Versorgung der Lager mit Schmierstoff
Versorgung der Lager mit Schmierstoff
Versorgung der Lager mit Schmierstoff
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Schmierung von Wälzlagern<br />
Wälzlager<br />
FAG OEM und Handel AG Publ.-Nr. WL 81 115/4 DA
Schmierung von Wälzlagern<br />
Publ.-Nr. WL 81 115/4 DA<br />
FAG OEM und Handel AG<br />
Ein Unternehmen <strong>der</strong> FAG Kugelfischer-Gruppe<br />
Postfach 1260 · D-97 419 Schweinfurt<br />
Telefon (0 97 21) 91 2349 · Telefax (0 97 21) 91 4327<br />
http://www.fag.de
Inhalt<br />
1 Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.1 Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern . . . . . . . . . 3<br />
1.1.1 Unterschiedliche Schmierungszustände im<br />
Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
1.1.2 Der Schmierfilm bei Ölschmierung . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.1.3 Einfluß des Schmierfilms und <strong>der</strong> Sauberkeit auf<br />
die erreichbare <strong>Lager</strong>lebensdauer . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.1.4 Der Schmierfilm bei Fettschmierung . . . . . . . . . . . . 12<br />
1.1.5 <strong>Schmierstoff</strong>schichten bei Trockenschmierung . . . . 13<br />
1.2 Berechnung des Reibungsmoments . . . . . . . . . . . . . 14<br />
1.3 Höhe <strong>der</strong> Betriebstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
2 Schmierverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.1 Fettschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.2 Ölschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.3 Feststoffschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.4 Wahl des Schmierverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.5 Beispiele zu unterschiedlichen Schmierverfahren . . . 21<br />
2.5.1 Zentralschmieranlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.5.2 Ölumlaufanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
2.5.3 Ölnebelanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
2.5.4 Öl-Luft-Schmieranlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
2.5.5 Öl- und Fett-Sprühschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
3 Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
3.1 Auswahl des geeigneten Fettes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
3.1.1 Beanspruchung durch Drehzahl und Belastung . . . . 27<br />
3.1.2 For<strong>der</strong>ungen an die Laufeigenschaften . . . . . . . . . . . 28<br />
3.1.3 Beson<strong>der</strong>e Betriebsbedingungen und<br />
Umwelteinflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
3.2 Auswahl des geeigneten Öles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.2.1 Empfohlene Ölviskosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
3.2.2 Ölauswahl nach Betriebsbedingungen . . . . . . . . . . . 31<br />
3.2.3 Ölauswahl nach Öleigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
3.3 Auswahl von Festschmierstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
3.4 Biologisch schnell abbaubare <strong>Schmierstoff</strong>e . . . . . . . 33<br />
4 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong> . . . . . . . . . . 34<br />
4.1 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Fett . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
4.1.1 Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
4.1.2 Erstbefettung und Neubefettung . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
4.1.3 Fettgebrauchsdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
4.1.4 Schmierfrist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
4.1.5 Nachschmierung, Nachschmierintervalle . . . . . . . . . 36<br />
4.1.6 Beispiele zur Fettschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
4.2 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Öl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
4.2.1 Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
4.2.2 Tauchschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
4.2.3 Umlaufschmierung <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>tleren und größeren<br />
Ölmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
4.2.4 Minimalmengenschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
4.2.5 Beispiele zur Ölschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
4.3 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Festschmierstoff . . . . . . . . 52<br />
FAG 2<br />
5 Schäden durch mangelhafte Schmierung . . . . . . . . 52<br />
5.1 Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong> . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
5.1.1 Feste Fremdstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
5.1.2 Maßnahmen zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Konzentration<br />
von Fremdstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
5.1.3 Ölfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
5.1.4 Flüssige Verunreinigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
5.2 Reinigung verschmutzter <strong>Lager</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
5.3 Schadensverhütung und Schadensfrüherkennung<br />
durch Überwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
6 Glossar – Erläuterung schmiertechnischer<br />
Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
1 Der <strong>Schmierstoff</strong> im<br />
Wälzlager<br />
1.1 Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei<br />
Wälzlagern<br />
Die Schmierung hat bei Wälzlagern –<br />
ähnlich wie bei Gleitlagern – vor allem<br />
die Aufgabe, eine metallische Berührung<br />
<strong>der</strong> Roll- und Gleitflächen zu verhin<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> zu min<strong>der</strong>n, also Reibung und Verschleiß<br />
gering zu halten.<br />
Öl, das an den Oberflächen <strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong><br />
abrollenden Teile haftet, wird in<br />
die Kontaktbereiche <strong>der</strong> Wälzlager geför<strong>der</strong>t.<br />
Das Öl trennt die Berührungsflächen<br />
und verhin<strong>der</strong>t so metallischen<br />
Kontakt (»physikalische Schmierung«).<br />
In den Kontaktflächen <strong>der</strong> Wälzlager<br />
treten außer Rollbewegungen auch noch<br />
Gleitbewegungen auf, allerdings in viel<br />
geringerem Ausmaß als bei Gleitlagern.<br />
Diese Gleitbewegungen haben ihre Ursache<br />
in elastischen Verformungen <strong>der</strong><br />
aufeinan<strong>der</strong> abrollenden Teile und in <strong>der</strong><br />
gekrümmten Form von Rollflächen.<br />
Wo in Wälzlagern reine Gleitbewegungen<br />
auftreten, also zwischen Rollkörpern<br />
und Käfig o<strong>der</strong> zwischen Rollenstirn-<br />
und Bordflächen, sind die Drücke<br />
in <strong>der</strong> Regel weit niedriger als im Rollbereich.<br />
Gleitbewegungen spielen in Wälzlagern<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Selbst bei ungünstigen Schmierbedingungen<br />
sind die Verlustleistung und <strong>der</strong> Verschleiß<br />
sehr gering. Dadurch ist es möglich,<br />
Wälzlager <strong>mit</strong> Fetten unterschiedlicher<br />
Penetrationsklasse und <strong>mit</strong> Ölen<br />
unterschiedlicher Viskosität zu schmieren.<br />
So kann ein großer Drehzahlbereich<br />
und auch ein großer Belastungsbereich<br />
beherrscht werden.<br />
Manchmal bildet sich kein voll tragen<strong>der</strong><br />
Schmierfilm aus, so daß zumindest in<br />
Teilbereichen die Trennung durch den<br />
Schmierfilm nicht gegeben ist. Auch in<br />
solchen Fällen ist verschleißarmer Betrieb<br />
möglich, wenn die dabei lokal auftretende<br />
hohe Temperatur chemische Reaktionen<br />
zwischen den Additiven im <strong>Schmierstoff</strong><br />
und den Oberflächen <strong>der</strong> Rollkörper<br />
o<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ringe auslöst. Die dabei entstehenden<br />
tribomechanischen Reaktionsschichten<br />
stellen schmierfähige Produkte<br />
dar, man spricht in diesem Fall von<br />
»chemischer Schmierung«.<br />
Die Schmierung wird nicht nur durch<br />
solche Reaktionen <strong>der</strong> Additive unterstützt,<br />
son<strong>der</strong>n auch durch Festschmierstoffe,<br />
die dem Öl o<strong>der</strong> Fett beigegeben<br />
sind, bei Fett auch durch den Verdicker.<br />
In Son<strong>der</strong>fällen ist es möglich, Wälzlager<br />
nur <strong>mit</strong> Feststoff zu schmieren.<br />
Zusätzliche Aufgaben des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
im Wälzlager sind <strong>der</strong> Korrosionsschutz,<br />
die Abfuhr von Wärme aus dem<br />
<strong>Lager</strong> (Ölschmierung), das Ausspülen<br />
von Verschleißteilchen und Verunreinigungen<br />
aus dem <strong>Lager</strong> (Ölumlaufschmierung<br />
<strong>mit</strong> Ölfilterung), die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Dichtwirkung von <strong>Lager</strong>dichtungen<br />
(Fettkragen, Öl-Luft-Schmierung).<br />
1.1.1 Unterschiedliche Schmierungszustände<br />
im Wälzlager<br />
Das Reibungs- und Verschleißverhalten<br />
und die erreichbare Lebensdauer<br />
des Wälzlagers hängen vom Schmierungszustand<br />
ab. Im Wälzlager treten<br />
hauptsächlich folgende Schmierungszustände<br />
auf:<br />
– Vollschmierung: Die Oberflächen <strong>der</strong><br />
relativ zueinan<strong>der</strong> bewegten Flächen<br />
sind ganz o<strong>der</strong> nahezu vollständig<br />
durch einen Schmierfilm getrennt<br />
(Bild 1a).<br />
Es herrscht fast reine Flüssigkeitsreibung.<br />
Dieser Schmierungszustand,<br />
den man auch als Flüssigkeitsschmierung<br />
bezeichnet, sollte für den Dauerbetrieb<br />
stets angestrebt werden.<br />
– Teilschmierung: Aufgrund zu geringer<br />
Schmierfilmdicke kommt es in Teilbereichen<br />
zu Festkörperkontakten<br />
(Bild 1b). Es tritt Mischreibung auf.<br />
– Grenzschmierung: Enthält <strong>der</strong><br />
<strong>Schmierstoff</strong> geeignete Zusätze (Additive),<br />
so kommt es bei den hohen<br />
Drücken und Temperaturen in den<br />
Festkörperkontakten zu Reaktionen<br />
zwischen den Zusätzen und den metallischen<br />
Oberflächen. Hierbei bilden<br />
sich schmierfähige Reaktionsprodukte,<br />
die eine dünne Grenzschicht entstehen<br />
lassen (Bild 1c).<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
Vollschmierung, Teilschmierung und<br />
Grenzschmierung treten sowohl bei Ölschmierung<br />
als auch bei Fettschmierung<br />
auf. Der Schmierungszustand bei Fettschmierung<br />
wird hauptsächlich von <strong>der</strong><br />
Viskosität des Grundöls bestimmt. Zusätzlich<br />
hat auch <strong>der</strong> Verdicker des Fettes<br />
eine Schmierwirkung.<br />
1: Unterschiedliche Schmierungszustände<br />
a) Vollschmierung<br />
Die Oberflächen werden durch einen<br />
tragenden Ölfilm völlig getrennt<br />
b) Teilschmierung<br />
Sowohl <strong>der</strong> tragende Ölfilm als auch<br />
<strong>der</strong> Grenzfilm sind von Bedeutung<br />
c) Grenzschmierung<br />
Das Verhalten hängt in erster Linie<br />
von den Eigenschaften des Grenzfilms ab<br />
Grenzfilm <strong>Schmierstoff</strong>schicht<br />
3 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
– Trockenschmierung: Festschmierstoffe<br />
(z. B. Graphit und Molybdändisulfid),<br />
die als dünne Schicht auf den Funktionsflächen<br />
aufgebracht sind, können<br />
den metallischen Kontakt verhin<strong>der</strong>n.<br />
Eine solche Schicht haftet allerdings<br />
nur bei geringen Umfangsgeschwindigkeiten<br />
und kleinen Drücken über<br />
längere Zeit. Auch Festschmierstoffe<br />
in Ölen o<strong>der</strong> Fetten verbessern die<br />
Schmierung bei Festkörperkontakten.<br />
FAG 4<br />
1.1.2 Der Schmierfilm bei<br />
Ölschmierung<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung des Schmierungszustands<br />
wird von <strong>der</strong> Schmierfilmbildung<br />
zwischen den lastübertragenden<br />
Roll- und Gleitflächen ausgegangen. Der<br />
Schmierfilm zwischen den Rollflächen<br />
läßt sich <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> elastohydrodynamischen<br />
Schmierung (EHD-<br />
Schmierung) beschreiben. Die Schmier-<br />
2: Elastohydrodynamischer Schmierfilm. Schmierfilmdicke für Punkt- und Linienberührung<br />
Auslaufseite<br />
h min<br />
EHD-Druckverteilung<br />
r 2<br />
r 1<br />
p 0<br />
nach Hertz<br />
2b<br />
nach Hertz<br />
Einlaufseite<br />
Verformung<br />
<strong>der</strong> Rolle<br />
Schmierfilm<br />
Verformung<br />
<strong>der</strong> Laufbahn<br />
Hertzsche Druckverteilung<br />
Punktberührung nach Hamrock und Dowson<br />
h min = 3,63 · U 0,68 · G 0,49 · W –0,073 · (1 – e –0,68 · k ) · R r [m]<br />
Q<br />
v 2<br />
v 1<br />
Linienberührung nach Dowson<br />
h min = 2,65 · U 0,7 · G 0,54 · W' –0,13 · R r [m]<br />
<strong>mit</strong> U = � 0 · v/(E' · R r)<br />
G = � · E'<br />
W = Q/(E' · R r 2 ) für Punktberührung<br />
W' = Q/(E' · R r · L) für Linienberührung<br />
verhältnisse im Gleitkontakt, beispielsweise<br />
zwischen Rollenstirn und Bord von<br />
Kegelrollenlagern, werden dagegen durch<br />
die Theorie <strong>der</strong> hydrodynamischen<br />
Schmierung ausreichend wie<strong>der</strong>gegeben,<br />
denn in den Gleitkontakten treten kleinere<br />
Drücke auf als in den Rollkontakten.<br />
Die minimale Schmierfilmdicke h min<br />
für EHD-Schmierung errechnet sich<br />
nach den in Bild 2 angegebenen Gleichungen<br />
für Punktberührung und für<br />
Darin sind<br />
h min [m] Kleinste Schmierfilmdicke im Rollkontakt<br />
U Geschwindigkeitsparameter<br />
G Werkstoffparameter<br />
W Belastungsparameter bei Punktberührung<br />
W' Belastungsparameter bei Linienberührung<br />
e e = 2,71828..., Basis <strong>der</strong> natürlichen<br />
Logarithmen<br />
k k = a/b, Verhältnis <strong>der</strong> Halbachsen <strong>der</strong><br />
Druckflächen<br />
� [m 2 /N] Druck-Viskositäts-Koeffizient<br />
� 0 [Pa · s] Dynamische Viskosität<br />
v [m/s] v = (v 1 + v 2)/2, <strong>mit</strong>tlere Rollsummengeschwindigkeit<br />
v 1 = Rollkörpergeschwindigkeit<br />
v 2 = Geschwindigkeit am Innen- bzw.<br />
Außenkontakt<br />
E' [N/m 2 ] E' = E/[1 – (1/m) 2 ], effektiver<br />
Elastizitätsmodul<br />
E = Elastizitätsmodul = 2,08 · 10 11 [N/m 2 ]<br />
für Stahl<br />
1/m = Poissonsche Konstante = 0,3<br />
für Stahl<br />
R r [m] Reduzierter Krümmungsradius<br />
R r = r 1 · r 2/(r 1 + r 2) bei Innenkontakt<br />
R r = r 1 · r 2/(r 1 – r 2) bei Außenkontakt<br />
r 1 = Radius des Rollkörpers [m]<br />
r 2 = Radius <strong>der</strong> Innen- bzw.<br />
Außenringlaufbahn [m]<br />
Q [N] Rollkörperbelastung<br />
L [m] Spaltlänge bzw. effektive Rollenlänge
Linienberührung. Bei Punktberührung<br />
ist das seitliche Abfließen des Öles aus<br />
dem Spalt berücksichtigt. Die Gleichung<br />
zeigt den großen Einfluß <strong>der</strong> Rollgeschwindigkeit<br />
v, <strong>der</strong> dynamischen Viskosität<br />
� 0 und des Druck-Viskositäts-Koeffizienten<br />
� auf h min. Von geringem Einfluß<br />
ist die Belastung Q. Das liegt daran,<br />
daß <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Belastung die Viskosität<br />
steigt und sich die Berührungsflächen<br />
aufgrund elastischer Verformungen<br />
vergrößern.<br />
Anhand <strong>der</strong> errechneten Schmierfilmdicke<br />
kann man prüfen, ob sich unter<br />
den gegebenen Bedingungen ein ausreichend<br />
starker Schmierfilm ausbildet. Im<br />
allgemeinen sollte die minimale Dicke<br />
des Schmierfilms ein Zehntel bis einige<br />
Zehntel Mikrometer betragen. Unter<br />
günstigen Umständen werden mehrere<br />
Mikrometer erreicht.<br />
Die Viskosität des Schmieröls än<strong>der</strong>t<br />
sich <strong>mit</strong> dem Druck im Wälzkontakt.<br />
Es gilt<br />
� = � 0 · e �p<br />
� dynamische Viskosität bei Druck p<br />
[Pa s]<br />
� 0 dynamische Viskosität bei<br />
Normaldruck [Pa s]<br />
e (= 2,71828) Basis <strong>der</strong> natürlichen<br />
Logarithmen<br />
� Druck-Viskositäts-Koeffizient<br />
[m 2 /N]<br />
p Druck [N/m 2 ]<br />
Die Abhängigkeit vom Druck ist bei<br />
<strong>der</strong> Berechnung des Schmierzustands<br />
gemäß <strong>der</strong> EHD-Theorie für <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
auf Mineralölbasis berücksichtigt.<br />
Das Druck-Viskositätsverhalten einiger<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e zeigt das Diagramm,<br />
Bild 3. Der Bereich a-b für Mineralöle ist<br />
die Basis für das a 23-Diagramm, Bild 7<br />
(Seite 7). Auch Mineralöle <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />
zeigen �-Werte in diesem Bereich.<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
Bei erheblichem Einfluß des Druck-<br />
Viskositäts-Koeffizienten auf das Viskositätsverhältnis,<br />
z. B. bei Diester, Fluorkohlenwasserstoff<br />
o<strong>der</strong> Silikonöl, sind für<br />
das Viskositätsverhältnis � die Korrekturfaktoren<br />
B 1 und B 2 zu berücksichtigen.<br />
Es gilt<br />
� B1,2 = � · B 1 · B 2<br />
� Viskositätsverhältnis bei Mineralöl<br />
(siehe Abschnitt 1.1.3)<br />
B 1 Korrekturfaktor für Druck-Viskositätsverhalten<br />
= � Syntheseöl/� Mineralöl<br />
(Werte für � siehe Bild 3)<br />
B 2 Korrekturfaktor für unterschiedliche<br />
Dichte<br />
= � Syntheseöl/� Mineralöl<br />
Das Diagramm, Bild 4, zeigt den Verlauf<br />
<strong>der</strong> Dichte � über <strong>der</strong> Temperatur für<br />
Mineralöle. Der Verlauf für ein Syntheseöl<br />
kann abgeschätzt werden, wenn die<br />
Dichte � bei 15 °C bekannt ist.<br />
3: Druck-Viskositäts-Koeffizient � als Funktion <strong>der</strong> kinematischen Viskosität �, gültig für Druckbereich 0 bis 2000 bar<br />
4: Abhängigkeit <strong>der</strong> Dichte � <strong>der</strong> Mineralöle von <strong>der</strong> Temperatur t<br />
a–b Mineralöle h Fluorkohlenwasserstoff<br />
e Diester i Polyglykol<br />
g Triarylphosphatester k, l Silikone<br />
Druck-Viskositäts-Koeffizient α · 10 8<br />
m 2 /N<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
e<br />
g<br />
h<br />
a<br />
b<br />
l<br />
k i<br />
1,0<br />
1 2 3 4 6 8 10 20 30 40 60 100 mm 2 /s<br />
Kinematische Viskosität ν<br />
3 4<br />
300<br />
Dichte ρ<br />
1,00<br />
0,98<br />
g/cm 3<br />
0,94<br />
0,92<br />
0,90<br />
0,88<br />
0,86<br />
0,84<br />
0,82<br />
0,80<br />
0,78<br />
0,76<br />
0,98 g/cm 3 bei 15 ˚C<br />
0,96<br />
0,94<br />
0,92<br />
0,90<br />
0,88<br />
0,86<br />
0,84<br />
0,74<br />
0 15 50 ˚C 100<br />
Temperatur t<br />
5 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
1.1.3 Einfluß des Schmierfilms und <strong>der</strong><br />
Sauberkeit auf die erreichbare<br />
<strong>Lager</strong>lebensdauer<br />
Seit den 60er Jahren erkannte man<br />
aus Versuchen und Praxis immer deutlicher,<br />
daß bei einem trennenden Schmierfilm<br />
ohne Verunreinigungen in den Kontakten<br />
Rollkörper/Laufbahn die Lebensdauer<br />
eines mäßig belasteten <strong>Lager</strong>s wesentlich<br />
länger ist als die nach <strong>der</strong> klassischen<br />
Lebensdauergleichung L = (C/P) p<br />
er<strong>mit</strong>telte. 1981 wies FAG als erster<br />
<strong>Lager</strong>hersteller die Dauerfestigkeit <strong>der</strong><br />
Wälzlager nach. Aus diesen Erkenntnissen,<br />
internationalen Normempfehlungen<br />
und praktischen Erfahrungen<br />
wurde ein verfeinertes Verfahren zur Berechnung<br />
<strong>der</strong> erreichbaren Lebensdauer<br />
entwickelt.<br />
Bedingungen für die Dauerfestigkeit<br />
sind:<br />
FAG 6<br />
– vollständige Trennung <strong>der</strong> Rollkontakte<br />
durch den Schmierfilm<br />
(� ≥ 4)<br />
– höchste Sauberkeit im Schmierspalt<br />
entsprechend V = 0,3<br />
– Belastungskennzahl fs* ≥ 8.<br />
fs* = C0/P0* C0 statische Tragzahl [kN]<br />
siehe FAG-Katalog<br />
P0* äquivalente <strong>Lager</strong>belastung [kN],<br />
er<strong>mit</strong>telt aus<br />
P0* = X0 · Fr + Y0 · Fa [kN]<br />
wobei X0 und Y0 Faktoren aus<br />
FAG-Katalog und<br />
Fr dynamische Radialkraft [kN]<br />
dynamische Axialkraft [kN]<br />
F a<br />
Erreichbare Lebensdauer nach FAG<br />
L na = a 1 · a 23 · L [10 6 Umdrehungen]<br />
o<strong>der</strong><br />
L hna = a 1 · a 23 · L h [h]<br />
Der Faktor a 1 ist 1 für die übliche<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit von 10 %.<br />
Der Faktor a 23 (Produkt aus Basiswert<br />
a 23II und Sauberkeitsfaktor s, siehe unten)<br />
erfaßt die Einflüsse von Werkstoff und<br />
Betriebsbedingungen, also auch die <strong>der</strong><br />
Schmierung und <strong>der</strong> Sauberkeit im Schmierspalt,<br />
auf die erreichbare Lebensdauer.<br />
Der nominellen Lebensdauer L (DIN<br />
ISO 281) liegt das Viskositätsverhältnis<br />
� = 1 zugrunde.<br />
Das Viskositätsverhältnis � = �/� 1<br />
wird als Maß für die Schmierfilmbildung<br />
zur Bestimmung des Basiswerts a 23II (Diagramm,<br />
Bild 7) verwendet.<br />
Darin sind � die Viskosität des<br />
Schmieröls o<strong>der</strong> des Grundöls des verwendeten<br />
Fettes bei Betriebstemperatur<br />
(Diagramm, Bild 5) und � 1 eine von <strong>der</strong><br />
<strong>Lager</strong>größe (<strong>mit</strong>tlerer Durchmesser d m)<br />
und <strong>der</strong> Drehzahl n abhängige Bezugsviskosität<br />
(Diagramm, Bild 6).<br />
5: Viskositäts-Temperatur-Diagramm für Mineralöle<br />
6: Bezugsviskosität � 1 in Abhängigkeit von <strong>Lager</strong>größe und Drehzahl; D = <strong>Lager</strong>außendurchmesser, d = Bohrungsdurchmesser<br />
Betriebstemperatur t [°C]<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
15<br />
46<br />
32<br />
22<br />
100<br />
68<br />
320<br />
220<br />
mm2 s<br />
5 6<br />
460<br />
1500<br />
1000<br />
10 4 6 8 10 20 30 40 60 100 200 300<br />
150<br />
Betriebsviskosität ν [mm 2/s]<br />
Viskosität [mm 2/s]<br />
bei 40 °C<br />
680<br />
Bezugsviskosität ν1<br />
1000<br />
500<br />
200<br />
100<br />
50<br />
20<br />
10<br />
5<br />
50000<br />
100000<br />
2000<br />
5000<br />
10000<br />
20000<br />
1000<br />
500<br />
200<br />
100<br />
3 10 20 50 100 200 500 1000<br />
Mittl. <strong>Lager</strong>durchmesser d m =<br />
50<br />
n [ min -1 ]<br />
20<br />
D+d<br />
2 mm<br />
10<br />
5<br />
2
Aus <strong>der</strong> Gleichung für die erreichbare<br />
Lebensdauer L na und aus dem Diagramm,<br />
Bild 7, geht hervor, wie sich eine von <strong>der</strong><br />
Bezugsviskosität abweichende Betriebsviskosität<br />
auf die erreichbare Lebensdauer<br />
auswirkt. Bei einem Viskositätsverhältnis<br />
� > 2 bis 4 bildet sich zwischen den Kontaktflächen<br />
ein voll tragen<strong>der</strong> Schmierfilm<br />
aus. Je weiter � unter diesen Werten<br />
liegt, desto größer ist <strong>der</strong> Mischreibungsanteil<br />
und desto wichtiger die<br />
<strong>Schmierstoff</strong>additivierung.<br />
Die Betriebsviskosität � des verwendeten<br />
Öles o<strong>der</strong> des Grundöls des verwendeten<br />
Fettes, also dessen kinematische<br />
Viskosität bei Betriebstemperatur,<br />
ist in den Datenblättern <strong>der</strong> Öl- bzw.<br />
Fetthersteller angegeben. Wenn die Vis-<br />
7: Basiswert a 23II zur Er<strong>mit</strong>tlung des Faktors a 23<br />
Bereich<br />
I Übergang zur Dauerfestigkeit<br />
Voraussetzung: Höchste Sauberkeit im Schmierspalt<br />
und nicht zu hohe Belastung, geeigneter <strong>Schmierstoff</strong><br />
II Normale Sauberkeit im Schmierspalt<br />
(bei wirksamen, in Wälzlagern geprüften Additiven<br />
sind auch bei � < 0,4 a 23-Werte > 1 möglich)<br />
III Ungünstige Schmierbedingungen<br />
Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong><br />
Ungeeignete <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
Grenzen <strong>der</strong> Laufzeitberechnung<br />
Auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> erweiterten Lebensdauerberechnung wird als<br />
Ausfallursache lediglich die Werkstoffermüdung berücksichtigt.<br />
Der tatsächlichen Gebrauchsdauer des <strong>Lager</strong>s<br />
kann die er<strong>mit</strong>telte "erreichbare Lebensdauer" nur dann<br />
entsprechen, wenn die <strong>Schmierstoff</strong>gebrauchsdauer o<strong>der</strong><br />
die durch Verschleiß begrenzte Gebrauchsdauer nicht kürzer<br />
ist als die Ermüdungslaufzeit.<br />
kosität nur bei 40 °C bekannt ist, kann<br />
für Mineralöle <strong>mit</strong> durchschnittlichem<br />
Viskositäts-Temperatur-Verhalten die<br />
Viskosität bei Betriebstemperatur aus<br />
dem Diagramm, Bild 5, er<strong>mit</strong>telt werden.<br />
Die Betriebstemperatur zur Er<strong>mit</strong>tlung<br />
von � hängt von <strong>der</strong> erzeugten<br />
Reibungswärme ab, vgl. Abschnitt 1.2.<br />
Liegen keine Temperaturmeßwerte vergleichbarer<br />
Einbaustellen vor, kann man<br />
die Betriebstemperatur <strong>mit</strong>tels einer Wärmebilanzrechnung<br />
abschätzen, siehe<br />
Abschnitt 1.3.<br />
Als Betriebstemperatur ist durch Messen<br />
nur die Temperatur des nicht rotierenden<br />
Ringes und nicht die wirkliche<br />
Temperatur <strong>der</strong> Oberflächen des beanspruchten<br />
Kontaktbereichs bekannt. Bei<br />
a 23II<br />
20<br />
10<br />
5<br />
2<br />
1<br />
0,5<br />
0,2<br />
K=0<br />
K=1<br />
K=2<br />
K=3<br />
K=4<br />
K=5<br />
K=6<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
kinematisch günstigen <strong>Lager</strong>n (Kugellager,<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager) kann man die<br />
Viskosität näherungsweise <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Temperatur<br />
des nicht rotierenden Ringes bestimmen.<br />
Bei Frem<strong>der</strong>wärmung wird die<br />
Viskosität <strong>mit</strong> dem Mittelwert <strong>der</strong> Temperaturen<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ringe bestimmt.<br />
Bei hochbelasteten <strong>Lager</strong>n und bei<br />
<strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> größeren Gleitanteilen (z. B.<br />
bei vollrolligen Zylin<strong>der</strong>rollenlagern,<br />
Pendelrollenlagern und axial belasteten<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlagern) ist die Temperatur<br />
im Kontaktbereich bis 20 K höher als die<br />
meßbare Betriebstemperatur. Das läßt<br />
sich in etwa ausgleichen, indem man nur<br />
den halben Wert � <strong>der</strong> aus dem Diagramm<br />
abgelesenen Betriebsviskosität in<br />
die Formel � = �/� 1 einsetzt.<br />
II III<br />
0,1 0,05 0,1 0,2 0,5 1 2 5 10<br />
ν<br />
κ =<br />
ν1<br />
I<br />
7 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
Zur Er<strong>mit</strong>tlung des Basiswerts a 23II<br />
im Diagramm, Bild 7, benötigt man die<br />
Bestimmungsgröße K = K 1 + K 2.<br />
Den Wert K 1 kann man dem Diagramm,<br />
Bild 8, in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />
<strong>Lager</strong>bauart und <strong>der</strong> Belastungskennzahl<br />
f s* entnehmen.<br />
K 2 hängt ab vom Viskositätsverhältnis<br />
� und von <strong>der</strong> Kennzahl f s*. Die Werte<br />
des Diagramms, Bild 9, gelten für nicht<br />
additivierte <strong>Schmierstoff</strong>e und für<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e <strong>mit</strong> Additiven, <strong>der</strong>en be-<br />
FAG 8<br />
son<strong>der</strong>e Wirksamkeit in Wälzlagern nicht<br />
geprüft wurde.<br />
Bei K = 0 bis 6 liegt a23II auf einer <strong>der</strong><br />
Kurven im Bereich II des Diagramms,<br />
Bild 7.<br />
Bei K > 6 kann nur ein Faktor a23 im<br />
Bereich III erwartet werden. Man sollte<br />
in diesem Fall durch eine Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Verhältnisse einen kleineren Wert K<br />
und da<strong>mit</strong> den definierten Bereich II anstreben.<br />
Anmerkung zu Additiven:<br />
Sind die Oberflächen nicht vollständig<br />
durch einen Schmierfilm getrennt, sollten<br />
die <strong>Schmierstoff</strong>e zusätzlich zu Wirkstoffen<br />
für die Erhöhung des Korrosionsschutzes<br />
und <strong>der</strong> Alterungsbeständigkeit<br />
auch geeignete Additive zur Verschleißmin<strong>der</strong>ung<br />
und zur Erhöhung <strong>der</strong> Belastbarkeit<br />
enthalten. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei � ≤ 0,4, weil dann <strong>der</strong> Verschleiß<br />
dominiert.<br />
8: Bestimmungsgröße K 1 in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Kennzahl f s* und <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>bauart<br />
9: Bestimmungsgröße K 2 in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Kennzahl f s* für nicht additivierte <strong>Schmierstoff</strong>e und für <strong>Schmierstoff</strong>e <strong>mit</strong><br />
Additiven, <strong>der</strong>en Wirksamkeit in Wälzlagern nicht geprüft wurde<br />
8<br />
9<br />
K 1<br />
K 2<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
d<br />
c<br />
b<br />
0<br />
a<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
1)<br />
2)<br />
3)<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
κ=4<br />
f s*<br />
κ=2<br />
κ=0,4**<br />
κ=0,7<br />
κ=1<br />
κ=0,35**<br />
κ=0,3**<br />
κ=0,25**<br />
κ=0,2**<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
f s*<br />
a<br />
b<br />
Kugellager<br />
Kegelrollenlager<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
Pendelrollenlager<br />
Axial-Pendelrollenlager 3)<br />
c<br />
1), 3)<br />
Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
d vollrollige Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
Nur in Verbindung <strong>mit</strong> Feinfilterung des <strong>Schmierstoff</strong>s entsprechend V < 1 erreichbar, sonst K 1 ≥ 6 annehmen.<br />
Beachte bei <strong>der</strong> Bestimmung von ν: Die Reibung ist mindestens doppelt so hoch wie bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Käfigen.<br />
Das führt zu höherer <strong>Lager</strong>temperatur.<br />
Mindestbelastung beachten.<br />
K 2 wird gleich 0 bei<br />
<strong>Schmierstoff</strong>en <strong>mit</strong> Additiven,<br />
für die ein entsprechen<strong>der</strong><br />
positiver Nachweis vorliegt.<br />
** Bei κ ≤ 0,4 dominiert <strong>der</strong><br />
Verschleiß im <strong>Lager</strong>, wenn<br />
er nicht durch geeignete<br />
Additive unterbunden wird.<br />
1), 2)
Die Additive in den <strong>Schmierstoff</strong>en<br />
reagieren <strong>mit</strong> den metallischen Oberflächen<br />
des <strong>Lager</strong>s und bilden trennende<br />
Reaktionsschichten, die bei voller Wirksamkeit<br />
als Ersatz für die fehlende Ölfilmtrennung<br />
dienen. Generell sollte<br />
jedoch zunächst eine Trennung durch<br />
einen ausreichend tragenden Ölfilm angestrebt<br />
werden.<br />
Sauberkeitsfaktor s<br />
Der Sauberkeitsfaktor s quantifiziert<br />
den Einfluß <strong>der</strong> Verschmutzung auf die<br />
Lebensdauer. Zur Er<strong>mit</strong>tlung von s benötigt<br />
man die Verunreinigungskenngröße<br />
V.<br />
Für "normale Sauberkeit" (V = 1) gilt<br />
immer s = 1, d. h. a 23II = a 23.<br />
Bei "erhöhter Sauberkeit" (V = 0,5)<br />
und "höchster Sauberkeit" (V = 0,3)<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
erhält man, ausgehend vom f s*-Wert und<br />
in Abhängigkeit vom Viskositätsverhältnis<br />
�, über das rechte Feld (a) des Diagramms,<br />
Bild 10, einen Sauberkeitsfaktor<br />
s ≥ 1.<br />
Bei � ≤ 0,4 gilt s = 1.<br />
Bei V = 2 (mäßig verunreinigter<br />
<strong>Schmierstoff</strong>) und V = 3 (stark verunreinigter<br />
<strong>Schmierstoff</strong>) ergibt sich s aus dem<br />
Bereich b des Diagramms, Bild 10.<br />
10: Diagramm zum Bestimmen des Sauberkeitsfaktors s<br />
a Diagramm für erhöhte (V = 0,5) bis höchste (V = 0,3) Sauberkeit<br />
b Diagramm für mäßig verunreinigten <strong>Schmierstoff</strong> (V = 2) und stark verunreinigten <strong>Schmierstoff</strong> (V = 3)<br />
κ=4<br />
κ=3,5<br />
κ=2,5<br />
κ=3<br />
κ=1,5<br />
κ=2<br />
κ=1<br />
κ=0,9<br />
κ=0,8<br />
κ=0,7<br />
κ=0,6<br />
κ=0,5<br />
2,5 3 4 5 6 7 8 9 10 12 14 16 18 20 1 2 3 5 10 15 20 30<br />
Belastungskennzahl fs* a<br />
Sauberkeitsfaktor s<br />
V = 1<br />
V = 2<br />
V = 3<br />
1<br />
0,7<br />
0,5<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
Sauberkeitsfaktor s<br />
0,05<br />
0,03<br />
b<br />
V = 1<br />
V = 0,5 V = 0,3<br />
Ein Sauberkeitsfaktor s > 1 ist für vollrollige <strong>Lager</strong><br />
nur erreichbar, wenn durch hochviskosen<br />
<strong>Schmierstoff</strong> und äußerste Sauberkeit (Ölreinheit<br />
nach ISO 4406 mindestens 11/7) Verschleiß in den<br />
Kontakten Rolle/Rolle ausgeschlossen ist.<br />
9 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
Verunreinigungskenngröße V<br />
Die Verunreinigungskenngröße V<br />
hängt ab vom <strong>Lager</strong>querschnitt, von <strong>der</strong><br />
Berührungsart im Rollkontakt und von<br />
<strong>der</strong> Ölreinheitsklasse, Tabelle, Bild 11.<br />
Werden im höchstbeanspruchten Kontaktbereich<br />
eines Wälzlagers harte Partikel<br />
ab einer bestimmten Größe überrollt,<br />
führen Eindrücke in den Rollkontaktflächen<br />
zu vorzeitiger Werkstoffermüdung.<br />
Je kleiner die Kontaktfläche, desto<br />
schädlicher ist die Wirkung einer bestimmten<br />
Partikelgröße. Kleine <strong>Lager</strong> reagieren<br />
also bei gleichem Verschmutzungsgrad<br />
empfindlicher als große und <strong>Lager</strong><br />
<strong>mit</strong> Punktberührung (Kugellager) empfindlicher<br />
als solche <strong>mit</strong> Linienberührung<br />
(Rollenlager).<br />
Die erfor<strong>der</strong>liche Ölreinheitsklasse<br />
nach ISO 4406 (Bild 12) ist eine objektiv<br />
meßbare Größe für den Grad <strong>der</strong> Verschmutzung<br />
eines <strong>Schmierstoff</strong>s. Zu ihrer<br />
Bestimmung benutzt man die genormte<br />
Partikel-Zählmethode.<br />
Dabei wird die Anzahl aller Partikel<br />
> 5 µm und die aller Partikel > 15 µm<br />
einer bestimmten ISO-Ölreinheitsklasse<br />
zugeordnet. So bedeutet eine Ölreinheit<br />
15/12 nach ISO 4406, daß je 100 ml<br />
Flüssigkeit zwischen 16000 und 32000<br />
Partikel > 5 µm und zwischen 2000 und<br />
4000 Partikel > 15 µm vorhanden sind.<br />
Der Unterschied von einer Klasse zur<br />
nächsten besteht in einer Verdoppelung<br />
bzw. Halbierung <strong>der</strong> Partikelzahl.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Partikel <strong>mit</strong> einer Härte<br />
> 50 HRC wirken sich lebensdauermin<strong>der</strong>nd<br />
im Wälzlager aus. Dies sind Teilchen<br />
aus gehärtetem Stahl, Sand und<br />
Schleif<strong>mit</strong>telrückstände. Vor allem letztere<br />
sind extrem schädlich, vgl. Bild 65.<br />
Liegt – wie in vielen Anwendungsfällen<br />
– <strong>der</strong> überwiegende Anteil <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Fremdstoffe im lebensdauermin<strong>der</strong>nden<br />
Härtebereich, kann die <strong>mit</strong><br />
einem Partikelzähler er<strong>mit</strong>telte Reinheitsklasse<br />
direkt <strong>mit</strong> den Werten <strong>der</strong> Tabelle,<br />
Bild 11, verglichen werden. Stellt sich<br />
jedoch bei <strong>der</strong> Untersuchung des Filterrückstands<br />
nach <strong>der</strong> Partikelzählung heraus,<br />
daß es sich z.B. nahezu ausschließlich<br />
um mineralische Verschmutzung wie beson<strong>der</strong>s<br />
lebensdauermin<strong>der</strong>nden Formsand<br />
o<strong>der</strong> Schleifkörner handelt, sind die<br />
FAG 10<br />
Meßwerte um eine bis zwei Reinheitsklassen<br />
zu erhöhen, bevor die Verunreinigungskenngröße<br />
V er<strong>mit</strong>telt wird. Umgekehrt<br />
sollte, wenn vorwiegend weiche<br />
Teilchen wie Holz, Fasern o<strong>der</strong> Farbe im<br />
<strong>Schmierstoff</strong> nachgewiesen werden, <strong>der</strong><br />
Meßwert des Partikelzählers entsprechend<br />
verringert werden.<br />
Um die gefor<strong>der</strong>te Ölreinheit zu erzielen,<br />
sollte eine bestimmte Filterrückhalterate<br />
� x vorhanden sein (vgl. Abschnitt<br />
5.1.3). Bei Verwendung eines solchen<br />
Filters kann jedoch nicht automatisch<br />
auf eine Ölreinheitsklasse geschlossen<br />
werden.<br />
Abstufung <strong>der</strong> Verunreinigungskenngröße<br />
Normale Sauberkeit (V = 1) wird für<br />
häufig vorkommende Bedingungen angenommen:<br />
– gute, auf die Umgebung abgestimmte<br />
Abdichtung<br />
– Sauberkeit bei <strong>der</strong> Montage<br />
– Ölreinheit entsprechend V = 1<br />
– Einhalten <strong>der</strong> empfohlenen Ölwechselfristen<br />
Höchste Sauberkeit (V = 0,3) liegt in<br />
<strong>der</strong> Praxis vor bei<br />
– <strong>Lager</strong>n, die von FAG gefettet und <strong>mit</strong><br />
Dicht- o<strong>der</strong> Deckscheiben gegen<br />
Staub abgedichtet sind. Bei dauerfester<br />
Auslegung begrenzt meist die <strong>Schmierstoff</strong>gebrauchsdauer<br />
die Lebensdauer.<br />
– Fettschmierung durch den Anwen<strong>der</strong>.<br />
Er achtet darauf, daß die im Lieferzustand<br />
gegebene Sauberkeit während<br />
<strong>der</strong> gesamten Betriebszeit erhalten<br />
bleibt, indem er die <strong>Lager</strong> unter Einhaltung<br />
höchster Sauberkeit in saubere<br />
Gehäuse einbaut, <strong>mit</strong> sauberem Fett<br />
schmiert und Vorkehrungen trifft, daß<br />
im Betrieb kein Schmutz ins <strong>Lager</strong> gelangen<br />
kann (geeignete FAG Wälzlagerfette<br />
Arcanol vgl. Seite 57).<br />
– <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Ölumlaufschmierung,<br />
wenn vor Inbetriebnahme <strong>der</strong> sauber<br />
montierten <strong>Lager</strong> das Ölumlaufsystem<br />
gespült wird (neues Öl über Feinstfilter<br />
einfüllen) und Ölreinheitsklassen<br />
entsprechend V = 0,3 während <strong>der</strong> gesamten<br />
Betriebszeit gewährleistet sind.<br />
Stark verunreinigter <strong>Schmierstoff</strong><br />
(V = 3) sollte durch Verbesserung <strong>der</strong><br />
Bedingungen vermieden werden.<br />
Mögliche Gründe für starke Verunreinigungen:<br />
– Das Gußgehäuse ist nicht o<strong>der</strong><br />
schlecht gereinigt (Rückstände von<br />
Formsand, Partikel aus dem Bearbeitungsprozeß).<br />
– Abrieb verschleißen<strong>der</strong> Bauteile gelangt<br />
in den Ölkreislauf <strong>der</strong> Maschine.<br />
– Von außen dringen wegen unzureichen<strong>der</strong><br />
Abdichtung Fremdpartikel in<br />
das <strong>Lager</strong> ein.<br />
– Eingetretenes Wasser, auch Kondenswasser,<br />
verursacht Stillstandskorrosion<br />
o<strong>der</strong> verschlechtert die <strong>Schmierstoff</strong>eigenschaften.<br />
Die Zwischengrößen V = 0,5 (erhöhte<br />
Sauberkeit) und V = 2 (mäßig verunreinigter<br />
<strong>Schmierstoff</strong>) soll <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />
nur benutzen, wenn er genügend Erfahrung<br />
hat, um die Sauberkeit genau beurteilen<br />
zu können.<br />
Zusätzlich erzeugen Partikel Verschleiß.<br />
FAG hat die Wärmebehandlung<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>teile so aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt,<br />
daß <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> geringen Gleitreibungsanteilen<br />
(z. B. Radial-Kugellager und -Zylin<strong>der</strong>rollenlager)<br />
bei V = 0,3 auch über<br />
sehr lange Zeiträume kaum Verschleiß<br />
aufweisen.<br />
Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager, vollrollige<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager und an<strong>der</strong>e <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong><br />
hohen Gleitanteilen reagieren stärker auf<br />
kleine, harte Verunreinigungen. Hier<br />
kann <strong>Schmierstoff</strong>-Feinstfilterung kritischen<br />
Verschleiß verhin<strong>der</strong>n.
