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Versorgung der Lager mit Schmierstoff

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Schmierung von Wälzlagern<br />

Wälzlager<br />

FAG OEM und Handel AG Publ.-Nr. WL 81 115/4 DA


Schmierung von Wälzlagern<br />

Publ.-Nr. WL 81 115/4 DA<br />

FAG OEM und Handel AG<br />

Ein Unternehmen <strong>der</strong> FAG Kugelfischer-Gruppe<br />

Postfach 1260 · D-97 419 Schweinfurt<br />

Telefon (0 97 21) 91 2349 · Telefax (0 97 21) 91 4327<br />

http://www.fag.de


Inhalt<br />

1 Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.1 Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern . . . . . . . . . 3<br />

1.1.1 Unterschiedliche Schmierungszustände im<br />

Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.1.2 Der Schmierfilm bei Ölschmierung . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.1.3 Einfluß des Schmierfilms und <strong>der</strong> Sauberkeit auf<br />

die erreichbare <strong>Lager</strong>lebensdauer . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.1.4 Der Schmierfilm bei Fettschmierung . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.1.5 <strong>Schmierstoff</strong>schichten bei Trockenschmierung . . . . 13<br />

1.2 Berechnung des Reibungsmoments . . . . . . . . . . . . . 14<br />

1.3 Höhe <strong>der</strong> Betriebstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2 Schmierverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.1 Fettschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.2 Ölschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.3 Feststoffschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.4 Wahl des Schmierverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.5 Beispiele zu unterschiedlichen Schmierverfahren . . . 21<br />

2.5.1 Zentralschmieranlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.5.2 Ölumlaufanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5.3 Ölnebelanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5.4 Öl-Luft-Schmieranlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5.5 Öl- und Fett-Sprühschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3 Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.1 Auswahl des geeigneten Fettes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.1.1 Beanspruchung durch Drehzahl und Belastung . . . . 27<br />

3.1.2 For<strong>der</strong>ungen an die Laufeigenschaften . . . . . . . . . . . 28<br />

3.1.3 Beson<strong>der</strong>e Betriebsbedingungen und<br />

Umwelteinflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.2 Auswahl des geeigneten Öles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2.1 Empfohlene Ölviskosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2.2 Ölauswahl nach Betriebsbedingungen . . . . . . . . . . . 31<br />

3.2.3 Ölauswahl nach Öleigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.3 Auswahl von Festschmierstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.4 Biologisch schnell abbaubare <strong>Schmierstoff</strong>e . . . . . . . 33<br />

4 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong> . . . . . . . . . . 34<br />

4.1 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Fett . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.1.1 Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.1.2 Erstbefettung und Neubefettung . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.1.3 Fettgebrauchsdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.1.4 Schmierfrist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.1.5 Nachschmierung, Nachschmierintervalle . . . . . . . . . 36<br />

4.1.6 Beispiele zur Fettschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.2 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Öl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.2.1 Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.2.2 Tauchschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.2.3 Umlaufschmierung <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>tleren und größeren<br />

Ölmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.2.4 Minimalmengenschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

4.2.5 Beispiele zur Ölschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

4.3 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Festschmierstoff . . . . . . . . 52<br />

FAG 2<br />

5 Schäden durch mangelhafte Schmierung . . . . . . . . 52<br />

5.1 Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong> . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.1.1 Feste Fremdstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

5.1.2 Maßnahmen zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Konzentration<br />

von Fremdstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

5.1.3 Ölfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

5.1.4 Flüssige Verunreinigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

5.2 Reinigung verschmutzter <strong>Lager</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

5.3 Schadensverhütung und Schadensfrüherkennung<br />

durch Überwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

6 Glossar – Erläuterung schmiertechnischer<br />

Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57


1 Der <strong>Schmierstoff</strong> im<br />

Wälzlager<br />

1.1 Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei<br />

Wälzlagern<br />

Die Schmierung hat bei Wälzlagern –<br />

ähnlich wie bei Gleitlagern – vor allem<br />

die Aufgabe, eine metallische Berührung<br />

<strong>der</strong> Roll- und Gleitflächen zu verhin<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> zu min<strong>der</strong>n, also Reibung und Verschleiß<br />

gering zu halten.<br />

Öl, das an den Oberflächen <strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong><br />

abrollenden Teile haftet, wird in<br />

die Kontaktbereiche <strong>der</strong> Wälzlager geför<strong>der</strong>t.<br />

Das Öl trennt die Berührungsflächen<br />

und verhin<strong>der</strong>t so metallischen<br />

Kontakt (»physikalische Schmierung«).<br />

In den Kontaktflächen <strong>der</strong> Wälzlager<br />

treten außer Rollbewegungen auch noch<br />

Gleitbewegungen auf, allerdings in viel<br />

geringerem Ausmaß als bei Gleitlagern.<br />

Diese Gleitbewegungen haben ihre Ursache<br />

in elastischen Verformungen <strong>der</strong><br />

aufeinan<strong>der</strong> abrollenden Teile und in <strong>der</strong><br />

gekrümmten Form von Rollflächen.<br />

Wo in Wälzlagern reine Gleitbewegungen<br />

auftreten, also zwischen Rollkörpern<br />

und Käfig o<strong>der</strong> zwischen Rollenstirn-<br />

und Bordflächen, sind die Drücke<br />

in <strong>der</strong> Regel weit niedriger als im Rollbereich.<br />

Gleitbewegungen spielen in Wälzlagern<br />

nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Selbst bei ungünstigen Schmierbedingungen<br />

sind die Verlustleistung und <strong>der</strong> Verschleiß<br />

sehr gering. Dadurch ist es möglich,<br />

Wälzlager <strong>mit</strong> Fetten unterschiedlicher<br />

Penetrationsklasse und <strong>mit</strong> Ölen<br />

unterschiedlicher Viskosität zu schmieren.<br />

So kann ein großer Drehzahlbereich<br />

und auch ein großer Belastungsbereich<br />

beherrscht werden.<br />

Manchmal bildet sich kein voll tragen<strong>der</strong><br />

Schmierfilm aus, so daß zumindest in<br />

Teilbereichen die Trennung durch den<br />

Schmierfilm nicht gegeben ist. Auch in<br />

solchen Fällen ist verschleißarmer Betrieb<br />

möglich, wenn die dabei lokal auftretende<br />

hohe Temperatur chemische Reaktionen<br />

zwischen den Additiven im <strong>Schmierstoff</strong><br />

und den Oberflächen <strong>der</strong> Rollkörper<br />

o<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ringe auslöst. Die dabei entstehenden<br />

tribomechanischen Reaktionsschichten<br />

stellen schmierfähige Produkte<br />

dar, man spricht in diesem Fall von<br />

»chemischer Schmierung«.<br />

Die Schmierung wird nicht nur durch<br />

solche Reaktionen <strong>der</strong> Additive unterstützt,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch Festschmierstoffe,<br />

die dem Öl o<strong>der</strong> Fett beigegeben<br />

sind, bei Fett auch durch den Verdicker.<br />

In Son<strong>der</strong>fällen ist es möglich, Wälzlager<br />

nur <strong>mit</strong> Feststoff zu schmieren.<br />

Zusätzliche Aufgaben des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

im Wälzlager sind <strong>der</strong> Korrosionsschutz,<br />

die Abfuhr von Wärme aus dem<br />

<strong>Lager</strong> (Ölschmierung), das Ausspülen<br />

von Verschleißteilchen und Verunreinigungen<br />

aus dem <strong>Lager</strong> (Ölumlaufschmierung<br />

<strong>mit</strong> Ölfilterung), die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Dichtwirkung von <strong>Lager</strong>dichtungen<br />

(Fettkragen, Öl-Luft-Schmierung).<br />

1.1.1 Unterschiedliche Schmierungszustände<br />

im Wälzlager<br />

Das Reibungs- und Verschleißverhalten<br />

und die erreichbare Lebensdauer<br />

des Wälzlagers hängen vom Schmierungszustand<br />

ab. Im Wälzlager treten<br />

hauptsächlich folgende Schmierungszustände<br />

auf:<br />

– Vollschmierung: Die Oberflächen <strong>der</strong><br />

relativ zueinan<strong>der</strong> bewegten Flächen<br />

sind ganz o<strong>der</strong> nahezu vollständig<br />

durch einen Schmierfilm getrennt<br />

(Bild 1a).<br />

Es herrscht fast reine Flüssigkeitsreibung.<br />

Dieser Schmierungszustand,<br />

den man auch als Flüssigkeitsschmierung<br />

bezeichnet, sollte für den Dauerbetrieb<br />

stets angestrebt werden.<br />

– Teilschmierung: Aufgrund zu geringer<br />

Schmierfilmdicke kommt es in Teilbereichen<br />

zu Festkörperkontakten<br />

(Bild 1b). Es tritt Mischreibung auf.<br />

– Grenzschmierung: Enthält <strong>der</strong><br />

<strong>Schmierstoff</strong> geeignete Zusätze (Additive),<br />

so kommt es bei den hohen<br />

Drücken und Temperaturen in den<br />

Festkörperkontakten zu Reaktionen<br />

zwischen den Zusätzen und den metallischen<br />

Oberflächen. Hierbei bilden<br />

sich schmierfähige Reaktionsprodukte,<br />

die eine dünne Grenzschicht entstehen<br />

lassen (Bild 1c).<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

Vollschmierung, Teilschmierung und<br />

Grenzschmierung treten sowohl bei Ölschmierung<br />

als auch bei Fettschmierung<br />

auf. Der Schmierungszustand bei Fettschmierung<br />

wird hauptsächlich von <strong>der</strong><br />

Viskosität des Grundöls bestimmt. Zusätzlich<br />

hat auch <strong>der</strong> Verdicker des Fettes<br />

eine Schmierwirkung.<br />

1: Unterschiedliche Schmierungszustände<br />

a) Vollschmierung<br />

Die Oberflächen werden durch einen<br />

tragenden Ölfilm völlig getrennt<br />

b) Teilschmierung<br />

Sowohl <strong>der</strong> tragende Ölfilm als auch<br />

<strong>der</strong> Grenzfilm sind von Bedeutung<br />

c) Grenzschmierung<br />

Das Verhalten hängt in erster Linie<br />

von den Eigenschaften des Grenzfilms ab<br />

Grenzfilm <strong>Schmierstoff</strong>schicht<br />

3 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

– Trockenschmierung: Festschmierstoffe<br />

(z. B. Graphit und Molybdändisulfid),<br />

die als dünne Schicht auf den Funktionsflächen<br />

aufgebracht sind, können<br />

den metallischen Kontakt verhin<strong>der</strong>n.<br />

Eine solche Schicht haftet allerdings<br />

nur bei geringen Umfangsgeschwindigkeiten<br />

und kleinen Drücken über<br />

längere Zeit. Auch Festschmierstoffe<br />

in Ölen o<strong>der</strong> Fetten verbessern die<br />

Schmierung bei Festkörperkontakten.<br />

FAG 4<br />

1.1.2 Der Schmierfilm bei<br />

Ölschmierung<br />

Bei <strong>der</strong> Beurteilung des Schmierungszustands<br />

wird von <strong>der</strong> Schmierfilmbildung<br />

zwischen den lastübertragenden<br />

Roll- und Gleitflächen ausgegangen. Der<br />

Schmierfilm zwischen den Rollflächen<br />

läßt sich <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> elastohydrodynamischen<br />

Schmierung (EHD-<br />

Schmierung) beschreiben. Die Schmier-<br />

2: Elastohydrodynamischer Schmierfilm. Schmierfilmdicke für Punkt- und Linienberührung<br />

Auslaufseite<br />

h min<br />

EHD-Druckverteilung<br />

r 2<br />

r 1<br />

p 0<br />

nach Hertz<br />

2b<br />

nach Hertz<br />

Einlaufseite<br />

Verformung<br />

<strong>der</strong> Rolle<br />

Schmierfilm<br />

Verformung<br />

<strong>der</strong> Laufbahn<br />

Hertzsche Druckverteilung<br />

Punktberührung nach Hamrock und Dowson<br />

h min = 3,63 · U 0,68 · G 0,49 · W –0,073 · (1 – e –0,68 · k ) · R r [m]<br />

Q<br />

v 2<br />

v 1<br />

Linienberührung nach Dowson<br />

h min = 2,65 · U 0,7 · G 0,54 · W' –0,13 · R r [m]<br />

<strong>mit</strong> U = � 0 · v/(E' · R r)<br />

G = � · E'<br />

W = Q/(E' · R r 2 ) für Punktberührung<br />

W' = Q/(E' · R r · L) für Linienberührung<br />

verhältnisse im Gleitkontakt, beispielsweise<br />

zwischen Rollenstirn und Bord von<br />

Kegelrollenlagern, werden dagegen durch<br />

die Theorie <strong>der</strong> hydrodynamischen<br />

Schmierung ausreichend wie<strong>der</strong>gegeben,<br />

denn in den Gleitkontakten treten kleinere<br />

Drücke auf als in den Rollkontakten.<br />

Die minimale Schmierfilmdicke h min<br />

für EHD-Schmierung errechnet sich<br />

nach den in Bild 2 angegebenen Gleichungen<br />

für Punktberührung und für<br />

Darin sind<br />

h min [m] Kleinste Schmierfilmdicke im Rollkontakt<br />

U Geschwindigkeitsparameter<br />

G Werkstoffparameter<br />

W Belastungsparameter bei Punktberührung<br />

W' Belastungsparameter bei Linienberührung<br />

e e = 2,71828..., Basis <strong>der</strong> natürlichen<br />

Logarithmen<br />

k k = a/b, Verhältnis <strong>der</strong> Halbachsen <strong>der</strong><br />

Druckflächen<br />

� [m 2 /N] Druck-Viskositäts-Koeffizient<br />

� 0 [Pa · s] Dynamische Viskosität<br />

v [m/s] v = (v 1 + v 2)/2, <strong>mit</strong>tlere Rollsummengeschwindigkeit<br />

v 1 = Rollkörpergeschwindigkeit<br />

v 2 = Geschwindigkeit am Innen- bzw.<br />

Außenkontakt<br />

E' [N/m 2 ] E' = E/[1 – (1/m) 2 ], effektiver<br />

Elastizitätsmodul<br />

E = Elastizitätsmodul = 2,08 · 10 11 [N/m 2 ]<br />

für Stahl<br />

1/m = Poissonsche Konstante = 0,3<br />

für Stahl<br />

R r [m] Reduzierter Krümmungsradius<br />

R r = r 1 · r 2/(r 1 + r 2) bei Innenkontakt<br />

R r = r 1 · r 2/(r 1 – r 2) bei Außenkontakt<br />

r 1 = Radius des Rollkörpers [m]<br />

r 2 = Radius <strong>der</strong> Innen- bzw.<br />

Außenringlaufbahn [m]<br />

Q [N] Rollkörperbelastung<br />

L [m] Spaltlänge bzw. effektive Rollenlänge


Linienberührung. Bei Punktberührung<br />

ist das seitliche Abfließen des Öles aus<br />

dem Spalt berücksichtigt. Die Gleichung<br />

zeigt den großen Einfluß <strong>der</strong> Rollgeschwindigkeit<br />

v, <strong>der</strong> dynamischen Viskosität<br />

� 0 und des Druck-Viskositäts-Koeffizienten<br />

� auf h min. Von geringem Einfluß<br />

ist die Belastung Q. Das liegt daran,<br />

daß <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Belastung die Viskosität<br />

steigt und sich die Berührungsflächen<br />

aufgrund elastischer Verformungen<br />

vergrößern.<br />

Anhand <strong>der</strong> errechneten Schmierfilmdicke<br />

kann man prüfen, ob sich unter<br />

den gegebenen Bedingungen ein ausreichend<br />

starker Schmierfilm ausbildet. Im<br />

allgemeinen sollte die minimale Dicke<br />

des Schmierfilms ein Zehntel bis einige<br />

Zehntel Mikrometer betragen. Unter<br />

günstigen Umständen werden mehrere<br />

Mikrometer erreicht.<br />

Die Viskosität des Schmieröls än<strong>der</strong>t<br />

sich <strong>mit</strong> dem Druck im Wälzkontakt.<br />

Es gilt<br />

� = � 0 · e �p<br />

� dynamische Viskosität bei Druck p<br />

[Pa s]<br />

� 0 dynamische Viskosität bei<br />

Normaldruck [Pa s]<br />

e (= 2,71828) Basis <strong>der</strong> natürlichen<br />

Logarithmen<br />

� Druck-Viskositäts-Koeffizient<br />

[m 2 /N]<br />

p Druck [N/m 2 ]<br />

Die Abhängigkeit vom Druck ist bei<br />

<strong>der</strong> Berechnung des Schmierzustands<br />

gemäß <strong>der</strong> EHD-Theorie für <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

auf Mineralölbasis berücksichtigt.<br />

Das Druck-Viskositätsverhalten einiger<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e zeigt das Diagramm,<br />

Bild 3. Der Bereich a-b für Mineralöle ist<br />

die Basis für das a 23-Diagramm, Bild 7<br />

(Seite 7). Auch Mineralöle <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />

zeigen �-Werte in diesem Bereich.<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

Bei erheblichem Einfluß des Druck-<br />

Viskositäts-Koeffizienten auf das Viskositätsverhältnis,<br />

z. B. bei Diester, Fluorkohlenwasserstoff<br />

o<strong>der</strong> Silikonöl, sind für<br />

das Viskositätsverhältnis � die Korrekturfaktoren<br />

B 1 und B 2 zu berücksichtigen.<br />

Es gilt<br />

� B1,2 = � · B 1 · B 2<br />

� Viskositätsverhältnis bei Mineralöl<br />

(siehe Abschnitt 1.1.3)<br />

B 1 Korrekturfaktor für Druck-Viskositätsverhalten<br />

= � Syntheseöl/� Mineralöl<br />

(Werte für � siehe Bild 3)<br />

B 2 Korrekturfaktor für unterschiedliche<br />

Dichte<br />

= � Syntheseöl/� Mineralöl<br />

Das Diagramm, Bild 4, zeigt den Verlauf<br />

<strong>der</strong> Dichte � über <strong>der</strong> Temperatur für<br />

Mineralöle. Der Verlauf für ein Syntheseöl<br />

kann abgeschätzt werden, wenn die<br />

Dichte � bei 15 °C bekannt ist.<br />

3: Druck-Viskositäts-Koeffizient � als Funktion <strong>der</strong> kinematischen Viskosität �, gültig für Druckbereich 0 bis 2000 bar<br />

4: Abhängigkeit <strong>der</strong> Dichte � <strong>der</strong> Mineralöle von <strong>der</strong> Temperatur t<br />

a–b Mineralöle h Fluorkohlenwasserstoff<br />

e Diester i Polyglykol<br />

g Triarylphosphatester k, l Silikone<br />

Druck-Viskositäts-Koeffizient α · 10 8<br />

m 2 /N<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

e<br />

g<br />

h<br />

a<br />

b<br />

l<br />

k i<br />

1,0<br />

1 2 3 4 6 8 10 20 30 40 60 100 mm 2 /s<br />

Kinematische Viskosität ν<br />

3 4<br />

300<br />

Dichte ρ<br />

1,00<br />

0,98<br />

g/cm 3<br />

0,94<br />

0,92<br />

0,90<br />

0,88<br />

0,86<br />

0,84<br />

0,82<br />

0,80<br />

0,78<br />

0,76<br />

0,98 g/cm 3 bei 15 ˚C<br />

0,96<br />

0,94<br />

0,92<br />

0,90<br />

0,88<br />

0,86<br />

0,84<br />

0,74<br />

0 15 50 ˚C 100<br />

Temperatur t<br />

5 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

1.1.3 Einfluß des Schmierfilms und <strong>der</strong><br />

Sauberkeit auf die erreichbare<br />

<strong>Lager</strong>lebensdauer<br />

Seit den 60er Jahren erkannte man<br />

aus Versuchen und Praxis immer deutlicher,<br />

daß bei einem trennenden Schmierfilm<br />

ohne Verunreinigungen in den Kontakten<br />

Rollkörper/Laufbahn die Lebensdauer<br />

eines mäßig belasteten <strong>Lager</strong>s wesentlich<br />

länger ist als die nach <strong>der</strong> klassischen<br />

Lebensdauergleichung L = (C/P) p<br />

er<strong>mit</strong>telte. 1981 wies FAG als erster<br />

<strong>Lager</strong>hersteller die Dauerfestigkeit <strong>der</strong><br />

Wälzlager nach. Aus diesen Erkenntnissen,<br />

internationalen Normempfehlungen<br />

und praktischen Erfahrungen<br />

wurde ein verfeinertes Verfahren zur Berechnung<br />

<strong>der</strong> erreichbaren Lebensdauer<br />

entwickelt.<br />

Bedingungen für die Dauerfestigkeit<br />

sind:<br />

FAG 6<br />

– vollständige Trennung <strong>der</strong> Rollkontakte<br />

durch den Schmierfilm<br />

(� ≥ 4)<br />

– höchste Sauberkeit im Schmierspalt<br />

entsprechend V = 0,3<br />

– Belastungskennzahl fs* ≥ 8.<br />

fs* = C0/P0* C0 statische Tragzahl [kN]<br />

siehe FAG-Katalog<br />

P0* äquivalente <strong>Lager</strong>belastung [kN],<br />

er<strong>mit</strong>telt aus<br />

P0* = X0 · Fr + Y0 · Fa [kN]<br />

wobei X0 und Y0 Faktoren aus<br />

FAG-Katalog und<br />

Fr dynamische Radialkraft [kN]<br />

dynamische Axialkraft [kN]<br />

F a<br />

Erreichbare Lebensdauer nach FAG<br />

L na = a 1 · a 23 · L [10 6 Umdrehungen]<br />

o<strong>der</strong><br />

L hna = a 1 · a 23 · L h [h]<br />

Der Faktor a 1 ist 1 für die übliche<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit von 10 %.<br />

Der Faktor a 23 (Produkt aus Basiswert<br />

a 23II und Sauberkeitsfaktor s, siehe unten)<br />

erfaßt die Einflüsse von Werkstoff und<br />

Betriebsbedingungen, also auch die <strong>der</strong><br />

Schmierung und <strong>der</strong> Sauberkeit im Schmierspalt,<br />

auf die erreichbare Lebensdauer.<br />

Der nominellen Lebensdauer L (DIN<br />

ISO 281) liegt das Viskositätsverhältnis<br />

� = 1 zugrunde.<br />

Das Viskositätsverhältnis � = �/� 1<br />

wird als Maß für die Schmierfilmbildung<br />

zur Bestimmung des Basiswerts a 23II (Diagramm,<br />

Bild 7) verwendet.<br />

Darin sind � die Viskosität des<br />

Schmieröls o<strong>der</strong> des Grundöls des verwendeten<br />

Fettes bei Betriebstemperatur<br />

(Diagramm, Bild 5) und � 1 eine von <strong>der</strong><br />

<strong>Lager</strong>größe (<strong>mit</strong>tlerer Durchmesser d m)<br />

und <strong>der</strong> Drehzahl n abhängige Bezugsviskosität<br />

(Diagramm, Bild 6).<br />

5: Viskositäts-Temperatur-Diagramm für Mineralöle<br />

6: Bezugsviskosität � 1 in Abhängigkeit von <strong>Lager</strong>größe und Drehzahl; D = <strong>Lager</strong>außendurchmesser, d = Bohrungsdurchmesser<br />

Betriebstemperatur t [°C]<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

15<br />

46<br />

32<br />

22<br />

100<br />

68<br />

320<br />

220<br />

mm2 s<br />

5 6<br />

460<br />

1500<br />

1000<br />

10 4 6 8 10 20 30 40 60 100 200 300<br />

150<br />

Betriebsviskosität ν [mm 2/s]<br />

Viskosität [mm 2/s]<br />

bei 40 °C<br />

680<br />

Bezugsviskosität ν1<br />

1000<br />

500<br />

200<br />

100<br />

50<br />

20<br />

10<br />

5<br />

50000<br />

100000<br />

2000<br />

5000<br />

10000<br />

20000<br />

1000<br />

500<br />

200<br />

100<br />

3 10 20 50 100 200 500 1000<br />

Mittl. <strong>Lager</strong>durchmesser d m =<br />

50<br />

n [ min -1 ]<br />

20<br />

D+d<br />

2 mm<br />

10<br />

5<br />

2


Aus <strong>der</strong> Gleichung für die erreichbare<br />

Lebensdauer L na und aus dem Diagramm,<br />

Bild 7, geht hervor, wie sich eine von <strong>der</strong><br />

Bezugsviskosität abweichende Betriebsviskosität<br />

auf die erreichbare Lebensdauer<br />

auswirkt. Bei einem Viskositätsverhältnis<br />

� > 2 bis 4 bildet sich zwischen den Kontaktflächen<br />

ein voll tragen<strong>der</strong> Schmierfilm<br />

aus. Je weiter � unter diesen Werten<br />

liegt, desto größer ist <strong>der</strong> Mischreibungsanteil<br />

und desto wichtiger die<br />

<strong>Schmierstoff</strong>additivierung.<br />

Die Betriebsviskosität � des verwendeten<br />

Öles o<strong>der</strong> des Grundöls des verwendeten<br />

Fettes, also dessen kinematische<br />

Viskosität bei Betriebstemperatur,<br />

ist in den Datenblättern <strong>der</strong> Öl- bzw.<br />

Fetthersteller angegeben. Wenn die Vis-<br />

7: Basiswert a 23II zur Er<strong>mit</strong>tlung des Faktors a 23<br />

Bereich<br />

I Übergang zur Dauerfestigkeit<br />

Voraussetzung: Höchste Sauberkeit im Schmierspalt<br />

und nicht zu hohe Belastung, geeigneter <strong>Schmierstoff</strong><br />

II Normale Sauberkeit im Schmierspalt<br />

(bei wirksamen, in Wälzlagern geprüften Additiven<br />

sind auch bei � < 0,4 a 23-Werte > 1 möglich)<br />

III Ungünstige Schmierbedingungen<br />

Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong><br />

Ungeeignete <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

Grenzen <strong>der</strong> Laufzeitberechnung<br />

Auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> erweiterten Lebensdauerberechnung wird als<br />

Ausfallursache lediglich die Werkstoffermüdung berücksichtigt.<br />

Der tatsächlichen Gebrauchsdauer des <strong>Lager</strong>s<br />

kann die er<strong>mit</strong>telte "erreichbare Lebensdauer" nur dann<br />

entsprechen, wenn die <strong>Schmierstoff</strong>gebrauchsdauer o<strong>der</strong><br />

die durch Verschleiß begrenzte Gebrauchsdauer nicht kürzer<br />

ist als die Ermüdungslaufzeit.<br />

kosität nur bei 40 °C bekannt ist, kann<br />

für Mineralöle <strong>mit</strong> durchschnittlichem<br />

Viskositäts-Temperatur-Verhalten die<br />

Viskosität bei Betriebstemperatur aus<br />

dem Diagramm, Bild 5, er<strong>mit</strong>telt werden.<br />

Die Betriebstemperatur zur Er<strong>mit</strong>tlung<br />

von � hängt von <strong>der</strong> erzeugten<br />

Reibungswärme ab, vgl. Abschnitt 1.2.<br />

Liegen keine Temperaturmeßwerte vergleichbarer<br />

Einbaustellen vor, kann man<br />

die Betriebstemperatur <strong>mit</strong>tels einer Wärmebilanzrechnung<br />

abschätzen, siehe<br />

Abschnitt 1.3.<br />

Als Betriebstemperatur ist durch Messen<br />

nur die Temperatur des nicht rotierenden<br />

Ringes und nicht die wirkliche<br />

Temperatur <strong>der</strong> Oberflächen des beanspruchten<br />

Kontaktbereichs bekannt. Bei<br />

a 23II<br />

20<br />

10<br />

5<br />

2<br />

1<br />

0,5<br />

0,2<br />

K=0<br />

K=1<br />

K=2<br />

K=3<br />

K=4<br />

K=5<br />

K=6<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

kinematisch günstigen <strong>Lager</strong>n (Kugellager,<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager) kann man die<br />

Viskosität näherungsweise <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Temperatur<br />

des nicht rotierenden Ringes bestimmen.<br />

Bei Frem<strong>der</strong>wärmung wird die<br />

Viskosität <strong>mit</strong> dem Mittelwert <strong>der</strong> Temperaturen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ringe bestimmt.<br />

