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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen erkennen<br />

© Axel Janssen, JES GmbH, Berlin 2008 - http://www.jes-<strong>seminar</strong>.<strong>de</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung (§ 111 BetrVG)<br />

„In Unternehmen mit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel mehr<br />

als zwanzig wahlberechtigten<br />

Arbeitnehmern hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmer<br />

<strong>de</strong>n Betriebsrat über geplante<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die wesentliche<br />

Nachteile für die Belegschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erhebliche Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft zur<br />

Folge haben können, rechtzeitig und<br />

umfassend zu unterrichten und die<br />

geplanten Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen mit <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat zu beraten.“<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist eine<br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Betriebs, die wesentliche<br />

Nachteile für die Belegschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erhebliche Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft haben<br />

kann.<br />

Es muss sich um eine Maßnahme<br />

han<strong>de</strong>ln, durch die die Funktion <strong>de</strong>s<br />

Betriebs in außergewöhnlicher Weise<br />

geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird.<br />

Maßnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> alltäglichen<br />

Geschäftsführung sind daher keine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />

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1


Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, <strong>de</strong>n<br />

Betriebsrat über die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu unterrichten<br />

und sie mit ihm zu beraten.<br />

Zwingen<strong>de</strong> Mitbestimmungsrechte<br />

entstehen unmittelbar aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung noch nicht, die<br />

Mitwirkung ist zunächst darauf<br />

beschränkt, die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

mit <strong>de</strong>m Betriebsrat zu beraten.<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung: Voraussetzungen<br />

Der Betriebsrat besteht bereits zu <strong>de</strong>m<br />

Zeitpunkt, in <strong>de</strong>m sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmer<br />

dazu entschließt, die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

durchzuführen.<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat also als Reaktion auf<br />

eine angekündigte Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

gegrün<strong>de</strong>t wird, hat er keine<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten mehr.<br />

Im Zweifel muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber darlegen,<br />

dass er <strong>de</strong>n Entschluss zur<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung schon vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründung<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats gefasst hat.<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung: Voraussetzungen<br />

Im Unternehmen wer<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel mehr<br />

als 20 wahlberechtigte Arbeitnehmer<br />

beschäftigt.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht die Größe <strong>de</strong>s<br />

Betriebs, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Maßgeblich ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmerbegriff<br />

i. S. d. § 5 Abs. 1 BetrVG.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht die zum Zeitpunkt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

beschäftigte Zahl, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

regelmäßig beschäftigten Arbeitnehmer.<br />

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2


Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung: Voraussetzungen<br />

Es können „wesentliche Nachteile für<br />

die Belegschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong> erhebliche Teile<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft“ auftreten.<br />

Es muss zum Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bekanntgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

noch nicht feststehen, ob tatsächlich<br />

Nachteile auftreten, worin die Nachteile<br />

bestehen o<strong><strong>de</strong>r</strong> wer davon betroffen ist.<br />

Ausreichend ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Eintritt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nachteile nicht ausgeschlossen<br />

erscheint.<br />

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„Wesentliche Nachteile“<br />

Nachteile können<br />

Verschlechterungen materieller und<br />

immaterieller Art sein, z. B.<br />

• Verlust <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes,<br />

• Versetzung im Betrieb mit<br />

vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>tem Einkommen,<br />

• vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>te o<strong><strong>de</strong>r</strong> erhöhte<br />

Qualifikationsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

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„Wesentliche Nachteile“<br />

Nachteile können<br />

Verschlechterungen materieller und<br />

immaterieller Art sein, z. B.<br />

• Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Einkommens durch<br />

Herabstufungen bei geän<strong><strong>de</strong>r</strong>ter<br />

Tätigkeit,<br />

• Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Belastung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Einkommens durch<br />

leistungsbezogene Entlohnung,<br />

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3


„Wesentliche Nachteile“<br />

Nachteile können<br />

Verschlechterungen materieller und<br />

immaterieller Art sein, z. B.<br />

• psychische und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> physische<br />

Belastung durch verschlechterte<br />

Arbeitsbedingungen wie Lärm, Staub,<br />

Hitze, Kälte etc.,<br />

• psychische und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> physische<br />

Belastungen durch<br />

Leistungsverdichtung,<br />

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„Wesentliche Nachteile“<br />

Nachteile können<br />

Verschlechterungen materieller und<br />

immaterieller Art sein, z. B.<br />

• längere Anfahrtswege, erhöhte<br />

Wegekosten,<br />

• ungünstigere Arbeitszeiten,<br />

• Verschlechterung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialeinrichtungen (Kantine,<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>garten, betriebliche<br />

Altersversorgung etc.).<br />

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„Erhebliche Teile“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

Eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung löst nur dann<br />

Beteiligungsrechte aus, wenn die ganze<br />

Belegschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong> erhebliche Teile <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Belegschaft von <strong><strong>de</strong>r</strong> Maßnahme<br />

betroffen sind.<br />

Das Gesetz lässt offen, was „erhebliche<br />

Teile“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft sind.<br />

Richtschnur: Zahlen- und Prozentangaben<br />

<strong>de</strong>s § 17 Abs. 1 KSchG, jedoch<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Maßgabe, dass min<strong>de</strong>stens 5 %<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft <strong>de</strong>s Betriebes betroffen<br />

sein müssen.<br />

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4


„Erhebliche Teile“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

21 bis 59 Arbeitnehmer: sechs o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mehr Arbeitnehmer.<br />

60 bis 250 Arbeitnehmer: mehr als 10%<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer.<br />

251 bis 499 Arbeitnehmer: 26 o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mehr Arbeitnehmer.<br />

500 bis 600 Arbeitnehmer: 30 o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mehr Arbeitnehmer.<br />

Mehr als 600 Arbeitnehmer: 5% <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr.<br />

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Arbeitnehmer<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsgröße ist die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

normalerweise im Betrieb<br />

beschäftigten Arbeitnehmer zu<br />

berücksichtigen, kurzzeitige Spitzen<br />

sind zu vernachlässigen.<br />

Es gilt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmerbegriff <strong>de</strong>s<br />

§ 5 Abs. 1 BetrVG, also zählen<br />

Teilzeitbeschäftigte, geringfügig<br />

Beschäftigte etc. in vollem Umfang<br />

mit.<br />

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Arbeitnehmer<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachteil im Verlust <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsplatzes liegt, sind bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffenen<br />

Arbeitnehmer diejenigen, die ohnehin<br />

ausschei<strong>de</strong>n, z. B. wegen Renteneintritt<br />

t itt<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Fristablauf, nicht<br />

mitzuzählen.<br />

Ebenso zählen nicht die Arbeitnehmer<br />

mit, die verhaltens- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

personenbedingt gekündigt wer<strong>de</strong>n.<br />

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5


Arbeitnehmer<br />

Zu berücksichtigen sind aber<br />

• betriebsbedingte Kündigungen,<br />

• Aufhebungsverträge und<br />

• u. U. Kündigungen durch Arbeitnehmer.<br />

Kündigungen durch Arbeitnehmer sind<br />

dann zu berücksichtigen, wenn sie in<br />

einem Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung stehen, etwa weil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber Bedingungen schafft, die<br />

einem Arbeitnehmer nahe legen, selbst<br />

zu kündigen.<br />

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„Wesentliche Nachteile“<br />

Für das Vorliegen einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist nicht<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, dass nur für die<br />

unmittelbar betroffenen<br />

Arbeitnehmer Nachteile entstehen.<br />

Nachteile können wie gesehen von<br />

ganz unterschiedlicher Art sein.<br />

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„Wesentliche Nachteile“<br />

Auch für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitnehmer<br />

können sich Nachteile ergeben, die<br />

z. B. daraus resultieren können, dass<br />

sie<br />

• zusätzliche Aufgaben übernehmen<br />

müssen,<br />

• an<strong><strong>de</strong>r</strong>e organisatorische Abläufe<br />

beachten müssen, die möglicherweise<br />

die Arbeitsabläufe beeinträchtigen,<br />

• an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitszeiten einhalten müssen<br />

etc.<br />

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6


Geltung für Kleinbetriebe<br />

In Betrieben mit 20 o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger<br />

Arbeitnehmern ist <strong><strong>de</strong>r</strong> § 111 <strong>de</strong>nnoch<br />

anzuwen<strong>de</strong>n, wenn das<br />

Unternehmen mehr als 20<br />

Arbeitnehmer hat.<br />

Hierzu gibt es noch keine<br />

Rechtsprechung, die Literatur nennt<br />

Werte von min<strong>de</strong>stens drei bis sechs<br />

betroffene Arbeitnehmern.<br />

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Arten von Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Das BetrVG nennt in § 111 eine Reihe<br />

von Beispielen für<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />

Wenn einer dieser Fälle vorliegt,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich in je<strong>de</strong>m Fall um eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, es muss nicht<br />

weiter geprüft wer<strong>de</strong>n, ob<br />

wesentliche Nachteile eintreten<br />

können („Fiktionswirkung“ <strong>de</strong>s<br />

§ 111 BetrVG).<br />

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Arten von Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Die in § 111 genannten Beispiele sind<br />

aber keine abschließen<strong>de</strong> Liste, es<br />

kann auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arten von<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen geben.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist in <strong>de</strong>m Fall, ob und<br />

welche Nachteile eintreten können.<br />

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7


Stilllegung <strong>de</strong>s ganzen Betriebs o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

von wesentlichen Betriebsteilen<br />

Die Stilllegung ist die Einstellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wirtschaftlichen Betätigung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Absicht, <strong>de</strong>n bisherigen Betriebszweck<br />

für lange Zeit nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nicht mehr<br />

weiterzuverfolgen.<br />

„Wesentlicher Betriebsteil“: Wenn die<br />

Zahlenwerte <strong>de</strong>s § 17 Abs. 1 KSchG<br />

erreicht und im Betriebsteil min<strong>de</strong>stens<br />

5% <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft tätig sind.<br />

Der Betriebsrat hat gem. § 21 b BetrVG<br />

ein Restmandat bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Bestehens <strong>de</strong>s Betriebs.<br />

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Verlegung <strong>de</strong>s ganzen Betriebs o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

von wesentlichen Betriebsteilen<br />

Eine Verlegung ist je<strong>de</strong> nicht nur<br />

geringfügige Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

örtlichen Lage <strong>de</strong>s Betriebes o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsteils.<br />

t il<br />

BAG (AP Nr. 11 zu § 111 BetrVG): Eine<br />

Entfernung von 4,3 km ist<br />

ausreichend, um eine Verlegung zu<br />

begrün<strong>de</strong>n.<br />

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Zusammenschluss mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Betrieben<br />

Dabei kann es sich um die<br />

Einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung eines Betriebes in <strong>de</strong>n<br />

bestehen<strong>de</strong>n Betriebs han<strong>de</strong>ln.<br />

Es kann durch <strong>de</strong>n Zusammenschluss<br />

auch ein neuer Betrieb<br />

entstehen, was z. B. <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist,<br />

wenn eine ganz neue I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s<br />

Betriebs entsteht, etwa weil die<br />

Produktpalette sich entschei<strong>de</strong>nd<br />

än<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

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8


Spaltung von Betrieben<br />

Es kann sich um eine unternehmensinterne<br />

Aufspaltung han<strong>de</strong>ln, in<strong>de</strong>m<br />

z. B. eine neue Leitung für einen<br />

Betriebsteil eingerichtet wird, <strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />

ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zweck verfolgt, als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

übrige Betrieb.<br />

Es kann sich auch um einen<br />

Betriebsteilübergang gemäß § 613a<br />

BGB, also z. B. durch Verkauf eines<br />

Betriebsteils an einen Dritten han<strong>de</strong>ln.<br />

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Grundlegen<strong>de</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsorganisation,<br />

<strong>de</strong>s Betriebszwecks o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsanlagen<br />

Eine grundlegen<strong>de</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung liegt vor,<br />

wenn sie erhebliche Auswirkungen auf<br />

<strong>de</strong>n Betriebsablauf hat bzw. einen<br />

„Sprung“ in <strong><strong>de</strong>r</strong> technischwirtschaftlichen<br />

Entwicklung darstellt.<br />

Beispielsfall BAG (AP Nr. 32 zu § 111<br />

BetrVG): Grundlegen<strong>de</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s<br />

Betriebszwecks, wenn in einem<br />

Schlachthof, in <strong>de</strong>m bisher Rin<strong><strong>de</strong>r</strong> und<br />

Schweine geschlachtet wur<strong>de</strong>n, künftig<br />

nur noch Schweine geschlachtet<br />

wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

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Grundlegen<strong>de</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsorganisation,<br />

<strong>de</strong>s Betriebszwecks o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsanlagen<br />

An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beispiele:<br />

• Umstellung von 2- auf 3-Schicht-<br />

Betrieb;<br />

• Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Folge, dass aus einer<br />

produktbezogenen Organisation eine<br />

geografisch geordnete Organisation<br />

wird;<br />

• Umstellung von Linien- auf<br />

Matrixorganisation;<br />

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Grundlegen<strong>de</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsorganisation,<br />

<strong>de</strong>s Betriebszwecks o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsanlagen<br />

An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beispiele:<br />

• Umstellung eines Bekleidungsgeschäfts<br />

von Herrenmo<strong>de</strong>n auf Damenmo<strong>de</strong>n;<br />

• Neueinführung von SAP (erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche<br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation).<br />

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Einführung grundlegend neuer<br />

Arbeitsmetho<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fertigungsverfahren<br />

Unter „Arbeitsmetho<strong>de</strong>“ ist zu<br />

verstehen, wie im Betrieb die<br />

menschliche Arbeitskraft und die<br />

Technik als Hilfestellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschlichen Arbeitskraft zur<br />

Erreichung <strong>de</strong>s Betriebszwecks<br />

verwertet wird.<br />

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Einführung grundlegend neuer<br />

Arbeitsmetho<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fertigungsverfahren<br />

„Fertigungsverfahren“ sind die<br />

Arbeits- und Produktionsabläufe, wie<br />

sie im konkreten k Betrieb zur<br />

Herstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Produkte bzw. zur<br />

Erbringung von Dienstleistungen<br />

angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />

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10


Einführung grundlegend neuer<br />

Arbeitsmetho<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fertigungsverfahren<br />

Beispiele:<br />

• Einführung eines automatisierten<br />

Hochregallagers statt <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen<br />

manuellen Lagerführung;<br />

• Einführung von Scannerkassen statt<br />

bisher üblicher manuell zu<br />

bedienen<strong>de</strong>n Kassen;<br />

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Einführung grundlegend neuer<br />

Arbeitsmetho<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fertigungsverfahren<br />

Beispiele:<br />

• Einführung von RFID zur I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

von Waren;<br />

• Einführung eines vollautomatisierten<br />

Produktionsverfahrens;<br />

• Neueinführung von SAP (erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche<br />

Umstellungen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit).<br />

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An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arten von<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Neben <strong>de</strong>n in § 111 BetrVG genannten<br />

Fällen sind auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arten von<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>nkbar, z. B.<br />

• Einsatz neuer Maschinen, die zwar kein<br />

neues Fertigungsverfahren darstellen,<br />

aber die Arbeitsdichte erhöhen,<br />

• Anwendung von MTM o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Verfahren zur Optimierung von<br />

(ansonsten unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten)<br />

Arbeitsabläufen.<br />

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11


„Schleichen<strong>de</strong>“ Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Wenn die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht in<br />

einem Zug, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mehreren<br />

„Schüben“ durchgeführt wird, die je<strong>de</strong><br />

für sich nicht die Voraussetzungen z. B.<br />

im Hinblick auf die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betroffenen Arbeitnehmer erfüllen,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich <strong>de</strong>nnoch im Ganzen um<br />

eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, wenn die<br />

Schritte auf einer einheitlichen<br />

unternehmerischen Entscheidung<br />

beruhen.<br />

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„Schleichen<strong>de</strong>“ Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Problematisch wird dabei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nachweis <strong><strong>de</strong>r</strong> einheitlichen<br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Hier ist vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wirtschaftsausschuss gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t,<br />

Informationen zu liefern und<br />

Ten<strong>de</strong>nzen zu beobachten, um ggf.<br />

<strong>de</strong>n Nachweis führen zu können.<br />

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Keine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Ein reiner Betriebsübergang (§ 613a<br />

BGB), also z. B. <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkauf <strong>de</strong>s<br />

Betriebs an ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

Unternehmen, ist (noch) keine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Ebenso han<strong>de</strong>lt es sich nicht um eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, wenn das<br />

Unternehmen <strong>de</strong>n Inhaber wechselt.<br />

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12


Keine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Auch die Umwandlung eines<br />

Unternehmens, z. B. die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsform, ist keine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

In all diesen Fällen ist aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wirtschaftsausschuss vom<br />

Unternehmer zu unterrichten, damit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> prüfen kann, ob möglicherweise<br />

Konsequenzen eintreten können, die<br />

eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung be<strong>de</strong>uten.<br />

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Keine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Als Folgen eines Betriebsübergangs<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Umwandlung können<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen entstehen.<br />

Wenn z. B. <strong><strong>de</strong>r</strong> neue Besitzer einen<br />

Betriebsteil verlagert o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einen<br />

Betrieb in seinem bisherigen<br />

Unternehmen integriert, han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, die<br />

in Folge <strong>de</strong>s Übergangs eintritt.<br />

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Kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung löst eine<br />

Beratungspflicht aus, sie ist aber<br />

selbst nicht Gegenstand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitbestimmung.<br />

Die unternehmerische Entscheidung,<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zugrun<strong>de</strong><br />

liegt, entzieht sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitbestimmung durch <strong>de</strong>n<br />

Betriebsrat.<br />

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13


Kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Grundsätzlich liegt es im Direktionsrecht<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers, seinen<br />

Betrieb, sein Unternehmen und<br />

seinen Konzern so zu organisieren,<br />

wie er es für angebracht hält.<br />

Der Betriebsrat kann<br />

Mitbestimmungsrechte nur<br />

hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgen für die<br />

Arbeitnehmer ausüben.<br />

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Kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Eine (allerdings in mancher Hinsicht<br />

eingeschränkte) Form <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zwingen<strong>de</strong>n Mitbestimmung sind die<br />

in §§ 112 BetrVG vorgesehenen<br />

Verfahrensweisen:<br />

• Interessenausgleich und<br />

• Sozialplan.<br />

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Kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung seiner<br />

