Artlaunch 01/2015
Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.
Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.
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artlaunch.de<br />
Sonderausgabe<br />
Kunst, Design & Köpfe <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />
Toskana<br />
Das Öl der Alten Römer<br />
Amalfiküste<br />
Mediterran neu definiert<br />
Foto: Mirko Joerg Kellner<br />
Alte Meister<br />
Ingrid und Prof. Dr.<br />
Kurt Biedenkopf im<br />
Doppelinterview<br />
08/15<br />
oder echte Kunst<br />
Die neue Dresdner<br />
Kunstmesse<br />
Wolfgang Stumph<br />
Kein Blindgänger<br />
Du immer<br />
mit deinen<br />
Blumen…!<br />
Suzanne von<br />
Borsody malt Erinnerungen
editorial<br />
herzlich willkommen<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Kunst boomt! Selten war das Interesse an<br />
bildender und angewandter Kunst so groß wie<br />
heute, allen voran „neue“ Kunstformen. Fotografie<br />
beispielsweise steht stark im Fokus der Betrachter,<br />
aber auch experimentelle Malerei, zunehmend in Verbindung mit außergewöhnlichen<br />
Trägermaterialien. Dekoration steht dabei ein ganzes stückweit mehr im Mittelpunkt<br />
als in vergangenen Jahrzehnten. Kunst und Interieur rücken näher zusammen, Farbenund<br />
Formensprache sind Grund und Anreiz für die heutige Kaufentscheidung. Aber<br />
nicht nur die Kunst hat sich verändert, sondern auch das Klientel, die Kunstkäufer.<br />
Damit aber auch der Aspekt der Wertanlage: mit relativ geringen Investitionskosten ist<br />
es heutzutage möglich, nach ein paar Jahren beim Wiederverkauf im Sekundärmarkt<br />
gute Gewinne zu erzielen. Vorausgesetzt, von dem entsprechenden Werk wurde nur<br />
eine limitierte Stückzahl ausgegeben oder es handelt sich um ein Unikat.<br />
Der Kunstmarkt ist demnach nicht mehr elitär, sondern breitentauglich geworden.<br />
Einer der dieses Potenzial erkannt hat, ist Dresdens Messe-Chef Ulrich Finger<br />
(Interview S. 8). Im Frühjahr 2<strong>01</strong>6 soll eigens zu diesem Thema eine ganz neuartige<br />
Kunstmesse in Dresden positioniert werden. Kunst nicht hinter Vitrinen, sondern<br />
dabei sein wenn sie entsteht. Den Kreativen bei ihrem Schaffen über die Schulter<br />
schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Finger erhofft sich dabei einen großen<br />
Andrang für seine Messe, und große Umsätze in Form von Kunstverkäufen für die<br />
Künstler. Kunst-Entertainment wird damit zum zentralen Schlagwort werden. Denn<br />
das ist es, was letztlich den Kunstinteressierten zum Kauf eines Werkes verführen wird:<br />
die direkte Kommunikation mit dem Künstler und seinem Werk; Kunstobjekt und<br />
Charisma; Kunstgenuss mit allen Sinnen. Eines ist jedoch geblieben wie immer: was<br />
Kunst ist, liegt im Auge des Betrachters.<br />
Zu erfahren, welche Geschichte sich hinter einem Kunstwerk verbirgt, ist immer<br />
wieder spannend. Lesen Sie dazu auch unseren exklusiven Beitrag über Suzanne von<br />
Borsody (S. 52), die mittlerweile von der Presse für ihre schauspielerischen Leistungen<br />
als „Grande Dame des deutschen Fernsehens“ bezeichnet wird, aber als Künstlerin<br />
noch weit mehr zu bieten hat und mit ihrer Malerei für Überraschung sorgt.<br />
Viel Vergnügen mit dieser <strong>Artlaunch</strong>-Ausgabe wünscht Ihnen Ihr<br />
Titelthema<br />
Was viele nicht wissen,<br />
die Schauspielerin<br />
Suzanne von Borsody<br />
ist passionierte Malerin.<br />
Schon in jungen Jahren<br />
absolvierte sie ihren<br />
„Master of Art“ und<br />
entwickelte ihre Technik<br />
stets weiter. Erfahren Sie<br />
mehr auf Seite 52.<br />
Mirko Joerg Kellner<br />
Chefredakteur<br />
Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 3
Die Neue<br />
Kleiderordnung<br />
bei Hunger<br />
Unangenehme Essensgerüche im Seidenkleid, Tragoder<br />
Knitterfalten im Anzug: bisher eigentlich<br />
alles Fälle für die professionelle Reinigung oder<br />
wo es gut wäre einen «James» zur Hand zu haben.<br />
Der REFRESH-BUTLER von V-ZUG, bringt die Lösung.<br />
Hochwertige Textilien lassen sich künftig<br />
zu Hause mittels Photokatalyse auffrischen,<br />
entknittern, hygienisieren und trocknen.<br />
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4 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Die Küchenmanufaktur Wohn+Küchen Kultur Hunger bietet seit<br />
1990 Einrichtungslösungen für den gehobenen Bedarf an. Dabei<br />
setzt die Familienfirma auf Tradition. Schon Urgroßvater Max<br />
Hunger begann hier 1924 mit der Herstellung und dem Vertrieb<br />
von Möbeln. Die heutigen Ausstellungsräume befinden sich im<br />
Saal des ehemaligen Kinos, das Max Hunger 1929 erbaut und<br />
betrieben hat. Auch heute noch stehen die 35 mm Filmaschinen<br />
und die Leinwand. Filmvorführungen in Schwarzweiß zu<br />
besonderen Anlässen sind immer ein Highlight und verwandeln<br />
die Ausstellung mit Küchen von bulthaup, Eggersmann, La<br />
Cornue, Val Cucine und Hunger in ein außergewöhnliches<br />
Ambiente.<br />
Zur Room & Style Messe 2<strong>01</strong>5 in Dresden wird die Val Cucine-<br />
Küche „New Logica“ in Glas präsentiert. Dieses besondere<br />
Modell wird im Anschluss auch zur internationalen Möbelmesse<br />
in Köln ausgestellt.<br />
kuechenhunger.de<br />
Seit dem Jahr 2000 hat Hunger auch die schweizer Marke<br />
V-ZUG im Angebot. Nach Kombidampfbacköfen, Spül- und<br />
Waschmaschinen mit Dampffinish hat die Firma V-ZUG auch<br />
jetzt wieder eine Weltneuheit entwickelt: den REFRESH-BUTLER,<br />
erhältlich bei Hunger.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 5
inhalt<br />
sehen was drin ist<br />
Neue Kunstmesse<br />
Dresden, Ulrich Finger<br />
Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf,<br />
Doppelinterview<br />
14<br />
60<br />
Amalfiküste,<br />
Kunst&Design im Hotel<br />
8<br />
24<br />
Feinstes Olivenöl aus<br />
der Toskana<br />
43<br />
Heinz-Detlef Moosdorf †<br />
48<br />
impressum<br />
Wichtige infos zum Heft<br />
Suzanne von Borsody,<br />
die Malerin<br />
Titelthema<br />
52<br />
Wolfgang Stumph, neuer<br />
Film „Blindgänger“<br />
38<br />
Bock auf Alm,<br />
Tauernschecken<br />
Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />
Für unverlangt eingesandte<br />
Foto- und Textbeiträge wird keine<br />
Haftung übernommen. Eine<br />
Rücksendung kann nur erfolgen,<br />
wenn ausreichend Porto beigefügt<br />
ist. Veröffentlichte Texte<br />
geben nicht immer die Meinung<br />
des Herausgebers wieder. Das<br />
Magazin ARTLAUNCH ist mit allen<br />
darin enthaltenen Beiträgen<br />
und Abbildungen urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung<br />
außerhalb der engen Grenzen<br />
des Urheberrechtsgesetzes ist<br />
ohne Zustimmung des Herausgebers<br />
unzulässig und strafbar.<br />
Dies gilt insbesondere für<br />
Vervielfältigung, Übersetzung,<br />
Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung<br />
und Verarbeitung in<br />
elektronischen Systemen.<br />
© 2<strong>01</strong>4 ARTLAUNCH<br />
Gedruckt in Deutschland<br />
Über Ihre Meinungen und<br />
Anregungen freuen wir uns!<br />
post@artlaunch.de<br />
<strong>Artlaunch</strong>, Ausgabe <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />
Erscheinungsweise<br />
einmal jährlich in deutscher Sprache<br />
Bezugspreis<br />
Sonderausgabe, kostenfrei erhältlich<br />
Verbreitung<br />
Leseexemplar an ausgewählten Auslageplätzen in Dresden<br />
Herausgeber<br />
<strong>Artlaunch</strong> Magazin Verlag<br />
c/o Kellner Mediapool, Unter den Linden 16, D-1<strong>01</strong>17 Berlin<br />
E-Mail: post@artlaunch.de<br />
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<strong>Artlaunch</strong> Anzeigenvertrieb, Rähnitzgasse 22, D-<strong>01</strong>097 Dresden<br />
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Mobil: (+49) <strong>01</strong>52. 06006830<br />
E-Mail: anzeigen@artlaunch.de<br />
Chefredakteur<br />
Mirko Joerg Kellner (verantwortlich)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Dr. Richard Althoff (Text), Mirko Joerg Kellner (Fotos und Text)<br />
Layout<br />
luxusfrei – Atelier für Design, Werbung & Kommunikation<br />
Druck<br />
Druckhaus Weppert Schweinfurt GmbH
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 7
interview<br />
Ulrich Finger, Geschäftsführer Messe Dresden<br />
Messe die Kunst<br />
Ulrich Finger, Geschäftsführer der<br />
Dresdner Messe GmbH im Erlweinhof<br />
des Ausstellungsareals.<br />
8 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Als Geschäftsführer der Messe Dresden<br />
ist Ulrich Finger Herr über eine weitläufige<br />
Ausstellungsimmobilie und gleichzeitig<br />
leitender Veranstalter zahlreicher eigener<br />
Verbrauchermessen. Darüber hinaus vermietet<br />
er seine Hallen auch für Großkongresse,<br />
Musikkonzerte, Fernsehshows und mehr.<br />
Hunderttausende Menschen strömen jedes<br />
Jahr in die Messehallen an der Elbe. Aber<br />
Finger will mehr, mehr Kunst.<br />
Fotos & Interview Mirko Joerg Kellner<br />
Eine Ihrer renommiertesten eigenen<br />
Messen ist die room+style. Ein Ausstellungsmix<br />
aus Interieur, Design, Mode,<br />
und eben auch Kunst. Wieso noch eine<br />
separate, eigenständige Kunstmesse<br />
U. Finger: Das hat viele Gründe, aber<br />
der Wichtigste für mich ist der, dass<br />
Kunst in Form einer Schau, einer Messe,<br />
in Dresden unterrepräsentiert ist. Es<br />
gibt hier zwar viele Galerien und große<br />
Kunstausstellungen, aber keine wirkliche<br />
Plattform. Damit meine ich einen Ort,<br />
an dem die Vielfalt der Kunstszene geballt<br />
gezeigt wird und dabei das Potenzial hat,<br />
über die Stadtgrenze hinaus wahrgenommen<br />
zu werden. Außerdem ist es für mich<br />
persönlich immer wieder sehr spannend,<br />
ein Messeprojekt wachsen zu sehen. Wir<br />
haben es bereits mit der room+style begonnen,<br />
dort als ein kleiner Baustein<br />
inmitten einer Interieur- und Design-<br />
Messe, aber schon immer mit dem An-<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 9
satz, dass daraus ein selbständiges<br />
Thema werden soll. Die Grundsteine<br />
sind also schon gelegt, jetzt legen<br />
wir nach. Ab Juni 2<strong>01</strong>6 werden wir<br />
eine eigenständige Kunstmesse in<br />
Dresden veranstalten.<br />
Spricht da der Kunstfreund aus<br />
Ihnen oder der Kaufmann<br />
U. Finger: Sicherlich in erster Linie<br />
der Kunstfreund, aber ein wenig<br />
natürlich auch der Kaufmann. Für<br />
eine Kunststadt wie Dresden ist es<br />
wichtig, eine Kunstmesse vorweisen<br />
zu können. Bei aller Romantik darf<br />
man dabei aber auch die Umsatzzahlen<br />
nicht aus den Augen verlieren.<br />
Ich bin der Meinung, dass solche<br />
Projekte wachsen müssen.<br />
In anderen Städten gibt es bereits<br />
gut funktionierende Kunstmessen.<br />
Echte Besuchermagnete mit<br />
beachtlichen Kunstverkäufen direkt<br />
vor Ort. Kann Dresden das<br />
auch<br />
U. Finger: Dresden vergleicht sich<br />
immer gerne mit den Großen der<br />
Welt. Hinsichtlich des Kunstmarktes<br />
ist uns das aber nicht möglich.<br />
Es wäre töricht zu denken, wir<br />
starten jetzt eine Kunstmesse und<br />
stehen damit auf einer Ebene mit<br />
der „Art Basel“ oder der „Art Cologne“.<br />
Trotz großem Interesse vieler<br />
Kunstfreunde: auch die haben<br />
sicherlich hart mit der Realität zu<br />
kämpfen. Unsere Chance in Dresden<br />
sehe ich dabei eher im Kleinen.<br />
Was wollen Sie bei Ihrer Kunstmesse<br />
in Dresden anders machen<br />
Gibt es konkrete Pläne<br />
U. Finger: Unsere Gedanken gehen<br />
dahin, dass Künstler sich präsentieren,<br />
ohne dass wir vorher Einfluss<br />
auf das nehmen, wer was ausstellt.<br />
Sowohl für etablierte Künstler als<br />
auch für Neueinsteiger wollen wir<br />
eine Plattform bieten, und diese<br />
auch für Laienkünstler öffnen.<br />
Sicherlich wird sich das Konzept<br />
über die Jahre weiterentwickeln,<br />
dennoch soll ein Grundgedanke<br />
bestehen bleiben: insbesondere<br />
auch dem Messebesucher einen<br />
unverfälschten Überblick über die<br />
künstlerische Vielfalt zu bieten. Wir<br />
wollen also vorher nicht selektieren<br />
und sagen: das ist Kunst und darf<br />
ausgestellt werden, und das ist keine<br />
Kunst. Das steht uns nicht zu.<br />
Diese Offenheit ist sicherlich auch<br />
im Sinne der Künstler und Kunstinteressierten.<br />
Soll es eine Messe der Galerien<br />
oder der Künstler werden, oder<br />
eine Kombination aus beiden<br />
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10 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
U. Finger: Alles soll frei sein. Wir<br />
freuen uns, wenn bereits renommierte<br />
Künstler ausstellen, ebenso<br />
freuen wir uns über Kunstanfänger,<br />
die ihre Arbeiten erstmals zeigen<br />
wollen. Und genauso können sich<br />
auch Galerien präsentieren oder sogar<br />
Unternehmen, die beispielsweise<br />
spezielle Künstlerprodukte herstellen<br />
oder vertreiben: Rahmenbau,<br />
Farbenhersteller – alles ist möglich.<br />
Wir wollen auch die Kunstformen<br />
nicht einschränken. Maler, Grafiker,<br />
Musiker, Tänzer, Fotografen,<br />
Bildhauer… Alle sind willkommen<br />
und jeder darf sich so individuell<br />
präsentieren wie er möchte. Jeder<br />
Messestand ist eine kleine Bühne,<br />
ein kleines Atelier, und dort kann<br />
und soll auch tatsächlich gearbeitet<br />
werden. Das gehört auch zu unseren<br />
Bedingungen, dass der ausstellende<br />
Künstler anwesend sein muss<br />
und vor Ort seinem künstlerischen<br />
Schaffen nachgeht. Damit der Messebesucher<br />
miterleben kann wie ein<br />
Werk entsteht. Vielleicht auch so,<br />
dass der Messebesucher aktiv wird<br />
und nicht nur dem Künstler über<br />
die Schulter schaut und mit ihm<br />
spricht, sondern sich hier und da<br />
auch selbst einmal an der Kunst<br />
versucht. Unser Ziel ist, dass etwas<br />
passiert. Ich denke, gerade dieser<br />
interaktive Mix zum großen Thema<br />
Kunst ist das, was unsere Kunstmesse<br />
in Dresden besonders und<br />
einzigartig machen wird.<br />
Alle Welt weiß, dass Künstler für<br />
gewöhnlich kein Geld haben und<br />
Messestände kosten viel. Wie wollen<br />
Sie diese Messe finanzieren<br />
U. Finger: Also allein über die<br />
Messestände der einzelnen Künstler<br />
wird sich das nicht finanzieren.<br />
Jeder Künstler soll zwar einen Beitrag<br />
bezahlen, der aber eher symbolischer<br />
Natur ist. Die Finanzierung<br />
erfolgt über einen Mix aus Standmieten<br />
von professionellen Ausstellern,<br />
Galerien und Künstlern. Darüber<br />
hinaus hoffen wir natürlich<br />
auch auf viele Besucher, die dann<br />
Eintrittsgelder bezahlen. Und im<br />
besten Fall finden wir auch noch<br />
Sponsoren. Aber glücklicherweise<br />
sind wir als Messe Dresden Eigentümer<br />
der Immobilie und müssen<br />