11: Orientierungswerte für die Verunreinigungskenngröße V<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
(D-d)/2 V Punktberührung Linienberührung<br />
erfor<strong>der</strong>liche Richtwerte für erfor<strong>der</strong>liche Richtwerte für<br />
Ölreinheits- Filterrück- Ölreinheits- Filterrückklasse<br />
halterate klasse halterate<br />
nach ISO 4406 1 ) nach ISO 4572 nach ISO 4406 1 ) nach ISO 4572<br />
mm<br />
0,3 11/8 � 3 ≥ 200 12/9 � 3 ≥ 200<br />
0,5 12/9 � 3 ≥ 200 13/10 � 3 ≥ 75<br />
≤ 12,5 1 14/11 � 6 ≥ 75 15/12 � 6 ≥ 75<br />
2 15/12 � 6 ≥ 75 16/13 � 12 ≥ 75<br />
3 16/13 � 12 ≥ 75 17/14 � 25 ≥ 75<br />
0,3 12/9 � 3 ≥ 200 13/10 � 3 ≥ 75<br />
0,5 13/10 � 3 ≥ 75 14/11 � 6 ≥ 75<br />
> 12,5 ... 20 1 15/12 � 6 ≥ 75 16/13 � 12 ≥ 75<br />
2 16/13 � 12 ≥ 75 17/14 � 25 ≥ 75<br />
3 18/14 � 25 ≥ 75 19/15 � 25 ≥ 75<br />
0,3 13/10 � 3 ≥ 75 14/11 � 6 ≥ 75<br />
0,5 14/11 � 6 ≥ 75 15/12 � 6 ≥ 75<br />
> 20 ... 35 1 16/13 � 12 ≥ 75 17/14 � 12 ≥ 75<br />
2 17/14 � 25 ≥ 75 18/15 � 25 ≥ 75<br />
3 19/15 � 25 ≥ 75 20/16 � 25 ≥ 75<br />
0,3 14/11 � 6 ≥ 75 14/11 � 6 ≥ 75<br />
0,5 15/12 � 6 ≥ 75 15/12 � 12 ≥ 75<br />
> 35 1 17/14 � 12 ≥ 75 18/14 � 25 ≥ 75<br />
2 18/15 � 25 ≥ 75 19/16 � 25 ≥ 75<br />
3 20/16 � 25 ≥ 75 21/17 � 25 ≥ 75<br />
Die Ölreinheitsklasse als Maß für die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Überrollung lebensdauermin<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Partikel im <strong>Lager</strong> kann anhand von Proben z. B.<br />
durch Filterhersteller und Institute bestimmt werden. Auf geeignete Probenahme (siehe z. B. DIN 51 750) ist zu achten. Auch Online-Meßgeräte stehen<br />
zur Verfügung. Die Reinheitsklassen werden erreicht, wenn die gesamte umlaufende Ölmenge das Filter in wenigen Minuten einmal durchläuft.<br />
Vor Inbetriebnahme <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung ist zur Sicherung guter Sauberkeit ein Spülvorgang erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Eine Filterrückhalterate � 3 ≥ 200 (ISO 4572) bedeutet z. B., daß im sog. Multi-Pass-Test von 200 Partikeln ≥ 3 µm nur ein einziges das Filter passiert.<br />
Gröbere Filter als � 25 ≥ 75 sollen wegen nachteiliger Folgen auch für die übrigen im Ölkreislauf liegenden Aggregate nicht verwendet werden.<br />
1 ) Es sind Partikel zu berücksichtigen, die eine Härte > 50 HRC aufweisen.<br />
12: Ölreinheitsklassen nach ISO 4406 (Auszug)<br />
Anzahl <strong>der</strong> Partikel pro 100 ml Code<br />
Über 5 µm Über 15 µm<br />
Mehr als Bis zu Mehr als Bis zu<br />
500000 1000000 64000 130000 20/17<br />
250000 500000 32000 64000 19/16<br />
130000 250000 16000 32000 18/15<br />
64000 130000 8000 16000 17/14<br />
32000 64000 4000 8000 16/13<br />
16000 32000 2000 4000 15/12<br />
8000 16000 1000 2000 14/11<br />
4000 8000 500 1000 13/10<br />
2000 4000 250 500 12/9<br />
1000 2000 130 250 11/8<br />
1000 2000 64 130 11/7<br />
500 1000 32 64 10/6<br />
250 500 32 64 9/6<br />
11 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
1.1.4 Der Schmierfilm bei Fettschmierung<br />
Bei Schmierfetten erfolgt die <strong>Lager</strong>schmierung<br />
hauptsächlich durch das<br />
Grundöl, das <strong>der</strong> Verdicker <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Zeit<br />
in kleinen Mengen abson<strong>der</strong>t. Die Gesetzmäßigkeiten<br />
<strong>der</strong> EHD-Theorie gelten<br />
grundsätzlich auch für Fettschmierung.<br />
Bei <strong>der</strong> Er<strong>mit</strong>tlung des Viskositätsverhältnisses<br />
� = �/� 1 setzt man die Betriebsviskosität<br />
des Grundöls ein. Vor<br />
allem bei niedrigen �-Werten tragen <strong>der</strong><br />
Verdicker und die Zusätze zur wirksamen<br />
Schmierung bei.<br />
Ist die gute Eignung des Fettes für den<br />
vorliegenden Anwendungsfall bekannt –<br />
z. B. bei den FAG Wälzlagerfetten Arcanol<br />
(siehe Seite 57) – und sind gute Sauberkeit<br />
sowie ausreichende Nachschmierung<br />
gegeben, können die gleichen K 2-<br />
Werte angesetzt werden wie für geeignet<br />
additivierte Öle. Liegen diese Bedingungen<br />
nicht vor, sollte man sicherheitshalber<br />
bei <strong>der</strong> Bestimmung des a 23II-Wertes<br />
die untere Grenze des Bereichs II wählen.<br />
Dies gilt beson<strong>der</strong>s bei nicht eingehaltener<br />
Schmierfrist. Die richtige Fettauswahl<br />
ist sehr wichtig bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> höheren<br />
Gleitanteilen und bei großen sowie hoch<br />
beanspruchten <strong>Lager</strong>n. Bei hoher Belastung<br />
sind die Schmierfähigkeit des Verdickers<br />
und die Additivierung von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung.<br />
Bei <strong>der</strong> Fettschmierung nimmt nur<br />
sehr wenig <strong>Schmierstoff</strong> aktiv am<br />
Schmiervorgang teil. Fett üblicher Konsistenz<br />
wird zum größten Teil aus dem<br />
<strong>Lager</strong> verdrängt und lagert sich seitlich ab<br />
o<strong>der</strong> verläßt die <strong>Lager</strong>ung über die Dichtung.<br />
Das Fett, das auf den Laufflächen<br />
und seitlich im o<strong>der</strong> am <strong>Lager</strong> bleibt, gibt<br />
kontinuierlich die erfor<strong>der</strong>liche geringe<br />
Menge Öl zur Schmierung <strong>der</strong> Funktionsflächen<br />
ab. Die so zwischen den<br />
Rollkontaktflächen wirksame <strong>Schmierstoff</strong>menge<br />
reicht bei mäßiger Beanspruchung<br />
über längere Zeit für die Schmierung<br />
aus.<br />
FAG 12<br />
Die Ölabgabe hängt ab von <strong>der</strong> Fettsorte,<br />
von <strong>der</strong> Grundölviskosität, von <strong>der</strong><br />
Größe <strong>der</strong> ölabgebenden Fläche, von <strong>der</strong><br />
Temperatur und von <strong>der</strong> mechanischen<br />
Beanspruchung des Fettes.<br />
Erkennbar wird die Wirkung des Fettverdickers<br />
bei Messung <strong>der</strong> Filmdicke,<br />
abhängig von <strong>der</strong> Laufzeit. Beim Start des<br />
<strong>Lager</strong>s stellt sich, abhängig vom Verdickertyp,<br />
eine Filmdicke im Kontaktbereich<br />
ein, die deutlich über <strong>der</strong> des Basisöls<br />
liegt. Fettverän<strong>der</strong>ung und Fettverdrängung<br />
bewirken rasch eine Abnahme<br />
<strong>der</strong> Filmdicke, Bild 13.<br />
Trotz eventuell verringerter Filmdicke<br />
ist für die Dauer <strong>der</strong> Schmierfrist die<br />
Schmierwirkung ausreichend. Verdicker<br />
und Wirkstoffe im Fett unterstützen entscheidend<br />
die Schmierung, so daß keine<br />
Lebensdauermin<strong>der</strong>ung zu erwarten ist.<br />
Günstig für das Erreichen langer Schmierfristen<br />
ist es, wenn das Fett gerade so viel<br />
Öl abgibt, wie zur Schmierung des <strong>Lager</strong>s<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist. So bleibt die Ölabgabe<br />
über eine lange Zeit bestehen. Fette <strong>mit</strong><br />
hochviskosem Grundöl haben eine reduzierte<br />
Ölabgaberate. Mit ihnen läßt<br />
sich deshalb nur bei hohem Füllungsgrad<br />
von <strong>Lager</strong> und Gehäuse o<strong>der</strong> bei kurzfristiger<br />
Nachschmierung ein guter<br />
Schmierungszustand erreichen.<br />
Die Schmierwirkung des Verdickers<br />
zeigt sich vorzugsweise beim Betrieb von<br />
Wälzlagern im Mischreibungsbereich.<br />
13: Verhältnis Fettfilmdicke zu Grundölfilmdicke in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />
Laufzeit<br />
Fettfilmdicke<br />
Grundölfilmdicke<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 min 120<br />
t
1.1.5 <strong>Schmierstoff</strong>schichten bei<br />
Trockenschmierung<br />
Die Wirkungsweise <strong>der</strong> Trockenschmierung<br />
beruht zunächst auf dem<br />
Ausgleich von Oberflächenrauheiten, wodurch<br />
die wirksame Rauhtiefe <strong>der</strong> Oberflächen<br />
verringert wird. Während des<br />
Gleit- und Rollvorgangs wird je nach Belastung<br />
und Werkstoffart <strong>der</strong> Festschmierstoff<br />
in die Metalloberfläche eingearbeitet<br />
o<strong>der</strong> es werden chemische<br />
Reaktionen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Oberfläche angeregt.<br />
Bei Festschmierstoffen <strong>mit</strong> Schichtgitterstruktur<br />
richten sich die Feststofflamellen<br />
unter Druck durch Gleitbewegung<br />
zur Oberfläche aus. Der Gleit-<br />
vorgang spielt sich daher entfernt von <strong>der</strong><br />
metallischen Oberfläche ab, Bild 14. Die<br />
kompressible Festschmierstoffschicht verteilt<br />
den Druck gleichmäßig auf eine<br />
größere Fläche. Festschmierstoffe ohne<br />
Schichtgitterstruktur sind Phosphate,<br />
Oxide, Hydroxide und Sulfide. Auch<br />
Weichmetallschichten zählen zu den Festschmierstoffen.<br />
Aufgrund ihrer geringen<br />
Scherfestigkeit zeigen sie ein meist günstiges<br />
Reibungsverhalten. Mit Trockenschmierung<br />
werden allgemein deutlich<br />
niedrigere Laufzeiten als <strong>mit</strong> Öl- o<strong>der</strong><br />
Fettschmierung erreicht. Roll- und Gleitvorgänge<br />
beanspruchen die Festschmierstoffschicht<br />
und tragen sie ab.<br />
In Anwesenheit von Öl o<strong>der</strong> Fett re-<br />
14: Wirkungsweise von Festschmierstoffen <strong>mit</strong> Schichtgitterstruktur,<br />
beispielsweise von MoS 2<br />
Gleit- und<br />
Adhäsionsebenen<br />
Grundwerkstoff<br />
Grundwerkstoff<br />
Grundwerkstoff<br />
Grundwerkstoff<br />
Mo<br />
Mo<br />
Mo<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Gleitebenen<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />
duziert sich die Gebrauchsdauer von Festschmierstoffschichten<br />
je nach Vorbehandlung<br />
<strong>der</strong> Flächen und Art des Festschmierstoffs.<br />
Lackoberflächen werden<br />
eventuell aufgeweicht und verän<strong>der</strong>t, die<br />
Reibung zwischen den Lackoberflächen<br />
steigt an. Viele <strong>Schmierstoff</strong>e werden <strong>mit</strong><br />
Zusatz von Festschmierstoff, vorrangig<br />
MoS 2, angeboten. Üblich sind Zusätze<br />
von 0,5 bis 3 Gewichtsprozenten MoS 2 in<br />
kolloidaler Form bei Ölen und 1 bis<br />
10 Gewichtsprozenten bei Fetten. Bei<br />
hochviskosen Ölen ist eine höhere Konzentration<br />
vom Molybdändisulfid nötig,<br />
um die Schmierung merklich zu verbessern.<br />
Die aus Teilchen
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Berechnung des Reibungsmoments<br />
1.2 Berechnung des Reibungsmoments<br />
Das Reibungsmoment M eines Wälzlagers,<br />
also die Summe von Roll-, Gleitund<br />
<strong>Schmierstoff</strong>reibung, ist <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand,<br />
den das <strong>Lager</strong> seiner Bewegung<br />
entgegensetzt. Die Größe von M hängt<br />
ab von <strong>der</strong> Belastung, <strong>der</strong> Drehzahl und<br />
<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>viskosität (Bild 15). Man<br />
unterscheidet einen lastunabhängigen<br />
Anteil M 0 und einen lastabhängigen Anteil<br />
M 1 des Reibungsmoments. Das<br />
schwarze Dreieck links von <strong>der</strong> strichpunktierten<br />
Linie zeigt, daß bei niedriger<br />
Drehzahl und hoher Belastung ein beträchtlicher<br />
Mischreibungsanteil R M zu<br />
M 0 und M 1 hinzukommen kann, weil in<br />
diesem Bereich die Rollkontaktflächen<br />
noch nicht durch einen tragenden<br />
Schmierfilm getrennt sind. Der Bereich<br />
rechts von <strong>der</strong> strichpunktierten Linie<br />
zeigt, daß bei einem tragenden Schmierfilm,<br />
<strong>der</strong> sich unter normalen Betriebsbedingungen<br />
einstellt, das gesamte Reibungsmoment<br />
nur aus M 0 und M 1 besteht.<br />
M = M 0 + M 1 [N mm]<br />
M [N mm] gesamtes Reibungsmoment<br />
des <strong>Lager</strong>s<br />
M 0 [N mm] lastunabhängiger Anteil<br />
des Reibungsmoments<br />
M 1 [N mm] lastabhängiger Anteil des<br />
Reibungsmoments<br />
Mischreibung kann in <strong>der</strong> Laufbahn,<br />
an den Borden und am Käfig auftreten;<br />
sie kann bei ungünstigen Betriebsbedingungen<br />
sehr groß werden, ist aber schwer<br />
quantifizierbar.<br />
Bei Radial-Kugellagern und rein radial<br />
belasteten Zylin<strong>der</strong>rollenlagern <strong>mit</strong> Käfig<br />
ist <strong>der</strong> Mischreibungsanteil nach Bild 15<br />
unbedeutend klein. Das Reibungsmoment<br />
axial belasteter Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
er<strong>mit</strong>telt man <strong>mit</strong> den am Ende des Abschnitts<br />
1.2 genannten Formeln.<br />
<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> hohen Gleitanteilen (vollrollige<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager, Kegelrollenlager,<br />
Pendelrollenlager, Axiallager) laufen<br />
nach <strong>der</strong> Einlaufphase außerhalb des<br />
Mischreibungsbereichs, wenn folgende<br />
Bedingung erfüllt ist:<br />
FAG 14<br />
n · � / (P/C) 0,5 ≥ 9000<br />
n [min –1 ] Drehzahl<br />
� [mm2 /s] Betriebsviskosität des Öles<br />
bzw. Fettgrundöles<br />
P [kN] dynamisch äquivalente<br />
Belastung<br />
C [kN] dynamische Tragzahl<br />
Der lastunabhängige Reibungsmomentanteil<br />
M 0 hängt von <strong>der</strong> Betriebsviskosität<br />
� des <strong>Schmierstoff</strong>s und<br />
von <strong>der</strong> Drehzahl n ab. Die Betriebsviskosität<br />
wie<strong>der</strong>um wird über die <strong>Lager</strong>temperatur<br />
durch die <strong>Lager</strong>reibung<br />
beeinflußt. Außerdem wirken sich <strong>der</strong><br />
<strong>mit</strong>tlere <strong>Lager</strong>durchmesser dm und beson<strong>der</strong>s<br />
die Breite <strong>der</strong> Rollkontakte – von<br />
Bauart zu Bauart unterschiedlich stark –<br />
auf M0 aus. Den lastunabhängigen Anteil<br />
M0 des Reibungsmoments er<strong>mit</strong>telt man<br />
in guter Übereinstimmung <strong>mit</strong> Versuchsergebnissen<br />
aus<br />
M0 = f0 · 10 –7 · (� · n) 2/3 · d 3<br />
m [N mm]<br />
wobei<br />
M0 [N mm] lastunabhängiger Anteil<br />
f 0<br />
des Reibungsmoments<br />
Beiwert für <strong>Lager</strong>bauart<br />
und Art <strong>der</strong> Schmierung<br />
(Tabelle, Bild 16)<br />
15: Reibungsmoment von Wälzlagern in Abhängigkeit von Drehzahl, <strong>Schmierstoff</strong>viskosität<br />
und Belastung.<br />
Bei Kugellagern (ausgenommen Axial-Kugellager) und bei nur radial belasteten<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlagern ist das Mischreibungsdreieck (links) unbedeutend klein,<br />
also R M ≈ 0.<br />
Reibungsmoment M<br />
Drehzahl n ⋅ Viskosität ν<br />
Belastung P<br />
Reibungsmomentanteile:<br />
<strong>Schmierstoff</strong>reibung Mo EHD - Reibung in Laufbahn,<br />
+HD - Reibung am Bord<br />
Mischreibung in<br />
Laufbahn und Bord RM } M 1
� [mm 2 /s] Betriebsviskosität des<br />
Öles bzw. Fettgrundöls<br />
(Bild 5, Seite 6)<br />
n [min –1 ] Drehzahl des <strong>Lager</strong>s<br />
d m [mm] (D + d)/2 <strong>mit</strong>tlerer<br />
<strong>Lager</strong>durchmesser<br />
Der Beiwert f 0 ist in <strong>der</strong> Tabelle,<br />
Bild 16, für Ölbadschmierung angegeben,<br />
bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ölstand bei stehendem<br />
<strong>Lager</strong> bis zur Mitte des untersten Rollkörpers<br />
reicht. f 0 wächst bei gleichem d m <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Kugeln o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rollenlänge,<br />
also indirekt auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Größe<br />
des <strong>Lager</strong>querschnitts. In <strong>der</strong> Tabelle sind<br />
deshalb breiten Baureihen größere f 0-<br />
Werte zugeordnet als schmalen Baureihen.<br />
Laufen Radiallager auf senkrechter<br />
Welle unter Radiallast, muß man<br />
<strong>mit</strong> dem Doppelten des in <strong>der</strong> Tabelle,<br />
Bild 16, genannten Wertes rechnen,<br />
ebenso bei großem Kühlöldurchsatz o<strong>der</strong><br />
zu hohem Fettfüllungsgrad (d. h. mehr<br />
Fett, als seitlich verdrängt werden kann).<br />
Frisch gefettete <strong>Lager</strong> haben in <strong>der</strong> Anlaufphase<br />
f 0-Werte wie <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Ölbadschmierung.<br />
Nach <strong>der</strong> Fettverteilung ist<br />
<strong>der</strong> halbe f 0-Wert aus <strong>der</strong> Tabelle, Bild 16,<br />
einzusetzen. Er ist dann so niedrig wie bei<br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Berechnung des Reibungsmoments<br />
Öl-Minimalmengenschmierung. Bei <strong>der</strong><br />
Schmierung <strong>mit</strong> einem für den Betriebsfall<br />
richtig gewählten Fett ergibt sich das<br />
Reibungsmoment M 0 überwiegend aus<br />
dem inneren Reibungswi<strong>der</strong>stand des<br />
Grundöls.<br />
Exakte M 0-Werte für die unterschiedlichsten<br />
Fette können in praxisnahen Versuchen<br />
er<strong>mit</strong>telt werden. Auf Wunsch<br />
führt FAG diese Versuche <strong>mit</strong> dem dazu<br />
entwickelten Reibungsmomentmeßgerät<br />
R27 durch.<br />
16: Beiwert f 0 zur Berechnung von M 0, abhängig von <strong>Lager</strong>bauart und -reihe für Ölbadschmierung; bei Fettschmierung<br />
nach Fettverteilung und bei Öl-Minimalmengenschmierung 50 % dieser Werte einsetzen.<br />
<strong>Lager</strong>bauart Beiwert f 0 bei <strong>Lager</strong>bauart Beiwert f 0 bei<br />
Reihe Ölbadschmierung Reihe Ölbadschmierung<br />
Rillenkugellager 1,5...2 Nadellager<br />
NA48, NA49 5...5,5<br />
Pendelkugellager<br />
12 1,5 Kegelrollenlager<br />
13 2 302, 303, 313 3<br />
22 2,5 329, 320, 322, 323 4,5<br />
23 3 330, 331, 332 6<br />
Schrägkugellager, einreihig Pendelrollenlager<br />
72 2 213, 222 3,5...4<br />
73 3 223, 230, 239 4,5<br />
231, 232 5,5...6<br />
Schrägkugellager, zweireihig 240, 241 6,5...7<br />
32 3,5<br />
33 6 Axial-Rillenkugellager<br />
511, 512, 513, 514 1,5<br />
Vierpunktlager 4 522, 523, 524 2<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
<strong>mit</strong> Käfig: 811 3<br />
2, 3, 4, 10 2 812 4<br />
22 3<br />
23 4 Axial-Pendelrollenlager<br />
30 2,5 292E 2,5<br />
vollrollig: 293E 3<br />
NCF29V 6 294E 3,3<br />
NCF30V 7<br />
NNC49V 11<br />
NJ23VH 12<br />
NNF50V 13<br />
15 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Berechnung des Reibungsmoments<br />
Das lastabhängige Reibungsmoment<br />
M1 ergibt sich aus <strong>der</strong> Rollreibung und<br />
aus <strong>der</strong> Gleitreibung an den Borden und<br />
an den Führungsflächen des Käfigs. Die<br />
Berechnung von M1 (siehe folgende Gleichung)<br />
<strong>mit</strong> dem Beiwert f1 (Tabelle,<br />
Bild 17) setzt einen trennenden Schmierfilm<br />
in den Rollkontaktflächen voraus<br />
(� = �/�1 ≥ 1). Unter dieser Bedingung<br />
än<strong>der</strong>t sich M1 kaum <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Drehzahl,<br />
wohl aber <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Kontaktflächen<br />
und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schmiegung Rollkörper/Laufbahn<br />
und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Belastung<br />
des <strong>Lager</strong>s. Weitere Einflußgrößen sind<br />
auch hier die <strong>Lager</strong>bauart und -größe.<br />
Das lastabhängige Reibungsmoment<br />
M1 errechnet sich aus<br />
M1 = f1 · P1 · dm [N mm]<br />
wobei<br />
M1 [N mm] lastabhängiger Anteil<br />
des Reibungsmoments<br />
f1 Beiwert, <strong>der</strong> die Höhe<br />
<strong>der</strong> Last berücksichtigt,<br />
siehe Tabelle, Bild 17<br />
P1 [N] für M1 maßgebende<br />
Belastung, siehe<br />
Tabelle, Bild 17<br />
dm [mm] (D + d)/2 <strong>mit</strong>tlerer<br />
<strong>Lager</strong>durchmesser<br />
Der Beiwert f 1 ist bei Kugellagern und<br />
Pendelrollenlagern wegen <strong>der</strong> Druckflächenkrümmung<br />
proportional dem<br />
Ausdruck (P 0*/C 0) s ; bei Zylin<strong>der</strong>- und<br />
Kegelrollenlagern bleibt f 1 konstant. Dabei<br />
bezeichnet P 0* die äquivalente Belastung<br />
(<strong>mit</strong> dynamischen Kräften) und C 0<br />
die statische Tragzahl. Die Größe des<br />
Exponenten s hängt bei Kugellagern vom<br />
Bohrreibungsanteil ab; für Kugellager <strong>mit</strong><br />
geringer Bohrreibung ist s = 0,5; für<br />
Kugellager <strong>mit</strong> starker Bohrreibung, z. B.<br />
für Schrägkugellager <strong>mit</strong> dem Druckwinkel<br />
� 0 = 40°, gilt s = 0,33, vgl. Tabelle,<br />
Bild 17.<br />
FAG 16<br />
17: Faktoren für die Berechnung des lastabhängigen Reibungsmoments M 1<br />
<strong>Lager</strong>bauart, Reihe f 1 *) P 1 1 )<br />
Rillenkugellager (0,0005...0,0009) · F r o<strong>der</strong> 3,3 F a – 0,1 F r 2 )<br />
(P 0*/C 0) 0,5<br />
Pendelkugellager 0,0003 (P 0*/C 0) 0,4 F r o<strong>der</strong> 1,37 F a/e – 0,1 F r 2 )<br />
Schrägkugellager<br />
einreihig, � = 15° 0,0008 (P 0*/C 0) 0,5 F r o<strong>der</strong> 3,3 F a – 0,1 F r 2 )<br />
einreihig, � = 25° 0,0009 (P 0*/C 0) 0,5 F r o<strong>der</strong> 1,9 F a – 0,1 F r 2 )<br />
einreihig, � = 40° 0,001 (P 0*/C 0) 0,33 F r o<strong>der</strong> 1,0 F a – 0,1 F r 2 )<br />
zweireihige o<strong>der</strong><br />
gepaarte einreihige 0,001 (P 0*/C 0) 0,33 F r o<strong>der</strong> 1,4 F a – 0,1 F r 2 )<br />
Vierpunktlager 0,001 (P 0*/C 0) 0,33 1,5 F a + 3,6 F r<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
<strong>mit</strong> Käfig 0,0002...0,0004 F r 3 )<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager,<br />
vollrollig 0,00055 F r 3 )<br />
Nadellager 0,0005 F r<br />
Kegelrollenlager, einreihig 0,0004 2 Y F a o<strong>der</strong> F r 2 )<br />
Kegelrollenlager, zweireihig<br />
o<strong>der</strong> zwei einreihige<br />
in X- o<strong>der</strong> O-Anordnung 0,0004 1,21 F a/e o<strong>der</strong> F r 2 )<br />
Pendelrollenlager<br />
Reihe 213, 222 0,0005 (P0*/C0) 0,33<br />
Reihe 223 0,0008 (P0*/C0) 0,33 1,6 Fa/e, wenn Fa/Fr > e<br />
Reihe 231, 240 0,0012 (P0*/C0) 0,5<br />
Reihe 230, 239 0,00075 (P0*/C0) 0,5 Fr {1 + 0,6 [Fa/(e · Fr)] 3 },<br />
Reihe 232 0,0016 (P0*/C0) 0,5 wenn Fa/Fr ≤ e<br />
Reihe 241 0,0022 (P0*/C0) 0,5}<br />
Axial-Rillenkugellager 0,0012 (F a/C 0) 0,33 F a<br />
Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager 0,0015 F a<br />
Axial-Pendelrollenlager 0,00023...0,00033 F a (wobei F r ≤ 0,55 F a)<br />
*) Den größeren Wert für die breiteren Reihen nehmen.<br />
1 ) Wird P1 < F r, so ist <strong>mit</strong> P 1 = F r zu rechnen.<br />
2 ) Der jeweils größere Wert von beiden ist einzusetzen.<br />
3 ) Nur radial belastet. Bei zusätzlich axial belasteten Zylin<strong>der</strong>rollenlagern ist Ma zum<br />
Reibungsmoment M 1 hinzuzuzählen: M = M 0 + M 1 + M a; M a siehe Bild 18.<br />
Verwendete Formelzeichen:<br />
P0* [N] Äquivalente Belastung, er<strong>mit</strong>telt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> dynamischen Radialkraft Fr und <strong>der</strong><br />
dynamischen Axialkraft Fa sowie den statischen Faktoren X0 und Y0 (siehe FAG-<br />
Katalog WL 41520, Erweiterte Lebensdauerberechnung)<br />
C0 [N] Statische Tragzahl (siehe FAG-Katalog WL 41520)<br />
Fa [N] Axialkomponente <strong>der</strong> dynamischen <strong>Lager</strong>belastung<br />
Fr [N] Radialkomponente <strong>der</strong> dynamischen <strong>Lager</strong>belastung<br />
Y, e Faktoren (siehe FAG-Katalog WL 41520)
Je größer die <strong>Lager</strong> sind, desto kleiner<br />
sind die Rollkörper im Verhältnis zum<br />
<strong>mit</strong>tleren <strong>Lager</strong>durchmesser d m. Die<br />
Bohrreibung zwischen Rollkörpern und<br />
Laufbahnen wächst also unterproportional<br />
zu d m. Im Großlagerbereich können<br />
sich <strong>mit</strong> den Formeln vor allem bei dünnen<br />
<strong>Lager</strong>querschnitten höhere Reibungsmomente<br />
M 1 ergeben als in <strong>der</strong><br />
Praxis.<br />
Die für das lastabhängige Reibungsmoment<br />
M 1 maßgebende Belastung P 1<br />
berücksichtigt, daß sich M 1 <strong>mit</strong> dem<br />
Lastwinkel � = arc tan (F a/F r) än<strong>der</strong>t. Der<br />
einfacheren Berechnung wegen wurde<br />
hier als Bezugswert <strong>der</strong> Axialfaktor Y eingeführt,<br />
<strong>der</strong> ebenfalls von F a/F r und vom<br />
Druckwinkel � abhängt.<br />
Bei <strong>der</strong> Er<strong>mit</strong>tlung des Reibungsmoments<br />
von Zylin<strong>der</strong>rollenlagern, die<br />
auch axial belastet werden, ist das axiallastabhängige<br />
Reibungsmoment Ma zu<br />
M0 und M1 zu addieren. Hier gilt also<br />
M = M0 + M1 + Ma [N mm]<br />
und<br />
Ma = fa · 0,06 · Fa · dm [N mm]<br />
fa Beiwert, abhängig von <strong>der</strong> Axiallast<br />
Fa und vom Schmierungszustand<br />
(Bild 18)<br />
Mit den angeführten Beziehungen läßt<br />
sich das Reibungsmoment einer <strong>Lager</strong>ung<br />
hinreichend genau abschätzen. In <strong>der</strong><br />
Praxis sind Abweichungen möglich, wenn<br />
sich die angestrebte Vollschmierung nicht<br />
aufrechterhalten läßt und Mischreibung<br />
auftritt. Der günstigste Schmierzustand<br />
wird im Betrieb nicht immer erreicht.<br />
Das Losbrechmoment <strong>der</strong> Wälzlager<br />
beim Anlauf von Maschinen kann beträchtlich<br />
über den errechneten Werten<br />
liegen, vor allem bei Kälte, und wenn die<br />
<strong>Lager</strong> berührende Dichtungen haben.<br />
Für das Reibungsmoment von <strong>Lager</strong>n<br />
<strong>mit</strong> integrierten berührenden Dichtscheiben<br />
ist ein erheblicher Zuschlag zum<br />
errechneten Reibungsmoment zu berücksichtigen.<br />
Bei kleinen, fettgeschmierten<br />
<strong>Lager</strong>n kann <strong>der</strong> Faktor 8 (z. B.<br />
6201.2RSR <strong>mit</strong> Standardfett nach Fettverteilung),<br />
bei größeren <strong>Lager</strong>n kann <strong>der</strong><br />
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Berechnung des Reibungsmoments<br />
Faktor 3 (z. B. 6216.2RSR <strong>mit</strong> Standardfett<br />
nach Fettverteilung) betragen. Das<br />
Dichtungs-Reibungsmoment hängt auch<br />
von <strong>der</strong> Konsistenzklasse des Fettes und<br />
<strong>der</strong> Drehzahl ab.<br />
Das FAG Meßsystem R27 eignet sich<br />
auch zur exakten Er<strong>mit</strong>tlung des Dichtungs-Reibungsmoments.<br />
18: Reibungsbeiwert f a zur Er<strong>mit</strong>tlung des axiallastabhängigen Reibungsmoments<br />
M a von axial belasteten Zylin<strong>der</strong>rollenlagern<br />
Zur Er<strong>mit</strong>tlung benötigt man folgende Parameter:<br />
f b = 0,0048 für <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Käfig<br />
0,0061 für vollrollige <strong>Lager</strong> (ohne Käfig)<br />
d m [mm] <strong>mit</strong>tlerer <strong>Lager</strong>durchmesser = 0,5 · (D + d)<br />
� [mm 2 /s] Betriebsviskosität des Öles bzw. des Fettgrundöls<br />
n [min –1 ] Drehzahl des Innenrings<br />
F a [N] Axialbelastung<br />
D [mm] <strong>Lager</strong>außendurchmesser<br />
d [mm] <strong>Lager</strong>bohrung<br />
f a<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
0,5 1 2 3 4 5 6 7 8 10 20 30 40<br />
fb · dm · ν · n · · (D2 - d2 1<br />
F 2<br />
a<br />
)<br />
0,014<br />
17 FAG
Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />
Höhe <strong>der</strong> Betriebstemperatur<br />
1.3 Höhe <strong>der</strong> Betriebstemperatur<br />
Die Betriebstemperatur einer <strong>Lager</strong>ung<br />
steigt nach dem Anlauf an und<br />
bleibt konstant, wenn sich zwischen Wärmeerzeugung<br />
und Wärmeabgabe ein<br />
Gleichgewicht eingestellt hat (Beharrungstemperatur).<br />
Die Beharrungstemperatur t kann aus<br />
<strong>der</strong> Gleichung des vom <strong>Lager</strong> erzeugten<br />
Wärmestromes Q R [W] und des an die<br />
Umgebung abgeführten Wärmestromes<br />
Q L [W] berechnet werden. Die <strong>Lager</strong>temperatur<br />
t hängt stark von den Wärmeübergangsverhältnissen<br />
zwischen <strong>Lager</strong>,<br />
Umbauteilen und Umgebung ab. Die<br />
Gleichungen sind im folgenden dargelegt.<br />
Sind die dazu erfor<strong>der</strong>lichen Daten<br />
K t und q LB (eventuell durch Versuche)<br />
bekannt, kann da<strong>mit</strong> aus <strong>der</strong> Wärmebilanz<br />
auf die <strong>Lager</strong>betriebstemperatur t<br />
geschlossen werden.<br />
Der durch die <strong>Lager</strong>reibung erzeugte<br />
Wärmestrom QR errechnet sich aus dem<br />
Reibungsmoment M [N mm] (Abschnitt<br />
1.2) und <strong>der</strong> Drehzahl n [min –1 ].<br />
QR = 1,047 · 10 –4 · n · M [W]<br />
Der an die Umgebung abgeführte<br />
Wärmestrom QL wird aus <strong>der</strong> Differenz<br />
[K] von <strong>Lager</strong>temperatur t und Umgebungstemperatur<br />
tu, aus <strong>der</strong> Größe<br />
<strong>der</strong> wärmeübertragenden Flächen<br />
(2 dm · π · B) und <strong>der</strong> für normale Betriebsbedingungen<br />
üblichen Wärmestromdichte<br />
qLB (Bild 19) sowie dem<br />
Kühlfaktor Kt berechnet. Für die Wärmeableitbedingungen<br />
bei üblichen Stehlagergehäusen<br />
gilt Kt = 1, in Fällen besserer<br />
o<strong>der</strong> schlechterer Wärmeableitung<br />
siehe unten.<br />
QL = qLB · [(t–tu)/50] · Kt · 2 · 10 –3 · dm · π · B [W]<br />
q LB [kW/m 2 ] Bezugs-<br />
Wärmestromdichte,<br />
Diagramm, Bild 19<br />
d m [mm] (D + d)/2<br />
B [mm] <strong>Lager</strong>breite<br />
FAG 18<br />
K t<br />
Kühlfaktor<br />
= 0,5 bei schlechter Wärmeableitung<br />
(warme Umgebung,<br />
Frem<strong>der</strong>wärmung)<br />
= 1 bei normaler Wärmeableitung<br />
(freistehendes<br />
<strong>Lager</strong>gehäuse)<br />
= 2,5 bei sehr guter Wärmeableitung<br />
(Fahrtwind)<br />
Bei Ölumlaufschmierung führt das Öl<br />
zusätzliche Wärme ab. Der abgeführte<br />
Wärmestrom QÖl ergibt sich aus <strong>der</strong> Einlauftemperatur<br />
tE und <strong>der</strong> Ablauftemperatur<br />
tA, aus <strong>der</strong> Dichte � und <strong>der</strong> spezifischen<br />
Wärmekapazität c des Öles sowie<br />
aus <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeiteinheit durchlaufenden<br />
Ölmenge m [cm3 /min]. Die Dichte<br />
beträgt normalerweise 0,86 bis<br />
0,93 kg/dm3 , während die spezifische<br />
Entropie c – abhängig vom Öltyp – zwischen<br />
1,7 und 2,4 kJ/(kg · K) liegt.<br />
QÖl = m · � · c · (tA – tE)/60 [W]<br />
Bei üblichem Mineralöl <strong>mit</strong><br />
� = 0,89 kg/dm3 und<br />
c = 2 kJ/(kg · K) gilt vereinfacht<br />
QÖl = 30 · VÖl · (tA – tE) [W]<br />
<strong>mit</strong><br />
VÖl durchströmende Ölmenge [l/min]<br />
Die <strong>Lager</strong>temperatur t kann man berechnen,<br />
indem man gleichsetzt<br />
QR = QL + QÖl [W]<br />
Das Ergebnis einer solchen Temperaturberechnung<br />
ist meist zu ungenau, weil<br />
die in die Berechnung eingehenden<br />
Größen, beson<strong>der</strong>s q L und K t, in <strong>der</strong> Regel<br />
nicht genau bekannt sind. Eine<br />
brauchbare Grundlage erhält man erst,<br />
wenn man die Beharrungstemperatur in<br />
einem Laufversuch er<strong>mit</strong>telt und daraus<br />
den Kühlfaktor K t bestimmt. Da<strong>mit</strong><br />
kann man dann für vergleichbare Einbauund<br />
Betriebsbedingungen die Beharrungstemperatur<br />
von <strong>Lager</strong>n verschiedener<br />
Bauart bei unterschiedlichen Belastungen<br />
und Drehzahlen hinreichend genau<br />
abschätzen.<br />
19: <strong>Lager</strong>spezifische Bezugs-Wärmestromdichte bei den Bezugsbedingungen:<br />
70 °C am stehenden <strong>Lager</strong>ring, 20 °C Umgebungstemperatur,<br />
Belastung 4...6 % von C 0<br />
Bezugs-Wärmestromdichte q LB<br />
70<br />
kW/m<br />
50<br />
40<br />
2<br />
30<br />
20<br />
14<br />
10<br />
7<br />
q LB = 20 kW/m 2 = konst.<br />
q LB = 20 ·<br />
5<br />
1 000 2 000 3 000 5 000 10 000 20 000 mm 50 000 100 000<br />
2<br />
d m · B<br />
4 000 mm2 dm ·B<br />
-0,34<br />
m2 kW
2 Schmierverfahren<br />
Bei <strong>der</strong> Konstruktion einer Maschine<br />
sollte möglichst frühzeitig das Verfahren<br />
zur Schmierung <strong>der</strong> eingebauten Wälzlager<br />
festgelegt werden. Dabei kann man<br />
Fett- o<strong>der</strong> Ölschmierung, in Son<strong>der</strong>fällen<br />
auch Feststoffschmierung vorsehen.<br />
Einen Überblick über die gebräuchlichen<br />
Schmierverfahren gibt die Tabelle,<br />
Bild 20 (Seite 20).<br />
2.1 Fettschmierung<br />
Fettschmierung wird bei ca. 90 % aller<br />
Wälzlagerungen angewandt. Die wesentlichen<br />
Vorteile einer Fettschmierung sind:<br />
– sehr geringer konstruktiver Aufwand<br />
– gute Unterstützung <strong>der</strong> Abdichtung<br />
durch das Fett<br />
– hohe Gebrauchsdauer bei wartungsfreier<br />
Schmierung ohne Aufwand für<br />
Schmiergeräte<br />
– Eignung für Drehzahlkennwerte<br />
n· d m bis 1,8 · 10 6 min –1 · mm<br />
(n Drehzahl, d m <strong>mit</strong>tlerer <strong>Lager</strong>durchmesser)<br />
– längere Ausfallphase beim Zusammenbruch<br />
<strong>der</strong> Schmierung nach Ablauf<br />
<strong>der</strong> Fettgebrauchsdauer bei mäßigen<br />
Drehzahlkennwerten<br />
– niedriges Reibungsmoment<br />
Bei normalen Betriebs- und Umgebungsverhältnissen<br />
ist oft eine for-life-<br />
Schmierung (Lebensdauerschmierung)<br />
möglich.<br />
Eine Nachschmierung in angemessenen<br />
Zeitintervallen ist einzuplanen, wenn<br />
hohe Beanspruchungen (Drehzahl, Temperatur,<br />
Belastung) vorliegen. Hierzu<br />
müssen Fettzu- und -abführungskanäle<br />
sowie ein Auffangraum für das Altfett<br />
vorgesehen werden, bei kurzen Nachschmierintervallen<br />
eventuell auch eine<br />
Fettpumpe und ein Fettmengenregler.<br />
2.2 Ölschmierung<br />
Ein Schmierverfahren <strong>mit</strong> Öl bietet<br />
sich an, wenn benachbarte Maschinenelemente<br />
bereits <strong>mit</strong> Öl versorgt werden<br />
Schmierverfahren<br />
Fettschmierung · Ölschmierung · Feststoffschmierung · Wahl des Schmierverfahrens<br />
o<strong>der</strong> wenn durch den <strong>Schmierstoff</strong> Wärme<br />
abgeführt werden soll. Wärmeabfuhr<br />
kann erfor<strong>der</strong>lich sein, wenn hohe Drehzahlen<br />
und/o<strong>der</strong> hohe Belastungen vorliegen<br />
o<strong>der</strong> wenn die <strong>Lager</strong>ung einer<br />
Frem<strong>der</strong>wärmung ausgesetzt ist.<br />
Bei Ölschmierung <strong>mit</strong> kleinen Mengen<br />
(Minimalmengenschmierung), ausgeführt<br />
als Tropfschmierung, Ölnebelschmierung<br />
o<strong>der</strong> Öl-Luft-Schmierung, ist<br />
es möglich, die Ölmenge genau zu dosieren.<br />
Das bietet den Vorteil, daß Planschreibung<br />
vermieden und die <strong>Lager</strong>reibung<br />
niedrig gehalten wird.<br />
Bei Verwendung von Luft als Trägermedium<br />
können eine gerichtete Zuführung<br />
und eine die Abdichtung unterstützende<br />
Strömung erreicht werden.<br />
Öl-Einspritzschmierung <strong>mit</strong> größerer<br />
Menge ermöglicht die gezielte <strong>Versorgung</strong><br />
aller Kontaktstellen sehr schnell<br />
drehen<strong>der</strong> <strong>Lager</strong> und eine gute Kühlung.<br />
2.3 Feststoffschmierung<br />
Die Feststoffschmierung ist eine forlife-Schmierung,<br />
wenn eine feste Bindung<br />
des <strong>Schmierstoff</strong>s <strong>mit</strong> den Funktionsflächen<br />
vorliegt, z. B. bei Gleitlack,<br />
und wenn Betriebsbedingungen gefahren<br />
werden, die nur zu einem mäßigen Abtrag<br />
<strong>der</strong> Schicht führen. Werden Festschmierstoffe<br />
in Form von Pasten o<strong>der</strong><br />