Beteiligungsrechte kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat versuchen,<br />

• Alternativen zur Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu<br />

entwickeln und vorzuschlagen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• Härten für die Arbeitnehmer weitgehend<br />

zu vermei<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> abzufe<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

• die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung so teuer wer<strong>de</strong>n<br />

zu lassen, dass sie für <strong>de</strong>n Arbeitgeber<br />

unattraktiv wird.<br />

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Ausnahmen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplanpflicht<br />

(§ 112a BetrVG)<br />

Unter bestimmten Bedingungen gelten<br />

die Beschränkungen <strong>de</strong>s § 112a BetrVG,<br />

nach <strong>de</strong>nen ein Sozialplan nicht<br />

erzwungen wer<strong>de</strong>n kann:<br />

• wenn die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ausschließlich<br />

h<br />

in einem Personalabbau besteht und<br />

bestimmte Min<strong>de</strong>stzahlen von betroffenen<br />

Arbeitnehmern unterschritten wer<strong>de</strong>n<br />

(Abs. 1);<br />

• in <strong>de</strong>n ersten vier Jahren nach Neugründung<br />

eines Unternehmens (Abs. 2).<br />

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Reiner Personalabbau<br />

(§ 112a Abs. 1 BetrVG)<br />

Min<strong>de</strong>stzahlen:<br />

• Betrieb mit 21 bis 30 Arbeitnehmern:<br />

min<strong>de</strong>stens 6 Arbeitnehmer;<br />

• Betrieb mit 31 bis 59 Arbeitnehmern:<br />

20% <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer;<br />

• Betrieb mit 60 bis 249 Arbeitnehmern:<br />

20% o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong>de</strong>stens 37 Arbeitnehmer;<br />

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Reiner Personalabbau<br />

(§ 112a Abs. 1 BetrVG)<br />

Min<strong>de</strong>stzahlen:<br />

• Betrieb mit 250 bis 499 Arbeitnehmern:<br />

15% o<strong><strong>de</strong>r</strong> min<strong>de</strong>stens 60 Arbeitnehmer;<br />

• Betrieb mit 500 o<strong><strong>de</strong>r</strong> bis 600<br />

Arbeitnehmern: min<strong>de</strong>stens 60<br />

Arbeitnehmer;<br />

• Betrieb mit mehr als 600<br />

Arbeitnehmern: 10% <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer.<br />

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Reiner Personalabbau<br />

(§ 112a Abs. 1 BetrVG)<br />

Selbst wenn scheinbar nur ein<br />

Personalabbau eintritt, kann <strong>de</strong>nnoch<br />

eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung vorliegen, wenn<br />

mit <strong>de</strong>m Personalabbau z. B.<br />

• erhebliche Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>n,<br />

• eine Übertragung o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Abbau von<br />

Betriebsmitteln,<br />

• die Schließung eines Betriebsteils o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Nachteile für an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitnehmer<br />

einhergehen.<br />

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Neu gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen<br />

(§ 112a Abs. 2 BetrVG)<br />

Maßgeblich ist das Datum <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anzeige <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme einer<br />

Erwerbstätigkeit beim Finanzamt.<br />

Ausgenommen sind Neugründungen<br />

im Rahmen von Umstrukturierungen<br />

bestehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konzerne – die Vorschrift greift also<br />

nur bei vollkommen neu<br />

gegrün<strong>de</strong>ten Unternehmen.<br />

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Zuständigkeiten bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Wichtig ist, möglichst schnell die<br />

Frage zu klären, welches Gremium<br />

für die Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zuständig ist:<br />

• <strong><strong>de</strong>r</strong> örtliche Betriebsrat,<br />

• <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtbetriebsrat o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernbetriebsrat.<br />

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16


Zuständigkeiten bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Grundsätzlich ist <strong><strong>de</strong>r</strong> örtliche<br />

Betriebsrat zuständig.<br />

Der Gesamtbetriebsrat ist nur<br />

zuständig (§ 50 Abs. 1 BetrVG) bei<br />

einer Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

• die mehrere Betriebe betrifft<br />

• und die nicht durch die einzelnen<br />

Betriebsräte innerhalb ihrer Betriebe<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

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Zuständigkeiten bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Der Konzernbetriebsrat ist nur<br />

zuständig (§ 58 Abs. 1 BetrVG) bei<br />

einer Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

• die mehrere o<strong><strong>de</strong>r</strong> alle<br />

Konzernunternehmen betrifft<br />

• und notwendigerweise für die<br />

betroffenen Konzernunternehmen<br />

einheitlich behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

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Zuständigkeiten bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Der Gesamtbetriebsrat ist <strong>de</strong>n örtlichen<br />

Betriebsräten nicht übergeordnet, also<br />

nicht zur Weisung befugt. (§ 50 Abs. 1<br />

Satz 2 BetrVG).<br />

Der Konzernbetriebsrat b ist we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n<br />

Gesamt- noch <strong>de</strong>n örtlichen<br />

Betriebsräten übergeordnet (§ 58 Abs. 1<br />

Satz 2 BetrVG).<br />

GBR o<strong><strong>de</strong>r</strong> KBR können die Zuständigkeit<br />

nicht einfach „an sich ziehen“.<br />

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Zuständigkeiten bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Auch wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber lieber mit<br />

<strong>de</strong>n Gesamt- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konzernbetriebsrat verhan<strong>de</strong>ln<br />

möchte, muss er sich an die<br />

gesetzliche Zuständigkeit halten.<br />

Eine Vereinbarung, die von einem<br />

nichtzuständigen Gremium<br />

abgeschlossen wird, ist nichtig.<br />

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Zuständigkeiten bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Allerdings kann die Zuständigkeit<br />

vom eigentlich originär zuständigen<br />

Gremium an <strong>de</strong>n Gesamt- bzw.<br />

Konzernbetriebsrat <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>n<br />

(§ 50 Abs. 2 bzw. § 58 Abs. 2<br />

BetrVG).<br />

Dazu ist ein Beschluss notwendig,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s originär<br />

zuständigen Gremiums gefasst wird.<br />

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18


Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Informations- und<br />

Beratungspflichten <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung (§ 111 BetrVG)<br />

„In Unternehmen mit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel mehr<br />

als zwanzig wahlberechtigten<br />

Arbeitnehmern hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmer<br />

<strong>de</strong>n Betriebsrat über geplante<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die wesentliche<br />

Nachteile für die Belegschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erhebliche Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft zur<br />

Folge haben können, rechtzeitig und<br />

umfassend zu unterrichten und die<br />

geplanten Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen mit <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat zu beraten.“<br />

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Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Der Arbeitgeber muss <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat alle Informationen<br />

geben, die zu einer Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und ihrer Folgen<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sind.<br />

Dazu muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat auch die Informationen<br />

und Überlegungen mitteilen, die er<br />

zur Grundlage seiner Planung<br />

gemacht hat.<br />

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19


Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Der Arbeitgeber darf die Beratung<br />

nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Begründung<br />

verweigern,<br />

• dass die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

voraussichtlich die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche<br />

Min<strong>de</strong>stzahl nicht erreicht o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• dass er keine Nachteile für die<br />

betroffenen Arbeitnehmer sieht.<br />

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Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Allein die Gefahr, dass Nachteile<br />

entstehen und die Möglichkeit, dass<br />

voraussichtlich die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Zahl<br />

von Arbeitnehmern erreicht wird (ggf. in<br />

mehreren Schüben), begrün<strong>de</strong>t eine<br />

Informations- und Beratungspflicht.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>m Wirtschaftsausschuss<br />

bestehen weitere Informationspflichten<br />

– dazu später mehr.<br />

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Informationspflichten <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers<br />

Der Betriebsrat hat einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

Informationsanspruch, im Zweifel sind<br />

ihm eher mehr als weniger<br />

Informationen zu geben.<br />

Welche Informationen das im Einzelnen<br />

sind, entschei<strong>de</strong>t nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber.<br />

Die Informationen dienen auch dazu,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat prüft, ob und in<br />

welcher Weise er überhaupt zuständig<br />

ist – diese Prüfung obliegt nicht <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber.<br />

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20


Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Die Informationspflichten umfassen<br />

u. a. folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

• Welche Maßnahmen sind geplant<br />

• Zu welchem Zeitpunkt sollen die<br />

Maßnahmen durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

• Wie wirken sich die Maßnahmen auf die<br />

Arbeitnehmer aus<br />

• Welchen Arbeitnehmern drohen welche<br />

Nachteile<br />

• Welche an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Folgen treten für die<br />

Belegschaft ein<br />

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Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Die Informationspflichten umfassen<br />

u. a. folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

• Warum plant <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

• Worin besteht <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen für das<br />

Unternehmen und <strong>de</strong>n Betrieb<br />

• Welche wirtschaftlichen Folgen treten<br />

für <strong>de</strong>n Betrieb ein<br />

• Welche alternative Möglichkeiten hat er<br />

erwogen und welche Ergebnisse sind<br />

dabei entstan<strong>de</strong>n<br />

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Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Welche Informationen benötigt<br />

wer<strong>de</strong>n, hängt natürlich jeweils von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ab.<br />

• Bei Verlagerungen geht es meistens um<br />

das „Warum“, „Wohin“ und „Wie“;<br />

• bei Massenentlassungen um das<br />

„Warum“, „Wer“ und „Wie“;<br />

• bei neuen Verfahren um das „Warum“,<br />

„Was“, „Wie“, „Welche Folgen“ etc.<br />

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21


Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Der Betriebsrat sollte sich aber nicht<br />

allein mit <strong>de</strong>n Daten <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers zufrie<strong>de</strong>n geben,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie kritisch hinterfragen,<br />

ggf. auch selbst prüfen.<br />

Dabei sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat sich<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Gedanken über die<br />

Informationen machen, die ihm vom<br />

Arbeitgeber nicht gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

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Informationspflichten bei<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Arbeitgeber verschweigen z. B. gern<br />

• wirtschaftliche Hintergrün<strong>de</strong>,<br />

Kennzahlen, Formeln, nach <strong>de</strong>nen<br />

Berechnungen angestellt wur<strong>de</strong>n etc.;<br />

• Risiken und potentielle Nachteile, die<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Planung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

festgestellt wur<strong>de</strong>n;<br />

• die tatsächlichen Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung;<br />

• langfristige Ziele und Strategien, die<br />

das Unternehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern<br />

verfolgen.<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e wirtschaftliche<br />

Überlegungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers sind<br />

von Be<strong>de</strong>utung, da eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />

wirtschaftlich h motiviert i t ist.<br />

Es sind also vor allem Zahlen im<br />

Sinne von „Situation vorher“,<br />

„Situation nachher“ unter<br />

Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wichtig.<br />

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22


Wirtschaftliche Fragen<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Arbeitgebers für<br />

die Planung einer Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist<br />

in aller Regel, dass er sich davon einen<br />

wirtschaftlichen Vorteil verspricht.<br />

Diesen wirtschaftlichen Aspekt sollte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat – bei allem berechtigtem<br />

Engagement – nicht aus <strong>de</strong>n Augen<br />

verlieren, <strong>de</strong>nn wirtschaftlichen Argumenten<br />

gegenüber ist ein Unternehmer<br />

normalerweise aufgeschlossen.<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Daher sollte auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat an<br />

dieser Stelle ansetzen und möglichst<br />

umfangreiche Informationen<br />

anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n über<br />

• die wirtschaftliche Situation,<br />

• <strong>de</strong>n Nutzen, <strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber sich<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Maßnahme verspricht,<br />

• die Kosten, die die Maßnahme<br />

verursacht etc.<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte die Angaben,<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber macht, nicht<br />

unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprochen hinnehmen und<br />

„für wahr“ halten.<br />

Nicht selten<br />

• „rechnen sich“ Arbeitgeber die Zahlen<br />

„schön“,<br />

• vernachlässigen sie Aspekte, die von<br />

Be<strong>de</strong>utung sind,<br />

• rechnen sie zu kurzfristig.<br />

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23


Wirtschaftliche Fragen<br />

97% aller Insolvenzen in<br />

Deutschland gehen auf unternehmerische<br />

Fehlentscheidungen<br />

zurück (Zahl <strong>de</strong>s DIHT).<br />

Arbeitgeber machen Fehler.<br />

Der Betriebsrat sollte Zahlen und<br />

Informationen vom Arbeitgeber<br />

daher sehr kritisch prüfen.<br />

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Argumentation <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

Ein Betriebsrat sollte sich argumentativ<br />

stärken und gut vorbereitet in<br />

Gespräche über Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

gehen.<br />

Dabei ist es ratsam, das Augenmerk auf<br />

mögliche Risiken, Gefahren und<br />

Nachteile <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu<br />

legen.<br />

Es empfiehlt sich, die Argumente zu<br />

überprüfen und gut begrün<strong>de</strong>n zu<br />

können.<br />

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Beispiel: Outsourcing als<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Der Arbeitgeber wird eine Fülle von<br />

Grün<strong>de</strong>n angeben, warum z. B. ein<br />

Outsourcing von bestimmten<br />

Leistungen wirtschaftlich sinnvoll ist:<br />

• Das Unternehmen kann sich auf das<br />

Kerngeschäft konzentrieren,<br />

• dadurch wer<strong>de</strong>n Einsparpotentiale<br />

erschlossen,<br />

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Beispiel: Outsourcing als<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Der Arbeitgeber wird eine Fülle von<br />

Grün<strong>de</strong>n angeben, warum z. B. ein<br />

Outsourcing von bestimmten<br />

Leistungen wirtschaftlich sinnvoll ist:<br />

• das Unternehmen wird flexibler,<br />

• durch Verlagerung an günstigere<br />

Standorte wer<strong>de</strong>n Kosten eingespart<br />

etc.<br />

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Risiken und Gefahren –<br />

Gegenargumente zum Outsourcing<br />

Dem Unternehmen gehen z. B. bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entwicklung, Konstruktion o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fertigung wesentliche Kompetenzen<br />

verloren, die einen Wettbewerbsvorteil<br />

darstellen können.<br />

Es besteht die Gefahr, dass Know-How<br />

an (ggf. zukünftige) Wettbewerber<br />

übergeht (siehe Fertigungsbetriebe für<br />

Unterhaltungselektronik o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Notebooks in Fernost).<br />

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Risiken und Gefahren –<br />

Gegenargumente zum Outsourcing<br />

Die Praxis hat gezeigt, dass nicht<br />

immer gewährleistet ist, dass die<br />

Ansprüche, z. B. hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Qualität, Flexibilität etc., vom<br />

externen Dienstleister erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Der Auftraggeber verliert die<br />

Kontrolle, z. B. über die Qualität und<br />

über Termine.<br />

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Risiken und Gefahren –<br />

Gegenargumente zum Outsourcing<br />

Wichtige informelle Kontakte<br />

(Entwickler und Fertiger plau<strong><strong>de</strong>r</strong>n bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mittagspause in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kantine und<br />

haben eine I<strong>de</strong>e, wie etwas besser<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n kann) fin<strong>de</strong>n nicht<br />

mehr statt.<br />

Das Unternehmen gerät in<br />

Abhängigkeiten von <strong>de</strong>n<br />

Dienstleistern.<br />

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Risiken und Gefahren –<br />

Gegenargumente zum Outsourcing<br />

Wenn alle alles von <strong>de</strong>n gleichen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> vergleichbaren Dienstleistern<br />

machen lassen, wird alles gleich<br />

gemacht: Dann kann man auch nicht<br />

besser sein als <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb.<br />

Häufig wer<strong>de</strong>n kurzfristige<br />

Kostenvorteile überbewertet.<br />

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Risiken und Gefahren –<br />

Gegenargumente zum Outsourcing<br />

Bei Kostenvergleichen wer<strong>de</strong>n oft<br />

Äpfel mit Birnen verglichen:<br />

• Folgekosten (z. B. für Nachbesserungen<br />

bei schlechter Qualität),<br />

• Nebenkosten (z. B. Transport) und<br />

• informelle Kosten (z. B. für erhöhten<br />

Kommunikationsaufwand)<br />

wer<strong>de</strong>n übersehen.<br />

Nicht zuletzt wird häufig schlicht<br />

falsch gerechnet.<br />

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26


Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Gesellschaftsrechtliche Unterlagen<br />

(z. B. Han<strong>de</strong>lsregisterauszüge,<br />

Gesellschaftsverträge,<br />

Gewinnabführungs- und<br />

Beherrschungsverträge);<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Unterlagen zum Jahresabschluss ss (z. B.<br />

Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung,<br />

Anhang mit Lagebericht und<br />

Erläuterungen, Bericht <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsprüfers, Berichte an die<br />

Gesellschafter etc.);<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• ggf. Unterlagen über die Umwandlung<br />

(z. B. Eröffnungsbilanz, Insolvenzbilanz,<br />

Teilungsbilanz etc.);<br />

• aktuelle Ist-Zahlen (z. B. Auftragsbestän<strong>de</strong>,<br />

Lagerbestän<strong>de</strong>,<br />

Kontenstän<strong>de</strong>, Kreditlinien, Vermögensbestand,<br />

Anlagevermögen etc.);<br />

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27


Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• interne Betriebsergebnisrechnungen<br />

(z. B. Betriebswirtschaftliche<br />

Auswertung,<br />

Deckungsbeitragsrechnung, kurzfristige<br />

Erfolgsrechnung etc.);<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Marktanalysen und Marktdaten (z. B.<br />

Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Absatzmärkte,<br />

Preiserwartungen, Nachfrageerwartung,<br />

Konkurrenzanalysen, Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beschaffungsmärkte);<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• interne Planungsunterlagen g (z. B.<br />

Umsatz- und Absatzpläne, Budgets und<br />

Kostenpläne, Investitionsplanung,<br />

Liquiditätsplanung etc.);<br />

• Aufstellungen über <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

Fremdfirmen und die Fremdvergabe von<br />

Aufträgen;<br />

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28


Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich<br />

wirtschaftlicher Fragen folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Berechnungen und Analysen über die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung selbst, z. B.<br />

• Berechnungen über <strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

h<br />

Nutzen,<br />

• Berechnungen über langfristige Folgen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