Bei hochbelasteten <strong>Lager</strong>n und bei<br />

<strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> größeren Gleitanteilen (z. B.<br />

bei vollrolligen Zylin<strong>der</strong>rollenlagern,<br />

Pendelrollenlagern und axial belasteten<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlagern) ist die Temperatur<br />

im Kontaktbereich bis 20 K höher als die<br />

meßbare Betriebstemperatur. Das läßt<br />

sich in etwa ausgleichen, indem man nur<br />

den halben Wert � <strong>der</strong> aus dem Diagramm<br />

abgelesenen Betriebsviskosität in<br />

die Formel � = �/� 1 einsetzt.<br />

II III<br />

0,1 0,05 0,1 0,2 0,5 1 2 5 10<br />

ν<br />

κ =<br />

ν1<br />

I<br />

7 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

Zur Er<strong>mit</strong>tlung des Basiswerts a 23II<br />

im Diagramm, Bild 7, benötigt man die<br />

Bestimmungsgröße K = K 1 + K 2.<br />

Den Wert K 1 kann man dem Diagramm,<br />

Bild 8, in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

<strong>Lager</strong>bauart und <strong>der</strong> Belastungskennzahl<br />

f s* entnehmen.<br />

K 2 hängt ab vom Viskositätsverhältnis<br />

� und von <strong>der</strong> Kennzahl f s*. Die Werte<br />

des Diagramms, Bild 9, gelten für nicht<br />

additivierte <strong>Schmierstoff</strong>e und für<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e <strong>mit</strong> Additiven, <strong>der</strong>en be-<br />

FAG 8<br />

son<strong>der</strong>e Wirksamkeit in Wälzlagern nicht<br />

geprüft wurde.<br />

Bei K = 0 bis 6 liegt a23II auf einer <strong>der</strong><br />

Kurven im Bereich II des Diagramms,<br />

Bild 7.<br />

Bei K > 6 kann nur ein Faktor a23 im<br />

Bereich III erwartet werden. Man sollte<br />

in diesem Fall durch eine Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Verhältnisse einen kleineren Wert K<br />

und da<strong>mit</strong> den definierten Bereich II anstreben.<br />

Anmerkung zu Additiven:<br />

Sind die Oberflächen nicht vollständig<br />

durch einen Schmierfilm getrennt, sollten<br />

die <strong>Schmierstoff</strong>e zusätzlich zu Wirkstoffen<br />

für die Erhöhung des Korrosionsschutzes<br />

und <strong>der</strong> Alterungsbeständigkeit<br />

auch geeignete Additive zur Verschleißmin<strong>der</strong>ung<br />

und zur Erhöhung <strong>der</strong> Belastbarkeit<br />

enthalten. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei � ≤ 0,4, weil dann <strong>der</strong> Verschleiß<br />

dominiert.<br />

8: Bestimmungsgröße K 1 in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Kennzahl f s* und <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>bauart<br />

9: Bestimmungsgröße K 2 in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Kennzahl f s* für nicht additivierte <strong>Schmierstoff</strong>e und für <strong>Schmierstoff</strong>e <strong>mit</strong><br />

Additiven, <strong>der</strong>en Wirksamkeit in Wälzlagern nicht geprüft wurde<br />

8<br />

9<br />

K 1<br />

K 2<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

d<br />

c<br />

b<br />

0<br />

a<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

1)<br />

2)<br />

3)<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

κ=4<br />

f s*<br />

κ=2<br />

κ=0,4**<br />

κ=0,7<br />

κ=1<br />

κ=0,35**<br />

κ=0,3**<br />

κ=0,25**<br />

κ=0,2**<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

f s*<br />

a<br />

b<br />

Kugellager<br />

Kegelrollenlager<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

Pendelrollenlager<br />

Axial-Pendelrollenlager 3)<br />

c<br />

1), 3)<br />

Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

d vollrollige Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

Nur in Verbindung <strong>mit</strong> Feinfilterung des <strong>Schmierstoff</strong>s entsprechend V < 1 erreichbar, sonst K 1 ≥ 6 annehmen.<br />

Beachte bei <strong>der</strong> Bestimmung von ν: Die Reibung ist mindestens doppelt so hoch wie bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Käfigen.<br />

Das führt zu höherer <strong>Lager</strong>temperatur.<br />

Mindestbelastung beachten.<br />

K 2 wird gleich 0 bei<br />

<strong>Schmierstoff</strong>en <strong>mit</strong> Additiven,<br />

für die ein entsprechen<strong>der</strong><br />

positiver Nachweis vorliegt.<br />

** Bei κ ≤ 0,4 dominiert <strong>der</strong><br />

Verschleiß im <strong>Lager</strong>, wenn<br />

er nicht durch geeignete<br />

Additive unterbunden wird.<br />

1), 2)


Die Additive in den <strong>Schmierstoff</strong>en<br />

reagieren <strong>mit</strong> den metallischen Oberflächen<br />

des <strong>Lager</strong>s und bilden trennende<br />

Reaktionsschichten, die bei voller Wirksamkeit<br />

als Ersatz für die fehlende Ölfilmtrennung<br />

dienen. Generell sollte<br />

jedoch zunächst eine Trennung durch<br />

einen ausreichend tragenden Ölfilm angestrebt<br />

werden.<br />

Sauberkeitsfaktor s<br />

Der Sauberkeitsfaktor s quantifiziert<br />

den Einfluß <strong>der</strong> Verschmutzung auf die<br />

Lebensdauer. Zur Er<strong>mit</strong>tlung von s benötigt<br />

man die Verunreinigungskenngröße<br />

V.<br />

Für "normale Sauberkeit" (V = 1) gilt<br />

immer s = 1, d. h. a 23II = a 23.<br />

Bei "erhöhter Sauberkeit" (V = 0,5)<br />

und "höchster Sauberkeit" (V = 0,3)<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

erhält man, ausgehend vom f s*-Wert und<br />

in Abhängigkeit vom Viskositätsverhältnis<br />

�, über das rechte Feld (a) des Diagramms,<br />

Bild 10, einen Sauberkeitsfaktor<br />

s ≥ 1.<br />

Bei � ≤ 0,4 gilt s = 1.<br />

Bei V = 2 (mäßig verunreinigter<br />

<strong>Schmierstoff</strong>) und V = 3 (stark verunreinigter<br />

<strong>Schmierstoff</strong>) ergibt sich s aus dem<br />

Bereich b des Diagramms, Bild 10.<br />

10: Diagramm zum Bestimmen des Sauberkeitsfaktors s<br />

a Diagramm für erhöhte (V = 0,5) bis höchste (V = 0,3) Sauberkeit<br />

b Diagramm für mäßig verunreinigten <strong>Schmierstoff</strong> (V = 2) und stark verunreinigten <strong>Schmierstoff</strong> (V = 3)<br />

κ=4<br />

κ=3,5<br />

κ=2,5<br />

κ=3<br />

κ=1,5<br />

κ=2<br />

κ=1<br />

κ=0,9<br />

κ=0,8<br />

κ=0,7<br />

κ=0,6<br />

κ=0,5<br />

2,5 3 4 5 6 7 8 9 10 12 14 16 18 20 1 2 3 5 10 15 20 30<br />

Belastungskennzahl fs* a<br />

Sauberkeitsfaktor s<br />

V = 1<br />

V = 2<br />

V = 3<br />

1<br />

0,7<br />

0,5<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

Sauberkeitsfaktor s<br />

0,05<br />

0,03<br />

b<br />

V = 1<br />

V = 0,5 V = 0,3<br />

Ein Sauberkeitsfaktor s > 1 ist für vollrollige <strong>Lager</strong><br />

nur erreichbar, wenn durch hochviskosen<br />

<strong>Schmierstoff</strong> und äußerste Sauberkeit (Ölreinheit<br />

nach ISO 4406 mindestens 11/7) Verschleiß in den<br />

Kontakten Rolle/Rolle ausgeschlossen ist.<br />

9 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

Verunreinigungskenngröße V<br />

Die Verunreinigungskenngröße V<br />

hängt ab vom <strong>Lager</strong>querschnitt, von <strong>der</strong><br />

Berührungsart im Rollkontakt und von<br />

<strong>der</strong> Ölreinheitsklasse, Tabelle, Bild 11.<br />

Werden im höchstbeanspruchten Kontaktbereich<br />

eines Wälzlagers harte Partikel<br />

ab einer bestimmten Größe überrollt,<br />

führen Eindrücke in den Rollkontaktflächen<br />

zu vorzeitiger Werkstoffermüdung.<br />

Je kleiner die Kontaktfläche, desto<br />

schädlicher ist die Wirkung einer bestimmten<br />

Partikelgröße. Kleine <strong>Lager</strong> reagieren<br />

also bei gleichem Verschmutzungsgrad<br />

empfindlicher als große und <strong>Lager</strong><br />

<strong>mit</strong> Punktberührung (Kugellager) empfindlicher<br />

als solche <strong>mit</strong> Linienberührung<br />

(Rollenlager).<br />

Die erfor<strong>der</strong>liche Ölreinheitsklasse<br />

nach ISO 4406 (Bild 12) ist eine objektiv<br />

meßbare Größe für den Grad <strong>der</strong> Verschmutzung<br />

eines <strong>Schmierstoff</strong>s. Zu ihrer<br />

Bestimmung benutzt man die genormte<br />

Partikel-Zählmethode.<br />

Dabei wird die Anzahl aller Partikel<br />

> 5 µm und die aller Partikel > 15 µm<br />

einer bestimmten ISO-Ölreinheitsklasse<br />

zugeordnet. So bedeutet eine Ölreinheit<br />

15/12 nach ISO 4406, daß je 100 ml<br />

Flüssigkeit zwischen 16000 und 32000<br />

Partikel > 5 µm und zwischen 2000 und<br />

4000 Partikel > 15 µm vorhanden sind.<br />

Der Unterschied von einer Klasse zur<br />

nächsten besteht in einer Verdoppelung<br />

bzw. Halbierung <strong>der</strong> Partikelzahl.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Partikel <strong>mit</strong> einer Härte<br />

> 50 HRC wirken sich lebensdauermin<strong>der</strong>nd<br />

im Wälzlager aus. Dies sind Teilchen<br />

aus gehärtetem Stahl, Sand und<br />

Schleif<strong>mit</strong>telrückstände. Vor allem letztere<br />

sind extrem schädlich, vgl. Bild 65.<br />

Liegt – wie in vielen Anwendungsfällen<br />

– <strong>der</strong> überwiegende Anteil <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Fremdstoffe im lebensdauermin<strong>der</strong>nden<br />

Härtebereich, kann die <strong>mit</strong><br />

einem Partikelzähler er<strong>mit</strong>telte Reinheitsklasse<br />

direkt <strong>mit</strong> den Werten <strong>der</strong> Tabelle,<br />

Bild 11, verglichen werden. Stellt sich<br />

jedoch bei <strong>der</strong> Untersuchung des Filterrückstands<br />

nach <strong>der</strong> Partikelzählung heraus,<br />

daß es sich z.B. nahezu ausschließlich<br />

um mineralische Verschmutzung wie beson<strong>der</strong>s<br />

lebensdauermin<strong>der</strong>nden Formsand<br />

o<strong>der</strong> Schleifkörner handelt, sind die<br />

FAG 10<br />

Meßwerte um eine bis zwei Reinheitsklassen<br />

zu erhöhen, bevor die Verunreinigungskenngröße<br />

V er<strong>mit</strong>telt wird. Umgekehrt<br />

sollte, wenn vorwiegend weiche<br />

Teilchen wie Holz, Fasern o<strong>der</strong> Farbe im<br />

<strong>Schmierstoff</strong> nachgewiesen werden, <strong>der</strong><br />

Meßwert des Partikelzählers entsprechend<br />

verringert werden.<br />

Um die gefor<strong>der</strong>te Ölreinheit zu erzielen,<br />

sollte eine bestimmte Filterrückhalterate<br />

� x vorhanden sein (vgl. Abschnitt<br />

5.1.3). Bei Verwendung eines solchen<br />

Filters kann jedoch nicht automatisch<br />

auf eine Ölreinheitsklasse geschlossen<br />

werden.<br />

Abstufung <strong>der</strong> Verunreinigungskenngröße<br />

Normale Sauberkeit (V = 1) wird für<br />

häufig vorkommende Bedingungen angenommen:<br />

– gute, auf die Umgebung abgestimmte<br />

Abdichtung<br />

– Sauberkeit bei <strong>der</strong> Montage<br />

– Ölreinheit entsprechend V = 1<br />

– Einhalten <strong>der</strong> empfohlenen Ölwechselfristen<br />

Höchste Sauberkeit (V = 0,3) liegt in<br />

<strong>der</strong> Praxis vor bei<br />

– <strong>Lager</strong>n, die von FAG gefettet und <strong>mit</strong><br />

Dicht- o<strong>der</strong> Deckscheiben gegen<br />

Staub abgedichtet sind. Bei dauerfester<br />

Auslegung begrenzt meist die <strong>Schmierstoff</strong>gebrauchsdauer<br />

die Lebensdauer.<br />

– Fettschmierung durch den Anwen<strong>der</strong>.<br />

Er achtet darauf, daß die im Lieferzustand<br />

gegebene Sauberkeit während<br />

<strong>der</strong> gesamten Betriebszeit erhalten<br />

bleibt, indem er die <strong>Lager</strong> unter Einhaltung<br />

höchster Sauberkeit in saubere<br />

Gehäuse einbaut, <strong>mit</strong> sauberem Fett<br />

schmiert und Vorkehrungen trifft, daß<br />

im Betrieb kein Schmutz ins <strong>Lager</strong> gelangen<br />

kann (geeignete FAG Wälzlagerfette<br />

Arcanol vgl. Seite 57).<br />

– <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Ölumlaufschmierung,<br />

wenn vor Inbetriebnahme <strong>der</strong> sauber<br />

montierten <strong>Lager</strong> das Ölumlaufsystem<br />

gespült wird (neues Öl über Feinstfilter<br />

einfüllen) und Ölreinheitsklassen<br />

entsprechend V = 0,3 während <strong>der</strong> gesamten<br />

Betriebszeit gewährleistet sind.<br />

Stark verunreinigter <strong>Schmierstoff</strong><br />

(V = 3) sollte durch Verbesserung <strong>der</strong><br />

Bedingungen vermieden werden.<br />

Mögliche Gründe für starke Verunreinigungen:<br />

– Das Gußgehäuse ist nicht o<strong>der</strong><br />

schlecht gereinigt (Rückstände von<br />

Formsand, Partikel aus dem Bearbeitungsprozeß).<br />

– Abrieb verschleißen<strong>der</strong> Bauteile gelangt<br />

in den Ölkreislauf <strong>der</strong> Maschine.<br />

– Von außen dringen wegen unzureichen<strong>der</strong><br />

Abdichtung Fremdpartikel in<br />

das <strong>Lager</strong> ein.<br />

– Eingetretenes Wasser, auch Kondenswasser,<br />

verursacht Stillstandskorrosion<br />

o<strong>der</strong> verschlechtert die <strong>Schmierstoff</strong>eigenschaften.<br />

Die Zwischengrößen V = 0,5 (erhöhte<br />

Sauberkeit) und V = 2 (mäßig verunreinigter<br />

<strong>Schmierstoff</strong>) soll <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />

nur benutzen, wenn er genügend Erfahrung<br />

hat, um die Sauberkeit genau beurteilen<br />

zu können.<br />

Zusätzlich erzeugen Partikel Verschleiß.<br />

FAG hat die Wärmebehandlung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>teile so aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt,<br />

daß <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> geringen Gleitreibungsanteilen<br />

(z. B. Radial-Kugellager und -Zylin<strong>der</strong>rollenlager)<br />

bei V = 0,3 auch über<br />

sehr lange Zeiträume kaum Verschleiß<br />

aufweisen.<br />

Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager, vollrollige<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager und an<strong>der</strong>e <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong><br />

hohen Gleitanteilen reagieren stärker auf<br />

kleine, harte Verunreinigungen. Hier<br />

kann <strong>Schmierstoff</strong>-Feinstfilterung kritischen<br />

Verschleiß verhin<strong>der</strong>n.


11: Orientierungswerte für die Verunreinigungskenngröße V<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

(D-d)/2 V Punktberührung Linienberührung<br />

erfor<strong>der</strong>liche Richtwerte für erfor<strong>der</strong>liche Richtwerte für<br />

Ölreinheits- Filterrück- Ölreinheits- Filterrückklasse<br />

halterate klasse halterate<br />

nach ISO 4406 1 ) nach ISO 4572 nach ISO 4406 1 ) nach ISO 4572<br />

mm<br />

0,3 11/8 � 3 ≥ 200 12/9 � 3 ≥ 200<br />

0,5 12/9 � 3 ≥ 200 13/10 � 3 ≥ 75<br />

≤ 12,5 1 14/11 � 6 ≥ 75 15/12 � 6 ≥ 75<br />

2 15/12 � 6 ≥ 75 16/13 � 12 ≥ 75<br />

3 16/13 � 12 ≥ 75 17/14 � 25 ≥ 75<br />

0,3 12/9 � 3 ≥ 200 13/10 � 3 ≥ 75<br />

0,5 13/10 � 3 ≥ 75 14/11 � 6 ≥ 75<br />

> 12,5 ... 20 1 15/12 � 6 ≥ 75 16/13 � 12 ≥ 75<br />

2 16/13 � 12 ≥ 75 17/14 � 25 ≥ 75<br />

3 18/14 � 25 ≥ 75 19/15 � 25 ≥ 75<br />

0,3 13/10 � 3 ≥ 75 14/11 � 6 ≥ 75<br />

0,5 14/11 � 6 ≥ 75 15/12 � 6 ≥ 75<br />

> 20 ... 35 1 16/13 � 12 ≥ 75 17/14 � 12 ≥ 75<br />

2 17/14 � 25 ≥ 75 18/15 � 25 ≥ 75<br />

3 19/15 � 25 ≥ 75 20/16 � 25 ≥ 75<br />

0,3 14/11 � 6 ≥ 75 14/11 � 6 ≥ 75<br />

0,5 15/12 � 6 ≥ 75 15/12 � 12 ≥ 75<br />

> 35 1 17/14 � 12 ≥ 75 18/14 � 25 ≥ 75<br />

2 18/15 � 25 ≥ 75 19/16 � 25 ≥ 75<br />

3 20/16 � 25 ≥ 75 21/17 � 25 ≥ 75<br />

Die Ölreinheitsklasse als Maß für die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Überrollung lebensdauermin<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Partikel im <strong>Lager</strong> kann anhand von Proben z. B.<br />

durch Filterhersteller und Institute bestimmt werden. Auf geeignete Probenahme (siehe z. B. DIN 51 750) ist zu achten. Auch Online-Meßgeräte stehen<br />

zur Verfügung. Die Reinheitsklassen werden erreicht, wenn die gesamte umlaufende Ölmenge das Filter in wenigen Minuten einmal durchläuft.<br />

Vor Inbetriebnahme <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung ist zur Sicherung guter Sauberkeit ein Spülvorgang erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Eine Filterrückhalterate � 3 ≥ 200 (ISO 4572) bedeutet z. B., daß im sog. Multi-Pass-Test von 200 Partikeln ≥ 3 µm nur ein einziges das Filter passiert.<br />

Gröbere Filter als � 25 ≥ 75 sollen wegen nachteiliger Folgen auch für die übrigen im Ölkreislauf liegenden Aggregate nicht verwendet werden.<br />

1 ) Es sind Partikel zu berücksichtigen, die eine Härte > 50 HRC aufweisen.<br />

12: Ölreinheitsklassen nach ISO 4406 (Auszug)<br />

Anzahl <strong>der</strong> Partikel pro 100 ml Code<br />

Über 5 µm Über 15 µm<br />

Mehr als Bis zu Mehr als Bis zu<br />

500000 1000000 64000 130000 20/17<br />

250000 500000 32000 64000 19/16<br />

130000 250000 16000 32000 18/15<br />

64000 130000 8000 16000 17/14<br />

32000 64000 4000 8000 16/13<br />

16000 32000 2000 4000 15/12<br />

8000 16000 1000 2000 14/11<br />

4000 8000 500 1000 13/10<br />

2000 4000 250 500 12/9<br />

1000 2000 130 250 11/8<br />

1000 2000 64 130 11/7<br />

500 1000 32 64 10/6<br />

250 500 32 64 9/6<br />

11 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

1.1.4 Der Schmierfilm bei Fettschmierung<br />

Bei Schmierfetten erfolgt die <strong>Lager</strong>schmierung<br />

hauptsächlich durch das<br />

Grundöl, das <strong>der</strong> Verdicker <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Zeit<br />

in kleinen Mengen abson<strong>der</strong>t. Die Gesetzmäßigkeiten<br />

<strong>der</strong> EHD-Theorie gelten<br />

grundsätzlich auch für Fettschmierung.<br />

Bei <strong>der</strong> Er<strong>mit</strong>tlung des Viskositätsverhältnisses<br />

� = �/� 1 setzt man die Betriebsviskosität<br />

des Grundöls ein. Vor<br />

allem bei niedrigen �-Werten tragen <strong>der</strong><br />

Verdicker und die Zusätze zur wirksamen<br />

Schmierung bei.<br />

Ist die gute Eignung des Fettes für den<br />

vorliegenden Anwendungsfall bekannt –<br />

z. B. bei den FAG Wälzlagerfetten Arcanol<br />

(siehe Seite 57) – und sind gute Sauberkeit<br />

sowie ausreichende Nachschmierung<br />

gegeben, können die gleichen K 2-<br />

Werte angesetzt werden wie für geeignet<br />

additivierte Öle. Liegen diese Bedingungen<br />

nicht vor, sollte man sicherheitshalber<br />

bei <strong>der</strong> Bestimmung des a 23II-Wertes<br />

die untere Grenze des Bereichs II wählen.<br />

Dies gilt beson<strong>der</strong>s bei nicht eingehaltener<br />

Schmierfrist. Die richtige Fettauswahl<br />

ist sehr wichtig bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> höheren<br />

Gleitanteilen und bei großen sowie hoch<br />

beanspruchten <strong>Lager</strong>n. Bei hoher Belastung<br />

sind die Schmierfähigkeit des Verdickers<br />

und die Additivierung von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung.<br />

Bei <strong>der</strong> Fettschmierung nimmt nur<br />

sehr wenig <strong>Schmierstoff</strong> aktiv am<br />

Schmiervorgang teil. Fett üblicher Konsistenz<br />

wird zum größten Teil aus dem<br />

<strong>Lager</strong> verdrängt und lagert sich seitlich ab<br />

o<strong>der</strong> verläßt die <strong>Lager</strong>ung über die Dichtung.<br />

Das Fett, das auf den Laufflächen<br />

und seitlich im o<strong>der</strong> am <strong>Lager</strong> bleibt, gibt<br />

kontinuierlich die erfor<strong>der</strong>liche geringe<br />

Menge Öl zur Schmierung <strong>der</strong> Funktionsflächen<br />

ab. Die so zwischen den<br />

Rollkontaktflächen wirksame <strong>Schmierstoff</strong>menge<br />

reicht bei mäßiger Beanspruchung<br />

über längere Zeit für die Schmierung<br />

aus.<br />

FAG 12<br />

Die Ölabgabe hängt ab von <strong>der</strong> Fettsorte,<br />

von <strong>der</strong> Grundölviskosität, von <strong>der</strong><br />

Größe <strong>der</strong> ölabgebenden Fläche, von <strong>der</strong><br />

Temperatur und von <strong>der</strong> mechanischen<br />

Beanspruchung des Fettes.<br />

Erkennbar wird die Wirkung des Fettverdickers<br />

bei Messung <strong>der</strong> Filmdicke,<br />

abhängig von <strong>der</strong> Laufzeit. Beim Start des<br />

<strong>Lager</strong>s stellt sich, abhängig vom Verdickertyp,<br />

eine Filmdicke im Kontaktbereich<br />

ein, die deutlich über <strong>der</strong> des Basisöls<br />

liegt. Fettverän<strong>der</strong>ung und Fettverdrängung<br />

bewirken rasch eine Abnahme<br />

<strong>der</strong> Filmdicke, Bild 13.<br />

Trotz eventuell verringerter Filmdicke<br />

ist für die Dauer <strong>der</strong> Schmierfrist die<br />

Schmierwirkung ausreichend. Verdicker<br />

und Wirkstoffe im Fett unterstützen entscheidend<br />

die Schmierung, so daß keine<br />

Lebensdauermin<strong>der</strong>ung zu erwarten ist.<br />

Günstig für das Erreichen langer Schmierfristen<br />

ist es, wenn das Fett gerade so viel<br />

Öl abgibt, wie zur Schmierung des <strong>Lager</strong>s<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. So bleibt die Ölabgabe<br />

über eine lange Zeit bestehen. Fette <strong>mit</strong><br />

hochviskosem Grundöl haben eine reduzierte<br />

Ölabgaberate. Mit ihnen läßt<br />

sich deshalb nur bei hohem Füllungsgrad<br />

von <strong>Lager</strong> und Gehäuse o<strong>der</strong> bei kurzfristiger<br />

Nachschmierung ein guter<br />

Schmierungszustand erreichen.<br />

Die Schmierwirkung des Verdickers<br />

zeigt sich vorzugsweise beim Betrieb von<br />

Wälzlagern im Mischreibungsbereich.<br />

13: Verhältnis Fettfilmdicke zu Grundölfilmdicke in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Laufzeit<br />

Fettfilmdicke<br />

Grundölfilmdicke<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 min 120<br />

t


1.1.5 <strong>Schmierstoff</strong>schichten bei<br />

Trockenschmierung<br />

Die Wirkungsweise <strong>der</strong> Trockenschmierung<br />

beruht zunächst auf dem<br />

Ausgleich von Oberflächenrauheiten, wodurch<br />

die wirksame Rauhtiefe <strong>der</strong> Oberflächen<br />

verringert wird. Während des<br />

Gleit- und Rollvorgangs wird je nach Belastung<br />

und Werkstoffart <strong>der</strong> Festschmierstoff<br />

in die Metalloberfläche eingearbeitet<br />

o<strong>der</strong> es werden chemische<br />

Reaktionen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Oberfläche angeregt.<br />

Bei Festschmierstoffen <strong>mit</strong> Schichtgitterstruktur<br />

richten sich die Feststofflamellen<br />

unter Druck durch Gleitbewegung<br />

zur Oberfläche aus. Der Gleit-<br />

vorgang spielt sich daher entfernt von <strong>der</strong><br />

metallischen Oberfläche ab, Bild 14. Die<br />

kompressible Festschmierstoffschicht verteilt<br />

den Druck gleichmäßig auf eine<br />

größere Fläche. Festschmierstoffe ohne<br />

Schichtgitterstruktur sind Phosphate,<br />

Oxide, Hydroxide und Sulfide. Auch<br />

Weichmetallschichten zählen zu den Festschmierstoffen.<br />

Aufgrund ihrer geringen<br />

Scherfestigkeit zeigen sie ein meist günstiges<br />

Reibungsverhalten. Mit Trockenschmierung<br />

werden allgemein deutlich<br />

niedrigere Laufzeiten als <strong>mit</strong> Öl- o<strong>der</strong><br />

Fettschmierung erreicht. Roll- und Gleitvorgänge<br />

beanspruchen die Festschmierstoffschicht<br />

und tragen sie ab.<br />

In Anwesenheit von Öl o<strong>der</strong> Fett re-<br />

14: Wirkungsweise von Festschmierstoffen <strong>mit</strong> Schichtgitterstruktur,<br />

beispielsweise von MoS 2<br />

Gleit- und<br />

Adhäsionsebenen<br />

Grundwerkstoff<br />

Grundwerkstoff<br />

Grundwerkstoff<br />

Grundwerkstoff<br />

Mo<br />

Mo<br />

Mo<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

Gleitebenen<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Schmierung bei Wälzlagern<br />

duziert sich die Gebrauchsdauer von Festschmierstoffschichten<br />

je nach Vorbehandlung<br />

<strong>der</strong> Flächen und Art des Festschmierstoffs.<br />

Lackoberflächen werden<br />

eventuell aufgeweicht und verän<strong>der</strong>t, die<br />

Reibung zwischen den Lackoberflächen<br />

steigt an. Viele <strong>Schmierstoff</strong>e werden <strong>mit</strong><br />

Zusatz von Festschmierstoff, vorrangig<br />

MoS 2, angeboten. Üblich sind Zusätze<br />

von 0,5 bis 3 Gewichtsprozenten MoS 2 in<br />

kolloidaler Form bei Ölen und 1 bis<br />

10 Gewichtsprozenten bei Fetten. Bei<br />

hochviskosen Ölen ist eine höhere Konzentration<br />

vom Molybdändisulfid nötig,<br />

um die Schmierung merklich zu verbessern.<br />

Die aus Teilchen


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Berechnung des Reibungsmoments<br />