Pulver verwendet, so ist eine Nachschmierung<br />
möglich. Überschüssiger<br />
<strong>Schmierstoff</strong> führt allerdings zu Laufhemmungen.<br />
Bei <strong>der</strong> Transfer-Schmierung nehmen<br />
die Rollkörper kleine Mengen des Festschmierstoffs<br />
<strong>mit</strong> und för<strong>der</strong>n sie in den<br />
Kontaktbereich. Der Festschmierstoff<br />
läuft dabei als feste Masse <strong>mit</strong> dem Rollkörpersatz<br />
um o<strong>der</strong> ist in Son<strong>der</strong>fällen als<br />
Legierungsbestandteil im Werkstoff des<br />
<strong>Lager</strong>käfigs enthalten. Diese Schmierung<br />
ist sehr wirkungsvoll und führt zu relativ<br />
langen Laufzeiten. Sie sorgt für kontinuierliche<br />
Nachschmierung, bis die<br />
Festschmierstoffteile verbraucht sind.<br />
2.4 Wahl des Schmierverfahrens<br />
Bei <strong>der</strong> Wahl des Schmierverfahrens<br />
sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:<br />
– Betriebsbedingungen für die Wälzlager<br />
– Anfor<strong>der</strong>ungen an das Lauf-, Geräusch-,<br />
Reibungs- und Temperaturverhalten<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />
– Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebssicherheit,<br />
also Sicherheit gegen vorzeitigen<br />
Ausfall durch Verschleiß, Ermüdung,<br />
Korrosion und Schäden durch eingedrungene<br />
Medien aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
(z. B. Wasser, Sand)<br />
– Kosten für die Installation des<br />
Schmiersystems und dessen Wartung<br />
während des Betriebs<br />
Wichtige Voraussetzungen für eine<br />
hohe Betriebssicherheit sind eine ungestörte<br />
<strong>Schmierstoff</strong>versorgung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />
und ständige <strong>Schmierstoff</strong>anwesenheit<br />
an allen Funktionsflächen. Die<br />
<strong>Schmierstoff</strong>anwesenheit ist nicht bei<br />
allen Schmierverfahren gleich sicher. Eine<br />
überwachte kontinuierliche Ölzuführung<br />
ist eine sichere <strong>Versorgung</strong>. Bei <strong>Lager</strong>ungen<br />
<strong>mit</strong> Ölsumpfschmierung muß <strong>der</strong><br />
Ölstand regelmäßig kontrolliert werden,<br />
wenn hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Betriebssicherheit gestellt werden.<br />
Fettgeschmierte <strong>Lager</strong> sind ausreichend<br />
betriebssicher, wenn die Nachschmierintervalle<br />
o<strong>der</strong> bei for-life geschmierten<br />
<strong>Lager</strong>ungen die Fettgebrauchsdauer<br />
nicht überschritten werden.<br />
Bei Schmierverfahren <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong>ergänzung<br />
in kurzen Intervallen hängt die<br />
Betriebssicherheit von <strong>der</strong> Zuverlässigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong>sgeräte ab. Bei schmutzgeschützten<br />
<strong>Lager</strong>n, d. h. Wälzlagern <strong>mit</strong><br />
Dichtscheiben auf beiden Seiten (z. B.<br />
Clean Bearings für ölgeschmierte Getriebe),<br />
bleibt die Betriebssicherheit nach<br />
Ablauf <strong>der</strong> Fettgebrauchsdauer durch<br />
Schmierung <strong>mit</strong> Öl erhalten.<br />
Ausführliche Hinweise zu den gebräuchlichen<br />
Schmierverfahren sind in<br />
<strong>der</strong> Tabelle, Bild 20, enthalten.<br />
19 FAG
Schmierverfahren<br />
Wahl des Schmierverfahrens<br />
20: Schmierverfahren<br />
<strong>Schmierstoff</strong> Schmierverfahren Geräte für das Konstruktive Erreichbarer Dreh- Geeignete <strong>Lager</strong>bauarten,<br />
Schmierverfahren Maßnahmen zahlkennwert n · d m Betriebsverhalten<br />
in min –1 · mm 1 )<br />
Festschmier- for-life-Schmierung - - Vorwiegend Rillenkugelstoff<br />
≈ 1500 lager<br />
Nachschmierung - -<br />
Fett for-life-Schmierung - - ≈ 0,5 · 10 6 Alle <strong>Lager</strong>bauarten, außer<br />
≈ 1,8 · 10 6 für ge- Axial-Pendelrollenlager,<br />
Nachschmierung Handpresse, Zuführbohrungen, even- eignete Son<strong>der</strong>- jedoch abhängig von<br />
Fettpumpe tuell Fettmengenregler, fette und <strong>Lager</strong>, Drehgeschwindigkeit und<br />
Auffangraum für Altfett Schmierfristen Fettart.<br />
nach Niedrige Reibung und<br />
Sprühschmierung Verbrauchs- Zuführung durch Rohre Diagramm, Bild 33 günstiges Geräuschverschmieranlage<br />
2 ) o<strong>der</strong> Bohrungen, (Seite 36) halten <strong>mit</strong> Son<strong>der</strong>fetten<br />
Auffangraum für Altfett<br />
Öl Ölsumpfschmierung Peilstab, Standrohr, Gehäuse <strong>mit</strong> ausreichen- Alle <strong>Lager</strong>bauarten.<br />
(größere Niveaukontrolle dem Ölvolumen, Über- ≈ 0,5 · 10 6 Geräuschdämpfung<br />
Ölmenge) laufbohrungen, Anschluß abhängig von <strong>der</strong> Ölfür<br />
Kontrollgeräte viskosität, höhere<br />
<strong>Lager</strong>reibung durch<br />
Ölumlaufschmierung Ölzulaufbohrungen, Muß jeweils Ölplanschverluste, gute<br />
durch Eigenförde- <strong>Lager</strong>gehäuse <strong>mit</strong> aus- er<strong>mit</strong>telt werden Kühlwirkung, Abführung<br />
rung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> reichendem Volumen. von Verschleißteilchen<br />
dem <strong>Lager</strong> zuge- För<strong>der</strong>elemente, die auf bei Umlauf- und<br />
ordnete För<strong>der</strong>- Ölviskosität und Dreh- Spritzschmierung<br />
elemente geschwindigkeit abgestimmt<br />
sind. För<strong>der</strong>wirkung<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong> beachten.<br />
Ölumlaufschmierung Umlaufschmier- ausreichend große<br />
anlage 2 ) Bohrungen für Ölzulauf ≈ 1 · 10 6<br />
und Ölablauf<br />
Öleinspritz- Umlaufschmier- Ölzulauf durch gerichtete<br />
schmierung anlage <strong>mit</strong> Düsen, Ölablauf durch bis 4 · 10 6 erprobt<br />
Spritzdüsen 5 ) ausreichend große<br />
Bohrungen<br />
Öl Ölimpulsschmierung Verbrauchsschmier- Ablaufbohrungen ≈ 2 · 10 6 Alle <strong>Lager</strong>bauarten.<br />
(Minimal- Öltropfschmierung anlage 2 ), Tropföler, abhängig von Geräuschdämpfung<br />
menge) Ölsprühschmier- <strong>Lager</strong>bauart, abhängig von <strong>der</strong><br />
anlage Ölviskosität, Ölviskosität,<br />
Ölmenge, Reibung von <strong>der</strong><br />
Ölnebelschmierung Ölnebelanlage 3 ), eventuell konstruktiver Ölmenge und <strong>der</strong><br />
evtl. Ölabschei<strong>der</strong> Absaugvorrichtung Ausbildung Ölviskosität abhängig<br />
Öl-Luft-Schmierung Öl-Luft-Schmier- eventuell<br />
anlage 4 ) Absaugvorrichtung<br />
1 ) Von <strong>Lager</strong>bauart und Einbauverhältnissen abhängig.<br />
2 ) Zentralschmieranlage aus Pumpe, Behälter, Filter, Rohrleitungen, Ventilen, Drosseln.<br />
Umlaufanlage <strong>mit</strong> Ölrückführung, eventuell <strong>mit</strong> Kühler (siehe Bil<strong>der</strong> 21, 22).<br />
Verbrauchsanlage <strong>mit</strong> zeitlich gesteuerten Dosierventilen geringer För<strong>der</strong>menge (5...10 mm 3 /Hub).<br />
3 ) Ölnebelanlage bestehend aus Behälter, Mikronebelöler, Leitungen, Rückverdichterdüsen, Steuerung, Druckluftversorgung (siehe Bild 23).<br />
4 ) Öl-Luft-Schmieranlage bestehend aus Pumpe, Behälter, Leitungen, volumetrischem Öl-Luft-Dosierverteiler, Düsen, Steuerung,<br />
Druckluftversorgung (siehe Bild 24).<br />
5 ) Auslegung <strong>der</strong> Düsen (siehe Bild 51, Seite 45).<br />
FAG 20
2.5 Beispiele zu unterschiedlichen<br />
Schmierverfahren<br />
2.5.1 Zentralschmieranlage<br />
Bild 21: Sie wird eingesetzt bei Verbrauchsschmierung<br />
und Umlaufschmierung.<br />
Eine zeitgesteuerte Pumpe führt Öl<br />
bzw. Fließfett zu Dosierventilen. Mit solchen<br />
Ventilen können Mengen von 5 bis<br />
500 mm 3 je Hub weitergegeben werden.<br />
Die Festlegung <strong>der</strong> Intervallzeit und die<br />
Wahl <strong>der</strong> vom Ventil weitergegebenen<br />
Menge ermöglichen es, auch bei Verwendung<br />
nur einer Pumpe mehrere<br />
<strong>Lager</strong>stellen <strong>mit</strong> unterschiedlichem<br />
<strong>Schmierstoff</strong>bedarf <strong>mit</strong> einer definierten<br />
Menge Öl o<strong>der</strong> Fließfett zu versorgen.<br />
Für Fette <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2 bis 3 eignen<br />
sich sogenannte Zweileitungsanlagen,<br />
Progressivanlagen und Mehrleitungsanlagen.<br />
Bei Mehrleitungsanlagen<br />
versorgt je<strong>der</strong> Pumpenanschluß eine eigene<br />
Schmierstelle <strong>mit</strong> Fett o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> Öl.<br />
21a: Aufbau einer Zentralschmieranlage (Einleitungsanlage). 1 = Pumpe, 2 = Hauptleitung, 3 = Dosierventil,<br />
4 = Schmierstellenleitung, 5 = Schmierstellen, 6 = Steuergerät<br />
21b: Beispiel für ein Dosierventil<br />
a<br />
1<br />
6<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Schmierverfahren<br />
Beispiele<br />
b<br />
21 FAG
Schmierverfahren<br />
Beispiele<br />
2.5.2 Ölumlaufanlage<br />
Bild 22: Bei Ölumlaufschmierung <strong>mit</strong><br />
größeren Mengen kann die Ölaufteilung<br />
auch über Drosseln erfolgen, da die den<br />
<strong>Lager</strong>n zugeführte Ölmenge meistens in<br />
geringen Grenzen schwanken darf. Über<br />
Drosseln können mehrere Liter Öl je Minute<br />
geleitet werden (Kühlschmierung).<br />
Im Ölkreislauf sind je nach Bedarf und<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebssicherheit<br />
vorzusehen: Druckbegrenzungsventil,<br />
Kühler, Filter, Manometer, Thermometer,<br />
Ölstandskontrolle und Behälterheizung.<br />
Die Menge, die das <strong>Lager</strong> durchläßt,<br />
hängt von <strong>der</strong> Ölviskosität und da<strong>mit</strong><br />
auch von <strong>der</strong> Öltemperatur ab.<br />
2.5.3 Ölnebelanlage<br />
Bild 23: Die in einem Druckluftfilter<br />
gereinigte Luft durchläuft eine Venturidüse<br />
und saugt über ein Rohr aus einem<br />
Behälter Öl an. Das angesaugte Öl wird<br />
teilweise als Ölnebel <strong>mit</strong>genommen.<br />
Größere, nicht vernebelte Tropfen fallen<br />
aus dem Luftstrom wie<strong>der</strong> aus und<br />
fließen in den Behälter zurück. Die Öltropfen<br />
im Nebel sind 0,5 bis 2 µm groß.<br />
Der Ölnebel läßt sich gut durch Rohrleitungen<br />
transportieren. Er benetzt aber<br />
schlecht. Daher wird kurz vor dem zu<br />
schmierenden Wälzlager durch eine Ver-<br />
22a: Schema einer Ölumlaufanlage (Beispiel). 1 = Behälter, 2 = Ölpumpenaggregat,<br />
3 = Druckbegrenzungsventil, 4 = elektrische Ölstandskontrolle, 5 = Kühler,<br />
6 = Thermometer, 7 = Manometer, 8 = Filter, 9 = Verteiler (Stromregelventil,<br />
Drossel), 10 = Schmierstelle, 11 = Ölrücklaufleitung.<br />
22b: Beispiel für eine Drossel<br />
1<br />
FAG 22<br />
11 10 10 11<br />
a<br />
7<br />
9<br />
M<br />
2<br />
8<br />
5<br />
9<br />
6<br />
3<br />
4<br />
b<br />
dichterdüse o<strong>der</strong> Rückverneblerdüse<br />
rückverdichtet, so daß das ausgefällte Öl<br />
in makrofeiner Form durch den Luftstrom<br />
zum <strong>Lager</strong> gelangt.<br />
Da die Rückverdichtung nicht immer<br />
voll wirksam ist, muß man in Kauf nehmen,<br />
daß auch Öl <strong>mit</strong> <strong>der</strong> abströmenden<br />
Luft in die Umgebung gelangt. Ölnebel<br />
ist umweltbelastend. Für Ölnebelschmierung<br />
werden Öle bis zur Viskositätsklasse<br />
ISO VG 460 angewandt. Zähe Öle müssen<br />
zum Vernebeln so erwärmt werden,<br />
daß ihre Viskosität unter 300 mm 2 /s<br />
liegt.<br />
2.5.4 Öl-Luft-Schmieranlage<br />
Bild 24: In einer Öl-Luft-Mischeinheit,<br />
Bild 24b, wird Öl über ein Dosierventil<br />
periodisch in einen kontinuierlichen Luftstrom<br />
eingespritzt. Ein Steuer- und Überwachungsgerät<br />
übernimmt die periodische<br />
Schaltung <strong>der</strong> Ölpumpe. Die eingespritzte<br />
Ölmenge wird an <strong>der</strong> Rohrwandung entlang<br />
sicher vom Luftstrom zur <strong>Lager</strong>stelle<br />
transportiert. Zur Führung des Öl-Luft-<br />
Stroms wird ein durchsichtiger Kunststoffschlauch<br />
empfohlen, da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ölfluß beobachtet<br />
werden kann. Der Schlauch soll<br />
eine lichte Weite von 2 bis 4 mm haben<br />
und mindestens 400 mm lang sein, um<br />
eine gleichmäßige Ölzufuhr sicherzustellen.<br />
Die Bildung von Ölnebel wird weitgehend<br />
vermieden. Es können Öle bis ISO<br />
VG 1500 verwendet werden (Viskosität<br />
bei Raumtemperatur ca. 7000 mm 2 /s).<br />
Die Öl-Luft-Schmierung hat gegenüber<br />
<strong>der</strong> Ölnebelschmierung den Vorteil, daß<br />
die größeren Ölteilchen besser auf den<br />
<strong>Lager</strong>flächen haften und das meiste Öl im<br />
<strong>Lager</strong> verbleibt, so daß über die Luftaustrittsöffnungen<br />
nur wenig Öl in die Umgebung<br />
entweicht.
Schmierverfahren<br />
Beispiele<br />
23a: Aufbau einer Ölnebelanlage. 1 = Luftfilter, 2 = Luftzuführung, 3 = Druckregler, 4 = Pumpe, 5 = Hauptleitung,<br />
6 = Ölnebelgerät, 7 = Ölnebelleitung, 8 = Rückverneblerdüsen (Schmierstellen), 9 = Ausblasluftleitung.<br />
23b: Schema eines Ölnebelgerätes (Venturidüse)<br />
1<br />
9<br />
2<br />
8<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Luftzufuhr Venturidüse Öleintritt Prallblech Rohrsystem<br />
Saugrohr<br />
a b<br />
Ölbehälter<br />
24a: Prinzip <strong>der</strong> Öl-Luft-Schmierung (nach Woerner). 1 = zeitgesteuerte Ölpumpe, 2 = Ölleitung, 3 = Luftleitung,<br />
4 = Öl-Luft-Mischeinheit, 5 = Öldosierung, 6 = Luftdosierung, 7 = Mischkammer, 8 = Öl-Luft-Leitung.<br />
24b: Öl-Luft-Mischeinheit<br />
a<br />
1<br />
2<br />
3<br />
5<br />
4<br />
7<br />
6<br />
8<br />
Ölleitung<br />
Luftleitung<br />
b<br />
Nebelaustritt<br />
Öl-Luft-Leitung<br />
zur Schmierstelle<br />
23 FAG
Schmierverfahren · Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Beispiele<br />
2.5.5 Öl- und Fett-Sprühschmierung<br />
Die hierfür erfor<strong>der</strong>liche Anlage hat<br />
den gleichen Aufbau wie die Öl-Luft-<br />
Schmieranlage. Ein Steuergerät öffnet ein<br />
Magnetventil für Sprühluft. Der Luftdruck<br />
betätigt seinerseits ein pneumatisches<br />
<strong>Schmierstoff</strong>-Absperrventil für die<br />
Dauer des Sprühimpulses. Der <strong>Schmierstoff</strong><br />
wird <strong>mit</strong> einer pneumatischen Zentralschmierpresse<br />
dem Sprühkopf zuge-<br />
25: Fett-Sprühkopf<br />
FAG 24<br />
führt. Die Luft nimmt im Sprühkopf,<br />
Bild 25, den zugeführten <strong>Schmierstoff</strong><br />
<strong>mit</strong>. Das entstehende Sprühbild hängt<br />
von <strong>der</strong> Form und <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Öffnung<br />
ab. Erfor<strong>der</strong>lich ist ein Luftdruck<br />
von 1 bis 2 bar. Feine Sprühbil<strong>der</strong> werden<br />
<strong>mit</strong> 4 bis 5 bar erreicht. Es können Fette<br />
<strong>der</strong> Konsistenzklassen 000 bis 3 und Öle<br />
bis zu ISO VG 1500 (Viskosität bei<br />
Raumtemperatur etwa 7000 mm 2 /s) versprüht<br />
werden.<br />
Fett<br />
Luft<br />
3 Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Bei den meisten in <strong>der</strong> Praxis vorkommenden<br />
Betriebsbedingungen stellen<br />
Wälzlager an die Schmierung keine beson<strong>der</strong>s<br />
hohen Anfor<strong>der</strong>ungen. Viele<br />
<strong>Lager</strong> werden sogar im Mischreibungsbereich<br />
betrieben. Will man aber das Leistungsvermögen<br />
<strong>der</strong> Wälzlager voll ausnutzen,<br />
sind die folgenden Hinweise zu<br />
beachten.<br />
Die von den Wälzlagerherstellern<br />
empfohlenen Fette, Öle o<strong>der</strong> Festschmierstoffe<br />
erfüllen die nachfolgend<br />
genannten Spezifikationen für Wälzlagerschmierstoffe.<br />
Sie ermöglichen bei<br />
richtiger Auswahl für einen breiten Drehzahl-<br />
und Belastungsbereich eine zuverlässige<br />
Schmierung.<br />
Wälzlagerfette sind nach DIN 51825<br />
genormt. Sie müssen z. B. bei <strong>der</strong> oberen<br />
Gebrauchstemperaturgrenze in <strong>der</strong> FAG-<br />
Wälzlagerfett-Prüfmaschine FE9<br />
(DIN 51821) eine bestimmte Laufzeit<br />
F50 erreichen.<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e für den Mischreibungsbereich<br />
bei hoher Belastung o<strong>der</strong> <strong>mit</strong><br />
niedriger Betriebsviskosität bei hoher<br />
Temperatur werden aufgrund ihres Reibungs-<br />
und Verschleißverhaltens beurteilt.<br />
Hier kann Verschleiß nur vermieden<br />
werden, wenn trennende Grenzschichten<br />
in den Kontaktzonen entstehen, z. B.<br />
durch die Reaktion von Additiven <strong>mit</strong><br />
den metallischen Oberflächen aufgrund<br />
hohen Drucks und einer dem Additiv<br />
entsprechenden Temperatur im Wälzkontakt.<br />
Zur Prüfung dieser <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
werden FAG-FE8-Prüfstände (E DIN<br />
51819) eingesetzt.<br />
Bei beson<strong>der</strong>s hoch additivierten<br />
Mineralölen, beispielsweise Hypoidölen,<br />
und bei Syntheseölen ist die Verträglichkeit<br />
<strong>mit</strong> Dichtungswerkstoffen und<br />
<strong>Lager</strong>werkstoffen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>mit</strong> dem<br />
Käfigmaterial) zu beachten.
26: Fettauswahl nach verschiedenen Kriterien<br />
Kriterien für die Auswahl des Fettes Eigenschaften des zu wählenden Fettes (siehe auch Abschnitt 3.1)<br />
Betriebsbedingungen Fettauswahl nach Diagramm, Bild 28 (Seite 27).<br />
Drehzahlkennwert n · dm Belastungsverhältnis P/C<br />
Bei hohem Drehzahlkennwert n · dm: Konsistenzklasse 2-3,<br />
bei hohem Belastungsverhältnis P/C: Konsistenzklasse 1-2<br />
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Fett<br />
For<strong>der</strong>ung an Laufeigenschaften<br />
geringe Reibung, auch beim Start Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 1-2 <strong>mit</strong> synthetischem Grundöl niedriger Viskosität<br />
niedrige und konstante Reibung im Beharrungs- Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3-4, Füllungsgrad ≈ 30 % des freien <strong>Lager</strong>raumes o<strong>der</strong><br />
zustand, aber höhere Startreibung zulässig Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2-3, Füllungsgrad < 20 % des freien <strong>Lager</strong>raumes<br />
geringes Laufgeräusch geräuscharmes Fett (hoher Reinheitsgrad) <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2<br />
Einbauverhältnisse<br />
<strong>Lager</strong>achse schräg o<strong>der</strong> senkrecht haftfähiges Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3-4<br />
Außenring dreht, Innenring steht o<strong>der</strong> Fett <strong>mit</strong> hohem Verdickeranteil, Konsistenzklasse 2-4<br />
Fliehkrafteinwirkung auf das <strong>Lager</strong> Füllungsgrad abhängig von <strong>der</strong> Drehzahl<br />
Wartung<br />
häufige Nachschmierung weiches Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 1-2<br />
gelegentliche Nachschmierung, walkstabiles Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2-3, obere Einsatztemperatur<br />
for-life-Schmierung deutlich höher als Betriebstemperatur<br />
Umweltverhältnisse<br />
hohe Temperatur, for-life-Schmierung temperaturstabiles Fett <strong>mit</strong> synthetischem Grundöl und <strong>mit</strong> temperaturstabilem<br />
(evtl. synthetischem) Verdicker<br />
hohe Temperatur, Nachschmierung Fett, das bei hoher Temperatur keine Rückstände bildet, lange Gebrauchsdauer<br />
bei hoher Temperatur<br />
tiefe Temperatur Fett <strong>mit</strong> niedrigviskosem synthetischem Grundöl und geeignetem Verdicker<br />
Konsistenzklasse 1-2<br />
staubige Umgebung festes Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3<br />
Kondenswasser emulgierendes Fett, wie z. B. Natronseifenfett<br />
Spritzwasser wasserabweisendes Fett, z. B. Kalziumseifenfett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3<br />
aggressive Medien (Säuren, Basen usw.) Son<strong>der</strong>fett, bei FAG o<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>hersteller erfragen<br />
radioaktive Strahlung bis Energiedosis 2 · 10 4 J/kg, Wälzlagerfette nach DIN 51 825<br />
bis Energiedosis 2 · 10 7 J/kg, bei FAG zurückfragen<br />
Schwingungsbeanspruchung Lithium EP-Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2, häufige Nachschmierung.<br />
Bei mäßiger Schwingungsbeanspruchung Lithiumseifenfett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3<br />
Vakuum bis 10 –5 mbar, abhängig von Temperatur und Grundöl,<br />
Wälzlagerfette nach DIN 51 825, bei FAG zurückfragen<br />
25 FAG
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Fett<br />
27: Eigenschaften von Schmierfetten<br />
Fettart Eigenschaften<br />
Verdicker Grundöl Temperatur- Tropf- Wasser- Druck- Preis- Eignung Beson<strong>der</strong>e Hinweise<br />
bereich punkt beständig- beständig- rela- für Wälz-<br />
Art Seife °C °C keit keit tion* lager<br />
normal Alu- Mineral- -20...70 120 ++ + 2,5...3 + Quillt <strong>mit</strong> Wasser<br />
minium öl<br />
Kalzium -30...50 80...100 +++ + 0,8 + Gute Dichtwirkung gegen<br />
Wasser<br />
Lithium -35...130 170...200 +++ + 1 +++ Mehrzweckfett<br />
Natrium -30...100 150...190 - ++ 0,9 ++ Emulgiert Wasser<br />
Lithium PAO -60...150 170...200 +++ ++ 4...10 +++ Für tiefe und höhere Temperatur,<br />
hohe Drehzahlen<br />
Lithium Ester -60...130 190 ++ + 5...6 +++ Für tiefe Temperatur,<br />
hohe Drehzahlen<br />
komplex Alu- Mineral- -30...160 260 +++ + 2,5...4 +++ Mehrzweckfett<br />
minium öl<br />
Barium -30...140 220 ++ ++ 4...5 +++ Mehrzweckfett, dampfbest.<br />
Kalzium -30...140 240 ++ ++ 0,9...1,2 +++ Mehrzweckfett, neigt zum<br />
Verhärten<br />
Lithium -30...150 240 ++ ++ 2 ++ Mehrzweckfett<br />
Natrium -30...130 220 + + 3,5 +++ Mehrzweckfett für hohe<br />
Temperatur<br />
Alu- PAO -60...160 260 +++ ++ 10...15 + Für weiten Temperaturminium<br />
bereich, gut för<strong>der</strong>bar<br />
Barium -60...160 220 +++ +++ 15...20 +++ Für tiefe und höhere Temperatur,<br />
für hohe Drehzahlen<br />
Kalzium -60...160 240 +++ +++ 15...20 +++ Für tiefe und höhere Temperatur,<br />
für hohe Drehzahlen<br />
Lithium -40...180 240 ++ +++ 15 +++ Für breiten Temperaturbereich<br />
Barium Ester -40...130 200 ++ ++ 7 +++ Für tiefe Temperatur<br />
Kalzium -40...130 200 +++ ++ 7 +++ und höhere Drehzahlen<br />
Belastung mäßig<br />
Lithium -40...180 240 ++ + 10 +++ Für beson<strong>der</strong>s breiten Temperaturbereich<br />
Lithium Silikon- -40...180 240 ++ - 20 ++ Für beson<strong>der</strong>s breiten Tempeöl<br />
raturbereich, P/C
3.1 Auswahl des geeigneten Fettes<br />
Schmierfette unterscheidet man vor allem<br />
nach ihren Hauptbestandteilen Verdicker<br />
und Grundöl. Als Verdicker werden<br />
meist normale Metallseifen verwendet,<br />
aber auch Komplexseifen sowie Bentonite,<br />
Polyharnstoff, PTFE o<strong>der</strong> FEP. Als<br />
Grundöl eingesetzt wird Mineralöl o<strong>der</strong><br />
Syntheseöl. Die Viskosität des Grundöls<br />
bestimmt zusammen <strong>mit</strong> dem Verdickeranteil<br />
die Konsistenz des Schmierfetts<br />
und den Aufbau des Schmierfilms.<br />
Wie die Schmieröle enthalten die<br />
Schmierfette zusätzlich Wirkstoffe (Additive)<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> chemischen<br />
o<strong>der</strong> physikalischen Fetteigenschaften wie<br />
z. B. <strong>der</strong> Oxidationsstabilität, des Korrosionsschutzes<br />
o<strong>der</strong> des Verschleißschutzes<br />
bei hoher Belastung (EP-Zusätze).<br />
Einen Überblick über die wichtigsten<br />
für die Wälzlagerschmierung geeigneten<br />
Fettarten gibt die Tabelle, Bild 27. Die in<br />
<strong>der</strong> Tabelle enthaltenen Angaben sind<br />
Durchschnittswerte. Die meisten <strong>der</strong> aufgeführten<br />
Fette werden <strong>mit</strong> unterschiedlicher<br />
Walkpenetration hergestellt. Ge-<br />
naue Daten nennen die Fetthersteller.<br />
Anhand <strong>der</strong> Tabelle ist eine erste Orientierung<br />
möglich.<br />
Ausführliche Hinweise zur Fettauswahl<br />
geben die folgenden Ausführungen<br />
und die Zusammenfassung in <strong>der</strong> Tabelle,<br />
Bild 26 (Seite 25).<br />
3.1.1 Beanspruchung durch Drehzahl<br />
und Belastung<br />
Der Einfluß von Drehzahl und Belastung<br />
auf die Fettauswahl ist im Diagramm,<br />
Bild 28, dargestellt. Zur Beurteilung<br />
sind erfor<strong>der</strong>lich:<br />
C [kN] dynamische Tragzahl<br />
P [kN] dynamisch äquivalente<br />
Belastung des <strong>Lager</strong>s<br />
(Berechnung siehe FAG-<br />
Katalog)<br />
n [min –1 ] Drehzahl<br />
d m [mm] <strong>mit</strong>tlerer Durchmesser<br />
k a<br />
(D+d)/2 des <strong>Lager</strong>s<br />
Faktor zur Berücksichtigung<br />
des Gleitreibungsanteils<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>bauart<br />
28: Fettauswahl nach Belastungsverhältnis P/C und lagerbezogenem Drehzahlkennwert k a · n · d m<br />
Bereich N<br />
Normaler Betriebsbereich.<br />
Wälzlagerfette K nach DIN 51825.<br />
Bereich HL<br />
Bereich hoher Belastungen.<br />
Wälzlagerfette KP nach DIN 51825<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e geeignete Fette.<br />
Bereich HN<br />
Bereich hoher Drehzahlen.<br />
Fette für schnell laufende <strong>Lager</strong>.<br />
Bei <strong>Lager</strong>bauarten <strong>mit</strong> k a > 1 Fette KP nach<br />
DIN 51825 o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e geeignete Fette.<br />
k a-Werte<br />
k a = 1 Rillenkugellager, Schrägkugellager,<br />
Vierpunktlager, Pendelkugellager,<br />
radial belastete Zylin<strong>der</strong>rollenlager,<br />
Axial-Rillenkugellager.<br />
k a = 2 Pendelrollenlager, Kegelrollenlager,<br />
Nadellager.<br />
k a = 3 axial belastete Zylin<strong>der</strong>rollenlager,<br />
vollrollige Zylin<strong>der</strong>rollenlager.<br />
P/C bei radial belasteten Wälzlagern<br />
0,9<br />
0,6<br />
0,3<br />
0,15<br />
0,09<br />
0,06<br />
0,03<br />
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Fett<br />
Das Diagramm, Bild 28, ist in drei Beanspruchungsbereiche<br />
aufgeteilt. Bei<br />
radialer Belastung benutzt man die linke<br />
Ordinate, bei axialer Belastung die rechte.<br />
Bei Fällen, die im Bereich N liegen,<br />
können zur Schmierung fast alle Wälzlagerfette<br />
K nach DIN 51 825 verwendet<br />
werden. Ausgenommen sind Fette <strong>mit</strong> extremer<br />
Grundölviskosität und Fette <strong>mit</strong><br />
extremer Konsistenz sowie einige Son<strong>der</strong>fette,<br />
beispielsweise Silikonfette, die nur<br />
bis zu Belastungen von P/C = 0,03 eingesetzt<br />
werden sollen.<br />
Liegen die Beanspruchungen in <strong>der</strong><br />
rechten oberen Ecke des Bereichs N, treten<br />
also gleichzeitig hohe Belastung und<br />
hohe Drehzahl auf, so kann wegen höherer<br />
Betriebstemperatur ein temperaturbeständiges<br />
Fett erfor<strong>der</strong>lich sein. Die obere<br />
Gebrauchstemperatur <strong>der</strong> Fette sollte<br />
deutlich über <strong>der</strong> Betriebstemperatur<br />
liegen.<br />
Im Bereich HL liegen hochbelastete<br />
<strong>Lager</strong>ungen. Hier sollten Fette <strong>mit</strong> höherer<br />
Grundölviskosität, <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />
und eventuell Festschmierstoff-Zusätzen<br />
gewählt werden. Bei hoch belasteten und<br />
HL<br />
N<br />
HN<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,06<br />
0,04<br />
0,02<br />
0,02<br />
0,013<br />
50 000 100 000 200 000 400 000 1 000 000<br />
ka ·n·dm [min-1 ·mm]<br />
P/C bei axial belasteten Wälzlagern<br />
27 FAG
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Fett<br />
langsam laufenden <strong>Lager</strong>n bewirken diese<br />
Zusätze, daß an die Stelle <strong>der</strong> teilweise<br />
fehlenden hydrodynamischen Schmierung<br />
(Teilschmierung) die "chemische<br />
Schmierung" und die Feststoffschmierung<br />
treten.<br />
Die Beanspruchungen im Bereich HN<br />
sind gekennzeichnet durch hohe Drehzahlen<br />
und niedrige Belastungen. Bei hohen<br />
Drehzahlen muß vor allem die vom<br />
Fett verursachte Reibung niedrig sein,<br />
und das Fett sollte gut haften. Diese Voraussetzungen<br />
treffen für Fette <strong>mit</strong> niedrigviskosem<br />
Ester-Grundöl zu. Grundsätzlich<br />
sind die von den Fettherstellern<br />
angegebenen Richtwerte für den zulässigen<br />
Drehzahlkennwert eines Fettes um so<br />
höher, je niedriger die Viskosität des<br />
Grundöls ist.<br />
3.1.2 For<strong>der</strong>ungen an die Laufeigenschaften<br />
Eine geringe, konstante Reibung ist<br />
bei <strong>Lager</strong>ungen von Bedeutung, die Einstellbewegungen<br />
ruckfrei ausführen sollen,<br />
z. B. <strong>Lager</strong>ungen von Teleskopen. In<br />
solchen Fällen finden Lithium-EP-Fette<br />
<strong>mit</strong> hochviskosem Grundöl und MoS 2-<br />
Zusatz Verwendung. Die Reibung muß<br />
auch gering sein, wenn die Antriebsleistung<br />
zum großen Teil von <strong>der</strong> Verlustleistung<br />
des <strong>Lager</strong>s bestimmt wird, beispielsweise<br />
bei kleinen Elektromotoren<br />
geringer Leistung. Laufen solche <strong>Lager</strong>ungen<br />
aus dem kalten Zustand rasch an,<br />
so eignen sich beson<strong>der</strong>s Fette <strong>der</strong> Konsistenzklasse<br />
2 <strong>mit</strong> einem synthetischen<br />
Grundöl niedriger Viskosität.<br />
Für normale Temperatur kann eine<br />
niedrige Reibung – ausgenommen während<br />
<strong>der</strong> kurzen Zeit <strong>der</strong> Fettverteilung –<br />
durch die Wahl eines steiferen Fettes <strong>der</strong><br />
Konsistenzklasse 3 bis 4 erreicht werden.<br />
Von solchen Fetten wird nur wenig von<br />
den umlaufenden <strong>Lager</strong>teilen <strong>mit</strong>geschleppt,<br />
wenn sich überschüssiges Fett<br />
im freien Raum des <strong>Lager</strong>gehäuses absetzen<br />
kann.<br />
Schmierfette für geräuscharme <strong>Lager</strong><br />
dürfen keine festen Bestandteile aufweisen.<br />
Solche Fette sollten deshalb beson<strong>der</strong>s<br />
gefiltert und homogenisiert sein.<br />
Eine höhere Grundölviskosität wirkt be-<br />
FAG 28<br />
son<strong>der</strong>s im oberen Frequenzbereich<br />
geräuschmin<strong>der</strong>nd.<br />
Als Standardfett für geräuscharme Rillenkugellager<br />
wird bei normaler Temperatur<br />
meist ein gefiltertes Lithiumseifenfett<br />
<strong>der</strong> Konsistenzklasse 2 <strong>mit</strong> einer Grundölviskosität<br />
von etwa 60 mm 2 /s bei<br />
40 °C verwendet. FAG <strong>Lager</strong>, die standardmäßig<br />
Deck- o<strong>der</strong> Dichtscheiben<br />
haben, sind <strong>mit</strong> einem beson<strong>der</strong>s geräuscharmen<br />
Fett gefüllt.<br />
3.1.3 Beson<strong>der</strong>e Betriebsbedingungen<br />
und Umwelteinflüsse<br />
Hohe Temperatur tritt auf bei hohen<br />
Belastungen und/o<strong>der</strong> hohen Umfangsgeschwindigkeiten<br />
und bei einer Frem<strong>der</strong>wärmung<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung. Es sind dann<br />
Hochtemperaturfette einzusetzen. Dabei<br />
ist die "Grenztemperatur" (siehe 4.1.3)<br />
des Fettes zu beachten, bei <strong>der</strong>en Überschreitung<br />
die Fettgebrauchsdauer stark<br />
absinkt. Bei Lithiumseifenfett liegt sie bei<br />
ca. 70 °C, bei Hochtemperaturfetten, die<br />
Mineralöl und einen temperaturstabilen<br />
Verdicker enthalten, liegt sie je nach Fettart<br />
bei 80 bis 110 °C. Hochtemperaturfette<br />
<strong>mit</strong> synthetischem Grundöl haben<br />
bei hoher Temperatur weniger Abdampfverluste<br />
und höhere Alterungsbeständigkeit.<br />
Fette <strong>mit</strong> hochviskosem Alkoxyfluoröl<br />
als Grundöl sind in Rillenkugellagern<br />
bis zu einem Drehzahlkennwert<br />
von n · d m = 140 000 min –1 · mm noch<br />
gut geeignet, auch bei einer Temperatur<br />
bis zu 250 °C. Bei mäßiger Temperatur<br />
können Hochtemperaturfette ungünstiger<br />
sein als Standardfette.<br />
Gelegentlich schmiert man bei hoher<br />
Betriebstemperatur die <strong>Lager</strong> auch <strong>mit</strong><br />
weniger temperaturstabilen Fetten, wobei<br />
in kurzen Zeitabständen nachgeschmiert<br />
werden muß. Dafür sind Fette zu wählen,<br />
die sich während <strong>der</strong> Verweilzeit im <strong>Lager</strong><br />
nicht verfestigen. Eine Verfestigung behin<strong>der</strong>t<br />
den Fettaustausch und kann zum<br />
Blockieren des <strong>Lager</strong>s führen.<br />
Bei tiefer Temperatur kann <strong>mit</strong> Tieftemperaturfetten<br />
eine niedrigere Startreibung<br />
erreicht werden als <strong>mit</strong> Standardfetten.<br />
Tieftemperaturfette sind Schmierfette<br />
<strong>mit</strong> niedrigviskosem Grundöl und<br />
meist Lithiumseife als Verdicker. Mehrzweckfette<br />
sind bei Verwendung im Tieftemperaturbereich<br />
sehr steif und verursachen<br />
daher eine hohe Startreibung. Bei<br />
gleichzeitig niedriger <strong>Lager</strong>belastung<br />
kann dann im <strong>Lager</strong> Schlupf <strong>mit</strong> Verschleiß<br />
an den Rollkörpern und Laufbahnen<br />
auftreten. Die Ölabgabe und da<strong>mit</strong><br />
die Schmierwirkung von Standard-,<br />
Hochlast- und Hochtemperaturfetten ist<br />
bei niedriger Temperatur deutlich herabgesetzt.<br />
Die untere Temperatureinsatzgrenze<br />
wird entsprechend DIN 51 825<br />
nach <strong>der</strong> För<strong>der</strong>barkeit festgelegt. Diese<br />
Begrenzung bedeutet nicht, daß bei dieser<br />
Temperatur die Schmierung ausreicht.<br />
Ab einer bestimmten Mindestdrehzahl<br />
wirkt sich die tiefe Temperatur in Verbindung<br />
<strong>mit</strong> einer ausreichenden Belastung<br />
aber meistens nicht schädlich aus. Nach<br />
kurzer Laufzeit steigt auch bei Mehrzweckfetten<br />
die Temperatur auf übliche<br />
Werte an. Nachdem das Fett verteilt ist,<br />
sinkt die Reibung auf normale Werte ab.<br />
Generell kritisch sind jedoch <strong>Lager</strong>ungen,<br />
die unter extremer Kühlwirkung<br />
betrieben werden, beson<strong>der</strong>s wenn sie<br />
sich nur gelegentlich o<strong>der</strong> sehr langsam<br />
drehen.<br />
Kondenswasser kann sich in <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung<br />
bilden und zu Korrosion führen,<br />
wenn die Maschine in feuchter Umgebung<br />
arbeitet, z. B. im Freien, und die<br />
<strong>Lager</strong>ung während längerer Betriebspausen<br />
abkühlt. Kondenswasser tritt beson<strong>der</strong>s<br />
dann auf, wenn große Freiräume im<br />
<strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> Gehäuse vorliegen. Günstig<br />
sind dann Natron- und Lithiumseifenfette.<br />
Natronseifenfett nimmt größere Mengen<br />
Wasser auf, d. h. es emulgiert <strong>mit</strong><br />
Wasser, wird aber unter Umständen so<br />
weich, daß es aus dem <strong>Lager</strong>raum austritt.<br />
Lithiumseifenfett emulgiert nicht<br />
<strong>mit</strong> Wasser, es bietet <strong>mit</strong> entsprechenden<br />
Zusätzen einen guten Korrosionsschutz.<br />
Bei Spritzwassereinwirkung wird ein<br />
wasserabweisendes Fett empfohlen, z. B .<br />
ein Kalziumseifenfett <strong>der</strong> Konsistenzklasse<br />
3. Weil Kalziumseifenfette kein<br />
Wasser binden, enthalten sie einen Rostschutzzusatz.<br />
Beständig gegen beson<strong>der</strong>e Medien<br />
(kochendes Wasser, Dampf, Laugen, Säuren,<br />
aliphatische und chlorierte Kohlenwasserstoffe)<br />
sind gewisse Son<strong>der</strong>fette.