• Vorher-Nachher-Berechnungen,<br />

• Analysen über die Auswirkungen auf <strong>de</strong>m<br />

Markt,<br />

• Analysen über die Auswirkungen auf die<br />

Abläufe, die Arbeitsverfahren etc.<br />

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Wirtschaftliche Fragen<br />

Der Betriebsrat sollte Vorgaben und<br />

Behauptungen nicht einfach<br />

hinnehmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n überprüfen<br />

(z. B. die Glaubwürdigkeit von<br />

Kostenprognosen etc.).<br />

Er sollte Berechnungen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers sorgfältig nachrechnen.<br />

Ggf. sollte er selbst aktiv wer<strong>de</strong>n, um<br />

Informationen von außerhalb zu<br />

beschaffen.<br />

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Folgen für die Arbeitnehmer<br />

Für <strong>de</strong>n Betriebsrat sind natürlich<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die möglichen<br />

Auswirkungen auf die Arbeitnehmer<br />

und die Beschäftigung wichtig.<br />

Daher sollte er beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s darüber<br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n und diese<br />

Informationen kritisch überprüfen.<br />

Informationsansprüche ergeben sich<br />

in diesem Zusammenhang auch aus<br />

§92 BetrVG.<br />

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Folgen für die Arbeitnehmer<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Folgen für die Arbeitnehmer folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• aktuelle Stellenpläne;<br />

• aktuelle Personalkosten;<br />

• Lohn- und Gehaltslisten;<br />

• Verrechnungssätze für Personal- und<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kosten;<br />

• Stellenbeschreibungen, Stellenprofile;<br />

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Folgen für die Arbeitnehmer<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Folgen für die Arbeitnehmer folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Unterlagen zur<br />

Personalbedarfsrechnung (z. B.<br />

Normzeiten, Zeit- und<br />

Mengenstatistiken, Prognosen etc.);<br />

• Übersichten über unbesetzte Stellen im<br />

Betrieb, Unternehmen und Konzern;<br />

• Überstun<strong>de</strong>nlisten;<br />

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Folgen für die Arbeitnehmer<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Folgen für die Arbeitnehmer folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Fehlzeitenlisten;<br />

• Statistiken über die Fluktuation von<br />

Arbeitnehmern;<br />

• Einsatz von Fremdfirmen und<br />

Leiharbeitnehmern etc.;<br />

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30


Folgen für die Arbeitnehmer<br />

Der Betriebsrat sollte hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Folgen für die Arbeitnehmer folgen<strong>de</strong><br />

Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswirkungen auf<br />

z. B.<br />

• Beschäftigung,<br />

• Einkommen,<br />

• Qualifikation und Qualifizierungsbedarf,<br />

• Arbeitsbedingungen etc.<br />

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Ansprüche aus § 92 BetrVG<br />

Der Arbeitgeber hat <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

über die Personalplanung zu<br />

informieren.<br />

Das schließt Informationen nicht nur<br />

über die geplante Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch über die darüber hinaus<br />

gehen<strong>de</strong> Personalplanung ein.<br />

Der Betriebsrat kann verlangen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ihm darlegt, wie sich<br />

die Beschäftigung in näherer und<br />

weiterer Zukunft voraussichtlich<br />

entwickeln wird.<br />

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Ansprüche aus § 92 BetrVG<br />

Die Informationen müssen konkret,<br />

plausibel und tragfähig sein.<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber behauptet, er<br />

könne <strong>de</strong>n zukünftigen<br />

Personalbedarf noch nicht absehen,<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

fraglich, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber offenbar<br />

nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage ist, die zukünftige<br />

Entwicklung abzuschätzen.<br />

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31


Ansprüche aus § 92 BetrVG<br />

Konkrete Informationsansprüche aus<br />

§ 92 sind z. B.:<br />

• Stellenpläne, Stellenbeschreibungen,<br />

• tatsächlicher und möglicher Umfang von<br />

Teilzeitarbeit, Job-Sharing und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Flexibilisierung,<br />

• voraussichtlicher mittel- und langfristiger<br />

Personalbedarf,<br />

• vorgesehener Einsatz von<br />

Leiharbeitnehmern,<br />

• vorgesehene Fremdvergabe von Aufträgen.<br />

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Ansprüche aus § 92 BetrVG<br />

Die Informationen sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat mit <strong>de</strong>m<br />

Wirtschaftsausschuss abstimmen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> weitere Auskünfte verlangen<br />

kann, z. B. über<br />

• geplante Investitionen,<br />

• die Produktions- und Absatzplanung,<br />

• die mittel- und langfristige<br />

Finanzplanung etc.<br />

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Technische Aspekte und Fragen <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens<br />

Natürlich braucht <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

auch Informationen über die<br />

Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

selbst.<br />

Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Verfahrensweisen<br />

kann er oft noch Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

durchsetzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeiten<br />

erkennen, um Nachteile für die<br />

Arbeitnehmer zu vermei<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wenigstens zu min<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

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32


Technische Aspekte und Fragen <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens<br />

Hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

folgen<strong>de</strong> Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Ausführliche Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> geplanten<br />

Maßnahme, z. B.<br />

• Ablauf-, Projekt- und Zeitpläne;<br />

• Organigramme;<br />

• technische Beschreibungen und Unterlagen;<br />

• Pflichten- und Lastenhefte;<br />

• Lagepläne und Pläne von Grundstücken und<br />

Gebäu<strong>de</strong>n etc.;<br />

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Technische Aspekte und Fragen <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens<br />

Hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

folgen<strong>de</strong> Informationen anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Arbeitgeber<br />

geprüften alternativen Optionen;<br />

• Begründungen dafür, warum die<br />

alternativen Optionen nicht realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n sollen;<br />

• Erteilte Aufträge an externe Unternehmensberater<br />

(incl. Vorlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Verträge);<br />

• Zwischen- und Abschlussberichte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

externen Berater;<br />

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Technische Aspekte und Fragen <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens<br />

Hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat folgen<strong>de</strong> Informationen<br />

anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Verträge, z. B.<br />

• mit Zulieferern,<br />

• mit Arbeitnehmerüberlassungsbetrieben,<br />

• mit Leistungserbringern bei Fremdvergabe,<br />

• mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Konzernunternehmen,<br />

• Miet-, Pacht- und Leasingverträge etc.;<br />

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33


Technische Aspekte und Fragen <strong>de</strong>s<br />

Verfahrens<br />

Hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat folgen<strong>de</strong> Informationen<br />

anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Planungen über die Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Maßnahme;<br />

• geplante Urlaubssperren, Mehrarbeit<br />

etc.;<br />

• Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Betriebsablauf;<br />

• Auswirkungen auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Bereiche <strong>de</strong>s<br />

Betriebs/Unternehmens/Konzerns etc.<br />

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Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterrichtung<br />

Der Betriebsrat muss bereits über die<br />

Planung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

unterrichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Information ist dann rechtzeitig,<br />

wenn noch nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

einer Maßnahme begonnen wur<strong>de</strong>.<br />

Auch wenn noch nicht alle<br />

Bedingungen und Folgen feststehen,<br />

muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat informiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

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Rechtzeitigkeit<br />

Rechtzeitig be<strong>de</strong>utet, dass die<br />

Information so rechtzeitig erfolgt,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat seine Aufgaben<br />

noch wirkungsvoll wahrnehmen<br />

kann.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

die Möglichkeit haben muss,<br />

• sich zu informieren,<br />

• sich eine Meinung zu bil<strong>de</strong>n und<br />

• dann seine Aufgaben wahrzunehmen.<br />

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34


Rechtzeitigkeit<br />

Der Arbeitgeber darf Informationen nicht<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Begründung, dass<br />

Entscheidungen noch gar nicht<br />

(endgültig) gefallen seien, zurückhalten.<br />

Mitwirkung und Mitbestimmung<br />

be<strong>de</strong>uten Einflussnahme: Der Betriebsrat<br />

ist gera<strong>de</strong> am Entscheidungsprozess zu<br />

beteiligen und benötigt daher<br />

Informationen, sobald sie verfügbar<br />

sind, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber Maßnahmen<br />

auch nur vorbereitend plant.<br />

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Rechtzeitigkeit<br />

Im § 111 BetrVG ist ausdrücklich von<br />

„Planung“ als Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat zu informieren ist, die<br />

Re<strong>de</strong>.<br />

„Planung“ beginnt, sobald ein<br />

konkretes Ziel bestimmt wird.<br />

Der Betriebsrat muss also informiert<br />

wer<strong>de</strong>n, sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ein<br />

Ziel bestimmt hat und beginnt, erste<br />

Vorbereitungen zu treffen.<br />

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Rechtzeitigkeit<br />

Der Arbeitgeber muss <strong>de</strong>n<br />

Betriebsrat von sich aus informieren.<br />

Er kann sich nicht darauf berufen,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat keine<br />

Informationen angefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t habe.<br />

Er kann sich auch nicht darauf<br />

berufen, dass er nicht wusste, dass<br />

er <strong>de</strong>n Betriebsrat zu informieren<br />

hat.<br />

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35


Folgen fehlerhafter Unterrichtung<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber gegen seine<br />

Informationspflicht verstößt,<br />

verstößt er damit gegen seine<br />

Pflichten aus <strong>de</strong>m BetrVG, was <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat erlaubt, beim<br />

Arbeitsgericht zu beantragen, <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber aufzuerlegen, ihm die<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Informationen zu<br />

geben (§ 23 Abs. 3 BetrVG).<br />

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Folgen fehlerhafter Unterrichtung<br />

Im übrigen verstößt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

damit gegen seine Pflicht zur<br />

vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

(§ 2 Abs. 1 BetrVG).<br />

§ 121 Abs. 1 BetrVG bestimmt eine<br />

entgegen § 111 BetrVG nicht,<br />

wahrheitswidrig, unvollständig o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verspätet erfüllte Auskunftspflicht<br />

als Ordnungswidrigkeit.<br />

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Folgen fehlerhafter Unterrichtung<br />

Die Ordnungswidrigkeit kann mit<br />

einer Geldbuße von bis zu 10.000 €<br />

geahn<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (§ 112 Abs. 2<br />

BetrVG).<br />

Über das Vorliegen einer<br />

Ordnungswidrigkeit und die<br />

Geldbuße wird auf Anzeige <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats von <strong><strong>de</strong>r</strong> zuständigen<br />

Behör<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n.<br />

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36


Folgen fehlerhafter Unterrichtung<br />

Ebenso han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />

Ordnungswidrigkeit, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

entgegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht aus § 92 BetrVG<br />

nicht, verspätet, falsch o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht<br />

umfassend über die Personalplanung<br />

informiert.<br />

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Folgen fehlerhafter Unterrichtung<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsausschuss<br />

sollte verfolgen, ob die Information<br />

zutreffend ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich später<br />

wesentliche Abweichungen zeigen,<br />

die möglicherweise i vorhersehbar<br />

hb<br />

waren.<br />

Eine unkorrekte Information <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsausschusses (§ 106<br />

BetrVG) ist übrigens auch eine<br />

Ordnungswidrigkeit.<br />

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Auskunftspersonen<br />

Der Arbeitgeber hat <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

bei Bedarf kompetente<br />

innerbetriebliche Auskunftspersonen<br />

zur Verfügung zu stellen. (§ 80<br />

Abs. 2 Satz 3 BetrVG).<br />

Wenn es möglich ist, muss er dabei<br />

die Wünsche <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

berücksichtigen.<br />

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37


Auskunftspersonen<br />

Die Auskunftspersonen haben keine<br />

Geheimhaltungspflichten gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Betriebsrat.<br />

Sie genießen im Hinblick auf die<br />

Informationen und Auskünfte, die sie<br />

<strong>de</strong>m Betriebsrat geben, <strong>de</strong>n Schutz<br />

<strong>de</strong>s § 78 BetrVG.<br />

Dies gilt aber nur für<br />

Auskunftspersonen, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber benennt.<br />

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Sachverständige (§ 80 Abs. 3 BetrVG)<br />

Wenn dies erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist, kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat nach näherer<br />

Vereinbarung mit <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

auch externe Sachverständige<br />

hinzuziehen.<br />

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Sachverständige (§ 80 Abs. 3 BetrVG)<br />

Dafür ist Voraussetzung,<br />

• dass die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Kenntnisse im<br />

Gremium nicht vorhan<strong>de</strong>n sind,<br />

• dass eine kompetente<br />

Auskunftsperson, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

vertraut, im Betrieb o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />

nicht zur Verfügung steht und<br />

• dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat sich mit <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber über die Person, <strong>de</strong>n<br />

Zeitpunkt und Zeitrahmen und die<br />

Kosten einigt.<br />

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38


Sachverständige (§ 80 Abs. 3 BetrVG)<br />

Der Betriebsrat darf <strong>de</strong>n<br />

Sachverständigen nicht<br />

eigenmächtig bestellen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

muss zuvor eine Einigung i mit <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber herbeiführen.<br />

Der Arbeitgeber muss die Kosten für<br />

<strong>de</strong>n Sachverständigen übernehmen<br />

(§ 40 Abs. 1 BetrVG).<br />

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Sachverständige (§ 80 Abs. 3 BetrVG)<br />

Der Arbeitgeber darf seine<br />

Zustimmung zur Hinzuziehung eines<br />

Sachverständigen nicht verweigern,<br />

nur um <strong>de</strong>n Betriebsrat bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahrnehmung h seiner Aufgaben zu<br />

behin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Wenn ein Sachverständiger<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist, muss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber seiner Bestellung<br />

zustimmen.<br />

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Sachverständige (§ 80 Abs. 3 BetrVG)<br />

Verweigert er ohne ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Grund seine Zustimmung, kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat die Zustimmung gem.<br />

§ 23 Abs. 3 BetrVG vom<br />

Arbeitsgericht ersetzen lassen, weil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber damit gegen seine<br />

Pflichten aus § 80 Abs. 3 und § 2<br />

Abs. 1 BetrVG verstößt.<br />

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39


Sachverständige(r)<br />

In Unternehmen mit mehr als 300<br />

Arbeitnehmern kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

einen Sachverständigen als Berater<br />

hinzuziehen (§ 111 Satz 2 BetrVG).<br />

Im Unterschied zu <strong>de</strong>n Vorschriften<br />

<strong>de</strong>s § 80 Abs. 3 BetrVG müssen<br />

dabei die Voraussetzungen nicht<br />

erfüllt sein, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e ist eine<br />

vorherige Zustimmung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers nicht erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.<br />

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Strategie vieler Arbeitgeber<br />

Typische Strategien vieler Arbeitgeber<br />

bei Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sind:<br />

• Sie spielen <strong>de</strong>n Vorgang hinunter,<br />

bestreiten, dass es sich überhaupt um<br />

eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung han<strong>de</strong>lt.<br />

• Sie führen die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

„scheibchenweise“ durch und hoffen,<br />

dadurch die Beteiligung <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

• Sie schaffen vollen<strong>de</strong>te Tatsachen.<br />

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Strategie vieler Arbeitgeber<br />

Typische Strategien vieler Arbeitgeber<br />

bei Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sind:<br />

• Sie unterrichten <strong>de</strong>n Betriebsrat erst<br />

kurz vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

so dass er seine Beteiligungsrechte<br />

nicht mehr umfassend und<br />

in Ruhe wahrnehmen kann.<br />

• Sie geben nur stückchenweise<br />

Informationen heraus, Informieren<br />

unvollständig und u. U. sogar falsch.<br />

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Strategie vieler Arbeitgeber<br />

Typische Strategien vieler Arbeitgeber<br />

bei Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sind:<br />

• Sie beschönigen die Folgen für die<br />

Arbeitnehmer.<br />

• Sie stellen die Notwendigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung als unabdingbar,<br />

nicht verhan<strong>de</strong>lbar dar.<br />

• Sie drohen mit noch schlimmeren<br />

Konsequenzen für die Arbeitnehmer,<br />

wenn diese Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht<br />

durchgeführt wird.<br />

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Strategie vieler Arbeitgeber<br />

Typische Strategien vieler Arbeitgeber<br />

bei Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sind:<br />

• Sie bezichtigen <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Belegschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Verzögerung gund<br />

schieben ihm die Verantwortung für<br />

vom Arbeitgeber angedrohte<br />

Konsequenzen zu.<br />

• Sie verschanzen sich hinter<br />

Entscheidungen übergeordneter<br />

Stellen, z. B. <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernmutter o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschafter.<br />

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Ziele <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

Der Betriebsrat sollte sich von dieser<br />

Taktik nicht beeindrucken lassen.<br />

Er sollte darauf bestehen,<br />

• vollständig und korrekt informiert zu<br />

wer<strong>de</strong>n,<br />

• seine Beteiligungsrechte wirkungsvoll<br />

wahrzunehmen,<br />

• die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erst dann<br />

durchzuführen, wenn alle Fragen<br />

geklärt sind.<br />

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Ziele <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

Der Betriebsrat sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

durch eine offensive<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>utlich machen,<br />

dass er in ihrem Interesse han<strong>de</strong>lt.<br />

Er sollte in Ruhe Alternativen,<br />

Handlungsoptionen, eine eigene<br />

Position und Verhandlungsstrategien<br />

entwickeln.<br />

Dabei sollte er die Position und<br />

Informationen <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

konsequent in Frage stellen.<br />

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Ziele <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

Wenn nötig, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

durchsetzen, dass seine<br />

Beteiligungsrechte gewahrt bleiben:<br />

• ggf. und wenn möglich einstweilige<br />

Verfügung, um die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu<br />

stoppen;<br />

• Ordnungswidrigkeitsverfahren, wenn<br />

Informationen verspätet, falsch,<br />

unvollständig o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nicht erfolgen;<br />

• Einigungsstelle.<br />

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Ziele <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

Zentrale Fragen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

berücksichtigen sollte, sind:<br />

• Ist die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wirklich<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich<br />

• Unter welchen Bedingungen soll die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• Gibt es alternative Optionen<br />

• Können die Bedingungen für die<br />

Arbeitnehmer verbessert wer<strong>de</strong>n<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsausschusses<br />

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Funktion <strong>de</strong>s Wirtschaftsausschusses<br />

Der Wirtschaftsausschuss berät <strong>de</strong>n<br />

Betriebsrat bzw. Gesamtbetriebsrat.<br />

Er hat keine eigene Entscheidungskompetenz,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ist ein<br />

