichem Herztod, ihre Fortführung<br />
dagegen das einer klinisch relevanten<br />
Blutung im Operationsgebiet. Bei Operationen<br />
mit ho hem Blutungsrisiko kann es<br />
<strong>von</strong> chirur gischer Seite her erfor<strong>de</strong>rlich sein,<br />
bei<strong>de</strong> Medikamente abzusetzen. Bei hohem<br />
Thromboserisiko sollten bei<strong>de</strong> Präparate,<br />
zu min<strong>de</strong>st aber Acetylsalicylsäure, bis zum<br />
Operationstag gegeben wer<strong>de</strong>n. Eine Regionalanästhesie<br />
ist fast immer kontraindiziert.<br />
Dieses <strong>de</strong>rzeitige perioperative Proce<strong>de</strong>re<br />
basiert zumeist auf Empfehlungen anästhesiologischer<br />
und kardiologischer Gesellschaften,<br />
die nicht alle klinischen Fragestellungen<br />
beantworten. Offen bleibt<br />
bei spielsweise, welches perioperative<br />
hämos ta seologische <strong>Management</strong> zu er -<br />
folgen hat, wenn schwere perioperative<br />
Blutungen <strong>unter</strong> ASS/Clopidogrel-Medikation<br />
auftreten. Bisher gibt es auch keine<br />
Empfehlungen, welches Proce<strong>de</strong>re bei<br />
einem <strong>Patienten</strong> mit ASS-Resistenz <strong>unter</strong><br />
perioperativer ASS-Monotherapie sinn -<br />
voll ist o<strong>de</strong>r ob eine perioperative Umstellung<br />
(„Bridging“) einer ASS/Clopidogrel-<br />
Medikation durchgeführt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Wenn eine ein<strong>de</strong>utige Indikation zur<br />
Fortführung <strong>de</strong>r ASS/Clopidogrel-Medikation<br />
vorliegt, z.B. <strong>de</strong>r Einbau eines „Drug-<br />
Eluting-Stents“ (DES) vor weniger als<br />
einem Jahr, und ein hohes perioperatives<br />
Blutungs risiko besteht, ist eine perioperative<br />
Umstellung („Bridging“) <strong>de</strong>r plättchenhemmen<strong>de</strong>n<br />
Medikation möglich. Hier kann<br />
die ASS/Clopidogrel-Medikation perioperativ<br />
durch intravenös applizierbare Glykoprotein-IIb/IIIa-Antagonisten<br />
mit kurzer<br />
Halbwertszeit, z.B. Tirofiban o<strong>de</strong>r Eptifibatid,<br />
als alternative Plättchenhemmung<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n. Auch das venöse thromboembolische<br />
Risiko durch die jeweilige Operation<br />
(Exposition) ist zu berücksichtigen.<br />
Dazu ist eine medikamentöse Thromboseprophylaxe<br />
mit nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparinen<br />
(NMH) in Dosierungen <strong>de</strong>s Hochrisikobereichs<br />
anzuraten.<br />
40 Vascular Care 1/2008 Vol. 14