somit keine Miete für die Hallen<br />
bezahlen, um eine solche Messe zu<br />
veranstalten und ein solches Pilotprojekt<br />
starten zu können. Insofern<br />
werden sich die Kosten für alle Aussteller<br />
und Besucher im Rahmen<br />
halten.<br />
Fortsetzung auf Seite 42<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 11
dies&das<br />
empfehlungen und mehr<br />
Buchempfehlung<br />
Diagnose: Ermutigung<br />
Krebs – der Befund trifft sie wie ein<br />
Schlag. Jung, schön, erfolgreich und mit<br />
dem richtigen Mann an ihrer Seite, sieht<br />
die Zukunft der Moderatorin Susanne<br />
Klehn glänzend aus. Und nun! Was<br />
bedeutet das, wie damit umgehen<br />
Kopf in den Sand, Selbstmitleid oder<br />
aber kämpfen – immer mit dem Blick<br />
nach vorn!<br />
67 Prozent lautet die Prognose, ihre<br />
persönliche Chance. Trotz des bitteren<br />
Loses verliert die Promi-Expertin<br />
nicht den Lebenswillen. Klehn erzählt<br />
ihre bewegende Geschichte frei<br />
vom Herzen weg, optimistisch und<br />
lebensbejahend. Sie gibt Mut, ohne<br />
banal zu werden, in einer Situation,<br />
die alles verändern – kann!<br />
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Das Buch erscheint am 03. März 2<strong>01</strong>5 im Eulenspiegel Verlag<br />
192 Seiten, 12,0 x 19,0 cm, gebunden, 14,99 €<br />
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Susanne Klehn seh‘n<br />
Auch 2<strong>01</strong>5 gibt es jeden Montag ab 16.30 Uhr „Klehn hat’s gesehn“ im MDR,<br />
und alle zwei Wochen sogar 30 Minuten lang im XXL-Format. Im Januar<br />
und Februar 2<strong>01</strong>5 ist sie zum zweiten Mal als „Dschungelexpertin“ bei RTL<br />
„Guten Morgen Deutschland“ unterwegs und zu sehen.<br />
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interview<br />
Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf<br />
Traumpaar, nicht nur für den<br />
sächsischen Aufschwung: Ingrid<br />
Biedenkopf, die ehemalige sächsische<br />
Landesmutter mit ihrem Mann, dem Alt-<br />
Ministerpräsidenten von Sachsen, Prof.<br />
Dr. Kurt Biedenkopf.<br />
14 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Allein<br />
Montagnachmittag, an<br />
Museum<br />
einem ganz besonderen Ort<br />
in Dresden. Genauer gesagt, im<br />
in einem der berühmtesten<br />
Museen der Welt: der Gemäldegalerie „Alte Meister“, das Flaggschiff der<br />
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, eines der meist besuchten Museen<br />
Deutschlands. Aus jedem Teil der Erde kommen die Besucher zu diesen<br />
herausragenden Werken der Kunstgeschichte, allen voran zu Raffaels<br />
Sixtinischer Madonna. Aber heute ist das Museum menschenleer, montags<br />
ist Schließtag. Nur für unser Treffen wurden die heiligen Hallen der Malerei<br />
geöffnet: für ein Gespräch mit „Alten Meistern“.<br />
Von Dr. Richard Althoff Fotos Mirko Joerg Kellner<br />
Während ich auf meine Gesprächspartner warte,<br />
genieße ich dieses einzigartige Gefühl,<br />
die Pracht der Jahrhunderte sei nur für mich<br />
da. Meine Blicke schweifen über die großen Gemälde<br />
in ihren schweren, goldfarbenen Rahmen… „Einen<br />
Moment, Schatz – meine Krawatte!“ …Die Stimme<br />
des ersten sächsischen Ministerpräsidenten im wiedervereinten<br />
Deutschland holt mich aus vergangenen Jahrhunderten<br />
schlagartig in die Gegenwart zurück. Die<br />
Eheleute Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf waren<br />
mittlerweile die lange, große Treppe von der Eingangshalle<br />
zu den Ausstellungsräumen heraufgestiegen. Kurt<br />
Biedenkopf bleibt einen Moment am Türflügel stehen,<br />
greift in die Seitentasche seines Sakkos, und mit Hilfe<br />
des Spiegelbildes im Türglas bindet er sich erst einmal<br />
in aller Ruhe seine Krawatte um. Albrecht Dürer schaut<br />
von der Wand gegenüber zu. Vielleicht ruft er auch ein<br />
imaginäres Willkommen dem alten Meister von den Alten<br />
Meistern zu. Kurt Biedenkopf – ein „alter“ Meister<br />
der Politik, der brillanten Rede, des geschliffen scharfen<br />
Gedankens.<br />
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf feiert im Januar 2<strong>01</strong>5 seinen<br />
85. Geburtstag. „Alte Meister“ erscheint als wahrhaftiges<br />
Stichwort. Doch tatsächlich will in Anbetracht<br />
dieser blitzenden lebhaften Augen das Wort „alt“ so<br />
gar nicht über die Lippen, „Meister“ schon viel eher.<br />
Als Rechtsanwalt, Autor, Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />
der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und<br />
Mitglied weiterer Gremien ist von Ruhestand bekanntlich<br />
keine Spur. Aber womit genau beschäftigt sich<br />
der Ministerpräsident a. D. eigentlich derzeit<br />
Kurt Biedenkopf: Aufgaben, die mir vorgegeben werden,<br />
habe ich eigentlich nicht mehr. Aber ich stelle mir<br />
selbst viele Aufgaben. So die Betreuung einiger großer<br />
Mandate. Aber der anwaltliche Anteil geht jetzt zurück.<br />
Derzeit befasse ich mich mit unserer Demokratie. Dabei<br />
möchte ich der Frage auf den Grund gehen, ob Demokratien<br />
in der Lage sind, nicht nur zu expandieren,<br />
sondern sich auch zu begrenzen. Begrenzung wird eine<br />
zentrale Zukunftsfrage der demokratischen Gesellschaft<br />
sein. Außerdem bearbeite ich mein umfangreiches Tagebuch,<br />
das ich seit 1975 geführt habe.<br />
Bei einem Blick in den Lebenslauf von Kurt Biedenkopf<br />
fällt auf, dass er sich im Jahr 1949, im Alter von<br />
19 Jahren, zu einem Auslandsaufenthalt in die USA<br />
begab. Also ein Studienaufenthalt als Deutscher in<br />
den USA, nur vier Jahre nach Ende des Weltkriegs<br />
Kurt B.: Ja, das war natürlich nicht so, wie man sich<br />
heute „in die USA begibt“. Es war eines der ersten Austauschprogramme,<br />
für das ich mich bewerben konnte.<br />
Das wurde damals noch von der amerikanischen Mi-<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 15
Dr. Richard Althoff im Gespräch mit Ingrid und Prof.<br />
Dr. Kurt Biedenkopf in den Ausstellungshallen der<br />
Gemäldegalerie „Alte Meister“ in Dresden.<br />
litärregierung in Wiesbaden organisiert, zusammen<br />
mit amerikanischen Universitäten. Ich lebte damals<br />
bei meinen Großeltern und besuchte dort die Schule.<br />
Wir hatten eine Schülerzeitung gegründet. Die musste<br />
durch die Militärregierung lizenziert werden. Dort war<br />
ein Professor der Oxford University in Ohio zuständig.<br />
Er empfahl, mich für das Austauschprogramm zu bewerben.<br />
Wider Erwarten wurde ich genommen – durch<br />
ein ausgezeichnetes College nördlich von Charlotte in<br />
North Carolina. Nach einer vorgezogenen mündlichen<br />
Abiturprüfung reiste ich per Schiff, auf einem Truppentransporter,<br />
nach New York. Ich war sehr unsicher,<br />
wie man mich dort aufnehmen würde. Aber das College<br />
empfing mich mit offenen Armen. Trotzdem war ich jeden<br />
Tag auf mich selbst gestellt, man konnte ja schließlich<br />
nicht einfach mal so nach Hause telefonieren. Es<br />
war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens.<br />
Eine weitere ganz wichtige Erfahrung für die Eheleute<br />
Ingrid und Kurt Biedenkopf war dann sicherlich<br />
die Wende 1989…<br />
Kurt B.: Nein, sagen Sie nicht „Wende“, sondern friedliche<br />
Revolution und Wiedervereinigung! „Wende“ ist<br />
ein Begriff, den Egon Krenz geprägt hat. Er wollte damit<br />
verniedlichen, was in Wirklichkeit eine gewaltfreie<br />
Revolution war.<br />
Aber wie und warum überhaupt begann das Leben<br />
des Ehepaares Biedenkopf hier im Revolutionsland<br />
Kurt B.: Zusammen mit Meinhard Miegel hatte ich<br />
1977 in Bonn das „Institut für Wirtschaft und Gesellschaft“<br />
gegründet. Seit 1984 bestand ein wissenschaftlicher<br />
Kontakt zur Karl-Marx-Universität Leipzig.<br />
Einmal im Jahr fuhren wir dorthin, nahmen an einer<br />
eintägigen Konferenz teil und organisierten sie auch.<br />
Als die Mauer überwunden war, riefen mich die Leipziger<br />
an: es sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, hier eine<br />
Vorlesung zu halten. Die habe ich dann auch gehalten,<br />
über das, was jetzt kommen werde. Es war, glaube ich,<br />
am 19. oder 20.12.1989. Die Vorlesung musste in zwei<br />
weitere Hörsäle übertragen werden.<br />
In einer sehr denkwürdigen Begegnung habe ich bei<br />
dieser Gelegenheit Kurt Masur kennengelernt. Ich fragte<br />
ihn, wie ich helfen könne. Und etwas später sagte er<br />
mir, ich solle Gastprofessor an der Uni in Leipzig werden:<br />
„Dann sind Sie einer von uns“, meinte Masur. Er<br />
hatte damals großen Einfluss. Das Problem war: es gab<br />
keine Gastprofessur, was ihm auch der Universitätsrektor<br />
so erklärte. Aber Kurt Masur versprach, sich darum<br />
zu kümmern und empfahl dem Rektor, er solle Modrow<br />
anrufen. So geschah es auch und der Universität<br />
wurde eine Gastprofessur zur Verfügung gestellt. Trotz<br />
meiner 60 Jahre habe ich mich einem ordnungsgemäßen<br />
Berufungsverfahren unterzogen. So habe ich dann<br />
ab Januar 1990 Vorlesungen gehalten.<br />
Und wie wurde dann aus dem Leipziger Professor<br />
der sächsische Ministerpräsident<br />
Kurt B.: Es war Ende August 1990. Meine Frau und ich<br />
waren in unserem Haus am Chiemsee. Nachts klingelte<br />
das Telefon, so gegen halb ein. Lothar Späth war dran.<br />
Er säße mit dem Präsidium der sächsischen CDU in<br />
16 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
„Tatsächlich handelt es<br />
sich um die Symptome viel<br />
gröSSerer Veränderungen.“<br />
Chemnitz und man würde gerne wissen, ob ich bereit<br />
wäre, endgültig von Bonn nach Sachsen zu kommen<br />
und für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren.<br />
Ich antwortete, ich sei nicht gewohnt, solche Entscheidungen<br />
nachts um halb eins zu treffen. Das sah er<br />
ein und meinte: Einverstanden, wir geben Dir Zeit bis<br />
7 Uhr. Wir einigten uns dann auf 8 Uhr. Aber eigentlich<br />
haben meine Frau und ich nur eine halbe Stunde<br />
gebraucht, bis wir der Meinung waren, dass wir nicht<br />
Nein sagen können und wollen.<br />
Ingrid Biedenkopf: Ich war gleich dieser Meinung!<br />
Kurt B.: Ich habe schon etwas gezögert. Ich war damals<br />
Mitglied des Bundestages und ein recht erfolgreicher<br />
Anwalt. Wir hatten gänzlich andere Pläne für<br />
unser weiteres Leben. Gegen Ende der 80er Jahre hatten<br />
wir unser Haus in Süddeutschland total renoviert und<br />
ausgebaut. Wir besaßen ein Ferienhaus auf Lanzarote<br />
und eine Ferienwohnung im Oberengadin. Das waren<br />
im Grunde genommen alles Dinge, von denen wir<br />
wussten, dass wir uns – bis auf unser Haus – von ihnen<br />
trennen müssten. Aber die neue Aufgabe war uns<br />
doch wichtiger. So rief ich am nächsten Morgen 8 Uhr<br />
Lothar Späth an und sagt ihm, ich sei bereit, die Aufgabe<br />
zu übernehmen. Allerdings unter drei Bedingungen:<br />
Erste Bedingung war, dass ich von der Sächsischen<br />
Union mit einer überzeugenden Mehrheit nominiert<br />
würde. Ohne diese Basis hätte ich die Aufgabe nicht<br />
übernehmen können. Zweitens wollte ich völlige Freiheit<br />
bei der Auswahl meines Kabinetts haben, denn nur<br />
so bildet sich eine gute Mannschaft. Ich wollte nicht,<br />
dass man mir eine Liste von Personen präsentiert, von<br />
denen ich nicht wusste, ob wir zusammen passen. Und<br />
drittens habe ich angekündigt: wenn es Intrigen gibt,<br />
gehe ich. Ich kann mit Intrigen nicht umgehen. Alle<br />
drei Bedingungen sind akzeptiert worden. Und so habe<br />
ich mich Anfang September 1990 der Wahlversammlung<br />
gestellt. Es wurde eine wirklich bewegende Veran-<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 17
Kunst<br />
23<br />
&<br />
Antiquitäten<br />
Galerien, Antiquariate und<br />
Museen<br />
Design<br />
22<br />
&<br />
Kunsthandwerk<br />
Studios, Werkstätten und<br />
Manufakturen<br />
Wellness<br />
12<br />
&<br />
Gesundheit<br />
Salons, Parfümerien und<br />
Apotheken<br />
Mode<br />
36<br />
&<br />
Accessoires<br />
Ateliers, Boutiquen und<br />
Schmuckgestalter<br />
18<br />
Übernachten<br />
Restaurants,<br />
Hotels, Pensionen<br />
Cafés,<br />
und<br />
Bars Gäste-Apartments<br />
und Feinkostläden<br />
Gaumenfreuden<br />
21<br />
Restaurants, Cafés, Bars<br />
und Feinkostläden<br />
1 Semperoper<br />
2 Goldener Reiter<br />
3 Japanisches Palais mit<br />
Völkerkundemuseum<br />
und Damaskuszimmer<br />
4 Neustädter Markthalle<br />
5 Dreikönigskirche<br />
6 Societaetstheater<br />
www.neustaedter-barockviertel.de<br />
7 Hans Körnig Museum<br />
8 Erich Kästner Museum<br />
9 Museum für Sächsische<br />
Volkskunst mit Puppentheatersammlung<br />
10 Kunsthaus Dresden<br />
11 Kügelgenhaus – Museum<br />
der Dresdner Romantik<br />
ÜBERNACHT<br />
18 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />
Fotos: Blaurock & Nuglisch, Mirko Joerg Kellner, Marko Kubitz, Lars Neumann, Sylvio Dittrich,
staltung; von großem Ernst getragen und auf eine besondere<br />
Weise rührend. Rührend deshalb, weil so brav<br />
und ernsthaft auch über die Listenplätze bis etwa zu Nr.<br />
140 diskutiert und abgestimmt wurde. Obwohl es so<br />
viele Abgeordnete gar nicht gab! Aber diese Ernsthaftigkeit,<br />
mit der die Versammlung ihre Arbeit erledigte, hat<br />
mich sehr bewegt.<br />
Am <strong>01</strong>.09.1990 nominierte der Landesparteitag der<br />
sächsischen CDU im Dresdner Hygienemuseum<br />
Kurt Biedenkopf zum Kandidaten für das Amt des<br />
Ministerpräsidenten. Am 14.10.1990 wählte das<br />
Bundesland Sachsen seinen ersten Landtag nach<br />
dem Ende der sozialistischen Diktatur. Nach der<br />
Verkündung des Vorschaltgesetzes durch den gerade<br />
gewählten Landtagspräsident Iltgen wurde Professor<br />
Biedenkopf als sächsischer Ministerpräsident mit<br />
großer Mehrheit gewählt und vereidigt. Und nun<br />
Wie begann die Arbeit unter den seinerzeitigen Bedingungen<br />
und wie gestaltete sich das Alltagsleben<br />
Kurt B.: Wir zogen in das Hotel Bellevue. Dort bauten<br />
wir eine kleine Staatskanzlei auf. Dort habe ich dann<br />
auch die wichtigsten Personalgespräche geführt.<br />
Ingrid B.: Ich hatte den Wunsch, den Menschen zu helfen.<br />
Deshalb ist mir eigentlich nichts schwer vorgekommen.<br />
Ich hatte das Ziel vor Augen und nicht den Weg.<br />
Ein besonderes Problem war die Wohnungssituation.<br />
Es kamen viele Menschen in die Regierung, die helfen<br />
konnten, aber sie hatten keine Wohnung. Wir waren<br />
inzwischen in das ehemalige Gästehaus in der Schevenstraße<br />
gezogen. Da gab es viele leere Zimmer. Deshalb<br />
habe ich meinem Mann vorgeschlagen, dass wir die leeren<br />
Zimmer nutzen, um die Menschen unterzubringen,<br />
die gebraucht wurden. Er meinte, das komme nicht in<br />
Frage, da bekäme ich nur Ärger. Ich habe ihn dann aber<br />
überzeugt. So hatten wir ein Haus voll Menschen, die<br />