Hilfsorgan.<br />

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Funktion <strong>de</strong>s Wirtschaftsausschusses<br />

Er dient als „Katalysator“ zwischen<br />

Unternehmensleitung und<br />

Betriebsrat:<br />

• Er for<strong><strong>de</strong>r</strong>t Informationen bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Unternehmensleitung an;<br />

• Er bewertet, analysiert und interpretiert<br />

die Informationen;<br />

• Er unterrichtet <strong>de</strong>n Betriebsrat und<br />

erläutert ihm die Informationen.<br />

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43


Funktion <strong>de</strong>s Wirtschaftsausschusses<br />

Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsausschuss über<br />

eine Fülle von Informationen verfügt,<br />

sollte er in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sein, <strong>de</strong>n<br />

Betriebsrat t wirkungsvoll zu<br />

unterstützen.<br />

Dazu sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsausschuss aber auch<br />

richtig instruieren und einsetzen.<br />

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Funktion <strong>de</strong>s Wirtschaftsausschusses<br />

Von Vorteil ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wirtschaftsausschuss<br />

• auch Informationen aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vergangenheit kennt,<br />

• vom Arbeitgeber umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

informiert wer<strong>de</strong>n muss als <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat,<br />

• auch Zusammenhänge kennt, die <strong>de</strong>m<br />

(Einzel-)Betriebsrat möglicherweise<br />

nicht bekannt sind.<br />

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Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Informationspflichten <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers<br />

Der Arbeitgeber muss <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsausschuss über alle<br />

wirtschaftlichen Angelegenheiten<br />

umfassend informieren (§ 106 Abs. 3<br />

BetrVG).<br />

Dazu gehören auch Sachverhalte, die<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s § 111 BetrVG entsprechen<br />

(§ 106 Abs. 3 Nr. 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10<br />

BetrVG).<br />

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44


Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Informationspflichten <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers<br />

Hervorzuheben ist dabei, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wirtschaftsausschuss auch dann zu<br />

informieren ist, wenn die<br />

Voraussetzungen für eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach § 111 BetrVG<br />

nicht erfüllt sind, also auch<br />

• wenn (noch) keine Nachteile für<br />

Arbeitnehmer zu erwarten sind und<br />

• wenn (noch) nicht erhebliche Teile <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Belegschaft betroffen sind.<br />

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Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Informationspflichten <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers<br />

Das ist insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e dann von<br />

Be<strong>de</strong>utung, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber die<br />

„Salamitaktik“ einschlägt, also<br />

mehrere scheinbar voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unabhängige Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen durchführt,<br />

die je<strong>de</strong> für sich noch keine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung darstellt.<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lage sein, die Zusammenhänge<br />

zwischen diesen Maßnahmen zu<br />

erkennen und <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

rechtzeitig zu alarmieren.<br />

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Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsausschusses<br />

Daher ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsausschuss<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, wenn es um das<br />

frühzeitige Erkennen von drohen<strong>de</strong>n<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen geht.<br />

Er sollte sich nicht darauf beschränken,<br />

Informationen nur einzusammeln und<br />

an <strong>de</strong>n Betriebsrat weiterzugeben.<br />

Vielmehr sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsausschuss<br />

versuchen, Zusammenhänge zu<br />

erkennen und Indizien für zu erwarten<strong>de</strong><br />

Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen wahrzunehmen.<br />

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45


Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Das Unternehmen führt Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

nicht zum Vergnügen durch, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

will damit etwas bezwecken.<br />

Ziel ist natürlich, die wirtschaftliche<br />

Situation <strong>de</strong>s Unternehmens bzw.<br />

Konzerns (nicht notwendigerweise<br />

<strong>de</strong>s Betriebs o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmens im<br />

Konzern!) zu verbessern.<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Dabei wird das Unternehmen stets<br />

versuchen, Ten<strong>de</strong>nzen und Probleme<br />

rechtzeitig zu erkennen und<br />

möglichst früh<br />

Anpassungsmaßnahmen<br />

durchzuführen, um ernsthafte<br />

Schwierigkeiten zu vermei<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Ertragslage zu verbessern.<br />

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Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsausschusses<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte<br />

daher folgen<strong>de</strong> Fragen immer vor<br />

Augen haben:<br />

• Welche wirtschaftlichen Probleme<br />

bestehen im Betrieb bzw.<br />

Unternehmen<br />

• Welche Entwicklungen wirtschaftlicher<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> technischer Natur sind auf <strong>de</strong>m<br />

Markt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Branche o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Betrieb<br />

bzw. Unternehmen zu erwarten<br />

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46


Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsausschusses<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte<br />

daher folgen<strong>de</strong> Fragen immer vor<br />

Augen haben:<br />

• Welche Auswirkungen können die<br />

Entwicklungen auf <strong>de</strong>m Markt bzw. in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Branche auf <strong>de</strong>n Betrieb bzw. das<br />

Unternehmen haben<br />

• Welche Maßnahmen <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

sind vorstellbar<br />

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Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsausschusses<br />

Daher sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wirtschaftsausschuss<br />

• regelmäßig Sitzungen durchführen,<br />

• Informationen <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

regelmäßig und konsequent einfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

• dafür sorgen, dass seine Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kompetent sind und bleiben und<br />

• einen Kennzahlenbogen entwickeln, mit<br />

<strong>de</strong>ssen Hilfe er regelmäßig die<br />

Entwicklung wichtiger Zahlen verfolgt.<br />

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Zusammenarbeit zwischen<br />

Wirtschaftsausschuss und Betriebsrat<br />

Der Betriebsrat kann <strong>de</strong>m<br />

Wirtschaftsausschuss Aufträge geben.<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e kann er <strong>de</strong>n Wirtschafts-<br />

ausschuss damit beauftragen, die vom<br />

Arbeitgeber vorgelegten Informationen<br />

kritisch zu prüfen.<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte dabei<br />

auch Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche, z. B. zu früheren<br />

Angaben <strong>de</strong>s Arbeitgebers, suchen.<br />

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47


Informationsquellen für <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsausschuss<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte<br />

prüfen, ob die Angaben, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber zur Begründung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung macht, korrekt<br />

sind:<br />

• Sind die genannten Zahlen korrekt<br />

• Wie ist die Situation in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Betrieben <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

• Wer<strong>de</strong>n die Folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

korrekt berechnet und dargestellt<br />

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Informationsquellen für <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsausschuss<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte<br />

prüfen, ob die Angaben, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber zur Begründung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung macht, korrekt<br />

sind:<br />

• Stimmt die Begründung mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wirtschaftlichen Lage (GuV, BWA,<br />

monatliche Erfolgsrechnung) überein<br />

• Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen die Aussagen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Investitions-, Kapazitäts-, Produktions-,<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Absatzplanung<br />

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Informationsquellen für <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsausschuss<br />

Der Wirtschaftsausschuss sollte<br />

prüfen, ob die Angaben, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber zur Begründung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung macht, korrekt<br />

sind:<br />

• Gibt es stille Reserven, die die Situation<br />

schlechter aussehen lassen, als sie ist<br />

• Wie war z. B. die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Personalintensität bzw. Personalkostenquote<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

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48


Handlungsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

im Vorfeld von Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Früherkennung, Vorschläge zur<br />

Beschäftigungssicherung,<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

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Früherkennung einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Der Betriebsrat und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsausschuss<br />

sollten immer auf Anzeichen<br />

für Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen achten:<br />

• Gibt es Probleme, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

grundsätzlicher Natur<br />

• Was sehen Investitionspläne vor<br />

• Gibt es verdächtige Aktivitäten, z. B.<br />

Erfassung von Daten im ganzen Betrieb,<br />

Berufung einer Unternehmensberatung,<br />

Vorbereitung von Baumaßnahmen etc.<br />

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Entwicklung von Vorschlägen<br />

Der Betriebsrat sollte, wenn er<br />

Anzeichen für bevorstehen<strong>de</strong><br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen feststellt,<br />

Möglichkeiten und eine<br />

Handlungsstrategie entwickeln.<br />

Er sollte nicht warten, bis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber auf ihn zugeht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

sich vorab selbst Informationen<br />

verschaffen, Gedanken machen etc.<br />

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49


Vorschläge zur Beschäftigungssicherung<br />

(§ 92a BetrVG)<br />

Der Betriebsrat kann je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit – und<br />

unabhängig von einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung – Vorschläge<br />

entwickeln, die zur Sicherung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beschäftigung dienen.<br />

Diese Vorschläge können in alle<br />

Richtungen gehen und alle<br />

<strong>de</strong>nkbaren Möglichkeiten umfassen.<br />

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Vorschläge zur Beschäftigungssicherung<br />

(§ 92a BetrVG)<br />

Der Arbeitgeber muss die Vorschläge<br />

mit <strong>de</strong>m Betriebsrat beraten und darf<br />

sie nicht einfach abtun.<br />

Wenn er die Vorschläge für<br />

ungeeignet hält, muss er das <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat gegenüber darlegen und<br />

begrün<strong>de</strong>n.<br />

Hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb mehr als 100<br />

Arbeitnehmer, muss die Begründung<br />

schriftlich erfolgen.<br />

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Vorschläge zur Beschäftigungssicherung<br />

(§ 92a BetrVG)<br />

Der Betriebsrat sollte sich mit <strong>de</strong>m<br />

Wirtschaftsausschuss abstimmen,<br />

um zu prüfen, ob die ablehnen<strong>de</strong><br />

Begründung Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche enthält,<br />

z. B.<br />

• gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Finanz-, Investitions-,<br />

Produktions- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Absatzplanung,<br />

• gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> tatsächlichen<br />

wirtschaftlichen Lage,<br />

• im Hinblick auf die tatsächliche<br />

Kostensituation etc.<br />

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50


Beispiele für Inhalte: Personalabbau<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich um vorübergehen<strong>de</strong><br />

Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterauslastung, sind<br />

folgen<strong>de</strong> Maßnahmen zur<br />

Überbrückung <strong>de</strong>nkbar:<br />

• Erweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lagerhaltung von Halbund<br />

Fertigprodukten – Produktion „auf<br />

Hal<strong>de</strong>“;<br />

• Vorziehen von Reparatur-, Wartungsund<br />

Instandhaltungsarbeiten;<br />

• Rücknahme von Fremdaufträgen;<br />

• Abbau von Leiharbeit;<br />

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Beispiele für Inhalte: Personalabbau<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich um vorübergehen<strong>de</strong><br />

Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterauslastung, sind<br />

folgen<strong>de</strong> Maßnahmen zur<br />

Überbrückung <strong>de</strong>nkbar:<br />

• Abbau von Mehrarbeit;<br />

• Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaubsplanung;<br />

• Einführung von Kurzarbeit;<br />

• Durchführung von<br />

Qualifizierungsmaßnahmen;<br />

• freiwillige längere<br />

Arbeitsunterbrechung etc.<br />

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Beispiele für Inhalte: Personalabbau<br />

Wenn langfristig Überkapazitäten<br />

bestehen, können folgen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen in Erwägung gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

• Rücknahme von Fremdaufträgen;<br />

• Abbau von Leiharbeit;<br />

• Abbau von Mehrarbeit;<br />

• Erweiterung <strong>de</strong>s<br />

Produktionsprogramms;<br />

• Umwandlung von Vollzeit- in<br />

Teilzeitstellen;<br />

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Beispiele für Inhalte: Personalabbau<br />

Wenn langfristig Überkapazitäten<br />

bestehen, können folgen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen in Erwägung gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

• Absenkung <strong><strong>de</strong>r</strong> regelmäßigen<br />

(tariflichen) Arbeitszeit;<br />

• geför<strong><strong>de</strong>r</strong>te Anpassungsmaßnahmen<br />

(Beschäftigungs- und<br />

Qualifizierungsgesellschaften);<br />

• Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit<br />

etc.<br />

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Beispiele für Inhalte: Outsourcing<br />

Plant <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber Outsourcing-<br />

Maßnahmen, können folgen<strong>de</strong><br />

Instrumente zur Vermeidung von<br />

Entlassungen erwogen wer<strong>de</strong>n:<br />

• zusätzliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer;<br />

• Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisationsstruktur;<br />

• Flexibilisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeit z. B.<br />

durch Job-Sharing, Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Teilzeitarbeit;<br />

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Beispiele für Inhalte: Outsourcing<br />

Plant <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber Outsourcing-<br />

Maßnahmen, können folgen<strong>de</strong><br />

Instrumente zur Vermeidung von<br />

Entlassungen erwogen wer<strong>de</strong>n:<br />

• Qualitätsverbesserungen, z. B.<br />

Qualifizierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer,<br />

Einrichtung eines Vorschlagswesens;<br />

• Maßnahmen zur Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />

Produktivität;<br />

• u. U. Ausweitung <strong><strong>de</strong>r</strong> (tariflichen!)<br />

Arbeitszeit etc.<br />

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52


Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Immer wenn eine Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

mit <strong>de</strong>m Betriebsrat eskaliert, muss er<br />

damit rechnen, vom Arbeitgeber als<br />

Bremser, Kostentreiber, t Prozesshansel<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Arbeitsplatzvernichter<br />

dargestellt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Dadurch gerät man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

möglicherweise in die Defensive.<br />

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Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Darum sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

rechtzeitig eine Kommunikationsstrategie<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Kolleginnen<br />

und Kollegen im Betrieb entwickeln.<br />

Er sollte klarstellen, warum er welche<br />

Maßnahmen ergriffen hat, und das<br />

dies im Interesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

geschieht.<br />

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Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Wichtig ist dabei, klarzustellen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat mit <strong>de</strong>m Ziel han<strong>de</strong>lt,<br />

Arbeitnehmer so weit wie möglich<br />

vor Nachteilen zu schützen.<br />

Es ist also wichtig, zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat <strong>de</strong>n „Schwarzen<br />

Peter“ zugeschoben bekommt.<br />

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53


Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeitsarbeit sollte<br />

sein, darzustellen:<br />

• was <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber plant,<br />

• welche Nachteile für Arbeitnehmer<br />

entstehen können,<br />

• warum <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat welche Schritte<br />

in Gang gesetzt hat,<br />

• welchen Nutzen er damit für die<br />

Belegschaft erreichen will.<br />

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Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Als Mittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

eignen sich:<br />

• individuelle Gespräche mit <strong>de</strong>n<br />

Kolleginnen und Kollegen,<br />

• Aushänge am Schwarzen Brett,<br />

• Flugblätter,<br />

• Informationen im betrieblichen Intranet,<br />

• Betriebs- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abteilungsversammlungen.<br />

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Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Es ist kein Verstoß gegen<br />

Geheimhaltungspflichten, einen<br />

Konflikt mit <strong>de</strong>m Arbeitgeber im Betrieb<br />

öffentlich zu machen.<br />

Allerdings sollten Schreiben, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber verfasst hat, nicht<br />

öffentlich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Man sollte gera<strong>de</strong> bei einem solchen<br />

Schritt beachten, <strong>de</strong>n Arbeitgeber nicht<br />

persönlich anzugreifen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bloßzustellen.<br />

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54


Betriebliche Öffentlichkeit<br />

Einiges sollte man bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Information <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft<br />

vermei<strong>de</strong>n:<br />

• Geben Sie keine Versprechen, die Sie<br />

nicht halten können!<br />

• Wecken Sie keine falschen Hoffnungen!<br />

• Vermei<strong>de</strong>n Sie, dass so etwas wie eine<br />

„Wunschliste“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Belegschaft entsteht,<br />

die Sie vermutlich nicht wer<strong>de</strong>n<br />

durchsetzen können – Sie stehen sonst<br />

als Verlierer da.<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Interessenausgleich<br />

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Verfahrensschritte<br />

Arbeitgeber und Betriebsrat verhan<strong>de</strong>ln<br />

über die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, um einen<br />

Ausgleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen von<br />

Arbeitgeber und Belegschaft zu<br />

erzielen.<br />

Wenn (wirtschaftliche) Nachteile für<br />

Arbeitnehmer zu erwarten sind,<br />

verhan<strong>de</strong>ln Arbeitgeber und Betriebsrat<br />

(zusätzlich) über einen Sozialplan.<br />

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Verfahrensschritte<br />

Der Betriebsrat sollte prüfen, ob es<br />

ggf. möglich ist, die Durchführung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung durch eine<br />

einstweilige Verfügung zu<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, solange die<br />

Verhandlungen noch zu keinem<br />

Ergebnis gekommen sind.<br />

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56


Verfahrensschritte<br />

Das BAG hat in ständiger Rechtsprechung<br />

einen durch einstweilige<br />

Verfügung durchsetzbaren Unterlassungsanspruch<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats bei<br />

sozialen Angelegenheiten gem. § 87<br />

BetrVG anerkannt.<br />

Offen ist allerdings, ob auch für die<br />

Sicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligungsrechte<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats nach § 111 BetrVG<br />

ein Unterlassungsanspruch besteht.<br />

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Verfahrensschritte<br />

Die Rechtsprechung ist hier<br />

uneinheitlich.<br />

Eine ständige Rechtsprechung <strong>de</strong>s<br />

BAG zu dieser Frage gibt es (noch)<br />

nicht.<br />

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Verfahrensschritte<br />

Wenn die Verhandlungen scheitern,<br />

kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber (o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong> gemeinsam)<br />

die Einigungsstelle anrufen.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

kann die Einigungsstelle nur<br />

Empfehlungen abgeben, aber keine<br />

zwingen<strong>de</strong> Regelung herbeiführen.<br />

• § 112 Abs. 4 BetrVG: Die Einigungsstelle<br />

entschei<strong>de</strong>t nur über <strong>de</strong>n Sozialplan, nicht<br />

über <strong>de</strong>n Interessenausgleich.<br />

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57


Verfahrensschritte<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung durchführt, ohne<br />

dass es zu einer Einigung mit <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat gekommen ist, und<br />

Arbeitnehmer dadurch Nachteile<br />

erlei<strong>de</strong>n, können die betroffenen<br />

Arbeitnehmer beim Arbeitsgericht <strong>de</strong>n<br />

Ausgleich dieser Nachteile erzwingen.<br />

Das kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber nur<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, in<strong>de</strong>m er die<br />

Einigungsstelle anruft, um einen<br />

Sozialplan zu erwirken.<br />

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Vermittlung durch die Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

für Arbeit<br />

Der Betriebsrat o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber kann<br />