Liegen solche Bedingungen vor, sollte<br />
FAG befragt werden.<br />
Eine Unterstützung <strong>der</strong> Dichtung<br />
durch Fett trägt dazu bei, Verunreinigungen<br />
vom <strong>Lager</strong> fernzuhalten. Steife<br />
Fette (Konsistenzklasse 3 o<strong>der</strong> höher) bilden<br />
am Wellendurchtritt einen schützenden<br />
Kragen, halten sich gut im Dichtspalt<br />
von Labyrinthen und betten Fremdkörper<br />
ein. Bei berührenden Dichtungen<br />
muß das Fett auch die Gleitfläche Dichtlippe/Welle<br />
schmieren. Es ist die Verträglichkeit<br />
des Fettes <strong>mit</strong> dem Dichtungsmaterial<br />
zu überprüfen.<br />
Kritische Belastungen durch radioaktive<br />
Strahlung können beispielsweise<br />
in Kernkraftanlagen auf die <strong>Lager</strong>ung<br />
und da<strong>mit</strong> auf das Fett einwirken. Maßgebend<br />
ist die gesamte Energiedosis, also<br />
entwe<strong>der</strong> die Strahleneinwirkung kleiner<br />
Intensität über lange Zeit o<strong>der</strong> hoher Intensität<br />
(Energiedosisrate) über kurze<br />
Zeit. Hierbei darf die Energiedosisrate allerdings<br />
einen Wert von 10 J/(kg · h)<br />
nicht überschreiten. Folgen von Strahlungsbeanspruchung<br />
sind Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Konsistenz und des Tropfpunktes, Verdampfungsverluste<br />
und Gasentwicklung.<br />
Die Gebrauchsdauer eines durch Strahlung<br />
beanspruchten Fettes errechnet sich<br />
29: Wirkung von <strong>Schmierstoff</strong>zusätzen<br />
Zusätze (Additive) Wirkung <strong>der</strong> Zusätze<br />
aus t = S/R, sofern nicht an<strong>der</strong>e Beanspruchungskriterien<br />
zu einer geringeren<br />
Gebrauchsdauer führen. In dieser Formel<br />
sind t die Gebrauchsdauer in h, S die für<br />
das Fett mögliche Energiedosis in J/kg, R<br />
die Energiedosisrate in J/(kg h). Normale<br />
Fette vertragen eine Energiedosis bis<br />
S = 2 · 10 4 J/kg, beson<strong>der</strong>s strahlungsresistente<br />
Son<strong>der</strong>fette eine Energiedosis bis<br />
S = 2 · 10 7 J/kg, wenn Gammastrahlung<br />
vorliegt (siehe auch Anhang, Stichwort<br />
Strahlung). Im Primärkreislauf von Kernkraftanlagen<br />
sind bestimmte Stoffe (beispielsweise<br />
Molybdändisulfid, Schwefel,<br />
Halogene) starken Verän<strong>der</strong>ungen unterworfen.<br />
Es ist daher darauf zu achten,<br />
daß im Primärkreislauf eingesetzte Fette<br />
solche Stoffe nicht enthalten.<br />
Schwingungen bringen bei vielen Fetten<br />
eine häufige, zufällige Fettergänzung<br />
an den Kontaktflächen durch Fettumverteilung<br />
am und im <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> sich; sie<br />
können das Fett in Öl und Verdicker aufspalten.<br />
Es wird empfohlen, ein Fett nach<br />
<strong>der</strong> Tabelle, Bild 26, zu wählen und kurzfristig,<br />
z. B. wöchentlich, nachzuschmieren.<br />
Günstige Erfahrungen liegen auch<br />
<strong>mit</strong> schwingungsstabilen Mehrzweckfetten<br />
<strong>der</strong> Konsistenzklasse 3 vor, beispielsweise<br />
bei Vibrationsmotoren.<br />
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Fett<br />
Bei <strong>Lager</strong>ungen im Vakuum verdampft<br />
das Grundöl des Fettes je nach<br />
Unterdruck und Temperatur <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Zeit. Deck- und Dichtscheiben halten<br />
das Fett im <strong>Lager</strong> und verringern Abdampfverluste.<br />
Die Fettwahl erfolgt nach<br />
<strong>der</strong> Tabelle, Bild 26.<br />
Bei schräg und senkrecht angeordneten<br />
Wellen besteht die Gefahr, daß das<br />
Fett infolge <strong>der</strong> Schwerkraft aus dem <strong>Lager</strong><br />
austritt. Es sollte nach <strong>der</strong> Tabelle,<br />
Bild 26 (Seite 25), ein haftfähiges Fett <strong>der</strong><br />
Konsistenzklasse 3 bis 4 vorgesehen werden,<br />
das <strong>mit</strong> Stauscheiben im <strong>Lager</strong> gehalten<br />
wird.<br />
Bei häufig stoßartiger Beanspruchung<br />
o<strong>der</strong> sehr hoher Belastung sind Fette <strong>der</strong><br />
Konsistenzklasse 1 bis 2 <strong>mit</strong> hoher Grundölviskosität<br />
(ISO VG 460 bis ISO VG<br />
1500) von Vorteil. Diese Fette bilden einen<br />
dicken hydrodynamischen Schmierfilm,<br />
<strong>der</strong> Stöße gut dämpft und Verschleiß<br />
besser verhin<strong>der</strong>t als eine durch<br />
EP-Zusätze erreichte chemisch wirksame<br />
Schmierung. Nachteil <strong>der</strong> Fette <strong>mit</strong><br />
hoher Grundölviskosität ist, daß wegen<br />
ihrer geringen Ölabgabe die wirksame<br />
Anwesenheit des <strong>Schmierstoff</strong>s durch<br />
Oxidationsinhibitoren Verhin<strong>der</strong>n die frühzeitige Entstehung von Alterungsrückständen<br />
Korrosionsschutzstoffe Verhin<strong>der</strong>n Korrosion auf Metallflächen<br />
Detergentien Alterungsrückstände werden abgelöst<br />
Dispersantien Schlammbildende, unlösliche Verbindungen werden in Schwebe gehalten.<br />
Es kommt nicht zu Ablagerungen auf Metallteilen. Auch Wasser wird als stabile Emulsion<br />
in Schwebe gehalten.<br />
Schmierungsverbessernde polare Zusätze Verringern Reibung und Verschleiß beim Betrieb im Mischreibungsbereich<br />
EP-Zusätze, Verschleißschutzzusätze Verringern Reibung und Verschleiß, Fressen wird reduziert<br />
Rostschutzstoffe Rostverhin<strong>der</strong>ung auf Metallteilen während Stillstandsperioden<br />
Metalldeaktivatoren Katalytische Einflüsse von Metallen auf den Oxidationsprozeß werden vermieden<br />
Pourpointverbesserer Pourpoint wird herabgesetzt<br />
Viskositätsindexverbesserer Min<strong>der</strong>ung des Viskositätsabfalls bei zunehmen<strong>der</strong> Temperatur<br />
Schauminhibitoren Schaumbildung wird verringert<br />
29 FAG
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Fett · Öl<br />
hohen Füllungsgrad o<strong>der</strong> kurzfristigeres<br />
Nachschmieren gesichert werden muß.<br />
Fettwahl für for-life-Schmierung o<strong>der</strong><br />
für häufige Nachschmierung nach <strong>der</strong><br />
Tabelle, Bild 26 (Seite 25). Anhand <strong>der</strong> in<br />
den Tabellen, Bil<strong>der</strong> 26 und 27, aufgelisteten<br />
Beanspruchungen kann man die<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Eigenschaften des<br />
Schmierfetts festlegen und danach ein<br />
geeignetes FAG-Fett o<strong>der</strong> ein Fett aus den<br />
Listen <strong>der</strong> Fetthersteller wählen. Im<br />
Zweifelsfall bitte bei FAG rückfragen.<br />
3.2 Auswahl des geeigneten Öles<br />
Zur Schmierung von Wälzlagern sind<br />
grundsätzlich Mineralöle und Synthese-<br />
30: Kennwerte verschiedener Öle<br />
FAG 30<br />
öle geeignet. Schmieröle auf Mineralölbasis<br />
werden heute am häufigsten verwendet.<br />
Diese Mineralöle müssen mindestens<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen nach DIN 51 501 erfüllen.<br />
Son<strong>der</strong>öle, oft synthetische Öle,<br />
werden eingesetzt, wenn extreme<br />
Betriebsbedingungen vorliegen o<strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beständigkeit<br />
des Öles bei erschwerten Bedingungen<br />
(Temperatur, Strahlung usw.) gestellt<br />
werden. Namhafte Ölhersteller weisen<br />
eigene erfolgreiche FE8-Prüfungen<br />
nach. Wichtige chemisch-physikalische<br />
Daten von Ölen und Angaben zu ihrer<br />
Eignung sind in <strong>der</strong> Tabelle, Bild 30, enthalten.<br />
Die Wirkung von Zusätzen zeigt<br />
die Tabelle, Bild 29. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
haben die Zusätze für den <strong>Lager</strong>betrieb<br />
im Mischreibungsbereich.<br />
3.2.1 Empfohlene Ölviskosität<br />
Die erreichbare Lebensdauer und die<br />
Sicherheit gegen Verschleiß sind um so<br />
höher, je besser die Kontaktflächen durch<br />
einen Schmierfilm getrennt sind. Da die<br />
Schmierfilmdicke <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Viskosität des<br />
Öles zunimmt, sollte nach Möglichkeit<br />
ein Öl <strong>mit</strong> hoher Betriebsviskosität � gewählt<br />
werden. Sehr lange Lebensdauer<br />
läßt sich erreichen, wenn das Viskositätsverhältnis<br />
� = �/� 1 = 3 ... 4 beträgt, Diagramme,<br />
Bil<strong>der</strong> 5 bis 7. Hochviskose<br />
Öle bringen jedoch nicht nur Vorteile.<br />
Mit steigen<strong>der</strong> Viskosität nimmt die<br />
<strong>Schmierstoff</strong>reibung zu; bei tiefer, aber<br />
auch bei normaler Temperatur können<br />
Probleme <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Zu- und Abführung<br />
des Öles auftreten (Stau).<br />
Ölart Mineralöl Polyalpha- Polyglykol Ester Silikonöl Alkoxyolefine<br />
(wasser- fluoröl<br />
unlöslich)<br />
Viskosität bei 40 °C in mm 2 /s 2...4500 15...1500 20...2000 7...4000 4...100 000 20...650<br />
Einsatz für Ölsumpf-Temperatur<br />
in °C bis 100 150 100...150 150 150...200 150...220<br />
Einsatz für Ölumlauf-Temperatur<br />
in °C bis 150 200 150...200 200 250 240<br />
Pourpoint in °C -20 2 ) -40 2 ) -40 -60 2 ) -60 2 ) -30 2 )<br />
Flammpunkt in °C 220 230...260 2 ) 200...260 220...260 300 2 ) -<br />
Verdampfungsverluste mäßig niedrig mäßig bis hoch niedrig niedrig 2 ) sehr niedrig 2 )<br />
Wasserbeständigkeit gut gut gut 2 ), schlecht mäßig<br />
trennbar, da bis gut 2 ) gut gut<br />
gleiche Dichte<br />
V-T-Verhalten mäßig mäßig bis gut gut gut sehr gut mäßig bis gut<br />
Eignung für hohe Temperaturen<br />
(≈ 150 °C) mäßig gut mäßig bis gut 2 ) gut 2 ) sehr gut sehr gut<br />
Eignung für hohe Last sehr gut 1 ) sehr gut 1 ) sehr gut 1 ) gut schlecht 2 ) gut<br />
Verträglichkeit <strong>mit</strong> Elastomeren gut gut 2 ) mäßig, mäßig bis sehr gut gut<br />
bei Anstrichen schlecht<br />
prüfen<br />
Preisrelationen 1 6 4...10 4...10 40...100 200...800<br />
1 ) <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />
2 ) abhängig vom Öltyp
Das Öl ist daher so zäh zu wählen, daß<br />
sich eine möglichst hohe Ermüdungslaufzeit<br />
ergibt, aber auch ständig die ausreichende<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Öl<br />
sichergestellt ist.<br />
In Einzelfällen kann die Betriebsviskosität<br />
nicht in <strong>der</strong> gewünschten Höhe<br />
realisiert werden,<br />
– weil die Ölauswahl noch von an<strong>der</strong>en<br />
Komponenten <strong>der</strong> Maschine bestimmt<br />
wird und diese ein dünnflüssiges Öl<br />
erfor<strong>der</strong>n,<br />
– weil für eine Umlaufschmierung ein<br />
ausreichend fließfähiges Öl vorgesehen<br />
werden soll, um Verunreinigungen<br />
und Wärme aus <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung abführen<br />
zu können,<br />
– weil zeitweise höhere Temperatur o<strong>der</strong><br />
sehr niedrige Umfangsgeschwindigkeit<br />
vorliegt und dann die Betriebsviskosität,<br />
die <strong>mit</strong> dem zähesten anwendbaren<br />
Öl erreicht werden kann, noch<br />
unterhalb <strong>der</strong> angestrebten Viskosität<br />
liegt.<br />
In solchen Fällen kann auch ein Öl<br />
verwendet werden, das eine niedrigere<br />
Viskosität als die empfohlene hat. Dann<br />
muß das Öl jedoch wirksame EP-Zusätze<br />
enthalten und seine Eignung durch eine<br />
Prüfung auf dem FAG Prüfstand FE8<br />
nachgewiesen sein. An<strong>der</strong>enfalls ist je<br />
nach Abweichung vom Sollwert <strong>mit</strong> vermin<strong>der</strong>ter<br />
Ermüdungslaufzeit und Verschleißerscheinungen<br />
an den Funktionsflächen<br />
zu rechnen, wie die Berechnung<br />
<strong>der</strong> "erreichbaren Lebensdauer" ausweist.<br />
Bei beson<strong>der</strong>s hoch additivierten Mineralölen<br />
ist die Verträglichkeit <strong>mit</strong> Dichtungswerkstoffen<br />
und Käfigwerkstoffen<br />
zu beachten.<br />
3.2.2 Ölauswahl nach Betriebsbedingungen<br />
– Normale Betriebsbedingungen:<br />
Bei normalen Betriebsbedingungen<br />
(Atmosphärendruck, Temperatur<br />
maximal 100 °C bei Ölsumpf und<br />
150 °C bei Ölumlauf, Belastungsverhältnis<br />
P/C < 0,1, Drehzahl bis zur<br />
zulässigen Drehzahl) können unlegierte<br />
Öle, bevorzugt aber inhibierte Öle<br />
(Korrosions- und Alterungsschutz,<br />
Kennbuchstabe L nach DIN 51 502)<br />
verwendet werden. Wenn die gegebenen<br />
Viskositätsempfehlungen nicht<br />
eingehalten werden können, sind Öle<br />
<strong>mit</strong> geeigneten EP-Additiven und Verschleißschutzzusätzen<br />
vorzusehen.<br />
– Hohe Drehzahlkennwerte:<br />
Liegen hohe Umfangsgeschwindigkeiten<br />
vor (k a · n · d m > 500 000 min –1 · mm),<br />
ist ein oxidationsstabiles Öl <strong>mit</strong> guter<br />
Schaumdämpfung und <strong>mit</strong> günstigem<br />
Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />
(V-T-Verhalten) vorteilhaft, bei dem<br />
die Viskosität <strong>mit</strong> steigen<strong>der</strong> Temperatur<br />
weniger stark abnimmt. Geeignete<br />
synthetische Öle <strong>mit</strong> gutem V-T-Verhalten<br />
sind Ester, Polyalphaolefine<br />
und Polyglykole. In <strong>der</strong> Anlaufphase,<br />
wenn die Temperatur meistens niedrig<br />
ist, wird hohe Planschreibung und da<strong>mit</strong><br />
Erwärmung vermieden; bei <strong>der</strong><br />
höheren Beharrungstemperatur bleibt<br />
eine ausreichende Viskosität zur Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> Schmierung erhalten.<br />
- Hohe Belastungen:<br />
Sind die <strong>Lager</strong> hoch belastet<br />
(P/C > 0,1) o<strong>der</strong> ist die Betriebsviskosität<br />
� kleiner als die Bezugsviskosität<br />
� 1, sollten Öle <strong>mit</strong> Verschleißschutzzusätzen<br />
verwendet werden (EP-Öle,<br />
Kennbuchstabe P nach DIN 51 502).<br />
EP-Zusätze min<strong>der</strong>n die schädlichen<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> stellenweise auftretenden<br />
metallischen Berührung.<br />
Die Eignung von EP-Additiven ist unterschiedlich<br />
und meist stark temperaturabhängig.<br />
Die Wirksamkeit kann<br />
nur durch eine Prüfung im Wälzlager<br />
(FAG Prüfstand FE8) beurteilt werden.<br />
- Hohe Temperatur:<br />
Bei Ölen für hohe Betriebstemperaturen<br />
hat neben <strong>der</strong> Einsatztemperaturgrenze<br />
das V-T-Verhalten beson<strong>der</strong>e<br />
Bedeutung. Die Auswahl ist anhand<br />
von Öleigenschaften zu treffen, siehe<br />
Abschnitt 3.2.3.<br />
3.2.3 Ölauswahl nach Öleigenschaften<br />
Mineralöle sind nur bis ca. 150 °C beständig.<br />
Je nach Temperatur und Verweilzeit<br />
im Heißbereich entstehen Alterungs-<br />
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Öl<br />
produkte, die die Schmierwirkung beeinträchtigen<br />
und sich als feste Rückstände<br />
(Ölkohle) im <strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> in <strong>Lager</strong>nähe absetzen.<br />
Mineralöle sind bei Wasserzutritt<br />
nur bedingt gut einsetzbar, auch wenn sie<br />
Wirkstoffe zur Verbesserung <strong>der</strong> Wasserverträglichkeit<br />
enthalten. Es werden zwar<br />
Korrosionsschäden vermieden, aber das<br />
in Form einer stabilen Emulsion vorliegende<br />
Wasser kann zu vermin<strong>der</strong>ter Lebensdauer<br />
und erhöhter Rückstandsbildung<br />
führen. Der zulässige Wasseranteil<br />
kann zwischen wenigen Promillen<br />
und mehreren Prozenten liegen. Er ist<br />
vom Ölaufbau und <strong>der</strong> Additivierung abhängig.<br />
Ester (Diester und sterisch gehin<strong>der</strong>te<br />
Ester) sind thermisch stabil (–60 bis<br />
+200 °C), haben ein günstiges V-T-Verhalten,<br />
zeigen eine geringe Flüchtigkeit<br />
und eignen sich daher gut für den Einsatz<br />
bei hohen Drehzahlkennwerten und<br />
hoher Temperatur. Ester sind meist <strong>mit</strong><br />
Mineralölen mischbar und können <strong>mit</strong><br />
Zusätzen angereichert werden. Bei Zutritt<br />
von Wasser reagieren Ester je nach Typ<br />
unterschiedlich. Manche Arten verseifen<br />
und spalten sich in ihre Komponenten<br />
auf, hauptsächlich dann, wenn sie basische<br />
Zusätze enthalten.<br />
Polyalkylenglykole haben ein günstiges<br />
V-T-Verhalten und einen tiefen<br />
Stockpunkt. Sie eignen sich daher für den<br />
Einsatz bei hoher und tiefer Temperatur<br />
(–50 bis +200 °C). Ihre hohe Oxidationsbeständigkeit<br />
ermöglicht es, im Hochtemperaturbetrieb<br />
die Ölwechselintervalle<br />
auf den 2- bis 5fachen Wert <strong>der</strong> bei<br />
Mineralöl üblichen Intervalle anzuheben.<br />
Die meisten als <strong>Schmierstoff</strong>e eingesetzten<br />
Polyalkylenglykole sind nicht wasserlöslich,<br />
und sie haben ein schlechtes Wasserabscheidevermögen.<br />
Grundsätzlich<br />
sind Polyalkylenglykole nicht <strong>mit</strong> Mineralölen<br />
mischbar. Zu beachten ist, daß ihr<br />
Druck-Viskositäts-Koeffizient kleiner ist<br />
als <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Öle. Polyalkylenglykole<br />
können unter Umständen Dichtungen<br />
und Lack im Gehäuse sowie Käfige, z. B.<br />
aus Aluminium, angreifen.<br />
31 FAG
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Öl<br />
Polyalphaolefine sind synthetisch hergestellteKohlenwasserstoff-Verbindungen,<br />
die sich in einem breiten Temperaturbereich<br />
(–40 bis +200 °C) einsetzen<br />
lassen. Ihre gute Oxidationsbeständigkeit<br />
führt dazu, daß im Vergleich zu ähnlich<br />
viskosen Mineralölen bei gleichen Bedingungen<br />
eine mehrfache Standzeit erreicht<br />
wird. Polyalphaolefine sind in jedem Verhältnis<br />
<strong>mit</strong> Mineralölen mischbar. Sie<br />
haben ein gutes Viskositäts-Temperatur-<br />
Verhalten.<br />
Silikonöle (Phenyl-Methyl-Siloxane)<br />
können bei extremer Temperatur (–60 bis<br />
+250 °C) eingesetzt werden, denn sie<br />
weisen ein günstiges V-T-Verhalten auf,<br />
haben eine geringe Flüchtigkeit und sind<br />
thermisch sehr stabil. Ihre Belastbarkeit<br />
(P/C ≤ 0,03) und ihr Verschleißschutzvermögen<br />
sind allerdings gering.<br />
FAG 32<br />
Alkoxyfluoröle sind oxidations- und<br />
auch wasserbeständig, aber teuer. Der<br />
Druck-Viskositäts-Koeffizient und die<br />
Dichte sind höher als bei Mineralölen <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> gleichen Viskosität. Ihr Temperatur-<br />
Einsatzbereich ist –30 bis +240 °C.<br />
Schwer entflammbare Hydraulikflüssigkeiten<br />
nehmen eine Son<strong>der</strong>stellung<br />
ein. Sie werden aus sicherheitstechnischen<br />
Gründen seit vielen Jahren im Untertagebetrieb<br />
im Bergbau, auf Schiffen,<br />
in Flugzeugen und feuergefährdeten Industrieanlagen<br />
eingesetzt. Gründe für<br />
ihre zunehmende Verwendung sind:<br />
– bessere Entsorgung als Mineralöl<br />
– Preis<br />
– Verfügbarkeit<br />
– Brandschutz<br />
Die schwer entflammbaren Hydraulikflüssigkeiten<br />
müssen definierte Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllen hinsichtlich Schwerent-<br />
flammbarkeit, Arbeitshygiene und ökologischer<br />
Unbedenklichkeit. Die unterschiedlichen<br />
Flüssigkeitsgruppen sind im<br />
7. Luxemburger Bericht definiert, siehe<br />
Tabelle, Bild 31.<br />
Anwendungsbeispiele:<br />
Die Flüssigkeitstypen HFA-E und<br />
HFA-S <strong>mit</strong> bis zu 99 Vol.-% Wasser werden<br />
vorwiegend in Chemieanlagen,<br />
hydraulischen Pressen und im hydraulischen<br />
Strebausbau eingesetzt.<br />
Die Flüssigkeiten des Typs HFC <strong>mit</strong><br />
bis zu 45 Vol.-% Wasser wendet man<br />
meist in Arbeitsmaschinen an, z. B. in<br />
Hydrola<strong>der</strong>n, Bohrhämmern und Druckmaschinen.<br />
Die synthetischen HFD-Flüssigkeiten<br />
werden in Seilbahnmaschinen, Walzenla<strong>der</strong>n,<br />
hydrostatischen Kupplungen,<br />
Pumpen sowie in Druckmaschinen verwendet.<br />
31: Einteilung <strong>der</strong> schwer entflammbaren Hydraulikflüssigkeiten nach dem 7. Luxemburger Bericht und weitere Kenndaten<br />
Flüssigkeits- Zusammensetzung ISO VG Üblicher Schwer- Dichte Normen Erreichbarer<br />
gruppe <strong>der</strong> Flüssigkeit Klasse Betriebstempe- entflamm- bei 15 °C und a 23-Faktor<br />
raturbereich barkeit Vorschriften<br />
°C g/cm 3<br />
HFA-E Öl-in-Wasser-Emulsion <strong>mit</strong><br />
Emulgierölgehalt max. 20 Vol.-%,<br />
übliche Gehalte 1 bis 5 Vol.-% keine +5 ... +55 sehr gut ca. 1 DIN 24 320 < 0,05<br />
HFA-S in Wasser gelöste Flüssigkeits- Festlegung<br />
konzentrate<br />
üblicher Gehalt ≤ 10 Vol.-%<br />
HFB Öl-in-Wasser-Emulsion <strong>mit</strong> 32, 46, +5 ... +60 gut 0,92 ... 1,05 -<br />
ca. 40 Vol.-% Wasser 68, 100<br />
HFB-LT*<br />
HFC Wäßrige Polymerlösung (Polyglykole) 15, 22, 32, -20 ... +60 sehr gut 1,04 ... 1,09 < 0,2<br />
<strong>mit</strong> mindestens 35 Vol.-% Wasser 46, 68, 100<br />
HFD Wasserfreie Flüssigkeiten 15, 22, 32, -20 ... +150 gut 1,10 ... 1,45 VDMA 24317<br />
46, 68, 100<br />
HFD-R Phosphorsäureester < 0,8<br />
HFD-S chlorierte Kohlenwasserstoffe < 0,5<br />
HFD-T Gemisch aus Phosphorsäureester und<br />
chlorierten Kohlenwasserstoffen < 1<br />
HFD-U an<strong>der</strong>e Verbindungen ≤ 1<br />
(z. B. synth.<br />
Ester)<br />
* Der Zusatz LT kennzeichnet HFB-Flüssigkeiten, die eine gute Emulsionsbeständigkeit bei niedrigen Temperaturen haben und so<strong>mit</strong> besser für<br />
Langzeitlagerung geeignet sind.
