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Dermatologische Gesicht- und Körperbehandlung - Ubi Bene

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BaCKSTAGE<br />

Auftrag <strong>und</strong> leidenschaft<br />

die Jagd ist so alt wie die Menschheit selbst. davon zeugen Höhlenmalereien ebenso wie das Alte testa-<br />

ment. doch seit esau, der Sohn des isaak, durch eine intrige von Mutter <strong>und</strong> bruder um sein erbe gebracht<br />

wurde, hat sich vieles verändert. die jagd dient längst nicht mehr der Gr<strong>und</strong>versorgung mit Nahrung, Kno-<br />

chen <strong>und</strong> Fellen. Von der höfischen tradition, die ausschließlich Adeligen vorbehalten war, wandelte sie<br />

sich in ein bürgerliches Vergnügen, bei dem es allerdings um wesentlich mehr geht als um das erlegen von<br />

tieren. der moderne Jäger versteht sein Hobby als Auftrag <strong>und</strong> leidenschaft.<br />

die Gebrüder Grimm haben Horst Trautmann nichts anhaben können.<br />

„In den Märchen wird der Wald immer als böse, dunkel <strong>und</strong><br />

bedrohlich dargestellt“, sagt der 43-Jährige: „Ich habe das nie so<br />

empf<strong>und</strong>en, wenn ich als kleiner Bub mit meinem Großvater in den Wald<br />

gegangen bin. Ich habe diese St<strong>und</strong>en geliebt.“ Trautmanns Großvater war<br />

passionierter Jäger <strong>und</strong> für den Enkel stand früh fest: „Das will ich auch<br />

werden!“ 1983 hat er, gerade 16 geworden, die Prüfung zum Jäger abgelegt<br />

<strong>und</strong> war seinerzeit der jüngste Waidmann Mannheims. Seitdem ist der<br />

Naturmensch seiner Leidenschaft treu geblieben – nicht nur, weil er als<br />

Metzgermeister die von ihm selbst erlegten Tiere zu köstlichem Wildbret<br />

verarbeitet, sondern auch, weil er die Jägerei als Auftrag versteht: zum<br />

Schutz der Natur <strong>und</strong> des ökologischen Gleichgewichts, zur Pflege des<br />

Waldes <strong>und</strong> zum Miteinander mit Forst- <strong>und</strong> Landwirtschaft.<br />

340.000 eingetragene Jäger gibt es in Deutschland, davon allein 28.000<br />

in Baden-Württemberg <strong>und</strong> 17.000 in Rheinland-Pfalz. Männer über 50<br />

sind immer noch deutlich in der Überzahl, doch Mannheims Ehrenkreisjägermeister<br />

Werner Zeumer sieht bei den jährlich stattfindenden Jagdprüfungen<br />

immer mehr jüngere Kandidaten – <strong>und</strong> immer mehr Frauen.<br />

„Im vergangenen Jahr sind in Mannheim vier Frauen angetreten, alle haben<br />

bestanden“, erzählt der 80-Jährige beim Blick in die Statistik: „Derzeit<br />

sind die meisten Jäger so um die 30, wenn sie ihren Jagdschein erhalten.“<br />

Kein Jäger ohne „Grünes Abitur“<br />

Die Prüfung sei schwierig, stellt Zeumer klar, <strong>und</strong> sie sei noch schwieriger<br />

geworden als vor 65 Jahren, als Zeumer selbst die Jagderlaubnis erhalten<br />

hatte: „Sie heißt nicht umsonst das Grüne Abitur.“ Zu den vier Fächern<br />

Wildhege, Waffenk<strong>und</strong>e, Jagdbetrieb <strong>und</strong> Tier- <strong>und</strong> Naturschutz, in de-<br />

DER MOMEnT, in DEM SicH DER FinGER KRÜMMT: JäGER HAbEn DEn<br />

AnSpRUcH, DAS WilD MiT EinEM TöDlicHEn ScHUSS zU ERlEGEn.<br />

nen sich der Jagdeleve ein Jahr lang fortbildet, kommt nun auch noch die<br />

Wildbrethygiene als fünfte Disziplin, die schriftlich <strong>und</strong> praktisch abgefragt<br />

wird, denn, sagt Horst Trautmann: „Als Jäger trägt man eine hohe<br />

Verantwortung gegenüber der Natur <strong>und</strong> dem Geschöpf.“<br />

In seinen 27 Jahren als Jäger hat der Metzgermeister viel erlebt, doch<br />

noch immer fasziniert es ihn, zwei St<strong>und</strong>en vor Anbruch der Morgendämmerung<br />

loszuziehen <strong>und</strong>, dick eingemummt in seinen Ansitzsack,<br />

in die Dunkelheit zu lauschen. „Dann höre ich die Stimmen der Nacht“,<br />

erzählt er. Käuzchen rufen, Füchse bellen, Rehe schrecken, „<strong>und</strong> dann<br />

wird plötzlich alles still.“ Dies ist der Moment, in dem der Tag erwacht<br />

<strong>und</strong> sich die Stimmen des Morgens erheben. „Das ist wie Vivaldi“,<br />

schwärmt Trautmann: „Aber unglaublich laut.“ Und es ist mit Sicherheit<br />

kein Jägerlatein, wenn Werner Zeumer erzählt: „Mir ist während dieses<br />

Vogelgezwitschers mal eine Wildsau direkt unter dem Hochsitz durchmarschiert.<br />

Ich hab sie nicht gehört.“<br />

Zeumer war 40 Jahre lang Revierpächter im pfälzischen Rockenhausen,<br />

erst vor kurzem hat er die 550 gepflegten Hektar an einen Nachfolger<br />

übergeben. Horst Trautmann ist vor einem Jahr von Rockenhausen ins<br />

Revier von Mathias Rechner nach Schriesheim-Ursenbach gewechselt.<br />

Wann immer es die Zeit erlaubt, streift er durch die 280 Hektar. „Das<br />

ist, wie wenn ich ein schönes Bild betrachte.“ Es ist ein anspruchsvolles<br />

Gelände mit Bergen <strong>und</strong> Tälern, Laub- <strong>und</strong> Nadelhölzern, einem Bach<br />

<strong>und</strong> viel Wild – <strong>und</strong> viel Arbeit. „Derzeit ist vor allem Fleiß <strong>und</strong> Muskelkraft<br />

gefragt“, sagt er lachend. Die acht Jäger des Reviers legen Biotope<br />

an, sie bauen Nistkästen <strong>und</strong> Insektenhotels aus Holzkisten <strong>und</strong> Reisig,<br />

denn, erklärt Trautmann: „Je intakter das Biotop, desto größer ist die<br />

natürliche Vielfalt.“ �<br />

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