<strong>de</strong>n Vorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sagentur für<br />

Arbeit um Vermittlung ersuchen, wenn<br />

eine Einigung über einen Interessen-<br />

ausgleich o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Sozialplan nicht<br />

zustan<strong>de</strong> kommt.<br />

Der Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sagentur wird<br />

Möglichkeiten vorstellen, Personalabbau<br />

durch För<strong><strong>de</strong>r</strong>maßnahmen (z. B. Kurzarbeit,<br />

Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft)<br />

zu vermei<strong>de</strong>n bzw. abzufe<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

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Interessenausgleich<br />

Ein Interessenausgleich ist eine<br />

„Kollektivvereinbarung beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Art“<br />

zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat.<br />

Er muss wie eine Betriebsvereinbarung<br />

schriftlich festgehalten und von bei<strong>de</strong>n<br />

Seiten unterschrieben wer<strong>de</strong>n (§ 112<br />

Abs. 1 Satz 1 BetrVG).<br />

Er ist aber keine Betriebsvereinbarung.<br />

• § 112 Abs. 1 Satz 3 BetrVG: „Der Sozialplan<br />

hat die Wirkung einer Betriebsvereinbarung“<br />

– <strong>de</strong>mnach hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessenausgleich<br />

diese Wirkung nicht!<br />

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58


Interessenausgleich<br />

Das hat zur Folge, dass § 77 Abs. 4<br />

BetrVG („Betriebsvereinbarungen<br />

gelten unmittelbar und zwingend“) für<br />

einen Interessenausgleich nicht gilt.<br />

Demnach kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat nicht<br />

erzwingen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber b <strong>de</strong>n<br />

Interessenausgleich auch einhält.<br />

Lösung: Der Interessenausgleich wird<br />

als (allerdings freiwillige) Betriebsvereinbarung<br />

i. S. d. § 77 BetrVG<br />

abgeschlossen (und im Text auch so<br />

genannt!).<br />

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Inhalt <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

Inhalt eines Interessenausgleichs ist<br />

die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung selbst.<br />

Ziel ist dabei, die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung so<br />

zu gestalten, dass<br />

• Nachteile für Arbeitnehmer möglichst gar<br />

nicht erst entstehen und<br />

• die verbleiben<strong>de</strong>n Nachteile so gering wie<br />

möglich gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Sollten <strong>de</strong>nnoch Nachteile eintreten, ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ausgleich Gegenstand eines<br />

Sozialplans.<br />

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Vorgehen: Vorbereitung<br />

Der Arbeitgeber informiert<br />

über die vorgesehene<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Zuständigkeit<br />

Betrifft<br />

mehrere<br />

Betriebe und<br />

kann nicht<br />

örtlich geregelt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Betrifft nur <strong>de</strong>n<br />

Betrieb o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kann örtlich<br />

geregelt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Örtlicher<br />

Betriebsrat<br />

Betrifft <strong>de</strong>n<br />

Konzern und<br />

muss<br />

konzernweit<br />

geregelt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Gesamtbetriebsrat<br />

Konzernbetriebsrat<br />

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59


Vorgehen: Vorbereitung<br />

Hat BR bereits<br />

zum Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>s Entschlusses<br />

bestan<strong>de</strong>n<br />

Nein<br />

Ja<br />

Problem!<br />

Los geht's!<br />

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Vorgehen: Vorbereitung<br />

Der Arbeitgeber informiert<br />

<strong>de</strong>n Betriebsrat über die<br />

vorgesehene<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Nein<br />

Ggf. prüfen: Kann die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung durch<br />

einstweilige Verfügung<br />

aufgeschoben wer<strong>de</strong>n<br />

Information<br />

ausreichend<br />

Ja<br />

Betriebsrat bereitet<br />

Verhandlung über<br />

Interessenausgleich und<br />

Sozialplan vor.<br />

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Vorgehen: Vorbereitung<br />

Welche Nachteile<br />

können (!) für<br />

Arbeitnehmer eintreten<br />

Wie viele und welche<br />

Arbeitnehmer sind<br />

betroffen<br />

Gibt es mehrere<br />

„Schübe“<br />

Sind Arbeitnehmer<br />

indirekt betroffen<br />

Möglichst viele Beispiele<br />

suchen und benennen!<br />

Den Kreis möglichst weit<br />

fassen!<br />

Kritisch und zusammen<br />

mit WA prüfen!<br />

Folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

be<strong>de</strong>nken!<br />

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60


Vorgehen: Vorbereitung<br />

Gibt es Alternativen zur<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Möglichst viele eigene<br />

Vorschläge entwickeln!<br />

Können Nachteile<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

Wie<br />

Können Nachteile<br />

abgemil<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

Wie<br />

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Vorgehen: Interessenausgleich<br />

Verhandlung mit <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber über einen<br />

Interessenausgleich<br />

Nein<br />

Ergebnis<br />

Ja<br />

Vermittlung durch<br />

Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

Ergebnis schriftlich<br />

festhalten (möglichst in<br />

Form einer<br />

Betriebsvereinbarung!).<br />

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Vorgehen: Interessenausgleich<br />

Vermittlung durch<br />

Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

Nein<br />

Vermittlung<br />

erfolgreich<br />

Ja<br />

Einigungsstelle wird von<br />

Betriebsrat und/o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber angerufen.<br />

Ergebnis schriftlich<br />

festhalten (möglichst in<br />

Form einer<br />

Betriebsvereinbarung!).<br />

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61


Vorgehen: Interessenausgleich<br />

Einigungsstelle über<br />

Interessenausgleich (kann<br />

nur Vorschläge machen!)<br />

Nein<br />

Einigungsstelle über<br />

Sozialplan anrufen.<br />

Kommt<br />

Interessenausgleich<br />

zustan<strong>de</strong><br />

Ja<br />

Ergebnis schriftlich<br />

festhalten (möglichst in<br />

Form einer<br />

Betriebsvereinbarung!).<br />

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Vorgehen: Interessenausgleich<br />

Interessenausgleich ist<br />

zustan<strong>de</strong> gekommen<br />

Nein<br />

Entstehen<br />

<strong>de</strong>nnoch<br />

(wirtschaftliche)<br />

Nachteile für<br />

Arbeitnehmer<br />

Ja<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung kann<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Verhandlung über<br />

Sozialplan beginnen.<br />

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Interessenausgleich und Sozialplan<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis überschnei<strong>de</strong>n sich die<br />

Verhandlungen über einen<br />

Interessenausgleich und einen<br />

Sozialplan meistens, bzw. sie<br />

wer<strong>de</strong>n gleich gemeinsam geführt.<br />

Meistens entsteht ein Dokument, in<br />

<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessenausgleich und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialplan gemeinsam geregelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

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62


Inhalt <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

Die erste Frage, die verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte, ist, ob die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

überhaupt notwendig ist, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob es<br />

nicht Möglichkeiten gibt, sie ganz zu<br />

verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Wenn es sich zeigt (und nicht, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber das behauptet!), dass die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung unvermeidbar ist,<br />

gilt es, Wege zu suchen und zu<br />

vereinbaren, die Nachteile für die<br />

Arbeitnehmer verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

möglichst gering halten.<br />

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Inhalt <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

Was sinnvolle Inhalte <strong>de</strong>s Interessenausgleich<br />

sind, ergibt sich natürlich<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung:<br />

• Bei einem beabsichtigen Personalabbau<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stilllegungen von Betriebsteilen geht<br />

es natürlich um die Sicherung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitsplätze,<br />

• bei einem Umzug um die Vermeidung von<br />

finanziellen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlichen Nachteilen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer,<br />

• bei organisatorischen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verfahrensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

ist das Ziel, die Belastungen für<br />

Arbeitnehmer möglichst gering zu halten.<br />

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Inhalt <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

Der Betriebsrat sollte im Vorfeld<br />

nach Lösungsmöglichkeiten suchen.<br />

Er sollte nicht allein die Optionen,<br />

die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber nennt, in<br />

Betracht ziehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eigene<br />

I<strong>de</strong>en entwickeln.<br />

Sachzwänge, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

nennt, sind meistens keine wirklich<br />

sachlichen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von Menschen<br />

gemachte Zwänge!<br />

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63


Beispiele für Inhalte: Personalabbau<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich um vorübergehen<strong>de</strong><br />

Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterauslastung, sind<br />

die Maßnahmen zur Überbrückung<br />

b <strong>de</strong>nkbar, die im Zusammenhang mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigungssicherung<br />

behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n.<br />

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Beispiele für Inhalte: Outsourcing<br />

Plant <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber Outsourcing-<br />

Maßnahmen, können die ebenfalls<br />

Instrumente erwogen wer<strong>de</strong>n, die im<br />

Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beschäftigungssicherung behan<strong>de</strong>lt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

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Beispiele für Inhalte: organisatorische<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verfahrensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

Um Nachteile zu vermei<strong>de</strong>n, können<br />

folgen<strong>de</strong> Maßnahmen vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

• Qualifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffenen<br />

Arbeitnehmer;<br />

• Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellenbeschreibungen<br />

(ohne Herabstufungen);<br />

• Reglementierung von Mehrarbeit;<br />

• Regelungen über Versetzungen<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Betriebs, Unternehmens<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzerns etc.<br />

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64


Generelle Regelungen<br />

Es ist nicht wünschenswert, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber die Kostenersparnisse, die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Interessenausgleichs ermöglicht,<br />

mitnimmt, dabei aber nicht die<br />

Gegenleistung erbringt, <strong>de</strong>n Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitsplätze verbindlich zuzusichern.<br />

Daher sollte ein Verbot o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

Reglementierung betriebsbedingter<br />

Kündigungen für die Laufzeit <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

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Generelle Regelungen<br />

Neben einem Verbot o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />

Reglementierung betriebsbedingter<br />

Kündigungen sollten auch Verfahrensvorschriften<br />

hinsichtlich (mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

min<strong><strong>de</strong>r</strong>) einvernehmlicher Auflösungsvereinbarungen<br />

in <strong>de</strong>n Interessenausgleich<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n, z. B.<br />

• die Pflicht, <strong>de</strong>n Betriebsrat in je<strong>de</strong>m Fall zu<br />

beteiligen,<br />

• Min<strong>de</strong>ststandards für<br />

Auflösungsvereinbarungen etc.<br />

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Generelle Regelungen<br />

Wie erwähnt sollte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Interessenausgleich in Form einer<br />

Betriebsvereinbarung abgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat die<br />

Einhaltung erzwingen kann.<br />

Ein Konfliktmechanismus für <strong>de</strong>n<br />

Fall, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat Verstöße<br />

gegen Vorschriften <strong>de</strong>s<br />

Interessenausgleichs vermutet, ist<br />

sinnvoll.<br />

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65


Generelle Regelungen<br />

Zu empfehlen ist dazu die<br />

Einrichtung einer Einigungsstelle,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Spruch sich die<br />

Betriebsparteien vorab unterwerfen.<br />

Das ist aber nicht erzwingbar.<br />

Nicht erzwingbar zu sein gilt aber für<br />

die gesamte Betriebsvereinbarung<br />

über einen Interessenausgleich.<br />

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Aufgabe<br />

Stellen Sie Eckpunkte für <strong>de</strong>nkbare<br />

Regelungen in einem<br />

Interessenausgleich für eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, die in Ihrem<br />

Betrieb zu erwarten ist, zusammen.<br />

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66


Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Sozialplan<br />

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Verhältnis von Sozialplan und<br />

Interessenausgleich<br />

Der Interessenausgleich behan<strong>de</strong>lt die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung an sich, also die<br />

Frage, wie sie durchgeführt wird, um<br />

Nachteile für Arbeitnehmer ganz zu<br />

vermei<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> so gering wie möglich<br />

zu halten.<br />

Der Sozialplan regelt <strong>de</strong>n „Ausgleich<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Mil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftlichen<br />

Nachteile, die <strong>de</strong>n Arbeitnehmern<br />

infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> geplanten Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

entstehen“ (§ 112 Abs. 1 Satz 2 BetrVG).<br />

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Zustan<strong>de</strong>kommen eines Sozialplans<br />

Ein Sozialplan wird – separat o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zusammen mit einem<br />

Interessenausgleich – zwischen<br />

Arbeitgeber und Betriebsrat<br />

verhan<strong>de</strong>lt.<br />

Kommt es zu einem Ergebnis, wird<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplan schriftlich<br />

festgehalten und von bei<strong>de</strong>n Seiten<br />

unterschrieben.<br />

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67


Zustan<strong>de</strong>kommen eines Sozialplans<br />

Ein Sozialplan kann vom Betriebsrat<br />

und vom Arbeitgeber nötigenfalls<br />

durch Anrufen <strong><strong>de</strong>r</strong> Einigungsstelle<br />

erzwungen wer<strong>de</strong>n (§ 112 Abs. 4<br />

BetrVG).<br />

Die Einigungsstelle kann einen<br />

bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sozialplan festlegen und<br />

nicht nur, wie bei einem Interessenausgleich,<br />

Vorschläge machen.<br />

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Ausnahmen <strong>de</strong>s § 112a BetrVG<br />

Wie erwähnt kann ein Sozialplan<br />

nicht erzwungen wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

• die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ausschließlich in<br />

einem Personalabbau, <strong><strong>de</strong>r</strong> bestimmte<br />

Größenordnungen nicht überschreitet<br />

besteht o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• das Unternehmen vor weniger als vier<br />

Jahren gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

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Ausnahmen <strong>de</strong>s § 112a BetrVG<br />

Lt. BAG greift § 112a BetrVG auch<br />

dann ein, wenn ein neu gegrün<strong>de</strong>tes<br />

Unternehmen einen seit mehr als<br />

vier Jahren bestehen<strong>de</strong>n Betrieb<br />

übernommen hat.<br />

In <strong>de</strong>m Fall kann also auch in einem<br />

seit längerer Zeit bestehen<strong>de</strong>n<br />

Betrieb ein Sozialplan nicht<br />

erzwungen wer<strong>de</strong>n!<br />

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68


Wirkung eines Sozialplans<br />

Ein Sozialplan hat die gleiche<br />

Wirkung wie eine<br />

Betriebsvereinbarung (§ 112 Abs. 1<br />

Satz 3 BetrVG).<br />

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Wirkung eines Sozialplans<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

seine Einhaltung erzwingen kann.<br />

• Ein Verstoß <strong>de</strong>s Arbeitgebers gegen<br />

eine Betriebsvereinbarung wäre ein<br />

Verstoß gegen § 77 Abs. 4 BetrVG.<br />

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Wirkung eines Sozialplans<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

seine Einhaltung erzwingen kann.<br />

• Bei einem Verstoß <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

gegen g seine betriebsverfassungsrecht-<br />

lichen Pflichten kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

gem. § 23 Abs. 3 BetrVG beim Arbeitsgericht<br />

beantragen, <strong>de</strong>m Arbeitgeber –<br />

nötigenfalls unter Androhung eines<br />

Ordnungsgelds – aufzugeben, <strong>de</strong>n<br />

Verstoß zu unterlassen.<br />

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69


Wirkung eines Sozialplans<br />

Für einen Sozialplan gilt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tarifvorbehalt <strong>de</strong>s § 77 Abs. 3 BetrVG<br />

nicht (§ 112 Abs. 1 Satz 4 BetrVG).<br />

Das be<strong>de</strong>utet aber auch, dass in<br />

diesem Fall tarifliche Rationalisierungsschutzabkommen<br />

nicht gelten.<br />

Betriebsrat und Arbeitgeber können<br />

von diesen Abkommen ebenso wie von<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en tarifvertraglichen Regelungen<br />

abweichen.<br />

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Inhalte eines Sozialplans<br />

Inhalt eines Sozialplans ist die<br />

Beseitigung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

wirtschaftlicher Nachteile, die <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmern durch die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung entstehen.<br />

t Dabei geht es nicht immer nur um<br />

die Regelung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfindungshöhe,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es können auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Fragen in diesem Zusammenhang<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />

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Regelungen bei betriebsbedingten<br />

Kündigungen<br />

Sollten in Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

betriebsbedingte Kündigungen<br />

eintreten, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplan<br />

Regelungen darüber enthalten:<br />

• Gesamtumfang <strong>de</strong>s Stellenabbaus,<br />

• ggf. Min<strong>de</strong>st-Abfindungen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Regelungen bei freiwilligem<br />

Ausschei<strong>de</strong>n,<br />

• Kriterien für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betroffenen Arbeitnehmer bei<br />

betriebsbedingten Kündigungen,<br />

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70


Regelungen bei betriebsbedingten<br />

Kündigungen<br />

Sollten in Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

betriebsbedingte Kündigungen<br />

eintreten, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplan<br />

Regelungen darüber enthalten:<br />

• U. U. Erweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitbestimmung<br />

gem. § 102 Abs. 6 BetrVG bei<br />

betriebsbedingten Kündigungen,<br />

• Regeln für die Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abfindungshöhe,<br />

• weitere Regelungen über das Verfahren<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen.<br />

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Grundsätze über Bestimmungen bei<br />

betriebsbedingten Kündigungen<br />

Es wer<strong>de</strong>n Gruppen von Arbeitnehmern<br />

gebil<strong>de</strong>t, die hinsichtlich Qualifikation,<br />

Stellung und Bezahlung vergleichbar<br />

sind.<br />

Diese Gruppen dienen später dazu,<br />

eine ggf. erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Sozialauswahl<br />

durchzuführen.<br />

Die Gruppen wer<strong>de</strong>n nur innerhalb <strong>de</strong>s<br />

jeweiligen Betriebs gebil<strong>de</strong>t.<br />

Es wer<strong>de</strong>n auch Gruppen vergleichbarer<br />

Arbeitsplätze gebil<strong>de</strong>t.<br />

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Gesamtumfang <strong>de</strong>s Stellenabbaus<br />

Der Sozialplan sollte unbedingt<br />

Obergrenzen über <strong>de</strong>n Stellenabbau<br />

enthalten.<br />

Es wird für je<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppen<br />

(Arbeitnehmer und Arbeitsplätze)<br />

bestimmt,<br />

• welche Zahl an Stellen höchstens<br />

abgebaut wird und<br />

• von welcher Zahl von Arbeitnehmern<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb sich höchstens trennt.<br />