meinem Mann und dem Land geholfen haben.<br />
Kurt B.: In den ersten Jahren haben bis zu dreißig Personen<br />
in dem Haus gewohnt. Vom Minister bis zur<br />
Sekretärin, kunterbunt. Anfangs war sogar die Staatskanzlei<br />
dort untergebracht. Meine Frau hat später die<br />
Leitung des Hauses übernommen.<br />
Ingrid B.: Die damalige Leiterin des Hauses erhielt 3.000<br />
DM im Monat, das konnte sich das Land auf Dauer nicht<br />
leisten. Ich habe der Dame eine Stelle in der Wirtschaft<br />
vermittelt und dann die Leitung des Hauses selbst in die<br />
Hand genommen. So konnte das Geld gespart werden.<br />
Ein Atelierbesuch<br />
beim Holzkünstler Thomas Schwarz<br />
Unter dem Motto „Eine andere<br />
Welt erleben - voller bewegender<br />
Formen, Farben und Geschichten“,<br />
überraschen seine Kunstwerke,<br />
ob figurbetont realistisch oder<br />
abstrakt.<br />
Aus exklusiven uralten Hölzern<br />
entstehen seine edlen Skulpturen,<br />
Stelen und Reliefarbeiten.<br />
Am Rande des Lausitzer Seenlandes<br />
liegt das Holzatelier von<br />
Thomas Schwarz - gern gesehene<br />
Besuche nach Absprache.<br />
Exklusive und moderne<br />
Holzkunst<br />
in einem besonderen<br />
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Thomas Schwarz<br />
Spremberger Straße 45<br />
02959 Schleife<br />
Mobil: +49 162 160 73 25<br />
www.der-holzkünstler.de<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 19
„Seitdem wir<br />
Ministerpräsident<br />
sind…“<br />
Ingrid Biedenkopf wuchs in eine ganz eigene Rolle<br />
in der Aufbauarbeit in Sachsen. Oder besser gesagt:<br />
sie wurde von der sächsischen Bevölkerung hinein<br />
gedrängt. Immer mehr persönliche Zuschriften, Hilfegesuche<br />
und Petitionen gingen ihr zu. Ihr Wunsch,<br />
den Menschen zu helfen, nahmen diese in nicht geahntem<br />
Ausmaß beim Wort – ganz persönlich. Es entstand<br />
eine einzigartige Institution in den deutschen<br />
Bundesländern: das „Büro Ingrid Biedenkopf“.<br />
Ingrid B.: Nach wenigen Jahren hatte ich vier Mitarbeiter,<br />
um das alles zu bewältigen. Es waren im Schnitt rund<br />
3.000 Fälle im Jahr. Selbst wenn wir in unserem Haus<br />
am Chiemsee im Urlaub waren, habe ich Post bearbeitet.<br />
Jeden Brief, der rausging, habe ich vorher gelesen.<br />
Kurt B.: Es war sicher nicht ganz unproblematisch, dass<br />
meine Frau eine derartige Aufgabe übernahm und dafür<br />
auch Personal bekam. Und manche hatten Bedenken.<br />
So verband ich eine Umfrage mit der Frage, wie die Bevölkerung<br />
das sah. Das Ergebnis war eine Zustimmung<br />
von über 70 Prozent. Trotzdem war es sehr ungewöhnlich,<br />
für das „Büro Ingrid Biedenkopf“ im Haushalt des<br />
Freistaates Sachsen zwei Stellen auszuweisen. Am Rande<br />
einer der nächsten Ministerpräsidentenkonferenzen<br />
wurde ich wohl auch deshalb von zwei Kollegen gefragt,<br />
ob ich glaubte, ich könnte das durch den Landtag bringen.<br />
Ich habe den beiden Herren geantwortet, ich glaubte<br />
das schon, denn ich hätte im Landtag eine Mehrheit.<br />
Als ich dann nach gemeinsamer Arbeit aus dem Amt<br />
schied... Kurt Biedenkopf unterbricht den Satz, neigt den<br />
Kopf zur Seite seiner Frau und fragt: „Darf ich die Geschichte<br />
erzählen, Ingrid“. Nach einem herzlich-zustimmenden<br />
Lachen ihrerseits spricht er weiter: Meine Frau<br />
hat ihr erstes Benefizkonzert in der Semperoper mit<br />
Justus Frantz am Piano veranstaltet. Vorher richtete sie<br />
ein kleines Buffet aus, welches sie mit Hilfe ihrer Belegschaft<br />
selbst zubereitet hatte. Zu Beginn der Veranstaltung<br />
begrüßte sie als Gastgeberin von der Opernbühne<br />
aus die Gäste. Dabei fiel der Satz: „Seitdem wir Ministerpräsident<br />
sind…“. Alle haben gelacht und geklatscht.<br />
Aber so haben wir uns in dieser Zeit gesehen…<br />
Ich erinnere mich an ein Bild in der Zeitung, auf dem<br />
Sie mit Ihrer Modelleisenbahn zu sehen waren. Ist<br />
das auch heute noch Ihr Hobby oder spielen inzwischen<br />
die Enkel damit<br />
Kurt B.: Ich hatte schon früher zwei Mal eine größere<br />
H0-Anlage. Weil meine Freunde mein Hobby kannten,<br />
schenkten sie mir zum 65. Geburtstag einen neuen<br />
Grundstock. Ich habe wieder mit dem Aufbau begonnen<br />
– aber die Zeit war zu knapp. Heute habe ich merkwürdigerweise<br />
noch weniger Zeit als damals. Das war’s<br />
dann für die Eisenbahnanlage…<br />
Ingrid B.: Aber du hast ja auch mich!<br />
Kurt B.: (drückt fest ihre Hand) Stimmt! Wir sind beide<br />
zum zweiten Mal verheiratet und am Anfang haben uns<br />
die Wenigsten Chancen gegeben. Jetzt sind wir über 40<br />
Jahre zusammen. Es hätte uns nichts auseinander bringen<br />
können.<br />
Dennoch, die Dinge, die uns beschäftigen, sind heute<br />
vielfältiger und komplizierter. Es gibt für uns Ältere<br />
noch viel zu tun.<br />
Vor allem die Sorge um die Zukunft der Gesellschaft<br />
scheint Sie zu beschäftigen, oder – um es mit dem Ti-<br />
20 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
tel eines Ihrer Bücher auszudrücken – die Sorge um<br />
„Die Ausbeutung der Enkel“.<br />
Kurt B.: Schon 1979 haben Meinhard Miegel und ich<br />
ein Buch veröffentlicht: „Die programmierte Krise“. Es<br />
ging schon damals um die Staatsverschuldung. Wir haben<br />
bereits zu dieser Zeit auf die Notwendigkeit verwiesen,<br />
die Rentenversicherung umzubauen. Denn es war<br />
absehbar, dass die demographische Entwicklung dem<br />
jetzigen Rentensystem die Grundlage entziehen werde.<br />
Die Folgen werden Sie zu spüren bekommen! Seitdem<br />
versuche ich, die geburtenstarken Jahrgänge darauf hinzuweisen,<br />
dass sie das Land zukunftsfähig machen müssen.<br />
Die Resonanz ist bisher gering. Dabei müssten die<br />
Mitglieder der jetzigen Bundesregierung, die überwiegend<br />
den geburtenstarken Jahrgängen angehören, doch<br />
ein besonderes eigenes Interesse an Reformen haben.<br />
Aber sie tun sich sehr schwer.<br />
Ingrid B.: Ihnen fehlen die Erfahrungen, die wir im<br />
Krieg und der Nachkriegszeit machen mussten.<br />
Kurt B.: Wir, meine Frau und ich, sind groß geworden<br />
mit den Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit,<br />
mit Einschränkungen. Scheinbar war das<br />
eine schwere Zeit, aber in mancher Hinsicht war sie<br />
einfacher. Warum Weil der Krieg und die Zeit danach<br />
Einschränkungen erzwangen, die für alle galten und<br />
unvermeidlich waren. Hingegen Einschränkung und<br />
Begrenzung als neue Notwendigkeit einzusehen, dies<br />
zudem ohne entsprechende Erfahrung, während es anderen<br />
besser geht, das wird wohl schwieriger! Ihre Generation<br />
hat die Alternative, entweder auf der Grundlage<br />
des Wissens und Könnens die richtigen Vorbereitungen<br />
zu treffen oder von der Wirklichkeit dazu gezwungen zu<br />
werden. Das zweite ist weit schmerzhafter als das erste.<br />
Was wir im Augenblick politisch erleben, erweckt den<br />
Eindruck, als ob alle Beteiligten so mit der Gegenwart<br />
beschäftigt sind, dass sie für die Zukunft kaum noch<br />
Zeit haben. Als ließen sich die jeweils auftauchenden<br />
Schwierigkeiten durch Einzelentscheidungen unter<br />
Kontrolle bringen! Tatsächlich handelt es sich jedoch<br />
um die Symptome viel größerer Veränderungen. Dass<br />
es nur Symptome sind, wird aber nicht verstanden.<br />
Fehlt es der Politik an Visionen und den Politikern<br />
an analytischem Denken<br />
Kurt B.: Vorsicht! Wenn wir „die Politik“ sagen, meinen<br />
wir die Politiker! Die Politik als solche ist kein Subjekt.<br />
Sie ist ein Prozess. Will man Ursachenforschung betreiben,<br />
muss man fragen: ist es der richtige Prozess, sind<br />
es die richtigen Leute – oder hat beides Mängel Ein<br />
praktisches Beispiel: die Aufgabe der Bundesversammlung.<br />
Nimmt man die jüngere Geschichte Deutschlands<br />
in den Blick, was leider viel zu wenig geschieht, dann<br />
wird man feststellen, dass die Bundesversammlung das<br />
Ergebnis einer schlimmen Erfahrung aus der Endzeit<br />
der Weimarer Republik ist: nämlich die Erfahrung mit<br />
der Direktwahl des Reichspräsidenten in der Weimarer<br />
Republik. Sie führte zu einer Politisierung des Amtes<br />
und schließlich durch Hindenburg zur Ernennung Hitlers<br />
als Reichskanzler.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 21
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf feiert am 28. Januar 2<strong>01</strong>5<br />
seinen 85 Geburtstag – von Ruhestand keine Spur.<br />
Deshalb entschied man sich im Grundgesetz gegen<br />
die Direktwahl des Bundespräsidenten oder die Wahl<br />
durch das Parlament und stattdessen für die der Bundesversammlung.<br />
Sie besteht aus den Mitgliedern des<br />
Bundestages und einer gleichen Zahl von Mitgliedern,<br />
die von den Länderparlamenten entsandt werden. Von<br />
dieser breiten Basis erwartet die Unabhängigkeit der<br />
Wahlentscheidung, die dem gewählten Bundespräsidenten<br />
die notwendige Autorität sichert.<br />
Was ich damit sagen will ist: wer von „der Politik“<br />
spricht, muss auch danach fragen, ob die Institutionen,<br />
die wir uns geschaffen haben, um uns demokratisch zu<br />
regieren, in dem Geiste genutzt werden, dem zu dienen<br />
sie geschaffen wurden, also richtig oder verfälscht<br />
genutzt werden. Demokratisches Regieren ist in besonderer<br />
Weise auf das Vertrauen der Regierten angewiesen.<br />
Dieses Vertrauen gefährdet, wer sich zwar dem<br />
Wortlaut der Verfassung oder der Gesetze nach verhält,<br />
aber nicht ihrem Sinn und Auftrag. Vertrauensverluste<br />
bedeuten jedoch immer auch eine Gefährdung für<br />
demokratisches Regieren. Wo sie sich häufen, können<br />
sie zu einer Zerstörung des Zutrauens der Bevölkerung<br />
zur demokratischen Regierungsform führen. In einer<br />
solchen Situation muss man fragen, ob die beteiligten<br />
Personen in der Lage sind, diese Zusammenhänge zu<br />
sehen und danach zu handeln. Dann geht es nicht mehr<br />
um „die Politik“, sondern um die handelnden Personen.<br />
Ingrid B.: Es gibt eben wenige, die das verstehen…<br />
Kurt B.: Natürlich könnten sie die neuen Wirklichkeiten<br />
verstehen. Dann müssten sie jedoch bewährtes<br />
Denken korrigieren und zugeben: „Daran habe ich<br />
nicht gedacht.“<br />
Wenn die Gesellschaft und der Staat mit einem grundlegenden<br />
Paradigmenwechsel aller gesellschaftlichen<br />
Prozesse konfrontiert werden, dann gehen beide durch<br />
eine Zwischenzeit ohne verlässliche Orientierung. Das<br />
erscheint vielen als chaotisch. Die alten Strukturen, an<br />
denen man sich festhalten möchte, leisten nicht mehr,<br />
was wir erwarten, und die neuen Strukturen sind noch<br />
nicht entwickelt.<br />
Und wohin führt uns der Paradigmenwechsel Ihrer<br />
Meinung nach<br />
Kurt B.: Die westliche Welt hat sich seit ihrer technologischen<br />
Entwicklung daran gewöhnt, dass sie für ihre<br />
Lebensfähigkeit Fortschritt braucht. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg sah sie diesen Fortschritt in der Vermehrung<br />
des Bruttoinlandsproduktes. Das kann man messen, die<br />
meisten anderen „Fortschritte“ wie Wohlbefinden oder<br />
Glück, oder Zufriedenheit nicht. Man hat Wirtschaftswachstum<br />
als Ausdruck von Fortschritt und Grundlage<br />
politischer und sozialer Stabilität für so wichtig gehalten,<br />
dass man sich für berechtigt hielt – und noch<br />
immer hält – den Staat dafür auch zu verschulden.<br />
Zeichnet sich nun ein Wechsel des herrschenden Paradigmas<br />
ab, dann läutet keine Glocke „Achtung, jetzt<br />
komme ich!“. Aber die bisher brauchbaren Wege werden<br />
zu unbrauchbaren und zunehmend destruktiven<br />
Wegen. Deshalb beginnen wir, nach anderen Formen<br />
des Wachstums zu suchen. Nach Strukturen, die stärker<br />
auf Eigenverantwortung bauen. Nach Wegen, die<br />
uns unabhängig werden lassen von einem sich ständig<br />
beschleunigenden Wachstum der Wirtschaft und des<br />
Bruttoinlandproduktes; das, zu Ende gedacht, zu absurden<br />
Ergebnissen führt und nicht in eine Sieben-Milliarden-Menschen-Welt<br />
passt – nicht einmal in die Zwei-<br />
Milliarden-Menschen-Welt zur Zeit meiner Geburt.<br />
Ganz andere Dinge müssen wachsen. Das Wachstum,<br />
das wir jetzt brauchen, ist ein Wachstum des Engagements<br />
der Zivilgesellschaft. Wir müssen sie wieder<br />
aufwecken, sie aktivieren. Es geht um ein Wachstum<br />
22 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
an Intelligenz, wie wir unsere Gesellschaft organisieren.<br />
Wir organisieren sie im Augenblick nach einem „Verschwendung-ist-auch-Wachstum-Prinzip“.<br />
Helmut Schmidt gründete 1993 zusammen mit Kurt<br />
Biedenkopf, Kurt Masur und anderen die Deutsche<br />
Nationalstiftung und zitierte einen Satz Biedenkopfs,<br />
der sinngemäß und zusammengefasst lautet: „Die<br />
Mehrheitsfähigkeit tendiert zur Mittelmäßigkeit.“<br />
Wenn man Leute für Führungspositionen danach<br />
aussucht, ob sie mehrheitsfähig sind, dann fördert<br />
dies das Mittelmaß. Ist das nicht ein Urdilemma der<br />
demokratischen Politik, die nun einmal Mehrheiten<br />
braucht<br />
Kurt B.: Man muss die richtigen Fragen stellen, nicht<br />
die einfachen! Wir haben ein Problem mit der Rekrutierung<br />
für Führungs- und Verantwortungspositionen ausschließlich<br />
aus den geburtenstarken Jahrgängen. Wenn<br />
alle etwa gleichaltrig sind, dann optiert eine Führung in<br />
der Regel unter ihr Niveau. Immer ist einer da, der sich<br />
betroffen fühlt durch den Neuen als Konkurrenten. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass ein Gleichaltriger so viel Autorität<br />
aufbaut, dass die anderen Gleichaltrigen ihn akzeptieren,<br />
ist jedenfalls gering. Da müssen sie oder er schon<br />
ganz ungewöhnlich sein. Wichtige Möglichkeiten sind<br />
uns so verloren gegangen. Und im Übrigen gilt das nicht<br />
nur für die Politik. Jetzt entdecken die Unternehmen<br />
wieder den Nutzen und die Unentbehrlichkeit Älterer<br />
und holen sie in die Betriebe zurück. Sie merken, dass<br />
gleichaltrige Gruppen häufig Schwierigkeiten miteinander<br />
haben und weniger kompromissfähig sind, dass sie<br />
oft keine Wege finden, wie sie sich verständigen sollen…<br />
Ingrid B.: …und die Erfahrung und die Gelassenheit<br />
der Älteren auch gar nicht haben können.<br />
Kurt B.: Diese Erfahrung zu haben, das ist eines der<br />
wirklich schönen Dinge, die ich im Alter empfinde.<br />
Möglicherweise auch ein Grund, warum ich mich überhaupt<br />
nicht alt fühle.<br />
Ingrid B.: (lacht) Sind wir alte Meister ||<br />
Dresdner Kunst der Gegenwart<br />
Malerei . Grafik . Skulptur . Objekt<br />
Gestaltung: blaurock-nuglisch.de, Foto: Marko Kubitz<br />
Obergraben 10 . <strong>01</strong>097 Dresden<br />
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artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 23<br />
Kunstquartier im Neustädter Barockviertel