3.3 Auswahl von Festschmierstoffen<br />
Mit Festschmierstoffen wird nur in<br />
Son<strong>der</strong>fällen geschmiert, bei denen Keramiklager<br />
o<strong>der</strong> eine Schmierung <strong>mit</strong> Fett<br />
o<strong>der</strong> Öl nicht möglich sind. Solche Anwendungsfälle<br />
sind beispielsweise<br />
– <strong>Lager</strong>ungen im Vakuum, wo Öl intensiv<br />
abdampft<br />
– <strong>Lager</strong>ungen bei extrem hoher Temperatur,<br />
z. B. Brennofenwagen <strong>der</strong> keramischen<br />
Industrie<br />
– <strong>Lager</strong>ungen, bei denen infolge <strong>der</strong> auftretenden<br />
Kräfte Öl o<strong>der</strong> Fett auf<br />
Dauer nicht im <strong>Lager</strong> verbliebe, z. B.<br />
bei Verstellschaufellagerungen von Gebläsen<br />
(Fliehkraft)<br />
– <strong>Lager</strong>ungen in den Bereichen Kernund<br />
Raumfahrttechnik bei hoher<br />
radioaktiver Bestrahlung<br />
Die gebräuchlichsten Festschmierstoffe<br />
sind Graphit und Molybdändisulfid<br />
(MoS 2). Sie werden als Pulver, gebunden<br />
<strong>mit</strong> Öl als Paste o<strong>der</strong> in Verbindung<br />
<strong>mit</strong> Kunststoff als Gleitlack verwendet.<br />
Zu den Festschmierstoffen zählen auch<br />
Polytetrafluoräthylen (PTFE) und<br />
Weichmetallfilme (beispielsweise Kupfer<br />
o<strong>der</strong> Gold). Sie werden allerdings nur selten<br />
vorgesehen.<br />
Die Oberflächen werden meist phosphatiert,<br />
um eine bessere Haftung des<br />
Pulverfilms zu erreichen. Stabilere<br />
Schichten erhält man durch Aufbringen<br />
von Gleitlack auf phosphatierten Oberflächen.<br />
Gleitlackfilme sind allerdings<br />
nur bei geringer Belastung anwendbar.<br />
Beson<strong>der</strong>s dauerhaft sind Metallfilme, die<br />
elektrolytisch abgeschieden o<strong>der</strong> durch<br />
Kathodenzerstäubung im Ultrahochvakuum<br />
aufgebracht sind. Günstig ist<br />
eine Nachbehandlung <strong>mit</strong> Molybdändisulfid.<br />
Bei einer Schmierung <strong>mit</strong> Feststoffen<br />
verringert sich die <strong>Lager</strong>luft um<br />
den 4fachen Betrag <strong>der</strong> Festschmierstoff-<br />
Schichtstärke im Kontakt. Es sind deshalb<br />
Wälzlager <strong>mit</strong> entsprechend größerer<br />
<strong>Lager</strong>luft vorzusehen. Die thermische<br />
und chemische Beständigkeit von Festschmierstoffen<br />
ist begrenzt.<br />
Langsam umlaufende Wälzlager<br />
(n · d m < 1 500 min –1 · mm) können <strong>mit</strong><br />
Molybdändisulfid- o<strong>der</strong> Graphit-Pasten<br />
geschmiert werden. Das in <strong>der</strong> Paste enthaltene<br />
Öl verdampft bei einer Temperatur<br />
von etwa 200 °C nahezu rückstandsfrei.<br />
Liegt <strong>der</strong> Drehzahlkennwert über<br />
n · d m = 1 500 min –1 · mm, werden Wälzlager<br />
statt <strong>mit</strong> Pasten meist <strong>mit</strong> Pulver<br />
o<strong>der</strong> Gleitlack geschmiert. Ein Pulverfilm<br />
wird durch Einreiben von Festschmierstoff<br />
in die mikroskopisch feinen Unebenheiten<br />
<strong>der</strong> Oberflächen erzielt.<br />
Graphit kann bis zu einer Betriebstemperatur<br />
von 450 °C eingesetzt werden,<br />
da er über einen großen Temperaturbereich<br />
oxidationsbeständig ist. Gegen<br />
Strahlung ist Graphit nicht beson<strong>der</strong>s<br />
beständig.<br />
Molybdändisulfid ist bis 400 °C einsetzbar.<br />
Es behält seine guten Gleiteigenschaften<br />
auch bei tiefer Temperatur. In<br />
Gegenwart von Wasser neigt es zu elektrolytischer<br />
Korrosion. Gegenüber Säuren<br />
und Laugen hat Molybdändisulfid nur<br />
geringe Beständigkeit.<br />
Bei Gleitlack ist die Verträglichkeit<br />
<strong>mit</strong> den Umgebungsmedien zu beachten.<br />
Organische Bin<strong>der</strong> von Gleitlack entweichen<br />
bei hoher Temperatur, worunter die<br />
Haftfähigkeit des Gleitlackes leidet. Anorganischer<br />
Lack enthält als Binde<strong>mit</strong>tel<br />
anorganische Salze. Diese Lacke sind<br />
thermisch hoch belastbar und gasen im<br />
Hochvakuum nicht aus. Der bei allen<br />
Lacken nur mäßige Korrosionsschutz ist<br />
bei anorganischen Lacken etwas ungünstiger<br />
als bei organischen.<br />
Pasten teigen an und verfestigen sich,<br />
wenn Staub in die <strong>Lager</strong> gelangt. Bei<br />
staubiger Umgebung verhalten sich Gleitlackfilme<br />
daher günstiger.<br />
In Son<strong>der</strong>fällen können Wälzlager<br />
auch <strong>mit</strong> "selbstschmierenden" Käfigen<br />
ausgestattet sein, das sind Käfige <strong>mit</strong> eingelagerten<br />
Festschmierstoffen o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> einer<br />
Füllung aus einer Mischung von Festschmierstoff<br />
und Binde<strong>mit</strong>tel. Die Rollkörper<br />
übertragen den <strong>Schmierstoff</strong> auf<br />
die Laufbahnen.<br />
Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />
Festschmierstoffe · Biologisch schnell abbaubare <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
3.4 Biologisch schnell abbaubare<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e<br />
Für die Schmierung von Wälzlagern<br />
stellen die <strong>Schmierstoff</strong>hersteller seit einigen<br />
Jahren Fette und Öle zur Verfügung,<br />
die teils auf <strong>der</strong> Basis von Pflanzenöl<br />
(meist Rapsöl), in <strong>der</strong> Regel jedoch auf<br />
synthetischer Basis (Esteröle) aufgebaut<br />
sind. Die biologische Abbaubarkeit wird<br />
nach CEC-L33-A93 sowie in Anlehnung<br />
an DIN 51828 geprüft. Meist wird daneben<br />
eine geringe Wassergefährdungsklasse<br />
(WGK) gefor<strong>der</strong>t, häufig auch eine<br />
gesundheitliche Unbedenklichkeit.<br />
Dadurch ist die Möglichkeit einer wirksamen<br />
Additivierung oft behin<strong>der</strong>t.<br />
Biologisch abbaubare <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
auf Pflanzenölbasis sind nur für einen<br />
eingeschränkten Temperaturbereich<br />
geeignet.<br />
Synthetische <strong>Schmierstoff</strong>e auf Esterbasis<br />
bewegen sich dagegen auf einem<br />
höheren Leistungsniveau und entsprechen<br />
da<strong>mit</strong> etwa denen auf herkömmlicher<br />
Basis. Wegen ihrer biologischen Abbaubarkeit<br />
werden sie bevorzugt bei Verlustschmierung<br />
eingesetzt, also dort, wo<br />
<strong>der</strong> verbrauchte <strong>Schmierstoff</strong> direkt in die<br />
Umwelt gelangen kann. Grundsätzlich ist<br />
ein gleich großer Streubereich in <strong>der</strong><br />
Qualität zu erwarten wie bei den herkömmlichen<br />
<strong>Schmierstoff</strong>en.<br />
33 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
4 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Schmierstoff</strong><br />
Die <strong>Schmierstoff</strong>menge, die ein Wälzlager<br />
benötigt, ist außerordentlich gering.<br />
In <strong>der</strong> Praxis bemißt man sie wegen <strong>der</strong><br />
Betriebssicherheit <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung meist<br />
reichlicher. Zu viel <strong>Schmierstoff</strong> im <strong>Lager</strong><br />
kann jedoch schaden. Wenn überschüssiger<br />
<strong>Schmierstoff</strong> nicht entweichen kann,<br />
entstehen durch Plansch- o<strong>der</strong> Walkarbeit<br />
Temperaturen, bei denen <strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
geschädigt o<strong>der</strong> gar zerstört werden<br />
kann.<br />
Allgemein wird eine ausreichende <strong>Versorgung</strong><br />
sichergestellt<br />
– durch Wahl <strong>der</strong> richtigen <strong>Schmierstoff</strong>menge<br />
und -verteilung im <strong>Lager</strong><br />
– durch Beachtung <strong>der</strong> Gebrauchsdauer<br />
des <strong>Schmierstoff</strong>es und darauf abgestimmte<br />
<strong>Schmierstoff</strong>ergänzung o<strong>der</strong><br />
<strong>Schmierstoff</strong>wechsel<br />
– durch die konstruktive Gestaltung <strong>der</strong><br />
<strong>Lager</strong>stelle<br />
– durch das Schmierverfahren und die<br />
dafür erfor<strong>der</strong>lichen Geräte, Tabelle,<br />
Bild 20 (Seite 20)<br />
4.1 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Fett<br />
4.1.1 Geräte<br />
Bei Fettschmierung ist meist kein o<strong>der</strong><br />
nur geringer Geräteaufwand erfor<strong>der</strong>lich,<br />
um die <strong>Lager</strong> ausreichend zu schmieren.<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>montage werden die <strong>Lager</strong><br />
meist von Hand gefettet, wenn nicht bereits<br />
vom Hersteller gefettete <strong>Lager</strong> eingebaut<br />
werden. Manchmal verwendet man<br />
zur Befettung auch Injektionsspritzen<br />
o<strong>der</strong> Fettpressen.<br />
Geräte für die Nachfettung sind im<br />
Abschnitt 4.1.5 aufgeführt.<br />
4.1.2 Erstbefettung und Neubefettung<br />
Beim Befetten <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> sind folgende<br />
Hinweise zu beachten:<br />
– <strong>Lager</strong> so <strong>mit</strong> Fett füllen, daß alle<br />
Funktionsflächen sicher Fett erhalten.<br />
– Gehäuseraum neben dem <strong>Lager</strong> nur so<br />
weit <strong>mit</strong> Fett füllen, daß das aus dem<br />
FAG 34<br />
<strong>Lager</strong> verdrängte Fett noch gut Platz<br />
findet. Hierdurch wird vermieden, daß<br />
zu viel Fett im <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> umläuft.<br />
Schließt an das <strong>Lager</strong> ein größerer und<br />
ungefüllter Gehäuseraum an, dann<br />
entweicht das aus dem <strong>Lager</strong> tretende<br />
Fett aus <strong>der</strong> un<strong>mit</strong>telbaren <strong>Lager</strong>umgebung,<br />
und die schmierunterstützende<br />
Wirkung für das <strong>Lager</strong> geht verloren.<br />
In einem solchen Fall sollte man<br />
<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Deck- o<strong>der</strong> Dichtscheiben<br />
einbauen o<strong>der</strong> durch Stauscheiben<br />
dafür sorgen, daß genügend Fett im<br />
<strong>Lager</strong>innenraum bleibt. Empfohlen<br />
wird eine Fettfüllung von ca. 30 % des<br />
freien <strong>Lager</strong>innenraums.<br />
– Sehr schnell umlaufende <strong>Lager</strong>, beispielsweise<br />
Spindellager, nur teilweise<br />
befüllen (20 bis 30 % des freien<br />
Raumes), um die Fettverteilung beim<br />
Anlauf <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> zu erleichtern und zu<br />
beschleunigen.<br />
– Langsam umlaufende <strong>Lager</strong><br />
(n · d m < 50 000 min –1 · mm) und<br />
<strong>der</strong>en Gehäuse voll <strong>mit</strong> Fett füllen.<br />
Die auftretende Walkreibung ist unbedeutend.<br />
Beidseitig <strong>mit</strong> Dichtscheiben (2RSR<br />
o<strong>der</strong> 2RS) o<strong>der</strong> Deckscheiben (2ZR o<strong>der</strong><br />
2Z) abgedichtete Rillenkugellager werden<br />
gefettet geliefert (siehe Erläuterungen<br />
zum Bild 39 auf Seite 40). Die eingebrachte<br />
Fettmenge füllt ca. 30 % des freien<br />
<strong>Lager</strong>raumes aus. Diese Füllmenge<br />
wird auch bei hohen Drehzahlkennwerten<br />
(n · d m > 400 000 min –1 · mm) gut<br />
vom <strong>Lager</strong> gehalten. Bei noch schneller<br />
drehenden <strong>Lager</strong>n ist <strong>der</strong> Füllungsgrad<br />
etwa 20 % des freien <strong>Lager</strong>raumes. Ein<br />
höherer Füllungsgrad abgedichteter <strong>Lager</strong><br />
führt zu mehr o<strong>der</strong> weniger kontinuierlichem<br />
Fettverlust, so lange, bis <strong>der</strong> normale<br />
Füllungsgrad erreicht ist.<br />
<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> drehendem Außenring können<br />
bei höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />
nur eine Füllung von ca. 15 % des<br />
freien <strong>Lager</strong>raumes halten.<br />
Richtiger Füllungsgrad schafft günstiges<br />
Reibungsverhalten und geringen Fettverlust.<br />
Bei höheren Drehzahlkennwerten<br />
stellt sich meistens während <strong>der</strong> Anlaufphase,<br />
gelegentlich auch über mehrere<br />
Stunden, erhöhte <strong>Lager</strong>temperatur ein,<br />
Bild 32.<br />
32: Reibungsmoment M r und Temperatur � eines frisch gefetteten<br />
Rillenkugellagers<br />
M r<br />
3<br />
2<br />
N·m<br />
1<br />
M r<br />
ϑ<br />
0<br />
0 1 2 h 3<br />
t<br />
100<br />
°C<br />
80<br />
60<br />
40<br />
ϑ
Die Temperatur ist um so höher und<br />
die Phase <strong>der</strong> erhöhten Temperatur um so<br />
länger, je stärker die <strong>Lager</strong> und die Räume<br />
neben den <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Fett gefüllt<br />
sind und je mehr <strong>der</strong> freie Fettaustritt erschwert<br />
wird. Abhilfe bringt ein sogenannter<br />
Intervalleinlauf <strong>mit</strong> entsprechend<br />
festgelegten Stillstandszeiten zur Abkühlung,<br />
wie er z. B. für Spindellagerungen<br />
von Werkzeugmaschinen angewandt<br />
wird.<br />
Voraussetzung für eine Lebensdauerschmierung<br />
ist, daß das eingebrachte Fett<br />
durch Dichtungen o<strong>der</strong> Stauscheiben im<br />
<strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> in <strong>Lager</strong>nähe gehalten wird.<br />
Dieses Fett in <strong>Lager</strong>nähe bewirkt grundsätzlich<br />
eine Verlängerung <strong>der</strong> Schmierfrist,<br />
da bei höherer Temperatur das<br />
Depotfett Öl abgibt, das, zumindest teilweise,<br />
zur <strong>Lager</strong>schmierung beiträgt und<br />
durch Erschütterung gelegentlich wie<strong>der</strong><br />
Frischfett aus <strong>der</strong> Umgebung in das <strong>Lager</strong><br />
gelangt (Nachschmierung).<br />
Wenn eine hohe Temperatur am <strong>Lager</strong><br />
zu erwarten ist, sollte neben dem <strong>Lager</strong><br />
ein Fettdepot <strong>mit</strong> einer zum <strong>Lager</strong> hin<br />
freien, möglichst großen ölabgebenden<br />
Fläche vorgesehen werden. Das kann beispielsweise<br />
durch eine abgewinkelte Stauscheibe<br />
erreicht werden, Bild 40 (Seite<br />
40). Die günstige Menge für das Fettdepot<br />
beträgt das 3- bis 5fache des normalen<br />
Füllungsgrades entwe<strong>der</strong> auf einer<br />
Seite, o<strong>der</strong> besser zu gleichen Teilen<br />
rechts und links vom <strong>Lager</strong>.<br />
Bei unterschiedlichem Druck vor und<br />
hinter dem <strong>Lager</strong> kann eine Luftströmung<br />
das Fett und das abgegebene<br />
Grundöl aus dem <strong>Lager</strong> herausför<strong>der</strong>n,<br />
an<strong>der</strong>erseits jedoch auch Schmutz ins<br />
<strong>Lager</strong> hineinbringen. In solchen Fällen ist<br />
ein Druckausgleich über Durchbrüche<br />
und Bohrungen an den Umbauteilen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
4.1.3 Fettgebrauchsdauer<br />
Die Fettgebrauchsdauer ist die Zeit<br />
vom Anlauf bis zum Ausfall eines <strong>Lager</strong>s<br />
als Folge eines Versagens <strong>der</strong> Schmierung.<br />
Sie hängt ab von<br />
– Fettmenge<br />
– Fettart (Verdicker, Grundöl, Additive)<br />
– <strong>Lager</strong>bauart und -größe<br />
– Höhe und Art <strong>der</strong> Belastung<br />
– Drehzahlkennwert<br />
– <strong>Lager</strong>temperatur<br />
– Einbauverhältnissen<br />
Die Fettgebrauchsdauer wird durch<br />
Versuche – z. B. <strong>mit</strong> dem FAG Wälzlagerfettprüfgerät<br />
FE9 – im Labor er<strong>mit</strong>telt.<br />
Solche Versuche können nur statistisch<br />
ausgewertet werden, da selbst unter gleichen<br />
Versuchsbedingungen (gleiche Betriebsparameter,<br />
qualitativ gleiche <strong>Lager</strong>,<br />
gleiche Fettcharge) je nach Fettart <strong>mit</strong><br />
einer Streuung <strong>der</strong> Fettausfallzeiten bis<br />
1 : 10 zu rechnen ist. Fettgebrauchsdauerwerte<br />
lassen sich daher, ähnlich wie<br />
bei <strong>der</strong> Ermüdungslebensdauer <strong>der</strong> Wälzlager,<br />
nur für eine gewisse Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
angeben. Die Fettgebrauchsdauer<br />
F 10 eines bestimmten<br />
Fettes gilt für 10 % Ausfallwahrscheinlichkeit.<br />
4.1.4 Schmierfrist<br />
Die Schmierfrist wird definiert als die<br />
mindestens erreichte Fettgebrauchsdauer<br />
F10 von Standardfetten, die die Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />
nach DIN 51 825 erfüllen.<br />
Spätestens nach Ablauf <strong>der</strong> Schmierfrist<br />
ist das <strong>Lager</strong> neu zu befetten o<strong>der</strong><br />
nachzuschmieren, siehe Abschnitt 4.1.5.<br />
Für Standardfette auf Lithiumseifenbasis<br />
ist in Bild 33 die Schmierfrist tf für<br />
übliche Praxisfälle bei günstigen Umgebungsbedingungen<br />
aufgetragen. Ausgegangen<br />
wird von Lithiumseifenfetten<br />
<strong>der</strong> Konsistenzklasse 2–3 und Betriebstemperaturen<br />
bis 70 °C (gemessen am<br />
<strong>Lager</strong>außenring), die kleiner als die<br />
Grenztemperatur des Fettes sind, sowie<br />
Belastungen entsprechend P/C < 0,1.<br />
Bei höheren Belastungen o<strong>der</strong> Temperaturen<br />
ist die Schmierfrist geringer.<br />
Ab 70 °C (Grenztemperatur) ist bei<br />
Lithiumseifenfetten <strong>mit</strong> mineralischem<br />
Grundöl die Schmierfrist auf f3 · tf verkürzt.<br />
Bei Natron- und Kalziumseifenfetten<br />
liegt die Grenztemperatur bei 40<br />
bis 60 °C, bei Hochtemperaturfetten bei<br />
80 bis 100 °C o<strong>der</strong> höher.<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
In Bild 33 ist die Schmierfrist in Abhängigkeit<br />
von k f · n · d m aufgetragen.<br />
Für die einzelnen <strong>Lager</strong>bauarten gelten<br />
unterschiedliche Faktoren k f. Wenn<br />
Spannen genannt werden, sind für die<br />
schwereren Reihen die größeren Werte,<br />
für die leichteren Reihen die kleineren<br />
Werte anzusetzen.<br />
Gegenüber <strong>der</strong> Fettgebrauchsdauer<br />
unter Idealbedingungen sind in Bild 33<br />
für die Schmierfrist bei günstigen Praxisbedingungen<br />
gewisse Sicherheiten berücksichtigt.<br />
Wälzlageranwen<strong>der</strong> rechnen<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schmierfrist, wenn die Fettgebrauchsdauer<br />
F 10 für das verwendete Fett<br />
nicht bekannt ist. Soll die ganze Leistungsfähigkeit<br />
eines Fettes ausgenutzt<br />
werden, so kann man bei idealen Betriebsbedingungen<br />
von <strong>der</strong> experimentell<br />
er<strong>mit</strong>telten Fettgebrauchsdauer F 10 ausgehen,<br />
o<strong>der</strong> man richtet sich nach Erfahrungswerten.<br />
Ungünstige Betriebs- und Umgebungsbedingungen<br />
bewirken eine Min<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Schmierfrist. Die vermin<strong>der</strong>te<br />
Schmierfrist t fq er<strong>mit</strong>telt man nach <strong>der</strong><br />
Beziehung<br />
t fq = t f · f 1 · f 2 · f 3 · f 4 · f 5 · f 6<br />
Min<strong>der</strong>ungsfaktoren f1 bis f6 siehe<br />
Tabelle, Bild 34 (Seite 37).<br />
Als beson<strong>der</strong>s fristverkürzend wirkt<br />
sich bei Spaltdichtungen eine Luftströmung<br />
durch das <strong>Lager</strong> aus. Die durchströmende<br />
Luft altert den <strong>Schmierstoff</strong>,<br />
führt Fett o<strong>der</strong> Öl aus dem <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> sich<br />
und transportiert auch Verunreinigungen<br />
in das <strong>Lager</strong>innere.<br />
Fett <strong>mit</strong> hoher Grundölviskosität<br />
(�40 ≥ 400 mm2 /s) gibt nur wenig Öl ab,<br />
beson<strong>der</strong>s bei niedriger Temperatur. Sein<br />
Einsatz bedingt kurze Schmierfristen.<br />
Durch die Dichtungen eingedrungene<br />
Verunreinigungen (auch Wasser) beeinträchtigen<br />
die Fettgebrauchsdauer.<br />
Für eine Reihe von <strong>Lager</strong>ungen in <strong>der</strong><br />
Praxis läßt sich ein Gesamtmin<strong>der</strong>ungsfaktor<br />
q angeben, <strong>der</strong> alle ungünstigen<br />
Betriebs- und Umweltbedingungen<br />
berücksichtigt, Tabelle, Bild 35 auf<br />
Seite 37. Die vermin<strong>der</strong>te Schmierfrist tfq ergibt sich aus<br />
tfq = q · tf 35 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
Liegen außergewöhnliche Betriebsund<br />
Umweltbedingungen vor (hohe o<strong>der</strong><br />
tiefe Temperatur, hohe Belastung, hohe<br />
Umfangsgeschwindigkeit) und wird <strong>mit</strong><br />
Son<strong>der</strong>fetten geschmiert, die sich für diese<br />
Betriebsbedingungen als günstig erwiesen<br />
haben, kann in <strong>der</strong> Regel die sich aus<br />
dem Diagramm, Bild 33, ergebende<br />
Schmierfrist angesetzt werden.<br />
Die Schmierfrist-Min<strong>der</strong>ungsfaktoren<br />
f 1, f 2, f 5 und f 6 gelten grundsätzlich auch<br />
für Son<strong>der</strong>fette. Die Last und Temperatur<br />
betreffenden Min<strong>der</strong>ungsfaktoren f 3 und<br />
f 4 sowie die Grenztemperatur hierfür sind<br />
vom <strong>Schmierstoff</strong>hersteller – bei Arcanol-<br />
Fetten bei FAG – zu erfragen.<br />
FAG 36<br />
4.1.5 Nachschmierung, Nachschmierintervalle<br />
Eine Nachschmierung o<strong>der</strong> ein Fettwechsel<br />
ist erfor<strong>der</strong>lich, wenn die Fettgebrauchsdauer<br />
geringer ist als die zu erwartende<br />
<strong>Lager</strong>lebensdauer.<br />
Nachgeschmiert wird <strong>mit</strong> Fettpressen<br />
über Schmiernippel. Bei häufiger Nachschmierung<br />
sind Fettpumpen und volumetrische<br />
Dosierverteiler erfor<strong>der</strong>lich<br />
(Zentralschmierung, Fett-Sprühschmierung,<br />
siehe Seite 21 und 24). Wichtig ist,<br />
daß das Altfett vom Neufett verdrängt<br />
werden kann, da<strong>mit</strong> es zum Fettaustausch,<br />
nicht aber zur Überschmierung<br />
kommt.<br />
Werden die nach Bild 33 bis 35 er<strong>mit</strong>telten<br />
Schmierfristen merklich überschritten,<br />
ist je nach Fettqualität <strong>mit</strong><br />
einer erhöhten <strong>Lager</strong>ausfallrate aufgrund<br />
versagenden <strong>Schmierstoff</strong>s zu rechnen.<br />
Deshalb ist ein rechtzeitiger Fettwechsel<br />
o<strong>der</strong> eine Nachschmierung einzuplanen.<br />
Fettwechselfristen sollten so festgelegt<br />
werden, daß sie nicht länger als die<br />
vermin<strong>der</strong>ten Schmierfristen t fq sind.<br />
33: Schmierfristen bei günstigen Umgebungsbedingungen. Fettgebrauchsdauer F 10 für Standardfette auf Lithiumseifenbasis<br />
nach DIN 51825, bei 70 °C, Ausfallwahrscheinlichkeit 10 %.<br />
t f [h]<br />
Schmierfrist<br />
100 000<br />
50 000<br />
30 000<br />
20 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
3 000<br />
2 000<br />
1 000<br />
500<br />
300<br />
200<br />
20<br />
30 50 70 100 150 200 300 500 700 1000 1500 2000<br />
k f · n · d m [10 3 min -1 ·mm]<br />
<strong>Lager</strong>bauart k f <strong>Lager</strong>bauart k f<br />
Rillenkugellager einreihig 0,9...1,1 Zylin<strong>der</strong>rollenlager einreihig 3...3,5*)<br />
zweireihig 1,5 zweireihig 3,5<br />
Schrägkugellager einreihig 1,6 vollrollig 25<br />
zweireihig 2 Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager 90<br />
Spindellager � = 15° 0,75 Nadellager 3,5<br />
� = 25° 0,9 Kegelrollenlager 4<br />
Vierpunktlager 1,6 Tonnenlager 10<br />
Pendelkugellager 1,3...1,6 Pendelrollenlager ohne Borde ("E") 7...9<br />
Axial-Rillenkugellager 5...6 Pendelrollenlager <strong>mit</strong> Mittelbord 9...12<br />
Axial-Schrägkugellager zweireihig 1,4<br />
*) für radial und konstant axial belastete <strong>Lager</strong>; bei wechseln<strong>der</strong><br />
Axiallast gilt k f = 2
34: Min<strong>der</strong>ungsfaktoren f 1 ... f 6 für<br />
ungünstige Betriebs- und Umweltverhältnisse<br />
Einfluß von Staub und Feuchtigkeit an<br />
den Funktionsflächen des <strong>Lager</strong>s<br />
mäßig f 1 = 0,9...0,7<br />
stark f 1 = 0,7...0,4<br />
sehr stark f 1 = 0,4...0,1<br />
Einfluß von stoßartiger Belastung,<br />
Vibrationen und Schwingungen<br />
mäßig f 2 = 0,9...0,7<br />
stark f 2 = 0,7...0,4<br />
sehr stark f 2 = 0,4...0,1<br />
Einfluß höherer <strong>Lager</strong>temperatur<br />
mäßig (bis 75 °C) f 3 = 0,9...0,6<br />
stark (75 bis 85 °C) f 3 = 0,6...0,3<br />
sehr stark (85 bis 120 °C) f 3 = 0,3...0,1<br />
Einfluß hoher Belastung<br />
P/C = 0,1...0,15 f 4 = 1,0...0,7<br />
P/C = 0,15...0,25 f 4 = 0,7...0,4<br />
P/C = 0,25...0,35 f 4 = 0,4...0,1<br />
Einfluß von Luftströmung durch das<br />
<strong>Lager</strong><br />
geringe Strömung f 5 = 0,7...0,5<br />
starke Strömung f 5 = 0,5...0,1<br />
Bei Zentrifugalwirkung o<strong>der</strong> bei<br />
senkrechter Welle<br />
je nach Abdichtung f 6 = 0,7...0,5<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
35: Gesamtmin<strong>der</strong>ungsfaktoren q für verschiedene Anwendungsgebiete<br />
Staub Stoßbelastung höhere hohe Luft- Faktor<br />
Feuchtig- Vibrationen Lauf- Bela- strömung<br />
keit Schwingungen tempe- stung<br />
ratur q<br />
Stationärer E-Motor - - - - - 1<br />
Reitstockspitze - - - - - 1<br />
Schleifspindel - - - - - 1<br />
Flächenschleifmaschine - - - - - 1<br />
Kreissägewelle • - - - - 0,8<br />
Schwungrad einer<br />
Karosseriepresse • - - - - 0,8<br />
Hammermühle • - - - - 0,8<br />
Leistungsbremse - - • - - 0,7<br />
Radsatzlagerung für<br />
Lokomotiven • • - - - 0,7<br />
Elektromotor belüftet - - - - • 0,6<br />
Seil-Umlenkscheiben<br />
einer Bergbahn • • - - - - 0,6<br />
Pkw-Vor<strong>der</strong>rad • • - - - 0,6<br />
Textilspindel - • • • - - - 0,3<br />
Backenbrecher • • • • - • - 0,2<br />
Vibrationsmotor • • • • • - - 0,2<br />
Siebsaugwalze • • • - - - - 0,2<br />
Naßpreßwalze • • • - - - - 0,2<br />
Arbeitswalze (Walzwerk) • • • - • - - 0,2<br />
Zentrifuge • - - • • - 0,2<br />
Schaufelradlagerung<br />
eines Abraumgeräts • • • - - • - 0,1<br />
Sägegatter • • • • - - -
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
Bei einer Nachschmierung wird ein<br />
Austausch von Neufett gegen Altfett<br />
meist nur teilweise erreicht, weshalb die<br />
Nachschmierintervalle entsprechend kürzer<br />
anzusetzen sind (übliche Nachschmierintervalle<br />
0,5 bis 0,7 · t fq). Welche<br />
Nachschmiermengen in solchen Fällen<br />
üblich sind, kann dem Bild 36 entnommen<br />
werden.<br />
36: Fett-Nachschmiermengen<br />
Nachschmiermenge m1 bei wöchentlicher bis<br />
jährlicher Nachschmierung<br />
m1 = D · B · x [g]<br />
Nachschmierung x<br />
wöchentlich 0,002<br />
monatlich 0,003<br />
jährlich 0,004<br />
Nachschmiermenge m2 bei extrem<br />
kurzem Nachschmierintervall<br />
m2 = (0,5...20) · V [kg/h]<br />
Nachschmiermenge m3 vor Wie<strong>der</strong>inbetriebnahme<br />
nach mehrjährigem<br />
Stillstand<br />
m3 = D · B · 0,01 [g]<br />
V = freier Raum im <strong>Lager</strong><br />
≈π/4 · B · (D2 – d2 ) · 10 –9 – G/7800 [m3 ]<br />
d = <strong>Lager</strong>bohrungsdurchmesser [mm]<br />
D = <strong>Lager</strong>außendurchmesser [mm]<br />
B = <strong>Lager</strong>breite [mm]<br />
G = <strong>Lager</strong>gewicht [kg]<br />
Nur eine Fettergänzung ist vorzunehmen,<br />
wenn bei <strong>der</strong> Nachschmierung das<br />
Altfett nicht abgeführt werden kann (keine<br />
Freiräume im Gehäuse, keine Fettaustrittsbohrung,<br />
kein Fettventil). Die zugeführte<br />
Fettmenge sollte dann begrenzt<br />
werden, um eine Überschmierung zu vermeiden.<br />
Eine reichliche Nachschmierung ist<br />
angebracht, wenn im Gehäuse große Freiräume<br />
sind, Fettmengenregler, Fettaustrittsbohrung<br />
o<strong>der</strong> Fettventile vorhanden<br />
sind o<strong>der</strong> bei geringen Drehzahlen entsprechend<br />
n · d m ≤ 100 000 min –1 · mm.<br />
In solchen Fällen ist die Temperaturerhöhung<br />
durch Fettwalkreibung gering.<br />
FAG 38<br />
Reichliche Nachschmierung verbessert<br />
den Austausch von Alt- gegen Neufett<br />
und unterstützt die Abdichtung gegen<br />
Staub und Feuchtigkeit. Günstig ist eine<br />
Nachschmierung bei betriebswarmem<br />
und umlaufendem <strong>Lager</strong>.<br />
Ein Fettaustausch ist bei langen<br />
Schmierfristen anzustreben. Einen weitgehenden<br />
Austausch von Alt- gegen Neufett<br />
erreicht man <strong>mit</strong> Hilfe einer größeren<br />
Fettmenge. Eine große Nachschmiermenge<br />
ist vor allem dann erfor<strong>der</strong>lich, wenn<br />
aufgrund höherer Temperatur das Altfett<br />
vorgeschädigt ist. Um möglichst viel Altfett<br />
durch den "Spüleffekt" abzuführen,<br />
wird <strong>mit</strong> einer Menge nachgeschmiert,<br />
die bis zu dreimal so groß ist wie die in<br />
Bild 36 angegebene Fettmenge. Nicht alle<br />
Fette eignen sich für eine Spülschmierung.<br />
Geeignete Fette empfehlen die<br />
<strong>Schmierstoff</strong>hersteller. Eine gleichmäßige<br />
Fettführung über den <strong>Lager</strong>umfang erleichtert<br />
den Fettaustausch. Konstruktive<br />
Beispiele hierzu zeigen die Bil<strong>der</strong> 42 bis<br />
46. Voraussetzung für einen weitgehenden<br />
Austausch von Alt- gegen Neufett ist,<br />
daß das Altfett frei entweichen kann o<strong>der</strong><br />
ein ausreichend großer Raum zur Aufnahme<br />
des Altfettes zur Verfügung steht.<br />
Sehr kurze Nachschmierintervalle<br />
(täglich o<strong>der</strong> kürzer) ergeben sich dann,<br />
wenn extreme Beanspruchungen vorliegen<br />
(n · d m > 500 000 min –1 · mm; P/C > 0,3;<br />
t > 140 °C o<strong>der</strong> Kombinationen auch<br />
niedrigerer Werte). In solchen Fällen ist<br />
<strong>der</strong> Einsatz einer Schmierfettpumpe<br />
gerechtfertigt. Es ist darauf zu achten,<br />
daß das Fett im <strong>Lager</strong>, im Gehäuse und in<br />
<strong>der</strong> Zuführleitung ausreichend för<strong>der</strong>bar<br />
bleibt. Bei sehr hoher Temperatur kann<br />
an diesen Stellen eine Verfestigung auftreten,<br />
die eine weitere Nachschmierung<br />
verhin<strong>der</strong>t. Die Folge einer solchen Verfestigung<br />
kann auch ein Blockieren <strong>der</strong><br />
Dosierventile sein.<br />
Eine Unterstützung <strong>der</strong> Abdichtung<br />
durch austretendes Fett erreicht man,<br />
wenn ständig in kurzen Abständen kleine<br />
Mengen nachgeschmiert werden. Die<br />
Nachschmiermenge pro Stunde kann<br />
hierbei 1 / 2- bis mehrfach so groß wie die<br />
in den freien <strong>Lager</strong>innenraum passende<br />
Fettmenge sein. Bei Anwendung <strong>der</strong> in<br />
Bild 36 empfohlenen Mengen m 2 für extrem<br />
kurze Nachschmierintervalle beträgt<br />
die Austrittsgeschwindigkeit des Fettes<br />
am Dichtspalt je nach Spaltweite<br />
2 cm/Tag und mehr.<br />
Bei hoher Temperatur ist Fettschmierung<br />
entwe<strong>der</strong> <strong>mit</strong> billigem, nur kurzzeitig<br />
stabilem Fett o<strong>der</strong> teurem, temperaturstabilem<br />
Fett möglich. Für die<br />
kurzzeitig stabilen Fette haben sich Nachschmiermengen<br />
entsprechend 1 bis 2 %<br />
des freien <strong>Lager</strong>raumes pro Stunde für die<br />
Schmierung gut bewährt. Bei stabilen<br />
und sehr teuren Son<strong>der</strong>fetten reichen bereits<br />
deutlich geringere Nachschmiermengen<br />
aus. Bei solch kleinen Mengen ist<br />
allerdings die Zuführung direkt in das<br />
<strong>Lager</strong> unbedingt erfor<strong>der</strong>lich. Kleine<br />
Nachschmiermengen sind auch bei<br />
hohen Umfangsgeschwindigkeiten möglich.<br />
Sie erhöhen Reibungsmoment und<br />
Temperatur nur wenig. Kleine Nachschmiermengen<br />
belasten die Umwelt weniger.<br />
Allerdings ist dafür ein höherer<br />
Aufwand erfor<strong>der</strong>lich. Eine gezielte Fettzuführung<br />
<strong>mit</strong> sehr kleinen Dosiermengen<br />
kann <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Fettsprühschmierung<br />
erreicht werden, Bild 25 (Seite 24).<br />
Eine Mischung unterschiedlicher<br />
Fettsorten läßt sich oft nicht ausschließen,<br />
wenn nachgeschmiert wird. Als relativ<br />
unbedenklich haben sich Mischungen<br />
aus Fetten gleicher Verseifungsbasis erwiesen.<br />
Die grundsätzliche Mischbarkeit<br />
von Ölen und Fetten zeigen die Tabellen,<br />
Bil<strong>der</strong> 37 und 38.<br />
Bei <strong>der</strong> Mischung nicht verträglicher<br />
Fette kann es zu starken Strukturän<strong>der</strong>ungen<br />
kommen, auch eine starke Erweichung<br />
des Mischfettes ist möglich. Wird<br />
bewußt auf eine an<strong>der</strong>e Fettsorte umgestellt,<br />
so sollte eine Nachschmierung <strong>mit</strong><br />
großer Menge (Fettspülung) vorgenommen<br />
werden, sofern die konstruktive Ausbildung<br />
<strong>der</strong> Einbaustelle dies zuläßt. Eine<br />
eventuell weitere Nachschmierung sollte<br />
nach einem verkürzten Zeitraum vorgenommen<br />
werden.
37: Mischbarkeit von Ölen<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
Grundöle Mineralöl Polyalpha- Esteröl Polyglykolöl Silikonöl Silikonöl Polyphenyl- Alkoxyfluoröl<br />
olefin (Methyl) (Phenyl) etheröl<br />
Mineralöl + + + 2 ) - o o -<br />
Polyalphaolefin 1 ) + + 2 ) - o o -<br />
Esteröl 1 ) + + o - o + -<br />
Polyglykolöl 2 ) 2 ) o + - - - -<br />
Silikonöl<br />
(Methyl)<br />
- - - - + + - -<br />
Silikonöl<br />
(Phenyl)<br />
o o o 2 ) + + + -<br />
Polyphenyletheröl<br />
1 ) 1 ) 1 ) 2 ) - 1 ) + -<br />
Alkoxyfluoröl - - - - - - - +<br />
+ Mischung zulässig<br />
o meist verträglich, im Einzelfall zu prüfen<br />
- Mischung nicht zulässig<br />
1 ) zwar mischbar, jedoch soll prinzipiell nicht <strong>mit</strong> einem <strong>Schmierstoff</strong> nachgeschmiert werden, <strong>der</strong> ein geringeres Leistungsvermögen hat als <strong>der</strong><br />
Ausgangsschmierstoff<br />
2 ) in <strong>der</strong> Regel nicht verträglich, im Einzelfall zu prüfen<br />
38: Mischbarkeit von Schmierfetten<br />
Verdicker Nachschmierfett<br />
Verdicker Li- Li- Na- Na- Ca- Ba- Al- Bentonit/ Poly- PTFE<br />
Ausgangsfett Seife Komplex seife Komplex Komplex Komplex Komplex Hectorit harnstoff<br />
Li-Seife + + - o o o - - o -<br />
Li-Komplex 1 ) + - o o o o - o -<br />
Na-Seife - - + + o o - - + -<br />
Na-Komplex - o 1 ) + o o o - o -<br />
Ca-Komplex 1 ) o - o + + o - o -<br />
Ba-Komplex 1 ) o - o + + o - o -<br />
Al-Komplex 1 ) o - o o o + - o -<br />
Bentonit/<br />
Hectorit<br />
- o - o o o - + o -<br />
Polyharnstoff<br />
1 ) o - o o o - - + -<br />
PTFE - - - - - - - - - +<br />
+ in <strong>der</strong> Regel gut verträglich<br />
o meist verträglich, im Einzelfall zu prüfen<br />
- in <strong>der</strong> Regel nicht verträglich<br />
1 ) zwar mischbar, jedoch soll prinzipiell nicht <strong>mit</strong> einem <strong>Schmierstoff</strong> nachgeschmiert werden, <strong>der</strong> ein geringeres Leistungsvermögen hat als <strong>der</strong><br />
Ausgangsschmierstoff<br />
39 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
4.1.6 Beispiele zur Fettschmierung<br />
Bild 39: Abgedichtete und bei <strong>der</strong><br />
Herstellung <strong>mit</strong> Fett gefüllte Wälzlager<br />
ermöglichen einfache Konstruktionen.<br />
Deckscheiben o<strong>der</strong> Dichtscheiben werden,<br />
je nach Anwendungsfall, als einzige<br />
Abdichtung o<strong>der</strong> zusätzlich zu einer weiteren<br />
Vordichtung vorgesehen. Berührende<br />
(Ausführung RSR o<strong>der</strong> RS) Dichtscheiben<br />
erhöhen die <strong>Lager</strong>temperatur<br />
durch die Dichtungsreibung. Deckscheiben<br />
(ZR o<strong>der</strong> Z) und nicht berührende<br />
Dichtscheiben (RSD) bilden einen Spalt<br />
zum Innenring und beeinflussen daher<br />
die Reibung nicht. Die beidseitig abgedichteten<br />
Rillenkugellager sind standardmäßig<br />
<strong>mit</strong> einem Lithiumseifenfett <strong>der</strong><br />
Konsistenzklasse 2 o<strong>der</strong> 3 gefettet, wobei<br />
das weichere Fett für kleine <strong>Lager</strong> verwendet<br />
wird. Die eingebrachte Fettmenge<br />
füllt ca. 30 % des freien <strong>Lager</strong>raumes aus.<br />
Sie ist so festgelegt, daß bei normalen Betriebs-<br />
und Umweltbedingungen eine<br />
hohe Gebrauchsdauer erreicht wird. Das<br />
Fett verteilt sich während einer kurzen<br />
Einlaufphase und setzt sich zum großen<br />
Teil im ungestörten Teil des freien <strong>Lager</strong>raumes<br />
ab, also an den Innenseiten <strong>der</strong><br />
Scheiben. Danach ist keine nennenswerte<br />
Umlaufteilnahme mehr festzustellen, und<br />
das <strong>Lager</strong> läuft reibungsarm. Nach Beendigung<br />
<strong>der</strong> Einlaufphase beträgt die Reibung<br />
nur noch 30 bis 50 % <strong>der</strong> Startreibung.<br />
Bild 40: Das Rillenkugellager ist einseitig<br />
abgedichtet. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
ist eine Stauscheibe <strong>mit</strong> Fettdepot angeordnet.<br />
So verfügt das <strong>Lager</strong> über eine<br />
größere Fettmenge in <strong>Lager</strong>nähe, jedoch<br />
nicht im <strong>Lager</strong> selbst. Bei hoher Temperatur<br />
gibt das Fettdepot intensiv und langfristig<br />
Öl an das Rillenkugellager ab. So<br />
werden längere Laufzeiten erzielt, ohne<br />
daß zusätzliche <strong>Schmierstoff</strong>reibung auftritt.<br />
Geeignete Fette empfiehlt FAG auf<br />
Anfrage.<br />
Bild 41: Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> För<strong>der</strong>wirkung<br />
o<strong>der</strong> bei <strong>Lager</strong>ungen <strong>mit</strong> senkrechter Welle<br />
bewirkt eine Stauscheibe, daß das Fett<br />
nicht o<strong>der</strong> nicht so rasch aus dem <strong>Lager</strong><br />
austritt. Beson<strong>der</strong>s bei <strong>Lager</strong>bauarten, die<br />
höhere Gleitanteile und eine ausgeprägte<br />
För<strong>der</strong>wirkung haben (z. B. Kegelrollenlager),<br />
ist bei höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />
eine vorgeschaltete Stauscheibe<br />
vorteilhaft, wenn auch nicht immer ausreichend.<br />
Eine weitere Maßnahme, die<br />
Fettversorgung zu sichern, ist die kurzfristige<br />
Nachschmierung.<br />
39: Abgedichtete und vom Wälzlagerhersteller gefettete <strong>Lager</strong><br />
40: Durch die winkelige Stauscheibe zwischen <strong>Lager</strong> und Dichtung wird ein Fettdepot geschaffen.<br />
FAG 40<br />
39 40<br />
Bild 42: Über eine Schmiernut und<br />
mehrere Schmierbohrungen im <strong>Lager</strong>außenring<br />
wird Fett in das <strong>Lager</strong>innere<br />
gepreßt. Durch die un<strong>mit</strong>telbare und<br />
symmetrische Zuführung des Fettes wird<br />
eine gleichmäßige <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> beiden<br />
Rollenreihen erreicht. Für die Aufnahme<br />
des Altfettes sind auf beiden Seiten ausreichend<br />
große Räume o<strong>der</strong> Fettaustrittsöffnungen<br />
vorzusehen.<br />
Bild 43: Das Pendelrollenlager wird<br />
von <strong>der</strong> Seite aus nachgeschmiert. Auf <strong>der</strong><br />
Gegenseite soll beim Nachschmieren Fett<br />
austreten. Dabei kann ein Fettstau auftreten,<br />
wenn häufig große Mengen nachgeschmiert<br />
werden und gegen den Austritt<br />
Wi<strong>der</strong>stand geboten wird. Abhilfe bringt<br />
eine Fettaustrittsbohrung o<strong>der</strong> ein Fettventil.<br />
Während <strong>der</strong> Anlaufphase kommt<br />
es infolge <strong>der</strong> Fettbewegung zu einer<br />
Temperatursteigerung (rund 20 bis 30 K<br />
über <strong>der</strong> Beharrungstemperatur), die eine<br />
o<strong>der</strong> mehrere Stunden andauern kann.<br />
Starken Einfluß auf den Temperaturverlauf<br />
haben Fettart und -konsistenz.<br />
Bild 44: Ist ein Fettmengenregler eingebaut,<br />
so besteht bei größeren Nachschmierintervallen,<br />
höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />
und Verwendung<br />
eines gut för<strong>der</strong>baren Fettes die Gefahr,
daß nur wenig Fett auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Reglerscheibe<br />
im <strong>Lager</strong> verbleibt. Abhilfe<br />
kann dadurch geschaffen werden, daß <strong>der</strong><br />
Spalt zwischen <strong>der</strong> umlaufenden Reglerscheibe<br />
und dem stillstehenden äußeren<br />
Teil zur Welle hin verlagert wird. Bei<br />
einem normalen Fettmengenregler <strong>mit</strong><br />
außen liegendem Spalt, Bild 44a, ergibt<br />
sich eine starke För<strong>der</strong>wirkung. Eine<br />
mäßige För<strong>der</strong>wirkung wird erzielt, wenn<br />
<strong>der</strong> Spalt etwa auf dem Teilkreisdurchmesser<br />
des <strong>Lager</strong>s angeordnet ist, Bild<br />
44b. Bei innen liegendem Spalt, Bild 44c,<br />
wird praktisch keine För<strong>der</strong>wirkung<br />
mehr erzielt; die Scheibe wirkt als Stauscheibe<br />
und hält das Fett am <strong>Lager</strong>.<br />
41: Durch eine Stauscheibe wird Fett im <strong>Lager</strong> und in <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>nähe gehalten.<br />
42: Zuführung des Fettes durch den<br />
<strong>Lager</strong>außenring<br />
falsch richtig<br />
43: Fettnachschmierung.<br />
Überschmierung wird durch die<br />
Austrittsbohrung verhin<strong>der</strong>t.<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
44: Die För<strong>der</strong>wirkung <strong>der</strong><br />
Reglerscheibe richtet sich nach<br />
dem Scheibendurchmesser.<br />
a<br />
b<br />
c<br />
41 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Fett<br />
Bild 45: Bei <strong>der</strong> Nachschmierung gelangt<br />
das Fett über die Bohrung S in <strong>der</strong><br />
Scheibe Z un<strong>mit</strong>telbar in den Ringspalt<br />
zwischen Käfig und Außenring. Das bei<br />
<strong>der</strong> Nachschmierung verdrängte Fett<br />
sammelt sich im Raum F, <strong>der</strong> von Zeit zu<br />
Zeit über die Öffnung B entleert werden<br />
muß. Die Kammer K auf <strong>der</strong> rechten <strong>Lager</strong>seite<br />
wird bei <strong>der</strong> Montage <strong>mit</strong> Fett gefüllt;<br />
sie soll die Abdichtung verbessern.<br />
Bei <strong>der</strong> Nachschmierung im Stillstand<br />
wird ein guter Austausch von Alt- gegen<br />
Neufett erreicht, wenn die Bohrungen S<br />
über dem Umfang so angeordnet sind,<br />
daß das Fett gleichmäßig über den Umfang<br />
zum <strong>Lager</strong> gelangt. Die Bohrungen<br />
S, die im Bereich <strong>der</strong> Einfüllbohrung C<br />
liegen, müssen daher weiter voneinan<strong>der</strong><br />
entfernt sein als die diametral liegenden<br />
Bohrungen. So wird ein gleichmäßiger<br />
Strömungswi<strong>der</strong>stand erreicht, und das<br />
nachgeschmierte Fett schiebt das Altfett<br />
gleichmäßig aus dem <strong>Lager</strong>. Große Nachschmiermengen<br />
begünstigen den Austausch<br />
von Alt- gegen Neufett.<br />
45: Gezielte seitliche Nachschmierung<br />
durch Scheibe <strong>mit</strong> Bohrungen<br />
F<br />
B<br />
FAG 42<br />
C<br />
Z<br />
S<br />
K<br />
Bild 46: Das Schrägkugellagerpaar<br />
wird durch Schmierbohrungen in <strong>der</strong><br />
zwischen den <strong>Lager</strong>n angebrachten Scheibe<br />
<strong>mit</strong> frischem Fett versorgt. Ein Fettstau<br />
wird dadurch vermieden, daß am<br />
kleinen Durchmesser <strong>der</strong> Innenringe Fett<br />
zugeführt wird; die Zentrifugalkraft för<strong>der</strong>t<br />
es zum größeren Durchmesser nach<br />
außen. Diese Wirkung tritt natürlich nur<br />
auf bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> asymmetrischem<br />
Querschnitt, also bei Schrägkugellagern<br />
und Kegelrollenlagern. Wird ein <strong>Lager</strong>paar<br />
<strong>mit</strong> symmetrischem Querschnitt von<br />
<strong>der</strong> Mitte aus geschmiert, so sollte neben<br />
jedem einzelnen <strong>Lager</strong> eine Reglerscheibe<br />
o<strong>der</strong> Austrittsöffnung angeordnet werden.<br />
Wichtig ist, daß <strong>der</strong> Austrittswi<strong>der</strong>stand<br />
an je<strong>der</strong> Stelle etwa gleich groß ist.<br />
Ist das nicht <strong>der</strong> Fall, dann entsteht eine<br />
Fettführung vorzugsweise zur Seite des<br />
geringeren Austrittswi<strong>der</strong>stands. Der Gegenseite<br />
droht Mangelschmierung.<br />
46: Schmierung eines <strong>Lager</strong>paares<br />
von <strong>der</strong> Mitte aus<br />
Wie die Beispiele zeigen, ist eine<br />
zweckmäßige Fettführung meist aufwendig.<br />
Diesen Aufwand treibt man vorzugsweise<br />
bei teuren Maschinen o<strong>der</strong> schwierigen<br />
Betriebsverhältnissen wie hoher<br />
Drehzahl, Belastung o<strong>der</strong> Temperatur. In<br />
diesen Fällen muß <strong>der</strong> Austausch des verbrauchten<br />
Fettes gewährleistet und eine<br />
Überschmierung ausgeschlossen sein.<br />
Daß <strong>der</strong> erwähnte Aufwand an<strong>der</strong>erseits<br />
im normalen Anwendungsfall nicht nötig<br />
ist, beweisen betriebssichere <strong>Lager</strong>ungen<br />
<strong>mit</strong> seitlichen Fettpolstern. Diese Fettpolster<br />
zu beiden <strong>Lager</strong>seiten geben allmählich<br />
Öl zur Schmierung <strong>der</strong> Kontaktflächen<br />
ab und bieten einen zusätzlichen<br />
Schutz vor Verunreinigung des <strong>Lager</strong>inneren.<br />
Bei Nachschmierung ist hier jedoch<br />
nicht sicher, daß das Neufett alle<br />
Kontaktstellen erreicht. Da dabei außerdem<br />
Verunreinigungen in das <strong>Lager</strong> gelangen<br />
können, ist es in solchen Fällen<br />
besser, auf regelmäßige Nachschmierung<br />
zu verzichten und eine Langzeitschmierung<br />
vorzusehen. Bei einer Maschinenüberholung<br />
kann man die <strong>Lager</strong> ausbauen,<br />
auswaschen und <strong>mit</strong> neuem Fett füllen.