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71


Regelungen zum freiwilligem<br />

Ausschei<strong>de</strong>n<br />

Es kann allen Arbeitnehmern <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nen Gruppen ein jeweils<br />

gleich lauten<strong>de</strong>s Angebot<br />

unterbreitet wer<strong>de</strong>n, das<br />

Arbeitsverhältnis freiwillig zu<br />

been<strong>de</strong>n.<br />

Dazu wer<strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>stbedingungen<br />

für Aufhebungsvereinbarungen<br />

bestimmt.<br />

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Regelungen zum freiwilligem<br />

Ausschei<strong>de</strong>n<br />

Ggf. wird ein Muster für einen<br />

Aufhebungsvertrag entwickelt.<br />

Dabei kann die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfindung<br />

nach verschie<strong>de</strong>nen Kriterien, die<br />

jeweils im Sozialplan vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n, variieren.<br />

Das Muster <strong>de</strong>s Aufhebungsvertrags<br />

sollte Bestandteil <strong>de</strong>s Sozialplans<br />

wer<strong>de</strong>n, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

sicherstellen kann, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber nicht davon abweicht.<br />

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Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Es können gem. § 95 BetrVG Regeln<br />

für die Sozialauswahl bei<br />

betriebsbedingten Kündigungen<br />

aufgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Auswahl fin<strong>de</strong>t jeweils innerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppen vergleichbarer<br />

Arbeitnehmer statt.<br />

Generell sind bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialauswahl<br />

die Arbeitnehmer auszuwählen, die<br />

die Kündigung „weniger hart“ trifft.<br />

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72


Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Als Kriterien für die Sozialauswahl<br />

müssen gelten:<br />

• Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebszugehörigkeit,<br />

• Unterhaltspflichten,<br />

• Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und<br />

• (in begrenztem Umfang wg. AGG)<br />

Lebensalter<br />

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Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Dabei sind auch die Chancen auf<br />

<strong>de</strong>m Arbeitsmarkt (z. B. wegen einer<br />

höheren o<strong><strong>de</strong>r</strong> niedrigeren<br />

Qualifikation, wegen<br />

Berufskrankheiten, wegen <strong>de</strong>s<br />

Alters) zu berücksichtigen.<br />

Es kann ein Verfahren vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>m die Sozialauswahl<br />

erfolgt.<br />

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Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Sinnvoll ist z. B. ein Punktesystem:<br />

• je<strong>de</strong>s Jahr <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebszugehörigkeit<br />

ergibt einen Punkt,<br />

• Unterhaltspflichten für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ergeben<br />

pro Kind jeweils fünf Punkte,<br />

• Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ergibt pro 10%<br />

Grad <strong><strong>de</strong>r</strong> Behin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung jeweils einen<br />

Punkt,<br />

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73


Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Sinnvoll ist z. B. ein Punktesystem:<br />

• pro Lebensjahr über 40 erhält man<br />

einen Punkt,<br />

• für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Erschwernisse (keine für<br />

<strong>de</strong>n Arbeitsmarkt interessante, da nur<br />

innerbetriebliche Qualifikation,<br />

Berufserkrankung aus <strong>de</strong>m Betrieb etc.)<br />

gibt es jeweils fünf Punkte.<br />

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Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Ein 40-jähriger Arbeitnehmer mit zwei<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> seit 15 Jahren im Betrieb<br />

beschäftigt ist, erhält bei diesem<br />

System 25 Punkte.<br />

Ein 50-jähriger, unverheirateter<br />

Arbeitnehmer ohne Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> seit 20<br />

Jahren im Betrieb ist, aber ungelernt ist<br />

und nur über innerbetriebliche<br />

Qualifikation aufgestiegen, zu<strong>de</strong>m zu<br />

70% schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>t ist, erhält 42<br />

Punkte.<br />

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Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Der Arbeitgeber kann beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e betriebliche<br />

Interessen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiterbeschäftigung<br />

bestimmter Arbeitnehmer geltend<br />

machen, wenn sie berechtigt sind.<br />

Das betrifft z. B. Arbeitnehmer mit<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Qualifikationen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erfahrungen, die für <strong>de</strong>n Betrieb<br />

unverzichtbar sind.<br />

Der Arbeitgeber kann verlangen, dass<br />

diese Arbeitnehmer bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialauswahl<br />

nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

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74


Regeln für die Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

Der Betriebsrat kann im Gegenzug<br />

versuchen, ein „Vetorecht“ für<br />

einzelne Arbeitnehmer in <strong>de</strong>n<br />

Sozialplan aufzunehmen.<br />

Das ist aber nicht erzwingbar, da im<br />

Gesetz nicht vorgesehen.<br />

Es ist möglicherweise auch nicht<br />

sinnvoll, weil das <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

voraussichtlich in<br />

Gewissenskonflikte bringen wird.<br />

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Namentliche Nennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

im Interessenausgleich/Sozialplan<br />

Es ist auch möglich, die<br />

Arbeitnehmer, die gekündigt wer<strong>de</strong>n<br />

sollen, namentlich zu benennen.<br />

Davon ist aber abzuraten, weil das<br />

die betroffenen Arbeitnehmer<br />

erheblich benachteiligt.<br />

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Namentliche Nennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

im Interessenausgleich/Sozialplan<br />

Der Nachteil für die betroffenen<br />

Arbeitnehmer besteht darin, dass<br />

eine Kündigungsschutzklage für sie<br />

kaum noch Aussicht auf Erfolg hat:<br />

• § 1 Abs. 5 KSchG: Es wird vermutet,<br />

dass die Kündigung durch dringen<strong>de</strong><br />

betriebliche Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nisse bedingt ist;<br />

die Sozialauswahl kann nur auf grobe<br />

Fehlerhaftigkeit überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

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75


Erweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitbestimmung<br />

§ 102 Abs. 6 BetrVG erlaubt <strong>de</strong>n<br />

Betriebsparteien, zu vereinbaren,<br />

dass Kündigungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats bedürfen.<br />

Sie können auch vereinbaren, dass<br />

bei Streitigkeiten über Kündigungen<br />

die Einigungsstelle entschei<strong>de</strong>t.<br />

Es ist aber fraglich, ob <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat sich dieser Entscheidung<br />

aussetzen möchte.<br />

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Regeln für Abfindungen<br />

Ein Sozialplan enthält regelmäßig<br />

Regelungen über die Berechnung von<br />

Abfindungen.<br />

Dabei gibt es keine starre Obergrenze<br />

für Sozialpläne.<br />

Zulässig ist eine Höchstbetragsklausel<br />

(„Die Abfindung beträgt max. €<br />

75.000“).<br />

Sie ist vom Gesetzgeber nicht<br />

vorgesehen und auch nicht unbedingt<br />

sinnvoll.<br />

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Regeln für Abfindungen<br />

Die Höhe und Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfindung<br />

können die Betriebsparteien bzw. die<br />

Einigungsstelle i nach eigenen<br />

Vorstellungen bestimmen.<br />

Dabei müssen sie aber bestimmte<br />

Regeln beachten.<br />

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76


Regeln für Abfindungen<br />

Ein Sozialplan, <strong><strong>de</strong>r</strong> für alle<br />

Arbeitnehmer ohne Unterschied eine<br />

Abfindung vereinbart, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Höhe<br />

sich nur aus <strong>de</strong>m Monatseinkommen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebszugehörigkeit errechnet, ist<br />

nicht zulässig (BAG v. 14.09.1994).<br />

Das wird <strong>de</strong>m Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfindung<br />

nicht gerecht.<br />

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Regeln für Abfindungen<br />

Der Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfindung besteht im<br />

Wesentlichen darin, die<br />

wirtschaftlichen Nachteile zu min<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />

• Verringertes Einkommen während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosigkeit,<br />

• möglicherweise geringeres Anfangsgehalt<br />

in einem neuen Arbeitsverhältnis,<br />

• Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen Altersrente<br />

wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> o. g. Einkommenseinbußen,<br />

• ggf. Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung einer betrieblichen<br />

Altersversorgung durch <strong>de</strong>n Wegfall<br />

zukünftiger Zuwächse.<br />

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Berechnungsmetho<strong>de</strong>n für<br />

Abfindungen<br />

Das BetrVG schreibt in § 112 Abs. 5 Nr. 1<br />

und 2 vor, dass mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfindung nicht<br />

vorrangig die Treue <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

zum Betrieb belohnt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

wirtschaftlichen Nachteile, die durch<br />

die Arbeitslosigkeit i drohen, gemin<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n für die<br />

Berechnung von Abfindungen:<br />

• Berechnungen nach einer Formel,<br />

• Berechnung nach einem Punkteverfahren,<br />

• Berechnung nach einer Tabelle<br />

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77


Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Eine Formel, die einfach lautet<br />

Monatseinkommen * Betriebszugehörigkeit *<br />

Faktor<br />

wird <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, die jeweils<br />

unterschiedlichen individuellen<br />

wirtschaftlichen Nachteile möglichst<br />

gerecht auszugleichen, nicht gerecht<br />

und ist auch nicht zulässig.<br />

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Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Es ist immer sinnvoll, von einem<br />

Sockelbetrag auszugehen:<br />

• Damit erreicht man eine<br />

Min<strong>de</strong>stabsicherung,<br />

• Arbeitnehmer mit ohnehin geringem<br />

Einkommen wer<strong>de</strong>n dadurch<br />

begünstigt, was angebracht ist, da sie<br />

vermutlich die größeren<br />

Schwierigkeiten haben wer<strong>de</strong>n, einen<br />

neuen Arbeitsplatz zu fin<strong>de</strong>n.<br />

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Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Man sollte aber vermei<strong>de</strong>n, einen<br />

„Min<strong>de</strong>stbetrag“ zu for<strong><strong>de</strong>r</strong>n, weil das<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeberseite die<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach einem Höchstbetrag<br />

provoziert.<br />

Besser ist es, von einem<br />

„Sockelbetrag“ zu sprechen.<br />

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78


Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Eine sinnvolle Formel könnte lauten:<br />

Sockelbetrag + Monatseinkommen * Alter *<br />

Betriebszugehörigkeit * Faktor<br />

Dabei beträgt t <strong><strong>de</strong>r</strong> Faktor zwischen<br />

0,0075 und 0,015.<br />

Diese Formel berücksichtigt das Einkommen,<br />

das Alter und die Betriebszugehörigkeit<br />

gleichermaßen.<br />

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Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Gerechter, aber komplizierter wäre<br />

eine Formel wie<br />

Sockelbetrag + Monatseinkommen *<br />

Betriebszugehörigkeitsfaktor * Altersfaktor<br />

Dabei könnten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebszugehörigkeitsfaktor und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Altersfaktor variiert wer<strong>de</strong>n.<br />

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Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Der Altersfaktor kann mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nähe zum Rentenalter geringer wer<strong>de</strong>n,<br />

weil bei diesen Personen die Arbeitslosigkeit<br />

wegen <strong>de</strong>s baldigen Eintritts<br />

in die Altersrente t kürzer andauert.<br />

Ebenso könnte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebszugehörigkeitsfaktor<br />

zunächst steigen und dann<br />

abflachen, weil es letztlich egal ist, ob<br />

ein Arbeitnehmer 30 o<strong><strong>de</strong>r</strong> 35 Jahre im<br />

Betrieb war.<br />

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79


Abfindungsberechnung nach einer<br />

Formel<br />

Sinnvoll ist bei einer Formel,<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Härten durch Zuschläge<br />

zu berücksichtigen, z. B.<br />

• Zuschläge für unterhaltsberechtigte<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> (z. B. 3.000 bis 6.000 € pro<br />

Kind),<br />

• Zuschläge für Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung (z. B.<br />

1.000 bis 2.000 € pro 10%<br />

Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung).<br />

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Abfindungsberechnung nach einem<br />

Punkteverfahren<br />

Das Punkteverfahren entspricht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bereits bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialauswahl<br />

beschriebenen Metho<strong>de</strong>.<br />

Je<strong>de</strong>m Punkt wird dabei ein<br />

bestimmter Betrag (z. B. 1.000 bis<br />

2.000 €) zugeordnet.<br />

Es kann auch das Monatsgehalt, ggf.<br />

um einen Faktor korrigiert, als<br />

Multiplikator dienen.<br />

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Abfindungsberechnung nach einer<br />

Tabelle<br />

Eine Berechnung nach einer Tabelle<br />

ist <strong>de</strong>m Punkteverfahren ähnlich.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n in einer Tabelle für<br />

bestimmte Kriterien jeweils<br />

bestimmte Beträge angeordnet.<br />

Es gibt also Spalten für Alter,<br />

Betriebszugehörigkeit,<br />

unterhaltsberechtigte Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

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80


Abfindungsberechnung nach einer<br />

Tabelle<br />

In je<strong><strong>de</strong>r</strong> Spalte wer<strong>de</strong>n jeweils für<br />

bestimmte Fälle Punkte angegeben,<br />

z. B. 2 Jahre Betriebszugehörigkeit –<br />

4 Punkte, 3 Jahre – 7 Punkte, 4 Jahre<br />

– 10 Punkte, 5 Jahre – 13 Punkte etc.<br />

Für je<strong>de</strong>n Arbeitnehmer wird die<br />

Punktzahl ermittelt.<br />

Je<strong>de</strong>m Punkt wird ein Betrag o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />

Faktor in Abhängigkeit vom<br />

Einkommen zugerechnet.<br />

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Generelle Regelungen<br />

In je<strong>de</strong>m Fall muss auch bedacht<br />

wer<strong>de</strong>n,<br />

• wie das Durchschnittsgehalt ermittelt wird<br />

– wer<strong>de</strong>n auch Überstun<strong>de</strong>n<br />

berücksichtigt, g, aus welchem Zeitraum wird<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchschnitt gebil<strong>de</strong>t etc.<br />

• ob und wie betriebliche Son<strong><strong>de</strong>r</strong>zahlungen,<br />

z. B. Urlaubs- und Weihnachtsgeld,<br />

Prämien etc. berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

• ob und wie weitere Sozialleistungen (z. B.<br />

auch eine betriebliche Altersversorgung)<br />

berücksichtigt wird.<br />

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Weitere Regelungen<br />

Es kann ein spezieller Fonds<br />

vereinbart wer<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>m<br />

Arbeitnehmer, die beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Härten<br />

erlei<strong>de</strong>n, zusätzliche Leistungen<br />

beantragen können.<br />

Geregelt wer<strong>de</strong>n müssten<br />

• die Höhe <strong>de</strong>s Fondsvolumens,<br />

• die Arten von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Härten und<br />

die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> zusätzlichen Leistungen,<br />

• das Verfahren bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung<br />

über zusätzliche Leistungen.<br />

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81


Vertretbarkeit <strong>de</strong>s<br />

Sozialplanvolumens<br />

Lt. § 112 Abs. 5 Nr. 3 BetrVG darf durch<br />

die Höhe <strong>de</strong>s Sozialplans <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fortbestand <strong>de</strong>s Unternehmens und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bestand <strong><strong>de</strong>r</strong> verbleiben<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsplätze nicht gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist aber Aufgabe <strong>de</strong>s Arbeitgebers,<br />

ggf. schlüssig darzulegen, warum durch<br />

das Volumen <strong>de</strong>s Sozialplans das<br />

Unternehmen in seiner Existenz<br />

gefähr<strong>de</strong>t wird.<br />

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Vertretbarkeit <strong>de</strong>s<br />

Sozialplanvolumens<br />

Der Betriebsrat sollte <strong>de</strong>nnoch bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Formulierung seiner For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

prüfen, wie hoch das Volumen <strong>de</strong>s von<br />

ihm gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Sozialplans ist.<br />

• Die Einigungsstelle wird einen Sozialplan,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> die Existenz <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

gefähr<strong>de</strong>t, nicht verabschie<strong>de</strong>n.<br />

• Es kann taktisch geschickt sein, <strong>de</strong>n<br />

Sozialplan so teuer machen, dass die<br />

Einsparungen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber sich von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Maßnahme verspricht, erst nach Jahren<br />

wirksam wer<strong>de</strong>n.<br />

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Vertretbarkeit <strong>de</strong>s<br />

Sozialplanvolumens<br />

Der Betriebsrat sollte <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsausschuss bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertretbarkeit <strong>de</strong>s<br />

Sozialplans hinzuziehen.<br />

Wenn Stilllegungen erfolgen, wer<strong>de</strong>n<br />

Anlagegüter frei, die z. B. verkauft<br />

wer<strong>de</strong>n können. Meistens wer<strong>de</strong>n<br />

dadurch stille Reserven erschlossen,<br />

die in die Berechnungen zum Sozialplan<br />

eingeschlossen wer<strong>de</strong>n können.<br />

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82


Steuerliche Behandlung von<br />

Abfindungen<br />

Der Freibetrag für Abfindungen nach<br />

§ 3 Nr. 9 EStG ist ab 01.01.2006<br />

entfallen – Abfindungen sind also in<br />

voller Höhe zu versteuern!<br />

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Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstellungsklausel<br />

In <strong>de</strong>n Sozialplan sollte auch eine<br />

Klausel aufgenommen wer<strong>de</strong>n, die<br />

ausgeschie<strong>de</strong>nen Arbeitnehmern<br />

eine Bevorzugung bei Einstellungen<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konzerns garantiert.<br />

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Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstellungsklausel<br />

Diese Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstellungsklausel ist<br />

eine Auswahlrichtlinie gem. § 95<br />

Abs. 1 BetrVG. Das be<strong>de</strong>utet, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat eine Einstellung<br />

ablehnen kann, wenn ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Bewerber als <strong><strong>de</strong>r</strong> sich neu<br />

bewerben<strong>de</strong> ausgeschie<strong>de</strong>ne<br />

Arbeitnehmer vom Arbeitgeber<br />

bevorzugt wird (§ 99 Abs. 2 Nr. 2<br />

BetrVG).<br />

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83


Versetzungen im Unternehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konzern<br />

Man kann auch versuchen, eine Regelung<br />

im Sozialplan unterzubringen, die<br />

<strong>de</strong>n Arbeitgeber verpflichtet, für<br />

betroffene Arbeitnehmer zunächst<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitsplätze im Unternehmen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern zu suchen.<br />

Ggf. muss dann auch geklärt wer<strong>de</strong>n,<br />

wie Mehrbelastungen ausgeglichen<br />

wer<strong>de</strong>n (Umzug, doppelte<br />

Haushaltsführung, Einarbeitung,<br />

längerer Weg zur Arbeit etc.).<br />

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Weitere Regelungen im Sozialplan<br />