1.2 Berechnung des Reibungsmoments<br />

Das Reibungsmoment M eines Wälzlagers,<br />

also die Summe von Roll-, Gleitund<br />

<strong>Schmierstoff</strong>reibung, ist <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand,<br />

den das <strong>Lager</strong> seiner Bewegung<br />

entgegensetzt. Die Größe von M hängt<br />

ab von <strong>der</strong> Belastung, <strong>der</strong> Drehzahl und<br />

<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>viskosität (Bild 15). Man<br />

unterscheidet einen lastunabhängigen<br />

Anteil M 0 und einen lastabhängigen Anteil<br />

M 1 des Reibungsmoments. Das<br />

schwarze Dreieck links von <strong>der</strong> strichpunktierten<br />

Linie zeigt, daß bei niedriger<br />

Drehzahl und hoher Belastung ein beträchtlicher<br />

Mischreibungsanteil R M zu<br />

M 0 und M 1 hinzukommen kann, weil in<br />

diesem Bereich die Rollkontaktflächen<br />

noch nicht durch einen tragenden<br />

Schmierfilm getrennt sind. Der Bereich<br />

rechts von <strong>der</strong> strichpunktierten Linie<br />

zeigt, daß bei einem tragenden Schmierfilm,<br />

<strong>der</strong> sich unter normalen Betriebsbedingungen<br />

einstellt, das gesamte Reibungsmoment<br />

nur aus M 0 und M 1 besteht.<br />

M = M 0 + M 1 [N mm]<br />

M [N mm] gesamtes Reibungsmoment<br />

des <strong>Lager</strong>s<br />

M 0 [N mm] lastunabhängiger Anteil<br />

des Reibungsmoments<br />

M 1 [N mm] lastabhängiger Anteil des<br />

Reibungsmoments<br />

Mischreibung kann in <strong>der</strong> Laufbahn,<br />

an den Borden und am Käfig auftreten;<br />

sie kann bei ungünstigen Betriebsbedingungen<br />

sehr groß werden, ist aber schwer<br />

quantifizierbar.<br />

Bei Radial-Kugellagern und rein radial<br />

belasteten Zylin<strong>der</strong>rollenlagern <strong>mit</strong> Käfig<br />

ist <strong>der</strong> Mischreibungsanteil nach Bild 15<br />

unbedeutend klein. Das Reibungsmoment<br />

axial belasteter Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

er<strong>mit</strong>telt man <strong>mit</strong> den am Ende des Abschnitts<br />

1.2 genannten Formeln.<br />

<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> hohen Gleitanteilen (vollrollige<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager, Kegelrollenlager,<br />

Pendelrollenlager, Axiallager) laufen<br />

nach <strong>der</strong> Einlaufphase außerhalb des<br />

Mischreibungsbereichs, wenn folgende<br />

Bedingung erfüllt ist:<br />

FAG 14<br />

n · � / (P/C) 0,5 ≥ 9000<br />

n [min –1 ] Drehzahl<br />

� [mm2 /s] Betriebsviskosität des Öles<br />

bzw. Fettgrundöles<br />

P [kN] dynamisch äquivalente<br />

Belastung<br />

C [kN] dynamische Tragzahl<br />

Der lastunabhängige Reibungsmomentanteil<br />

M 0 hängt von <strong>der</strong> Betriebsviskosität<br />

� des <strong>Schmierstoff</strong>s und<br />

von <strong>der</strong> Drehzahl n ab. Die Betriebsviskosität<br />

wie<strong>der</strong>um wird über die <strong>Lager</strong>temperatur<br />

durch die <strong>Lager</strong>reibung<br />

beeinflußt. Außerdem wirken sich <strong>der</strong><br />

<strong>mit</strong>tlere <strong>Lager</strong>durchmesser dm und beson<strong>der</strong>s<br />

die Breite <strong>der</strong> Rollkontakte – von<br />

Bauart zu Bauart unterschiedlich stark –<br />

auf M0 aus. Den lastunabhängigen Anteil<br />

M0 des Reibungsmoments er<strong>mit</strong>telt man<br />

in guter Übereinstimmung <strong>mit</strong> Versuchsergebnissen<br />

aus<br />

M0 = f0 · 10 –7 · (� · n) 2/3 · d 3<br />

m [N mm]<br />

wobei<br />

M0 [N mm] lastunabhängiger Anteil<br />

f 0<br />

des Reibungsmoments<br />

Beiwert für <strong>Lager</strong>bauart<br />

und Art <strong>der</strong> Schmierung<br />

(Tabelle, Bild 16)<br />

15: Reibungsmoment von Wälzlagern in Abhängigkeit von Drehzahl, <strong>Schmierstoff</strong>viskosität<br />

und Belastung.<br />

Bei Kugellagern (ausgenommen Axial-Kugellager) und bei nur radial belasteten<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlagern ist das Mischreibungsdreieck (links) unbedeutend klein,<br />

also R M ≈ 0.<br />

Reibungsmoment M<br />

Drehzahl n ⋅ Viskosität ν<br />

Belastung P<br />

Reibungsmomentanteile:<br />

<strong>Schmierstoff</strong>reibung Mo EHD - Reibung in Laufbahn,<br />

+HD - Reibung am Bord<br />

Mischreibung in<br />

Laufbahn und Bord RM } M 1


� [mm 2 /s] Betriebsviskosität des<br />

Öles bzw. Fettgrundöls<br />

(Bild 5, Seite 6)<br />

n [min –1 ] Drehzahl des <strong>Lager</strong>s<br />

d m [mm] (D + d)/2 <strong>mit</strong>tlerer<br />

<strong>Lager</strong>durchmesser<br />

Der Beiwert f 0 ist in <strong>der</strong> Tabelle,<br />

Bild 16, für Ölbadschmierung angegeben,<br />

bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ölstand bei stehendem<br />

<strong>Lager</strong> bis zur Mitte des untersten Rollkörpers<br />

reicht. f 0 wächst bei gleichem d m <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Kugeln o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rollenlänge,<br />

also indirekt auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Größe<br />

des <strong>Lager</strong>querschnitts. In <strong>der</strong> Tabelle sind<br />

deshalb breiten Baureihen größere f 0-<br />

Werte zugeordnet als schmalen Baureihen.<br />

Laufen Radiallager auf senkrechter<br />

Welle unter Radiallast, muß man<br />

<strong>mit</strong> dem Doppelten des in <strong>der</strong> Tabelle,<br />

Bild 16, genannten Wertes rechnen,<br />

ebenso bei großem Kühlöldurchsatz o<strong>der</strong><br />

zu hohem Fettfüllungsgrad (d. h. mehr<br />

Fett, als seitlich verdrängt werden kann).<br />

Frisch gefettete <strong>Lager</strong> haben in <strong>der</strong> Anlaufphase<br />

f 0-Werte wie <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Ölbadschmierung.<br />

Nach <strong>der</strong> Fettverteilung ist<br />

<strong>der</strong> halbe f 0-Wert aus <strong>der</strong> Tabelle, Bild 16,<br />

einzusetzen. Er ist dann so niedrig wie bei<br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Berechnung des Reibungsmoments<br />

Öl-Minimalmengenschmierung. Bei <strong>der</strong><br />

Schmierung <strong>mit</strong> einem für den Betriebsfall<br />

richtig gewählten Fett ergibt sich das<br />

Reibungsmoment M 0 überwiegend aus<br />

dem inneren Reibungswi<strong>der</strong>stand des<br />

Grundöls.<br />

Exakte M 0-Werte für die unterschiedlichsten<br />

Fette können in praxisnahen Versuchen<br />

er<strong>mit</strong>telt werden. Auf Wunsch<br />

führt FAG diese Versuche <strong>mit</strong> dem dazu<br />

entwickelten Reibungsmomentmeßgerät<br />

R27 durch.<br />

16: Beiwert f 0 zur Berechnung von M 0, abhängig von <strong>Lager</strong>bauart und -reihe für Ölbadschmierung; bei Fettschmierung<br />

nach Fettverteilung und bei Öl-Minimalmengenschmierung 50 % dieser Werte einsetzen.<br />

<strong>Lager</strong>bauart Beiwert f 0 bei <strong>Lager</strong>bauart Beiwert f 0 bei<br />

Reihe Ölbadschmierung Reihe Ölbadschmierung<br />

Rillenkugellager 1,5...2 Nadellager<br />

NA48, NA49 5...5,5<br />

Pendelkugellager<br />

12 1,5 Kegelrollenlager<br />

13 2 302, 303, 313 3<br />

22 2,5 329, 320, 322, 323 4,5<br />

23 3 330, 331, 332 6<br />

Schrägkugellager, einreihig Pendelrollenlager<br />

72 2 213, 222 3,5...4<br />

73 3 223, 230, 239 4,5<br />

231, 232 5,5...6<br />

Schrägkugellager, zweireihig 240, 241 6,5...7<br />

32 3,5<br />

33 6 Axial-Rillenkugellager<br />

511, 512, 513, 514 1,5<br />

Vierpunktlager 4 522, 523, 524 2<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

<strong>mit</strong> Käfig: 811 3<br />

2, 3, 4, 10 2 812 4<br />

22 3<br />

23 4 Axial-Pendelrollenlager<br />

30 2,5 292E 2,5<br />

vollrollig: 293E 3<br />

NCF29V 6 294E 3,3<br />

NCF30V 7<br />

NNC49V 11<br />

NJ23VH 12<br />

NNF50V 13<br />

15 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Berechnung des Reibungsmoments<br />

Das lastabhängige Reibungsmoment<br />

M1 ergibt sich aus <strong>der</strong> Rollreibung und<br />

aus <strong>der</strong> Gleitreibung an den Borden und<br />

an den Führungsflächen des Käfigs. Die<br />

Berechnung von M1 (siehe folgende Gleichung)<br />

<strong>mit</strong> dem Beiwert f1 (Tabelle,<br />

Bild 17) setzt einen trennenden Schmierfilm<br />

in den Rollkontaktflächen voraus<br />

(� = �/�1 ≥ 1). Unter dieser Bedingung<br />

än<strong>der</strong>t sich M1 kaum <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Drehzahl,<br />

wohl aber <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Kontaktflächen<br />

und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schmiegung Rollkörper/Laufbahn<br />

und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Belastung<br />

des <strong>Lager</strong>s. Weitere Einflußgrößen sind<br />

auch hier die <strong>Lager</strong>bauart und -größe.<br />

Das lastabhängige Reibungsmoment<br />

M1 errechnet sich aus<br />

M1 = f1 · P1 · dm [N mm]<br />

wobei<br />

M1 [N mm] lastabhängiger Anteil<br />

des Reibungsmoments<br />

f1 Beiwert, <strong>der</strong> die Höhe<br />

<strong>der</strong> Last berücksichtigt,<br />

siehe Tabelle, Bild 17<br />

P1 [N] für M1 maßgebende<br />

Belastung, siehe<br />

Tabelle, Bild 17<br />

dm [mm] (D + d)/2 <strong>mit</strong>tlerer<br />

<strong>Lager</strong>durchmesser<br />

Der Beiwert f 1 ist bei Kugellagern und<br />

Pendelrollenlagern wegen <strong>der</strong> Druckflächenkrümmung<br />

proportional dem<br />

Ausdruck (P 0*/C 0) s ; bei Zylin<strong>der</strong>- und<br />

Kegelrollenlagern bleibt f 1 konstant. Dabei<br />

bezeichnet P 0* die äquivalente Belastung<br />

(<strong>mit</strong> dynamischen Kräften) und C 0<br />

die statische Tragzahl. Die Größe des<br />

Exponenten s hängt bei Kugellagern vom<br />

Bohrreibungsanteil ab; für Kugellager <strong>mit</strong><br />

geringer Bohrreibung ist s = 0,5; für<br />

Kugellager <strong>mit</strong> starker Bohrreibung, z. B.<br />

für Schrägkugellager <strong>mit</strong> dem Druckwinkel<br />

� 0 = 40°, gilt s = 0,33, vgl. Tabelle,<br />

Bild 17.<br />

FAG 16<br />

17: Faktoren für die Berechnung des lastabhängigen Reibungsmoments M 1<br />

<strong>Lager</strong>bauart, Reihe f 1 *) P 1 1 )<br />

Rillenkugellager (0,0005...0,0009) · F r o<strong>der</strong> 3,3 F a – 0,1 F r 2 )<br />

(P 0*/C 0) 0,5<br />

Pendelkugellager 0,0003 (P 0*/C 0) 0,4 F r o<strong>der</strong> 1,37 F a/e – 0,1 F r 2 )<br />

Schrägkugellager<br />

einreihig, � = 15° 0,0008 (P 0*/C 0) 0,5 F r o<strong>der</strong> 3,3 F a – 0,1 F r 2 )<br />

einreihig, � = 25° 0,0009 (P 0*/C 0) 0,5 F r o<strong>der</strong> 1,9 F a – 0,1 F r 2 )<br />

einreihig, � = 40° 0,001 (P 0*/C 0) 0,33 F r o<strong>der</strong> 1,0 F a – 0,1 F r 2 )<br />

zweireihige o<strong>der</strong><br />

gepaarte einreihige 0,001 (P 0*/C 0) 0,33 F r o<strong>der</strong> 1,4 F a – 0,1 F r 2 )<br />

Vierpunktlager 0,001 (P 0*/C 0) 0,33 1,5 F a + 3,6 F r<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

<strong>mit</strong> Käfig 0,0002...0,0004 F r 3 )<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager,<br />

vollrollig 0,00055 F r 3 )<br />

Nadellager 0,0005 F r<br />

Kegelrollenlager, einreihig 0,0004 2 Y F a o<strong>der</strong> F r 2 )<br />

Kegelrollenlager, zweireihig<br />

o<strong>der</strong> zwei einreihige<br />

in X- o<strong>der</strong> O-Anordnung 0,0004 1,21 F a/e o<strong>der</strong> F r 2 )<br />

Pendelrollenlager<br />

Reihe 213, 222 0,0005 (P0*/C0) 0,33<br />

Reihe 223 0,0008 (P0*/C0) 0,33 1,6 Fa/e, wenn Fa/Fr > e<br />

Reihe 231, 240 0,0012 (P0*/C0) 0,5<br />

Reihe 230, 239 0,00075 (P0*/C0) 0,5 Fr {1 + 0,6 [Fa/(e · Fr)] 3 },<br />

Reihe 232 0,0016 (P0*/C0) 0,5 wenn Fa/Fr ≤ e<br />

Reihe 241 0,0022 (P0*/C0) 0,5}<br />

Axial-Rillenkugellager 0,0012 (F a/C 0) 0,33 F a<br />

Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager 0,0015 F a<br />

Axial-Pendelrollenlager 0,00023...0,00033 F a (wobei F r ≤ 0,55 F a)<br />

*) Den größeren Wert für die breiteren Reihen nehmen.<br />

1 ) Wird P1 < F r, so ist <strong>mit</strong> P 1 = F r zu rechnen.<br />

2 ) Der jeweils größere Wert von beiden ist einzusetzen.<br />

3 ) Nur radial belastet. Bei zusätzlich axial belasteten Zylin<strong>der</strong>rollenlagern ist Ma zum<br />

Reibungsmoment M 1 hinzuzuzählen: M = M 0 + M 1 + M a; M a siehe Bild 18.<br />

Verwendete Formelzeichen:<br />

P0* [N] Äquivalente Belastung, er<strong>mit</strong>telt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> dynamischen Radialkraft Fr und <strong>der</strong><br />

dynamischen Axialkraft Fa sowie den statischen Faktoren X0 und Y0 (siehe FAG-<br />

Katalog WL 41520, Erweiterte Lebensdauerberechnung)<br />

C0 [N] Statische Tragzahl (siehe FAG-Katalog WL 41520)<br />

Fa [N] Axialkomponente <strong>der</strong> dynamischen <strong>Lager</strong>belastung<br />

Fr [N] Radialkomponente <strong>der</strong> dynamischen <strong>Lager</strong>belastung<br />

Y, e Faktoren (siehe FAG-Katalog WL 41520)


Je größer die <strong>Lager</strong> sind, desto kleiner<br />

sind die Rollkörper im Verhältnis zum<br />

<strong>mit</strong>tleren <strong>Lager</strong>durchmesser d m. Die<br />

Bohrreibung zwischen Rollkörpern und<br />

Laufbahnen wächst also unterproportional<br />

zu d m. Im Großlagerbereich können<br />

sich <strong>mit</strong> den Formeln vor allem bei dünnen<br />

<strong>Lager</strong>querschnitten höhere Reibungsmomente<br />

M 1 ergeben als in <strong>der</strong><br />

Praxis.<br />

Die für das lastabhängige Reibungsmoment<br />

M 1 maßgebende Belastung P 1<br />

berücksichtigt, daß sich M 1 <strong>mit</strong> dem<br />

Lastwinkel � = arc tan (F a/F r) än<strong>der</strong>t. Der<br />

einfacheren Berechnung wegen wurde<br />

hier als Bezugswert <strong>der</strong> Axialfaktor Y eingeführt,<br />

<strong>der</strong> ebenfalls von F a/F r und vom<br />

Druckwinkel � abhängt.<br />

Bei <strong>der</strong> Er<strong>mit</strong>tlung des Reibungsmoments<br />

von Zylin<strong>der</strong>rollenlagern, die<br />

auch axial belastet werden, ist das axiallastabhängige<br />

Reibungsmoment Ma zu<br />

M0 und M1 zu addieren. Hier gilt also<br />

M = M0 + M1 + Ma [N mm]<br />

und<br />

Ma = fa · 0,06 · Fa · dm [N mm]<br />

fa Beiwert, abhängig von <strong>der</strong> Axiallast<br />

Fa und vom Schmierungszustand<br />

(Bild 18)<br />

Mit den angeführten Beziehungen läßt<br />

sich das Reibungsmoment einer <strong>Lager</strong>ung<br />

hinreichend genau abschätzen. In <strong>der</strong><br />

Praxis sind Abweichungen möglich, wenn<br />

sich die angestrebte Vollschmierung nicht<br />

aufrechterhalten läßt und Mischreibung<br />

auftritt. Der günstigste Schmierzustand<br />

wird im Betrieb nicht immer erreicht.<br />

Das Losbrechmoment <strong>der</strong> Wälzlager<br />

beim Anlauf von Maschinen kann beträchtlich<br />

über den errechneten Werten<br />

liegen, vor allem bei Kälte, und wenn die<br />

<strong>Lager</strong> berührende Dichtungen haben.<br />

Für das Reibungsmoment von <strong>Lager</strong>n<br />

<strong>mit</strong> integrierten berührenden Dichtscheiben<br />

ist ein erheblicher Zuschlag zum<br />

errechneten Reibungsmoment zu berücksichtigen.<br />

Bei kleinen, fettgeschmierten<br />

<strong>Lager</strong>n kann <strong>der</strong> Faktor 8 (z. B.<br />

6201.2RSR <strong>mit</strong> Standardfett nach Fettverteilung),<br />

bei größeren <strong>Lager</strong>n kann <strong>der</strong><br />

Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Berechnung des Reibungsmoments<br />

Faktor 3 (z. B. 6216.2RSR <strong>mit</strong> Standardfett<br />

nach Fettverteilung) betragen. Das<br />

Dichtungs-Reibungsmoment hängt auch<br />

von <strong>der</strong> Konsistenzklasse des Fettes und<br />

<strong>der</strong> Drehzahl ab.<br />

Das FAG Meßsystem R27 eignet sich<br />

auch zur exakten Er<strong>mit</strong>tlung des Dichtungs-Reibungsmoments.<br />

18: Reibungsbeiwert f a zur Er<strong>mit</strong>tlung des axiallastabhängigen Reibungsmoments<br />

M a von axial belasteten Zylin<strong>der</strong>rollenlagern<br />

Zur Er<strong>mit</strong>tlung benötigt man folgende Parameter:<br />

f b = 0,0048 für <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Käfig<br />

0,0061 für vollrollige <strong>Lager</strong> (ohne Käfig)<br />

d m [mm] <strong>mit</strong>tlerer <strong>Lager</strong>durchmesser = 0,5 · (D + d)<br />

� [mm 2 /s] Betriebsviskosität des Öles bzw. des Fettgrundöls<br />

n [min –1 ] Drehzahl des Innenrings<br />

F a [N] Axialbelastung<br />

D [mm] <strong>Lager</strong>außendurchmesser<br />

d [mm] <strong>Lager</strong>bohrung<br />

f a<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0,03<br />

0,02<br />

0,01<br />

0,5 1 2 3 4 5 6 7 8 10 20 30 40<br />

fb · dm · ν · n · · (D2 - d2 1<br />

F 2<br />

a<br />

)<br />

0,014<br />

17 FAG


Der <strong>Schmierstoff</strong> im Wälzlager<br />

Höhe <strong>der</strong> Betriebstemperatur<br />

1.3 Höhe <strong>der</strong> Betriebstemperatur<br />

Die Betriebstemperatur einer <strong>Lager</strong>ung<br />

steigt nach dem Anlauf an und<br />

bleibt konstant, wenn sich zwischen Wärmeerzeugung<br />

und Wärmeabgabe ein<br />

Gleichgewicht eingestellt hat (Beharrungstemperatur).<br />

Die Beharrungstemperatur t kann aus<br />

<strong>der</strong> Gleichung des vom <strong>Lager</strong> erzeugten<br />

Wärmestromes Q R [W] und des an die<br />

Umgebung abgeführten Wärmestromes<br />

Q L [W] berechnet werden. Die <strong>Lager</strong>temperatur<br />

t hängt stark von den Wärmeübergangsverhältnissen<br />

zwischen <strong>Lager</strong>,<br />

Umbauteilen und Umgebung ab. Die<br />

Gleichungen sind im folgenden dargelegt.<br />

Sind die dazu erfor<strong>der</strong>lichen Daten<br />

K t und q LB (eventuell durch Versuche)<br />

bekannt, kann da<strong>mit</strong> aus <strong>der</strong> Wärmebilanz<br />

auf die <strong>Lager</strong>betriebstemperatur t<br />

geschlossen werden.<br />

Der durch die <strong>Lager</strong>reibung erzeugte<br />

Wärmestrom QR errechnet sich aus dem<br />

Reibungsmoment M [N mm] (Abschnitt<br />

1.2) und <strong>der</strong> Drehzahl n [min –1 ].<br />

QR = 1,047 · 10 –4 · n · M [W]<br />

Der an die Umgebung abgeführte<br />

Wärmestrom QL wird aus <strong>der</strong> Differenz<br />

[K] von <strong>Lager</strong>temperatur t und Umgebungstemperatur<br />

tu, aus <strong>der</strong> Größe<br />

<strong>der</strong> wärmeübertragenden Flächen<br />

(2 dm · π · B) und <strong>der</strong> für normale Betriebsbedingungen<br />

üblichen Wärmestromdichte<br />

qLB (Bild 19) sowie dem<br />

Kühlfaktor Kt berechnet. Für die Wärmeableitbedingungen<br />

bei üblichen Stehlagergehäusen<br />

gilt Kt = 1, in Fällen besserer<br />

o<strong>der</strong> schlechterer Wärmeableitung<br />

siehe unten.<br />

QL = qLB · [(t–tu)/50] · Kt · 2 · 10 –3 · dm · π · B [W]<br />

q LB [kW/m 2 ] Bezugs-<br />

Wärmestromdichte,<br />

Diagramm, Bild 19<br />

d m [mm] (D + d)/2<br />

B [mm] <strong>Lager</strong>breite<br />

FAG 18<br />

K t<br />

Kühlfaktor<br />

= 0,5 bei schlechter Wärmeableitung<br />

(warme Umgebung,<br />

Frem<strong>der</strong>wärmung)<br />

= 1 bei normaler Wärmeableitung<br />

(freistehendes<br />

<strong>Lager</strong>gehäuse)<br />

= 2,5 bei sehr guter Wärmeableitung<br />

(Fahrtwind)<br />

Bei Ölumlaufschmierung führt das Öl<br />

zusätzliche Wärme ab. Der abgeführte<br />

Wärmestrom QÖl ergibt sich aus <strong>der</strong> Einlauftemperatur<br />

tE und <strong>der</strong> Ablauftemperatur<br />

tA, aus <strong>der</strong> Dichte � und <strong>der</strong> spezifischen<br />

Wärmekapazität c des Öles sowie<br />

aus <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeiteinheit durchlaufenden<br />

Ölmenge m [cm3 /min]. Die Dichte<br />

beträgt normalerweise 0,86 bis<br />

0,93 kg/dm3 , während die spezifische<br />

Entropie c – abhängig vom Öltyp – zwischen<br />

1,7 und 2,4 kJ/(kg · K) liegt.<br />

QÖl = m · � · c · (tA – tE)/60 [W]<br />

Bei üblichem Mineralöl <strong>mit</strong><br />

� = 0,89 kg/dm3 und<br />

c = 2 kJ/(kg · K) gilt vereinfacht<br />

QÖl = 30 · VÖl · (tA – tE) [W]<br />

<strong>mit</strong><br />

VÖl durchströmende Ölmenge [l/min]<br />

Die <strong>Lager</strong>temperatur t kann man berechnen,<br />

indem man gleichsetzt<br />

QR = QL + QÖl [W]<br />

Das Ergebnis einer solchen Temperaturberechnung<br />

ist meist zu ungenau, weil<br />

die in die Berechnung eingehenden<br />

Größen, beson<strong>der</strong>s q L und K t, in <strong>der</strong> Regel<br />

nicht genau bekannt sind. Eine<br />

brauchbare Grundlage erhält man erst,<br />

wenn man die Beharrungstemperatur in<br />

einem Laufversuch er<strong>mit</strong>telt und daraus<br />

den Kühlfaktor K t bestimmt. Da<strong>mit</strong><br />

kann man dann für vergleichbare Einbauund<br />

Betriebsbedingungen die Beharrungstemperatur<br />

von <strong>Lager</strong>n verschiedener<br />

Bauart bei unterschiedlichen Belastungen<br />

und Drehzahlen hinreichend genau<br />

abschätzen.<br />

19: <strong>Lager</strong>spezifische Bezugs-Wärmestromdichte bei den Bezugsbedingungen:<br />

70 °C am stehenden <strong>Lager</strong>ring, 20 °C Umgebungstemperatur,<br />

Belastung 4...6 % von C 0<br />

Bezugs-Wärmestromdichte q LB<br />

70<br />

kW/m<br />

50<br />

40<br />

2<br />

30<br />

20<br />

14<br />

10<br />

7<br />

q LB = 20 kW/m 2 = konst.<br />

q LB = 20 ·<br />

5<br />

1 000 2 000 3 000 5 000 10 000 20 000 mm 50 000 100 000<br />

2<br />

d m · B<br />

4 000 mm2 dm ·B<br />

-0,34<br />

m2 kW


2 Schmierverfahren<br />

Bei <strong>der</strong> Konstruktion einer Maschine<br />

sollte möglichst frühzeitig das Verfahren<br />

zur Schmierung <strong>der</strong> eingebauten Wälzlager<br />

festgelegt werden. Dabei kann man<br />

Fett- o<strong>der</strong> Ölschmierung, in Son<strong>der</strong>fällen<br />

auch Feststoffschmierung vorsehen.<br />

Einen Überblick über die gebräuchlichen<br />

Schmierverfahren gibt die Tabelle,<br />

Bild 20 (Seite 20).<br />

2.1 Fettschmierung<br />

Fettschmierung wird bei ca. 90 % aller<br />

Wälzlagerungen angewandt. Die wesentlichen<br />

Vorteile einer Fettschmierung sind:<br />

– sehr geringer konstruktiver Aufwand<br />

– gute Unterstützung <strong>der</strong> Abdichtung<br />

durch das Fett<br />

– hohe Gebrauchsdauer bei wartungsfreier<br />

Schmierung ohne Aufwand für<br />

Schmiergeräte<br />

– Eignung für Drehzahlkennwerte<br />

n· d m bis 1,8 · 10 6 min –1 · mm<br />

(n Drehzahl, d m <strong>mit</strong>tlerer <strong>Lager</strong>durchmesser)<br />