4.2 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Öl<br />
4.2.1 Geräte<br />
Wenn keine Tauchschmierung vorgesehen<br />
ist, muß das Öl über Geräte den<br />
<strong>Lager</strong>stellen zugeführt werden. Der Geräteaufwand<br />
hängt von dem gewählten<br />
Schmierverfahren ab. Öl wird zugeführt<br />
durch Pumpen, wenn <strong>mit</strong> größeren und<br />
kleineren Mengen geschmiert wird, durch<br />
Ölnebelanlagen, Öl-Luft-Anlagen, Ölzentralschmieranlagen<br />
bei Schmierung<br />
<strong>mit</strong> kleinen und sehr kleinen Mengen.<br />
Die Dosierung des Öles erfolgt <strong>mit</strong> Hilfe<br />
von Dosierelementen, Drosseln und Düsen.<br />
Ausführlichere Hinweise zu den gebräuchlichsten<br />
Schmieranlagen sind im<br />
Kapitel 2 "Schmierverfahren" enthalten.<br />
4.2.2 Tauchschmierung<br />
Bei <strong>der</strong> Tauchschmierung, auch als<br />
Badschmierung o<strong>der</strong> Sumpfschmierung<br />
bezeichnet, steht das <strong>Lager</strong> zum Teil im<br />
Ölsumpf. Der Ölstand bei horizontaler<br />
<strong>Lager</strong>achse ist so zu bemessen, daß <strong>der</strong><br />
unterste Rollkörper des <strong>Lager</strong>s im Stillstand<br />
zur Hälfte o<strong>der</strong> ganz in das Öl eintaucht,<br />
Bild 47.<br />
Das Öl wird bei umlaufendem <strong>Lager</strong><br />
teilweise von den Rollkörpern und vom<br />
Käfig <strong>mit</strong>genommen und so über den<br />
Umfang verteilt. Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> asymmetrischem<br />
Querschnitt, die das Öl för<strong>der</strong>n,<br />
müssen für das Öl Rücklaufkanäle vorgesehen<br />
werden, so daß sich ein Umlauf<br />
einstellt. Ein Ölstand über den untersten<br />
Rollkörper hinaus führt vor allem bei<br />
hohen Umfangsgeschwindigkeiten infolge<br />
<strong>der</strong> Planschreibung zu erhöhter <strong>Lager</strong>temperatur<br />
und oft auch zu Schaumbildung.<br />
Bei Drehzahlkennwerten von<br />
n· d m < 150 000 min –1 · mm darf <strong>der</strong> Ölstand<br />
auch höher sein. Läßt es sich nicht<br />
vermeiden, daß ein Wälzlager vollständig<br />
im Öl steht, beispielsweise bei vertikaler<br />
<strong>Lager</strong>achse, ist das Reibungsmoment<br />
zwei- bis dreimal so hoch wie bei normalem<br />
Ölstand. Die Grenze <strong>der</strong> Tauchschmierung<br />
liegt normalerweise bei<br />
einem Drehzahlkennwert von n · d m =<br />
300 000 min –1 · mm, bei häufigem Ölwechsel<br />
auch bis 500 000 min –1 · mm.<br />
Ab n · d m = 300 000 min –1 · mm liegt die<br />
<strong>Lager</strong>temperatur oft über 70 °C. Bei<br />
Tauchschmierung sollte <strong>der</strong> Ölstand regelmäßig<br />
kontrolliert werden.<br />
Die Ölwechselfrist hängt von <strong>der</strong> Verschmutzung<br />
und vom Alterungszustand<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
des Öles ab. Die Alterung wird durch die<br />
Anwesenheit von Sauerstoff, Metallabrieb<br />
(Katalysator) und hohe Temperatur geför<strong>der</strong>t.<br />
Aus <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Neutralisationszahl<br />
NZ und <strong>der</strong> Verseifungszahl<br />
VZ können <strong>der</strong> Ölhersteller und <strong>der</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> entsprechenden Ölsorte gut vertraute<br />
Praktiker den Alterungszustand beurteilen.<br />
Unter normalen Bedingungen sollten<br />
Ölwechselfristen, wie sie im Diagramm,<br />
Bild 48, angegeben sind, eingehalten<br />
werden. Vorausgesetzt ist dabei, daß die<br />
<strong>Lager</strong>temperatur 80 °C nicht übersteigt<br />
und daß die Verschmutzung durch<br />
Fremdstoffe und Wasser gering bleibt.<br />
Wie aus dem Diagramm hervorgeht, erfor<strong>der</strong>n<br />
Gehäuse <strong>mit</strong> geringen Ölmengen<br />
einen häufigen Ölwechsel. In <strong>der</strong> Einlaufperiode<br />
kann <strong>der</strong> Ölwechsel wegen <strong>der</strong><br />
höheren Temperatur und stärkeren Verschmutzung<br />
durch Verschleißpartikel bereits<br />
nach sehr kurzer Zeit notwendig<br />
werden. Das gilt beson<strong>der</strong>s für Wälzlager,<br />
die gemeinsam <strong>mit</strong> Zahnrä<strong>der</strong>n geschmiert<br />
werden. Oft wird wegen des<br />
steigenden Gehaltes an festen und flüssigen<br />
Verunreinigungen ein vorzeitiger<br />
Ölwechsel vorgenommen. Die zulässigen<br />
Mengen an festen Verunreinigungen richten<br />
sich nach Größe und Härte <strong>der</strong> Teil-<br />
47: Ölstand bei Tauchschmierung 48: Ölmenge und Ölwechselfrist in Abhängigkeit von <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>bohrung<br />
d<br />
<strong>Lager</strong>bohrung<br />
300<br />
mm<br />
200<br />
100<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Ölwechselfrist 2-3 Monate<br />
10 0,2 0,4 0,6 1,0 2 4 6 8 10 l 20<br />
Ölmenge<br />
10-12 Monate<br />
43 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
chen (siehe Abschnitt 5.1.1 "Feste<br />
Fremdstoffe", Seite 54).<br />
Der zulässige Wassergehalt im Öl<br />
hängt von <strong>der</strong> Ölsorte ab und ist vom Ölhersteller<br />
zu erfragen. Freies Wasser führt<br />
zur Korrosion, beschleunigt die Ölalterung<br />
durch Hydrolyse, bildet <strong>mit</strong> den<br />
EP-Zusätzen aggressive Stoffe und beeinträchtigt<br />
die Ausbildung eines tragenden<br />
Schmierfilms. Gelangt Wasser durch die<br />
Dichtung in die <strong>Lager</strong>ung o<strong>der</strong> tritt Kondenswasser<br />
auf, ist die schnelle Trennung<br />
von Wasser und Öl, möglichst unterstützt<br />
durch gutes Wasserabscheidevermögen<br />
des Öles, wichtig. Eine Wasserabscheidung<br />
wird durch Behandlung des Öles im<br />
Separator o<strong>der</strong> durch Verdampfen im<br />
Vakuum erreicht. Problematisch ist allerdings<br />
die Trennung von Wasser und Öl<br />
bei Polyglykolölen, da <strong>der</strong>en Dichte etwa<br />
bei 1 liegt. Wasser setzt sich deshalb nicht<br />
im Ölbehälter ab, doch bei einer Temperatur<br />
über 90 °C verdampft das Wasser.<br />
49: Ölmengen bei Umlaufschmierung<br />
Ölmenge<br />
FAG 44<br />
100<br />
50<br />
l/min<br />
20<br />
10<br />
5<br />
In kritischen Einsatzfällen sollte die<br />
Ölwechselfrist aufgrund wie<strong>der</strong>holter Öluntersuchungen<br />
festgelegt werden. Es wird<br />
empfohlen, zunächst nach 1 bis 2 Monaten,<br />
später je nach Ergebnis längerfristig, die<br />
Neutralisationszahl NZ, die Verseifungszahl<br />
VZ, den Gehalt an festen Fremdstoffen,<br />
den Wassergehalt und die Viskosität des<br />
Öles zu er<strong>mit</strong>teln. Es ist zu berücksichtigen,<br />
daß die <strong>Lager</strong>lebensdauer bereits bei<br />
konstant niedrigem Wassergehalt drastisch<br />
zurückgehen kann. Eine grobe Abschätzung<br />
des Alterungs- und Verschmutzungsgrads<br />
ermöglicht je ein Tropfen Frischöl und<br />
Gebrauchtöl auf Fließpapier. Große Farbunterschiede<br />
deuten auf starke Alterung<br />
bzw. Verschmutzung hin.<br />
4.2.3 Umlaufschmierung <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>tleren<br />
und größeren Ölmengen<br />
Bei <strong>der</strong> Umlaufschmierung wird das<br />
Öl nach dem Durchlauf durch die <strong>Lager</strong><br />
2<br />
1<br />
0,5<br />
0,2<br />
c<br />
0,1<br />
0,05<br />
0,02<br />
0,01<br />
b<br />
0,005<br />
0,002<br />
0,001<br />
a<br />
10 20 50 100 200 500 1000 mm 3000<br />
<strong>Lager</strong>außendurchmesser D<br />
c 1<br />
c 2<br />
b 1<br />
b 2<br />
a 1<br />
a 2<br />
in einen Ölsammelbehälter geleitet und<br />
erneut den <strong>Lager</strong>n zugeführt. Unbedingt<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist bei <strong>der</strong> Ölumlaufschmierung<br />
ein Filter zum Ausson<strong>der</strong>n von<br />
Verschleißteilchen und Verunreinigungen,<br />
siehe auch Abschnitt 5.1.3. Die negative<br />
Auswirkung von Verunreinigungen<br />
auf die erreichbare Lebensdauer wird im<br />
Abschnitt 1.1.3 näher beschrieben.<br />
Die Umlaufmengen werden den Betriebsverhältnissen<br />
angepaßt. Mengen,<br />
die bei Viskositätsverhältnissen � = �/� 1<br />
von 1 bis 2,5 einen mäßigen <strong>Lager</strong>-<br />
Durchlaufwi<strong>der</strong>stand erzeugen, sind dem<br />
Diagramm, Bild 49, zu entnehmen. Zur<br />
Schmierung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> selbst ist nur eine<br />
sehr geringe Ölmenge erfor<strong>der</strong>lich. Im<br />
Vergleich hierzu sind die im Diagramm,<br />
Bild 49, als zur Schmierung ausreichend<br />
angegebenen Mengen (Linie a) groß.<br />
Diese Ölmengen werden empfohlen, um<br />
sicherzugehen, daß auch bei ungünstiger<br />
Zufuhr des Öles zum <strong>Lager</strong>, d. h. nicht<br />
Zunehmende<br />
Ölmenge zur<br />
Wärmeabfuhr<br />
notwendig<br />
Keine Wärmeabfuhr<br />
notwendig<br />
a<br />
b<br />
c<br />
zur Schmierung<br />
ausreichende<br />
Ölmenge<br />
obere Grenze<br />
für <strong>Lager</strong><br />
symmetrischer<br />
Bauart<br />
obere Grenze<br />
für <strong>Lager</strong><br />
asymmetrischer<br />
Bauart<br />
a1 , b1 , c1 : D/d>1,5<br />
a2 , b2 , c2 : D/d≤1,5
direkt in das <strong>Lager</strong>, alle Kontaktflächen<br />
noch sicher <strong>mit</strong> Öl versorgt werden. Mit<br />
den angegebenen Mindestmengen<br />
schmiert man, wenn eine geringe Reibung<br />
erwünscht ist. Die sich hierbei einstellende<br />
Temperatur liegt in gleicher<br />
Höhe wie bei <strong>der</strong> Tauchschmierung.<br />
Ist eine Wärmeabfuhr erfor<strong>der</strong>lich,<br />
sind größere Ölmengen notwendig. Da<br />
jedes <strong>Lager</strong> dem durchfließenden Öl einen<br />
Wi<strong>der</strong>stand entgegensetzt, gibt es für<br />
die Ölmengen auch obere Grenzen. Für<br />
<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> asymmetrischem Querschnitt<br />
(Schrägkugellager, Kegelrollenlager,<br />
Axial-Pendelrollenlager) sind größere<br />
Durchlaufmengen zulässig als für <strong>Lager</strong><br />
<strong>mit</strong> symmetrischem Querschnitt, da die<br />
<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> asymmetrischem Querschnitt<br />
wegen ihrer För<strong>der</strong>wirkung dem Öldurchfluß<br />
weniger Wi<strong>der</strong>stand entgegensetzen.<br />
Bei den im Diagramm, Bild 49,<br />
angegebenen Grenzen wird druckloser<br />
Zulauf und Aufstau des Öles auf <strong>der</strong> Zu-<br />
führseite des <strong>Lager</strong>s bis knapp unter die<br />
Welle vorausgesetzt. Welche Ölmenge im<br />
Einzelfall zugeführt werden muß, um<br />
eine befriedigend niedrige <strong>Lager</strong>temperatur<br />
zu erhalten, hängt von den Bedingungen<br />
<strong>der</strong> Wärmezu- und -abfuhr ab. Die<br />
richtige Ölmenge kann man bei <strong>der</strong><br />
Inbetriebnahme <strong>der</strong> Maschine durch<br />
Messung <strong>der</strong> Temperatur bestimmen und<br />
dann entsprechend einregeln.<br />
Mit steigen<strong>der</strong> Umfangsgeschwindigkeit<br />
setzen <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> symmetrischem<br />
Querschnitt dem durchfließenden Öl<br />
einen zunehmenden Wi<strong>der</strong>stand entgegen.<br />
Bei schnell drehenden Wälzlagern<br />
wird daher das Öl gezielt in den Spalt<br />
zwischen Käfig und <strong>Lager</strong>ring eingespritzt,<br />
wenn größere Ölumlaufmengen<br />
vorgesehen sind. Durch die Öleinspritzung<br />
treten geringere Planschverluste auf.<br />
Bei Einspritzschmierung gebräuchliche<br />
Ölmengen sind im Diagramm, Bild<br />
50, in Abhängigkeit vom Drehzahlkenn-<br />
50: Richtwerte für die Ölmenge bei Einspritzschmierung<br />
51: Durchmesser und Anzahl <strong>der</strong> Düsen bei Einspritzschmierung<br />
Ölmenge<br />
Q<br />
7<br />
l/min<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
d m =150 mm<br />
d m =100 mm<br />
d m =50 mm<br />
50 n · dm 51<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
Düsendurchmesser<br />
wert und <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>größe angegeben. Aus<br />
dem Diagramm, Bild 51, geht hervor, wie<br />
die Düsen auszulegen sind. Der Ölstau<br />
vor dem <strong>Lager</strong> wird dadurch verhin<strong>der</strong>t,<br />
daß man das Öl an Stellen einspritzt, die<br />
einen freien Durchtritt durch das <strong>Lager</strong><br />
ermöglichen. Ausreichend bemessene Abflußkanäle<br />
sorgen dafür, daß das vom<br />
<strong>Lager</strong> nicht aufgenommene und das<br />
durch das <strong>Lager</strong> gelaufene Öl zwangsfrei<br />
ablaufen kann, Bil<strong>der</strong> 62 und 63.<br />
Für den Bereich hoher Umfangsgeschwindigkeiten,<br />
<strong>der</strong> bei Einspritzschmierung<br />
üblich ist, haben sich Öle bewährt,<br />
<strong>mit</strong> denen eine Betriebsviskosität � von 5<br />
bis 10 mm 2 /s (� = 1 bis 4) erreicht wird.<br />
Die Diagramme im Bild 52 zeigen in Abhängigkeit<br />
vom Druckabfall �p die Ölmenge<br />
Q und die Strahlgeschwindigkeit<br />
v bei einer Düsenlänge L = 8,3 mm für<br />
die Betriebsviskositäten 7,75 und<br />
15,5 mm 2 /s und für verschiedene Düsendurchmesser.<br />
0 3·106 min-1 0,5<br />
2·10 ·mm<br />
6<br />
1·106 3·106 min-1 2·10 ·mm<br />
6<br />
1·106 1,5<br />
mm<br />
1<br />
d m ≤ 50 mm<br />
50 ≤ d m ≤ 100 mm<br />
d m ≥ 100 mm<br />
n · d m<br />
1 Düse<br />
2 Düsen<br />
3 Düsen<br />
45 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
Diese Angaben stammen aus Versuchen.<br />
Der Öldurchsatz durch das<br />
schnell drehende <strong>Lager</strong> sinkt <strong>mit</strong> steigen<strong>der</strong><br />
Drehzahl. Er steigt <strong>mit</strong> wachsen<strong>der</strong><br />
Einspritzgeschwindigkeit, wobei 30 m/s<br />
die sinnvolle Obergrenze sind.<br />
Wälzlager müssen bereits beim Einschalten<br />
<strong>der</strong> Maschine <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
versorgt sein. Bei einer Ölumlaufschmierung<br />
sollte daher die Pumpe bereits vor<br />
dem Start des <strong>Lager</strong>s anlaufen. Ein Vorlauf<br />
<strong>der</strong> Pumpe ist allerdings nicht erfor<strong>der</strong>lich,<br />
wenn durch konstruktive Maßnahmen<br />
dafür gesorgt ist, daß das Öl<br />
nicht ganz aus dem <strong>Lager</strong> ablaufen kann<br />
und ein gewisser Ölsumpf zurückbleibt.<br />
Ein zusätzlich zur Umlaufschmierung<br />
vorgesehener Ölsumpf trägt außerdem<br />
zur Betriebssicherheit bei, da bei Ausfall<br />
<strong>der</strong> Pumpe die Ölversorgung wenigstens<br />
noch eine gewisse Zeit aus dem Sumpf er-<br />
FAG 46<br />
folgt. Bei tiefer Temperatur kann die Ölumlaufmenge<br />
bis zur Erwärmung des<br />
Öles im Behälter zunächst auf die zur<br />
Schmierung notwendige Menge (aus<br />
Bild 49, Kurven a) reduziert werden. Das<br />
erleichtert die Auslegung <strong>der</strong> Umlaufanlage<br />
(Pumpenantrieb, Ölrücklauf).<br />
Wird <strong>mit</strong> größerer Ölmenge geschmiert,<br />
dann muß durch Abflußkanäle<br />
dafür gesorgt werden, daß kein Ölstau<br />
auftritt, <strong>der</strong> vor allem bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten<br />
zu beachtlichen<br />
Leistungsverlusten führt. Der erfor<strong>der</strong>liche<br />
Durchmesser <strong>der</strong> Abflußleitung<br />
hängt von <strong>der</strong> Viskosität des Öles und<br />
den Gefällewinkeln <strong>der</strong> Ableitrohre ab.<br />
Für Öle <strong>mit</strong> einer Betriebsviskosität bis<br />
500 mm 2 /s kann <strong>der</strong> Ablaufquerschnitt<br />
überschlägig angegeben werden <strong>mit</strong>:<br />
d a = (15...25) · ���m [mm]<br />
Für eine genauere Dimensionierung<br />
im Gefällebereich <strong>der</strong> Ablaufleitung von<br />
1 bis 5 % benutzt man die Formel<br />
d a = 11,7 · 4 ��������<br />
m · �/G [mm]<br />
Darin sind d a in mm <strong>der</strong> lichte Durchmesser<br />
<strong>der</strong> Abflußleitung, m in l/min die<br />
Öldurchsatzmenge, � die Betriebsviskosität<br />
im mm 2 /s, G das Gefälle in %.<br />
Die Füllmenge M des Ölbehälters<br />
richtet sich nach <strong>der</strong> Durchsatzmenge m.<br />
In <strong>der</strong> Regel wird die Füllmenge so<br />
gewählt, daß sie in <strong>der</strong> Stunde etwa<br />
z = 3 bis 8mal umgewälzt wird.<br />
M = m · 60/z [l]<br />
52: Druckverlust und Einspritzgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Ölmenge, Betriebsviskosität und Düsendurchmesser<br />
Ölmenge<br />
Q<br />
100<br />
10<br />
ν=7,75 mm 2<br />
5<br />
Düsendurchmesser<br />
50<br />
mm<br />
2 /s<br />
ν=15,5 mm 2 l/min<br />
/s<br />
m/s<br />
2<br />
1<br />
0,5<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,05<br />
0,02<br />
0,01<br />
0,1 0,2 0,5 1<br />
2 bar 5 10<br />
1<br />
0,7<br />
Strahlgeschwindigkeit<br />
v<br />
20<br />
10<br />
5<br />
2<br />
1<br />
0,1 0,2 0,5 1<br />
Δ p Δ p<br />
ν=7,75 mm 2 /s<br />
ν=15,5 mm 2 /s<br />
2 bar 5 10<br />
Düsendurchmesser<br />
mm<br />
2<br />
0,7
Bei niedriger Umwälzzahl setzen sich<br />
Verunreinigungen im Ölbehälter gut ab,<br />
das Öl kann abkühlen und altert nicht so<br />
rasch.<br />
4.2.4 Minimalmengenschmierung<br />
Die dem Wälzlager zugeführte Ölmenge<br />
kann noch unter die im Diagramm,<br />
Bild 49, angegebene untere<br />
Grenze verringert werden, wenn eine<br />
möglichst niedrige <strong>Lager</strong>temperatur ohne<br />
den Aufwand für Ölkühlung angestrebt<br />
wird. Das setzt allerdings voraus, daß die<br />
<strong>Lager</strong>reibung und die Wärmeableitverhältnisse<br />
dies zulassen. In den Diagrammen,<br />
Bil<strong>der</strong> 53 und 54, ist am Beispiel<br />
eines zweireihigen Zylin<strong>der</strong>rollenlagers<br />
gezeigt, wie sich bei Minimalmengenschmierung<br />
das Reibungsmoment und<br />
die <strong>Lager</strong>temperatur, abhängig von <strong>der</strong><br />
Öldurchlaufmenge, än<strong>der</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
ist in diesem Beispiel zu sehen, daß das<br />
zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager <strong>mit</strong> Borden<br />
am Außenring empfindlich gegen<br />
Überschmierung ist. Besser geeignet sind<br />
hier zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager <strong>mit</strong><br />
Borden am Innenring (NN30..) o<strong>der</strong> einreihige<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager <strong>der</strong> Reihen<br />
N10 und N19. Das Reibungsminimum<br />
und das Temperaturminimum (Beginn<br />
<strong>der</strong> Vollschmierung) werden bereits<br />
bei einer Ölmenge von 0,01 bis<br />
0,1 mm 3 /min erreicht. Bis zu einer Steigerung<br />
<strong>der</strong> Ölmenge auf 10 4 mm 3 /min<br />
steigt die <strong>Lager</strong>temperatur. Erst <strong>mit</strong> einer<br />
noch größeren Ölmenge ist eine durch<br />
Wärmeabfuhr sinkende <strong>Lager</strong>temperatur<br />
festzustellen.<br />
Die zur ausreichenden <strong>Versorgung</strong> nötige<br />
Ölmenge hängt stark von <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>-<br />
53: Reibungsmoment bei Minimalmengenschmierung in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Ölmenge<br />
54: <strong>Lager</strong>temperatur bei Minimalmengenschmierung in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Ölmenge<br />
3,0<br />
N·m<br />
2,5<br />
2,0<br />
Reibungsmoment<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
<strong>Lager</strong> NNU4926<br />
Drehzahl n = 2000 min -1<br />
F r = 5 kN<br />
Öl ν = 32 mm 2 /s bei 40 °C<br />
maximal auftretendes<br />
Reibungsmoment<br />
minimal auftretendes<br />
Reibungsmoment<br />
10<br />
Ölmenge Q<br />
-3 10-2 10-1 1 10 102103 105 mm3 0<br />
/min<br />
53 54<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
100<br />
°C<br />
90<br />
80<br />
<strong>Lager</strong>- 70<br />
temperatur<br />
t<br />
60<br />
50<br />
40<br />
bauart ab. So benötigen <strong>Lager</strong>, die eine<br />
För<strong>der</strong>wirkung in Strömungsrichtung<br />
haben, eine relativ große Ölmenge. Der<br />
Ölbedarf zweireihiger <strong>Lager</strong> ohne För<strong>der</strong>wirkung<br />
ist dagegen extrem gering, wenn<br />
das Öl zwischen den Rollenreihen zugeführt<br />
wird. Die umlaufenden Rollkörpersätze<br />
hin<strong>der</strong>n das Öl am Abfließen.<br />
Die Schmierung <strong>mit</strong> sehr kleinen<br />
Mengen setzt voraus, daß die kleine Ölmenge<br />
alle Kontaktflächen im <strong>Lager</strong>, beson<strong>der</strong>s<br />
die schmiertechnisch anspruchsvollen<br />
Gleitkontaktflächen (Bord-, Käfigführungsflächen),<br />
ausreichend benetzt.<br />
Bei Werkzeugmaschinenlagerungen <strong>mit</strong><br />
Kugellagern und Zylin<strong>der</strong>rollenlagern hat<br />
sich die Ölzufuhr direkt in das <strong>Lager</strong>, bei<br />
Schrägkugellagern in För<strong>der</strong>richtung, gut<br />
bewährt. Das Diagramm, Bild 55, zeigt<br />
die Ölmengen bei Minimalmengenschmierung<br />
für einige <strong>Lager</strong>bauarten in<br />
<strong>Lager</strong> NNU4926<br />
Drehzahl n = 2000 min -1<br />
F r = 5 kN<br />
Öl ν = 32 mm 2 /s bei 40 °C<br />
10-3 10-2 10-1 1 10 102103 105 mm3 /min<br />
Ölmenge Q<br />
47 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
Abhängigkeit von <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>größe, dem<br />
Druckwinkel (För<strong>der</strong>verhalten) und dem<br />
Drehzahlkennwert. Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> För<strong>der</strong>wirkung<br />
sollte in Abhängigkeit von<br />
<strong>der</strong> Drehzahl die Ölmenge gesteigert werden,<br />
da <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Drehzahl auch <strong>der</strong> Mindestölbedarf<br />
steigt und die För<strong>der</strong>wirkung<br />
zunimmt.<br />
Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Bord-Rollenstirnberührung<br />
(beispielsweise Kegelrollenlagern)<br />
hat sich die Ölzufuhr direkt zu<br />
den Rollenstirnflächen, entgegengesetzt<br />
zur För<strong>der</strong>richtung, als günstig erwiesen.<br />
Die extrem niedrigen Ölmengen setzen<br />
eine sichere Zufuhr <strong>der</strong> Öl-Luft zwi-<br />
55: Ölmengen bei Minimalmengenschmierung<br />
FAG 48<br />
Ölmenge<br />
Q<br />
10 000<br />
mm3 /h<br />
3 000<br />
1 000<br />
300<br />
100<br />
30<br />
10<br />
3<br />
1<br />
10<br />
a<br />
schen Käfig und Innenring voraus sowie<br />
eine hohe Maßgenauigkeit <strong>der</strong> Umbauteile.<br />
Die Viskosität des Öles soll bei einer<br />
extrem kleinen Ölmenge dem Viskositätsverhältnis<br />
� = �/� 1 = 8 bis 10 entsprechen<br />
und geeignete EP-Wirkstoffe<br />
enthalten.<br />
Die gleichmäßige Zufuhr einer großen<br />
Ölmenge o<strong>der</strong> die impulsartige Zufuhr<br />
selbst kleiner Mengen führt dagegen bei<br />
Radial-Zylin<strong>der</strong>rollenlagern beson<strong>der</strong>s<br />
bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten zu<br />
einem spontanen Anstieg <strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>reibung<br />
und zu einem ungleichmäßigen<br />
Erwärmen <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ringe. Das kann<br />
Bereich a-b: Schrägkugellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � = 40°<br />
Axial-Schrägkugellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � = 60 bis 75°<br />
Axial-Rillenkugellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � = 90°<br />
n · d m bis 800 000 min –1 · mm<br />
Bereich b-c: Spindellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � =15 bis 25°<br />
n · d m ≤ 2 · 10 6 min –1 · mm<br />
b c d<br />
bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> kleiner Radialluft, z. B.<br />
bei Werkzeugmaschinenlagerungen,<br />
durch Radialverspannungen den Ausfall<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong> zur Folge haben.<br />
Bild 56 zeigt ein Beispiel zur Wahl <strong>der</strong><br />
Ölmenge bei Minimalmengenschmierung<br />
für das zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
NNU4926. Der Mindestölbedarf in<br />
Abhängigkeit vom Drehzahlkennwert ist<br />
aus <strong>der</strong> Geraden a ersichtlich. Die Gerade<br />
b gibt an, wie groß die Ölmenge sein<br />
darf, um Radialverspannungen zu vermeiden.<br />
Vorausgesetzt sind eine gleichmäßige<br />
Ölzufuhr (Öl-Luft-Schmierung)<br />
und durchschnittliche Wärmeableitbe-<br />
20 50 100<br />
<strong>Lager</strong>bohrung d<br />
200 mm 500<br />
Bereich c-d: Ein- und zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
Linie c: <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Borden am Innenring und n · d m ≤ 10 6 min –1 · mm<br />
Linie d: <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Borden am Außenring und n · d m ≤ 600 000 min –1 · mm
dingungen. Der Schnitt <strong>der</strong> Geraden a<br />
und b liefert den Drehzahlkennwert, bis<br />
zu dem noch eine Minimalmengenschmierung<br />
möglich ist. Für zweireihige<br />
Radial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager zeigt das Diagramm,<br />
Bild 55, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Linie d die geeignete<br />
Ölmenge. Da die Mindestölmenge<br />
und die zulässige Ölmenge nicht nur<br />
vom <strong>Lager</strong>, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Ölart,<br />
<strong>der</strong> Ölzuführung und den Wärmeableitbedingungen<br />
abhängig sind, läßt sich ein<br />
allgemeiner Ansatz zur Er<strong>mit</strong>tlung dieses<br />
Kennwerts und <strong>der</strong> dazugehörigen optimalen<br />
kleinen Ölmenge nicht angeben.<br />
Die Viskosität des Öles ist entsprechend<br />
einem Viskositätsverhältnis � = 2 bis 3<br />
auszuwählen.<br />
Die bei Walzwerkslagern angewandte<br />
Öl-Luft-Schmierung wird meist im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> einem Ölsumpf betrieben<br />
und stellt keine Minimalmengenschmierung<br />
dar. Die zugeführte Ölmenge<br />
ergänzt den Ölsumpf und sollte größer<br />
als 1 000 mm 3 /h angesetzt werden.<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
4.2.5 Beispiele zur Ölschmierung<br />
Bild 57: Bei größeren Gehäusen <strong>mit</strong><br />
entsprechend großem Ölinhalt sollte <strong>der</strong><br />
Ölsumpf durch Stauwände <strong>mit</strong> Durchgangsbohrungen<br />
aufgeteilt werden. Dadurch<br />
erreicht man, daß vor allem bei<br />
höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />
nicht die gesamte Ölmenge in Bewegung<br />
gerät. Verunreinigungen setzen sich in<br />
den Nebenkammern ab und werden<br />
nicht fortwährend aufgewirbelt.<br />
56: Wahl <strong>der</strong> Ölmenge bei Minimalmengenschmierung für das zweireihige<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager NNU4926 (d = 130 mm, geringe Radialluft) 57: <strong>Lager</strong>gehäuse <strong>mit</strong> Ölstauwänden<br />
Drehzahlkennwert<br />
n · d m<br />
700 000<br />
min -1 · mm<br />
600 000<br />
500 000<br />
400 000<br />
300 000<br />
200 000<br />
100 000<br />
0<br />
1<br />
Gebiet <strong>der</strong><br />
Mangelschmierung<br />
a b<br />
3<br />
zulässiger<br />
Betriebsbereich<br />
10<br />
Ölmenge Q<br />
Gerade a = Mindestölmenge<br />
Gerade b = zulässige Ölmenge bei gleichmäßiger Ölzufuhr<br />
30<br />
Gebiet unsteten<br />
Temperaturverlaufs<br />
mm 300 3 100 /h<br />
49 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
Bild 58: Das Pendelrollenlager taucht<br />
in einen kleinen Ölsumpf ein. Ölverluste<br />
werden ausgeglichen durch die Nachführung<br />
von Öl aus dem größeren Ölsumpf<br />
im unteren Teil des Gehäuses. Der<br />
Ring R hat einen erheblich größeren<br />
Durchmesser als die Welle und taucht in<br />
den unten liegenden Ölsumpf ein; das<br />
<strong>Lager</strong> steht da<strong>mit</strong> nicht direkt in Verbindung.<br />
Im Lauf wälzt sich <strong>der</strong> Ring R auf<br />
<strong>der</strong> Welle ab und för<strong>der</strong>t Öl zum <strong>Lager</strong>.<br />
Überschüssiges Öl läuft über die Bohrungen<br />
A in den unteren Ölsumpf zurück.<br />
Ölför<strong>der</strong>ringe sind bis zu einem<br />
Drehzahlkennwert n · d m =<br />
400 000 min –1 · mm einsetzbar. Bei<br />
höheren Werten tritt ein deutlicher Verschleiß<br />
des För<strong>der</strong>ringes auf.<br />
Bild 59: Kegelrollenlager haben wie<br />
alle Bauarten <strong>mit</strong> asymmetrischem Querschnitt<br />
eine För<strong>der</strong>wirkung. Diese stark<br />
von <strong>der</strong> Umfangsgeschwindigkeit abhängige<br />
För<strong>der</strong>wirkung kann bei Ölumlaufschmierung<br />
ausgenutzt werden. Die<br />
Abflußbohrungen sind so auszulegen,<br />
daß neben dem <strong>Lager</strong> kein Ölstau entsteht.<br />
Bild 60: Bei senkrecht angeordneten,<br />
schnell umlaufenden Spindeln bildet man<br />
<strong>mit</strong>unter das Spindelende kegelig aus<br />
o<strong>der</strong> baut einen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Spindel umlaufenden<br />
Kegel ein, dessen kleinerer Durchmesser<br />
in den Ölbehälter eintaucht. Das<br />
Öl steigt in dem Spalt S hoch, wird in die<br />
Ringnut und von dort zu einer oberhalb<br />
des <strong>Lager</strong>s angeordneten Dosiereinrichtung<br />
geför<strong>der</strong>t. Durch eine <strong>der</strong>artige Anordnung<br />
lassen sich relativ große För<strong>der</strong>mengen<br />
erreichen, wenn die För<strong>der</strong>höhe<br />
klein und die Ölviskosität gering ist.<br />
Bild 61: In Getrieben genügt oft das<br />
von Zahnrä<strong>der</strong>n abgespritzte Öl zur<br />
Schmierung <strong>der</strong> Wälzlager. Es muß aber<br />
sichergestellt sein, daß bei allen Betriebszuständen<br />
das Spritzöl in die <strong>Lager</strong> gelangt.<br />
In dem gezeigten Beispiel wird<br />
Spritzöl in einer Tasche über dem Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
gesammelt und dem <strong>Lager</strong><br />
über Bohrungen zugeführt. Im unteren<br />
Bereich ist neben dem Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />
ein Staublech angeordnet. Dadurch<br />
wird erreicht, daß immer ein minimaler<br />
FAG 50<br />
Ölsumpf im <strong>Lager</strong> vorhanden ist und das<br />
<strong>Lager</strong> bereits beim Anfahren geschmiert<br />
wird.<br />
58: Ölschmierung <strong>mit</strong> Ölför<strong>der</strong>ring<br />
A<br />
R<br />
59: Verstärkung des Ölumlaufs bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> För<strong>der</strong>wirkung<br />
Bil<strong>der</strong> 62 und 63: Bei Öleinspritzschmierung<br />
wird das Öl zwischen Käfig<br />
und Innenring eingespritzt. Ein Ölstau<br />
vor und hinter den <strong>Lager</strong>n wird durch<br />
A
Ölabflußkanäle verhin<strong>der</strong>t. Haben die<br />
<strong>Lager</strong> eine För<strong>der</strong>wirkung, erfolgt die<br />
Öleinspritzung auf <strong>der</strong> Seite des kleineren<br />
Laufbahndurchmessers. Bei sehr schnell<br />
60: Ölumlauf durch För<strong>der</strong>kegel<br />
umlaufenden Kegelrollenlagern werden<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zusätzlich die<br />
Rollenstirnflächen angespritzt. Hierdurch<br />
wird einer Mangelschmierung zwischen<br />
61: Spritzöl wird in einer Fangtasche gesammelt und über Bohrungen dem<br />
Zylin<strong>der</strong>rollenlager zugeleitet.<br />
S<br />
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />
Öl<br />
Bord und Rollenstirnflächen entgegengewirkt.<br />
62: Öleinspritzschmierung <strong>mit</strong><br />
Spritzdüse<br />
63: Öleinspritzschmierung:<br />
Beidseitige Ölzufuhr bei<br />
schnellaufendem Kegelrollenlager<br />
51 FAG
<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong> · Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />
Festschmierstoff<br />
4.3 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Festschmierstoff<br />
Als Festschmierstoffe werden hauptsächlich<br />
Graphit und Molybdändisulfid<br />
verwendet. Die Schmierung erfolgt durch<br />
Pulverfilme o<strong>der</strong> Lackfilme auf den Laufbahnen<br />
o<strong>der</strong> auch durch Pasten. Zum<br />
Auftragen <strong>der</strong> Pulverfilme verwendet man<br />
Bürsten, Le<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Stoff; Gleitlackfilme<br />
werden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Sprühpistole aufgebracht.<br />
Bei vielen Gleitlacken kann durch Einbrennen<br />
eine Steigerung <strong>der</strong> Gebrauchsdauer<br />
erzielt werden. Pasten trägt man<br />
<strong>mit</strong> einem Pinsel auf die Oberflächen auf.<br />
Mit Festschmierstoffen geschmierte<br />
Wälzlager werden meistens phosphatiert<br />
(Manganphosphatüberzug, Bon<strong>der</strong>-<br />
5 Schäden durch mangelhafte<br />
Schmierung<br />
Über 50 % aller Wälzlagerschäden<br />
sind auf fehlerhafte Schmierung zurückzuführen.<br />
An vielen weiteren Schäden,<br />
die sich nicht direkt auf eine Schmierstörung<br />
zurückführen lassen, ist sie <strong>mit</strong>beteiligt.<br />
Eine mangelhafte Schmierung<br />
in den Kontaktstellen führt zu Verschleiß,<br />
Anschmierungen, Verschürfungen und<br />
Freßspuren. Außerdem können Ermüdungsschäden<br />
(Abblätterungen) auftreten.<br />
Gelegentlich kommt es auch zu<br />
einem Heißlauf <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>, wenn sich bei<br />
<strong>Schmierstoff</strong>mangel o<strong>der</strong> Überschmierung<br />
die <strong>Lager</strong>ringe infolge ungünstiger<br />
Wärmeabfuhr ungleichmäßig erwärmen<br />
und dadurch eine Spielvermin<strong>der</strong>ung<br />
o<strong>der</strong> sogar eine Verspannung auftritt.<br />
FAG 52<br />
schicht). Auf <strong>der</strong> Phosphatschicht haften<br />
die Festschmierstoffe besser. Sie schützt<br />
außerdem vor Korrosion und bietet in gewissem<br />
Umfang auch Notlaufeigenschaften.<br />
Bei hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
den Korrosionsschutz werden die <strong>Lager</strong><br />
zink-eisenbeschichtet. Pulverfilme und<br />
Lackschichten lassen sich an fettigen <strong>Lager</strong>n<br />
nicht o<strong>der</strong> nur teilweise aufbringen.<br />
Ein einwandfreies und gleichmäßiges<br />
Aufbringen ist nur bei <strong>der</strong> Fertigung vor<br />
dem Zusammenbau <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> möglich.<br />
Pasten können vor dem Einbau <strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />
eingebracht werden. Mit ihnen läßt sich<br />
auch nachschmieren o<strong>der</strong> neu schmieren;<br />
dabei sollte eine Überschmierung vermieden<br />
werden.<br />
Die hauptsächlichen Ursachen <strong>der</strong> in<br />
Bild 64 aufgeführten Schäden sind:<br />
– ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> (Öl zu<br />
geringer Viskosität, fehlende o<strong>der</strong><br />
ungeeignete Additivierung, korrosive<br />
Wirkung von Additiven)<br />
– <strong>Schmierstoff</strong>mangel in den Kontaktbereichen<br />
– Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong><br />
(fest und flüssig)<br />
– Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>eigenschaften<br />
– Überschmierung<br />
Gegen <strong>Schmierstoff</strong>mangel und Überschmierung<br />
hilft die konstruktiv und verfahrensmäßig<br />
auf den Anwendungsfall<br />
abgestimmte <strong>Schmierstoff</strong>versorgung.<br />
Schäden durch ungeeigneten <strong>Schmierstoff</strong><br />
o<strong>der</strong> durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
<strong>Schmierstoff</strong>eigenschaften lassen sich vermeiden<br />
durch Berücksichtigung aller Be-<br />
Eine wirkungsvolle <strong>Versorgung</strong> stellt<br />
die Transferschmierung dar. Durch Ausfüllen<br />
des <strong>Lager</strong>innenraums <strong>mit</strong> einem<br />
Festschmierstoff-Compound, das nach<br />
dem Verfestigen <strong>mit</strong> dem Käfig umläuft,<br />
erhalten die Rollkörper beim Angleiten<br />
immer wie<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>. Diese ständige<br />
"Nachschmierung" führt zu einer langen<br />
Gebrauchsdauer, weit länger als bei<br />
<strong>der</strong> einmaligen <strong>Versorgung</strong> <strong>mit</strong> einer<br />
Gleitlackschicht o<strong>der</strong> Pastenfüllung. Der<br />
durch die Rollkörper als Pulver abgeriebene<br />
Festschmierstoff tritt durch den<br />
Dichtspalt aus. Wenn dies stört, kann ein<br />
Zwischenraum zwischen Dichtung und<br />
Vordichtung vorgesehen werden, in dem<br />
sich <strong>der</strong> Abrieb sammelt.<br />
triebsbedingungen bei <strong>der</strong> Auswahl des<br />
<strong>Schmierstoff</strong>s und durch rechtzeitige<br />
<strong>Schmierstoff</strong>erneuerung. Ausführliche<br />
Hinweise hierzu sind in den vorhergehenden<br />
Kapiteln enthalten. Über die Auswirkungen<br />
von Verunreinigungen im<br />
<strong>Schmierstoff</strong> und die sich daraus ergebenden<br />
Folgerungen wird im Anschluß berichtet.<br />
5.1 Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong><br />
In <strong>der</strong> Praxis gibt es kaum Schmiersysteme,<br />
die völlig frei von Verunreinigungen<br />
sind. Wie sich Verunreinigungen<br />
auf die Lebensdauer auswirken, ist im<br />
Abschnitt 1.1.3 dargestellt. Alle <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
enthalten bereits von <strong>der</strong> Fertigung<br />
her einen gewissen Anteil an Verunreinigungen.