Freistellung für Vorstellungsgespräche<br />

Outplacement<br />

Weiterbildung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Umschulung<br />

Umzugskosten und Mietbeihilfen<br />

Ausgleichzahlung bei geringerer<br />

Vergütung am neuen Arbeitsplatz<br />

Fahrgel<strong><strong>de</strong>r</strong>stattung und<br />

Trennungsentschädigung<br />

Längere Kündigungsfristen, Kündigung<br />

älterer Arbeitnehmer ausgeschlossen<br />

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Geltung auch bei einer<br />

Kündigungsschutzklage<br />

Lt. ständiger BAG-Rechtsprechung ist<br />

es unzulässig, in <strong>de</strong>n Sozialplan eine<br />

Klausel aufzunehmen, <strong><strong>de</strong>r</strong> zufolge<br />

Arbeitnehmer, die eine<br />

Kündigungsschutzklage erheben, von<br />

<strong>de</strong>n Vergünstigungen <strong>de</strong>s Sozialplans<br />

l<br />

ausgenommen sind.<br />

Allerdings ist es zulässig, die Fälligkeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprüche aus <strong>de</strong>m Sozialplan so<br />

lange hinauszuschieben, bis das<br />

Kündigungsschutzverfahren endgültig<br />

abgeschlossen ist.<br />

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84


Regelungen in Sozialplänen ohne<br />

Personalabbau<br />

Nicht immer geht es bei einer<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung um<br />

Personalabbau.<br />

Auch z. B. ein Umzug <strong>de</strong>s Betriebs,<br />

die Einführung von SAP ® o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

organisatorische Umstrukturierungen<br />

sind Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen aber meistens keine<br />

Arbeitsplätze wegfallen.<br />

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Regelungen in Sozialplänen ohne<br />

Personalabbau<br />

Auch in solchen Fällen kann ein<br />

Sozialplan vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

Er dient ebenfalls dazu,<br />

wirtschaftliche Nachteile, die <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmern durch die<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung entstehen,<br />

auszugleichen.<br />

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Regelungen in Sozialplänen ohne<br />

Personalabbau<br />

Wirtschaftliche Nachteile können<br />

z. B. sein<br />

• längere Fahrtwege zur Arbeit (erhöhter<br />

Zeitaufwand, höhere Fahrtkosten),<br />

• Aufwand für Schulungen außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitszeit,<br />

• Belastung und erhöhter Aufwand bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensführung wegen<br />

Schichtarbeit, Nachtschichten etc.<br />

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85


Nachteilsausgleich (§ 113 BetrVG)<br />

Weicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber vom<br />

Interessenausgleich o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplan<br />

ab, können Arbeitnehmer gerichtlich<br />

erzwingen, dass sie<br />

• eine Abfindung erhalten, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nachteil darin besteht, dass sie entgegen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschriften <strong>de</strong>s Interessenausgleichs<br />

entlassen wer<strong>de</strong>n (Abs. 1) o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• einen finanziellen Ausgleich über einen<br />

Zeitraum von zwölf Monaten erhalten,<br />

wenn ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er wirtschaftlicher Nachteil<br />

entsteht (Abs. 2).<br />

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Nachteilsausgleich (§ 113 BetrVG)<br />

Führt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber eine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung durch, ohne einen<br />

Interessenausgleich und/o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialplan mit <strong>de</strong>m Betriebsrat zu<br />

vereinbaren, ist er ebenfalls zur<br />

Zahlung einer Abfindung o<strong><strong>de</strong>r</strong> zum<br />

Ausgleich <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftlichen<br />

Nachteile gezwungen (Abs. 3).<br />

Der Arbeitgeber sollte also ein eigenes<br />

Interesse am Abschluss eines<br />

Sozialplans haben.<br />

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Nachteilsausgleich (§ 113 BetrVG)<br />

Der Betriebsrat sollte sich ein<br />

Mitspracherecht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung<br />

<strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs<br />

vorbehalten.<br />

Es können auch Formeln für die<br />

Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe <strong>de</strong>s<br />

Nachteilsausgleichs im<br />

Interessensausgleich o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sozialplan vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

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86


Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Betriebsbedingte Kündigungen<br />

im Rahmen von<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

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Information bei Kündigungen<br />

(§ 102 Abs. 1 BetrVG)<br />

Auch für eine betriebsbedingte Kündigung<br />

im Rahmen eines Sozialplans gilt:<br />

• Der Betriebsrat ist vor je<strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigung zu<br />

hören (Satz 1).<br />

• Der Arbeitgeber hat <strong>de</strong>m Betriebsrat die<br />

Grün<strong>de</strong> für die Kündigung mitzuteilen<br />

(Satz 2).<br />

• Eine Kündigung, die ausgesprochen<br />

wur<strong>de</strong>, ohne dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat (vorher!)<br />

angehört wur<strong>de</strong>, ist unwirksam.<br />

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Be<strong>de</strong>nken o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />

Der Betriebsrat kann gegen eine<br />

Kündigung Be<strong>de</strong>nken erheben o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ihr wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen.<br />

Zwischen „Be<strong>de</strong>nken“ und „Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />

spruch“ besteht nicht nur sprachlich,<br />

h<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> rechtlichen<br />

Wirkung ein erheblicher Unterschied.<br />

Ein Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch gegen eine<br />

Kündigung hat eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

rechtliche Wirkung.<br />

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87


Folgen <strong>de</strong>s Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchs<br />

(§ 102 Abs. 4 BetrVG)<br />

Der Arbeitgeber kann trotz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Be<strong>de</strong>nken o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchs<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats die Kündigung<br />

aussprechen.<br />

Der Arbeitnehmer kann in je<strong>de</strong>m Fall<br />

beim Arbeitsgericht beantragen,<br />

feststellen zu lassen, dass das<br />

Arbeitsverhältnis weiter besteht.<br />

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Anspruch auf Weiterbeschäftigung<br />

(§ 102 Abs. 5 BetrVG)<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber trotz eines<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchs <strong>de</strong>s Betriebsrats die<br />

Kündigung ausgesprochen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betroffene Arbeitnehmer Kündi-<br />

gungsschutzklage erhoben hat, kann<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer verlangen, dass er<br />

bis zum rechtskräftigen Abschluss<br />

seines Verfahrens zu gleichen<br />

Bedingungen (und bei gleicher<br />

Bezahlung!) weiter beschäftigt wird.<br />

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Anspruch auf Weiterbeschäftigung<br />

(§ 102 Abs. 5 BetrVG)<br />

Dazu ist es aber erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat nicht nur Be<strong>de</strong>nken äußert,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n seinen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch einlegt<br />

(Unterschied im Wortlaut zwischen<br />

§ 102 Abs. 2 und Abs. 3 bis 5 BetrVG!).<br />

Daher sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat bei einer<br />

or<strong>de</strong>ntlichen Kündigung nicht nur<br />

„Be<strong>de</strong>nken äußern“, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein<strong>de</strong>utig<br />

(und begrün<strong>de</strong>t!) wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen.<br />

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88


Or<strong>de</strong>ntliche Kündigung<br />

Be<strong>de</strong>nken o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />

gegen eine or<strong>de</strong>ntliche Kündigung<br />

muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber ggf. innerhalb einer<br />

Woche schriftlich mitteilen.<br />

Die Be<strong>de</strong>nken o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />

müssen begrün<strong>de</strong>t sein.<br />

Es ist ein or<strong>de</strong>ntlicher Beschluss<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.<br />

Keine Äußerung gilt als Zustimmung.<br />

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Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />

(§ 102 Abs. 3 BetrVG)<br />

Für <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch gegen eine<br />

or<strong>de</strong>ntliche Kündigung kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsrat nur einen <strong><strong>de</strong>r</strong> in § 102<br />

Abs. 3 genannten Grün<strong>de</strong> geltend<br />

machen.<br />

Wie beim Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch gegen eine<br />

personelle Maßnahme (§ 99 BetrVG)<br />

muss konkret angegeben wer<strong>de</strong>n,<br />

worin <strong><strong>de</strong>r</strong> genaue Grund für einen<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch besteht.<br />

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Or<strong>de</strong>ntliche Kündigung – Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch (§ 102 Abs. 3 Nr. 1 BetrVG)<br />

Der Arbeitgeber hat bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl<br />

<strong>de</strong>s betroffenen Arbeitnehmers<br />

soziale Gesichtspunkte nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nicht ausreichend berücksichtigt –<br />

Beispiele:<br />

• Es gibt einen Arbeitnehmer, <strong>de</strong>n die<br />

Kündigung weniger hart treffen wür<strong>de</strong>.<br />

• Die Prinzipien zur Sozialauswahl<br />

wur<strong>de</strong>n nicht eingehalten (aber auch:<br />

Nr. 2).<br />

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89


Or<strong>de</strong>ntliche Kündigung – Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch (§ 102 Abs. 3 Nr. 2 BetrVG)<br />

Die Kündigung verstößt gegen eine<br />

Richtlinie nach § 95 BetrVG.<br />

• Im Sozialplan sollten Richtlinien zur<br />

Sozialauswahl vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

• Diese Auswahlrichtlinien haben die<br />

gleiche Wirkung wie Auswahlrichtlinien<br />

gem. § 95 BetrVG.<br />

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Or<strong>de</strong>ntliche Kündigung – Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch (§ 102 Abs. 3 Nr. 3 BetrVG)<br />

Der von einer betriebsbedingten<br />

Kündigung betroffene Arbeitnehmer<br />

könnte an einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Arbeitsplatz versetzt wer<strong>de</strong>n –<br />

Beispiel:<br />

• Die Stelle fällt zwar weg, aber es gibt<br />

eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e, vergleichbare, freie Stelle<br />

in diesem o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Betrieb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

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Or<strong>de</strong>ntliche Kündigung – Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch (§ 102 Abs. 3 Nr. 4 BetrVG)<br />

Es ist möglich, <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />

durch Umschulung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weiterbildung für seinen o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitsplatz zu qualifizieren<br />

– Beispiele:<br />

• Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung von SAP ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer nicht mehr ausreichend<br />

qualifiziert, kann aber geschult wer<strong>de</strong>n;<br />

• die Stelle ist weggefallen, aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer kann für eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Stelle qualifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />

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90


Or<strong>de</strong>ntliche Kündigung – Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch (§ 102 Abs. 3 Nr. 5 BetrVG)<br />

Der Arbeitnehmer ist damit<br />

einverstan<strong>de</strong>n, unter geän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

Vertragsbedingungen zu arbeiten,<br />

und unter diesen Bedingungen wäre<br />

eine Weiterbeschäftigung möglich –<br />

Beispiele:<br />

• Der Arbeitnehmer ist bereit, für weniger<br />

Geld halbtags zu arbeiten;<br />

• <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer ist bereit, sich auf<br />

eine schlechter bezahlte Stelle<br />

versetzen zu lassen.<br />

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Folgen <strong>de</strong>s Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchs<br />

(§ 102 Abs. 4 BetrVG)<br />

Der Arbeitgeber muss <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />

die Stellungnahme <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats mitteilen.<br />

Um sicherzustellen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch <strong>de</strong>s Betriebsrats dort auch<br />

ankommt, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat <strong>de</strong>m<br />

betroffenen Arbeitnehmer seinen<br />

Beschluss zukommen lassen.<br />

Das ist nicht verboten, <strong>de</strong>nn es wird<br />

damit ja kein Betriebsgeheimnis<br />

verraten.<br />

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Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

Auch Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

müssen begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Hier ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat aber in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> möglichen Grün<strong>de</strong> nicht<br />

eingeschränkt.<br />

Es kann nicht scha<strong>de</strong>n, wenn<br />

zusätzlich zum Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch weitere<br />

Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s Betriebsrats geäußert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

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91


Betriebsvereinbarung über<br />

Kündigungen<br />

Der Betriebsrat kann auch im Rahmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplanverhandlung versuchen,<br />

eine (allerdings freiwillige!)<br />

Betriebsvereinbarung gem. § 102<br />

Abs. 6 BetrVG abzuschließen.<br />

In ihr könnte festgelegt wer<strong>de</strong>n, dass<br />

eine Kündigung nur mit Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats ausgesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Es könnte vereinbart wer<strong>de</strong>n, dass bei<br />

Streitigkeiten die Einigungsstelle<br />

entschei<strong>de</strong>t.<br />

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Auflösungsvereinbarungen<br />

Bei einer Auflösungsvereinbarung<br />

hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat keinerlei<br />

Mitwirkungs- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitbestimmungsrechte.<br />

ti Er kann nur versuchen, <strong>de</strong>m<br />

Arbeitnehmer zu helfen, nicht unter<br />

Druck gesetzt o<strong><strong>de</strong>r</strong> „über <strong>de</strong>n Tisch<br />

gezogen“ zu wer<strong>de</strong>n.<br />

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Auflösungsvereinbarungen<br />

Der Betriebsrat sollte alle Arbeitnehmer<br />

dazu anhalten, ihn im Fall, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

an <strong>de</strong>n Arbeitnehmer mit <strong>de</strong>m<br />

Wunsch herantritt, eine Auflösungs-<br />

vereinbarung abzuschließen,<br />

schnellstmöglich hinzuzuziehen und<br />

nichts sofort zu unterschreiben.<br />

Das kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat z. B. durch<br />

Aushang o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf einer Betriebsversammlung<br />

tun.<br />

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92


Auflösungsvereinbarungen<br />

Der Betriebsrat kann verlangen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ihn gem. § 80 Abs. 2<br />

BetrVG über eine Auflösungsvereinbarung<br />

unterrichtet:<br />

• Es gehört zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats, darüber zu wachen, dass<br />

Schutzvorschriften eingehalten wer<strong>de</strong>n<br />

(§ 80 Abs. 1 BetrVG), möglicherweise<br />

verstößt eine Regelung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auflösungsvereinbarung gegen eine<br />

solche Schutzvorschrift.<br />

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Auflösungsvereinbarungen<br />

Der Betriebsrat kann verlangen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ihn gem. § 80 Abs. 2<br />

BetrVG über eine Auflösungsvereinbarung<br />

unterrichtet:<br />

• Der Betriebsrat ist über Maßnahmen im<br />

Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalplanung zu<br />

unterrichten. Die Auflösung eines<br />

Arbeitsverhältnisses kann in diesem<br />

Zusammenhang für die<br />

Personalplanung von Be<strong>de</strong>utung sein.<br />

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Auflösungsvereinbarungen<br />

Der Betriebsrat kann verlangen, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber ihn gem. § 80 Abs. 2<br />

BetrVG über eine Auflösungsvereinbarung<br />

unterrichtet:<br />

• Es entspricht <strong>de</strong>m Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

vertrauensvollen Zusammenarbeit (§ 2<br />

Abs. 1 BetrVG), dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat<br />

unterrichtet wird.<br />

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93


Auflösungsvereinbarungen<br />

Im Rahmen einer Sozialplanverhandlung<br />

sollten auch<br />

Regelungen über Auflösungs-<br />

vereinbarungen bestimmt t wer<strong>de</strong>n.<br />

Z. B. sollten Min<strong>de</strong>stbedingungen<br />

(Abfindungen, Rahmenbedingungen,<br />

Fristen), Musterverträge etc. in <strong>de</strong>n<br />

Sozialplan aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Verhandlung vorbereiten und<br />

führen<br />

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Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhandlung<br />

Der Betriebsrat sollte sich auf die<br />

Verhandlungen mit <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

über <strong>de</strong>n Interessenausgleich und <strong>de</strong>n<br />

Sozialplan sehr sorgfältig vorbereiten.<br />

Wenn man<br />

• sich in einer Position eingräbt, über die<br />

man nicht verhan<strong>de</strong>ln will o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• sich nicht genügend gute Argumente für<br />

seine For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen überlegt,<br />

wird man es schwer haben, die<br />

Verhandlung erfolgreich zu führen.<br />

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Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhandlung<br />

Der Betriebsrat sollte<br />

• eine eigene Verhandlungsposition<br />

bestimmen,<br />

• seine For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sorgfältig <strong>de</strong>finieren<br />

und auf Plausibilität prüfen,<br />

• die notwendigen Informationen<br />

zusammenstellen, um die Position und die<br />

Argumente gut begrün<strong>de</strong>n zu können.<br />

• seine Argumente gut vorbereiten und auf<br />

Stichhaltigkeit prüfen,<br />

• Optionen entwickeln, um in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhandlung<br />

auf unterschiedliche Entwicklungen<br />

flexibel reagieren zu können.<br />

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95


Die eigene Position bestimmen<br />

Stimmen Sie im Gremium Ihre Position<br />

ab:<br />

• Ist es realistisch, die Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

ganz zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

• Welches sind die Maximalfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die<br />

Sie für wünschenswert halten<br />

• Welches sind die Minimalfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die<br />

Sie in je<strong>de</strong>m Fall durchsetzen möchten<br />

• Mit welcher Position treten Sie an <strong>de</strong>n<br />

Arbeitgeber heran<br />

• Gibt es Möglichkeiten, die eigene Position<br />

zu verstärken, z. B. durch<br />

gewerkschaftliche Unterstützung etc.<br />

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Die eigene Position bestimmen<br />

Gibt es Möglichkeiten für einen<br />

Interessenausgleich, bei <strong>de</strong>m es zu<br />

keinen wirtschaftlichen Nachteilen für<br />

Arbeitnehmer kommt<br />

Können Sie Alternativen zur geplanten<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung anbieten, die sich<br />

vernünftig begrün<strong>de</strong>n lassen<br />

Können Sie Alternativen zur geplanten<br />

Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung (Umfang, Zeit<br />

etc.) anbieten, die sich vernünftig<br />

begrün<strong>de</strong>n lassen<br />

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Die eigene Position bestimmen<br />

Klären Sie innerhalb <strong>de</strong>s Gremiums,<br />

dass auch wirklich alle Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Position vertreten.<br />

Stellen Sie Einigkeit und Solidarität<br />

im Gremium her.<br />

Versuchen Sie zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

spaltet, in<strong>de</strong>m er einzelnen<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> bestimmten<br />