eisegenuss<br />
feinstes Olivenöl aus der Toskana<br />
Das Öl der<br />
Alten Römer<br />
Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />
Olivenöl betont die<br />
leichte, mediterrane<br />
Küche, liegt im Trend und<br />
ist zudem ausgesprochen<br />
gesund. Manche dichten<br />
ihm sogar die Fähigkeiten<br />
eines Jungbrunnens an.<br />
Fernsehköche sprechen es<br />
heilig und bringen es in die<br />
moderne Familienküche.<br />
Feinkostläden und Discounter<br />
passen sich der wachsenden<br />
Nachfrage an und so gibt<br />
es für jeden Geldbeutel ein<br />
passendes Öl. Zu einem der<br />
besten zählt das „Extra<br />
Vergine Il Casone“ aus der<br />
italienische Provinz Lucca.<br />
Ähnlich wie sogenannte<br />
„Garagenweine“ gilt dieses Feine<br />
Olivenöl als Geheimtipp und ist<br />
nicht im gewöhnlichen Handel<br />
erhältlich.<br />
24 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Die Olivenplantage „Il Casone 1729“ in<br />
der Toskana. Das Anwesen ist nicht nur<br />
Produktionsstätte von erstklassigem Olivenöl,<br />
sondern auch luxuriöses Feriendomizil.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 25
Prestige und Geschmackssache<br />
er glaubt, dass die große Bedeutung<br />
von Olivenöl ein Phänomen<br />
unserer Zeit ist, irrt. Selbst der<br />
qualitative Unterschied – um nicht<br />
zu sagen die Qualitätskluft – war<br />
schon vor einigen tausend Jahren so<br />
vielschichtig wie heute auch.<br />
Bereits in der Antike teilten die Alten Römer ihr Olivenöl<br />
in fünf verschiedene Güteklassen. Diese reichten<br />
vom „Oleum ex albis ulivis“, welches den Gipfel der<br />
erreichbaren Qualität darstellte und dementsprechend<br />
wertvoll war, bis zum „Oleum cibarium“, dem Öl der<br />
Sklaven, das die unterste Stufe auf der Qualitätsleiter<br />
belegte und aus bereits verfaulten und von Würmern<br />
zerfressenen Oliven hergestellt wurde. Ersteres, das<br />
hochwertige „Oleum ex albis ulivis“, das „Grüne<br />
Gold“, wurde ausschließlich aus grünen, noch nicht<br />
ausgereiften Oliven gewonnen und blieb den einflussreichen<br />
und wohlhabenden Römern vorbehalten.<br />
Was kaum ein Verbraucher ahnt, auch die Olivenöle<br />
unserer Zeit werden nach diesen überlieferten Kriterien<br />
beurteilt und produziert. Es ist also ein offenes Geheimnis:<br />
mancher Flaschenaufdruck, der „Extra Vergine<br />
Olivenöl“ verspricht, besagt oft nur, dass darin ein<br />
(Bruch-)Teil hochwertigen Olivenöls enthalten ist. Die<br />
sensorische Qualität reicht also auch heute noch von<br />
intensiv-fruchtig bis faulig. Wer die Produktionsstätte<br />
seines Vertrauens kennt, ist demnach gut beraten.<br />
Toskanisches Olivenöl aus der Provinz Lucca ist seit jeher<br />
wegen seines ausdrucksvollen Charakters besonders<br />
begehrt. Für die einen ist es eine Geschmacksfrage, für<br />
die anderen nur Prestige. Bewahrt wird der Mythos<br />
mit dem „DOP Lucca“-Siegel. Damit werden besonders<br />
strenge Regeln zur Qualitätssicherung aufgestellt.<br />
Eines der hochwertigsten Olivenöle dieser Region wird<br />
auf der Plantage „Il Casone 1729“ produziert. Hier<br />
werden die Qualitätsnormen des „Oleum ex albis ulivis“,<br />
dem Premiumöl der Alten Römer, und der DOP<br />
Lucca sogar noch um ein vielfaches übertroffen.<br />
Das Urteil der Männer<br />
Ich trete einige Schritte auf die Terrasse hinaus und<br />
blicke nach oben auf den steil ansteigenden Olivenhang<br />
– ich bin mittendrin. Es ist noch kühl von der<br />
Nacht und dünne Nebelschwaden umschmeicheln die<br />
alten Bäume. Vom Hang tönen dumpfe Stimmen herüber.<br />
Ich drehe mich wieder um und schaue durch das<br />
große Panoramafenster nach innen in meine Bugalow-<br />
Suite. Innen feinstes Mobiliar, außen knorrig-faltige<br />
Olivenbäume. Die Hausherrin beweist Geschmack.<br />
Exzellent, auserlesen, mit Hang zur Perfektion. So sei<br />
es auch bei ihrem Öl, sagt man. Dieser Gedanke bringt<br />
mich wieder zurück zum eigentlichen Grund meiner<br />
Reise: Olivenöl, dem besten der Toskana. Dieser Meinung<br />
sind hier mittlerweile selbst viele Männer, was<br />
viel wiegt, denn schließlich ist sie eine Frau, und dann<br />
noch eine „Tedesca“, eine Deutsche!<br />
26 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 27
Andrea Lehmann betreibt in der nördlichen Toskana<br />
am Fuße der Apuanischen Alpen die Olivenplantage Il<br />
Casone 1729. Gemeinsam mit ihrem Sohn Alexander,<br />
ihrer Schwester Angelika und ihrem Schwager Cornelio<br />
bewirtschaftet sie das beeindruckende Anwesen<br />
in eigener Regie. Eine Handvoll treuer Mitarbeiter<br />
ergänzt das kleine Team. Eigentlich ein für Italien<br />
typisches Familienunternehmen, mit der Besonderheit,<br />
das hier der „Padrone“ eine Frau ist. Bevor die 51jährige<br />
Schwäbin vor 16 Jahren hierher kam, hatte sie<br />
nie mit Landwirtschaft zu tun. Jetzt stellen sich sogar<br />
Einheimische die Uhren für den richtigen Erntebeginn<br />
nach ihr. Denn für die Produktion von erstklassigem<br />
Olivenöl ist neben vielen anderen Faktoren der richtige<br />
Erntezeitpunkt entscheidend.<br />
Neben der aufwändigen Pflege der Terrassenhänge<br />
sind die Sommermonate ganz dem Beobachten und<br />
Bekämpfen der Olivenfliege gewidmet. Die kleinen<br />
Tiere sind die größten Feinde der Olivenbäume. Sie<br />
stechen in die Frucht und legen dort ihre Eier ab. Im<br />
schlimmsten Fall wird dadurch der Ertrag eines ganzen<br />
Jahres ruiniert. Zum Schutz vor den Insekten werden<br />
alle Bäume auf dem vier Hektar großen Terrassenhang<br />
alle 20 Tage mit Porzellanerde besprüht. Schneeweiß<br />
sticht dann der Oliveto von Andrea Lehmann vor dem<br />
langen Bergkamm heraus. Die weißen Bäume irritieren<br />
die Olivenfliegen derart, dass sie verschwinden. Und<br />
sollte sich doch eine Fliege auf Il Casone 1729 verirren,<br />
so werden die Oliven von der Kaolinschicht der<br />
Porzellanerde vor dem gefährlichen Einstich geschützt.<br />
Die Wirkung dieser Schutzmaßnahme ist groß, ebenso<br />
wie die Kosten dieser außergewöhnlichen Aktion. Aber<br />
diesen zusätzlichen Aufwand nimmt Andrea gern in<br />
Kauf, denn diese Behandlung stellt die einzige biologisch<br />
korrekte Alternative zu den üblichen chemischen<br />
Keulen dar.<br />
Die Luft schmeckt nach Öl<br />
Es ist Mitte Oktober. Der Golfstrom bringt noch<br />
immer warme Meeresluft ins Land und macht die<br />
Herbsttage angenehm warm. Dennoch werden die<br />
mondänen Strandbäder winterfest gemacht, denn die<br />
Badeurlauber haben die Gegend an der Versiliaküste<br />
längst verlassen. Stille kehrt trotzdem noch nicht ein.<br />
Eine seltsame Betriebsamkeit ist spürbar, aber anders<br />
als sonst im Jahr. Statt Cafés an den Promenaden<br />
öffnen nun allerorts die Ölmühlen wieder ihre Pforten.<br />
Der Duft teurer Parfums weicht nun dem ölig-herben<br />
Geruch von Oliven, wenn untereinander die Ernte<br />
begutachtet wird. Small Talk wird zur Fachsimpelei,<br />
und dann zum lauten Kino. Denn eine Aussage beansprucht<br />
jeder Olivenbauer konsequent für sich: „Die<br />
besten Früchte kommen von mir!“<br />
28 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Das ehemalige Herrenhaus in der Toskana ist in<br />
idyllisches Grün gehüllt und umgeben von einer<br />
weitläufigen Poollandschaft. Das historische Anwesen<br />
ist heute zugleich Arbeits- und Lebensmittelpunkt sowie<br />
romantische Entspannungsoase für die Familie von<br />
Andrea Lehmann und deren Gäste.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 29
Diese Seite oben: Cornelio und Claudio rütteln<br />
mit ihren Erntewerkzeugen die Oliven von den<br />
Ästen. Unten: Von allen Seiten des Hanges<br />
strömen die Arbeiter herbei und bringen die<br />
frische Ernte. Giorgio (links im Bild) ist mit<br />
79 Jahren der dienstälteste im Oliveto und<br />
behält den Überblick. Rechte Seite oben:<br />
Tiberio (li.) und Cornelio (re.) beladen den APE<br />
mit frisch geernteten Oliven. Unten: Cornelio<br />
auf dem Weg in die Ölmühle.<br />
Andrea erzählt von den Auflagen der „DOP Lucca“,<br />
welche zur Qualitätssicherung für Olivenöl aus dieser<br />
Provinz aufgestellt wurden. Und von der nochmals<br />
gesteigerten Qualitätsnorm, die sie sich für ihr „Extra<br />
Vergine Il Casone“ selbst auferlegt hat. Demnach<br />
müssen ihre Oliven spätestens am 10. November vom<br />
Baum geerntet sein. Früchte die von selbst herunterfallen<br />
werden nicht verwendet. Anschließend dürfen<br />
bis zur Pressung höchstens zehn Stunden vergehen.<br />
Schließlich sollen nur frische Früchte in der Ölmühle<br />
gepresst werden. Doch zuvor besteht die Schwäbin auf<br />
akkurate Säuberung des gesamten Presswerks. In der<br />
Ölmühle hat man sich mittlerweile schon auf die Sonderwünsche<br />
der deutschen Olivenbäuerin eingestellt.<br />
Auch die zusätzliche Filtration des Öls ist für Andrea<br />
ein Muss. Denn dies steigert die Qualität nochmals.<br />
Die sofortige Lagerung bei 13 bis 15 Grad Celsius<br />
in stickstoffversiegelten Edelstahlbehältern bewahrt<br />
schließlich die feinen Aromen.<br />
Abgefüllt wird das Olivenöl nur bei Bedarf, direkt<br />
im hauseigenen Ölkeller. Bestellungen werden direkt<br />
verschickt, weltweit, an die besten Adressen. Lange<br />
Transportwege, oder gar die Langzeitlagerung in<br />
lichtdurchlässigen Flaschen, gibt es nicht. Das erklärt<br />
30 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
auch die Exklusivität, und dass dieses Öl in keinem<br />
Lebensmittelmarkt erhältlich ist. Es gibt weltweit nur<br />
wenige Plantagen, die auf derart hohem Niveau Olivenöl<br />
produzieren und weiterverarbeiten. Das „DOP<br />
Lucca“-Siegel, welches schon hochwertige Olivenöle<br />
garantiert, hat im Vergleich zur Produktionsweise<br />
von Andrea Lehmann fast schon lockere Vorschriften.<br />
Um die DOP Lucca Norm zu erfüllen, dürfen vom<br />
Zeitpunkt der Olivenernte bis zur Pressung ganze 48<br />
Stunden vergehen. Selbst der Erntezeitpunkt darf bis<br />
31. Dezember hinausgezögert werden. Eine Filtration<br />
ist nicht zwingend und die anschließende Lagerung des<br />
Öls muss auch nicht überwacht werden. Wohlgemerkt:<br />
bereits das DOP Lucca Siegel gewährleistet eine sehr<br />
hohe Qualität. Und dann gibt es eben noch Olivenöle,<br />
die ohne diese Normerfüllung produziert werden: vom<br />
Boden aufgesammelt, für eine Woche oder länger in<br />
Plastiksäcken zwischengelagert, darin schwitzend und<br />
faulend, bis daraus Öl gepresst wird. Auch ein derart<br />
hergestelltes Olivenöl kann man sicherlich genießen,<br />
aber besser nur als Lampenöl an einem lauschigen<br />
Abend.<br />
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artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 31
Kenner erkennen den Unterschied<br />
Darf in der<br />
mediterranen Küche<br />
niemals fehlen:<br />
feinstes Olivenöl.<br />
Spitzenköche<br />
empfehlen das<br />
toskanische „Extra<br />
Vergine Il Casone“ für<br />
höchsten Genuss.<br />
Im Mittelmeerraum wird<br />
Olivenöl in fast maßloser<br />
Art verwendet.<br />
Während die Deutschen<br />
pro Jahr mit knapp einem<br />
Liter auskommen, verbrauchen<br />
die Italiener und<br />
Spanier das Zehnfache für<br />
ihre Speisen. Ein Grieche<br />
verwendet im Schnitt 25 Liter<br />
pro Jahr, und ein Kreter<br />
„überschwemmt“ sein Essen<br />
sogar mit bald 35 Litern.<br />
Und das nicht ohne Grund:<br />
Olivenöl ist ausgesprochen<br />
gesund. Die gleiche Menge<br />
Sonnenblumenöl oder<br />
Schweineschmalz würde<br />
einen Menschen wohl rasch<br />
unter die Erde bringen, aber<br />
die einfach ungesättigten<br />
Fettsäuren im Olivenöl senken<br />
das LDL-Cholesterin<br />
und schützen die Gefäßwände.<br />
Der reichliche Genuss<br />
von Olivenöl beugt somit<br />
aktiv Herzerkrankungen vor.<br />
Die Ausdauer zur konsequenten Durchsetzung ihrer<br />
qualitätsbewussten und ökologischen Produktionsmethode<br />
hat die schwäbische Olivenbäuerin wohl aus<br />
ihrer Heimat mitgebracht. Denn das Verständnis für<br />
rundum biologischen Anbau steckt in Italien noch<br />
in den Kinderschuhen. Selbst bei der Pflege ihres<br />
Olivenhains setzt Andrea neue Maßstäbe. Arbeiten wie<br />
der Baumschnitt und die Bodenversorgung mit organischen<br />
Mineralen werden bei ihr jedes Jahr durchgeführt,<br />
obwohl dies nur alle zwei Jahre gefordert wird.<br />
„Oliven sind nicht anders als Menschen und bedürfen<br />
Liebe und Zuneigung, Ehrlichkeit und Fürsorge. Und<br />
zwar Tag für Tag, ein Leben lang“, begründet Andrea<br />
ihren Einsatz. Spitzenköche und Genießer wissen die<br />
hohen Qualitätsstandards zu schätzen. Sternekoch<br />
Michael Hoffmann vom Gourmet-Tempel „Margaux“<br />
in Berlin hat für das „Extra Vergine Il Casone“ sogar<br />
eine persönliche Liebeserklärung verfasst, berichtet<br />
Andrea stolz und lässt mich lesen: „Das Öl von Il<br />
Casone 1729 ist unglaublich tief, geschmeidig wie<br />
Kaschmir, warm wie ein Herz und unglaublich lang<br />
im Abgang. Für mich ist es die größte kulinarische Offenbarung<br />
der letzten Jahre, und ich freue mich sehr,<br />
dieses wunderbare Olivenöl in meiner Küche nutzen<br />
32 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
zu dürfen“. Rein betriebswirtschaftlich gesehen ist die<br />
Produktion eines derart hochwertigen Olivenöls aber<br />
völlig ertraglos. Zur „Subventionierung“ ihres feinen<br />
grünen Goldes vermietet die Olivenbäuerin auf ihrem<br />
Anwesen deshalb noch luxuriöse Ferienappartements.<br />
Vom Baum in die Kiste<br />
Die ältesten Bäume im Olivenhain von Andrea<br />
Lehmann sind bereits über 500 Jahre alt. Und jeder<br />
einzelne der 1111 Exemplare (tatsächlich 1111 Bäume)<br />
trägt sein eigenes unverkennbares Gesicht. Der eine<br />
ist längs aufgespalten und die Rinde gleicht einer<br />
wilden, schroffen Landschaft. Ein anderer wächst aus<br />
einem vor langer Zeit abgesägten Stamm heraus und<br />
windet sich fast drei Meter flach am Boden entlang.<br />
Wer Olivenbäume töten will, hat schlechte Karten. Ihr<br />
Überlebenswille ist grenzenlos. Dabei verblüffen die<br />
jahrhundertealten Bäume mit prallen Früchten.<br />
Moreno und Pedro breiten große Netze auf dem<br />
Boden aus, mit denen die Oliven aufgefangen werden.<br />
Sie klettern über Bruchsteinmauern von einer Terrasse<br />
zur nächsten und befestigen die Netze straff an den<br />
Baumstämmen. So fallen die kostbaren Früchte sanft.<br />
Zuvor müssen die Oliven jedoch von den Bäumen<br />
geschüttelt werden. Das ist die Arbeit von Cornelio<br />
und Claudio. Mit langen Erntewerkzeugen mit Rüttelmechanismus<br />
lösen sie die Früchte von den Ästen.<br />
Ein solches Rüttelgerät wiegt fast sechs Kilogramm<br />
und besitzt zwei große gegenüberliegende Harken mit<br />
Greifmechanismus, die an einer etwa vier Meter langen<br />