– längere Ausfallphase beim Zusammenbruch<br />

<strong>der</strong> Schmierung nach Ablauf<br />

<strong>der</strong> Fettgebrauchsdauer bei mäßigen<br />

Drehzahlkennwerten<br />

– niedriges Reibungsmoment<br />

Bei normalen Betriebs- und Umgebungsverhältnissen<br />

ist oft eine for-life-<br />

Schmierung (Lebensdauerschmierung)<br />

möglich.<br />

Eine Nachschmierung in angemessenen<br />

Zeitintervallen ist einzuplanen, wenn<br />

hohe Beanspruchungen (Drehzahl, Temperatur,<br />

Belastung) vorliegen. Hierzu<br />

müssen Fettzu- und -abführungskanäle<br />

sowie ein Auffangraum für das Altfett<br />

vorgesehen werden, bei kurzen Nachschmierintervallen<br />

eventuell auch eine<br />

Fettpumpe und ein Fettmengenregler.<br />

2.2 Ölschmierung<br />

Ein Schmierverfahren <strong>mit</strong> Öl bietet<br />

sich an, wenn benachbarte Maschinenelemente<br />

bereits <strong>mit</strong> Öl versorgt werden<br />

Schmierverfahren<br />

Fettschmierung · Ölschmierung · Feststoffschmierung · Wahl des Schmierverfahrens<br />

o<strong>der</strong> wenn durch den <strong>Schmierstoff</strong> Wärme<br />

abgeführt werden soll. Wärmeabfuhr<br />

kann erfor<strong>der</strong>lich sein, wenn hohe Drehzahlen<br />

und/o<strong>der</strong> hohe Belastungen vorliegen<br />

o<strong>der</strong> wenn die <strong>Lager</strong>ung einer<br />

Frem<strong>der</strong>wärmung ausgesetzt ist.<br />

Bei Ölschmierung <strong>mit</strong> kleinen Mengen<br />

(Minimalmengenschmierung), ausgeführt<br />

als Tropfschmierung, Ölnebelschmierung<br />

o<strong>der</strong> Öl-Luft-Schmierung, ist<br />

es möglich, die Ölmenge genau zu dosieren.<br />

Das bietet den Vorteil, daß Planschreibung<br />

vermieden und die <strong>Lager</strong>reibung<br />

niedrig gehalten wird.<br />

Bei Verwendung von Luft als Trägermedium<br />

können eine gerichtete Zuführung<br />

und eine die Abdichtung unterstützende<br />

Strömung erreicht werden.<br />

Öl-Einspritzschmierung <strong>mit</strong> größerer<br />

Menge ermöglicht die gezielte <strong>Versorgung</strong><br />

aller Kontaktstellen sehr schnell<br />

drehen<strong>der</strong> <strong>Lager</strong> und eine gute Kühlung.<br />

2.3 Feststoffschmierung<br />

Die Feststoffschmierung ist eine forlife-Schmierung,<br />

wenn eine feste Bindung<br />

des <strong>Schmierstoff</strong>s <strong>mit</strong> den Funktionsflächen<br />

vorliegt, z. B. bei Gleitlack,<br />

und wenn Betriebsbedingungen gefahren<br />

werden, die nur zu einem mäßigen Abtrag<br />

<strong>der</strong> Schicht führen. Werden Festschmierstoffe<br />

in Form von Pasten o<strong>der</strong><br />

Pulver verwendet, so ist eine Nachschmierung<br />

möglich. Überschüssiger<br />

<strong>Schmierstoff</strong> führt allerdings zu Laufhemmungen.<br />

Bei <strong>der</strong> Transfer-Schmierung nehmen<br />

die Rollkörper kleine Mengen des Festschmierstoffs<br />

<strong>mit</strong> und för<strong>der</strong>n sie in den<br />

Kontaktbereich. Der Festschmierstoff<br />

läuft dabei als feste Masse <strong>mit</strong> dem Rollkörpersatz<br />

um o<strong>der</strong> ist in Son<strong>der</strong>fällen als<br />

Legierungsbestandteil im Werkstoff des<br />

<strong>Lager</strong>käfigs enthalten. Diese Schmierung<br />

ist sehr wirkungsvoll und führt zu relativ<br />

langen Laufzeiten. Sie sorgt für kontinuierliche<br />

Nachschmierung, bis die<br />

Festschmierstoffteile verbraucht sind.<br />

2.4 Wahl des Schmierverfahrens<br />

Bei <strong>der</strong> Wahl des Schmierverfahrens<br />

sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:<br />

– Betriebsbedingungen für die Wälzlager<br />

– Anfor<strong>der</strong>ungen an das Lauf-, Geräusch-,<br />

Reibungs- und Temperaturverhalten<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />

– Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebssicherheit,<br />

also Sicherheit gegen vorzeitigen<br />

Ausfall durch Verschleiß, Ermüdung,<br />

Korrosion und Schäden durch eingedrungene<br />

Medien aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

(z. B. Wasser, Sand)<br />

– Kosten für die Installation des<br />

Schmiersystems und dessen Wartung<br />

während des Betriebs<br />

Wichtige Voraussetzungen für eine<br />

hohe Betriebssicherheit sind eine ungestörte<br />

<strong>Schmierstoff</strong>versorgung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />

und ständige <strong>Schmierstoff</strong>anwesenheit<br />

an allen Funktionsflächen. Die<br />

<strong>Schmierstoff</strong>anwesenheit ist nicht bei<br />

allen Schmierverfahren gleich sicher. Eine<br />

überwachte kontinuierliche Ölzuführung<br />

ist eine sichere <strong>Versorgung</strong>. Bei <strong>Lager</strong>ungen<br />

<strong>mit</strong> Ölsumpfschmierung muß <strong>der</strong><br />

Ölstand regelmäßig kontrolliert werden,<br />

wenn hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Betriebssicherheit gestellt werden.<br />

Fettgeschmierte <strong>Lager</strong> sind ausreichend<br />

betriebssicher, wenn die Nachschmierintervalle<br />

o<strong>der</strong> bei for-life geschmierten<br />

<strong>Lager</strong>ungen die Fettgebrauchsdauer<br />

nicht überschritten werden.<br />

Bei Schmierverfahren <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong>ergänzung<br />

in kurzen Intervallen hängt die<br />

Betriebssicherheit von <strong>der</strong> Zuverlässigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Versorgung</strong>sgeräte ab. Bei schmutzgeschützten<br />

<strong>Lager</strong>n, d. h. Wälzlagern <strong>mit</strong><br />

Dichtscheiben auf beiden Seiten (z. B.<br />

Clean Bearings für ölgeschmierte Getriebe),<br />

bleibt die Betriebssicherheit nach<br />

Ablauf <strong>der</strong> Fettgebrauchsdauer durch<br />

Schmierung <strong>mit</strong> Öl erhalten.<br />

Ausführliche Hinweise zu den gebräuchlichen<br />

Schmierverfahren sind in<br />

<strong>der</strong> Tabelle, Bild 20, enthalten.<br />

19 FAG


Schmierverfahren<br />

Wahl des Schmierverfahrens<br />

20: Schmierverfahren<br />

<strong>Schmierstoff</strong> Schmierverfahren Geräte für das Konstruktive Erreichbarer Dreh- Geeignete <strong>Lager</strong>bauarten,<br />

Schmierverfahren Maßnahmen zahlkennwert n · d m Betriebsverhalten<br />

in min –1 · mm 1 )<br />

Festschmier- for-life-Schmierung - - Vorwiegend Rillenkugelstoff<br />

≈ 1500 lager<br />

Nachschmierung - -<br />

Fett for-life-Schmierung - - ≈ 0,5 · 10 6 Alle <strong>Lager</strong>bauarten, außer<br />

≈ 1,8 · 10 6 für ge- Axial-Pendelrollenlager,<br />

Nachschmierung Handpresse, Zuführbohrungen, even- eignete Son<strong>der</strong>- jedoch abhängig von<br />

Fettpumpe tuell Fettmengenregler, fette und <strong>Lager</strong>, Drehgeschwindigkeit und<br />

Auffangraum für Altfett Schmierfristen Fettart.<br />

nach Niedrige Reibung und<br />

Sprühschmierung Verbrauchs- Zuführung durch Rohre Diagramm, Bild 33 günstiges Geräuschverschmieranlage<br />

2 ) o<strong>der</strong> Bohrungen, (Seite 36) halten <strong>mit</strong> Son<strong>der</strong>fetten<br />

Auffangraum für Altfett<br />

Öl Ölsumpfschmierung Peilstab, Standrohr, Gehäuse <strong>mit</strong> ausreichen- Alle <strong>Lager</strong>bauarten.<br />

(größere Niveaukontrolle dem Ölvolumen, Über- ≈ 0,5 · 10 6 Geräuschdämpfung<br />

Ölmenge) laufbohrungen, Anschluß abhängig von <strong>der</strong> Ölfür<br />

Kontrollgeräte viskosität, höhere<br />

<strong>Lager</strong>reibung durch<br />

Ölumlaufschmierung Ölzulaufbohrungen, Muß jeweils Ölplanschverluste, gute<br />

durch Eigenförde- <strong>Lager</strong>gehäuse <strong>mit</strong> aus- er<strong>mit</strong>telt werden Kühlwirkung, Abführung<br />

rung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> reichendem Volumen. von Verschleißteilchen<br />

dem <strong>Lager</strong> zuge- För<strong>der</strong>elemente, die auf bei Umlauf- und<br />

ordnete För<strong>der</strong>- Ölviskosität und Dreh- Spritzschmierung<br />

elemente geschwindigkeit abgestimmt<br />

sind. För<strong>der</strong>wirkung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong> beachten.<br />

Ölumlaufschmierung Umlaufschmier- ausreichend große<br />

anlage 2 ) Bohrungen für Ölzulauf ≈ 1 · 10 6<br />

und Ölablauf<br />

Öleinspritz- Umlaufschmier- Ölzulauf durch gerichtete<br />

schmierung anlage <strong>mit</strong> Düsen, Ölablauf durch bis 4 · 10 6 erprobt<br />

Spritzdüsen 5 ) ausreichend große<br />

Bohrungen<br />

Öl Ölimpulsschmierung Verbrauchsschmier- Ablaufbohrungen ≈ 2 · 10 6 Alle <strong>Lager</strong>bauarten.<br />

(Minimal- Öltropfschmierung anlage 2 ), Tropföler, abhängig von Geräuschdämpfung<br />

menge) Ölsprühschmier- <strong>Lager</strong>bauart, abhängig von <strong>der</strong><br />

anlage Ölviskosität, Ölviskosität,<br />

Ölmenge, Reibung von <strong>der</strong><br />

Ölnebelschmierung Ölnebelanlage 3 ), eventuell konstruktiver Ölmenge und <strong>der</strong><br />

evtl. Ölabschei<strong>der</strong> Absaugvorrichtung Ausbildung Ölviskosität abhängig<br />

Öl-Luft-Schmierung Öl-Luft-Schmier- eventuell<br />

anlage 4 ) Absaugvorrichtung<br />

1 ) Von <strong>Lager</strong>bauart und Einbauverhältnissen abhängig.<br />

2 ) Zentralschmieranlage aus Pumpe, Behälter, Filter, Rohrleitungen, Ventilen, Drosseln.<br />

Umlaufanlage <strong>mit</strong> Ölrückführung, eventuell <strong>mit</strong> Kühler (siehe Bil<strong>der</strong> 21, 22).<br />

Verbrauchsanlage <strong>mit</strong> zeitlich gesteuerten Dosierventilen geringer För<strong>der</strong>menge (5...10 mm 3 /Hub).<br />

3 ) Ölnebelanlage bestehend aus Behälter, Mikronebelöler, Leitungen, Rückverdichterdüsen, Steuerung, Druckluftversorgung (siehe Bild 23).<br />

4 ) Öl-Luft-Schmieranlage bestehend aus Pumpe, Behälter, Leitungen, volumetrischem Öl-Luft-Dosierverteiler, Düsen, Steuerung,<br />

Druckluftversorgung (siehe Bild 24).<br />

5 ) Auslegung <strong>der</strong> Düsen (siehe Bild 51, Seite 45).<br />

FAG 20


2.5 Beispiele zu unterschiedlichen<br />

Schmierverfahren<br />

2.5.1 Zentralschmieranlage<br />

Bild 21: Sie wird eingesetzt bei Verbrauchsschmierung<br />

und Umlaufschmierung.<br />

Eine zeitgesteuerte Pumpe führt Öl<br />

bzw. Fließfett zu Dosierventilen. Mit solchen<br />

Ventilen können Mengen von 5 bis<br />

500 mm 3 je Hub weitergegeben werden.<br />

Die Festlegung <strong>der</strong> Intervallzeit und die<br />

Wahl <strong>der</strong> vom Ventil weitergegebenen<br />

Menge ermöglichen es, auch bei Verwendung<br />

nur einer Pumpe mehrere<br />

<strong>Lager</strong>stellen <strong>mit</strong> unterschiedlichem<br />

<strong>Schmierstoff</strong>bedarf <strong>mit</strong> einer definierten<br />

Menge Öl o<strong>der</strong> Fließfett zu versorgen.<br />

Für Fette <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2 bis 3 eignen<br />

sich sogenannte Zweileitungsanlagen,<br />

Progressivanlagen und Mehrleitungsanlagen.<br />

Bei Mehrleitungsanlagen<br />

versorgt je<strong>der</strong> Pumpenanschluß eine eigene<br />

Schmierstelle <strong>mit</strong> Fett o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> Öl.<br />

21a: Aufbau einer Zentralschmieranlage (Einleitungsanlage). 1 = Pumpe, 2 = Hauptleitung, 3 = Dosierventil,<br />

4 = Schmierstellenleitung, 5 = Schmierstellen, 6 = Steuergerät<br />

21b: Beispiel für ein Dosierventil<br />

a<br />

1<br />

6<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Schmierverfahren<br />

Beispiele<br />

b<br />

21 FAG


Schmierverfahren<br />

Beispiele<br />

2.5.2 Ölumlaufanlage<br />

Bild 22: Bei Ölumlaufschmierung <strong>mit</strong><br />

größeren Mengen kann die Ölaufteilung<br />

auch über Drosseln erfolgen, da die den<br />

<strong>Lager</strong>n zugeführte Ölmenge meistens in<br />

geringen Grenzen schwanken darf. Über<br />

Drosseln können mehrere Liter Öl je Minute<br />

geleitet werden (Kühlschmierung).<br />

Im Ölkreislauf sind je nach Bedarf und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebssicherheit<br />

vorzusehen: Druckbegrenzungsventil,<br />

Kühler, Filter, Manometer, Thermometer,<br />

Ölstandskontrolle und Behälterheizung.<br />

Die Menge, die das <strong>Lager</strong> durchläßt,<br />

hängt von <strong>der</strong> Ölviskosität und da<strong>mit</strong><br />

auch von <strong>der</strong> Öltemperatur ab.<br />

2.5.3 Ölnebelanlage<br />

Bild 23: Die in einem Druckluftfilter<br />

gereinigte Luft durchläuft eine Venturidüse<br />

und saugt über ein Rohr aus einem<br />

Behälter Öl an. Das angesaugte Öl wird<br />

teilweise als Ölnebel <strong>mit</strong>genommen.<br />

Größere, nicht vernebelte Tropfen fallen<br />

aus dem Luftstrom wie<strong>der</strong> aus und<br />

fließen in den Behälter zurück. Die Öltropfen<br />

im Nebel sind 0,5 bis 2 µm groß.<br />

Der Ölnebel läßt sich gut durch Rohrleitungen<br />

transportieren. Er benetzt aber<br />

schlecht. Daher wird kurz vor dem zu<br />

schmierenden Wälzlager durch eine Ver-<br />

22a: Schema einer Ölumlaufanlage (Beispiel). 1 = Behälter, 2 = Ölpumpenaggregat,<br />

3 = Druckbegrenzungsventil, 4 = elektrische Ölstandskontrolle, 5 = Kühler,<br />

6 = Thermometer, 7 = Manometer, 8 = Filter, 9 = Verteiler (Stromregelventil,<br />

Drossel), 10 = Schmierstelle, 11 = Ölrücklaufleitung.<br />

22b: Beispiel für eine Drossel<br />

1<br />

FAG 22<br />

11 10 10 11<br />

a<br />

7<br />

9<br />

M<br />

2<br />

8<br />

5<br />

9<br />

6<br />

3<br />

4<br />

b<br />

dichterdüse o<strong>der</strong> Rückverneblerdüse<br />

rückverdichtet, so daß das ausgefällte Öl<br />

in makrofeiner Form durch den Luftstrom<br />

zum <strong>Lager</strong> gelangt.<br />

Da die Rückverdichtung nicht immer<br />

voll wirksam ist, muß man in Kauf nehmen,<br />

daß auch Öl <strong>mit</strong> <strong>der</strong> abströmenden<br />

Luft in die Umgebung gelangt. Ölnebel<br />

ist umweltbelastend. Für Ölnebelschmierung<br />

werden Öle bis zur Viskositätsklasse<br />

ISO VG 460 angewandt. Zähe Öle müssen<br />

zum Vernebeln so erwärmt werden,<br />

daß ihre Viskosität unter 300 mm 2 /s<br />

liegt.<br />

2.5.4 Öl-Luft-Schmieranlage<br />

Bild 24: In einer Öl-Luft-Mischeinheit,<br />

Bild 24b, wird Öl über ein Dosierventil<br />

periodisch in einen kontinuierlichen Luftstrom<br />

eingespritzt. Ein Steuer- und Überwachungsgerät<br />

übernimmt die periodische<br />

Schaltung <strong>der</strong> Ölpumpe. Die eingespritzte<br />

Ölmenge wird an <strong>der</strong> Rohrwandung entlang<br />

sicher vom Luftstrom zur <strong>Lager</strong>stelle<br />

transportiert. Zur Führung des Öl-Luft-<br />

Stroms wird ein durchsichtiger Kunststoffschlauch<br />

empfohlen, da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ölfluß beobachtet<br />

werden kann. Der Schlauch soll<br />

eine lichte Weite von 2 bis 4 mm haben<br />

und mindestens 400 mm lang sein, um<br />

eine gleichmäßige Ölzufuhr sicherzustellen.<br />

Die Bildung von Ölnebel wird weitgehend<br />

vermieden. Es können Öle bis ISO<br />

VG 1500 verwendet werden (Viskosität<br />

bei Raumtemperatur ca. 7000 mm 2 /s).<br />

Die Öl-Luft-Schmierung hat gegenüber<br />

<strong>der</strong> Ölnebelschmierung den Vorteil, daß<br />

die größeren Ölteilchen besser auf den<br />

<strong>Lager</strong>flächen haften und das meiste Öl im<br />

<strong>Lager</strong> verbleibt, so daß über die Luftaustrittsöffnungen<br />

nur wenig Öl in die Umgebung<br />

entweicht.


Schmierverfahren<br />

Beispiele<br />

23a: Aufbau einer Ölnebelanlage. 1 = Luftfilter, 2 = Luftzuführung, 3 = Druckregler, 4 = Pumpe, 5 = Hauptleitung,<br />

6 = Ölnebelgerät, 7 = Ölnebelleitung, 8 = Rückverneblerdüsen (Schmierstellen), 9 = Ausblasluftleitung.<br />

23b: Schema eines Ölnebelgerätes (Venturidüse)<br />

1<br />

9<br />

2<br />

8<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Luftzufuhr Venturidüse Öleintritt Prallblech Rohrsystem<br />

Saugrohr<br />

a b<br />

Ölbehälter<br />

24a: Prinzip <strong>der</strong> Öl-Luft-Schmierung (nach Woerner). 1 = zeitgesteuerte Ölpumpe, 2 = Ölleitung, 3 = Luftleitung,<br />

4 = Öl-Luft-Mischeinheit, 5 = Öldosierung, 6 = Luftdosierung, 7 = Mischkammer, 8 = Öl-Luft-Leitung.<br />

24b: Öl-Luft-Mischeinheit<br />

a<br />

1<br />

2<br />

3<br />

5<br />

4<br />

7<br />

6<br />

8<br />

Ölleitung<br />

Luftleitung<br />

b<br />

Nebelaustritt<br />

Öl-Luft-Leitung<br />

zur Schmierstelle<br />

23 FAG


Schmierverfahren · Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Beispiele<br />

2.5.5 Öl- und Fett-Sprühschmierung<br />

Die hierfür erfor<strong>der</strong>liche Anlage hat<br />

den gleichen Aufbau wie die Öl-Luft-<br />

Schmieranlage. Ein Steuergerät öffnet ein<br />

Magnetventil für Sprühluft. Der Luftdruck<br />

betätigt seinerseits ein pneumatisches<br />

<strong>Schmierstoff</strong>-Absperrventil für die<br />

Dauer des Sprühimpulses. Der <strong>Schmierstoff</strong><br />

wird <strong>mit</strong> einer pneumatischen Zentralschmierpresse<br />

dem Sprühkopf zuge-<br />

25: Fett-Sprühkopf<br />

FAG 24<br />

führt. Die Luft nimmt im Sprühkopf,<br />

Bild 25, den zugeführten <strong>Schmierstoff</strong><br />

<strong>mit</strong>. Das entstehende Sprühbild hängt<br />

von <strong>der</strong> Form und <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Öffnung<br />

ab. Erfor<strong>der</strong>lich ist ein Luftdruck<br />

von 1 bis 2 bar. Feine Sprühbil<strong>der</strong> werden<br />

<strong>mit</strong> 4 bis 5 bar erreicht. Es können Fette<br />

<strong>der</strong> Konsistenzklassen 000 bis 3 und Öle<br />

bis zu ISO VG 1500 (Viskosität bei<br />

Raumtemperatur etwa 7000 mm 2 /s) versprüht<br />

werden.<br />

Fett<br />

Luft<br />

3 Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Bei den meisten in <strong>der</strong> Praxis vorkommenden<br />

Betriebsbedingungen stellen<br />

Wälzlager an die Schmierung keine beson<strong>der</strong>s<br />

hohen Anfor<strong>der</strong>ungen. Viele<br />

<strong>Lager</strong> werden sogar im Mischreibungsbereich<br />

betrieben. Will man aber das Leistungsvermögen<br />

<strong>der</strong> Wälzlager voll ausnutzen,<br />

sind die folgenden Hinweise zu<br />

beachten.<br />

Die von den Wälzlagerherstellern<br />

empfohlenen Fette, Öle o<strong>der</strong> Festschmierstoffe<br />

erfüllen die nachfolgend<br />

genannten Spezifikationen für Wälzlagerschmierstoffe.<br />

Sie ermöglichen bei<br />

richtiger Auswahl für einen breiten Drehzahl-<br />

und Belastungsbereich eine zuverlässige<br />

Schmierung.<br />

Wälzlagerfette sind nach DIN 51825<br />

genormt. Sie müssen z. B. bei <strong>der</strong> oberen<br />

Gebrauchstemperaturgrenze in <strong>der</strong> FAG-<br />

Wälzlagerfett-Prüfmaschine FE9<br />

(DIN 51821) eine bestimmte Laufzeit<br />

F50 erreichen.<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e für den Mischreibungsbereich<br />

bei hoher Belastung o<strong>der</strong> <strong>mit</strong><br />

niedriger Betriebsviskosität bei hoher<br />

Temperatur werden aufgrund ihres Reibungs-<br />

und Verschleißverhaltens beurteilt.<br />

Hier kann Verschleiß nur vermieden<br />

werden, wenn trennende Grenzschichten<br />

in den Kontaktzonen entstehen, z. B.<br />

durch die Reaktion von Additiven <strong>mit</strong><br />

den metallischen Oberflächen aufgrund<br />

hohen Drucks und einer dem Additiv<br />

entsprechenden Temperatur im Wälzkontakt.<br />

Zur Prüfung dieser <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

werden FAG-FE8-Prüfstände (E DIN<br />

51819) eingesetzt.<br />

Bei beson<strong>der</strong>s hoch additivierten<br />

Mineralölen, beispielsweise Hypoidölen,<br />

und bei Syntheseölen ist die Verträglichkeit<br />

<strong>mit</strong> Dichtungswerkstoffen und<br />

<strong>Lager</strong>werkstoffen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>mit</strong> dem<br />

Käfigmaterial) zu beachten.


26: Fettauswahl nach verschiedenen Kriterien<br />

Kriterien für die Auswahl des Fettes Eigenschaften des zu wählenden Fettes (siehe auch Abschnitt 3.1)<br />

Betriebsbedingungen Fettauswahl nach Diagramm, Bild 28 (Seite 27).<br />

Drehzahlkennwert n · dm Belastungsverhältnis P/C<br />

Bei hohem Drehzahlkennwert n · dm: Konsistenzklasse 2-3,<br />

bei hohem Belastungsverhältnis P/C: Konsistenzklasse 1-2<br />

Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Fett<br />

For<strong>der</strong>ung an Laufeigenschaften<br />

geringe Reibung, auch beim Start Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 1-2 <strong>mit</strong> synthetischem Grundöl niedriger Viskosität<br />

niedrige und konstante Reibung im Beharrungs- Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3-4, Füllungsgrad ≈ 30 % des freien <strong>Lager</strong>raumes o<strong>der</strong><br />

zustand, aber höhere Startreibung zulässig Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2-3, Füllungsgrad < 20 % des freien <strong>Lager</strong>raumes<br />

geringes Laufgeräusch geräuscharmes Fett (hoher Reinheitsgrad) <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2<br />

Einbauverhältnisse<br />

<strong>Lager</strong>achse schräg o<strong>der</strong> senkrecht haftfähiges Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3-4<br />

Außenring dreht, Innenring steht o<strong>der</strong> Fett <strong>mit</strong> hohem Verdickeranteil, Konsistenzklasse 2-4<br />

Fliehkrafteinwirkung auf das <strong>Lager</strong> Füllungsgrad abhängig von <strong>der</strong> Drehzahl<br />

Wartung<br />

häufige Nachschmierung weiches Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 1-2<br />

gelegentliche Nachschmierung, walkstabiles Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2-3, obere Einsatztemperatur<br />

for-life-Schmierung deutlich höher als Betriebstemperatur<br />

Umweltverhältnisse<br />

hohe Temperatur, for-life-Schmierung temperaturstabiles Fett <strong>mit</strong> synthetischem Grundöl und <strong>mit</strong> temperaturstabilem<br />

(evtl. synthetischem) Verdicker<br />

hohe Temperatur, Nachschmierung Fett, das bei hoher Temperatur keine Rückstände bildet, lange Gebrauchsdauer<br />

bei hoher Temperatur<br />

tiefe Temperatur Fett <strong>mit</strong> niedrigviskosem synthetischem Grundöl und geeignetem Verdicker<br />

Konsistenzklasse 1-2<br />

staubige Umgebung festes Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3<br />

Kondenswasser emulgierendes Fett, wie z. B. Natronseifenfett<br />

Spritzwasser wasserabweisendes Fett, z. B. Kalziumseifenfett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3<br />

aggressive Medien (Säuren, Basen usw.) Son<strong>der</strong>fett, bei FAG o<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>hersteller erfragen<br />

radioaktive Strahlung bis Energiedosis 2 · 10 4 J/kg, Wälzlagerfette nach DIN 51 825<br />

bis Energiedosis 2 · 10 7 J/kg, bei FAG zurückfragen<br />

Schwingungsbeanspruchung Lithium EP-Fett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 2, häufige Nachschmierung.<br />

Bei mäßiger Schwingungsbeanspruchung Lithiumseifenfett <strong>der</strong> Konsistenzklasse 3<br />