Gruppen Versprechungen macht etc.<br />

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96


For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>finieren<br />

Entwickeln Sie Ihre Vorstellungen.<br />

Gehen Sie dabei systematisch vor,<br />

z. B. in<strong>de</strong>m Sie verschie<strong>de</strong>ne Themen<br />

bestimmen und für je<strong>de</strong>s Thema eine<br />

Abstufung von verschie<strong>de</strong>nen<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen festlegen.<br />

Bestimmen Sie die Maximal- und<br />

Minimalfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen für je<strong>de</strong>s<br />

Thema.<br />

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For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>finieren<br />

Überlegen Sie<br />

• welche „Tauschgeschäfte“ möglich sind,<br />

• welche For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu „Paketen“<br />

zusammengestellt wer<strong>de</strong>n können,<br />

• wo Sie <strong>de</strong>m Arbeitgeber entgegen kommen<br />

können,<br />

• was das Min<strong>de</strong>ste ist, das Sie in je<strong>de</strong>m Fall<br />

durchsetzen möchten und<br />

• an welcher Stelle Sie die Verhandlung<br />

abbrechen und die Einigungsstelle<br />

anrufen.<br />

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Informationen zusammenstellen<br />

Nehmen Sie die Informationen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers nicht als gegeben hin.<br />

Prüfen Sie vor allem bei<br />

„Sachzwängen“, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

vorgibt, ob sie wirklich sachlich so<br />

zwingend sind, wie es <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber behauptet.<br />

Rechnen Sie alles nach, was <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber vorrechnet.<br />

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97


Informationen zusammenstellen<br />

Kritisieren Sie <strong>de</strong>utlich, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber Sie zu spät o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unvollständig informiert.<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>n Sie weitere Informationen an,<br />

wenn Ihnen die Informationen nicht<br />

ausreichend erscheinen.<br />

Suchen Sie Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche in <strong>de</strong>n<br />

Informationen <strong>de</strong>s Arbeitgebers.<br />

Prüfen Sie, ob frühere Aussagen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers o<strong><strong>de</strong>r</strong> Aussagen gegenüber<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gremien, <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit<br />

etc. <strong>de</strong>n Informationen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen.<br />

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Informationen zusammenstellen<br />

Wenn Sie eigene Vorschläge<br />

entwickeln, sammeln Sie<br />

Informationen, mit <strong>de</strong>nen Sie die<br />

Vorschläge begrün<strong>de</strong>n können.<br />

Stellen Sie stichhaltige und plausible<br />

Informationen, Zahlen etc.<br />

zusammen, mit <strong>de</strong>nen Sie Ihre<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Argumente<br />

untermauern können.<br />

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Argumente vorbereiten<br />

Nur eine Meinung zu haben genügt<br />

nicht, man muss sie auch wirksam<br />

vertreten können!<br />

Suchen Sie plausible Argumente, mit<br />

<strong>de</strong>nen Sie Ihre Position und<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen begrün<strong>de</strong>n können.<br />

Begnügen Sie sich nicht damit, nur<br />

einzelne Grün<strong>de</strong> für Ihre For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

nennen zu können, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n entwickeln<br />

Sie eine schlüssige Argumentation mit<br />

einer möglichst großen Fülle von<br />

plausiblen Argumenten.<br />

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98


Argumente vorbereiten<br />

Fin<strong>de</strong>n Sie auch Gegenargumente zu<br />

<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber für<br />

seine Position genannt hat.<br />

Hinterfragen Sie die Argumente und<br />

Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Arbeitgebers.<br />

Wer fragt, führt: Bereiten Sie Fragen<br />

vor, mit <strong>de</strong>nen Sie <strong>de</strong>n Arbeitgeber in<br />

die Defensive drängen.<br />

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Argumente vorbereiten<br />

Bereiten Sie sich darauf vor, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitgeber Ihre Argumente<br />

hinterfragt.<br />

Suchen Sie Lücken und Schwächen<br />

in Ihrer eigenen Argumentation und<br />

überlegen Sie sich, wie Sie<br />

reagieren, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber<br />

diese Lücken und Schwächen<br />

auf<strong>de</strong>ckt und anspricht.<br />

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Optionen entwickeln<br />

Begnügen Sie sich nicht damit eine<br />

Position zu entwickeln („Wir sind<br />

dagegen und basta!“) und darauf zu<br />

verharren.<br />

Überlegen Sie sich, in welchen Punkten<br />

Sie flexibel sein können und welche<br />

alternativen Vorschläge Sie <strong>de</strong>m<br />

Arbeitgeber machen können.<br />

Versuchen Sie die Interessen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers zu erkun<strong>de</strong>n und dazu<br />

passen<strong>de</strong> Vorschläge zu entwickeln,<br />

die Ihren Vorstellungen näher kommen.<br />

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Tipps für die Vorbereitung<br />

Spielen Sie die Argumentation vorher<br />

durch.<br />

Suchen Sie ganz gezielt nach<br />

Schwächen in Ihrer Position und<br />

Argumentation – <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber tut<br />

das auch!<br />

Üben Sie die Verhandlung z. B. als<br />

Rollenspiel mit KollegInnen aus <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat.<br />

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Tipps für die Verhandlung<br />

Nehmen Sie nichts persönlich,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bleiben Sie immer sachlich.<br />

Unterstellen Sie <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

nicht unlautere Motive (die Sie nicht<br />

kennen), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bleiben Sie immer<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache.<br />

Die Personen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers machen ihren Job, und<br />

das ist ihr Recht und ihre Aufgabe.<br />

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Tipps für die Verhandlung<br />

Fragen Sie mehr, als dass Sie<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aufstellen,<br />

argumentieren etc.<br />

Fragen Sie<br />

• warum<br />

• warum nicht<br />

• warum so<br />

• warum zu diesem Zeitpunkt<br />

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100


Tipps für die Verhandlung<br />

Fragen Sie nach <strong>de</strong>n kurzfristigen<br />

und langfristigen Interessen und<br />

Zielen <strong>de</strong>s Arbeitgebers, die er mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung verfolgt.<br />

Zeigen Sie sich gegenüber <strong>de</strong>n<br />

Interessen <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

aufgeschlossen, beharren Sie aber<br />

auch darauf, dass auch Ihre<br />

Interessen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

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Tipps für die Verhandlung<br />

Lassen Sie sich nicht durch<br />

Schmeicheleien etc. einwickeln.<br />

Lassen Sie sich in Ihrer Position und<br />

Argumentation nicht durch<br />

Drohungen beeindrucken.<br />

Machen Sie Drohungen <strong>de</strong>s<br />

Arbeitgebers offen und stellen Sie<br />

klar, dass Sie sich davon nicht<br />

beeindrucken lassen.<br />

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Tipps für die Verhandlung<br />

Überlegen Sie sich vorab, ob und<br />

welche Drohungen zu erwarten sind<br />

und legen Sie sich passen<strong>de</strong><br />

Entgegnungen zurecht.<br />

Vielleicht i können Sie auch<br />

(glaubwürdig) drohen, etwa mit<br />

Verhandlungen durch die<br />

Gewerkschaft.<br />

Vermei<strong>de</strong>n Sie aber, dass durch<br />

Drohungen die Fronten verhärten.<br />

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101


Tipps für die Verhandlung<br />

Sie können die Verhandlung<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit unterbrechen, wenn Sie<br />

merken, dass Sie die Kontrolle<br />

verlieren.<br />

Wenn ganz neue Argumente o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Informationen auftauchen, bestehen<br />

Sie darauf, dass die Verhandlung<br />

unterbrochen wird, um die neue<br />

Situation in Ruhe zu durch<strong>de</strong>nken.<br />

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Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

Interessenausgleich, Sozialplan<br />

Betriebsübergang<br />

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Betriebsübergang (§ 613a BGB)<br />

Ein Betriebsübergang ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Wechsel<br />

<strong>de</strong>s Inhabers eines Betriebs o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsteils.<br />

Ein Betriebsübergang ist noch keine<br />

Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Daher löst <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsübergang<br />

selbst noch keine Beteiligungsrechte<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats gem. § 111 BetrVG<br />

aus.<br />

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Betriebsübergang (§ 613a BGB)<br />

Als Folge <strong>de</strong>s Betriebsübergangs<br />

kann aber eine Betriebsän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

eintreten.<br />

Daneben hat ein Betriebsübergang<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e individuell-arbeitsrechtliche,<br />

betriebsverfassungsrechtliche und<br />

tarifvertragsrechtliche<br />

Konsequenzen.<br />

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103


Betriebsübergang (§ 613a BGB)<br />

Bei einem Betriebsübergang können<br />

verschie<strong>de</strong>ne negativen Folgen<br />

eintreten:<br />

• Fortfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarifbindung,<br />

• Fortfall <strong>de</strong>s Betriebsrats,<br />

• Fortfall von Betriebsvereinbarungen,<br />

• Fortfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialplanpflicht,<br />

• Fortfall <strong>de</strong>s Wirtschaftsausschusses,<br />

• vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ter Kündigungsschutz,<br />

• verschlechterte Arbeitsbedingungen für<br />

<strong>de</strong>n Betriebsrat.<br />

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§ 613a BGB Abs. 1 Satz 1<br />

„Geht ein Betrieb o<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsteil<br />

durch Rechtsgeschäft auf einen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Inhaber über, so tritt dieser in<br />

die Rechte und Pflichten aus <strong>de</strong>n im<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>s Übergangs bestehen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsverhältnissen ein.“<br />

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Folgen eines Betriebsübergangs<br />

Individuell-arbeitsrechtlich ergibt sich<br />

die Folge, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> neue Inhaber „in die<br />

Rechte und Pflichten aus <strong>de</strong>n im<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>s Übergangs bestehen<strong>de</strong>n<br />

Arbeitsverhältnissen“ eintritt (§ 613a<br />

Abs. 1 Satz 1 BGB).<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass die Arbeitsverträge<br />

weiter unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t gelten.<br />

Es ergeben sich aber einige Fragen, die<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

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104


Individuell-arbeitsrechtliche Fragen<br />

Wie wird die Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebszugehörigkeit<br />

beim Veräußerer berücksichtigt<br />

Was geschieht mit vom Veräußerer<br />

ausgegebenen Aktienoptionen<br />

Wie wirkt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsübergang auf<br />

ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot<br />

aus<br />

Wer<strong>de</strong>n Mitarbeiterrabatte weiterhin<br />

gewährt<br />

Was geschieht mit Anwartschaften aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betrieblichen Altersversorgung<br />

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Folgen eines Betriebsübergangs<br />

Kollektiv-arbeitsrechtlich ergeben<br />

sich Fragen im Hinblick auf<br />

• das (weitere) Bestehen eines<br />

Betriebsrats,<br />

• die Geltung von<br />

Betriebsvereinbarungen und<br />

• die Tarifbindung bzw. die Geltung von<br />

Tarifverträgen.<br />

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Konsequenzen für<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

Betriebsvereinbarungen gelten bei<br />

einem Betriebsübergang<br />

grundsätzlich kollektivrechtlich fort.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist dabei die<br />

Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Betriebsi<strong>de</strong>ntität.<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb in seiner I<strong>de</strong>ntität<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird (z. B. vollkommen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Produkte), gilt dies nicht.<br />

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105


Konsequenzen für<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

Im Falle, dass die Betriebsi<strong>de</strong>ntität<br />

verloren geht (aber nur dann!), greift<br />

die Vorschrift <strong>de</strong>s § 613a Abs. 1 Satz 2<br />

BGB.<br />

In diesem Fall wer<strong>de</strong>n die<br />

Betriebsvereinbarungen Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

individuellen Arbeitsverträge.<br />

Diese Vereinbarungen dürfen für einen<br />

Zeitraum von einem Jahr nicht<br />

verschlechtert wer<strong>de</strong>n (§ 613a Abs. 1<br />

Satz 2 BGB).<br />

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Konsequenzen für<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

Wenn es beim Erwerber<br />

Betriebsvereinbarungen gibt, die die<br />

gleichen Sachverhalte regeln, wie<br />

Betriebsvereinbarungen beim<br />

übernommenen Betrieb, gelten diese<br />

Betriebsvereinbarungen <strong>de</strong>s<br />

Erwerbers (§ 613a Abs. 1 Satz 3 BGB).<br />

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Konsequenzen für<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

Dabei kommt ein Günstigkeitsprinzip<br />

nicht zur Anwendung: Die<br />

Betriebsvereinbarung beim Erwerber<br />

geht grundsätzlich auch dann vor,<br />

wenn diese auch Sicht <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

beim bisherigen Betriebsinhaber<br />

gelten<strong>de</strong>n Betriebsvereinbarungen<br />

ungünstiger ist.<br />

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106


Konsequenzen für<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

Ausnahme vom Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsverbot:<br />

In § 613a Abs. 1 Satz 4 BGB ist eine<br />

Ausnahme vom Verbot <strong>de</strong>s § 63 613a<br />

Abs. 1 Satz 2 BGB enthalten.<br />

Das gilt vor allem für befristete<br />

Betriebsvereinbarungen.<br />

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Konsequenzen für<br />

Betriebsvereinbarungen<br />

Wirkt eine Betriebsvereinbarung nur<br />

noch nach, verliert sie ihre<br />

zwingen<strong>de</strong> Wirkung. In diesem Fall<br />

ist eine individualrechtliche<br />

Abweichung zum Nachteil <strong>de</strong>s<br />

Arbeitnehmers zulässig.<br />

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Konsequenzen für Tarifverträge<br />

Bei einem Betriebsübergang kann<br />

gemäß § 613a Abs. 1 Satz 2 BGB <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Inhalt eines Tarifvertrags zum Inhalt<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsvertrags wer<strong>de</strong>n und als<br />

Tarifvertrag seine Gültigkeit it verlieren.<br />

Der bisherige Tarifvertrag gilt jedoch<br />

kollektivrechtlich fort, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erwerber Mitglied <strong>de</strong>sselben<br />

Arbeitgeberverban<strong>de</strong>s ist wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Veräußerer.<br />

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Konsequenzen für Tarifverträge<br />

Nach § 613a Abs.1 Satz 3 BGB kommt<br />

es ebenfalls nicht zur individualrechtlichen<br />

Fortgeltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsnormen<br />

eines Tarifvertrages, wenn die<br />

Rechte und Pflichten durch einen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Tarifvertrag geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wichtig ist hier aber die beidseitige<br />

Tarifbindung (also auch die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Arbeitnehmer), die Tarifbindung nur<br />

<strong>de</strong>s Erwerbers reicht nicht aus.<br />

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Konsequenzen für Tarifverträge<br />

§ 613a Abs. 1 Satz 4 2. Alt. BGB: Die<br />

dort geregelte Ausnahme von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sperrfrist betrifft <strong>de</strong>n Fall, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erwerber und <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

arbeitsvertraglich die Anwendung eines<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en als <strong>de</strong>s beim bisherigen<br />

i<br />

Betriebsinhaber gelten<strong>de</strong>n Tarifvertrags<br />

vereinbaren.<br />

Damit soll ermöglicht wer<strong>de</strong>n, beim<br />

Erwerber die Gültigkeit nur eines<br />

Tarifvertrags zur Anwendung zu<br />

bringen.<br />

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Haftung beim Betriebsübergang<br />

§ 613a Abs. 2 BGB: Der Veräußerer<br />

haftet für ein Jahr weiter, allerdings<br />

abgestuft.<br />

§ 613a Abs. 3 BGB: Wenn eine<br />

juristische Person o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

Personenhan<strong>de</strong>lsgesellschaft durch<br />

Umwandlung erlischt, haftet sie<br />

nicht weiter (wie auch).<br />

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Kündigungsverbot<br />

Normzweck: Der mit § 613a BGB<br />

bezweckte Bestandsschutz für die<br />

Arbeitsverhältnisse wäre für die<br />

betroffenen Arbeitnehmer völlig<br />

wertlos, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvertrag ohne<br />

weiteres gekündigt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Deshalb besteht nach § 613a Abs. 4<br />

BGB ein Kündigungsverbot wegen <strong>de</strong>s<br />

Betriebsübergangs.<br />

Allerdings kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsvertrag aus<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Grün<strong>de</strong>n gekündigt wer<strong>de</strong>n.<br />

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Unterrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<br />

(§ 613a Abs. 5 BGB)<br />

Die betroffenen Arbeitnehmer<br />

müssen schriftlich unterrichtet<br />

wer<strong>de</strong>n über:<br />

• <strong>de</strong>n (geplanten) Zeitpunkt <strong>de</strong>s<br />

Übergangs,<br />

• <strong>de</strong>n Grund für <strong>de</strong>n Übergang,<br />

• rechtliche, wirtschaftliche und soziale<br />

Folgen <strong>de</strong>s Übergangs,<br />

• geplante Maßnahmen, die die<br />

Arbeitnehmer betreffen.<br />

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Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchsrecht<br />

(§ 613a Abs. 6 BGB)<br />

Arbeitnehmer können <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Übernahme <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses<br />

durch <strong>de</strong>n neuen Inhaber<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen.<br />

Sie müssen schriftlich<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen.<br />

Sie müssen <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch nicht<br />

begrün<strong>de</strong>n.<br />

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Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchsrecht<br />

(§ 613a Abs. 6 BGB)<br />

Sie können sich aussuchen, ob sie<br />

beim alten o<strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Inhaber<br />

wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen.<br />

Grundsätzlich ist auch ein kollektiver<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch zulässig (z. B. vom<br />

Betriebsrat koordiniert).<br />

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Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

Der Fortbestand <strong>de</strong>s Betriebsrats setzt<br />

<strong>de</strong>n Erhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsi<strong>de</strong>ntität voraus.<br />

Hiervon ist stets dann auszugehen,<br />

wenn<br />

• <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t auf <strong>de</strong>n Erwerber<br />

übergeht o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• ein Unternehmen nach <strong>de</strong>m<br />

Umwandlungsgesetz gespalten wird und<br />

<strong>de</strong>nnoch die betriebliche Organisation im<br />

Wesentlichen unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t fortbesteht.<br />

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Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Betriebsrat<br />

Nach einem Betriebsteilübergang<br />

können <strong><strong>de</strong>r</strong> Veräußerer und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erwerber einen gemeinsamen<br />

Betrieb im Sinne von § 1 Abs. 1 Satz 2<br />

BetrVG bil<strong>de</strong>n.<br />

Der Betriebsrat besteht dann<br />

unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t fort.<br />

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