64: Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />
Schadensbild, Ursache Hinweise<br />
Mangelerscheinung<br />
Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />
Geräusch <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong> und<br />
dämpfen<strong>der</strong> Schmierfilm.<br />
Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu dünner Schmierfilm, weil das Öl o<strong>der</strong> das Grundöl des Fettes eine zu geringe<br />
Viskosität hat. Bei Fett kann die Verdickerstruktur ungünstig sein.<br />
Teilchen wirken geräuschanregend.<br />
Verunreinigungen Schmutzteilchen unterbrechen Schmierfilm und erzeugen Geräusche.<br />
Käfigverschleiß <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong><br />
Schmierfilm.<br />
Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu geringe Viskosität des Öles o<strong>der</strong> Grundöls ohne Verschleißschutzzusätze,<br />
kein Grenzschichtaufbau.<br />
Verschleiß an <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong><br />
Rollkörpern, Schmierfilm.<br />
Laufbahnen, Tribokorrosion bei oszillierenden Relativbewegungen, Gleitmarkierungen.<br />
Bordflächen<br />
Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu geringe Viskosität des Öles o<strong>der</strong> Grundöls.<br />
<strong>Schmierstoff</strong> ohne Verschleißschutzzusätze o<strong>der</strong> EP-Additive<br />
(bei hoher Belastung o<strong>der</strong> hoher Gleitung).<br />
Verunreinigungen Feste, harte Teilchen o<strong>der</strong> flüssige, korrosiv wirkende Medien.<br />
Ermüdung <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung und hohe Tangentialspannungen an <strong>der</strong><br />
Oberfläche. Verschleiß.<br />
Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu geringe Viskosität des Öles o<strong>der</strong> Grundöls. <strong>Schmierstoff</strong> enthält Stoffe, <strong>der</strong>en<br />
Viskosität sich bei Druck nur geringfügig erhöht, beispielsweise Wasser.<br />
Unwirksame Additive.<br />
Verunreinigungen Harte Teilchen werden eingewalzt und führen zu Stellen hoher Pressung.<br />
Korrosive Medien verursachen Korrosionsstellen, von denen<br />
Ermüdung bevorzugt ausgeht.<br />
Hohe <strong>Lager</strong>- <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong><br />
temperatur, Schmierfilm.<br />
verfärbte <strong>Lager</strong>teile,<br />
Freßstellen Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Hohe Reibung und hohe Temperatur wegen stellenweiser Festkörperberührung.<br />
(Heißlauf)<br />
<strong>Schmierstoff</strong>überschuß Bei <strong>mit</strong>tleren o<strong>der</strong> hohen Drehzahlen hohe <strong>Schmierstoff</strong>reibung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei plötzlicher <strong>Schmierstoff</strong>zufuhr.<br />
Geschädigter Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Einsatztemperatur höher als die für den <strong>Schmierstoff</strong> zulässige Temperatur<br />
<strong>Schmierstoff</strong> (Bildung von Rückständen).<br />
(Farbän<strong>der</strong>ung,<br />
Verfestigung, Zu lange Einsatzzeit Nachschmierintervall o<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>-Wechselfrist zu lang.<br />
Verlust <strong>der</strong><br />
Schmierwirkung) Verunreinigungen, Von außen in den <strong>Lager</strong>raum eingedrungene o<strong>der</strong> aus dem <strong>Lager</strong>verschleiß<br />
Verän<strong>der</strong>ungen des stammende Teilchen.<br />
<strong>Schmierstoff</strong>s Reaktionen zwischen <strong>Schmierstoff</strong> und <strong>Lager</strong>material.<br />
53 FAG
Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />
Die in DIN-Normen festgelegten<br />
Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
nennen u. a. Grenzwerte für die zulässige<br />
Verschmutzung im Anlieferungszustand.<br />
Oft gelangen auch bei <strong>der</strong> Erstmontage<br />
Verunreinigungen durch unzureichende<br />
Reinigung <strong>der</strong> Maschinenteile, <strong>der</strong> Ölleitungen<br />
usw. und während des Betriebs<br />
durch unzureichende Abdichtungen,<br />
durch offene Stellen <strong>der</strong> Schmieranlage<br />
(Ölbehälter, Pumpe) in das <strong>Lager</strong>. Auch<br />
bei <strong>der</strong> Wartung können Verunreinigungen<br />
in das <strong>Lager</strong> gebracht werden, z. B.<br />
durch Schmutz am Schmiernippel, durch<br />
Schmutz am Mundstück <strong>der</strong> Fettpresse,<br />
beim Fetten von Hand usw.<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung des schädlichen<br />
Einflusses von Verunreinigungen sind beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig:<br />
– Art und Härte <strong>der</strong> Fremdstoffe<br />
– Konzentration <strong>der</strong> Fremdstoffe im<br />
<strong>Schmierstoff</strong><br />
– Teilchengröße <strong>der</strong> Fremdstoffe<br />
5.1.1 Feste Fremdstoffe<br />
Feste Fremdstoffe führen zu Laufgeräuschen,<br />
Verschleiß und vorzeitiger<br />
Ermüdung. Harte Teilchen verursachen<br />
in Wälzlagern abrasiven Verschleiß, beson<strong>der</strong>s<br />
an Stellen <strong>mit</strong> hohen Gleitanteilen,<br />
z. B. im Kontaktbereich Rollenstirn/Bord<br />
bei Kegelrollenlagern o<strong>der</strong> an<br />
den Laufbahnenden von Rollen aus<br />
Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlagern. Der Verschleiß<br />
nimmt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Härte <strong>der</strong> Teilchen<br />
zu. Er steigt auch etwa proportional <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Teilchen im<br />
<strong>Schmierstoff</strong> und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Partikelgröße.<br />
Verschleiß entsteht auch noch bei extrem<br />
kleinen Partikeln. Abrasiver Verschleiß in<br />
Wälzlagern ist bis zu einem bestimmten<br />
Ausmaß erträglich. Die zulässige Größe<br />
hängt vom jeweiligen Einsatzfall ab. Werden<br />
größere Teilchen (Größenordnung<br />
0,1 mm) überrollt, so entstehen auf den<br />
Laufbahnen Eindrücke. Plastisch verformtes<br />
Material wird an den Rän<strong>der</strong>n<br />
des Eindruckes aufgeworfen und beim<br />
weiteren Überrollen nur teilweise zurückverformt.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Randaufwulstung<br />
wirken bei jedem weiteren<br />
Überrollvorgang erhöhte Beanspruchungen,<br />
die eine vermin<strong>der</strong>te Ermüdungs-<br />
FAG 54<br />
laufzeit zur Folge haben. Je größer die<br />
Härte <strong>der</strong> überrollten Teilchen ist (beispielsweise<br />
Eisenspäne, Schleifspäne,<br />
Formsand, Korund) und je kleiner die<br />
<strong>Lager</strong> sind, um so stärker wird die Lebensdauer<br />
gemin<strong>der</strong>t, siehe Bild 65.<br />
5.1.2 Maßnahmen zur Vermin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Konzentration von<br />
Fremdstoffen<br />
Es sind folgende Vorkehrungen zu<br />
treffen:<br />
– gründliche Reinigung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>umgebungsteile<br />
– Sauberkeit bei Montage, Inbetriebnahme<br />
und Wartung<br />
– bei Ölschmierung Filterung des Öles<br />
(siehe Abschnitt 1.1.3)<br />
– bei Fettschmierung ausreichend kurze<br />
Fettwechselfrist<br />
5.1.3 Ölfilter<br />
Bei mo<strong>der</strong>nen Filterelementen wird<br />
bei jedem Durchgang des Ölvolumens<br />
ein breites Partikelspektrum abgeschieden.<br />
Deshalb wurden Testmethoden genormt,<br />
die diesem Abscheidespektrum<br />
und Mehrfachdurchgang (Multipass)<br />
Rechnung tragen. Die Rückhalterate � x<br />
ist das Maß für die Abscheidefähigkeit<br />
des Filters bei bestimmten Partikelgrößen.<br />
Der � x-Wert, gemessen nach ISO<br />
4572, ist das Verhältnis aller Partikel<br />
> x µm vor und nach dem Filterdurchgang,<br />
Bild 66. Zum Beispiel bedeutet<br />
� 12 = 75, daß von 75 Schmutzteilen, die<br />
12 µm groß sind, nur ein Partikel das<br />
Filter passiert.<br />
Der Einfluß fester Verunreinigungen<br />
auf die erreichbare Lebensdauer <strong>der</strong><br />
Wälzlager wird im Abschnitt 1.1.3 näher<br />
beschrieben.<br />
65: Lebensdauermin<strong>der</strong>ung durch feste Verunreinigungen am Beispiel eines<br />
Schrägkugellagers 7205B<br />
relative Lebendauer<br />
1<br />
0,1<br />
0,01<br />
keine Verunreinigung<br />
Eisenspäne<br />
Schleifspäne<br />
Formsandkörner<br />
Korundkörner
5.1.4 Flüssige Verunreinigungen<br />
Als flüssige Verunreinigungen im<br />
<strong>Schmierstoff</strong> kommen hauptsächlich<br />
Wasser o<strong>der</strong> aggressive Flüssigkeiten, wie<br />
Säuren, Basen o<strong>der</strong> Lösungs<strong>mit</strong>tel vor. In<br />
Ölen kann Wasser frei, dispergiert o<strong>der</strong><br />
gelöst auftreten. Bei freiem Wasser im Öl,<br />
durch Ölverfärbung (weiß-grau) erkennbar,<br />
besteht Korrosionsgefahr. Diese wird<br />
verstärkt durch Hydrolyse des im<br />
<strong>Schmierstoff</strong> gebundenen Schwefels.<br />
Wasser in dispergierter Form als Wasserin-Öl-Emulsion<br />
beeinträchtigt den<br />
Schmierungszustand erheblich. Erfahrungsgemäß<br />
nimmt die Ermüdungslebensdauer<br />
bei Schmierung <strong>mit</strong><br />
wasserhaltigen Ölen sehr stark ab. Sie<br />
kann sich bis auf wenige Prozent <strong>der</strong> normalen<br />
Ermüdungslaufzeit verringern. Im<br />
66: Filterrückhalterate � x<br />
Verschmutzungsniveau<br />
vor<br />
dem Filter<br />
1 000 000<br />
Partikel<br />
> x μm<br />
Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />
Fett verursacht Wasser Strukturverän<strong>der</strong>ungen,<br />
abhängig von <strong>der</strong> Art des Verdickers.<br />
Ähnlich wie bei <strong>der</strong> Wasser-in-<br />
Öl-Emulsion verringert sich die Ermüdungslaufzeit.<br />
Bei Wasserzutritt ist die<br />
Fettwechselfrist entsprechend <strong>der</strong> anfallenden<br />
Wassermenge zu verkürzen.<br />
Aggressive Stoffe (Säuren, Basen), Lösungs<strong>mit</strong>tel<br />
und <strong>der</strong>gleichen führen zu<br />
starken Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> chemischphysikalischen<br />
Kennwerte und hauptsächlich<br />
zu einer <strong>Schmierstoff</strong>alterung. Ist<br />
<strong>mit</strong> solchen Verunreinigungen zu rechnen,<br />
sind die Verträglichkeitsangaben <strong>der</strong><br />
<strong>Schmierstoff</strong>hersteller zu beachten. An<br />
Stellen im <strong>Lager</strong>, die nicht vom <strong>Schmierstoff</strong><br />
geschützt sind, wird je nach Aggressivität<br />
<strong>der</strong> Verunreinigungen Korrosion<br />
auftreten, die letztlich zur Oberflächenzerstörung<br />
führt.<br />
Rückhalterate Verschmutzungsniveau nach dem Filter<br />
βx = 2<br />
βx = 20<br />
βx = 75<br />
βx = 200 5 000<br />
13 000<br />
50 000<br />
5.2 Reinigung verschmutzter <strong>Lager</strong><br />
Zur Reinigung von Wälzlagern können<br />
Waschbenzin, Petroleum, Spiritus,<br />
Dewatering-Fluids, wäßrige neutrale und<br />
auch alkalische Reinigungs<strong>mit</strong>tel verwendet<br />
werden. Dabei ist zu beachten, daß<br />
Petroleum, Waschbenzin, Spiritus und<br />
Dewatering-Fluids feuergefährlich und<br />
alkalische Mittel ätzend sind. Für den<br />
Waschvorgang sollten Pinsel o<strong>der</strong> Bürsten<br />
bzw. faserfreie Lappen verwendet werden.<br />
Nach dem Waschen und nachdem das<br />
möglichst frische Lösungs<strong>mit</strong>tel verdunstet<br />
ist, müssen die <strong>Lager</strong> sofort konserviert<br />
werden, um Korrosion zu vermeiden.<br />
Die Verträglichkeit <strong>der</strong> Konservierung<br />
<strong>mit</strong> dem nachfolgenden <strong>Schmierstoff</strong><br />
ist zu beachten. Wenn die <strong>Lager</strong> verharzte<br />
Öl- und Fettrückstände enthalten,<br />
empfiehlt sich eine mechanische Vorreinigung<br />
und ein längeres Aufweichen<br />
<strong>mit</strong> einem wäßrigen, stark alkalischen<br />
Reinigungs<strong>mit</strong>tel.<br />
500 000<br />
55 FAG
Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />
5.3 Schadensverhütung und<br />
Schadensfrüherkennung<br />
durch Überwachung<br />
Durch mangelhafte Schmierung bedingte<br />
Ausfälle lassen sich durch die<br />
Überwachung einer <strong>Lager</strong>ung vermeiden,<br />
und zwar:<br />
– durch die Überwachung des <strong>Lager</strong>s<br />
selbst <strong>mit</strong> Hilfe von Schwingungsmessung,<br />
Verschleißmessung und<br />
Temperaturmessung<br />
– durch die Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>schmierung,<br />
wobei <strong>Schmierstoff</strong>proben<br />
untersucht und die <strong>Schmierstoff</strong>zuführung<br />
kontrolliert werden.<br />
67: Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />
FAG 56<br />
Die Temperaturmessung ist zum Erkennen<br />
schmierstoffbedingter Schäden<br />
sehr zuverlässig und relativ einfach anzuwenden.<br />
Normales Temperaturverhalten<br />
liegt vor, wenn die <strong>Lager</strong>ung im stationären<br />
Betrieb die Beharrungstemperatur erreicht.<br />
<strong>Schmierstoff</strong>mangel zeigt sich<br />
durch einen plötzlichen Temperaturanstieg.<br />
Ein unruhiger Temperaturverlauf<br />
<strong>mit</strong> in <strong>der</strong> Tendenz ansteigenden Maximalwerten<br />
deutet auf eine allgemeine<br />
Verschlechterung des Schmierungszustands,<br />
z. B. bei erreichter Fettgebrauchsdauer.<br />
Nicht geeignet sind Temperaturmessungen,<br />
um Ermüdungsschäden früh-<br />
Meßgröße Meßverfahren, Meßgerät Erfaßbare Schäden<br />
Schwingungen subjektives Abhören Ermüdung<br />
Vibrationen Frequenzanalyse (Schwingweg, Bruch<br />
Luftschall Schwinggeschwindigkeit, Riffelbildung<br />
Körperschall Schwingbeschleunigung) Riefen<br />
Stoßimpulsmessung<br />
zeitig zu registrieren. Bei solchen örtlich<br />
eng begrenzten Schäden bewährt sich am<br />
besten die Schwingungsmessung.<br />
Durch kontinuierliche o<strong>der</strong> diskontinuierliche<br />
<strong>Schmierstoff</strong>analysen erkennt<br />
man <strong>Lager</strong>schäden, die <strong>mit</strong> Verschleiß<br />
verbunden sind.<br />
Eine Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>schmierung<br />
liefert außerdem wichtige Hinweise<br />
für die Wartung. In <strong>der</strong> Tabelle, Bild 67,<br />
sind die gebräuchlichen Verfahren zur<br />
Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> und die da<strong>mit</strong><br />
erfaßbaren Schäden aufgeführt. Die<br />
Tabelle, Bild 68, gibt entsprechende Hinweise<br />
für die Überwachung <strong>der</strong> Schmierung.<br />
Verschleiß Überwachung des Abriebs durch Messung <strong>der</strong> Verschleiß <strong>der</strong> Wälzlagerteile<br />
Verlagerung <strong>der</strong> Wälzlagerteile zueinan<strong>der</strong> (induktiv,<br />
kapazitiv, Wirbelstrommeßverfahren)<br />
Radionukleidmessung<br />
<strong>Schmierstoff</strong>analyse<br />
Temperatur Thermometer Heißläufer<br />
Thermoelement Trockenlauf<br />
Thermowi<strong>der</strong>stand Freßerscheinungen<br />
Thermoplates (Anzeigeplättchen)<br />
Vergleich von Meßwerten<br />
68: Überwachung <strong>der</strong> Schmierung<br />
Überwachte Größe Verfahren Erfaßbare bzw. vermeidbare<br />
Schadensart<br />
<strong>Schmierstoff</strong> Analyse (Gehalt an Wasser, festen Verunreinigungen, Ermüdung<br />
Neutralisationszahl, Verseifungszahl) Verschleiß<br />
Korrosion<br />
Gebrauchsuntüchtiger <strong>Schmierstoff</strong><br />
Schmiersystem Öldruck Heißläufer<br />
Ölstand Verschleiß<br />
Öldurchflußmenge<br />
Öltemperatur
6 Erläuterung schmiertechnischer<br />
Begriffe<br />
Ablagerungen<br />
Ablagerungen bestehen vorwiegend aus<br />
<strong>Schmierstoff</strong>rückständen, Ruß- und<br />
Schmutzpartikeln. Sie entstehen durch<br />
Ölalterung, mechanischen Verschleiß unter<br />
dem Einfluß von starker Wärme und<br />
zu langen Ölwechselintervallen. Sie setzen<br />
sich ab im Ölsumpf, in den <strong>Lager</strong>n,<br />
in Filtern und in <strong>Schmierstoff</strong>zuführungen.<br />
Ablagerungen können die Betriebssicherheit<br />
gefährden.<br />
Additive<br />
Ausdruck für Zusätze und Wirkstoffe, die<br />
<strong>Schmierstoff</strong>en zugesetzt werden.<br />
-> Wirkstoffe.<br />
Alterung<br />
ist die unerwünschte chemische Verän<strong>der</strong>ung<br />
von mineralischen und synthetischen<br />
Produkten (z. B. <strong>Schmierstoff</strong>en,<br />
Kraftstoffen) während des Gebrauchs<br />
und während <strong>der</strong> Aufbewahrung; ausgelöst<br />
durch Reaktionen <strong>mit</strong> Sauerstoff<br />
(Bildung von Peroxiden, Kohlenwasserstoff-Radikale);<br />
Wärme, Licht sowie katalytische<br />
Einflüsse von Metallen und an<strong>der</strong>en<br />
Verunreinigungen beschleunigen die<br />
Oxidation. Es kommt zur Bildung von<br />
Säuren und Schlamm; Alterungsschutzstoffe<br />
-> Antioxidantien (AO) – verzögern die<br />
Alterung.<br />
Aluminiumkomplexseifenfette<br />
Sie haben eine gute Wasserbeständigkeit<br />
und <strong>mit</strong> EP-Zusätzen eine hohe Druckbelastbarkeit.<br />
Sie sind, je nach Basisöl, bis<br />
etwa 160 °C verwendbar.<br />
Aluminiumseifenfette<br />
Schmierfette aus Aluminiumseife und<br />
Mineralölen. Sie werden vorwiegend in<br />
Getrieben zur Schmierung <strong>der</strong> Zahnrä<strong>der</strong><br />
eingesetzt.<br />
Analysendaten<br />
Zu den Analysendaten von <strong>Schmierstoff</strong>en<br />
zählen: Dichte, Flammpunkt, Viskosität,<br />
Stockpunkt, Tropfpunkt, Penetration,<br />
Neutralisationszahl, Verseifungszahl.<br />
Die Analysendaten kennzeichnen die<br />
physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>e und lassen –<br />
in gewissem Rahmen – Rückschlüsse auf<br />
ihre Verwendbarkeit zu. -> Spezifikationen.<br />
Antioxidantien<br />
Wirkstoffe, die die Schmierölalterung<br />
erheblich verzögern.<br />
Arcanol<br />
FAG Wälzlagerfette sind bewährte<br />
Schmierfette. Ihren Anwendungsbereich<br />
er<strong>mit</strong>telte FAG <strong>mit</strong> mo<strong>der</strong>nsten Prüfmethoden<br />
(Prüfstände FE8 und FE9) bei<br />
unterschiedlichsten Betriebsbedingungen<br />
und <strong>mit</strong> Wälzlagern aller Bauarten. Mit<br />
den in <strong>der</strong> Tabelle auf Seite 58 aufgeführten<br />
Arcanol-Fetten lassen sich fast alle<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Schmierung von<br />
Wälzlagern erfüllen.<br />
Glossar<br />
Aromaten<br />
Ungesättigte Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
<strong>mit</strong> ringförmiger Molekularstruktur<br />
(Benzol, Toluol, Naphtalin).<br />
Aromaten haben ein schlechtes Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />
und beeinflussen<br />
die Oxidationsbeständigkeit von<br />
<strong>Schmierstoff</strong>en ungünstig.<br />
Aschegehalt<br />
Unter dem Aschegehalt versteht man die<br />
unverbrennbaren Rückstände eines<br />
<strong>Schmierstoff</strong>es. Die Asche kann verschiedenen<br />
Ursprungs sein: sie kann von im<br />
Öl gelösten Wirkstoffen herrühren; auch<br />
Graphit und Molybdändisulfid sowie<br />
Seifen und an<strong>der</strong>e Verdicker in Schmierfetten<br />
liefern Asche. Frische unlegierte<br />
Mineralöl-Raffinate müssen völlig frei<br />
von Asche sein. Gebrauchte Öle enthalten<br />
auch unlösliche Metallseifen, die sich<br />
im Betrieb bilden, ferner unverbrennbare<br />
Rückstände von Verunreinigungen, z. B.<br />
Abrieb von <strong>Lager</strong>teilen und Dichtungen<br />
etc. Anhand des Aschegehaltes kann man<br />
<strong>mit</strong>unter sich anbahnende <strong>Lager</strong>schäden<br />
feststellen.<br />
57 FAG
Glossar<br />
FAG Wälzlagerfette Arcanol · Chemisch-physikalische Daten · Hinweise zur Anwendung<br />
Arcanol Verdicker Grundölvis- Konsistenz Gebrauchs- Hauptcharakteristik<br />
Grundöl kosität bei NLGI- temperatur Anwendungsbeispiele<br />
40 °C Klasse<br />
mm 2 /s DIN 51818 °C<br />
L12V Kalzium- 130 2 –40...+160 Spezialfett für hohe Temperatur<br />
Polyharnstoff<br />
Kupplungen, elektrische Maschinen (Motoren, Generatoren)<br />
L71V Lithiumseife ISO VG 100 3 –30...+140 Standardfett für <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> D > 62 mm<br />
Mineralöl<br />
große E-Motoren, Kfz-Radlager, Lüfter<br />
L74V Spezialseife ISO VG 22 2 –40...+100 Spezialfett für hohe Drehzahl und tiefe Temperatur<br />
Synthetisches<br />
Öl Werkzeugmaschinen, Spindellagerungen, Instrumentenlagerungen<br />
L78V Lithiumseife ISO VG 100 2 –30...+140 Standardfett für <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> D ≤ 62 mm<br />
Mineralöl<br />
kleine E-Motoren, Haushaltsgeräte, Land- und Baumaschinen<br />
L79V PTFE 400 2 –40...+260 Spezialfett für höchste Temperatur<br />
Synthetisches und chemisch aggressive Umgebung<br />
Öl<br />
Laufrollen in Backautomaten, Kolbenbolzen in Kompressoren,<br />
Ofenwagen, chemische Anlagen (Sicherheitsdatenblatt beachten)<br />
L135V Lithiumseife 85 2 –40...+150 Spezialfett für hohe Belastung, hohe Drehzahl, hohe Temperatur<br />
<strong>mit</strong> EP-Zusatz<br />
Mineralöl + Walzwerke, Baumaschinen, Kraftfahrzeuge, Schienenfahrzeuge,<br />
Ester Spinn- und Schleifspindeln<br />
L166V Lithiumseife 170 3 –30...+150 Spezialfett für hohe Temperatur, hohe Belastung, oszillierende<br />
<strong>mit</strong> EP-Zusatz Bewegung<br />
Mineralöl<br />
Blattverstellung in Rotoren von Windkraftanlagen,<br />
Verpackungsmaschinen<br />
L186V Lithiumseife ISO VG 460 2 –20...+140 Spezialfett für höchste Belastung,<br />
<strong>mit</strong> EP-Zusatz <strong>mit</strong>tlere Drehzahl, <strong>mit</strong>tlere Temperatur<br />
Mineralöl<br />
hochbeanspruchte Bergwerksmaschinen, Baumaschinen,<br />
Maschinen <strong>mit</strong> oszillieren<strong>der</strong> Bewegung<br />
L195V Polyharnstoff ISO VG 460 2 –35...+180 Spezialfett für hohe Temperatur, hohe Belastung,<br />
<strong>mit</strong> EP-Zusatz<br />
Synthetisches Öl Stranggießanlagen<br />
L215V Lithium-/ ISO VG 220 2 –20...+140 Spezialfett für hohe Belastung, großen Drehzahlbereich,<br />
Kalziumseife hohe Feuchtigkeit<br />
<strong>mit</strong> EP-Zusatz<br />
Mineralöl Walzwerkslagerungen, Schienenfahrzeuge<br />
L223V Lithium-/ ISO VG 1000 2 –20...+140 Spezialfett für höchste Belastung, geringe Drehzahl<br />
Kalziumseife<br />
<strong>mit</strong> EP-Zusatz hochbeanspruchte Bergwerksmaschinen, Baumaschinen,<br />
Mineralöl vorzugsweise bei Stoßbelastung und großen <strong>Lager</strong>n<br />
FAG 58
ASTM<br />
Abkürzung für American Society for<br />
Testing Materials. Institut, das unter<br />
an<strong>der</strong>em die amerikanischen Mineralölnormen<br />
aufstellt.<br />
ATF<br />
Abkürzung für Automatic Transmission<br />
Fluid. Spezialschmierstoffe, die auf die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen in automatischen Getrieben<br />
abgestimmt sind.<br />
Ausbluten<br />
Das im Schmierfett enthaltene Schmieröl<br />
trennt sich vom Verdicker. Mögliche Ursachen:<br />
ungenügende Walkstabilität<br />
und/o<strong>der</strong> Temperaturbeständigkeit des<br />
Fettes.<br />
Bariumkomplexseifenfette<br />
Schmierfette aus Bariumkomplexseifen<br />
und Mineralölen o<strong>der</strong> synthetischen<br />
Ölen. Wasserabweisend, sehr walkstabil,<br />
hohe Belastbarkeit des Schmierfilms.<br />
Basisöl<br />
-> Grundöl.<br />
Bentonite<br />
Mineralien (zum Beispiel Aluminium-<br />
Silikate), die zur Herstellung temperaturbeständiger<br />
Schmierfette <strong>mit</strong> guten Kälteeigenschaften<br />
verwendet werden.<br />
Betriebsviskosität<br />
Kinematische Viskosität eines Öles bei<br />
Betriebstemperatur. Sie wird <strong>mit</strong> � bezeichnet.<br />
Die Betriebsviskosität kann <strong>mit</strong><br />
Hilfe eines Viskositäts-Temperatur-Diagrammes<br />
er<strong>mit</strong>telt werden. Für Mineralöle<br />
<strong>mit</strong> durchschnittlichem Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />
kann das<br />
Diagramm, Bild 5, benutzt werden.<br />
Bezugsviskosität<br />
Die Bezugsviskosität ist die einem definierten<br />
Schmierungszustand zugeordnete<br />
kinematische Viskosität. Sie kann <strong>mit</strong><br />
Hilfe des <strong>mit</strong>tleren <strong>Lager</strong>durchmessers<br />
und <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>drehzahl aus dem Diagramm,<br />
Bild 6, abgelesen werden. Ein<br />
Vergleich <strong>der</strong> Bezugsviskosität � 1 <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Betriebsviskosität � ermöglicht eine<br />
Beurteilung des Schmierungszustandes.<br />
Brennpunkt<br />
Niedrigste Temperatur, bezogen auf einen<br />
bestimmten Druck, bei <strong>der</strong> die Dämpfe<br />
einer gleichmäßig höher erwärmten Flüssigkeit<br />
nach <strong>der</strong> Entzündung durch eine<br />
Flamme mindestens fünf Sekunden lang<br />
weiterbrennen: DIN ISO 2592.<br />
Brightstock<br />
Hochviskoser, raffinierter Schmierölrückstand,<br />
gewonnen bei <strong>der</strong> Vakuum-<br />
Destillation. Mischkomponente für<br />
Schmieröle, verbessert das Schmierverhalten.<br />
Centipoise (cP)<br />
Früher gebräuchliche Einheit <strong>der</strong> dynamischen<br />
Viskosität.<br />
1 cP = 1 mPa s<br />
Centistoke (cSt)<br />
Früher gebräuchliche Einheit <strong>der</strong> kinematischen<br />
Viskosität.<br />
1 cSt = 1 mm 2 /s<br />
Dampfturbinenöle<br />
Hochraffinierte, alterungsbeständige Öle<br />
(Schmieröle T), die zur Schmierung <strong>der</strong><br />
Dampfturbinen-Getriebe und -<strong>Lager</strong> verwendet<br />
werden. Die Öle sind legiert (EP)<br />
und unlegiert erhältlich: DIN 51 515 T1.<br />
Demulgiervermögen<br />
Trennvermögen von Ölen aus Öl-Wasser-<br />
Gemischen.<br />
Destillate<br />
Kohlenwasserstoffgemische, die bei <strong>der</strong><br />
Destillation des Erdöls gewonnen werden.<br />
Glossar<br />
Detergents<br />
Wirkstoffe, die die Fähigkeit haben,<br />
Rückstände zu lösen und zu schmierende<br />
Flächen von Ablagerungen zu reinigen.<br />
Dichte<br />
Die Dichte von Mineralölprodukten wird<br />
<strong>mit</strong> � bezeichnet, in g/cm 3 angegeben<br />
und auf 15 °C bezogen. Die Dichte von<br />
mineralischen Schmierölen liegt bei<br />
� = 0,9 g/cm 3 . Die Dichte ist abhängig<br />
vom chemischen Aufbau des Öles. Sie<br />
nimmt bei Ölen gleichen Ursprungs <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Viskosität zu sowie <strong>mit</strong> steigendem<br />
Raffinationsgrad ab. Die Dichte allein ist<br />
kein Gütemaßstab.<br />
Dichtungen, Verhalten von Dichtungen<br />
Gegenüber Ölen und Schmierfetten verhalten<br />
sich Dichtungsmaterialien sehr<br />
unterschiedlich. In manchen Fällen quellen,<br />
schrumpfen, verspröden die Dichtungen<br />
o<strong>der</strong> lösen sich sogar auf. Dabei<br />
spielen die Betriebstemperatur und die<br />
Zusammensetzung des <strong>Schmierstoff</strong>es sowie<br />
die Einwirkdauer eine erhebliche<br />
Rolle. Über die Beständigkeit von Dichtungen<br />
geben die Hersteller und die<br />
Mineralölfirmen Auskunft.<br />
Dispersants<br />
Wirkstoffe in Schmierölen, die Schmutzstoffe<br />
in feinster Verteilung in Schwebe<br />
halten, bis sie ausgefiltert o<strong>der</strong> durch Ölwechsel<br />
entfernt werden.<br />
Dispersionsfettung<br />
Methode zur Einbringung des <strong>Schmierstoff</strong>es.<br />
Das Wälzlager wird in das Dispersionsbad<br />
(Dispergier<strong>mit</strong>tel und Fett) getaucht.<br />
Nach dem Abdampfen des<br />
Dispergier<strong>mit</strong>tels verbleibt eine 1 bis<br />
100 µm dicke <strong>Schmierstoff</strong>schicht auf<br />
den <strong>Lager</strong>oberflächen. Vorteil: geringste<br />
Reibung. Nachteil: gemin<strong>der</strong>te Fettgebrauchsdauer.<br />
59 FAG
Glossar<br />
Druckviskosität<br />
-> Viskositäts-Druck-Verhalten.<br />
Dynamische Viskosität<br />
-> Viskosität.<br />
Emcor-Verfahren<br />
Prüfung <strong>der</strong> Korrosionseigenschaften von<br />
Wälzlagerfetten nach DIN 51 802.<br />
Emulgatoren<br />
Stoffe, die auf die Emulgierbarkeit von<br />
Ölen wirken.<br />
Emulgierbarkeit<br />
Neigung eines Öles, <strong>mit</strong> Wasser eine<br />
Emulsion zu bilden.<br />
Emulsion<br />
Mischung nicht löslicher Stoffe, bei<br />
Mineralölen meist <strong>mit</strong> Wasser unter <strong>der</strong><br />
Mitwirkung von Emulgatoren.<br />
Entspannungsverhalten von Schmierfetten<br />
Das Entspannungsverhalten von<br />
Schmierfetten ermöglicht Aussagen über<br />
die Eignung bei <strong>der</strong> Verwendung in Zentralschmieranlagen<br />
(DIN 51 816 T2).<br />
EP-<strong>Schmierstoff</strong>e<br />
Extreme-Pressure-<strong>Schmierstoff</strong>e. Öle<br />
o<strong>der</strong> Fette, die EP-Wirkstoffe gegen Verschleiß<br />
enthalten.<br />
Ester (synthetische Schmieröle)<br />
Verbindung zwischen Säuren und Alkoholen<br />
unter Wasseraustritt. Ester höherer<br />
Alkohole <strong>mit</strong> zweiwertigen Fettsäuren<br />
bilden die sogenannten Diesteröle (synthetische<br />
Schmieröle). Thermisch beson<strong>der</strong>s<br />
stabil sind Esteröle, die aus mehrwertigen<br />
Alkoholen und unterschiedlichen<br />
organischen Säuren aufgebaut sind.<br />
FAG 60<br />
Farbe von Ölen<br />
Gebrauchte Öle werden häufig nach ihrer<br />
Farbe beurteilt. Da jedoch die Farbe des<br />
frischen Öles bereits mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
dunkel sein kann, ist bei einer solchen<br />
Beurteilung Vorsicht geboten. Ob die<br />
dunkle Farbe auf Oxidation zurückzuführen<br />
ist, läßt sich nur durch Vergleich<br />
<strong>mit</strong> einer Probe des entsprechenden<br />
Frischöles feststellen. Auch eine Verunreinigung<br />
durch Staub und Ruß o<strong>der</strong> Abrieb<br />
(selbst in kleinster Menge) ist <strong>mit</strong>unter<br />
die Ursache <strong>der</strong> dunklen Farbe.<br />
Feste Fremdstoffe<br />
Als feste Fremdstoffe allgemein bezeichnet<br />
man alle in n-Heptan bzw. in Lösungs<strong>mit</strong>telgemisch<br />
nach DIN 51 813<br />
unlöslichen artfremden Verunreinigungen.<br />
Bestimmung <strong>der</strong> festen Fremdstoffe<br />
in Schmierölen nach DIN 51 592 E, in<br />
Schmierfetten nach DIN 51 813, in Lösungs<strong>mit</strong>telgemisch<br />
nach DIN 51 813.<br />
Festschmierstoffe<br />
In Schmierölen und Schmierfetten<br />
suspendierte o<strong>der</strong> direkt angewendete<br />
Stoffe, beispielsweise Graphit und<br />
Molybdändisulfid.<br />
Fettgebrauchsdauer<br />
Die Fettgebrauchsdauer ist die Zeit vom<br />
Anlauf bis zum Ausfall eines <strong>Lager</strong>s als<br />
Folge eines Versagens <strong>der</strong> Schmierung.<br />
Die Fettgebrauchsdauer hängt ab von <strong>der</strong><br />
– Fettmenge,<br />
– Fettart (Verdicker, Grundöl, Additive),<br />
– <strong>Lager</strong>bauart und -größe,<br />
– Höhe und Art <strong>der</strong> Belastung,<br />
– Drehzahlkennwert,<br />
– <strong>Lager</strong>temperatur.<br />
Fettgebrauchsdauerkurve, F 10<br />
Der F 10-Wert ist die Fettgebrauchsdauer<br />
eines bestimmten Fettes für eine Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
10 %. Die Fettgebrauchsdauer<br />
F 10 wird durch Versuche,<br />
z. B. <strong>mit</strong> dem FAG Wälzlagerfettprüfgerät<br />
FE9, im Labor er<strong>mit</strong>telt.<br />
Flammpunkt<br />
Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur,<br />
bei <strong>der</strong> sich unter vorgeschriebenen<br />
Prüfbedingungen so viel Öldampf<br />
entwickelt, daß das Öl-Luft-Gemisch<br />
erstmals an einer Zündflamme aufflammt.<br />
Der Flammpunkt gehört zu den<br />
Kenndaten eines Öles, hat aber für seine<br />
Beurteilung kaum Bedeutung.<br />
Fließdruck<br />
Druck, <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lich ist, um einen<br />
Schmierfettstrang aus einer Düse herauszupressen.<br />
Er gibt Aufschluß über Konsistenz<br />
und Fießverhalten. Bestimmung<br />
nach DIN 51 805 (nach DIN 51 825 bestimmt<br />
er die untere Einsatztemperatur).<br />
Fließfette<br />
Fließfette sind Schmierfette von halbflüssiger<br />
bis pastöser Konsistenz. Zur Erhöhung<br />
des Druckaufnahmevermögens<br />
können die – meist für Getriebeschmierung<br />
verwendeten – Fließfette Hochdruckzusätze<br />
o<strong>der</strong> Festschmierstoffe erhalten.<br />
Gelfette<br />
Gelfette enthalten einen anorganischenorganischen<br />
Verdicker, <strong>der</strong> aus sehr fein<br />
verteilten festen Teilchen besteht; die<br />
poröse Oberfläche dieser Teilchen hat die<br />
Eigenschaft, Öle zu absorbieren. Gelfette<br />
haben einen weiten Temperatur-Einsatzbereich<br />
und sind wasserbeständig. Vorsicht<br />
ist geboten bei hohen Drehzahlen<br />
und hohen Belastungen.<br />
Getriebefette<br />
Getriebefette sind meist natriumverseifte,<br />
langziehende weiche bis halbflüssige<br />
Fließfette (NLGI 0 und 00) für Getriebe<br />
und Getriebemotoren. Solche Fette werden<br />
teilweise EP-legiert geliefert.<br />
Getriebeschmieröle<br />
Schmieröle für Getriebe aller Art nach<br />
DIN 51 509, 51 517 T1/T2/T3<br />
(Schmieröle C, CL, CLP).