Vakuum bis 10 –5 mbar, abhängig von Temperatur und Grundöl,<br />

Wälzlagerfette nach DIN 51 825, bei FAG zurückfragen<br />

25 FAG


Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Fett<br />

27: Eigenschaften von Schmierfetten<br />

Fettart Eigenschaften<br />

Verdicker Grundöl Temperatur- Tropf- Wasser- Druck- Preis- Eignung Beson<strong>der</strong>e Hinweise<br />

bereich punkt beständig- beständig- rela- für Wälz-<br />

Art Seife °C °C keit keit tion* lager<br />

normal Alu- Mineral- -20...70 120 ++ + 2,5...3 + Quillt <strong>mit</strong> Wasser<br />

minium öl<br />

Kalzium -30...50 80...100 +++ + 0,8 + Gute Dichtwirkung gegen<br />

Wasser<br />

Lithium -35...130 170...200 +++ + 1 +++ Mehrzweckfett<br />

Natrium -30...100 150...190 - ++ 0,9 ++ Emulgiert Wasser<br />

Lithium PAO -60...150 170...200 +++ ++ 4...10 +++ Für tiefe und höhere Temperatur,<br />

hohe Drehzahlen<br />

Lithium Ester -60...130 190 ++ + 5...6 +++ Für tiefe Temperatur,<br />

hohe Drehzahlen<br />

komplex Alu- Mineral- -30...160 260 +++ + 2,5...4 +++ Mehrzweckfett<br />

minium öl<br />

Barium -30...140 220 ++ ++ 4...5 +++ Mehrzweckfett, dampfbest.<br />

Kalzium -30...140 240 ++ ++ 0,9...1,2 +++ Mehrzweckfett, neigt zum<br />

Verhärten<br />

Lithium -30...150 240 ++ ++ 2 ++ Mehrzweckfett<br />

Natrium -30...130 220 + + 3,5 +++ Mehrzweckfett für hohe<br />

Temperatur<br />

Alu- PAO -60...160 260 +++ ++ 10...15 + Für weiten Temperaturminium<br />

bereich, gut för<strong>der</strong>bar<br />

Barium -60...160 220 +++ +++ 15...20 +++ Für tiefe und höhere Temperatur,<br />

für hohe Drehzahlen<br />

Kalzium -60...160 240 +++ +++ 15...20 +++ Für tiefe und höhere Temperatur,<br />

für hohe Drehzahlen<br />

Lithium -40...180 240 ++ +++ 15 +++ Für breiten Temperaturbereich<br />

Barium Ester -40...130 200 ++ ++ 7 +++ Für tiefe Temperatur<br />

Kalzium -40...130 200 +++ ++ 7 +++ und höhere Drehzahlen<br />

Belastung mäßig<br />

Lithium -40...180 240 ++ + 10 +++ Für beson<strong>der</strong>s breiten Temperaturbereich<br />

Lithium Silikon- -40...180 240 ++ - 20 ++ Für beson<strong>der</strong>s breiten Tempeöl<br />

raturbereich, P/C


3.1 Auswahl des geeigneten Fettes<br />

Schmierfette unterscheidet man vor allem<br />

nach ihren Hauptbestandteilen Verdicker<br />

und Grundöl. Als Verdicker werden<br />

meist normale Metallseifen verwendet,<br />

aber auch Komplexseifen sowie Bentonite,<br />

Polyharnstoff, PTFE o<strong>der</strong> FEP. Als<br />

Grundöl eingesetzt wird Mineralöl o<strong>der</strong><br />

Syntheseöl. Die Viskosität des Grundöls<br />

bestimmt zusammen <strong>mit</strong> dem Verdickeranteil<br />

die Konsistenz des Schmierfetts<br />

und den Aufbau des Schmierfilms.<br />

Wie die Schmieröle enthalten die<br />

Schmierfette zusätzlich Wirkstoffe (Additive)<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> chemischen<br />

o<strong>der</strong> physikalischen Fetteigenschaften wie<br />

z. B. <strong>der</strong> Oxidationsstabilität, des Korrosionsschutzes<br />

o<strong>der</strong> des Verschleißschutzes<br />

bei hoher Belastung (EP-Zusätze).<br />

Einen Überblick über die wichtigsten<br />

für die Wälzlagerschmierung geeigneten<br />

Fettarten gibt die Tabelle, Bild 27. Die in<br />

<strong>der</strong> Tabelle enthaltenen Angaben sind<br />

Durchschnittswerte. Die meisten <strong>der</strong> aufgeführten<br />

Fette werden <strong>mit</strong> unterschiedlicher<br />

Walkpenetration hergestellt. Ge-<br />

naue Daten nennen die Fetthersteller.<br />

Anhand <strong>der</strong> Tabelle ist eine erste Orientierung<br />

möglich.<br />

Ausführliche Hinweise zur Fettauswahl<br />

geben die folgenden Ausführungen<br />

und die Zusammenfassung in <strong>der</strong> Tabelle,<br />

Bild 26 (Seite 25).<br />

3.1.1 Beanspruchung durch Drehzahl<br />

und Belastung<br />

Der Einfluß von Drehzahl und Belastung<br />

auf die Fettauswahl ist im Diagramm,<br />

Bild 28, dargestellt. Zur Beurteilung<br />

sind erfor<strong>der</strong>lich:<br />

C [kN] dynamische Tragzahl<br />

P [kN] dynamisch äquivalente<br />

Belastung des <strong>Lager</strong>s<br />

(Berechnung siehe FAG-<br />

Katalog)<br />

n [min –1 ] Drehzahl<br />

d m [mm] <strong>mit</strong>tlerer Durchmesser<br />

k a<br />

(D+d)/2 des <strong>Lager</strong>s<br />

Faktor zur Berücksichtigung<br />

des Gleitreibungsanteils<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>bauart<br />

28: Fettauswahl nach Belastungsverhältnis P/C und lagerbezogenem Drehzahlkennwert k a · n · d m<br />

Bereich N<br />

Normaler Betriebsbereich.<br />

Wälzlagerfette K nach DIN 51825.<br />

Bereich HL<br />

Bereich hoher Belastungen.<br />

Wälzlagerfette KP nach DIN 51825<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e geeignete Fette.<br />

Bereich HN<br />

Bereich hoher Drehzahlen.<br />

Fette für schnell laufende <strong>Lager</strong>.<br />

Bei <strong>Lager</strong>bauarten <strong>mit</strong> k a > 1 Fette KP nach<br />

DIN 51825 o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e geeignete Fette.<br />

k a-Werte<br />

k a = 1 Rillenkugellager, Schrägkugellager,<br />

Vierpunktlager, Pendelkugellager,<br />

radial belastete Zylin<strong>der</strong>rollenlager,<br />

Axial-Rillenkugellager.<br />

k a = 2 Pendelrollenlager, Kegelrollenlager,<br />

Nadellager.<br />

k a = 3 axial belastete Zylin<strong>der</strong>rollenlager,<br />

vollrollige Zylin<strong>der</strong>rollenlager.<br />

P/C bei radial belasteten Wälzlagern<br />

0,9<br />

0,6<br />

0,3<br />

0,15<br />

0,09<br />

0,06<br />

0,03<br />

Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Fett<br />

Das Diagramm, Bild 28, ist in drei Beanspruchungsbereiche<br />

aufgeteilt. Bei<br />

radialer Belastung benutzt man die linke<br />

Ordinate, bei axialer Belastung die rechte.<br />

Bei Fällen, die im Bereich N liegen,<br />

können zur Schmierung fast alle Wälzlagerfette<br />

K nach DIN 51 825 verwendet<br />

werden. Ausgenommen sind Fette <strong>mit</strong> extremer<br />

Grundölviskosität und Fette <strong>mit</strong><br />

extremer Konsistenz sowie einige Son<strong>der</strong>fette,<br />

beispielsweise Silikonfette, die nur<br />

bis zu Belastungen von P/C = 0,03 eingesetzt<br />

werden sollen.<br />

Liegen die Beanspruchungen in <strong>der</strong><br />

rechten oberen Ecke des Bereichs N, treten<br />

also gleichzeitig hohe Belastung und<br />

hohe Drehzahl auf, so kann wegen höherer<br />

Betriebstemperatur ein temperaturbeständiges<br />

Fett erfor<strong>der</strong>lich sein. Die obere<br />

Gebrauchstemperatur <strong>der</strong> Fette sollte<br />

deutlich über <strong>der</strong> Betriebstemperatur<br />

liegen.<br />

Im Bereich HL liegen hochbelastete<br />

<strong>Lager</strong>ungen. Hier sollten Fette <strong>mit</strong> höherer<br />

Grundölviskosität, <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />

und eventuell Festschmierstoff-Zusätzen<br />

gewählt werden. Bei hoch belasteten und<br />

HL<br />

N<br />

HN<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,02<br />

0,013<br />

50 000 100 000 200 000 400 000 1 000 000<br />

ka ·n·dm [min-1 ·mm]<br />

P/C bei axial belasteten Wälzlagern<br />

27 FAG


Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Fett<br />

langsam laufenden <strong>Lager</strong>n bewirken diese<br />

Zusätze, daß an die Stelle <strong>der</strong> teilweise<br />

fehlenden hydrodynamischen Schmierung<br />

(Teilschmierung) die "chemische<br />

Schmierung" und die Feststoffschmierung<br />

treten.<br />

Die Beanspruchungen im Bereich HN<br />

sind gekennzeichnet durch hohe Drehzahlen<br />

und niedrige Belastungen. Bei hohen<br />

Drehzahlen muß vor allem die vom<br />

Fett verursachte Reibung niedrig sein,<br />

und das Fett sollte gut haften. Diese Voraussetzungen<br />

treffen für Fette <strong>mit</strong> niedrigviskosem<br />

Ester-Grundöl zu. Grundsätzlich<br />

sind die von den Fettherstellern<br />

angegebenen Richtwerte für den zulässigen<br />

Drehzahlkennwert eines Fettes um so<br />

höher, je niedriger die Viskosität des<br />

Grundöls ist.<br />

3.1.2 For<strong>der</strong>ungen an die Laufeigenschaften<br />

Eine geringe, konstante Reibung ist<br />

bei <strong>Lager</strong>ungen von Bedeutung, die Einstellbewegungen<br />

ruckfrei ausführen sollen,<br />

z. B. <strong>Lager</strong>ungen von Teleskopen. In<br />

solchen Fällen finden Lithium-EP-Fette<br />

<strong>mit</strong> hochviskosem Grundöl und MoS 2-<br />

Zusatz Verwendung. Die Reibung muß<br />

auch gering sein, wenn die Antriebsleistung<br />

zum großen Teil von <strong>der</strong> Verlustleistung<br />

des <strong>Lager</strong>s bestimmt wird, beispielsweise<br />

bei kleinen Elektromotoren<br />

geringer Leistung. Laufen solche <strong>Lager</strong>ungen<br />

aus dem kalten Zustand rasch an,<br />

so eignen sich beson<strong>der</strong>s Fette <strong>der</strong> Konsistenzklasse<br />

2 <strong>mit</strong> einem synthetischen<br />

Grundöl niedriger Viskosität.<br />

Für normale Temperatur kann eine<br />

niedrige Reibung – ausgenommen während<br />

<strong>der</strong> kurzen Zeit <strong>der</strong> Fettverteilung –<br />

durch die Wahl eines steiferen Fettes <strong>der</strong><br />

Konsistenzklasse 3 bis 4 erreicht werden.<br />

Von solchen Fetten wird nur wenig von<br />

den umlaufenden <strong>Lager</strong>teilen <strong>mit</strong>geschleppt,<br />

wenn sich überschüssiges Fett<br />

im freien Raum des <strong>Lager</strong>gehäuses absetzen<br />

kann.<br />

Schmierfette für geräuscharme <strong>Lager</strong><br />

dürfen keine festen Bestandteile aufweisen.<br />

Solche Fette sollten deshalb beson<strong>der</strong>s<br />

gefiltert und homogenisiert sein.<br />

Eine höhere Grundölviskosität wirkt be-<br />

FAG 28<br />

son<strong>der</strong>s im oberen Frequenzbereich<br />

geräuschmin<strong>der</strong>nd.<br />

Als Standardfett für geräuscharme Rillenkugellager<br />

wird bei normaler Temperatur<br />

meist ein gefiltertes Lithiumseifenfett<br />

<strong>der</strong> Konsistenzklasse 2 <strong>mit</strong> einer Grundölviskosität<br />

von etwa 60 mm 2 /s bei<br />

40 °C verwendet. FAG <strong>Lager</strong>, die standardmäßig<br />

Deck- o<strong>der</strong> Dichtscheiben<br />

haben, sind <strong>mit</strong> einem beson<strong>der</strong>s geräuscharmen<br />

Fett gefüllt.<br />

3.1.3 Beson<strong>der</strong>e Betriebsbedingungen<br />

und Umwelteinflüsse<br />

Hohe Temperatur tritt auf bei hohen<br />

Belastungen und/o<strong>der</strong> hohen Umfangsgeschwindigkeiten<br />

und bei einer Frem<strong>der</strong>wärmung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung. Es sind dann<br />

Hochtemperaturfette einzusetzen. Dabei<br />

ist die "Grenztemperatur" (siehe 4.1.3)<br />

des Fettes zu beachten, bei <strong>der</strong>en Überschreitung<br />

die Fettgebrauchsdauer stark<br />

absinkt. Bei Lithiumseifenfett liegt sie bei<br />

ca. 70 °C, bei Hochtemperaturfetten, die<br />

Mineralöl und einen temperaturstabilen<br />

Verdicker enthalten, liegt sie je nach Fettart<br />

bei 80 bis 110 °C. Hochtemperaturfette<br />

<strong>mit</strong> synthetischem Grundöl haben<br />

bei hoher Temperatur weniger Abdampfverluste<br />

und höhere Alterungsbeständigkeit.<br />

Fette <strong>mit</strong> hochviskosem Alkoxyfluoröl<br />

als Grundöl sind in Rillenkugellagern<br />

bis zu einem Drehzahlkennwert<br />

von n · d m = 140 000 min –1 · mm noch<br />

gut geeignet, auch bei einer Temperatur<br />

bis zu 250 °C. Bei mäßiger Temperatur<br />

können Hochtemperaturfette ungünstiger<br />

sein als Standardfette.<br />

Gelegentlich schmiert man bei hoher<br />

Betriebstemperatur die <strong>Lager</strong> auch <strong>mit</strong><br />

weniger temperaturstabilen Fetten, wobei<br />

in kurzen Zeitabständen nachgeschmiert<br />

werden muß. Dafür sind Fette zu wählen,<br />

die sich während <strong>der</strong> Verweilzeit im <strong>Lager</strong><br />

nicht verfestigen. Eine Verfestigung behin<strong>der</strong>t<br />

den Fettaustausch und kann zum<br />

Blockieren des <strong>Lager</strong>s führen.<br />

Bei tiefer Temperatur kann <strong>mit</strong> Tieftemperaturfetten<br />

eine niedrigere Startreibung<br />

erreicht werden als <strong>mit</strong> Standardfetten.<br />

Tieftemperaturfette sind Schmierfette<br />

<strong>mit</strong> niedrigviskosem Grundöl und<br />

meist Lithiumseife als Verdicker. Mehrzweckfette<br />

sind bei Verwendung im Tieftemperaturbereich<br />

sehr steif und verursachen<br />

daher eine hohe Startreibung. Bei<br />

gleichzeitig niedriger <strong>Lager</strong>belastung<br />

kann dann im <strong>Lager</strong> Schlupf <strong>mit</strong> Verschleiß<br />

an den Rollkörpern und Laufbahnen<br />

auftreten. Die Ölabgabe und da<strong>mit</strong><br />

die Schmierwirkung von Standard-,<br />

Hochlast- und Hochtemperaturfetten ist<br />

bei niedriger Temperatur deutlich herabgesetzt.<br />

Die untere Temperatureinsatzgrenze<br />

wird entsprechend DIN 51 825<br />

nach <strong>der</strong> För<strong>der</strong>barkeit festgelegt. Diese<br />

Begrenzung bedeutet nicht, daß bei dieser<br />

Temperatur die Schmierung ausreicht.<br />

Ab einer bestimmten Mindestdrehzahl<br />

wirkt sich die tiefe Temperatur in Verbindung<br />

<strong>mit</strong> einer ausreichenden Belastung<br />

aber meistens nicht schädlich aus. Nach<br />

kurzer Laufzeit steigt auch bei Mehrzweckfetten<br />

die Temperatur auf übliche<br />

Werte an. Nachdem das Fett verteilt ist,<br />

sinkt die Reibung auf normale Werte ab.<br />

Generell kritisch sind jedoch <strong>Lager</strong>ungen,<br />

die unter extremer Kühlwirkung<br />

betrieben werden, beson<strong>der</strong>s wenn sie<br />

sich nur gelegentlich o<strong>der</strong> sehr langsam<br />

drehen.<br />

Kondenswasser kann sich in <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung<br />

bilden und zu Korrosion führen,<br />

wenn die Maschine in feuchter Umgebung<br />

arbeitet, z. B. im Freien, und die<br />

<strong>Lager</strong>ung während längerer Betriebspausen<br />

abkühlt. Kondenswasser tritt beson<strong>der</strong>s<br />

dann auf, wenn große Freiräume im<br />

<strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> Gehäuse vorliegen. Günstig<br />

sind dann Natron- und Lithiumseifenfette.<br />

Natronseifenfett nimmt größere Mengen<br />

Wasser auf, d. h. es emulgiert <strong>mit</strong><br />

Wasser, wird aber unter Umständen so<br />

weich, daß es aus dem <strong>Lager</strong>raum austritt.<br />

Lithiumseifenfett emulgiert nicht<br />

<strong>mit</strong> Wasser, es bietet <strong>mit</strong> entsprechenden<br />

Zusätzen einen guten Korrosionsschutz.<br />

Bei Spritzwassereinwirkung wird ein<br />

wasserabweisendes Fett empfohlen, z. B .<br />

ein Kalziumseifenfett <strong>der</strong> Konsistenzklasse<br />

3. Weil Kalziumseifenfette kein<br />

Wasser binden, enthalten sie einen Rostschutzzusatz.<br />

Beständig gegen beson<strong>der</strong>e Medien<br />

(kochendes Wasser, Dampf, Laugen, Säuren,<br />

aliphatische und chlorierte Kohlenwasserstoffe)<br />

sind gewisse Son<strong>der</strong>fette.


Liegen solche Bedingungen vor, sollte<br />

FAG befragt werden.<br />

Eine Unterstützung <strong>der</strong> Dichtung<br />

durch Fett trägt dazu bei, Verunreinigungen<br />

vom <strong>Lager</strong> fernzuhalten. Steife<br />

Fette (Konsistenzklasse 3 o<strong>der</strong> höher) bilden<br />

am Wellendurchtritt einen schützenden<br />

Kragen, halten sich gut im Dichtspalt<br />

von Labyrinthen und betten Fremdkörper<br />

ein. Bei berührenden Dichtungen<br />

muß das Fett auch die Gleitfläche Dichtlippe/Welle<br />

schmieren. Es ist die Verträglichkeit<br />

des Fettes <strong>mit</strong> dem Dichtungsmaterial<br />

zu überprüfen.<br />

Kritische Belastungen durch radioaktive<br />

Strahlung können beispielsweise<br />

in Kernkraftanlagen auf die <strong>Lager</strong>ung<br />

und da<strong>mit</strong> auf das Fett einwirken. Maßgebend<br />

ist die gesamte Energiedosis, also<br />

entwe<strong>der</strong> die Strahleneinwirkung kleiner<br />

Intensität über lange Zeit o<strong>der</strong> hoher Intensität<br />

(Energiedosisrate) über kurze<br />

Zeit. Hierbei darf die Energiedosisrate allerdings<br />

einen Wert von 10 J/(kg · h)<br />

nicht überschreiten. Folgen von Strahlungsbeanspruchung<br />

sind Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Konsistenz und des Tropfpunktes, Verdampfungsverluste<br />

und Gasentwicklung.<br />

Die Gebrauchsdauer eines durch Strahlung<br />

beanspruchten Fettes errechnet sich<br />

29: Wirkung von <strong>Schmierstoff</strong>zusätzen<br />

Zusätze (Additive) Wirkung <strong>der</strong> Zusätze<br />

aus t = S/R, sofern nicht an<strong>der</strong>e Beanspruchungskriterien<br />

zu einer geringeren<br />

Gebrauchsdauer führen. In dieser Formel<br />

sind t die Gebrauchsdauer in h, S die für<br />

das Fett mögliche Energiedosis in J/kg, R<br />

die Energiedosisrate in J/(kg h). Normale<br />

Fette vertragen eine Energiedosis bis<br />

S = 2 · 10 4 J/kg, beson<strong>der</strong>s strahlungsresistente<br />

Son<strong>der</strong>fette eine Energiedosis bis<br />

S = 2 · 10 7 J/kg, wenn Gammastrahlung<br />

vorliegt (siehe auch Anhang, Stichwort<br />

Strahlung). Im Primärkreislauf von Kernkraftanlagen<br />

sind bestimmte Stoffe (beispielsweise<br />

Molybdändisulfid, Schwefel,<br />

Halogene) starken Verän<strong>der</strong>ungen unterworfen.<br />

Es ist daher darauf zu achten,<br />

daß im Primärkreislauf eingesetzte Fette<br />

solche Stoffe nicht enthalten.<br />

Schwingungen bringen bei vielen Fetten<br />

eine häufige, zufällige Fettergänzung<br />

an den Kontaktflächen durch Fettumverteilung<br />

am und im <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> sich; sie<br />

können das Fett in Öl und Verdicker aufspalten.<br />

Es wird empfohlen, ein Fett nach<br />

<strong>der</strong> Tabelle, Bild 26, zu wählen und kurzfristig,<br />

z. B. wöchentlich, nachzuschmieren.<br />

Günstige Erfahrungen liegen auch<br />

<strong>mit</strong> schwingungsstabilen Mehrzweckfetten<br />

<strong>der</strong> Konsistenzklasse 3 vor, beispielsweise<br />

bei Vibrationsmotoren.<br />

Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Fett<br />

Bei <strong>Lager</strong>ungen im Vakuum verdampft<br />

das Grundöl des Fettes je nach<br />

Unterdruck und Temperatur <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Zeit. Deck- und Dichtscheiben halten<br />

das Fett im <strong>Lager</strong> und verringern Abdampfverluste.<br />

Die Fettwahl erfolgt nach<br />

<strong>der</strong> Tabelle, Bild 26.<br />

Bei schräg und senkrecht angeordneten<br />

Wellen besteht die Gefahr, daß das<br />

Fett infolge <strong>der</strong> Schwerkraft aus dem <strong>Lager</strong><br />

austritt. Es sollte nach <strong>der</strong> Tabelle,<br />

Bild 26 (Seite 25), ein haftfähiges Fett <strong>der</strong><br />

Konsistenzklasse 3 bis 4 vorgesehen werden,<br />

das <strong>mit</strong> Stauscheiben im <strong>Lager</strong> gehalten<br />

wird.<br />

Bei häufig stoßartiger Beanspruchung<br />

o<strong>der</strong> sehr hoher Belastung sind Fette <strong>der</strong><br />

Konsistenzklasse 1 bis 2 <strong>mit</strong> hoher Grundölviskosität<br />

(ISO VG 460 bis ISO VG<br />

1500) von Vorteil. Diese Fette bilden einen<br />

dicken hydrodynamischen Schmierfilm,<br />

<strong>der</strong> Stöße gut dämpft und Verschleiß<br />

besser verhin<strong>der</strong>t als eine durch<br />

EP-Zusätze erreichte chemisch wirksame<br />

Schmierung. Nachteil <strong>der</strong> Fette <strong>mit</strong><br />

hoher Grundölviskosität ist, daß wegen<br />

ihrer geringen Ölabgabe die wirksame<br />

Anwesenheit des <strong>Schmierstoff</strong>s durch<br />

Oxidationsinhibitoren Verhin<strong>der</strong>n die frühzeitige Entstehung von Alterungsrückständen<br />

Korrosionsschutzstoffe Verhin<strong>der</strong>n Korrosion auf Metallflächen<br />

Detergentien Alterungsrückstände werden abgelöst<br />

Dispersantien Schlammbildende, unlösliche Verbindungen werden in Schwebe gehalten.<br />

Es kommt nicht zu Ablagerungen auf Metallteilen. Auch Wasser wird als stabile Emulsion<br />

in Schwebe gehalten.<br />

Schmierungsverbessernde polare Zusätze Verringern Reibung und Verschleiß beim Betrieb im Mischreibungsbereich<br />

EP-Zusätze, Verschleißschutzzusätze Verringern Reibung und Verschleiß, Fressen wird reduziert<br />

Rostschutzstoffe Rostverhin<strong>der</strong>ung auf Metallteilen während Stillstandsperioden<br />

Metalldeaktivatoren Katalytische Einflüsse von Metallen auf den Oxidationsprozeß werden vermieden<br />

Pourpointverbesserer Pourpoint wird herabgesetzt<br />

Viskositätsindexverbesserer Min<strong>der</strong>ung des Viskositätsabfalls bei zunehmen<strong>der</strong> Temperatur<br />

Schauminhibitoren Schaumbildung wird verringert<br />

29 FAG


Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Fett · Öl<br />

hohen Füllungsgrad o<strong>der</strong> kurzfristigeres<br />

Nachschmieren gesichert werden muß.<br />

Fettwahl für for-life-Schmierung o<strong>der</strong><br />

für häufige Nachschmierung nach <strong>der</strong><br />

Tabelle, Bild 26 (Seite 25). Anhand <strong>der</strong> in<br />

den Tabellen, Bil<strong>der</strong> 26 und 27, aufgelisteten<br />

Beanspruchungen kann man die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Eigenschaften des<br />

Schmierfetts festlegen und danach ein<br />

geeignetes FAG-Fett o<strong>der</strong> ein Fett aus den<br />

Listen <strong>der</strong> Fetthersteller wählen. Im<br />

Zweifelsfall bitte bei FAG rückfragen.<br />

3.2 Auswahl des geeigneten Öles<br />

Zur Schmierung von Wälzlagern sind<br />

grundsätzlich Mineralöle und Synthese-<br />

30: Kennwerte verschiedener Öle<br />

FAG 30<br />

öle geeignet. Schmieröle auf Mineralölbasis<br />

werden heute am häufigsten verwendet.<br />

Diese Mineralöle müssen mindestens<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen nach DIN 51 501 erfüllen.<br />

Son<strong>der</strong>öle, oft synthetische Öle,<br />

werden eingesetzt, wenn extreme<br />

Betriebsbedingungen vorliegen o<strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beständigkeit<br />

des Öles bei erschwerten Bedingungen<br />

(Temperatur, Strahlung usw.) gestellt<br />

werden. Namhafte Ölhersteller weisen<br />

eigene erfolgreiche FE8-Prüfungen<br />

nach. Wichtige chemisch-physikalische<br />

Daten von Ölen und Angaben zu ihrer<br />

Eignung sind in <strong>der</strong> Tabelle, Bild 30, enthalten.<br />

Die Wirkung von Zusätzen zeigt<br />

die Tabelle, Bild 29. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

haben die Zusätze für den <strong>Lager</strong>betrieb<br />

im Mischreibungsbereich.<br />

3.2.1 Empfohlene Ölviskosität<br />

Die erreichbare Lebensdauer und die<br />

Sicherheit gegen Verschleiß sind um so<br />

höher, je besser die Kontaktflächen durch<br />

einen Schmierfilm getrennt sind. Da die<br />

Schmierfilmdicke <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Viskosität des<br />

Öles zunimmt, sollte nach Möglichkeit<br />

ein Öl <strong>mit</strong> hoher Betriebsviskosität � gewählt<br />

werden. Sehr lange Lebensdauer<br />

läßt sich erreichen, wenn das Viskositätsverhältnis<br />

� = �/� 1 = 3 ... 4 beträgt, Diagramme,<br />

Bil<strong>der</strong> 5 bis 7. Hochviskose<br />

Öle bringen jedoch nicht nur Vorteile.<br />

Mit steigen<strong>der</strong> Viskosität nimmt die<br />

<strong>Schmierstoff</strong>reibung zu; bei tiefer, aber<br />

auch bei normaler Temperatur können<br />

Probleme <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Zu- und Abführung<br />

des Öles auftreten (Stau).<br />

Ölart Mineralöl Polyalpha- Polyglykol Ester Silikonöl Alkoxyolefine<br />

(wasser- fluoröl<br />

unlöslich)<br />

Viskosität bei 40 °C in mm 2 /s 2...4500 15...1500 20...2000 7...4000 4...100 000 20...650<br />

Einsatz für Ölsumpf-Temperatur<br />

in °C bis 100 150 100...150 150 150...200 150...220<br />

Einsatz für Ölumlauf-Temperatur<br />

in °C bis 150 200 150...200 200 250 240<br />

Pourpoint in °C -20 2 ) -40 2 ) -40 -60 2 ) -60 2 ) -30 2 )<br />

Flammpunkt in °C 220 230...260 2 ) 200...260 220...260 300 2 ) -<br />

Verdampfungsverluste mäßig niedrig mäßig bis hoch niedrig niedrig 2 ) sehr niedrig 2 )<br />

Wasserbeständigkeit gut gut gut 2 ), schlecht mäßig<br />

trennbar, da bis gut 2 ) gut gut<br />

gleiche Dichte<br />

V-T-Verhalten mäßig mäßig bis gut gut gut sehr gut mäßig bis gut<br />

Eignung für hohe Temperaturen<br />

(≈ 150 °C) mäßig gut mäßig bis gut 2 ) gut 2 ) sehr gut sehr gut<br />

Eignung für hohe Last sehr gut 1 ) sehr gut 1 ) sehr gut 1 ) gut schlecht 2 ) gut<br />