Teleskopstange aus Aluminium befestigt sind. Bis weit<br />
in die Baumkronen müssen diese von den Schüttlern<br />
über Kopf nach oben gestreckt werden, um die Oliven<br />
systematisch von den Ästen abzukämmen. Über einen<br />
langen Schlauch sind die Erntewerkzeuge mit einem<br />
Traktor verbunden, der etwas unterhalb im Hang steht<br />
und für Pressluft sorgt. Die harkenähnlichen Geräte<br />
fangen an zu schnattern. Auf und zu, auf und zu, auf<br />
und zu... In rasender Geschwindigkeit. Die Oliven lösen<br />
sich durch die schnellen Greif-Kämm-Bewegungen<br />
von den Ästen und fallen nach unten in die Netze,<br />
wo sie sofort von Giorgio, Tiberio und den anderen<br />
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Frank Höhler, exklusiv vertreten mit<br />
Fotografien, in Halle 2 bei Lux@art auf<br />
der „room+style“ 2<strong>01</strong>5.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 33
Olivenlesern von Hand aufgesammelt und behutsam<br />
in Kisten gelegt werden.<br />
Giorgio ist bereits 79 Jahre alt. Schon von seiner<br />
Geburt an ist der freundliche alte Herr fest mit dem<br />
Haus Il Casone 1729 und den Oliven verbunden. In<br />
der Küche des ehemaligen Herrenhauses ist er zur Welt<br />
gekommen und mit acht Jahren hat er bereits angefangen<br />
auf dem Gut zu arbeiten. Oliven sind sein Leben,<br />
und so lässt er sich nicht davon abhalten, in gebückter<br />
Haltung die steilen Hänge und Bruchsteinmauern zu<br />
erklimmen.<br />
Tipp<br />
Auf „Il Casone 1729“ werden nicht nur Oliven<br />
angebaut, hier kann man auch fürstlich entspannen.<br />
Auf dem feinfühlig restaurierten Anwesen befinden<br />
sich drei luxuriöse Appartements und vom 1 Hektar<br />
großen Poolareal genießt man Fernsicht bis zur<br />
Versiliaküste. An der offenen Sommerküche finden<br />
Kochkurse mit Spitzenköchen statt und es werden<br />
Aroma-Massagen mit bestem hauseigenen Olivenöl<br />
angeboten.<br />
Mehr Infos: www.ilcasone1729.com<br />
Merenda unterm Blätterdach<br />
„Mereeenda...“ schallt es über den Berg. Andrea und<br />
ihre Schwester Angelika rufen im Chor laut zu den<br />
Männern herüber. „Mereeenda…“, was soviel bedeutet<br />
wie „Essen kommen“. Weit oben im Hang an einem<br />
Quellbrunnen treffen sich alle zum Mittagsimbiss. Von<br />
hier oben hat man einen atemberaubenden Blick bis<br />
zum Meer. Die Sonne blinzelt mittlerweile auch über<br />
den Kastanienwald neben dem Oliveto und trocknet<br />
die letzten schattigen Plätzchen. Eidechsen sonnen<br />
sich in den Ritzen der Trockenmauern und aus weiter<br />
Ferne hört man Ziegen meckern. Die Hunde des<br />
Hauses warten geduldig auf herunterfallende Essenkrümel,<br />
während die Männer zu Bier und deftig belegten<br />
Pizzaecken greifen. Das gesamte Il Casone-Team und<br />
Gäste des Hauses haben sich hier oben versammelt<br />
und sind geeint vom würzigen Duft des hauseigenen<br />
Olivenöls, welches natürlich auch bei dieser Tafelrunde<br />
nicht fehlen darf. Mit wild gestikulierenden Händen<br />
wird das Ernteergebnis der letzten Stunden besprochen.<br />
Der viele Regen hat den Oliven in diesem Jahr<br />
34 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
von der planung<br />
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<strong>01</strong>18 7 DR E SDE N<br />
A<br />
i n t e r i o r
Links: Der neue Jahrgang, frisch<br />
aus der Zentrifuge in der Ölmühle.<br />
Rechts: Die Olivenbäuerin<br />
Andrea Lehmann begutachtet die<br />
Früchte. Mitte links: Ölkeller und<br />
„Schatzkammer“ von Il Casone 1729:<br />
hier lagert das „Grüne Gold“. Mitte<br />
rechts: Cornelio Raffi, der Schwager<br />
und Mitarbeiter von Andrea<br />
Lehmann.<br />
Musse<br />
brobiere…<br />
zugesetzt. Es gibt nicht so viele Früchte wie erhofft,<br />
aber die Qualität scheint sehr gut zu sein. Gewissheit<br />
wird es jedoch erst später geben, wenn Cornelio mit<br />
dem schwer beladenen APE zur Ölmühle fährt und am<br />
späten Abend mit zwei oder drei Fässern des grünen<br />
Goldes zurückkehrt.<br />
Musse probiere<br />
Ein Jahr schwere Arbeit im Olivenhain ergießt sich<br />
bedächtig aus dem massiven Hahn der Zentrifuge in<br />
ein glänzendes Fass aus Edelstahl. Fünfzig Liter passen<br />
dort hinein. Zweieinhalb dieser Fässer werden Andrea<br />
und Cornelio heute nach diesem ersten Erntetag mitnehmen<br />
und in die großen Tanks im Ölkeller umfüllen<br />
können. Das sind gerade einmal zehn Prozent des<br />
Erntegewichts. Oder anders ausgedrückt: von einem<br />
Olivenbaum erhält man etwa einen Liter Öl. Mit<br />
einem Becher schöpft Cornelio eine Probe des frischen<br />
Öls ab und reicht sie Andrea. „Musse probiere“, sagt er<br />
mit seinem italienischen Akzent. Bange Momente. Die<br />
intensive Farbe des frischen Olivenöls ist fast unwirklich<br />
und erinnert an einen Mix aus Schalen von grünen<br />
Äpfeln und dem Fruchtfleisch reifer Kiwis. Schmecken<br />
sollte es kurz nach der Pressung so, wie frisch gemähtes<br />
Gras riecht. Aromatisch-würziger Duft verbreitet sich.<br />
Ähnlich wie beim Wein schmeckt ein geschulter Gaumen<br />
auch bei Olivenöl Einflüsse von Boden und Pflege<br />
heraus. Das kleine freundliche Lächeln von Andrea<br />
wird plötzlich zum strahlenden Lachen, sie sprudelt<br />
über beim sprechen und ihr Körper fängt freudig an zu<br />
tänzeln. „Was iss, isse guud...“, fragt Cornelio rhetorisch,<br />
während er sich mit breitem Lachen eine seiner<br />
Zigarillos in den Mundwinkel steckt. ||<br />
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interview<br />
Wolfgang Stumph<br />
Kein<br />
Blindgänger<br />
Am 26. Januar läuft Wolfgang Stumphs neuer<br />
Fernsehfilm „Blindgänger“ im ZDF. Schon vorher<br />
waren zahlreiche schaulustige Passanten und<br />
Bewohner der Dresdner Innenstadt dabei, als<br />
Wolfgang Stumph alias Conny Stein bei den<br />
Dreharbeiten zwischen Dresdner Schloss und<br />
Kulturpalast eine Bombe entschärfte und dabei<br />
noch ein neunjähriges Flüchtlingsmädchen fand –<br />
quasi die 300. Bombe in der Karriere des pensionierten<br />
Bombenexperten. Denn das kleine Mädchen<br />
sprengt alles auseinander was für Conny Stein<br />
augenscheinlich in Ordnung war.<br />
Von Mirko Joerg Kellner<br />
Wolfgang Stumph, der erstmals<br />
offiziell auch als Co-Produzent<br />
agierte, spielt den kauzigen Bombenentschärfer<br />
Conny Stein vom<br />
Dresdner Kampfmittelräumdienst.<br />
Steins Ehe ist schwer belastet, da<br />
er seinen Ruhestand nicht erträgt.<br />
Brummig und wortkarg vergrault<br />
er schließlich seine Frau Sanna, die<br />
nach seiner Verrentung endlich die<br />
lang ersehnten Reisen mit ihrem<br />
Mann machen möchte. Stein will<br />
aber lieber Bomben entschärfen.<br />
Bereits in Pension, bekommt er seinen<br />
letzten hochgefährlichen Fall:<br />
die 299. Bombe seiner Laufbahn.<br />
Bei diesem letzten Einsatz als Bombenentschärfer<br />
entdeckt Griesgram<br />
Stein das Flüchtlingsmädchen Olli,<br />
das sich in einem Kellergewölbe<br />
versteckt hat, nachdem es einer<br />
Razzia entkommen war. Als er das<br />
Mädchen dem zuständigen Ausländeramt<br />
übergeben will, muss er<br />
feststellen, dass die dort herrschenden<br />
Verhältnissen völlig inakzeptabel<br />
sind. Olli soll in den Kaukasus<br />
abgeschoben werden, obwohl sie<br />
in Deutschland aufgewachsen ist.<br />
Also beschließt Stein eine andere<br />
Lösung für Olli zu finden und<br />
lässt das fremde Mädchen in seiner<br />
Wohnung übernachten. Nicht nur<br />
Steins Alltag gerät damit völlig aus<br />
dem Takt…<br />
Ein Flüchtlingsthema in Dresden<br />
– sehr nah an der Realität. Kam<br />
die Idee von Ihnen<br />
Wolfgang Stumph: An diesem<br />
Stoff habe ich gemeinsam mit<br />
Simone Kollmorgen fast drei Jahre<br />
gearbeitet und dann Peter Kahane<br />
hinzugezogen, damit er aus dem<br />
„Blindgänger“ ein Drehbuch mit<br />
dem „Kahanischen Stumphsinn“<br />
schreibt. Die zunehmende Zahl<br />
38 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Foto: Mirko Joerg Kellner<br />
Als „Charakterkopf und<br />
vor allem Menschenfänger“<br />
beschreibt Erfolgsregisseur Peter<br />
Kahane Wolfgang Stumph.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 39
Szenenfoto aus „Blindgänger“:<br />
Wolfgang Stumph als Conny Stein<br />
mit Mia Kasalo als Olli.<br />
Foto: ZDF/Krumwiede<br />
von Flüchtlingen bestärkt die<br />
Aktualität der Thematik. Wer<br />
soll ins Land gelassen werden<br />
und warum Sollen wir uns<br />
abschotten oder hält sich die<br />
Zahl in Grenzen, und haben wir<br />
die moralische Pflicht zu helfen<br />
Diese Fragen beherrschen die<br />
öffentliche Debatte und machen<br />
diesen Film notwendiger denn je.<br />
Denn die menschliche Wahrheit<br />
offenbaren weniger Statistiken und<br />
Demonstrationen, sondern immer<br />
das Schicksal einzelner.<br />
Mit dem „Blindgänger“ bewegen<br />
Sie sich eigentlich exakt in Ihrer<br />
wirklichen Lebenssituation:<br />
Pensionär, wegen des Alters –<br />
und wenn Sie sich dem hingeben<br />
müssten, was würde dann mit<br />
dem agilen Wolfgang Stumph<br />
passieren<br />
Wolfgang Stumph: Ja, ich kann<br />
das nachvollziehen, sonst würde<br />
ich dieses Problem nicht auch<br />
im Film zu meinem Anliegen<br />
machen. Auch in meiner Branche<br />
passiert es, dass man nicht mehr<br />
gebraucht wird, und nicht erst ab<br />
dem Rentenalter. „60 ist die neue<br />
50“, wird propagiert. Richtig,<br />
wenn man noch arbeiten kann,<br />
und wenn man Arbeit hat, kommt<br />
Freude auf.<br />
Nach 20 Jahren und 50 Folgen<br />
habe ich zwar „Stubbe“ in den<br />
Ruhestand geschickt, mich selbst<br />
aber im Unruhestand belassen.<br />
Anders könnte ich es nicht. Das<br />
Ergebnis ist unter anderem der<br />
Film „Blindgänger“.<br />
Bei den meisten Ihrer bisherigen<br />
Filme haben Sie großen Einfluss<br />
auf die Produktion genommen.<br />
Aber bei dem „Blindgänger“<br />
sind Sie erstmals offiziell als<br />
Co-Produzent aufgetreten. Hat<br />
das einen Unterschied bei Ihrer<br />
Arbeit gemacht<br />
Wolfgang Stumph: Ich habe<br />
mich schon in den letzten Filmen<br />
der ST-Figuren, von Stankoweit<br />
bis Conny Stein, immer auch für<br />
die ganzen Vorgänge hinter der<br />
Kamera verantwortlich gefühlt<br />
und so gearbeitet. Das Ganze<br />
war also nicht wirklich neu für<br />
mich. Bei allem was ich mache<br />
bin ich mit vollem Herzen dabei.<br />
Nur dieses Mal bekam ich dafür<br />
eben eine Tätigkeitsbezeichnung.<br />
Geblieben bin ich aber kritisch zu<br />
meiner Arbeit, was ja nicht immer<br />
unzufrieden heißt.<br />
Das hört sich ganz danach an,<br />
dass der „Blindgänger“ kein<br />
Blindgänger wird und Wolfgang<br />
Stumph seinen Zuschauern<br />
treu bleibt. Gibt es schon neue<br />
Projekte<br />
40 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
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artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 41
Fortsetzung Interview Ulrich Finger<br />
Was sagt Ihr Bauchgefühl, wird<br />
dieses Messekonzept von den<br />
Besuchern in Dresden angenommen<br />
U. Finger: Ich habe im Hinterkopf<br />
Bilder aus DDR-Zeiten, als<br />
lange Menschenschlangen vor den<br />
Kunstausstellungen warteten, um<br />
hineinzugehen und Kunst zu sehen.<br />
Das ist natürlich ein stückweit<br />
Nostalgie, aber ich denke auch, dass<br />
die Menschen heute wieder bereit<br />
dafür sind, gerade auch in Dresden.<br />
Die Dresdner sind sehr kunstinteressiert<br />
– ich persönlich würde auch<br />
hingehen!<br />
Danke für das Gespräch, und viel<br />
Erfolg für 2<strong>01</strong>6! ||<br />
Wolfgang Stumph: Ja, ein weiterer<br />
Film ist bereits abgedreht: „Die<br />
Insassen“.<br />
Klingt ernsthaft. Wollen Sie ein<br />
wenig verraten<br />
Wolfgang Stumph: Ich spiele<br />
darin einen Finanzmanager, der<br />
nach einem Nervenzusammenbruch<br />
in der Klinik gelandet ist.<br />
Seine Situation als Patient hat der<br />
Wirtschaftsboss allerdings noch<br />
nicht verinnerlicht. Stattdessen<br />
versucht er „seine“ Krankenstation<br />
als Premiumanbieter für gehobene<br />
Burnout-Therapien an die Börse zu<br />
bringen…<br />
Hört sich dann doch eher nach<br />
einer Komödie an… Auf subtile<br />
Veräppelung als typisch stumphsinniges<br />
Stilmittel werden Sie<br />
wohl auch zukünftig nicht verzichten,<br />
oder<br />
Wolfgang Stumph: Auf keinen<br />
Fall. Aber eben nur von Fall zu<br />
Fall, immer wieder.<br />
Nun dann, danke für das Gespräch<br />
und ein gutes Jahr! ||<br />
Blindgänger<br />
26. Januar 2<strong>01</strong>5, 20.15 Uhr im ZDF<br />
Regie: Peter Kahane. Neben Wolfgang Stumph spielen Mia<br />
Kasalo, Ulrike Krumbiegel, Inka Friedrich, Götz Schubert, Franz<br />
Dinda und Christina Große.<br />
www.stumph.de<br />
Caspar David Friedrich<br />
Der Wanderer über dem Nebelmeer<br />
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42 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Die Tauernschecken von Daniela und Rocco<br />
Damm im Sommer beim Weiden auf der<br />
Hochkaseralm unterhalb des Klingspitz im<br />
Salzburger Land.<br />
Bock auf<br />
Alm<br />
Von Mirko Joerg Kellner<br />
Fotos: Klaus Bauer (1), Mirko Joerg Kellner (1)<br />
Nur noch wenige Tage, dann kann Edi wieder<br />
seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: entlang<br />
der steilen Bergkämme seiner österreichischen Heimat<br />
über unberührte Almen streifen, klettern, zarte Kräuter<br />
suchen und die Witterung der weiblichen Reisebegleitung<br />
aufnehmen. Es ist Anfang Juni und die Freiheit lockt, so weit das<br />
Tauernscheckenauge reicht…<br />
Edi<br />
ist ein Bock, und was für einer! Als<br />
hervorragender Zuchtbock hat er<br />
schon viel erlebt und geleistet. Erst der<br />
Umzug nach Zwickau in Sachsen – denn dort ist sein<br />
neues zu Hause – und was ganz wesentlich ist, zahlreiche<br />
kleine Zicklein tragen seine charakteristischen<br />
schwarzen, braunen und weißen Schecken, die seiner<br />
Rasse neben der Herkunftsregion auch den Namen<br />
verleihen. Als Tauernschecke trägt man dazu eine<br />
strahlend weiße Blässe und schmückt sich mit Gehörn<br />
bei stolzer, mittelgroßer Statur.<br />
Die Tauernschecken sind eine vom aussterben<br />
bedrohte Ziegenrasse. Früher lebten die trittsicheren<br />
Gebirgsziegen noch zahlreich und freilebend in den<br />
Bock Edi<br />
Hohen Tauern in Österreich. Heute kommt Edi mit<br />
seiner Herde nur noch über den Sommer auf die 1500<br />
Meter hoch gelegenen Almen im Rauriser Tal. Hier<br />
ist er bei seinem Ziehvater Engelbert Langbrandtner<br />
aufgewachsen. Fast wie sein Kind hat er Edi als einen<br />
der letzten Hoffnungsträger weit oben in der Abgeschiedenheit<br />
aufgezogen. Das hat ihn geprägt. Und<br />
dass Langbrandtner taubstumm ist. Edi ist deshalb sehr<br />
