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SCHAAFHEIM · MOSBACH · SCHLIERBACH ... - Typo-Z-Team

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Schaafheimer<br />

Als ich ein<br />

Weihnachtsbäumchen wurde<br />

Eine Geschichte von Lydia Hammelmann<br />

Es war einmal – so beginnen die meisten Märchen. Diese<br />

Geschichte ist jedoch eine wahre Begebenheit, denn ich habe sie<br />

selbst erlebt.<br />

Vor lang vergangener Zeit, als ich noch ein kleines Mädchen war,<br />

gab es kein einziges Auto in unserem kleinen Dorf. Es waren<br />

weder Fernsehgeräte, Telefone noch elektrisches Licht vorhanden.<br />

Beim Einbruch der Dunkelheit zündeten die Menschen<br />

Petroleumlampen an, die von niederen Decken baumelten und ein<br />

recht trauliches Licht verbreiteten. Auch Wasserhähne befanden<br />

sich noch nicht in den Häusern. Dafür hatte jeder einen tiefen<br />

Brunnen im Garten, aus dem sich Wasser mit langen Holzschwengeln<br />

hochpumpen ließ, das dann mit Eimern in das Haus<br />

getragen wurde. Die Gassen wurden nach Einbruch der Dunkelheit<br />

mit Gaslaternen erhellt und den Mann, der diese Laternen<br />

anhand einer langen Stange anzündete nannte man Laternanzünder.<br />

Meine etwas ältere Schwester und ich kannten kein Spielzeug.<br />

Unser kleines Haus stand jedoch am Rande des Dorfes und ein<br />

großer Garten gab uns jede Art von Gelegenheit, frei unsere kindlichen<br />

Fantasien entfalten zu können. Auch beherbergte ein dazugehörender<br />

Stall Ziegen, gackernde Hühner und krähende Hähne.<br />

Unsere Spielgefährten waren Katzen, die halbwild in der am Haus<br />

klebenden Scheune aufwuchsen.<br />

Es gab immer wieder Überraschungen, zum Beispiel zu beobachten,<br />

wie aus platzenden Bruteiern flaumiggelbe Kücken schlüpften<br />

oder im strohigen Stall Zicklein geboren wurden.<br />

Man sieht also, es war immer etwas los rund um Haus und<br />

Garten, so dass es uns auch ohne Spielzeug niemals langweilig<br />

wurde.<br />

Die Zeiten waren arm und die Winter tiefkalt streng und lang. An<br />

den Fenstern bildeten sich Eisblumenbilder, in die wir mit unserem<br />

Atem kreisrunde Löcher hauchten damit man auf die Straße<br />

blicken konnte.<br />

Es wuchsen in diesen Winternächten meterlange, armdicke<br />

Eiszapfen von der Dachrinne, die – wollte man aus der Haustüre<br />

treten – immer weggeschlagen werden mussten, da sie regelrecht<br />

den Ausgang versperrten. Außer uns wohnten in unserem alten<br />

Häuschen Mäusefamilien, an die wir uns mit der Zeit gewöhnt<br />

hatten. Die führten unter den lockeren Fußbodenbohlen ein recht<br />

beschauliches Leben, denn Krümel zum einheimsen in der Nacht<br />

gab es immer, da der Besen recht selten in Aktion trat.<br />

Wir Kinder spürten schon an unserer bescheidenen Nahrung die<br />

immer vorhandene Armut; Süßigkeiten kannten wir überhaupt<br />

nicht. Darum und deswegen freuten wir uns ganz besonders auf<br />

Weihnachten, denn da gab es Dinge, die wir das ganz Jahr über<br />

Ab dem dritten<br />

Adventswochenende<br />

frisch geschlagene<br />

Weihnachtsbäume<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch<br />

18<br />

Wir wünschen unseren Kunden<br />

eine schöne Weihnachtszeit<br />

und alles Gute für 2010<br />

Gärtnerei<br />

Trippel<br />

...der grüne Treffpunkt in Ihrer Nähe<br />

seit 1928<br />

Tel.: 0 60 73 / 95 08<br />

Wir<br />

wünschen<br />

unseren Kunden<br />

ein frohes Fest und<br />

ein gutes neues Jahr<br />

Stefan Dries Metallbau<br />

Am Fliegerhorst 1 <strong>·</strong> 63762 Ringheim<br />

Tel: 0 60 26/99 63 74 <strong>·</strong> Fax: 99 63 76<br />

www.dries-metallbau.de<br />

Dezember/Januar 2009/2010<br />

schon vermissten. So zum Beispiel freute ich mich auf das<br />

Wiedersehen mit meinem Püppchen, auf unsere vom Vater liebevoll<br />

gezimmerte Puppenküche und den ausladenden Kaufladen,<br />

der alles hatte, was dazu gehörte. Auch meine Schaukelwiege mit<br />

dem goldenen Himmel würde wieder da sein sowie die aus Blech<br />

geschnittenen Waisen aus dem Morgenlande, welche sich, von<br />

Kerzenwärme getrieben, huldigend um das Krippenkind drehten.<br />

Der Höhepunkt unseres erwartungsvollen Hoffens rankte sich<br />

jedoch stets um den Weihnachtsbaum, da dieser dem Fest einen<br />

besonderen Reiz verlieh.<br />

Die dicken Silberkugeln, in denen man sich betrachten konnte,<br />

die Zuckerfiguren, die zwischen den Ästen baumelten, und die<br />

brennenden Kerzen. Ja, Weihnachten war für uns das Fest der<br />

Feste und es brach stets große Trauer aus, wenn alles vorüber<br />

war und wie mit einem Zauberstab alle Herrlichkeit über Nacht<br />

verschwand.<br />

Nun, dieses Fest der Feste stand wieder einmal vor der Tür. Ich<br />

bemerkte dass, denn die alljährlich sich einstellende Lebkuchenfrau<br />

war bereits dagewesen, um aus ihrem Henkelkorb feinduftende<br />

Märchenfiguren anzubieten. Ein Schneewirbel hatte<br />

sie in das Haus geweht und Oma hatte ihr wie immer etwas abgekauft.<br />

Dabei kam es stets zu einem freundlichen Gespräch, bei dem Oma<br />

unverdrossen stetig Holzscheite in den Ofen schob, denn der<br />

Winter war wieder bitterkalt. Nachdem sich die durchgefrorene<br />

Frau etwas aufgewärmt hatte, verließ sie uns und ich schnupperte<br />

noch lange den würzigen Duft, der unter dem karierten Tuch ihres<br />

Henkelkorbes hervorgeströmt war und noch in der Luft hing.<br />

Eines abends, ich lag bereits in meinem Bett, hörte ich die Eltern<br />

in der angrenzenden Küche miteinander reden. „Dieses Jahr gibt<br />

es keinen Baum“ sagte mein Vater „wir können uns keinen leisten“.<br />

Meine Mutter reagierte entsetzt und wollte es nicht wahrhaben.<br />

Bildquelle: photocase

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