Verträglichkeit <strong>mit</strong> Elastomeren gut gut 2 ) mäßig, mäßig bis sehr gut gut<br />

bei Anstrichen schlecht<br />

prüfen<br />

Preisrelationen 1 6 4...10 4...10 40...100 200...800<br />

1 ) <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />

2 ) abhängig vom Öltyp


Das Öl ist daher so zäh zu wählen, daß<br />

sich eine möglichst hohe Ermüdungslaufzeit<br />

ergibt, aber auch ständig die ausreichende<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Öl<br />

sichergestellt ist.<br />

In Einzelfällen kann die Betriebsviskosität<br />

nicht in <strong>der</strong> gewünschten Höhe<br />

realisiert werden,<br />

– weil die Ölauswahl noch von an<strong>der</strong>en<br />

Komponenten <strong>der</strong> Maschine bestimmt<br />

wird und diese ein dünnflüssiges Öl<br />

erfor<strong>der</strong>n,<br />

– weil für eine Umlaufschmierung ein<br />

ausreichend fließfähiges Öl vorgesehen<br />

werden soll, um Verunreinigungen<br />

und Wärme aus <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung abführen<br />

zu können,<br />

– weil zeitweise höhere Temperatur o<strong>der</strong><br />

sehr niedrige Umfangsgeschwindigkeit<br />

vorliegt und dann die Betriebsviskosität,<br />

die <strong>mit</strong> dem zähesten anwendbaren<br />

Öl erreicht werden kann, noch<br />

unterhalb <strong>der</strong> angestrebten Viskosität<br />

liegt.<br />

In solchen Fällen kann auch ein Öl<br />

verwendet werden, das eine niedrigere<br />

Viskosität als die empfohlene hat. Dann<br />

muß das Öl jedoch wirksame EP-Zusätze<br />

enthalten und seine Eignung durch eine<br />

Prüfung auf dem FAG Prüfstand FE8<br />

nachgewiesen sein. An<strong>der</strong>enfalls ist je<br />

nach Abweichung vom Sollwert <strong>mit</strong> vermin<strong>der</strong>ter<br />

Ermüdungslaufzeit und Verschleißerscheinungen<br />

an den Funktionsflächen<br />

zu rechnen, wie die Berechnung<br />

<strong>der</strong> "erreichbaren Lebensdauer" ausweist.<br />

Bei beson<strong>der</strong>s hoch additivierten Mineralölen<br />

ist die Verträglichkeit <strong>mit</strong> Dichtungswerkstoffen<br />

und Käfigwerkstoffen<br />

zu beachten.<br />

3.2.2 Ölauswahl nach Betriebsbedingungen<br />

– Normale Betriebsbedingungen:<br />

Bei normalen Betriebsbedingungen<br />

(Atmosphärendruck, Temperatur<br />

maximal 100 °C bei Ölsumpf und<br />

150 °C bei Ölumlauf, Belastungsverhältnis<br />

P/C < 0,1, Drehzahl bis zur<br />

zulässigen Drehzahl) können unlegierte<br />

Öle, bevorzugt aber inhibierte Öle<br />

(Korrosions- und Alterungsschutz,<br />

Kennbuchstabe L nach DIN 51 502)<br />

verwendet werden. Wenn die gegebenen<br />

Viskositätsempfehlungen nicht<br />

eingehalten werden können, sind Öle<br />

<strong>mit</strong> geeigneten EP-Additiven und Verschleißschutzzusätzen<br />

vorzusehen.<br />

– Hohe Drehzahlkennwerte:<br />

Liegen hohe Umfangsgeschwindigkeiten<br />

vor (k a · n · d m > 500 000 min –1 · mm),<br />

ist ein oxidationsstabiles Öl <strong>mit</strong> guter<br />

Schaumdämpfung und <strong>mit</strong> günstigem<br />

Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />

(V-T-Verhalten) vorteilhaft, bei dem<br />

die Viskosität <strong>mit</strong> steigen<strong>der</strong> Temperatur<br />

weniger stark abnimmt. Geeignete<br />

synthetische Öle <strong>mit</strong> gutem V-T-Verhalten<br />

sind Ester, Polyalphaolefine<br />

und Polyglykole. In <strong>der</strong> Anlaufphase,<br />

wenn die Temperatur meistens niedrig<br />

ist, wird hohe Planschreibung und da<strong>mit</strong><br />

Erwärmung vermieden; bei <strong>der</strong><br />

höheren Beharrungstemperatur bleibt<br />

eine ausreichende Viskosität zur Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> Schmierung erhalten.<br />

- Hohe Belastungen:<br />

Sind die <strong>Lager</strong> hoch belastet<br />

(P/C > 0,1) o<strong>der</strong> ist die Betriebsviskosität<br />

� kleiner als die Bezugsviskosität<br />

� 1, sollten Öle <strong>mit</strong> Verschleißschutzzusätzen<br />

verwendet werden (EP-Öle,<br />

Kennbuchstabe P nach DIN 51 502).<br />

EP-Zusätze min<strong>der</strong>n die schädlichen<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> stellenweise auftretenden<br />

metallischen Berührung.<br />

Die Eignung von EP-Additiven ist unterschiedlich<br />

und meist stark temperaturabhängig.<br />

Die Wirksamkeit kann<br />

nur durch eine Prüfung im Wälzlager<br />

(FAG Prüfstand FE8) beurteilt werden.<br />

- Hohe Temperatur:<br />

Bei Ölen für hohe Betriebstemperaturen<br />

hat neben <strong>der</strong> Einsatztemperaturgrenze<br />

das V-T-Verhalten beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung. Die Auswahl ist anhand<br />

von Öleigenschaften zu treffen, siehe<br />

Abschnitt 3.2.3.<br />

3.2.3 Ölauswahl nach Öleigenschaften<br />

Mineralöle sind nur bis ca. 150 °C beständig.<br />

Je nach Temperatur und Verweilzeit<br />

im Heißbereich entstehen Alterungs-<br />

Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Öl<br />

produkte, die die Schmierwirkung beeinträchtigen<br />

und sich als feste Rückstände<br />

(Ölkohle) im <strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> in <strong>Lager</strong>nähe absetzen.<br />

Mineralöle sind bei Wasserzutritt<br />

nur bedingt gut einsetzbar, auch wenn sie<br />

Wirkstoffe zur Verbesserung <strong>der</strong> Wasserverträglichkeit<br />

enthalten. Es werden zwar<br />

Korrosionsschäden vermieden, aber das<br />

in Form einer stabilen Emulsion vorliegende<br />

Wasser kann zu vermin<strong>der</strong>ter Lebensdauer<br />

und erhöhter Rückstandsbildung<br />

führen. Der zulässige Wasseranteil<br />

kann zwischen wenigen Promillen<br />

und mehreren Prozenten liegen. Er ist<br />

vom Ölaufbau und <strong>der</strong> Additivierung abhängig.<br />

Ester (Diester und sterisch gehin<strong>der</strong>te<br />

Ester) sind thermisch stabil (–60 bis<br />

+200 °C), haben ein günstiges V-T-Verhalten,<br />

zeigen eine geringe Flüchtigkeit<br />

und eignen sich daher gut für den Einsatz<br />

bei hohen Drehzahlkennwerten und<br />

hoher Temperatur. Ester sind meist <strong>mit</strong><br />

Mineralölen mischbar und können <strong>mit</strong><br />

Zusätzen angereichert werden. Bei Zutritt<br />

von Wasser reagieren Ester je nach Typ<br />

unterschiedlich. Manche Arten verseifen<br />

und spalten sich in ihre Komponenten<br />

auf, hauptsächlich dann, wenn sie basische<br />

Zusätze enthalten.<br />

Polyalkylenglykole haben ein günstiges<br />

V-T-Verhalten und einen tiefen<br />

Stockpunkt. Sie eignen sich daher für den<br />

Einsatz bei hoher und tiefer Temperatur<br />

(–50 bis +200 °C). Ihre hohe Oxidationsbeständigkeit<br />

ermöglicht es, im Hochtemperaturbetrieb<br />

die Ölwechselintervalle<br />

auf den 2- bis 5fachen Wert <strong>der</strong> bei<br />

Mineralöl üblichen Intervalle anzuheben.<br />

Die meisten als <strong>Schmierstoff</strong>e eingesetzten<br />

Polyalkylenglykole sind nicht wasserlöslich,<br />

und sie haben ein schlechtes Wasserabscheidevermögen.<br />

Grundsätzlich<br />

sind Polyalkylenglykole nicht <strong>mit</strong> Mineralölen<br />

mischbar. Zu beachten ist, daß ihr<br />

Druck-Viskositäts-Koeffizient kleiner ist<br />

als <strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Öle. Polyalkylenglykole<br />

können unter Umständen Dichtungen<br />

und Lack im Gehäuse sowie Käfige, z. B.<br />

aus Aluminium, angreifen.<br />

31 FAG


Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Öl<br />

Polyalphaolefine sind synthetisch hergestellteKohlenwasserstoff-Verbindungen,<br />

die sich in einem breiten Temperaturbereich<br />

(–40 bis +200 °C) einsetzen<br />

lassen. Ihre gute Oxidationsbeständigkeit<br />

führt dazu, daß im Vergleich zu ähnlich<br />

viskosen Mineralölen bei gleichen Bedingungen<br />

eine mehrfache Standzeit erreicht<br />

wird. Polyalphaolefine sind in jedem Verhältnis<br />

<strong>mit</strong> Mineralölen mischbar. Sie<br />

haben ein gutes Viskositäts-Temperatur-<br />

Verhalten.<br />

Silikonöle (Phenyl-Methyl-Siloxane)<br />

können bei extremer Temperatur (–60 bis<br />

+250 °C) eingesetzt werden, denn sie<br />

weisen ein günstiges V-T-Verhalten auf,<br />

haben eine geringe Flüchtigkeit und sind<br />

thermisch sehr stabil. Ihre Belastbarkeit<br />

(P/C ≤ 0,03) und ihr Verschleißschutzvermögen<br />

sind allerdings gering.<br />

FAG 32<br />

Alkoxyfluoröle sind oxidations- und<br />

auch wasserbeständig, aber teuer. Der<br />

Druck-Viskositäts-Koeffizient und die<br />

Dichte sind höher als bei Mineralölen <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> gleichen Viskosität. Ihr Temperatur-<br />

Einsatzbereich ist –30 bis +240 °C.<br />

Schwer entflammbare Hydraulikflüssigkeiten<br />

nehmen eine Son<strong>der</strong>stellung<br />

ein. Sie werden aus sicherheitstechnischen<br />

Gründen seit vielen Jahren im Untertagebetrieb<br />

im Bergbau, auf Schiffen,<br />

in Flugzeugen und feuergefährdeten Industrieanlagen<br />

eingesetzt. Gründe für<br />

ihre zunehmende Verwendung sind:<br />

– bessere Entsorgung als Mineralöl<br />

– Preis<br />

– Verfügbarkeit<br />

– Brandschutz<br />

Die schwer entflammbaren Hydraulikflüssigkeiten<br />

müssen definierte Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

erfüllen hinsichtlich Schwerent-<br />

flammbarkeit, Arbeitshygiene und ökologischer<br />

Unbedenklichkeit. Die unterschiedlichen<br />

Flüssigkeitsgruppen sind im<br />

7. Luxemburger Bericht definiert, siehe<br />

Tabelle, Bild 31.<br />

Anwendungsbeispiele:<br />

Die Flüssigkeitstypen HFA-E und<br />

HFA-S <strong>mit</strong> bis zu 99 Vol.-% Wasser werden<br />

vorwiegend in Chemieanlagen,<br />

hydraulischen Pressen und im hydraulischen<br />

Strebausbau eingesetzt.<br />

Die Flüssigkeiten des Typs HFC <strong>mit</strong><br />

bis zu 45 Vol.-% Wasser wendet man<br />

meist in Arbeitsmaschinen an, z. B. in<br />

Hydrola<strong>der</strong>n, Bohrhämmern und Druckmaschinen.<br />

Die synthetischen HFD-Flüssigkeiten<br />

werden in Seilbahnmaschinen, Walzenla<strong>der</strong>n,<br />

hydrostatischen Kupplungen,<br />

Pumpen sowie in Druckmaschinen verwendet.<br />

31: Einteilung <strong>der</strong> schwer entflammbaren Hydraulikflüssigkeiten nach dem 7. Luxemburger Bericht und weitere Kenndaten<br />

Flüssigkeits- Zusammensetzung ISO VG Üblicher Schwer- Dichte Normen Erreichbarer<br />

gruppe <strong>der</strong> Flüssigkeit Klasse Betriebstempe- entflamm- bei 15 °C und a 23-Faktor<br />

raturbereich barkeit Vorschriften<br />

°C g/cm 3<br />

HFA-E Öl-in-Wasser-Emulsion <strong>mit</strong><br />

Emulgierölgehalt max. 20 Vol.-%,<br />

übliche Gehalte 1 bis 5 Vol.-% keine +5 ... +55 sehr gut ca. 1 DIN 24 320 < 0,05<br />

HFA-S in Wasser gelöste Flüssigkeits- Festlegung<br />

konzentrate<br />

üblicher Gehalt ≤ 10 Vol.-%<br />

HFB Öl-in-Wasser-Emulsion <strong>mit</strong> 32, 46, +5 ... +60 gut 0,92 ... 1,05 -<br />

ca. 40 Vol.-% Wasser 68, 100<br />

HFB-LT*<br />

HFC Wäßrige Polymerlösung (Polyglykole) 15, 22, 32, -20 ... +60 sehr gut 1,04 ... 1,09 < 0,2<br />

<strong>mit</strong> mindestens 35 Vol.-% Wasser 46, 68, 100<br />

HFD Wasserfreie Flüssigkeiten 15, 22, 32, -20 ... +150 gut 1,10 ... 1,45 VDMA 24317<br />

46, 68, 100<br />

HFD-R Phosphorsäureester < 0,8<br />

HFD-S chlorierte Kohlenwasserstoffe < 0,5<br />

HFD-T Gemisch aus Phosphorsäureester und<br />

chlorierten Kohlenwasserstoffen < 1<br />

HFD-U an<strong>der</strong>e Verbindungen ≤ 1<br />

(z. B. synth.<br />

Ester)<br />

* Der Zusatz LT kennzeichnet HFB-Flüssigkeiten, die eine gute Emulsionsbeständigkeit bei niedrigen Temperaturen haben und so<strong>mit</strong> besser für<br />

Langzeitlagerung geeignet sind.


3.3 Auswahl von Festschmierstoffen<br />

Mit Festschmierstoffen wird nur in<br />

Son<strong>der</strong>fällen geschmiert, bei denen Keramiklager<br />

o<strong>der</strong> eine Schmierung <strong>mit</strong> Fett<br />

o<strong>der</strong> Öl nicht möglich sind. Solche Anwendungsfälle<br />

sind beispielsweise<br />

– <strong>Lager</strong>ungen im Vakuum, wo Öl intensiv<br />

abdampft<br />

– <strong>Lager</strong>ungen bei extrem hoher Temperatur,<br />

z. B. Brennofenwagen <strong>der</strong> keramischen<br />

Industrie<br />

– <strong>Lager</strong>ungen, bei denen infolge <strong>der</strong> auftretenden<br />

Kräfte Öl o<strong>der</strong> Fett auf<br />

Dauer nicht im <strong>Lager</strong> verbliebe, z. B.<br />

bei Verstellschaufellagerungen von Gebläsen<br />

(Fliehkraft)<br />

– <strong>Lager</strong>ungen in den Bereichen Kernund<br />

Raumfahrttechnik bei hoher<br />

radioaktiver Bestrahlung<br />

Die gebräuchlichsten Festschmierstoffe<br />

sind Graphit und Molybdändisulfid<br />

(MoS 2). Sie werden als Pulver, gebunden<br />

<strong>mit</strong> Öl als Paste o<strong>der</strong> in Verbindung<br />

<strong>mit</strong> Kunststoff als Gleitlack verwendet.<br />

Zu den Festschmierstoffen zählen auch<br />

Polytetrafluoräthylen (PTFE) und<br />

Weichmetallfilme (beispielsweise Kupfer<br />

o<strong>der</strong> Gold). Sie werden allerdings nur selten<br />

vorgesehen.<br />

Die Oberflächen werden meist phosphatiert,<br />

um eine bessere Haftung des<br />

Pulverfilms zu erreichen. Stabilere<br />

Schichten erhält man durch Aufbringen<br />

von Gleitlack auf phosphatierten Oberflächen.<br />

Gleitlackfilme sind allerdings<br />

nur bei geringer Belastung anwendbar.<br />

Beson<strong>der</strong>s dauerhaft sind Metallfilme, die<br />

elektrolytisch abgeschieden o<strong>der</strong> durch<br />

Kathodenzerstäubung im Ultrahochvakuum<br />

aufgebracht sind. Günstig ist<br />

eine Nachbehandlung <strong>mit</strong> Molybdändisulfid.<br />

Bei einer Schmierung <strong>mit</strong> Feststoffen<br />

verringert sich die <strong>Lager</strong>luft um<br />

den 4fachen Betrag <strong>der</strong> Festschmierstoff-<br />

Schichtstärke im Kontakt. Es sind deshalb<br />

Wälzlager <strong>mit</strong> entsprechend größerer<br />

<strong>Lager</strong>luft vorzusehen. Die thermische<br />

und chemische Beständigkeit von Festschmierstoffen<br />

ist begrenzt.<br />

Langsam umlaufende Wälzlager<br />

(n · d m < 1 500 min –1 · mm) können <strong>mit</strong><br />

Molybdändisulfid- o<strong>der</strong> Graphit-Pasten<br />

geschmiert werden. Das in <strong>der</strong> Paste enthaltene<br />

Öl verdampft bei einer Temperatur<br />

von etwa 200 °C nahezu rückstandsfrei.<br />

Liegt <strong>der</strong> Drehzahlkennwert über<br />

n · d m = 1 500 min –1 · mm, werden Wälzlager<br />

statt <strong>mit</strong> Pasten meist <strong>mit</strong> Pulver<br />

o<strong>der</strong> Gleitlack geschmiert. Ein Pulverfilm<br />

wird durch Einreiben von Festschmierstoff<br />

in die mikroskopisch feinen Unebenheiten<br />

<strong>der</strong> Oberflächen erzielt.<br />

Graphit kann bis zu einer Betriebstemperatur<br />

von 450 °C eingesetzt werden,<br />

da er über einen großen Temperaturbereich<br />

oxidationsbeständig ist. Gegen<br />

Strahlung ist Graphit nicht beson<strong>der</strong>s<br />

beständig.<br />

Molybdändisulfid ist bis 400 °C einsetzbar.<br />

Es behält seine guten Gleiteigenschaften<br />

auch bei tiefer Temperatur. In<br />

Gegenwart von Wasser neigt es zu elektrolytischer<br />

Korrosion. Gegenüber Säuren<br />

und Laugen hat Molybdändisulfid nur<br />

geringe Beständigkeit.<br />

Bei Gleitlack ist die Verträglichkeit<br />

<strong>mit</strong> den Umgebungsmedien zu beachten.<br />

Organische Bin<strong>der</strong> von Gleitlack entweichen<br />

bei hoher Temperatur, worunter die<br />

Haftfähigkeit des Gleitlackes leidet. Anorganischer<br />

Lack enthält als Binde<strong>mit</strong>tel<br />

anorganische Salze. Diese Lacke sind<br />

thermisch hoch belastbar und gasen im<br />

Hochvakuum nicht aus. Der bei allen<br />

Lacken nur mäßige Korrosionsschutz ist<br />

bei anorganischen Lacken etwas ungünstiger<br />

als bei organischen.<br />

Pasten teigen an und verfestigen sich,<br />

wenn Staub in die <strong>Lager</strong> gelangt. Bei<br />

staubiger Umgebung verhalten sich Gleitlackfilme<br />

daher günstiger.<br />

In Son<strong>der</strong>fällen können Wälzlager<br />

auch <strong>mit</strong> "selbstschmierenden" Käfigen<br />

ausgestattet sein, das sind Käfige <strong>mit</strong> eingelagerten<br />

Festschmierstoffen o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> einer<br />

Füllung aus einer Mischung von Festschmierstoff<br />

und Binde<strong>mit</strong>tel. Die Rollkörper<br />

übertragen den <strong>Schmierstoff</strong> auf<br />

die Laufbahnen.<br />

Auswahl des <strong>Schmierstoff</strong>s<br />

Festschmierstoffe · Biologisch schnell abbaubare <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

3.4 Biologisch schnell abbaubare<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e<br />

Für die Schmierung von Wälzlagern<br />

stellen die <strong>Schmierstoff</strong>hersteller seit einigen<br />

Jahren Fette und Öle zur Verfügung,<br />

die teils auf <strong>der</strong> Basis von Pflanzenöl<br />

(meist Rapsöl), in <strong>der</strong> Regel jedoch auf<br />

synthetischer Basis (Esteröle) aufgebaut<br />

sind. Die biologische Abbaubarkeit wird<br />

nach CEC-L33-A93 sowie in Anlehnung<br />

an DIN 51828 geprüft. Meist wird daneben<br />

eine geringe Wassergefährdungsklasse<br />

(WGK) gefor<strong>der</strong>t, häufig auch eine<br />

gesundheitliche Unbedenklichkeit.<br />

Dadurch ist die Möglichkeit einer wirksamen<br />

Additivierung oft behin<strong>der</strong>t.<br />

Biologisch abbaubare <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

auf Pflanzenölbasis sind nur für einen<br />

eingeschränkten Temperaturbereich<br />

geeignet.<br />

Synthetische <strong>Schmierstoff</strong>e auf Esterbasis<br />

bewegen sich dagegen auf einem<br />

höheren Leistungsniveau und entsprechen<br />

da<strong>mit</strong> etwa denen auf herkömmlicher<br />

Basis. Wegen ihrer biologischen Abbaubarkeit<br />

werden sie bevorzugt bei Verlustschmierung<br />

eingesetzt, also dort, wo<br />

<strong>der</strong> verbrauchte <strong>Schmierstoff</strong> direkt in die<br />

Umwelt gelangen kann. Grundsätzlich ist<br />

ein gleich großer Streubereich in <strong>der</strong><br />

Qualität zu erwarten wie bei den herkömmlichen<br />

<strong>Schmierstoff</strong>en.<br />

33 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

4 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Schmierstoff</strong><br />

Die <strong>Schmierstoff</strong>menge, die ein Wälzlager<br />

benötigt, ist außerordentlich gering.<br />

In <strong>der</strong> Praxis bemißt man sie wegen <strong>der</strong><br />

Betriebssicherheit <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ung meist<br />

reichlicher. Zu viel <strong>Schmierstoff</strong> im <strong>Lager</strong><br />

kann jedoch schaden. Wenn überschüssiger<br />

<strong>Schmierstoff</strong> nicht entweichen kann,<br />

entstehen durch Plansch- o<strong>der</strong> Walkarbeit<br />

Temperaturen, bei denen <strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

geschädigt o<strong>der</strong> gar zerstört werden<br />

kann.<br />

Allgemein wird eine ausreichende <strong>Versorgung</strong><br />

sichergestellt<br />

– durch Wahl <strong>der</strong> richtigen <strong>Schmierstoff</strong>menge<br />

und -verteilung im <strong>Lager</strong><br />

– durch Beachtung <strong>der</strong> Gebrauchsdauer<br />

des <strong>Schmierstoff</strong>es und darauf abgestimmte<br />

<strong>Schmierstoff</strong>ergänzung o<strong>der</strong><br />

<strong>Schmierstoff</strong>wechsel<br />

– durch die konstruktive Gestaltung <strong>der</strong><br />

<strong>Lager</strong>stelle<br />

– durch das Schmierverfahren und die<br />

dafür erfor<strong>der</strong>lichen Geräte, Tabelle,<br />

Bild 20 (Seite 20)<br />

4.1 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Fett<br />

4.1.1 Geräte<br />

Bei Fettschmierung ist meist kein o<strong>der</strong><br />

nur geringer Geräteaufwand erfor<strong>der</strong>lich,<br />

um die <strong>Lager</strong> ausreichend zu schmieren.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>montage werden die <strong>Lager</strong><br />

meist von Hand gefettet, wenn nicht bereits<br />

vom Hersteller gefettete <strong>Lager</strong> eingebaut<br />

werden. Manchmal verwendet man<br />

zur Befettung auch Injektionsspritzen<br />

o<strong>der</strong> Fettpressen.<br />

Geräte für die Nachfettung sind im<br />

Abschnitt 4.1.5 aufgeführt.<br />

4.1.2 Erstbefettung und Neubefettung<br />

Beim Befetten <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> sind folgende<br />

Hinweise zu beachten:<br />

– <strong>Lager</strong> so <strong>mit</strong> Fett füllen, daß alle<br />

Funktionsflächen sicher Fett erhalten.<br />

– Gehäuseraum neben dem <strong>Lager</strong> nur so<br />

weit <strong>mit</strong> Fett füllen, daß das aus dem<br />

FAG 34<br />

<strong>Lager</strong> verdrängte Fett noch gut Platz<br />

findet. Hierdurch wird vermieden, daß<br />

zu viel Fett im <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> umläuft.<br />

Schließt an das <strong>Lager</strong> ein größerer und<br />

ungefüllter Gehäuseraum an, dann<br />

entweicht das aus dem <strong>Lager</strong> tretende<br />

Fett aus <strong>der</strong> un<strong>mit</strong>telbaren <strong>Lager</strong>umgebung,<br />

und die schmierunterstützende<br />

Wirkung für das <strong>Lager</strong> geht verloren.<br />

In einem solchen Fall sollte man<br />

<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Deck- o<strong>der</strong> Dichtscheiben<br />

einbauen o<strong>der</strong> durch Stauscheiben<br />

dafür sorgen, daß genügend Fett im<br />

<strong>Lager</strong>innenraum bleibt. Empfohlen<br />

wird eine Fettfüllung von ca. 30 % des<br />

freien <strong>Lager</strong>innenraums.<br />

– Sehr schnell umlaufende <strong>Lager</strong>, beispielsweise<br />

Spindellager, nur teilweise<br />

befüllen (20 bis 30 % des freien<br />

Raumes), um die Fettverteilung beim<br />

Anlauf <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> zu erleichtern und zu<br />

beschleunigen.<br />

– Langsam umlaufende <strong>Lager</strong><br />

(n · d m < 50 000 min –1 · mm) und<br />

<strong>der</strong>en Gehäuse voll <strong>mit</strong> Fett füllen.<br />

Die auftretende Walkreibung ist unbedeutend.<br />

Beidseitig <strong>mit</strong> Dichtscheiben (2RSR<br />

o<strong>der</strong> 2RS) o<strong>der</strong> Deckscheiben (2ZR o<strong>der</strong><br />

2Z) abgedichtete Rillenkugellager werden<br />

gefettet geliefert (siehe Erläuterungen<br />

zum Bild 39 auf Seite 40). Die eingebrachte<br />

Fettmenge füllt ca. 30 % des freien<br />

<strong>Lager</strong>raumes aus. Diese Füllmenge<br />

wird auch bei hohen Drehzahlkennwerten<br />

(n · d m > 400 000 min –1 · mm) gut<br />

vom <strong>Lager</strong> gehalten. Bei noch schneller<br />

drehenden <strong>Lager</strong>n ist <strong>der</strong> Füllungsgrad<br />

etwa 20 % des freien <strong>Lager</strong>raumes. Ein<br />

höherer Füllungsgrad abgedichteter <strong>Lager</strong><br />

führt zu mehr o<strong>der</strong> weniger kontinuierlichem<br />

Fettverlust, so lange, bis <strong>der</strong> normale<br />

Füllungsgrad erreicht ist.<br />

<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> drehendem Außenring können<br />

bei höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />

nur eine Füllung von ca. 15 % des<br />

freien <strong>Lager</strong>raumes halten.<br />

Richtiger Füllungsgrad schafft günstiges<br />

Reibungsverhalten und geringen Fettverlust.<br />

Bei höheren Drehzahlkennwerten<br />

stellt sich meistens während <strong>der</strong> Anlaufphase,<br />

gelegentlich auch über mehrere<br />

Stunden, erhöhte <strong>Lager</strong>temperatur ein,<br />

Bild 32.<br />

32: Reibungsmoment M r und Temperatur � eines frisch gefetteten<br />

Rillenkugellagers<br />

M r<br />

3<br />

2<br />

N·m<br />

1<br />

M r<br />

ϑ<br />

0<br />

0 1 2 h 3<br />

t<br />

100<br />

°C<br />

80<br />

60<br />

40<br />

ϑ


Die Temperatur ist um so höher und<br />

die Phase <strong>der</strong> erhöhten Temperatur um so<br />

länger, je stärker die <strong>Lager</strong> und die Räume<br />

neben den <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Fett gefüllt<br />

sind und je mehr <strong>der</strong> freie Fettaustritt erschwert<br />

wird. Abhilfe bringt ein sogenannter<br />

Intervalleinlauf <strong>mit</strong> entsprechend<br />

festgelegten Stillstandszeiten zur Abkühlung,<br />

wie er z. B. für Spindellagerungen<br />

von Werkzeugmaschinen angewandt<br />

wird.<br />

Voraussetzung für eine Lebensdauerschmierung<br />

ist, daß das eingebrachte Fett<br />

durch Dichtungen o<strong>der</strong> Stauscheiben im<br />

<strong>Lager</strong> o<strong>der</strong> in <strong>Lager</strong>nähe gehalten wird.<br />