anhänglich und menschenbezogen mit, für einen Bock,<br />
sehr ruhigem Temperament. Er reagiert auf die leisen<br />
Töne, viel Gerede braucht es nicht.<br />
Eingeschlossen in ein abgeschiedenes Tal, zu<br />
dem es keinen Zugang gab, konnten sich die letzten<br />
freilebenden, reinrassigen Tauernschecken behaupten.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 43
Daniela und Rocco Damm sind Tauernschecken-Züchter aus Leidenschaft. Ihr großes Anwesen in Zwickau haben sie<br />
mittlerweile vollständig an die Bergziegen angepasst.<br />
Denn während sich andernorts im Laufe der Zeit die<br />
verschiedenen Ziegenrassen immer wieder gekreuzt<br />
haben, blieben die Tauernschecken auf diesem kleinen<br />
Landstrich im Rauriser Tal „unter sich“. Ein Bauer<br />
brachte sie Anfang der 1970er Jahre hierher. Aber<br />
dann gerieten sie in Vergessenheit. Später nahm sich<br />
der heutige Zuchtwart Johann Wallner dieser letzten<br />
neun Tauernschecken an und züchtete sie intensiv<br />
weiter. Wallner gilt als einer der Vorreiter bei der Tauerscheckenzucht<br />
und gab mit seiner eigenen Initiative<br />
einen Impuls für den Erhalt dieser bedrohten Bergziegenrasse.<br />
Und so erblickte schließlich auch bei Engelbert<br />
Langbrandtner Bock Edi mit seinen beispielhaften<br />
Rassemerkmalen das Licht der Alm.<br />
Etwa zeitgleich hat der erfolgreiche Vermögensverwalter<br />
Rocco Damm mit seiner Frau Daniela im 600<br />
Kilometer entfernten Zwickau ein großes Anwesen mit<br />
weitläufiger Rasenfläche fertiggestellt. Ein Rasenmäher<br />
musste her, so der erste pragmatische Gedanke des ehemaligen<br />
Bankers. „Der Entschluss Tiere anzuschaffen,<br />
war schnell gefasst“, erinnert sich Damm. „Bergziegen<br />
haben dabei ganz gut gepasst, denn wir besitzen ein<br />
großes Grundstück mit steilem Hang. Bei unseren<br />
Recherchen sind wir auf die Rasse der Tauernschecken<br />
gestoßen. Wir haben uns schließlich für sie entschieden,<br />
vor allem weil sie vom Aussterben bedroht sind.“<br />
Die Veränderung im Leben mit der neuen Verantwortung<br />
wurde den Damms aber erst nach dem<br />
Kauf der ersten drei Tiere bewusst, als sie bemerkten,<br />
dass die Ziegen trächtig waren und sich Nachwuchs<br />
anmeldete. Und plötzlich wurde der Ziegenstall zum<br />
Lebensmittelpunkt der Familie. Durchwachte Nächte<br />
bei der Geburt der ersten Zicklein und intensive<br />
Beschäftigung mit der Aufzucht der Tiere bestimmten<br />
nun die Freizeit der Damms. „Mit der Haltung und<br />
Zucht der Tauernschecken hat sich bei mir ein nie<br />
gekanntes Bewusstsein für Naturschutz und Nachhaltigkeit<br />
entwickelt“, so Damm nachdenklich. Und als<br />
er spricht, marschiert an uns eine 20-köpfige Sulmtaler<br />
Hühnerherde vorbei. Auch das prächtige Kaiserhuhn<br />
aus Österreich ist vom Aussterben bedroht. „Wenn<br />
Tierliebe für mich früher auf das ‚Stöckchen werfen‘<br />
bei Hunden reduziert war, ist es heute ein ausgeprägter<br />
Idealismus, fast schon eine Passion.“ Seine stahlblauen<br />
Augen blitzen, als er davon spricht. Fest mit beiden<br />
Füßen steht Damm auf der Weide seines Grundstücks<br />
und lässt sich auch nicht stören, als ihm eine seiner<br />
Ziegen am Hosenbein kaut. „Die Arbeit mit den<br />
44 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />
Tieren lehrt, viel genauer zu beobachten und ‚hinzuhören‘,<br />
weil sie ja nicht sprechen können. Und das hat<br />
nicht nur mein privates Leben beeinflusst. Auch mit<br />
geschäftlichen Angelegenheiten gehe ich heute viel entspannter<br />
und zielsicherer um, was auch immer häufiger<br />
als positives Feedback von meinen Kunden zurückkommt.<br />
Man kann sagen, die Tauernschecken haben<br />
mich geerdet. Mich zurückgeholt zu den einfachen,<br />
ursprünglichen Dingen des Lebens.“<br />
Kein Leben als Almbauer<br />
Ein Leben als Almbauer, hoch in den österreichischen<br />
Bergen, kann Rocco Damm sich aber nicht<br />
vorstellen, obwohl er die malerischen Landschaften<br />
dort liebt. „Die Menschen, mit denen wir in Österreich<br />
Zeit verbringen und die mit der bodenständigen<br />
und schweren Arbeit auf den Almen ihren Lebensunterhalt<br />
bestreiten, schätze ich sehr, und sie tun mir<br />
richtig gut“, so Damm. Aber Annehmlichkeiten, die<br />
auf seinen beruflichen Erfolg als Vermögensverwalter<br />
zurückzuführen sind, möchte er nicht mehr missen.<br />
„Es ist die besondere Kombination meines anspruchsvollen<br />
und risikobehafteten Berufes und die einfache,<br />
körperliche und engagierte Arbeit mit den Tauern-<br />
Für die Zucht geeignete<br />
Tauernschecken kann<br />
man nicht einfach<br />
kaufen, sondern muss sie<br />
ersteigern. 1400 Euro für<br />
ein weibliches Zuchttier<br />
sind da keine Seltenheit,<br />
ein erstklassiger Bock<br />
liegt noch ein ganzes<br />
Stück darüber. Heute gibt<br />
es bereits wieder 1000<br />
Tauernschecken in der<br />
Herdbuchzucht*, aber erst<br />
ab 3000 Tieren gilt diese<br />
Population nicht mehr als<br />
gefährdete Rasse.<br />
(*Das Herdbuch ist eine<br />
Zusammenstellung beglaubigter<br />
Abstammungsnachweise von Tierfamilien<br />
und Zuchttieren. Anm. d. Red.).<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 45
Mittlerweile wurde nicht nur die<br />
Ziegenzucht der Damms, sondern auch<br />
das Produktangebot darum erweitert.<br />
Erhältlich sind nun Ziegenkäse von der Milch der<br />
Tauernschecke, frisches Ziegenfleisch und Felle.<br />
In aufwändiger Handarbeit werden Taschen, Kissen,<br />
Jacken, Westen, Mützen und Kappen aus dem Fell der<br />
Tauernschecken hergestellt. Außerdem wurde von Rocco<br />
Damm unter Mitarbeit von Klaus Bauer, Hans Wallner,<br />
Adalbert Böker und Michael Fazokas das reich bebilderte<br />
Buch „Mythos Tauernschecken“ herausgegeben (ISBN<br />
978-3-00-040483-2). Auf 200 Seiten sind dort neben<br />
vielen Geschichten und Anekdoten der Züchter auch<br />
Sachinformationen zur Tauernscheckenzucht<br />
nachzulesen.<br />
Bestellmöglichkeiten und Infos:<br />
www.mythos-tauernschecken.com<br />
In Handarbeit<br />
gefertigte<br />
Taschen und<br />
Kissen aus dem<br />
Fell der Tauernschecken.<br />
Ziegenkäsevariationen aus<br />
der Milch der Tauerschecken.<br />
Info<br />
Nach seinem Studium arbeitete<br />
Rocco Damm als Banker.<br />
Gemeinsam mit seinen zwei<br />
Geschäftspartnern Lutz Hering und Marco<br />
Rumpf gründete der heute 43jährige Damm<br />
1997 die Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />
„Damm Rumpf Hering“ in Zwickau und später<br />
eine zweite Niederlassung in Dresden. Seitdem<br />
betreuen sie mit ihren zehn Mitarbeitern<br />
zirka 400 sächsische Kunden und deren<br />
Vermögen. Darüber hinaus engagiert sich<br />
das Unternehmen seit zwölf Jahren für den<br />
Dresdner Salon und seit sieben Jahren für die<br />
Stiftung Kinderhilfe.<br />
www.dammrumpfhering.de<br />
Daniela und Rocco Damm mit dem<br />
Buch „Mythos Tauernschecken“ zur<br />
Präsentation in Zell am See.<br />
46 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
schecken, die mir gut tut.“ Meine Frage, ob denn seine Frau Daniela<br />
mit dieser Art von Hobby einverstanden ist, beantwortet sich fast<br />
von selbst, als ich sie im Heu mit den Ziegen schmusen sehe. „Ich<br />
bin morgens ab sechs als Erste im Stall“, rebelliert sie lachend bei<br />
meiner Frage. Damm strahlt dazu freudig, wohl weil sich seine ganze<br />
Familie – auch Tochter und Sohn – in dem gemeinsamen Hobby<br />
wiederfinden.<br />
Zur Hochzeit kam Edi<br />
Als Daniela und Rocco Damm im Mai 2009 heirateten, bekamen<br />
sie von Freunden aus Österreich einen jungen Bock geschenkt:<br />
Edi. Seitdem konzentrieren sich die Damms mit leidenschaftlicher<br />
Hingabe auf den Fortbestand und das Wachstum dieser gefährdeten<br />
Ziegenrasse und sind damit die einzigen erfolgreichen Züchter von<br />
Tauernschecken in Sachsen. Ihr Engagement in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Salzburger Landesverband für Ziegenzucht hat sich<br />
gelohnt. Ende der 1960er Jahre bestand die gesamte Population der<br />
Tauernschecken nur noch aus neun Tieren. Eben die, die Johann<br />
Wallner in seinem Tal vorfand und aus denen irgendwann Edi<br />
hervorging. Inzwischen umfasst die Herde von Rocco Damm neben<br />
Edi 18 Muttertiere sowie zahlreiche Kitze und leistet damit ihren<br />
Anteil an der Gesamtpopulation der Tauernschecken. Aber das liegt<br />
dem Vermögensverwalter wohl im Blut: Dinge zu vervielfachen.<br />
Denn auch das Grundstück der Damms hat sich mit dem Herdenzuwachs<br />
vergrößert. Hinzugekommen ist eine weitläufige Wald- und<br />
Wiesenfläche für die Tiere. Hierher zurück kommt Edi mit seinen<br />
Ziegen wieder im Herbst, vom Rauriser Tal nach Sachsen. Zurück<br />
in sein ganz eigenes Revier, hoch auf der „Zwickauer Alm“. ||<br />
Fotos: Klaus Bauer (4), Mirko Joerg Kellner (1)<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 47
inerinnerung<br />
Heinz-Detlef Moosdorf, Künstler<br />
48 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Linke Seite: Das Porträt von Heinz-Detlef Moosdorf entstand<br />
in seinem 74. Lebensjahr. Rechts: Selbstbildnis von Heinz-<br />
Detlef Moosdorf, das ihn als jungen Mann in der Blüte seines<br />
künstlerischen Schaffens zeigt.<br />
Moosdorf<br />
Das Feuer brennt<br />
In Erinnerung an den Künstler Heinz-Detlef Moosdorf †<br />
Gefeierter Star, stilsicher und: ausgezeichnet, neben Gret Palucca.<br />
Seinen Pinselstrich erlernt er bei Hans-Theo Richter, obwohl der ihm<br />
Grafik lehrt. Durch ihn erfährt er die Kunst von Otto Dix. Seine Farben:<br />
die Rottöne. Sein Element: das Feuer. Die Loyalität: sein Verhängnis.<br />
Die Liebe: seine Hoffnung, und sein Alterssitz. Heinz-Detlef Moosdorf:<br />
Maler, Grafiker, Bildhauer, Künstler. Preisgekröntes und verstoßenes<br />
Kind der DDR, vergessenes Genie. Aber das Feuer brennt!<br />
Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />
Heinz-Detlef Moosdorf, den Freunde liebevoll<br />
„Moosi“ nannten, wurde am 27. September 1939 in<br />
Wurzen geboren. Am <strong>01</strong>. Oktober 2<strong>01</strong>4 verstarb er im<br />
Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.<br />
In tiefer Trauer und zugleich mit herzlicher Freude<br />
erinnere ich mich an meine letzte Begegnung mit ihm,<br />
ein Treffen, bei dem ich ihn porträtieren durfte. Viel<br />
wollte er wissen von mir, über die Fotografie. Unsere<br />
Gemeinsamkeit – das Licht zum Arbeiten – faszinierte<br />
ihn. Mich hingegen die verborgene Kraft, das Feuer in<br />
ihm. An diesem Tag entstand eines der letzten Porträts<br />
von Heinz-Detlef Moosdorf.<br />
Rückblick: Da steht er. Fest mit den Füßen auf dem<br />
Boden. Das Haar wirr, der Bart voll und gekräuselt, die<br />
Falten tief. Aber die Augen blitzen wie bei einem Kind.<br />
„Was soll ich machen“, fragt Moosdorf mit amüsierter,<br />
feiner Stimme, „Tanzen“ Er hopst von einem Bein auf<br />
das andere, um seine wiedererlangte Stärke zu demonstrieren,<br />
denn er war lange Zeit krank.<br />
Viel zu lange war es still um Moosdorf geworden,<br />
schon zu DDR-Zeiten. Denn das SED-Regime setzte<br />
ihn auf die Liste der verbotenen Künstler. Dann, nach<br />
der Wiedervereinigung fand er keinen Anschluss mehr.<br />
Das „neue“ Land war ihm zu fremd. Für moderne Pressearbeit,<br />
Werbung und das notwendige Auftreten in<br />
wichtigen Kunstzentren, war er über die Jahre zu müde<br />
geworden. Zwar gab es verschiedene kleinere Ausstellungen,<br />
aber nur in der näheren Umgebung seines früheren<br />
Arbeitsumfeldes. Unterstützung fand Moosdorf<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 49
ei seiner früheren Muse Ingrid Schneider. Viele Jahre<br />
hatten sie sich aus den Augen verloren. Im Alter trafen<br />
sie sich wieder, und dann haben die beiden 2<strong>01</strong>2 geheiratet.<br />
Seine Ingrid wurde eine echte Moosdorf.<br />
Als der Zweite Weltkrieg begann, wurde er<br />
geboren. Nach Kriegsende gründeten sich<br />
zwei neue deutsche Staaten. In diesem geteilten<br />
Deutschland lebte er in der sowjetischen Besatzungszone,<br />
wie viele Millionen andere Menschen auch.<br />
Es folgten Aufstände und schließlich die Deutsche<br />
Wiedervereinigung. Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen<br />
Revolution verstarb Moosdorf. Viel ist passiert in<br />
diesem, seinem Leben. Ereignisse, die ihn als Künstler<br />
beeinflusst und geprägt haben. Aber seine hauptsächliche<br />
Schaffensperiode fand in der DDR statt. Ist er etwa<br />
ein Urgestein einer längst vergessenen, „nicht mehr zeitgemäßen“<br />
Kunstära Sicher nicht! Sein Pinselstrich ist<br />
äußerst prominent. Hans-Theo Richter hat den jungen<br />
Moosdorf an der Hochschule für Bildende Künste in<br />
Dresden unterrichtet, als einen seiner letzten Schüler.<br />
Richter selbst war Schüler bei Otto Dix. Eine einzigartige<br />
Stilepoche wurde so weitergegeben – unverkennbar!<br />
Später fand Moosdorf seinen eigenen Weg. Seinen<br />
Blick. Seinen Stil. Richter brachte ihm vor allem das<br />
breite Feld der Grafik näher. „Es wird nicht gemalt, es<br />
werden nur Grafiken gemacht. Da ist genug zu tun!“,<br />
erinnert Moosdorf sich an die resoluten Worte seines<br />
Professors. Aber heimlich hat er doch mit Farben experimentiert.<br />
Ein echter Moosdorf!<br />
Ein Maler verwischt die Grenzen. Aus Erinnerungen,<br />
Träumen und realer Gegenwart<br />
entstehen Empfindungen. Und diese Gefühle<br />
wollen auf eine Leinwand. Das vom DDR-Regime ausgesprochene<br />
Arbeits- und Ausstellungsverbot traf Moosdorf<br />
deshalb besonders tief. Aber im Verborgenen wirkte<br />
er weiter. Sein gesamtes Lebenswerk zählt weit über<br />
5000 Exponate; Gemälde, Schnitte, Drucke, Zeichnungen,<br />
Plastiken. Ein Maler der nicht malen darf. Ist er<br />
wütend darüber Ein klares „Nein“. Moosdorf galt immer<br />
als sanftmütiger Riese und war nah am Menschen.<br />
Schon damals, als er sein Atelier im Stahlwerk Gröditz<br />
hatte, in den 60er Jahren. Viele Bilder zeugen von dieser<br />
Zeit und der schweren Arbeit am Schmelzkessel. Nach<br />
einem Regierungsbeschluss der DDR, der sinngemäß<br />
besagte, dass die Künstler dorthin gehen sollen wo die<br />
Arbeiter sind und die Volkswirtschaft wächst, kam er in<br />
eines der großen Vorzeigewerke der DDR – ins Gröditzer<br />
Stahlwerk. Eine Ehre zur damaligen Zeit. Auch der<br />
junge Künstler und Hobby-Geologe Moosdorf war darüber<br />
erfreut. Schon immer war er von Feuer, Asche und<br />
Vulkanen fasziniert. „Und natürlich von der Liebe…“,<br />
berichtet seine Ingrid verschmitzt. Alle diese Themen<br />
finden sich auch in seinen Bildern wieder. Übergroß,<br />
in satten Farben.<br />
Als der Liedermacher Wolf Biermann 1976 vom<br />
SED-Staat zwangsausgebürgert wurde, unterschrieb<br />