Grundöl<br />
Das in einem Schmierfett enthaltene Öl<br />
wird als Grundöl o<strong>der</strong> Basisöl bezeichnet.<br />
Der Anteil wird, je nach Verdicker und<br />
Verwendungszweck des Fettes, verschieden<br />
hoch gewählt. Mit dem Anteil des<br />
Grundöls und seiner Viskosität än<strong>der</strong>n<br />
sich die Penetration und das Reibungsverhalten<br />
des Fettes.<br />
Haftschmieröle<br />
Zähklebrige, meist bituminöse, hochviskose<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e, meist vorgelöst zu<br />
verwenden.<br />
HD-Öl<br />
Heavy-Duty-Öle sind Motorenöle, die<br />
durch Wirkstoffzusätze speziell den<br />
schweren Anfor<strong>der</strong>ungen in Verbrennungsmotoren<br />
angepaßt sind.<br />
Heißlagerfette<br />
Eine an<strong>der</strong>e Bezeichnung für Hochtemperaturfette.<br />
Lithiumfette können bei<br />
Dauertemperaturen bis zu 130 °C und<br />
Polyharnstoffette bis zu 200 °C eingesetzt<br />
werden. Spezielle Synthesefette sind bis<br />
maximal 270 °C verwendbar.<br />
Hochdruck-<strong>Schmierstoff</strong>e<br />
-> EP-<strong>Schmierstoff</strong>e.<br />
Homogenisierung<br />
Endphase bei <strong>der</strong> Schmierfettherstellung.<br />
Um eine einheitliche Struktur und feinste<br />
Dispergierung des Verdickers zu erreichen,<br />
wird das Schmierfett in einer dafür<br />
ausgebildeten Maschine einer starken<br />
Scherung ausgesetzt.<br />
Hydraulikflüssigkeiten<br />
Druckflüssigkeiten zur hydraulischen<br />
Kraftübertragung und Steuerung.<br />
Schwer entflammbare Hydraulikflüssigkeiten<br />
-> Seite 32.<br />
Hydrauliköle<br />
Alterungsbeständige, dünnflüssige, nichtschäumende,<br />
hochraffinierte Druckflüssigkeiten<br />
aus Mineralöl <strong>mit</strong> tiefem Stockpunkt<br />
für den Einsatz in Hydraulikanlagen.<br />
Hypoidöle<br />
Hochdruckschmieröle <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />
für Hypoidgetriebe, hauptsächlich für<br />
Achsantriebe von Kraftfahrzeugen.<br />
Inhibitoren<br />
Wirkstoffe, die bestimmte Reaktionen<br />
eines <strong>Schmierstoff</strong>es verzögern. Sie werden<br />
vorzugsweise gegen Alterungs- und<br />
Korrosionsvorgänge in <strong>Schmierstoff</strong>en<br />
verwendet.<br />
Kältemaschinenöle<br />
Sie werden als Schmieröle in Kältemaschinen<br />
verwendet und dabei <strong>der</strong> Einwirkung<br />
des Kälte<strong>mit</strong>tels ausgesetzt. Kältemaschinenöle<br />
sind entsprechend den<br />
Kälte<strong>mit</strong>teln in Gruppen unterteilt.<br />
Die Mindestanfor<strong>der</strong>ungen sind in<br />
DIN 51 503 enthalten.<br />
Kälteverhalten<br />
-> Stockpunkt und Fließdruck.<br />
Kalkseifenfette, Kalziumfette<br />
Kalkseifenfette o<strong>der</strong> Kalziumfette sind<br />
völlig wasserabweisend und deshalb ausgezeichnete<br />
Dichtfette gegen Wasser. Da<br />
Kalkseife jedoch kaum Schutz vor Korrosion<br />
bietet, müssen die Kalkseifenfette<br />
Korrosionsschutz-Additive enthalten.<br />
Kalkseifenfette <strong>mit</strong> Zusätzen haben sich<br />
als Dichtfette auch bei starker Wasserbeaufschlagung<br />
bewährt. Temperatur-<br />
Einsatzgrenzen normaler Kalkseifenfette:<br />
circa –20 °C bis +50 °C.<br />
Kenndaten<br />
Unter den Kenndaten eines Schmieröles<br />
versteht man im allgemeinen den Flammpunkt,<br />
die Dichte, die Nennviskosität, den<br />
Stockpunkt und Angaben über die Zusätze.<br />
Glossar<br />
Schmierfette werden gekennzeichnet durch<br />
die Art des Verdickers, die Art und Viskosität<br />
des Grundöls, den Tropfpunkt, die Walkpenetration<br />
und ggf. durch die Zusätze.<br />
Kinematische Viskosität<br />
-> Viskosität.<br />
Komplexfette<br />
enthalten außer Metallseifen aus hochmolekularen<br />
Fettsäuren auch Metallsalze<br />
aus niedrigmolekularen organischen Säuren.<br />
Diese Salze bilden <strong>mit</strong> den Seifen<br />
Komplexe, die günstigere Eigenschaften<br />
als einfache Seifenfette haben, soweit es<br />
die Temperaturgrenzen, das Verhalten gegen<br />
Wasser, den Korrosionsschutz und<br />
die Druckaufnahmefähigkeit betrifft.<br />
Konsistenz<br />
Maß für die Verformbarkeit von Schmierfetten.<br />
-> Penetration.<br />
Korrosionsschutzfette, Korrosionsschutzöle<br />
Sie schützen korrosionsempfindliche Metalloberflächen<br />
gegen den Angriff <strong>der</strong><br />
Feuchtigkeit und des Luftsauerstoffes.<br />
Kupferstreifenprüfung<br />
Verfahren zur qualitativen Feststellung<br />
von aktivem Schwefel in Mineralölen<br />
(DIN 51 759) und in Schmierfetten<br />
(DIN 51 811).<br />
Legierte <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
Schmieröle o<strong>der</strong> Schmierfette, die einen<br />
o<strong>der</strong> mehrere Wirkstoffe zur Verbesserung<br />
spezieller Eigenschaften enthalten<br />
-> Wirkstoffe.<br />
Lithiumseifenfette<br />
Lithiumseifenfette zeichnen sich aus<br />
durch eine verhältnismäßig gute Wasserbeständigkeit<br />
und einen weiten Bereich<br />
<strong>der</strong> Gebrauchstemperatur. Sie enthalten<br />
oft Oxidationsverzögerer, Korrosionsver-<br />
61 FAG
Glossar<br />
zögerer und Hochdruck-Zusätze (EP).<br />
Wegen ihrer guten Eigenschaften werden<br />
Lithiumseifenfette in großem Umfang<br />
zur Schmierung von Wälzlagern eingesetzt.<br />
Die Einsatzgrenzen normaler Li-<br />
Fette liegen bei –35 °C und +130 °C.<br />
Mechanisch-dynamische <strong>Schmierstoff</strong>prüfung<br />
Die Wälzlagerfette werden unter betriebsnahen<br />
Verhältnissen, also bei Betriebsbedingungen<br />
und Umweltbedingungen geprüft.<br />
Aus dem Verhalten von Prüfelement<br />
und <strong>Schmierstoff</strong> während <strong>der</strong> Prüfung<br />
und aus <strong>der</strong>en Zustand nach <strong>der</strong><br />
Prüfung wird die Beurteilung des<br />
<strong>Schmierstoff</strong>es abgeleitet. Prüfungen in<br />
Modellprüfgeräten liefern nur bedingt<br />
Ergebnisse, die auf Wälzlager übertragen<br />
werden können. Es werden daher heute<br />
solche Prüfungen bevorzugt, die Wälzlager<br />
als Prüfelemente benutzen.<br />
In <strong>der</strong> Norm DIN 51 825 für Wälzlagerfette<br />
ist das FAG-Wälzlagerfett-Prüfgerät<br />
FE9 nach DIN 51 821 enthalten. Mit<br />
dieser Maschine wird die Fettgebrauchsdauer<br />
<strong>mit</strong> Wälzlagern als Prüfelementen<br />
getestet.<br />
Beim FAG-Prüfsystem FE9 <strong>mit</strong> Wälzlagern<br />
können Drehzahlen, Belastungen<br />
und Einbaubedingungen gewählt werden.<br />
Außerdem kann die Betriebstemperatur<br />
durch eine Heizung variiert werden.<br />
Die Schmierfähigkeit wird aufgrund <strong>der</strong><br />
erreichten Laufzeiten sowie <strong>der</strong> aufgenommenen<br />
Antriebsleistung beurteilt.<br />
Beim FAG-Prüfsystem FE8 (Entwurf<br />
DIN 51 819) können zusätzlich die<br />
Wälzlagerbauart und in beschränktem<br />
Umfang auch die Wälzlagergröße frei gewählt<br />
werden. Außerdem ist die Messung<br />
<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>verlustleistung und des <strong>Lager</strong>verschleißes<br />
möglich. Da eine Streuung<br />
<strong>der</strong> Meßwerte in Kauf genommen werden<br />
muß, sind die Meßergebnisse statistisch<br />
abzusichern.<br />
FAG 62<br />
FAG-Prüfsystem FE9<br />
FAG-Prüfsystem FE8
Mehrbereichsöle<br />
Motorenöle und Getriebeöle <strong>mit</strong><br />
verbessertem Viskositäts-Temperatur-<br />
Verhalten.<br />
MIL-Spezifikationen<br />
Spezifikationen <strong>der</strong> US-Streitkräfte <strong>mit</strong><br />
Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für die zu liefernden<br />
Betriebsstoffe. Motoren- und Maschinenhersteller<br />
stellen zum Teil gleiche<br />
Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Schmierstoff</strong>e.<br />
Die Erfüllung <strong>der</strong> Mindestfor<strong>der</strong>ungen<br />
gilt als Qualitätsmaßstab.<br />
Mineralöle<br />
Erdöle bzw. <strong>der</strong>en flüssige Derivate.<br />
Mischbarkeit von Fetten<br />
-> Seite 38.<br />
Mischbarkeit von Ölen<br />
Öle verschiedener Sorten o<strong>der</strong> verschiedener<br />
Hersteller sollten nicht bedenkenlos<br />
gemischt werden. Eine Ausnahme<br />
bilden HD-Motorenöle; sie dürfen fast<br />
immer <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> gemischt werden.<br />
Werden Frischöle <strong>mit</strong> Gebrauchtölen gemischt,<br />
so kann sich Schlamm absetzen.<br />
In allen Fällen, in denen Schlammbildung<br />
gefürchtet werden muß, empfiehlt<br />
es sich, Proben in einem Becherglas zu<br />
mischen.<br />
Nachschmierintervall<br />
Zeitraum, nach dem die <strong>Lager</strong> nachgeschmiert<br />
werden. Das Nachschmierintervall<br />
sollte kürzer als die Schmierfrist<br />
festgelegt werden.<br />
Natronseifenfette (Natriumseifenfette)<br />
Natronseifenfette zeichnen sich durch<br />
gute Haftfähigkeit aus; sie bilden auf den<br />
Roll- und Gleitflächen von Wälzlagern<br />
einen gleichmäßigen, geschmeidigen<br />
Schmierfilm. Sie emulgieren <strong>mit</strong> Wasser,<br />
sind also nicht wasserbeständig. Geringe<br />
Mengen Feuchtigkeit werden ohne Nachteil<br />
aufgenommen; bei größeren Mengen<br />
wird das Fett flüssig und fließt aus dem<br />
<strong>Lager</strong>raum. Na-Fette zeigen schlechtes<br />
Kälteverhalten. Temperatur-Einsatzgrenzen:<br />
circa –30 °C und +120 °C.<br />
Nennviskosität<br />
-> Viskosität.<br />
Neutralisationszahl NZ<br />
Die Neutralisationszahl NZ ist ein Maß<br />
für die Alterung eines Mineralöles. Sie<br />
gibt an, wieviel mg Kaliumhydroxid für<br />
die Neutralisation <strong>der</strong> in 1 g Öl enthaltenen<br />
freien Säuren nötig sind. Bei legierten<br />
Ölen liegt die NZ auch im frischen<br />
Zustand wegen <strong>der</strong> Wirkstoffe meistens<br />
über Null. Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> NZ gegenüber<br />
dem Neuzustand sollte den Wert<br />
2 nicht überschreiten.<br />
NLGI-Klasse<br />
-> Penetration.<br />
Normalschmieröle<br />
Schmieröle L-AN nach DIN 51 501. Sie<br />
werden verwendet, wenn keine beson<strong>der</strong>en<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an den <strong>Schmierstoff</strong><br />
gestellt werden.<br />
Ölabscheidung<br />
Schmierfette können bei längerer <strong>Lager</strong>ung<br />
o<strong>der</strong> erhöhter Temperatur Öl abscheiden.<br />
Die Ölabscheidung wird nach<br />
DIN 51 817 bestimmt. Eine Langzeitschmierung<br />
erfor<strong>der</strong>t eine langfristige, geringe<br />
Ölabgabe, die jedoch so groß sein<br />
muß, daß die <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> Kontaktflächen<br />
sichergestellt ist.<br />
Oxidation<br />
-> Alterung.<br />
Penetration<br />
Die Penetration ist ein Maß für die Konsistenz<br />
eines Schmierfettes. Sie wird festgestellt,<br />
indem man einen genormten<br />
Kegel in ein <strong>mit</strong> Fett gefülltes Gefäß eindringen<br />
läßt und die Eindringtiefe – in<br />
Zehntel mm – mißt (Einsinkdauer 5 s).<br />
Glossar<br />
Im Handel wird die sogenannte Walkpenetration<br />
bei 25 °C angegeben. Die<br />
Walkpenetration ist ebenfalls eine Eindringtiefe,<br />
nur muß das Fett vorher unter<br />
genau festgelegten Bedingungen durchgewalkt<br />
werden. Die Penetrationsklassen<br />
reichen von 000 bis 6 (DIN 51 818).<br />
Penetration üblicher Wälzlagerfette<br />
Konsistenzeinteilung Walknach<br />
NLGI-Klassen penetration<br />
(Penetrationsklassen) [0,1 mm]<br />
1 310-340<br />
2 265-295<br />
3 220-250<br />
4 175-205<br />
Pourpoint<br />
Der Pourpoint eines Mineralöles ist die<br />
Temperatur, bei <strong>der</strong> eine Probe beim Abkühlen<br />
unter bestimmten Bedingungen<br />
eben noch fließt.<br />
Quellverhalten<br />
Prüfung des Quellverhaltens von Kautschuk<br />
und Elastomeren unter dem Einfluß<br />
von <strong>Schmierstoff</strong>en: DIN 53 521.<br />
Raffinate<br />
Bei <strong>der</strong> Schmierölherstellung erzielt man<br />
durch eine Raffination <strong>der</strong> Destillate eine<br />
befriedigende Alterungsbeständigkeit.<br />
Dabei werden instabile Verbindungen, in<br />
die Schwefel, Stickstoff, Sauerstoff und<br />
Metallsalze eingelagert sein können, ausgeschieden.<br />
Es gibt verschiedene Raffinationsverfahren,<br />
<strong>der</strong>en wichtigste die<br />
Schwefelsäure-Raffination (Schwefelsäure-Raffinat)<br />
und die Lösungs<strong>mit</strong>tel-<br />
Raffination (Solvent-Raffinat) sind.<br />
Ruhpenetration<br />
Bei 25 °C gemessene Penetration einer<br />
Schmierfettprobe, die nicht im Fettkneter<br />
vorbehandelt worden ist.<br />
SAE-Klassifikation<br />
In englisch sprechenden Län<strong>der</strong>n und in<br />
<strong>der</strong> Kraftfahrzeugtechnik bezeichnet man<br />
die Viskosität von Schmierölen nach<br />
63 FAG
Glossar<br />
SAE-Klassifikation (Society of Automotive<br />
Engineers). Umrechnung für Motoren-Schmieröle<br />
siehe DIN 51 511, für<br />
Kfz-Getriebeöle siehe DIN 51 512.<br />
Saybolt-Universal-Viskosimeter<br />
In den USA gebräuchliches Viskosimeter,<br />
das zur Bestimmung <strong>der</strong> konventionellen<br />
Viskosität in SSU (Second Saybolt Universal)<br />
o<strong>der</strong> SUS (Saybolt Universal<br />
Seconds) verwendet wird.<br />
Schaum<br />
Schaum ist in Mineralölen unerwünscht.<br />
Er begünstigt die Ölalterung. Überschäumen<br />
kann zu Ölverlusten führen.<br />
Schlammbildung<br />
Durch den Einfluß von Luft und Wasser<br />
kann es bei Mineralölerzeugnissen zur<br />
Bildung von Oxidationsprodukten und<br />
Polymerisaten kommen. Die Ausscheidungen<br />
setzen sich als Schlamm ab.<br />
Schmierfette<br />
Schmierfette sind konsistente Gemische<br />
aus Verdickern und Ölen. Man unterscheidet<br />
zwischen<br />
– Metallseifenschmierfetten, die sich aus<br />
Metallseifen als Verdickern und<br />
Schmierölen zusammensetzen,<br />
– seifenfreien Schmierfetten <strong>mit</strong> anorganischen<br />
Gelbildnern o<strong>der</strong> organischen<br />
Verdickern und Schmierölen,<br />
– synthetischen Schmierfetten, die sich<br />
aus organischen o<strong>der</strong> anorganischen<br />
Verdickern und Syntheseölen zusammensetzen.<br />
-> Tabelle, Bild 27.<br />
Schmierfrist<br />
Die Schmierfrist entspricht <strong>der</strong> mindestens<br />
erreichten Fettgebrauchsdauer F 10<br />
von Standardfetten nach DIN 51 825.<br />
Die Schmierfrist wird in Abhängigkeit<br />
von k f · n · d m, gültig für 70 °C aufgetragen,<br />
siehe Diagramm "Schmierfristkurve",<br />
Bild 33. Dieser Wert wird zur Abschätzung<br />
genommen, wenn die Fettgebrauchsdauer<br />
F 10 für das verwendete Fett<br />
FAG 64<br />
nicht bekannt ist. Soll die ganze Leistungsfähigkeit<br />
eines Fettes ausgenutzt<br />
werden, so ist die praxisnah experimentell<br />
er<strong>mit</strong>telte Fettgebrauchsdauer F 10 anzusetzen,<br />
o<strong>der</strong> man richtet sich nach Erfahrungswerten.<br />
Einflüsse, die eine Min<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Schmierfrist bewirken, werden<br />
durch Min<strong>der</strong>ungsfaktoren berücksichtigt.<br />
Schmieröle B<br />
Dunkle, bitumenhaltige Mineralöle <strong>mit</strong><br />
gutem Haftvermögen: DIN 51 513.<br />
Schmieröle C, CL, CLP<br />
Getriebeöle für Umlaufschmierung:<br />
DIN 51 517 T1/T2/T3.<br />
Schmieröle CG<br />
Gleitbahnöle.<br />
Schmieröle K<br />
Kältemaschinenöle: DIN 51 503.<br />
Schmieröle N<br />
Normalschmieröle: DIN 51 501.<br />
Schmieröle T<br />
Dampfturbinen-Schmier- und Regleröle:<br />
DIN 51 515 T1.<br />
Schmieröle V<br />
Luftverdichteröle: DIN 51 506.<br />
Schmieröle Z<br />
Dampfzylin<strong>der</strong>öle: DIN 51 510.<br />
<strong>Schmierstoff</strong>zusätze<br />
-> Wirkstoffe.<br />
Silikonöle<br />
Syntheseöle, die bei speziellen Betriebsverhältnissen<br />
eingesetzt werden. Sie<br />
haben günstigere Kennwerte als die Mineralöle,<br />
jedoch schlechtere Schmier-<br />
eigenschaften und geringeres Druckaufnahmevermögen.<br />
Siehe auch Tabelle, Bild 30.<br />
Solvate<br />
Solvent-Raffinat, <strong>mit</strong> Lösungs<strong>mit</strong>teln raffiniertes<br />
Mineralöl.<br />
Spezifikationen<br />
Militärische und Firmen-Vorschriften für<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e, in denen physikalische<br />
und chemische Eigenschaften sowie Prüfmethoden<br />
festgelegt sind.<br />
Spindelöle<br />
Dünnflüssige Schmieröle <strong>mit</strong> einer Viskosität<br />
von etwa 10 bis 90 mm 2 /s bei<br />
40 °C.<br />
Stick-slip-Zusätze<br />
Additive, die <strong>Schmierstoff</strong>en zugegeben<br />
werden, um das Ruckgleiten, zum Beispiel<br />
bei Führungsbahnen von Werkzeugmaschinen,<br />
zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Stockpunkt<br />
Der Stockpunkt eines Schmieröles ist die<br />
Temperatur, bei <strong>der</strong> das Öl – wenn es unter<br />
festgelegten Bedingungen abgekühlt<br />
wird – zu fließen aufhört. Der Stockpunkt<br />
liegt 2 bis 5 K niedriger als <strong>der</strong><br />
Pourpoint. Das Kälteverhalten <strong>der</strong> Öle<br />
un<strong>mit</strong>telbar oberhalb des Stockpunktes<br />
kann schon ungünstig sein und muß daher<br />
durch eine Viskositätsmessung bestimmt<br />
werden.<br />
Strahlung<br />
Neben den SI-Einheiten sind teilweise<br />
noch die älteren Einheiten rd und rem<br />
gebräuchlich.<br />
Es gilt für die Energiedosis:<br />
1 J/kg = 1 Gy (Gray)<br />
1 Gy = 100 rd (Rad)<br />
Für die Äquivalentdosis gilt:<br />
1 J/kg = 1 Sv (Sievert)<br />
100 rem = 1 Sv<br />
1 rd = 1 rem
Suspension<br />
Kolloidale Aufschwemmung von festen<br />
Körpern in Flüssigkeiten, zum Beispiel<br />
von ölunlöslichen Wirkstoffen in<br />
<strong>Schmierstoff</strong>en.<br />
Synthetische <strong>Schmierstoff</strong>e<br />
Durch Synthese hergestellte Schmieröle,<br />
die teilweise, abgestimmt auf ihre Anwendung,<br />
folgende Eigenschaften aufweisen:<br />
sehr niedriger Stockpunkt, gutes V-T-Verhalten,<br />
geringer Verdampfungsverlust, lange<br />
Lebensdauer, hohe Oxidationsstabilität.<br />
Thixotropie<br />
Schmierfette verhalten sich thixotrop,<br />
wenn sich ihre Konsistenz durch mechanische<br />
Beanspruchung verringert und in<br />
<strong>der</strong> Ruhe wie<strong>der</strong> ansteigt. Auch beson<strong>der</strong>s<br />
additivierte Konservierungsöle verhalten<br />
sich thixotrop.<br />
Tropfpunkt<br />
Temperatur, bei <strong>der</strong> eine Probe bei Erwärmung<br />
unter Prüfbedingungen durch die<br />
Öffnung eines Nippels fließt und auf den<br />
Boden des Prüfrohres fällt.<br />
Fett: DIN ISO 2176<br />
Umlaufteilnahme<br />
Unter Umlaufteilnahme versteht man die<br />
Mitnahme des Fettes durch umlaufende<br />
Teile. Dadurch gelangen immer wie<strong>der</strong><br />
Fettklumpen zwischen Rollkörper und<br />
Laufbahnen, und die Walkreibung wird<br />
groß. Bei hohen Drehzahlen muß daher<br />
ein Fett gewählt werden, das nicht zur<br />
Umlaufteilnahme neigt. Die Umlaufteilnahme<br />
hängt ab vom Verdicker, <strong>der</strong> Penetration,<br />
<strong>der</strong> Temperatur und auch <strong>der</strong><br />
<strong>Lager</strong>bauart. Beson<strong>der</strong>s Natronfette neigen<br />
zur Umlaufteilnahme.<br />
Verdampfungsverlust<br />
Bei höheren Temperaturen auftreten<strong>der</strong><br />
Verlust durch Verdampfung eines Schmieröles.<br />
Er kann gleichbedeutend <strong>mit</strong> gesteigertem<br />
Ölverbrauch sein und zu einer Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Eigenschaften des Öles führen.<br />
Verdicker<br />
Verdicker und Grundöl sind die Bestandteile<br />
von Schmierfetten. Die häufigsten<br />
Verdicker sind Metallseifen (Li-, Ca-, Na-<br />
12-Hydroxystearate u.a.) sowie Verbindungen<br />
vom Typ Polyharnstoff, PTFE<br />
und Mg-Al-Schichtsilikate.<br />
Verschleißschutzzusätze<br />
Wirkstoffe, die im Mischreibungsgebiet<br />
den Verschleiß herabsetzen sollen. Man<br />
unterscheidet<br />
– mild wirkende Zusätze wie Fettsäuren,<br />
Fettöle,<br />
– Hochdruckzusätze, beispielsweise<br />
Schwefel-, Phosphor-, Zinkverbindungen,<br />
– Festschmierstoffe, zum Beispiel<br />
Graphit, Molybdändisulfid.<br />
Verseifungszahl VZ<br />
Die Verseifungszahl VZ kann bei ungebrauchten<br />
und gebrauchten Mineralölen,<br />
auch solchen <strong>mit</strong> Zusätzen, zur Kennzeichnung<br />
<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Öles herangezogen<br />
werden. Sie gibt an, wieviel mg<br />
Kaliumhydroxid erfor<strong>der</strong>lich sind, um<br />
die in einem Gramm Öl enthaltenen freien<br />
und gebundenen Säuren zu neutralisieren<br />
und die vorhandenen Ester zu verseifen.<br />
Vier-Kugel-Apparat<br />
Gerät zur Prüfung von <strong>Schmierstoff</strong>en<br />
(DIN 51 350). Bei vier pyramidenförmig<br />
angebrachten Kugeln dreht sich die obere<br />
Kugel. Die Belastung kann bis zum Verschweißen<br />
<strong>der</strong> Kugeln gesteigert werden<br />
(Schweißkraft). Die Belastung in N dient<br />
als VKA-Wert. Als Verschleißkennwert<br />
wird nach einer einstündigen Prüfzeit <strong>der</strong><br />
Kalottendurchmesser <strong>der</strong> drei ruhenden<br />
Kugeln gemessen und zur Bewertung herangezogen.<br />
Zur Identifikationsprüfung<br />
von <strong>Schmierstoff</strong>en geeignet.<br />
Viskosität<br />
Die Viskosität ist die grundlegende physikalische<br />
Eigenschaft von Schmierölen,<br />
aus <strong>der</strong> sich die Tragfähigkeit des Ölfil-<br />
Glossar<br />
mes im <strong>Lager</strong> bei flüssiger Reibung ergibt.<br />
Sie nimmt <strong>mit</strong> steigen<strong>der</strong> Temperatur<br />
ab und <strong>mit</strong> fallen<strong>der</strong> Temperatur zu<br />
(siehe V-T-Verhalten). Daher muß bei jedem<br />
Viskositätswert die Temperatur, auf<br />
die er sich bezieht, angegeben werden.<br />
Die Nennviskosität ist die kinematische<br />
Viskosität bei 40 °C. Siehe auch Viskositätsklassifikation.<br />
Im physikalischen<br />
Sinne ist Viskosität <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand, den<br />
benachbarte Schichten einer Flüssigkeit<br />
ihrer gegenseitigen Verschiebung entgegensetzen.<br />
Man unterscheidet zwischen<br />
<strong>der</strong> dynamischen Viskosität � und <strong>der</strong><br />
kinematischen Viskosität �. Die kinematische<br />
Viskosität ist hierbei die auf die<br />
Dichte bezogene dynamische Viskosität.<br />
Es besteht also <strong>der</strong> Zusammenhang<br />
� = � · �. Hierbei ist � die Dichte. Die SI-<br />
Einheiten (internationales Einheitensystem)<br />
für die dynamische Viskosität<br />
sind Pa s o<strong>der</strong> mPa s. Sie haben die früher<br />
gebräuchlichen Einheiten Poise (P) und<br />
Centipoise (cP) ersetzt. Umrechnung:<br />
1cP = 10 -3 Pa s. SI-Einheiten für die kinematische<br />
Viskosität sind m 2 /s und mm 2 /s.<br />
Die früher gebräuchliche Einheit Centistoke<br />
(cSt) entspricht <strong>der</strong> SI-Einheit mm 2 /s.<br />
Viskositäts-Druck-Verhalten<br />
Abhängigkeit <strong>der</strong> Viskosität eines<br />
Schmieröles vom Druck. Mit steigendem<br />
Druck nimmt die Viskosität von Mineralölen<br />
zu (Diagramm, Bild 3).<br />
Viskositätsindex VI<br />
Durch den Viskositätsindex VI wird das<br />
Viskositäts-Temperatur-Verhalten eines<br />
Öles zahlenmäßig zum Ausdruck gebracht.<br />
Viskositätsindex-Verbesserer<br />
Wirkstoffe, die im Mineralöl gelöst sind<br />
und das Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />
verbessern. Bei hohen Temperaturen<br />
bewirken sie eine höhere Viskosität, bei<br />
tiefen Temperaturen verbessern sie das<br />
Fließverhalten.<br />
65 FAG
Glossar<br />
Viskositätsklassifikation<br />
In den Normen ISO 3448 und DIN<br />
51 519 sind für flüssige Industrie-<br />
<strong>Schmierstoff</strong>e 18 Viskositätsklassen im<br />
Bereich von 2 bis 1500 mm 2 /s bei 40 °C<br />
festgelegt (siehe folgende Tabelle).<br />
Viskositätsklassen nach ISO<br />
Viskositäts- Mittelpunkts- Grenzen <strong>der</strong><br />
klasse viskosität kinematischen<br />
Viskosität<br />
ISO bei 40 °C bei 40 °C<br />
mm 2 /s mm 2 /s<br />
min. max.<br />
ISO VG 2 2,2 1,98 2,42<br />
ISO VG 3 3,2 2,88 3,52<br />
ISO VG 5 4,6 4,14 5,06<br />
ISO VG 7 6,8 6,12 7,48<br />
ISO VG 10 10 9,00 11,0<br />
ISO VG 15 15 13,5 16,5<br />
ISO VG 22 22 19,8 24,2<br />
ISO VG 32 32 28,8 35,2<br />
ISO VG 46 46 41,4 50,6<br />
ISO VG 68 68 61,2 74,8<br />
ISO VG 100 100 90,0 110<br />
ISO VG 150 150 135 165<br />
ISO VG 220 220 198 242<br />
ISO VG 320 320 288 352<br />
ISO VG 460 460 414 506<br />
ISO VG 680 680 612 748<br />
ISO VG 1000 1000 900 1100<br />
ISO VG 1500 1500 1350 1650<br />
V-T-Verhalten<br />
Mit dem Ausdruck V-T-Verhalten bezeichnet<br />
man bei Schmierölen die Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Viskosität <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Temperatur.<br />
Man spricht von günstigem V-T-Verhalten,<br />
wenn das Öl seine Viskosität <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Temperatur nicht stark än<strong>der</strong>t.<br />
-> Viskositätsindex (VI).<br />
Walkpenetration<br />
Penetration von Schmierfetten, gemessen<br />
bei 25 °C, nach <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Probe<br />
im Fettkneter (DIN 51 804 T2 und<br />
DIN ISO 2137).<br />
FAG 66<br />
Wasserabscheidevermögen (WAV)<br />
Eigenschaft eines Öles, Wasser abzuscheiden.<br />
Die Prüfung erfolgt nach<br />
DIN 51 589.<br />
Wasserbeständigkeit<br />
Die Wasserbeständigkeit von Schmierfetten<br />
wird nach DIN 51 807 (statische<br />
Prüfung) geprüft und stellt nur eine<br />
Eigenschaftskennzeichnung dar, die keine<br />
Rückschlüsse auf die Wasserbeständigkeit<br />
des Fettes in <strong>der</strong> Praxis zuläßt. Es wird<br />
geprüft, ob und in welcher Art ruhendes<br />
destilliertes Wasser bei verschiedenen<br />
Temperaturen auf ein nicht beanspruchtes<br />
Fett einwirkt.<br />
Wassergehalt<br />
Enthält ein Schmieröl Wasser, so wird <strong>der</strong><br />
Schmierfilm durch Wassertropfen unterbrochen<br />
und dadurch die Schmierfähigkeit<br />
vermin<strong>der</strong>t. Wasser im Öl beschleunigt<br />
im übrigen die Alterung und führt zu<br />
Korrosion. Der Wassergehalt kann durch<br />
Destillation o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> einer Absetzprobe<br />
im Reagenzglas bestimmt werden, wobei<br />
sich das Wasser wegen seines höheren spezifischen<br />
Gewichtes am Boden absetzt.<br />
Bei emulgierenden Ölen muß man die<br />
Probe erwärmen. Geringer Wassergehalt<br />
wird <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Spratzprobe nachgewiesen;<br />
das Öl wird dabei im Reagenzglas über<br />
einer Flamme erwärmt. Wenn Spuren von<br />
Wasser vorhanden sind, ist ein knackendes<br />
Geräusch – ein Spratzen – zu hören.<br />
Wirkstoffe<br />
Wirkstoffe, auch als Zusätze o<strong>der</strong> Additive<br />
bezeichnet, sind öllösliche Stoffe,<br />
die Mineralölen o<strong>der</strong> Mineralölprodukten<br />
zugegeben werden. Sie verän<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> verbessern durch chemische und<br />
o<strong>der</strong> physikalische Wirkung die Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>e (Oxidationsstabilität,<br />
EP-Wirkung, Schaumbildung,<br />
Viskositäts-Temperatur-Verhalten, Stockpunkt,<br />
Fließfähigkeit und so weiter).<br />
Zähigkeit<br />
-> Viskosität.
Notizen<br />
67 FAG
Notizen<br />
FAG 68
Schmierung von Wälzlagern<br />
Alle Angaben wurden sorgfältig erstellt und überprüft. Für eventuelle Fehler<br />
o<strong>der</strong> Unvollständigkeiten können wir jedoch keine Haftung übernehmen.<br />
Än<strong>der</strong>ungen, die dem Fortschritt dienen, behalten wir uns vor.<br />
WL 81 115/4 DA/90/7/99<br />
Printed in Germany by Weppert GmbH & Co. KG, Schweinfurt