Dieses Fett in <strong>Lager</strong>nähe bewirkt grundsätzlich<br />

eine Verlängerung <strong>der</strong> Schmierfrist,<br />

da bei höherer Temperatur das<br />

Depotfett Öl abgibt, das, zumindest teilweise,<br />

zur <strong>Lager</strong>schmierung beiträgt und<br />

durch Erschütterung gelegentlich wie<strong>der</strong><br />

Frischfett aus <strong>der</strong> Umgebung in das <strong>Lager</strong><br />

gelangt (Nachschmierung).<br />

Wenn eine hohe Temperatur am <strong>Lager</strong><br />

zu erwarten ist, sollte neben dem <strong>Lager</strong><br />

ein Fettdepot <strong>mit</strong> einer zum <strong>Lager</strong> hin<br />

freien, möglichst großen ölabgebenden<br />

Fläche vorgesehen werden. Das kann beispielsweise<br />

durch eine abgewinkelte Stauscheibe<br />

erreicht werden, Bild 40 (Seite<br />

40). Die günstige Menge für das Fettdepot<br />

beträgt das 3- bis 5fache des normalen<br />

Füllungsgrades entwe<strong>der</strong> auf einer<br />

Seite, o<strong>der</strong> besser zu gleichen Teilen<br />

rechts und links vom <strong>Lager</strong>.<br />

Bei unterschiedlichem Druck vor und<br />

hinter dem <strong>Lager</strong> kann eine Luftströmung<br />

das Fett und das abgegebene<br />

Grundöl aus dem <strong>Lager</strong> herausför<strong>der</strong>n,<br />

an<strong>der</strong>erseits jedoch auch Schmutz ins<br />

<strong>Lager</strong> hineinbringen. In solchen Fällen ist<br />

ein Druckausgleich über Durchbrüche<br />

und Bohrungen an den Umbauteilen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

4.1.3 Fettgebrauchsdauer<br />

Die Fettgebrauchsdauer ist die Zeit<br />

vom Anlauf bis zum Ausfall eines <strong>Lager</strong>s<br />

als Folge eines Versagens <strong>der</strong> Schmierung.<br />

Sie hängt ab von<br />

– Fettmenge<br />

– Fettart (Verdicker, Grundöl, Additive)<br />

– <strong>Lager</strong>bauart und -größe<br />

– Höhe und Art <strong>der</strong> Belastung<br />

– Drehzahlkennwert<br />

– <strong>Lager</strong>temperatur<br />

– Einbauverhältnissen<br />

Die Fettgebrauchsdauer wird durch<br />

Versuche – z. B. <strong>mit</strong> dem FAG Wälzlagerfettprüfgerät<br />

FE9 – im Labor er<strong>mit</strong>telt.<br />

Solche Versuche können nur statistisch<br />

ausgewertet werden, da selbst unter gleichen<br />

Versuchsbedingungen (gleiche Betriebsparameter,<br />

qualitativ gleiche <strong>Lager</strong>,<br />

gleiche Fettcharge) je nach Fettart <strong>mit</strong><br />

einer Streuung <strong>der</strong> Fettausfallzeiten bis<br />

1 : 10 zu rechnen ist. Fettgebrauchsdauerwerte<br />

lassen sich daher, ähnlich wie<br />

bei <strong>der</strong> Ermüdungslebensdauer <strong>der</strong> Wälzlager,<br />

nur für eine gewisse Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

angeben. Die Fettgebrauchsdauer<br />

F 10 eines bestimmten<br />

Fettes gilt für 10 % Ausfallwahrscheinlichkeit.<br />

4.1.4 Schmierfrist<br />

Die Schmierfrist wird definiert als die<br />

mindestens erreichte Fettgebrauchsdauer<br />

F10 von Standardfetten, die die Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />

nach DIN 51 825 erfüllen.<br />

Spätestens nach Ablauf <strong>der</strong> Schmierfrist<br />

ist das <strong>Lager</strong> neu zu befetten o<strong>der</strong><br />

nachzuschmieren, siehe Abschnitt 4.1.5.<br />

Für Standardfette auf Lithiumseifenbasis<br />

ist in Bild 33 die Schmierfrist tf für<br />

übliche Praxisfälle bei günstigen Umgebungsbedingungen<br />

aufgetragen. Ausgegangen<br />

wird von Lithiumseifenfetten<br />

<strong>der</strong> Konsistenzklasse 2–3 und Betriebstemperaturen<br />

bis 70 °C (gemessen am<br />

<strong>Lager</strong>außenring), die kleiner als die<br />

Grenztemperatur des Fettes sind, sowie<br />

Belastungen entsprechend P/C < 0,1.<br />

Bei höheren Belastungen o<strong>der</strong> Temperaturen<br />

ist die Schmierfrist geringer.<br />

Ab 70 °C (Grenztemperatur) ist bei<br />

Lithiumseifenfetten <strong>mit</strong> mineralischem<br />

Grundöl die Schmierfrist auf f3 · tf verkürzt.<br />

Bei Natron- und Kalziumseifenfetten<br />

liegt die Grenztemperatur bei 40<br />

bis 60 °C, bei Hochtemperaturfetten bei<br />

80 bis 100 °C o<strong>der</strong> höher.<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

In Bild 33 ist die Schmierfrist in Abhängigkeit<br />

von k f · n · d m aufgetragen.<br />

Für die einzelnen <strong>Lager</strong>bauarten gelten<br />

unterschiedliche Faktoren k f. Wenn<br />

Spannen genannt werden, sind für die<br />

schwereren Reihen die größeren Werte,<br />

für die leichteren Reihen die kleineren<br />

Werte anzusetzen.<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Fettgebrauchsdauer<br />

unter Idealbedingungen sind in Bild 33<br />

für die Schmierfrist bei günstigen Praxisbedingungen<br />

gewisse Sicherheiten berücksichtigt.<br />

Wälzlageranwen<strong>der</strong> rechnen<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schmierfrist, wenn die Fettgebrauchsdauer<br />

F 10 für das verwendete Fett<br />

nicht bekannt ist. Soll die ganze Leistungsfähigkeit<br />

eines Fettes ausgenutzt<br />

werden, so kann man bei idealen Betriebsbedingungen<br />

von <strong>der</strong> experimentell<br />

er<strong>mit</strong>telten Fettgebrauchsdauer F 10 ausgehen,<br />

o<strong>der</strong> man richtet sich nach Erfahrungswerten.<br />

Ungünstige Betriebs- und Umgebungsbedingungen<br />

bewirken eine Min<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Schmierfrist. Die vermin<strong>der</strong>te<br />

Schmierfrist t fq er<strong>mit</strong>telt man nach <strong>der</strong><br />

Beziehung<br />

t fq = t f · f 1 · f 2 · f 3 · f 4 · f 5 · f 6<br />

Min<strong>der</strong>ungsfaktoren f1 bis f6 siehe<br />

Tabelle, Bild 34 (Seite 37).<br />

Als beson<strong>der</strong>s fristverkürzend wirkt<br />

sich bei Spaltdichtungen eine Luftströmung<br />

durch das <strong>Lager</strong> aus. Die durchströmende<br />

Luft altert den <strong>Schmierstoff</strong>,<br />

führt Fett o<strong>der</strong> Öl aus dem <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> sich<br />

und transportiert auch Verunreinigungen<br />

in das <strong>Lager</strong>innere.<br />

Fett <strong>mit</strong> hoher Grundölviskosität<br />

(�40 ≥ 400 mm2 /s) gibt nur wenig Öl ab,<br />

beson<strong>der</strong>s bei niedriger Temperatur. Sein<br />

Einsatz bedingt kurze Schmierfristen.<br />

Durch die Dichtungen eingedrungene<br />

Verunreinigungen (auch Wasser) beeinträchtigen<br />

die Fettgebrauchsdauer.<br />

Für eine Reihe von <strong>Lager</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

Praxis läßt sich ein Gesamtmin<strong>der</strong>ungsfaktor<br />

q angeben, <strong>der</strong> alle ungünstigen<br />

Betriebs- und Umweltbedingungen<br />

berücksichtigt, Tabelle, Bild 35 auf<br />

Seite 37. Die vermin<strong>der</strong>te Schmierfrist tfq ergibt sich aus<br />

tfq = q · tf 35 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

Liegen außergewöhnliche Betriebsund<br />

Umweltbedingungen vor (hohe o<strong>der</strong><br />

tiefe Temperatur, hohe Belastung, hohe<br />

Umfangsgeschwindigkeit) und wird <strong>mit</strong><br />

Son<strong>der</strong>fetten geschmiert, die sich für diese<br />

Betriebsbedingungen als günstig erwiesen<br />

haben, kann in <strong>der</strong> Regel die sich aus<br />

dem Diagramm, Bild 33, ergebende<br />

Schmierfrist angesetzt werden.<br />

Die Schmierfrist-Min<strong>der</strong>ungsfaktoren<br />

f 1, f 2, f 5 und f 6 gelten grundsätzlich auch<br />

für Son<strong>der</strong>fette. Die Last und Temperatur<br />

betreffenden Min<strong>der</strong>ungsfaktoren f 3 und<br />

f 4 sowie die Grenztemperatur hierfür sind<br />

vom <strong>Schmierstoff</strong>hersteller – bei Arcanol-<br />

Fetten bei FAG – zu erfragen.<br />

FAG 36<br />

4.1.5 Nachschmierung, Nachschmierintervalle<br />

Eine Nachschmierung o<strong>der</strong> ein Fettwechsel<br />

ist erfor<strong>der</strong>lich, wenn die Fettgebrauchsdauer<br />

geringer ist als die zu erwartende<br />

<strong>Lager</strong>lebensdauer.<br />

Nachgeschmiert wird <strong>mit</strong> Fettpressen<br />

über Schmiernippel. Bei häufiger Nachschmierung<br />

sind Fettpumpen und volumetrische<br />

Dosierverteiler erfor<strong>der</strong>lich<br />

(Zentralschmierung, Fett-Sprühschmierung,<br />

siehe Seite 21 und 24). Wichtig ist,<br />

daß das Altfett vom Neufett verdrängt<br />

werden kann, da<strong>mit</strong> es zum Fettaustausch,<br />

nicht aber zur Überschmierung<br />

kommt.<br />

Werden die nach Bild 33 bis 35 er<strong>mit</strong>telten<br />

Schmierfristen merklich überschritten,<br />

ist je nach Fettqualität <strong>mit</strong><br />

einer erhöhten <strong>Lager</strong>ausfallrate aufgrund<br />

versagenden <strong>Schmierstoff</strong>s zu rechnen.<br />

Deshalb ist ein rechtzeitiger Fettwechsel<br />

o<strong>der</strong> eine Nachschmierung einzuplanen.<br />

Fettwechselfristen sollten so festgelegt<br />

werden, daß sie nicht länger als die<br />

vermin<strong>der</strong>ten Schmierfristen t fq sind.<br />

33: Schmierfristen bei günstigen Umgebungsbedingungen. Fettgebrauchsdauer F 10 für Standardfette auf Lithiumseifenbasis<br />

nach DIN 51825, bei 70 °C, Ausfallwahrscheinlichkeit 10 %.<br />

t f [h]<br />

Schmierfrist<br />

100 000<br />

50 000<br />

30 000<br />

20 000<br />

10 000<br />

5 000<br />

3 000<br />

2 000<br />

1 000<br />

500<br />

300<br />

200<br />

20<br />

30 50 70 100 150 200 300 500 700 1000 1500 2000<br />

k f · n · d m [10 3 min -1 ·mm]<br />

<strong>Lager</strong>bauart k f <strong>Lager</strong>bauart k f<br />

Rillenkugellager einreihig 0,9...1,1 Zylin<strong>der</strong>rollenlager einreihig 3...3,5*)<br />

zweireihig 1,5 zweireihig 3,5<br />

Schrägkugellager einreihig 1,6 vollrollig 25<br />

zweireihig 2 Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager 90<br />

Spindellager � = 15° 0,75 Nadellager 3,5<br />

� = 25° 0,9 Kegelrollenlager 4<br />

Vierpunktlager 1,6 Tonnenlager 10<br />

Pendelkugellager 1,3...1,6 Pendelrollenlager ohne Borde ("E") 7...9<br />

Axial-Rillenkugellager 5...6 Pendelrollenlager <strong>mit</strong> Mittelbord 9...12<br />

Axial-Schrägkugellager zweireihig 1,4<br />

*) für radial und konstant axial belastete <strong>Lager</strong>; bei wechseln<strong>der</strong><br />

Axiallast gilt k f = 2


34: Min<strong>der</strong>ungsfaktoren f 1 ... f 6 für<br />

ungünstige Betriebs- und Umweltverhältnisse<br />

Einfluß von Staub und Feuchtigkeit an<br />

den Funktionsflächen des <strong>Lager</strong>s<br />

mäßig f 1 = 0,9...0,7<br />

stark f 1 = 0,7...0,4<br />

sehr stark f 1 = 0,4...0,1<br />

Einfluß von stoßartiger Belastung,<br />

Vibrationen und Schwingungen<br />

mäßig f 2 = 0,9...0,7<br />

stark f 2 = 0,7...0,4<br />

sehr stark f 2 = 0,4...0,1<br />

Einfluß höherer <strong>Lager</strong>temperatur<br />

mäßig (bis 75 °C) f 3 = 0,9...0,6<br />

stark (75 bis 85 °C) f 3 = 0,6...0,3<br />

sehr stark (85 bis 120 °C) f 3 = 0,3...0,1<br />

Einfluß hoher Belastung<br />

P/C = 0,1...0,15 f 4 = 1,0...0,7<br />

P/C = 0,15...0,25 f 4 = 0,7...0,4<br />

P/C = 0,25...0,35 f 4 = 0,4...0,1<br />

Einfluß von Luftströmung durch das<br />

<strong>Lager</strong><br />

geringe Strömung f 5 = 0,7...0,5<br />

starke Strömung f 5 = 0,5...0,1<br />

Bei Zentrifugalwirkung o<strong>der</strong> bei<br />

senkrechter Welle<br />

je nach Abdichtung f 6 = 0,7...0,5<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

35: Gesamtmin<strong>der</strong>ungsfaktoren q für verschiedene Anwendungsgebiete<br />

Staub Stoßbelastung höhere hohe Luft- Faktor<br />

Feuchtig- Vibrationen Lauf- Bela- strömung<br />

keit Schwingungen tempe- stung<br />

ratur q<br />

Stationärer E-Motor - - - - - 1<br />

Reitstockspitze - - - - - 1<br />

Schleifspindel - - - - - 1<br />

Flächenschleifmaschine - - - - - 1<br />

Kreissägewelle • - - - - 0,8<br />

Schwungrad einer<br />

Karosseriepresse • - - - - 0,8<br />

Hammermühle • - - - - 0,8<br />

Leistungsbremse - - • - - 0,7<br />

Radsatzlagerung für<br />

Lokomotiven • • - - - 0,7<br />

Elektromotor belüftet - - - - • 0,6<br />

Seil-Umlenkscheiben<br />

einer Bergbahn • • - - - - 0,6<br />

Pkw-Vor<strong>der</strong>rad • • - - - 0,6<br />

Textilspindel - • • • - - - 0,3<br />

Backenbrecher • • • • - • - 0,2<br />

Vibrationsmotor • • • • • - - 0,2<br />

Siebsaugwalze • • • - - - - 0,2<br />

Naßpreßwalze • • • - - - - 0,2<br />

Arbeitswalze (Walzwerk) • • • - • - - 0,2<br />

Zentrifuge • - - • • - 0,2<br />

Schaufelradlagerung<br />

eines Abraumgeräts • • • - - • - 0,1<br />

Sägegatter • • • • - - -


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

Bei einer Nachschmierung wird ein<br />

Austausch von Neufett gegen Altfett<br />

meist nur teilweise erreicht, weshalb die<br />

Nachschmierintervalle entsprechend kürzer<br />

anzusetzen sind (übliche Nachschmierintervalle<br />

0,5 bis 0,7 · t fq). Welche<br />

Nachschmiermengen in solchen Fällen<br />

üblich sind, kann dem Bild 36 entnommen<br />

werden.<br />

36: Fett-Nachschmiermengen<br />

Nachschmiermenge m1 bei wöchentlicher bis<br />

jährlicher Nachschmierung<br />

m1 = D · B · x [g]<br />

Nachschmierung x<br />

wöchentlich 0,002<br />

monatlich 0,003<br />

jährlich 0,004<br />

Nachschmiermenge m2 bei extrem<br />

kurzem Nachschmierintervall<br />

m2 = (0,5...20) · V [kg/h]<br />

Nachschmiermenge m3 vor Wie<strong>der</strong>inbetriebnahme<br />

nach mehrjährigem<br />

Stillstand<br />

m3 = D · B · 0,01 [g]<br />

V = freier Raum im <strong>Lager</strong><br />

≈π/4 · B · (D2 – d2 ) · 10 –9 – G/7800 [m3 ]<br />

d = <strong>Lager</strong>bohrungsdurchmesser [mm]<br />

D = <strong>Lager</strong>außendurchmesser [mm]<br />

B = <strong>Lager</strong>breite [mm]<br />

G = <strong>Lager</strong>gewicht [kg]<br />

Nur eine Fettergänzung ist vorzunehmen,<br />

wenn bei <strong>der</strong> Nachschmierung das<br />

Altfett nicht abgeführt werden kann (keine<br />

Freiräume im Gehäuse, keine Fettaustrittsbohrung,<br />

kein Fettventil). Die zugeführte<br />

Fettmenge sollte dann begrenzt<br />

werden, um eine Überschmierung zu vermeiden.<br />

Eine reichliche Nachschmierung ist<br />

angebracht, wenn im Gehäuse große Freiräume<br />

sind, Fettmengenregler, Fettaustrittsbohrung<br />

o<strong>der</strong> Fettventile vorhanden<br />

sind o<strong>der</strong> bei geringen Drehzahlen entsprechend<br />

n · d m ≤ 100 000 min –1 · mm.<br />

In solchen Fällen ist die Temperaturerhöhung<br />

durch Fettwalkreibung gering.<br />

FAG 38<br />

Reichliche Nachschmierung verbessert<br />

den Austausch von Alt- gegen Neufett<br />

und unterstützt die Abdichtung gegen<br />

Staub und Feuchtigkeit. Günstig ist eine<br />

Nachschmierung bei betriebswarmem<br />

und umlaufendem <strong>Lager</strong>.<br />

Ein Fettaustausch ist bei langen<br />

Schmierfristen anzustreben. Einen weitgehenden<br />

Austausch von Alt- gegen Neufett<br />

erreicht man <strong>mit</strong> Hilfe einer größeren<br />

Fettmenge. Eine große Nachschmiermenge<br />

ist vor allem dann erfor<strong>der</strong>lich, wenn<br />

aufgrund höherer Temperatur das Altfett<br />

vorgeschädigt ist. Um möglichst viel Altfett<br />

durch den "Spüleffekt" abzuführen,<br />

wird <strong>mit</strong> einer Menge nachgeschmiert,<br />

die bis zu dreimal so groß ist wie die in<br />

Bild 36 angegebene Fettmenge. Nicht alle<br />

Fette eignen sich für eine Spülschmierung.<br />

Geeignete Fette empfehlen die<br />

<strong>Schmierstoff</strong>hersteller. Eine gleichmäßige<br />

Fettführung über den <strong>Lager</strong>umfang erleichtert<br />

den Fettaustausch. Konstruktive<br />

Beispiele hierzu zeigen die Bil<strong>der</strong> 42 bis<br />

46. Voraussetzung für einen weitgehenden<br />

Austausch von Alt- gegen Neufett ist,<br />

daß das Altfett frei entweichen kann o<strong>der</strong><br />

ein ausreichend großer Raum zur Aufnahme<br />

des Altfettes zur Verfügung steht.<br />

Sehr kurze Nachschmierintervalle<br />

(täglich o<strong>der</strong> kürzer) ergeben sich dann,<br />

wenn extreme Beanspruchungen vorliegen<br />

(n · d m > 500 000 min –1 · mm; P/C > 0,3;<br />

t > 140 °C o<strong>der</strong> Kombinationen auch<br />

niedrigerer Werte). In solchen Fällen ist<br />

<strong>der</strong> Einsatz einer Schmierfettpumpe<br />

gerechtfertigt. Es ist darauf zu achten,<br />

daß das Fett im <strong>Lager</strong>, im Gehäuse und in<br />

<strong>der</strong> Zuführleitung ausreichend för<strong>der</strong>bar<br />

bleibt. Bei sehr hoher Temperatur kann<br />

an diesen Stellen eine Verfestigung auftreten,<br />

die eine weitere Nachschmierung<br />

verhin<strong>der</strong>t. Die Folge einer solchen Verfestigung<br />

kann auch ein Blockieren <strong>der</strong><br />

Dosierventile sein.<br />

Eine Unterstützung <strong>der</strong> Abdichtung<br />

durch austretendes Fett erreicht man,<br />

wenn ständig in kurzen Abständen kleine<br />

Mengen nachgeschmiert werden. Die<br />

Nachschmiermenge pro Stunde kann<br />

hierbei 1 / 2- bis mehrfach so groß wie die<br />

in den freien <strong>Lager</strong>innenraum passende<br />

Fettmenge sein. Bei Anwendung <strong>der</strong> in<br />

Bild 36 empfohlenen Mengen m 2 für extrem<br />

kurze Nachschmierintervalle beträgt<br />

die Austrittsgeschwindigkeit des Fettes<br />

am Dichtspalt je nach Spaltweite<br />

2 cm/Tag und mehr.<br />

Bei hoher Temperatur ist Fettschmierung<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>mit</strong> billigem, nur kurzzeitig<br />

stabilem Fett o<strong>der</strong> teurem, temperaturstabilem<br />

Fett möglich. Für die<br />

kurzzeitig stabilen Fette haben sich Nachschmiermengen<br />

entsprechend 1 bis 2 %<br />

des freien <strong>Lager</strong>raumes pro Stunde für die<br />

Schmierung gut bewährt. Bei stabilen<br />

und sehr teuren Son<strong>der</strong>fetten reichen bereits<br />

deutlich geringere Nachschmiermengen<br />

aus. Bei solch kleinen Mengen ist<br />

allerdings die Zuführung direkt in das<br />

<strong>Lager</strong> unbedingt erfor<strong>der</strong>lich. Kleine<br />

Nachschmiermengen sind auch bei<br />

hohen Umfangsgeschwindigkeiten möglich.<br />

Sie erhöhen Reibungsmoment und<br />

Temperatur nur wenig. Kleine Nachschmiermengen<br />

belasten die Umwelt weniger.<br />

Allerdings ist dafür ein höherer<br />

Aufwand erfor<strong>der</strong>lich. Eine gezielte Fettzuführung<br />

<strong>mit</strong> sehr kleinen Dosiermengen<br />

kann <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Fettsprühschmierung<br />

erreicht werden, Bild 25 (Seite 24).<br />

Eine Mischung unterschiedlicher<br />

Fettsorten läßt sich oft nicht ausschließen,<br />

wenn nachgeschmiert wird. Als relativ<br />

unbedenklich haben sich Mischungen<br />

aus Fetten gleicher Verseifungsbasis erwiesen.<br />

Die grundsätzliche Mischbarkeit<br />

von Ölen und Fetten zeigen die Tabellen,<br />

Bil<strong>der</strong> 37 und 38.<br />

Bei <strong>der</strong> Mischung nicht verträglicher<br />

Fette kann es zu starken Strukturän<strong>der</strong>ungen<br />

kommen, auch eine starke Erweichung<br />

des Mischfettes ist möglich. Wird<br />

bewußt auf eine an<strong>der</strong>e Fettsorte umgestellt,<br />

so sollte eine Nachschmierung <strong>mit</strong><br />

großer Menge (Fettspülung) vorgenommen<br />

werden, sofern die konstruktive Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Einbaustelle dies zuläßt. Eine<br />

eventuell weitere Nachschmierung sollte<br />

nach einem verkürzten Zeitraum vorgenommen<br />

werden.