Heinz-Detlef Moosdorf gemeinsam mit zahlreichen anderen<br />
bedeutenden Künstlern den geschichtsträchtigen<br />
Brief, mit dem die Künstler-Elite der DDR ihre Empörung<br />
ausdrückte. Viele von ihnen verließen in den kommenden<br />
Jahren die DDR aufgrund der sturen Beharrlichkeit<br />
der Regierung. Armin-Müller Stahl, Manfred<br />
Krug, Nina Hagen… der Romantiker Moosdorf blieb.<br />
Als aufrichtiger Freund sozialer Gerechtigkeit wollte er<br />
diesem Staatsmodell noch immer seine Chance geben,<br />
obwohl er quasi über Nacht sein Atelier im Stahlwerk<br />
Gröditz räumen musste. Arbeits- und Ausstellungsverbot,<br />
angeordnet von höchster Regierungsebene. Noch<br />
einige Zeit zuvor wurde Moosdorf gemeinsam mit<br />
Gret Palucca für hochrangige künstlerische Verdienste<br />
50 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
ausgezeichnet. Plötzlich war das nicht mehr von Wert.<br />
Fortan wurden seine Gemälde und die einzigartigen Linolschnitte<br />
nur noch im Verborgenen gesammelt und<br />
betrachtet. Moosdorf-Werke durften bis zum Fall der<br />
Mauer offiziell nicht mehr verkauft werden.<br />
Da steht er nun. Nicht vergessen, nur verborgen.<br />
Mit hoffnungsvollen, neugierigen<br />
Augen. Fast wie ein Kind. Er betrachtet<br />
seine eigenen patinierten Werke und schaut zurück in<br />
sein gelebtes Leben: großformatige Akte in fetten Farben<br />
– Rot! Geschichten vom Ursprung der Menschheit<br />
– verwirrend, und dennoch geordnet komponiert.<br />
Schöne schwarze Frauen mit prallen Formen – Erinnerungen<br />
an seine Studienreise nach Afrika. Markante<br />
Porträts stolzer Stahlarbeiter am Hochofen – von Hitze<br />
schwere Luft quellt förmlich aus den Bildern. Selbstbildnisse<br />
verschiedener Lebensabschnitte – sein Feuer<br />
brennt auch hier: gewissenhaft, mutig, liebeshungrig,<br />
verträumt, stolz und stark. Dennoch, Moosdorf wird<br />
langsam schwach, der Tag war anstrengend.<br />
Linke Seite: Moosdorfs Verarbeitung seiner Studienreise<br />
nach Afrika. In der DDR galt eine solche Auslandsreise<br />
als hohe Auszeichnung. Oben: Das großformatige<br />
Moosdorf-Werk „Utopia“ zeigt Schmerzen des Krieges,<br />
Hoffnungen danach in großer Gemeinschaft, die Familie<br />
als kleinste Form der Gesellschaft, sowie die Liebe.<br />
Der kleine Junge ist sein Sohn Nico, verriet Moosdorf.<br />
Unten: Arbeiter des Gröditzer Stahlwerks zur Zeit, als<br />
Moosdorf sein Atelier dort hatte. Alle Männerportraits<br />
von Moosdorf erinnern an sein eigenes Gesichts.<br />
Als ich Moosdorf damals traf, hatte ich eine vage<br />
Ahnung, und der bin ich mit meiner Kamera gefolgt.<br />
Dabei durfte ich für einen kurzen Moment etwas entdecken:<br />
eine leidenschaftliche Glut, ein Feuer, einen<br />
Vulkan. „Ich muss wieder malen, da geht es mir besser“,<br />
sagte Moosdorf beiläufig, als er zu seiner Ingrid ins Auto<br />
stieg. Moosi, dein Feuer brennt weiter! ||
portrait<br />
Suzanne von Borsody, die Malerin<br />
Du immer mit<br />
deinen Blumen…!<br />
Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />
Barfuß und mit verschränkten Beinen sitzt sie im Schneidersitz auf dem blanken Holzboden. Um<br />
sie herum liegen zahlreiche ihrer Arbeiten verteilt. Büttenpapiere mit Siebdrucken ihrer Werke.<br />
Aus dem Aschenbecher raucht eine Zigarette vor sich hin. Die Haare sind flüchtig zum Knoten<br />
auf dem Kopf zusammen gebunden, hier und da hängen einzelne Haarsträhnen auf die Schulter<br />
herunter. Unter ihren Augen sieht man noch Schatten der letzten Nacht, die Teetasse neben ihr<br />
zeichnet einen Rand auf die Holzdielung. „Mohnmond“ murmelt sie mit sonorer Stimme vor sich<br />
hin. Der Titel einer der Arbeiten, die nummeriert und signiert werden müssen.<br />
Nein, das ist keine Szene aus einem<br />
weiteren Fernsehfilm, bei dem Suzanne<br />
von Borsody der Filmfigur unbedingte<br />
Glaubwürdigkeit schenkt, obwohl auch<br />
dieser sicherlich ein Erfolg wäre. Hier<br />
spielt sie keine Rolle. Das ist ihr Leben, alles ist echt.<br />
„Bei dem habe ich mit Pastellkreide und Wachs nachgearbeitet…“,<br />
sagt sie, zieht lange an ihrer Zigarette,<br />
kneift dabei das linke Auge zu, weil der Rauch brennt<br />
und fährt fort: „Halte mal ins Licht, dann siehst du<br />
den Unterschied – eine ganz feine, seidenglänzende<br />
Struktur“. Tatsächlich ist jede dieser Arbeit anders,<br />
und wird damit zum Unikat. Handsignierte Serigrafien,<br />
die in limitierter Stückzahl nummeriert ausgegeben<br />
werden.<br />
Suzanne von Borsody ist Malerin. Ihre Werke sind<br />
mit Acryl auf Leinwand gearbeitet. Motive, die jedem<br />
Menschen im Leben begegnen. Viele ihrer Arbeiten<br />
zeigen Blumen. Nicht die Prächtigen, sondern<br />
scheinbar unbedeutende. Dem Löwenzahn beispielsweise<br />
räumt sie eine Präsenz ein, die einer Rose zuteil<br />
kommen könnte. Sie erarbeitet einen Zyklus des<br />
Wachstums; von der Knospe über die Blüte bis hin<br />
zum Samenflug. „Wandlung“ nennt sie anschließend<br />
diese Werkreihe, mit der sie 2<strong>01</strong>2 in Leipzig erstmalig<br />
als Malerin in die Öffentlichkeit trat. Eines der<br />
herausragendsten Arbeiten dieser Serie ist das Motiv<br />
„Wandlung Nr. 4“. Eine Pusteblume in berührender<br />
Einfachheit und Pracht. Einfach in der Bildkomposition<br />
und völlig abgelöst vom Hintergrund, wird sie zur<br />
fesselnden Erscheinung. In feinster Detailzeichnung<br />
beweist die Künstlerin Präzision und handwerkliches<br />
Können.<br />
„Du immer mit deinen Blumen…! hat meine<br />
Mama oft gesagt. Mal‘ doch mal was richtiges, Gesichter<br />
zum Beispiel.“ Die von Borsody lacht bei dieser<br />
52 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Suzanne von Borsody (57) wird<br />
mittlerweile von der Presse für ihre<br />
schauspielerischen Leistungen<br />
als „Grande Dame des deutschen<br />
Fernsehens“ bezeichnet. Als<br />
Künstlerin hat sie aber noch weit<br />
mehr zu bieten, und die Wenigsten<br />
wissen um ihre Malerei.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 53
Die Pusteblume aus dem<br />
fast fotorealistischen Zyklus<br />
„Wandlung“ von Suzanne von<br />
Borsody. Im Original ist diese<br />
Arbeit mit Acryl auf Leinwand<br />
gemalt. Käuflich erwerben kann<br />
man dieses limitierte Motiv als<br />
hochwertige, nummerierte und<br />
handsignierte Serigrafie.<br />
bewussten Einsetzen von Kontrasten zur Steigerung<br />
der Dramaturgie und in der Kunst der Hintergründe.<br />
Die, meisterhaft gemalt, die Seele und den Rahmen<br />
eines jeden Werkes bilden. Zwar unterscheiden sich<br />
die Arbeitsweisen der beiden Künstler grundlegend,<br />
dennoch erlernt Suzanne von Borsody richtungsweisende<br />
Arbeitsabläufe, Stilelemente und Fertigkeiten,<br />
die ihre Bilder fortan verändern sollten.<br />
Erinnerung und ist dennoch merklich von Trauer um<br />
ihre Mutter Rosemarie Fendel getragen. Dann, im Jahr<br />
2005, arbeitet von Borsody in Nicaragua an einem<br />
neuen Bild. Das Werk „Frau im Schatten“ entsteht.<br />
Mit dieser Arbeit stellt sie die Weichen für eine weitere<br />
Handschrift: Portraits. „Ich male schon seit 50 Jahren.<br />
Das ist meine eigentliche Passion. Leider komme ich<br />
nicht so oft dazu, weil ich noch einen Nebenjob habe“.<br />
Grinst, und meint damit natürlich den Film, das Theater,<br />
die Lesungen…<br />
Schon als kleines Mädchen im Alter von<br />
sechs Jahren beginnt Suzanne von Borsody<br />
zu malen. „Als ich meine ersten Bilder<br />
malte, da war an Schauspielerei noch gar<br />
nicht zu denken. Für mich stand schon<br />
immer fest: ich werde Malerin“. Tatsächlich schloss<br />
von Borsody 1977 an der Munich International School<br />
ihren Master of Art ab. Es folgten zahlreiche Atelierund<br />
Arbeitsaufenthalte bei verschiedenen bedeutenden<br />
Künstlern im In- und Ausland. Sie besuchte Akademien,<br />
nahm Unterricht und machte Studienreisen. Sie<br />
war unersättlich nach Malerei.<br />
Volker Altenhof, der sein Atelier im gleichnamigen<br />
Ort Altenhof, direkt an der Steilküste in Schleswig-<br />
Holstein hat, malt klassisch Tempera auf Leinwand,<br />
Suzanne von Borsody mit Acrylfarben. So unterschiedlich<br />
wie die Arbeitsmethoden sind, so verschieden sind<br />
auch die Charaktere der beiden Künstler. Während<br />
der Schulungsphasen arbeiten sie intensiv zusammen,<br />
prallen aufeinander und ergänzen sich durch<br />
ihren Antagonismus. Es entsteht eine enge Freundschaft,<br />
auch mit Altenhofs Frau und Künstlerkollegin<br />
Corinna Altenhof. Von ihr wird von Borsody später<br />
feinste Detailzeichnungen erlernen, die sie in ihren<br />
Bildern umsetzt. Die beiden kreativen Frauen arbeiten<br />
daraufhin an einem gemeinsam Werk und stellen<br />
anschließend zusammen aus. Auch hier treffen wieder<br />
völlig verschiedene Methoden aufeinander. So arbeitet<br />
Corinna Altenhof mit Pigmenten und Wachs und lässt<br />
einzigartige abstrakte „Landschaften“, Strukturen und<br />
Oberflächen entstehen.<br />
Die originalen Gemälde von Suzanne von Borsody<br />
sind nicht käuflich zu erwerben. Diese hängen bei ihr<br />
zuhause. Sie sind Wegbegleiter, Freudenspender und<br />
Tröster in schmerzhaften Lebenssituationen. Ähnlich<br />
wie bei einer Filmfigur, der Suzanne von Borsody<br />
2005 traf sie in Griechenland auf den Maler<br />
Volker Altenhof. Daraus entwickelte sich schließlich<br />
eine enge kreative Verbindung. Altenhof schulte sie im<br />
54 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
„“<br />
Ich male<br />
schon seit<br />
50 Jahren. Das ist<br />
meine eigentliche<br />
Passion.<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 55
„Leider komme<br />
ich nicht so<br />
oft dazu, weil<br />
ich noch einen<br />
Nebenjob habe.<br />
56 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Das Künstlerpaar Corinna und<br />
Volker Altenhof war für die<br />
Malerei von Suzanne von Borsody<br />
stilprägend. Darüber hinaus<br />
verbindet die drei Künstler eine<br />
enge Freundschaft. Mehr Infos zu<br />
den Künstlern Corinna und Volker<br />
Altenhof umseitig.<br />
Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />
mit ihrem Gespür für Feinheiten das „Laufen lernt“,<br />
arbeitet sie an ihren Bildern. Sie sind ein kleines Stück<br />
ihrer Seele und ein stückweit Ewigkeit dieser mehrfach<br />
genialen Künstlerin.<br />
Dem Wert der von Borsody-Bilder ist es zuträglich,<br />
dass die Originale als unverkäuflich gelten. Die aus den<br />
Gemälden hergestellten Serigrafien, also Kunstdrucke,<br />
können gerade deshalb auch wie ein Original angesehen<br />
werden. Schließlich sind diese in nur limitierter<br />
Stückzahl erhältlich und, wenn einmal ausverkauft,<br />
für potenzielle Wertsteigerungen offen. Jede dieser<br />
Serigrafien ist im handwerklichen Siebdruckverfahren<br />
auf Hahnemühle Büttenpapier hergestellt. Jedes<br />
einzelne Blatt ist nummeriert und von der Künstlerin<br />
handsigniert. Darüber hinaus wurden die Arbeiten mit<br />
feinsten Detailveränderungen versehen und zur Einzigartigkeit<br />
veredelt. Somit stellt jedes einzelne Exemplar<br />
ein Unikat dar.<br />
Barfuß und mit verschränkten Beinen sitzt Suzanne<br />
von Borsody im Schneidersitz auf dem blanken<br />
Holzfußboden und zündet sich eine neue Zigarette<br />
an. Der Abdruck von der Teetasse ist mittlerweile eingetrocknet.<br />
Und bei jedem Motiv erinnert sie sich an<br />
eine Geschichte aus ihrem Leben: „Asia asleep, damals,<br />
als dieses Bild entstand, …“ sie lacht. ||<br />
Info<br />
Arbeiten von Suzanne von Borsody haben<br />
bereits in verschiedenen öffentlichen und<br />
privaten Sammlungen ein neues „Heim“<br />
gefunden. Denn das ist es, was die Künstlerin<br />
sich wünscht: das dieser kleine Teil ihrer selbst<br />
seinen eigenen, einzigartigen Platz findet.<br />
Preise: Die Bilder ihrer Zyklen „Wandlung“ und<br />
„Weg ins Licht“ sind in zwei Größen erhältlich:<br />
80x80cm zum Preis von je 1.500,- Euro sowie<br />
40x40cm zum Preis von je 750,- Euro.<br />
Charity: Zehn Prozent der Verkaufserlöse gehen<br />
an das Hilfsprojekt „Hand in Hand vor Africa“,<br />
für das sich Suzanne von Borsody engagiert.<br />
Ausstellung: Von Borsody‘s Werke sind in<br />
der Galerie Mirko Joerg Kellner & Friends in<br />
Dresden ausgestellt und können dort käuflich<br />
erworben werden.<br />
Galerie Mirko Joerg Kellner & Friends<br />
Rähnitzgasse 22, <strong>01</strong>097 Dresden<br />
Telefon: 0351-89960714<br />
Di-Sa 12-19 Uhr<br />
www.mjkf.de<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 57
Corinna Altenhof<br />
Malerin<br />
Info<br />
Corinna Altenhof<br />
Atelier: Brooktorkai 11, 2. Boden<br />
20457 Hamburg<br />
Telefon: <strong>01</strong>72-4113785<br />
www.corinna-altenhof.de<br />
Volker Altenhof<br />
Atelier: Brunnenbek<br />
24340 Altenhof<br />
Telefon: <strong>01</strong>63-8199071<br />
www.volker-altenhof.de<br />
Mond II von Corinna Altenhof, Wachs<br />
und Pigmente auf Leinwand.<br />
Ausstellung Dresden: Ausgewählte Werke von Corinna<br />
und Volker Altenhof sind u.a. in der Galerie Mirko Joerg<br />
Kellner & Friends in Dresden ausgestellt.<br />
Galerie Mirko Joerg Kellner & Friends<br />
Rähnitzgasse 22, <strong>01</strong>097 Dresden<br />
Telefon: 0351-89960714<br />
Di-Sa 12-19 Uhr<br />
www.mjkf.de<br />
Am Beginn der künstlerischen Arbeit von<br />
Corinna Altenhof steht ein einzelner<br />
erlebter Augenblick, eine erinnerte<br />
Seelenlage oder eine eindrucksvolle<br />
Situation. Um diese Momente festzuhalten<br />
und dauerhaft zu fixieren, verwendet sie Wachs,<br />
Graphit und Pigmente. Auf die mit Schlemmkreide<br />
und Marmorstaub grundierte Leinwand kommt<br />
ein erster Farbauftrag und das erhitzte, flüssige<br />
und mit Pigmenten vermischte Bienenwachs. In<br />
sich wiederholenden Schritten wird in die sich<br />
überlagernden und transparenten Wachsschichten<br />
weiteres Pigment eingearbeitet.<br />
Das Wachs ist schützendes und verletzliches Element<br />
zugleich. Es fasziniert nicht zuletzt durch seine<br />
elegante, unaufgeregte Schönheit und farbliche wie<br />
sensible Sinnlichkeit. Die Materialität der Bildelemente<br />
enthält zudem starke Wirkungsunterschiede bei sich<br />
änderndem Lichteinfall. Sehr plastische Eindrücke<br />
wechseln sich ab mit Momenten, die die flächigen<br />
Strukturen erfahrbar machen. Zudem schaffen<br />
die übereinander gelagerten Malschichten eine<br />
kontrastreiche Bildtiefe.<br />
Corinna Altenhof hält flüchtige Erscheinungen und<br />
Emotionen fest, die während der Ausgestaltung<br />
immer eine intensive Selbstreflexion, Abstrahierung<br />
und Ästhetisierung fordern; und so wird auch der<br />
Betrachter, wenn er in diese Bildwelt eintaucht,<br />
seine Sehgewohnheiten aufgibt und sich auf die<br />
Bildsprache einlässt, zur Reflexion angeregt. Das<br />
eigene Bewusstsein muss die Lesbarkeit der Bilder<br />
erfahren und die ihnen innewohnenden Stimmungen<br />
aufspüren. ||<br />
Infos: www.corinna-altenhof.de<br />
58 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Fischgott von Volker Altenhof,<br />
Tempera auf Leinwand.<br />
Volker Altenhof<br />
Maler<br />
Arbeiten von Volker Altenhof inspirierten<br />
Björn Engholm zu folgenden Worten:<br />
„Andere Bilder und Landschaften zeigt<br />
uns der Maler Volker Altenhof… Und<br />
anders, das heißt neu und unterscheidbar<br />
vom schon Bekannten, werden die Erfahrungen der<br />
Betrachter mit diesen Bildern sein.“<br />
Altenhofs Arbeiten beziehen sich häufig auf<br />
Erfahrungen und Eindrücke, die er auf Reisen<br />
sammelt. Seine thematischen Zyklen und Motive,<br />
seine lyrische Bildsprache und sein gutes Gefühl für<br />
Farben, berühren den Betrachter.<br />
Altenhof durchläuft immer einen umfangreichen<br />
Prozess von Veränderungen, Varianten, Experimenten<br />
und Möglichkeiten, bevor seine eigentliche<br />
künstlerische Arbeit beginnt. Als Künstler, der er<br />
ganz im Zeichen der Malerei ist, hat er einen hohen<br />
technischen Standard erreicht. Altenhof arbeitet stets<br />
mit der Tempera-Technik der alten Meister und<br />
erzeugt alle Farben selbst aus Farbpigmenten. Sein<br />
Spiel mit Farben greift nach der Farbe selbst. ||<br />
Infos: www.volker-altenhof.de<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 59
designreise<br />
Amalfiküste, Hotel Casa Angelina<br />
Praiano ist ein kleiner<br />
bezaubernder Ort mit nur<br />
2025 Einwohnern und<br />
wenigen Hotels. Seine Lage,<br />
direkt an der Amalfitana<br />
mit Blick Richtung<br />
Positano, macht ihn zum<br />
begehrten Urlaubsziel<br />
für Menschen, die Ruhe<br />
suchen und gleichzeitig<br />
die Nähe zu den exklusiven<br />
und renommierten<br />
Touristenmagneten. Hier ist<br />
alles ganz typisch für die<br />
Region: Bruchsteinmauern<br />
und pastellfarbene<br />
Häuschen, fruchtig-herber<br />
Duft von Zitronen und<br />
knatternde Motorini; eben<br />
Costiera-Amalfitana-<br />
Romantik pur. Wäre da nicht<br />
dieses im hellen Licht der<br />
Mittelmeersonne strahlende<br />
Bauwerk an den Klippen<br />
jener ursprünglichen Küste.<br />
Wir trafen Antonino<br />
Cappiello, den Mann, der mit<br />
seinem Hotelkonzept „Casa<br />
Angelina“ dem kleinen<br />
Örtchen Praiano und somit<br />
auch der Amalfitana ein<br />
neues Gesicht mit klarer<br />
Botschaft verliehen hat:<br />
Lifestyle-Hotellerie an<br />
der Amalfiküste.<br />
60 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
Urlaub im<br />
weiSSen haus<br />
Die hochwertigen Hotels der Amalfiküste sind zumeist luxuriös und<br />
mediterran geprägt. Nicht so im Hotel „Casa Angelina“ in Praiano. Hier<br />
weis(s)t man den Weg neu. Luxuriös ja, mediterran nein. Letzteres<br />
bleibt der Umgebung vorbehalten. Klare Linien und strahlendes Weiß,<br />
kombiniert mit ausgewählten Kunstobjekten, bringen Luft für die Seele.<br />
Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />
Das Lifestyle-Hotel Casa Angelina im<br />
Farbenspiel der Abenddämmerung mit<br />
Blick nach Positano (rechts) und Capri in<br />
der Ferne (Mitte).<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 61
1<br />
Verwöhnt von der Farben- und<br />
Formenpracht unserer Amalfitana-Tour<br />
erwarten wir nicht allzu<br />
viele neue Entdeckungen bei der<br />
Anfahrt zu dem 5-Sterne-Hotel<br />
„Casa Angelina“. Schon zu viele „Ahs“ und<br />
„Ohs“ sind bisweilen gefallen. Wir lassen<br />
uns entlang der kurvenreichen Küstenstraße<br />
durch die Dämmerung treiben, den noch<br />
immer warmen Wind im Gesicht, bis wir<br />
die letzte Kehre vor einem Tunnel nehmen,<br />
der das kleine Örtchen Praiano deutlich von<br />
Positano trennt. Vor tiefblauem, fast schwarz<br />
schimmernden Meer und einem vom Blutrot<br />
der Abendsonne durchtränkten Himmel<br />
erblicken wir eine schneeweiße „Fata Morgana“.<br />
Angeklebt an den schroffen Felsen einer<br />
hohen Klippenwand.<br />
Kaum drei Meter breit windet sich die<br />
Hotel-Zufahrt eine romantische Schlucht<br />
hinunter. Eine enge, mehrfach gewundene<br />
Serpentine führt uns direkt an das Portal<br />
des Lifestyle-Hotels Casa Angelina in Praiano.<br />
Ein freundlicher Hotelpage möchte<br />
mir beim Einparken behilflich sein, aber das<br />
exakte Positionieren unseres Wagens in der<br />
engen Parkbucht vor dem tief abfallenden<br />
Abgrund lasse ich mir nicht nehmen. Ebenso<br />
wie die ersten Aufnahmen vor dieser abendlichen<br />
Kulisse, auch wenn die Direktorin Annarita<br />
Aprea schon mit der Begrüßung wartet.<br />
Aber ein solcher Moment tiefgesättigter<br />
Farbenpracht zeigt sich nur einmal. Dachte<br />
ich. Aber das Motiv hätte ich wohl auch am<br />
nächsten Tag fotografieren können, denn das<br />
Haus scheint dieses Naturschauspiel gepachtet<br />
zu haben.<br />
Vor einem Panoramafenster, mit direkter<br />
Blickachse zur Schwalbennest-Idylle von<br />
Positano und dessen Hafen, befindet sich<br />
der Empfangsbereich des Hotels. Zwei erfreulicherweise<br />
unaufdringlich-freundliche<br />
Mitarbeiterinnen des Hauses haben hier ihren<br />
Arbeitsplatz und begrüßen die Gäste mit<br />
einem sehr leckeren Erfrischungsgetränk.<br />
Nicht Schreibtisch, nicht Bar, nicht Galerie,<br />
nicht Lobby; Dieser Platz ist irgendetwas dazwischen<br />
und alles zusammen. Hier beginnt<br />
die lange Reise in das Ambiente prägende,<br />
schneeweiße Hotelkonzept.<br />
Ein Sog zieht mich ich in die strahlende<br />
Pracht, welche diffus akzentuiert ist. Das<br />
breite Spektrum der typischen süditalieni-<br />
1. Hotel wird zur Galerie: Der Kunstliebhaber Antonino Cappiello<br />
präsentiert in den großzügigen Räumen des Hotels Teile seiner<br />
Sammlung. 2. und 3. Freiraum ganz in Weiß in der „Junior Suite Sea<br />
View“. 4. Auf der Terrasse des Restaurants „Un Piano nel Cielo“ genießt<br />
man exzellente mediterrane Küche und atemberaubende Blicke nach<br />
Positano und Capri.<br />
62 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
2<br />
3 4<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 63
Rundblick übers Meer,<br />
auch vom Innenbereich des<br />
Restaurants.<br />
schen Farben, Formen, Dekorationen<br />
und Einbauten suche ich hier<br />
vergebens. Die dominante „Farbe“<br />
Weiß entdecke ich in unzähligen<br />
Abstufungen und Facetten. Unterbrochen<br />
wird sie nur von präzise<br />
platzierten Kunstgegenständen,<br />
auserlesenem Mobiliar und einem<br />
edlen Holzboden. Ich fühle mich<br />
mittlerweile komplett entspannt<br />
und mein Kopf kommt auf „Nullstellung“.<br />
Das strahlend weiße<br />
Schock-Konzept geht auf: ich bin<br />
frei für Neues!<br />
Noch 190 steile Treppenstufen<br />
abwärts, dann sind<br />
wir an der hoteleigenen<br />
Bucht. Mächtige Baumwipfel überhängender<br />
Zypressen spiegeln sich<br />
im türkisblauem Wasser. Wer hier<br />
zum baden herunter kommt, will<br />
entspannen. Ruhe und Abgeschiedenheit<br />
sind an der Tagesordnung.<br />
Nur zwei kleine ehemalige Fischerhäuschen<br />
stehen hier in unmittelbarer<br />
Nähe zum Wasser. Heute<br />
befinden sich kleine rustikale und<br />
dennoch luxuriöse Gästesuiten für<br />
besonders ruhebedürftige Hotelgäste.<br />
Sting soll schon hierher gekommen<br />
sein, um wenige Tage zu<br />
relaxen. Schließlich sind es ganze<br />
vier Wochen geworden. Vielleicht<br />
lag es an den 190 beschwerlichen<br />
Stufen aufwärts, oder an dem praktischen<br />
Umstand, dass das Hotelpersonal<br />
die 380 Stufen auf und<br />
ab für jede Menu- oder Getränkelieferung<br />
beschreitet. Auf jeden Fall<br />
kommen Aussteiger auf Zeit hier<br />
unten ganz auf ihre Kosten, ohne<br />
dabei auf den exzellenten Service<br />
und die Annehmlichkeiten des obigen<br />
Hotels verzichten zu müssen.<br />
Aber schon allein der Spaziergang<br />
ist ein Erlebnis und man wird mit<br />
immer wieder faszinierenden Ausblicken<br />
– und auf halber Strecke<br />
mit einem Brunnen der frisches<br />
Quellwasser spendet – belohnt.<br />
Nach einem anstrengendem<br />
Aufstieg bei sengender Hitze hinauf<br />
zum Hotel treffe ich mich mit Antonino<br />
Cappiello, dem Besitzer und<br />
Kreateur dieser bemerkenswerten<br />
Anlage. 1969 war es, als er von Italien<br />
nach Deutschland kam, um sein<br />
Glück zu suchen. Cappiellos erste<br />
Station war Düsseldorf. Er erzählt<br />
von seiner Schule nahe der Berliner<br />
Allee, in der er deutsch lernte und<br />
der Altstadt, die so schön war…<br />
Antonino schwärmt beinahe wehmütig<br />
von Düsseldorf.<br />
Lässig sitzt er auf der Terrasse<br />
seiner luxuriösen Hotelanlage an der<br />
Amalfiküste. Man könnte man meinen,<br />
Cappiellos Leben war schon<br />
64 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5
immer so „sonnig“ wie der heutige<br />
Tag. Aber der Weg hierher war<br />
weit und beschwerlich, erzählt er.<br />
Nach dem frühen Tod seines<br />
Vaters – Antonino war gerade<br />
16 Jahre alt – ging er alleine nach<br />
Deutschland um zu arbeiten und<br />
seine Mutter und seine sieben<br />
Geschwistern finanziell zu unterstützen.<br />
Er fing in einem kleinen<br />
Düsseldorfer Hotel als „Laufbursche“<br />
an. Später führte ihn sein<br />
Weg nach Brüssel, wo er als Kellner<br />
arbeitete und dann nach England<br />
um die Sprache zu erlernen.<br />
Die vielen Kontakte seiner zahlreichen<br />
Stationen sollte er später gut<br />
nutzen können. „Ich habe immer<br />
auf deutsch geträumt“, betont Antonino<br />
stolz, was wohl der Anfang<br />
seiner bemerkenswerten Karriere<br />
war. Denn die Verbindung beider<br />
Kulturen hat ihn bis heute geprägt.<br />
Das große Geld kam Anfang der<br />
1990er Jahre mit harter Arbeit, und<br />
mit einer kleinen grauen Maus:<br />
Cappiellos Kommunikations- und<br />
Verkaufsgabe machte die bekannte<br />
„Diddl-Maus“ zum Mega-Erfolg.<br />
Nach über 20 Jahren Vertriebsarbeit<br />
in Kooperation mit der deutschen<br />
Firma „Depeche“ hat sich<br />
längst eine freundschaftliche Beziehung<br />
aufgebaut. Dennoch zog es<br />
den leidenschaftlichen Süditaliener<br />
in seine Heimat, um von hier aus<br />
seine Geschäfte zu dirigieren. Obwohl<br />
es für ihn sehr viel einfacher<br />
gewesen wäre sich in Mailand niederzulassen,<br />
ging er damals zur brodelnden<br />
Metropole Neapel zurück.<br />
Den üblichen Schwierigkeiten im<br />
Süden Italiens zum Trotz, brachte<br />
der Verkauf der „Grauen-Maus-<br />
Produkte“ allein am italienischen<br />
Markt 30 Millionen Euro Umsatz<br />
jährlich. Mittlerweile besitzt Cappiello<br />
die finanzielle Freiheit seinem<br />
Multitalent Antonino Cappiello ist<br />
Vertriebsgenie, Hotelbesitzer und<br />
Kunstsammler in einer Person.<br />
Sein Hobby ist das Kreieren<br />
außergewöhnlicher Hotels.<br />
kostspieligen Hobby nachzugehen:<br />
exklusive Hotels zu kreieren.<br />
„Viele Jahre reiste ich selbst um<br />
die ganze Welt und habe dabei<br />
in zahlreichen luxuriösen Hotels<br />
übernachtet. Und nicht selten kam<br />
es vor, dass ich das Individuelle<br />
vermisste und nicht wusste in welchem<br />
Land, in welcher Stadt und<br />
in welchem Hotel ich mich gerade<br />
befinde“, erklärt Cappiello. Dass<br />
den Gästen seines Hotels das nicht<br />
passiert, war eine seiner wichtigsten<br />
Anliegen bei der Konzeption. Ein<br />
„Hotel“ im herkömmlichen Sinne<br />
wollte er deshalb nicht kreieren,<br />
sondern ein „Haus“, ein „Zuhau-<br />
Antonino Cappiello war ursprünglich<br />
nicht Hotelier, sondern<br />
hat den Vertrieb der bekannten<br />
Diddl-Mäuse auf den<br />
Weg gebracht. In seinem Job ist<br />
er viel um die Welt gereist und<br />
war in zahlreichen Hotels zu<br />
Gast. All das, was er dort immer<br />
vermisst hat, hat er nun in seinen<br />
eigenen Häusern versucht<br />
umzusetzen. Insgesamt besitzt<br />
Cappiello drei Hotels, Tendenz<br />
steigend. Eines davon, das Hotel<br />
„La Locanda delle Monache“,<br />
ein wunderschönes ehemaliges<br />
Kloster, liegt in Maratea in der<br />
Basilikata.<br />
www.locandamonache.com<br />
artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 65
Panoramaterrasse der<br />
„Junior Suite Sea View“ mit<br />
Fernblick bis nach Capri.<br />
se“. Entstanden ist das Hotel „Casa<br />
Angelina“. „Hier erfüllte ich mir<br />
meinen Wunsch, etwas anderes zu<br />
erbauen als an der Costiera Amalfitana<br />
üblich ist“, schwärmt er. Ein<br />
Hotel mit moderner Struktur, in<br />
dem sich die Gäste nicht fremd fühlen.<br />
Ein Ort, in dem die Zimmer<br />
und Suiten, aber auch die öffentlichen<br />
Räume jeden erdenklichen<br />
Luxus bieten und trotzdem zum<br />
puren Wohlfühlen einladen. Das<br />
Hotel widmete Cappiello seiner<br />
Mutter, die mit Vornamen Angelina<br />
heißt. Und sogar der Schriftzug des<br />
Hotel-Logos entstammt ihrer ori-<br />
ginalen Handschrift. Eben typisch<br />
italienisch, familiär und auch multikulturell.<br />
Denn mittlerweile strömen<br />
Gäste aus aller Welt ins Hotel<br />
Casa Angelina, darunter auch zahlreiche<br />
Prominente.<br />
Kommt man dem Hotel am<br />
Tag näher, wird man von<br />
der strahlend weißen Fassade<br />
geblendet, welche die grelle Sonne<br />
der Costiera Amalfitana reflektiert.<br />
Der Grund ist denkbar einfach wie<br />
effektiv: Es soll sich von den anderen<br />
Häusern abheben und in Erinnerung<br />
bleiben. „Anfangs wurde<br />
das viele Weiß und die geradlinige<br />
Bauart des Hauses von vielen Ortsansässigen<br />
bemängelt“, schmunzelt<br />
Cappiello, „wie so oft wenn etwas<br />
neu ist“. Doch wenn man sich hier<br />
länger aufhält und das ganze Farbspektrum<br />
der näheren Umgebung<br />
aufsaugt und verbindet; das intensive<br />
Blau des Himmels, das Smaragdgrün<br />
des Meeres, das Pink der<br />
Blüten, dann wird sicherlich jedem<br />
Besucher die beruhigende Kombination<br />
spürbar bewusst.<br />
„Das Lifestyle-Hotel Casa Angelina<br />
ist die Essenz meines gesamten Lebens“,<br />
stellt Cappiello fest. Hier hat<br />
er alles Erlebte und Gesehene zusammengeführt<br />
und zu seinem eigenen<br />
perfekten Platz an der Sonne<br />
gemacht, den er gern mit den Menschen<br />
teilt, die dieses sehr persönliche<br />
Haus besuchen. Die Liebe zum<br />
Detail spüren hier nicht nur die<br />
Gäste des Hauses, sondern leben<br />
auch die Mitarbeiter, welche, wie<br />
auch das eigens kreierte Maskottchen<br />
dieses besonderen Hotels, kleine<br />
Engel an der Seite des Gastes sind<br />
– immer da, wenn er sie braucht. ||<br />
Info<br />
Hotel Casa Angelina * * * * *<br />
Via G. Capriglione 147<br />
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Amalfi Coast - Italy<br />
Tel.: 0039 089 8131333<br />
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Abb. zeigt NX 300h F SPORT.