37: Mischbarkeit von Ölen<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

Grundöle Mineralöl Polyalpha- Esteröl Polyglykolöl Silikonöl Silikonöl Polyphenyl- Alkoxyfluoröl<br />

olefin (Methyl) (Phenyl) etheröl<br />

Mineralöl + + + 2 ) - o o -<br />

Polyalphaolefin 1 ) + + 2 ) - o o -<br />

Esteröl 1 ) + + o - o + -<br />

Polyglykolöl 2 ) 2 ) o + - - - -<br />

Silikonöl<br />

(Methyl)<br />

- - - - + + - -<br />

Silikonöl<br />

(Phenyl)<br />

o o o 2 ) + + + -<br />

Polyphenyletheröl<br />

1 ) 1 ) 1 ) 2 ) - 1 ) + -<br />

Alkoxyfluoröl - - - - - - - +<br />

+ Mischung zulässig<br />

o meist verträglich, im Einzelfall zu prüfen<br />

- Mischung nicht zulässig<br />

1 ) zwar mischbar, jedoch soll prinzipiell nicht <strong>mit</strong> einem <strong>Schmierstoff</strong> nachgeschmiert werden, <strong>der</strong> ein geringeres Leistungsvermögen hat als <strong>der</strong><br />

Ausgangsschmierstoff<br />

2 ) in <strong>der</strong> Regel nicht verträglich, im Einzelfall zu prüfen<br />

38: Mischbarkeit von Schmierfetten<br />

Verdicker Nachschmierfett<br />

Verdicker Li- Li- Na- Na- Ca- Ba- Al- Bentonit/ Poly- PTFE<br />

Ausgangsfett Seife Komplex seife Komplex Komplex Komplex Komplex Hectorit harnstoff<br />

Li-Seife + + - o o o - - o -<br />

Li-Komplex 1 ) + - o o o o - o -<br />

Na-Seife - - + + o o - - + -<br />

Na-Komplex - o 1 ) + o o o - o -<br />

Ca-Komplex 1 ) o - o + + o - o -<br />

Ba-Komplex 1 ) o - o + + o - o -<br />

Al-Komplex 1 ) o - o o o + - o -<br />

Bentonit/<br />

Hectorit<br />

- o - o o o - + o -<br />

Polyharnstoff<br />

1 ) o - o o o - - + -<br />

PTFE - - - - - - - - - +<br />

+ in <strong>der</strong> Regel gut verträglich<br />

o meist verträglich, im Einzelfall zu prüfen<br />

- in <strong>der</strong> Regel nicht verträglich<br />

1 ) zwar mischbar, jedoch soll prinzipiell nicht <strong>mit</strong> einem <strong>Schmierstoff</strong> nachgeschmiert werden, <strong>der</strong> ein geringeres Leistungsvermögen hat als <strong>der</strong><br />

Ausgangsschmierstoff<br />

39 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

4.1.6 Beispiele zur Fettschmierung<br />

Bild 39: Abgedichtete und bei <strong>der</strong><br />

Herstellung <strong>mit</strong> Fett gefüllte Wälzlager<br />

ermöglichen einfache Konstruktionen.<br />

Deckscheiben o<strong>der</strong> Dichtscheiben werden,<br />

je nach Anwendungsfall, als einzige<br />

Abdichtung o<strong>der</strong> zusätzlich zu einer weiteren<br />

Vordichtung vorgesehen. Berührende<br />

(Ausführung RSR o<strong>der</strong> RS) Dichtscheiben<br />

erhöhen die <strong>Lager</strong>temperatur<br />

durch die Dichtungsreibung. Deckscheiben<br />

(ZR o<strong>der</strong> Z) und nicht berührende<br />

Dichtscheiben (RSD) bilden einen Spalt<br />

zum Innenring und beeinflussen daher<br />

die Reibung nicht. Die beidseitig abgedichteten<br />

Rillenkugellager sind standardmäßig<br />

<strong>mit</strong> einem Lithiumseifenfett <strong>der</strong><br />

Konsistenzklasse 2 o<strong>der</strong> 3 gefettet, wobei<br />

das weichere Fett für kleine <strong>Lager</strong> verwendet<br />

wird. Die eingebrachte Fettmenge<br />

füllt ca. 30 % des freien <strong>Lager</strong>raumes aus.<br />

Sie ist so festgelegt, daß bei normalen Betriebs-<br />

und Umweltbedingungen eine<br />

hohe Gebrauchsdauer erreicht wird. Das<br />

Fett verteilt sich während einer kurzen<br />

Einlaufphase und setzt sich zum großen<br />

Teil im ungestörten Teil des freien <strong>Lager</strong>raumes<br />

ab, also an den Innenseiten <strong>der</strong><br />

Scheiben. Danach ist keine nennenswerte<br />

Umlaufteilnahme mehr festzustellen, und<br />

das <strong>Lager</strong> läuft reibungsarm. Nach Beendigung<br />

<strong>der</strong> Einlaufphase beträgt die Reibung<br />

nur noch 30 bis 50 % <strong>der</strong> Startreibung.<br />

Bild 40: Das Rillenkugellager ist einseitig<br />

abgedichtet. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

ist eine Stauscheibe <strong>mit</strong> Fettdepot angeordnet.<br />

So verfügt das <strong>Lager</strong> über eine<br />

größere Fettmenge in <strong>Lager</strong>nähe, jedoch<br />

nicht im <strong>Lager</strong> selbst. Bei hoher Temperatur<br />

gibt das Fettdepot intensiv und langfristig<br />

Öl an das Rillenkugellager ab. So<br />

werden längere Laufzeiten erzielt, ohne<br />

daß zusätzliche <strong>Schmierstoff</strong>reibung auftritt.<br />

Geeignete Fette empfiehlt FAG auf<br />

Anfrage.<br />

Bild 41: Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> För<strong>der</strong>wirkung<br />

o<strong>der</strong> bei <strong>Lager</strong>ungen <strong>mit</strong> senkrechter Welle<br />

bewirkt eine Stauscheibe, daß das Fett<br />

nicht o<strong>der</strong> nicht so rasch aus dem <strong>Lager</strong><br />

austritt. Beson<strong>der</strong>s bei <strong>Lager</strong>bauarten, die<br />

höhere Gleitanteile und eine ausgeprägte<br />

För<strong>der</strong>wirkung haben (z. B. Kegelrollenlager),<br />

ist bei höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />

eine vorgeschaltete Stauscheibe<br />

vorteilhaft, wenn auch nicht immer ausreichend.<br />

Eine weitere Maßnahme, die<br />

Fettversorgung zu sichern, ist die kurzfristige<br />

Nachschmierung.<br />

39: Abgedichtete und vom Wälzlagerhersteller gefettete <strong>Lager</strong><br />

40: Durch die winkelige Stauscheibe zwischen <strong>Lager</strong> und Dichtung wird ein Fettdepot geschaffen.<br />

FAG 40<br />

39 40<br />

Bild 42: Über eine Schmiernut und<br />

mehrere Schmierbohrungen im <strong>Lager</strong>außenring<br />

wird Fett in das <strong>Lager</strong>innere<br />

gepreßt. Durch die un<strong>mit</strong>telbare und<br />

symmetrische Zuführung des Fettes wird<br />

eine gleichmäßige <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> beiden<br />

Rollenreihen erreicht. Für die Aufnahme<br />

des Altfettes sind auf beiden Seiten ausreichend<br />

große Räume o<strong>der</strong> Fettaustrittsöffnungen<br />

vorzusehen.<br />

Bild 43: Das Pendelrollenlager wird<br />

von <strong>der</strong> Seite aus nachgeschmiert. Auf <strong>der</strong><br />

Gegenseite soll beim Nachschmieren Fett<br />

austreten. Dabei kann ein Fettstau auftreten,<br />

wenn häufig große Mengen nachgeschmiert<br />

werden und gegen den Austritt<br />

Wi<strong>der</strong>stand geboten wird. Abhilfe bringt<br />

eine Fettaustrittsbohrung o<strong>der</strong> ein Fettventil.<br />

Während <strong>der</strong> Anlaufphase kommt<br />

es infolge <strong>der</strong> Fettbewegung zu einer<br />

Temperatursteigerung (rund 20 bis 30 K<br />

über <strong>der</strong> Beharrungstemperatur), die eine<br />

o<strong>der</strong> mehrere Stunden andauern kann.<br />

Starken Einfluß auf den Temperaturverlauf<br />

haben Fettart und -konsistenz.<br />

Bild 44: Ist ein Fettmengenregler eingebaut,<br />

so besteht bei größeren Nachschmierintervallen,<br />

höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />

und Verwendung<br />

eines gut för<strong>der</strong>baren Fettes die Gefahr,


daß nur wenig Fett auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Reglerscheibe<br />

im <strong>Lager</strong> verbleibt. Abhilfe<br />

kann dadurch geschaffen werden, daß <strong>der</strong><br />

Spalt zwischen <strong>der</strong> umlaufenden Reglerscheibe<br />

und dem stillstehenden äußeren<br />

Teil zur Welle hin verlagert wird. Bei<br />

einem normalen Fettmengenregler <strong>mit</strong><br />

außen liegendem Spalt, Bild 44a, ergibt<br />

sich eine starke För<strong>der</strong>wirkung. Eine<br />

mäßige För<strong>der</strong>wirkung wird erzielt, wenn<br />

<strong>der</strong> Spalt etwa auf dem Teilkreisdurchmesser<br />

des <strong>Lager</strong>s angeordnet ist, Bild<br />

44b. Bei innen liegendem Spalt, Bild 44c,<br />

wird praktisch keine För<strong>der</strong>wirkung<br />

mehr erzielt; die Scheibe wirkt als Stauscheibe<br />

und hält das Fett am <strong>Lager</strong>.<br />

41: Durch eine Stauscheibe wird Fett im <strong>Lager</strong> und in <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>nähe gehalten.<br />

42: Zuführung des Fettes durch den<br />

<strong>Lager</strong>außenring<br />

falsch richtig<br />

43: Fettnachschmierung.<br />

Überschmierung wird durch die<br />

Austrittsbohrung verhin<strong>der</strong>t.<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

44: Die För<strong>der</strong>wirkung <strong>der</strong><br />

Reglerscheibe richtet sich nach<br />

dem Scheibendurchmesser.<br />

a<br />

b<br />

c<br />

41 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Fett<br />

Bild 45: Bei <strong>der</strong> Nachschmierung gelangt<br />

das Fett über die Bohrung S in <strong>der</strong><br />

Scheibe Z un<strong>mit</strong>telbar in den Ringspalt<br />

zwischen Käfig und Außenring. Das bei<br />

<strong>der</strong> Nachschmierung verdrängte Fett<br />

sammelt sich im Raum F, <strong>der</strong> von Zeit zu<br />

Zeit über die Öffnung B entleert werden<br />

muß. Die Kammer K auf <strong>der</strong> rechten <strong>Lager</strong>seite<br />

wird bei <strong>der</strong> Montage <strong>mit</strong> Fett gefüllt;<br />

sie soll die Abdichtung verbessern.<br />

Bei <strong>der</strong> Nachschmierung im Stillstand<br />

wird ein guter Austausch von Alt- gegen<br />

Neufett erreicht, wenn die Bohrungen S<br />

über dem Umfang so angeordnet sind,<br />

daß das Fett gleichmäßig über den Umfang<br />

zum <strong>Lager</strong> gelangt. Die Bohrungen<br />

S, die im Bereich <strong>der</strong> Einfüllbohrung C<br />

liegen, müssen daher weiter voneinan<strong>der</strong><br />

entfernt sein als die diametral liegenden<br />

Bohrungen. So wird ein gleichmäßiger<br />

Strömungswi<strong>der</strong>stand erreicht, und das<br />

nachgeschmierte Fett schiebt das Altfett<br />

gleichmäßig aus dem <strong>Lager</strong>. Große Nachschmiermengen<br />

begünstigen den Austausch<br />

von Alt- gegen Neufett.<br />

45: Gezielte seitliche Nachschmierung<br />

durch Scheibe <strong>mit</strong> Bohrungen<br />

F<br />

B<br />

FAG 42<br />

C<br />

Z<br />

S<br />

K<br />

Bild 46: Das Schrägkugellagerpaar<br />

wird durch Schmierbohrungen in <strong>der</strong><br />

zwischen den <strong>Lager</strong>n angebrachten Scheibe<br />

<strong>mit</strong> frischem Fett versorgt. Ein Fettstau<br />

wird dadurch vermieden, daß am<br />

kleinen Durchmesser <strong>der</strong> Innenringe Fett<br />

zugeführt wird; die Zentrifugalkraft för<strong>der</strong>t<br />

es zum größeren Durchmesser nach<br />

außen. Diese Wirkung tritt natürlich nur<br />

auf bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> asymmetrischem<br />

Querschnitt, also bei Schrägkugellagern<br />

und Kegelrollenlagern. Wird ein <strong>Lager</strong>paar<br />

<strong>mit</strong> symmetrischem Querschnitt von<br />

<strong>der</strong> Mitte aus geschmiert, so sollte neben<br />

jedem einzelnen <strong>Lager</strong> eine Reglerscheibe<br />

o<strong>der</strong> Austrittsöffnung angeordnet werden.<br />

Wichtig ist, daß <strong>der</strong> Austrittswi<strong>der</strong>stand<br />

an je<strong>der</strong> Stelle etwa gleich groß ist.<br />

Ist das nicht <strong>der</strong> Fall, dann entsteht eine<br />

Fettführung vorzugsweise zur Seite des<br />

geringeren Austrittswi<strong>der</strong>stands. Der Gegenseite<br />

droht Mangelschmierung.<br />

46: Schmierung eines <strong>Lager</strong>paares<br />

von <strong>der</strong> Mitte aus<br />

Wie die Beispiele zeigen, ist eine<br />

zweckmäßige Fettführung meist aufwendig.<br />

Diesen Aufwand treibt man vorzugsweise<br />

bei teuren Maschinen o<strong>der</strong> schwierigen<br />

Betriebsverhältnissen wie hoher<br />

Drehzahl, Belastung o<strong>der</strong> Temperatur. In<br />

diesen Fällen muß <strong>der</strong> Austausch des verbrauchten<br />

Fettes gewährleistet und eine<br />

Überschmierung ausgeschlossen sein.<br />

Daß <strong>der</strong> erwähnte Aufwand an<strong>der</strong>erseits<br />

im normalen Anwendungsfall nicht nötig<br />

ist, beweisen betriebssichere <strong>Lager</strong>ungen<br />

<strong>mit</strong> seitlichen Fettpolstern. Diese Fettpolster<br />

zu beiden <strong>Lager</strong>seiten geben allmählich<br />

Öl zur Schmierung <strong>der</strong> Kontaktflächen<br />

ab und bieten einen zusätzlichen<br />

Schutz vor Verunreinigung des <strong>Lager</strong>inneren.<br />

Bei Nachschmierung ist hier jedoch<br />

nicht sicher, daß das Neufett alle<br />

Kontaktstellen erreicht. Da dabei außerdem<br />

Verunreinigungen in das <strong>Lager</strong> gelangen<br />

können, ist es in solchen Fällen<br />

besser, auf regelmäßige Nachschmierung<br />

zu verzichten und eine Langzeitschmierung<br />

vorzusehen. Bei einer Maschinenüberholung<br />

kann man die <strong>Lager</strong> ausbauen,<br />

auswaschen und <strong>mit</strong> neuem Fett füllen.


4.2 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Öl<br />

4.2.1 Geräte<br />

Wenn keine Tauchschmierung vorgesehen<br />

ist, muß das Öl über Geräte den<br />

<strong>Lager</strong>stellen zugeführt werden. Der Geräteaufwand<br />

hängt von dem gewählten<br />

Schmierverfahren ab. Öl wird zugeführt<br />

durch Pumpen, wenn <strong>mit</strong> größeren und<br />

kleineren Mengen geschmiert wird, durch<br />

Ölnebelanlagen, Öl-Luft-Anlagen, Ölzentralschmieranlagen<br />

bei Schmierung<br />

<strong>mit</strong> kleinen und sehr kleinen Mengen.<br />

Die Dosierung des Öles erfolgt <strong>mit</strong> Hilfe<br />

von Dosierelementen, Drosseln und Düsen.<br />

Ausführlichere Hinweise zu den gebräuchlichsten<br />

Schmieranlagen sind im<br />

Kapitel 2 "Schmierverfahren" enthalten.<br />

4.2.2 Tauchschmierung<br />

Bei <strong>der</strong> Tauchschmierung, auch als<br />

Badschmierung o<strong>der</strong> Sumpfschmierung<br />

bezeichnet, steht das <strong>Lager</strong> zum Teil im<br />

Ölsumpf. Der Ölstand bei horizontaler<br />

<strong>Lager</strong>achse ist so zu bemessen, daß <strong>der</strong><br />

unterste Rollkörper des <strong>Lager</strong>s im Stillstand<br />

zur Hälfte o<strong>der</strong> ganz in das Öl eintaucht,<br />

Bild 47.<br />

Das Öl wird bei umlaufendem <strong>Lager</strong><br />

teilweise von den Rollkörpern und vom<br />

Käfig <strong>mit</strong>genommen und so über den<br />

Umfang verteilt. Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> asymmetrischem<br />

Querschnitt, die das Öl för<strong>der</strong>n,<br />

müssen für das Öl Rücklaufkanäle vorgesehen<br />

werden, so daß sich ein Umlauf<br />

einstellt. Ein Ölstand über den untersten<br />

Rollkörper hinaus führt vor allem bei<br />

hohen Umfangsgeschwindigkeiten infolge<br />

<strong>der</strong> Planschreibung zu erhöhter <strong>Lager</strong>temperatur<br />

und oft auch zu Schaumbildung.<br />

Bei Drehzahlkennwerten von<br />

n· d m < 150 000 min –1 · mm darf <strong>der</strong> Ölstand<br />

auch höher sein. Läßt es sich nicht<br />

vermeiden, daß ein Wälzlager vollständig<br />

im Öl steht, beispielsweise bei vertikaler<br />

<strong>Lager</strong>achse, ist das Reibungsmoment<br />

zwei- bis dreimal so hoch wie bei normalem<br />

Ölstand. Die Grenze <strong>der</strong> Tauchschmierung<br />

liegt normalerweise bei<br />

einem Drehzahlkennwert von n · d m =<br />

300 000 min –1 · mm, bei häufigem Ölwechsel<br />

auch bis 500 000 min –1 · mm.<br />

Ab n · d m = 300 000 min –1 · mm liegt die<br />

<strong>Lager</strong>temperatur oft über 70 °C. Bei<br />

Tauchschmierung sollte <strong>der</strong> Ölstand regelmäßig<br />

kontrolliert werden.<br />

Die Ölwechselfrist hängt von <strong>der</strong> Verschmutzung<br />

und vom Alterungszustand<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

des Öles ab. Die Alterung wird durch die<br />

Anwesenheit von Sauerstoff, Metallabrieb<br />

(Katalysator) und hohe Temperatur geför<strong>der</strong>t.<br />

Aus <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Neutralisationszahl<br />

NZ und <strong>der</strong> Verseifungszahl<br />

VZ können <strong>der</strong> Ölhersteller und <strong>der</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> entsprechenden Ölsorte gut vertraute<br />

Praktiker den Alterungszustand beurteilen.<br />

Unter normalen Bedingungen sollten<br />

Ölwechselfristen, wie sie im Diagramm,<br />

Bild 48, angegeben sind, eingehalten<br />

werden. Vorausgesetzt ist dabei, daß die<br />

<strong>Lager</strong>temperatur 80 °C nicht übersteigt<br />

und daß die Verschmutzung durch<br />

Fremdstoffe und Wasser gering bleibt.<br />

Wie aus dem Diagramm hervorgeht, erfor<strong>der</strong>n<br />

Gehäuse <strong>mit</strong> geringen Ölmengen<br />

einen häufigen Ölwechsel. In <strong>der</strong> Einlaufperiode<br />

kann <strong>der</strong> Ölwechsel wegen <strong>der</strong><br />

höheren Temperatur und stärkeren Verschmutzung<br />

durch Verschleißpartikel bereits<br />

nach sehr kurzer Zeit notwendig<br />

werden. Das gilt beson<strong>der</strong>s für Wälzlager,<br />

die gemeinsam <strong>mit</strong> Zahnrä<strong>der</strong>n geschmiert<br />

werden. Oft wird wegen des<br />

steigenden Gehaltes an festen und flüssigen<br />

Verunreinigungen ein vorzeitiger<br />

Ölwechsel vorgenommen. Die zulässigen<br />

Mengen an festen Verunreinigungen richten<br />

sich nach Größe und Härte <strong>der</strong> Teil-<br />

47: Ölstand bei Tauchschmierung 48: Ölmenge und Ölwechselfrist in Abhängigkeit von <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>bohrung<br />

d<br />

<strong>Lager</strong>bohrung<br />

300<br />

mm<br />

200<br />

100<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Ölwechselfrist 2-3 Monate<br />

10 0,2 0,4 0,6 1,0 2 4 6 8 10 l 20<br />

Ölmenge<br />

10-12 Monate<br />

43 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

chen (siehe Abschnitt 5.1.1 "Feste<br />

Fremdstoffe", Seite 54).<br />

Der zulässige Wassergehalt im Öl<br />

hängt von <strong>der</strong> Ölsorte ab und ist vom Ölhersteller<br />

zu erfragen. Freies Wasser führt<br />

zur Korrosion, beschleunigt die Ölalterung<br />

durch Hydrolyse, bildet <strong>mit</strong> den<br />

EP-Zusätzen aggressive Stoffe und beeinträchtigt<br />

die Ausbildung eines tragenden<br />

Schmierfilms. Gelangt Wasser durch die<br />

Dichtung in die <strong>Lager</strong>ung o<strong>der</strong> tritt Kondenswasser<br />

auf, ist die schnelle Trennung<br />

von Wasser und Öl, möglichst unterstützt<br />

durch gutes Wasserabscheidevermögen<br />

des Öles, wichtig. Eine Wasserabscheidung<br />

wird durch Behandlung des Öles im<br />

Separator o<strong>der</strong> durch Verdampfen im<br />

Vakuum erreicht. Problematisch ist allerdings<br />

die Trennung von Wasser und Öl<br />

bei Polyglykolölen, da <strong>der</strong>en Dichte etwa<br />

bei 1 liegt. Wasser setzt sich deshalb nicht<br />

im Ölbehälter ab, doch bei einer Temperatur<br />

über 90 °C verdampft das Wasser.<br />

49: Ölmengen bei Umlaufschmierung<br />

Ölmenge<br />

FAG 44<br />

100<br />

50<br />

l/min<br />

20<br />

10<br />

5<br />

In kritischen Einsatzfällen sollte die<br />

Ölwechselfrist aufgrund wie<strong>der</strong>holter Öluntersuchungen<br />

festgelegt werden. Es wird<br />

empfohlen, zunächst nach 1 bis 2 Monaten,<br />

später je nach Ergebnis längerfristig, die<br />

Neutralisationszahl NZ, die Verseifungszahl<br />

VZ, den Gehalt an festen Fremdstoffen,<br />

den Wassergehalt und die Viskosität des<br />

Öles zu er<strong>mit</strong>teln. Es ist zu berücksichtigen,<br />

daß die <strong>Lager</strong>lebensdauer bereits bei<br />

konstant niedrigem Wassergehalt drastisch<br />

zurückgehen kann. Eine grobe Abschätzung<br />

des Alterungs- und Verschmutzungsgrads<br />

ermöglicht je ein Tropfen Frischöl und<br />

Gebrauchtöl auf Fließpapier. Große Farbunterschiede<br />

deuten auf starke Alterung<br />

bzw. Verschmutzung hin.<br />

4.2.3 Umlaufschmierung <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>tleren<br />

und größeren Ölmengen<br />

Bei <strong>der</strong> Umlaufschmierung wird das<br />

Öl nach dem Durchlauf durch die <strong>Lager</strong><br />

2<br />

1<br />

0,5<br />

0,2<br />

c<br />

0,1<br />

0,05<br />

0,02<br />

0,01<br />

b<br />

0,005<br />

0,002<br />

0,001<br />

a<br />

10 20 50 100 200 500 1000 mm 3000<br />

<strong>Lager</strong>außendurchmesser D<br />

c 1<br />

c 2<br />

b 1<br />

b 2<br />

a 1<br />

a 2<br />

in einen Ölsammelbehälter geleitet und<br />

erneut den <strong>Lager</strong>n zugeführt. Unbedingt<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist bei <strong>der</strong> Ölumlaufschmierung<br />

ein Filter zum Ausson<strong>der</strong>n von<br />

Verschleißteilchen und Verunreinigungen,<br />

siehe auch Abschnitt 5.1.3. Die negative<br />

Auswirkung von Verunreinigungen<br />

auf die erreichbare Lebensdauer wird im<br />

Abschnitt 1.1.3 näher beschrieben.<br />

Die Umlaufmengen werden den Betriebsverhältnissen<br />

angepaßt. Mengen,<br />

die bei Viskositätsverhältnissen � = �/� 1<br />

von 1 bis 2,5 einen mäßigen <strong>Lager</strong>-<br />

Durchlaufwi<strong>der</strong>stand erzeugen, sind dem<br />

Diagramm, Bild 49, zu entnehmen. Zur<br />

Schmierung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> selbst ist nur eine<br />

sehr geringe Ölmenge erfor<strong>der</strong>lich. Im<br />

Vergleich hierzu sind die im Diagramm,<br />

Bild 49, als zur Schmierung ausreichend<br />

angegebenen Mengen (Linie a) groß.<br />

Diese Ölmengen werden empfohlen, um<br />

sicherzugehen, daß auch bei ungünstiger<br />

Zufuhr des Öles zum <strong>Lager</strong>, d. h. nicht<br />

Zunehmende<br />

Ölmenge zur<br />

Wärmeabfuhr<br />

notwendig<br />

Keine Wärmeabfuhr<br />

notwendig<br />

a<br />

b<br />

c<br />

zur Schmierung<br />

ausreichende<br />

Ölmenge<br />

obere Grenze<br />

für <strong>Lager</strong><br />

symmetrischer<br />

Bauart<br />

obere Grenze<br />

für <strong>Lager</strong><br />

asymmetrischer<br />

Bauart<br />

a1 , b1 , c1 : D/d>1,5<br />

a2 , b2 , c2 : D/d≤1,5


direkt in das <strong>Lager</strong>, alle Kontaktflächen<br />

noch sicher <strong>mit</strong> Öl versorgt werden. Mit<br />

den angegebenen Mindestmengen<br />

schmiert man, wenn eine geringe Reibung<br />

erwünscht ist. Die sich hierbei einstellende<br />

Temperatur liegt in gleicher<br />

Höhe wie bei <strong>der</strong> Tauchschmierung.<br />

Ist eine Wärmeabfuhr erfor<strong>der</strong>lich,<br />

sind größere Ölmengen notwendig. Da<br />

jedes <strong>Lager</strong> dem durchfließenden Öl einen<br />

Wi<strong>der</strong>stand entgegensetzt, gibt es für<br />

die Ölmengen auch obere Grenzen. Für<br />

<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> asymmetrischem Querschnitt<br />

(Schrägkugellager, Kegelrollenlager,<br />

Axial-Pendelrollenlager) sind größere<br />

Durchlaufmengen zulässig als für <strong>Lager</strong><br />

<strong>mit</strong> symmetrischem Querschnitt, da die<br />

<strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> asymmetrischem Querschnitt<br />

wegen ihrer För<strong>der</strong>wirkung dem Öldurchfluß<br />

weniger Wi<strong>der</strong>stand entgegensetzen.<br />

Bei den im Diagramm, Bild 49,<br />

angegebenen Grenzen wird druckloser<br />

Zulauf und Aufstau des Öles auf <strong>der</strong> Zu-<br />

führseite des <strong>Lager</strong>s bis knapp unter die<br />

Welle vorausgesetzt. Welche Ölmenge im<br />

Einzelfall zugeführt werden muß, um<br />

eine befriedigend niedrige <strong>Lager</strong>temperatur<br />

zu erhalten, hängt von den Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Wärmezu- und -abfuhr ab. Die<br />

richtige Ölmenge kann man bei <strong>der</strong><br />

Inbetriebnahme <strong>der</strong> Maschine durch<br />

Messung <strong>der</strong> Temperatur bestimmen und<br />

dann entsprechend einregeln.<br />

Mit steigen<strong>der</strong> Umfangsgeschwindigkeit<br />

setzen <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> symmetrischem<br />

Querschnitt dem durchfließenden Öl<br />

einen zunehmenden Wi<strong>der</strong>stand entgegen.<br />

Bei schnell drehenden Wälzlagern<br />

wird daher das Öl gezielt in den Spalt<br />

zwischen Käfig und <strong>Lager</strong>ring eingespritzt,<br />

wenn größere Ölumlaufmengen<br />

vorgesehen sind. Durch die Öleinspritzung<br />

treten geringere Planschverluste auf.<br />

Bei Einspritzschmierung gebräuchliche<br />

Ölmengen sind im Diagramm, Bild<br />

50, in Abhängigkeit vom Drehzahlkenn-<br />

50: Richtwerte für die Ölmenge bei Einspritzschmierung<br />

51: Durchmesser und Anzahl <strong>der</strong> Düsen bei Einspritzschmierung<br />

Ölmenge<br />

Q<br />

7<br />

l/min<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

d m =150 mm<br />

d m =100 mm<br />

d m =50 mm<br />

50 n · dm 51<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

Düsendurchmesser<br />

wert und <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>größe angegeben. Aus<br />

dem Diagramm, Bild 51, geht hervor, wie<br />

die Düsen auszulegen sind. Der Ölstau<br />

vor dem <strong>Lager</strong> wird dadurch verhin<strong>der</strong>t,<br />

daß man das Öl an Stellen einspritzt, die<br />

einen freien Durchtritt durch das <strong>Lager</strong><br />

ermöglichen. Ausreichend bemessene Abflußkanäle<br />

sorgen dafür, daß das vom<br />

<strong>Lager</strong> nicht aufgenommene und das<br />

durch das <strong>Lager</strong> gelaufene Öl zwangsfrei<br />

ablaufen kann, Bil<strong>der</strong> 62 und 63.<br />

Für den Bereich hoher Umfangsgeschwindigkeiten,<br />

<strong>der</strong> bei Einspritzschmierung<br />

üblich ist, haben sich Öle bewährt,<br />

<strong>mit</strong> denen eine Betriebsviskosität � von 5<br />

bis 10 mm 2 /s (� = 1 bis 4) erreicht wird.<br />

Die Diagramme im Bild 52 zeigen in Abhängigkeit<br />

vom Druckabfall �p die Ölmenge<br />

Q und die Strahlgeschwindigkeit<br />

v bei einer Düsenlänge L = 8,3 mm für<br />

die Betriebsviskositäten 7,75 und<br />

15,5 mm 2 /s und für verschiedene Düsendurchmesser.<br />

0 3·106 min-1 0,5<br />

2·10 ·mm<br />

6<br />

1·106 3·106 min-1 2·10 ·mm<br />

6<br />

1·106 1,5<br />

mm<br />

1<br />

d m ≤ 50 mm<br />

50 ≤ d m ≤ 100 mm<br />

d m ≥ 100 mm<br />

n · d m<br />

1 Düse<br />

2 Düsen<br />

3 Düsen<br />

45 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

Diese Angaben stammen aus Versuchen.<br />

Der Öldurchsatz durch das<br />

schnell drehende <strong>Lager</strong> sinkt <strong>mit</strong> steigen<strong>der</strong><br />

Drehzahl. Er steigt <strong>mit</strong> wachsen<strong>der</strong><br />

Einspritzgeschwindigkeit, wobei 30 m/s<br />

die sinnvolle Obergrenze sind.<br />

Wälzlager müssen bereits beim Einschalten<br />

<strong>der</strong> Maschine <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

versorgt sein. Bei einer Ölumlaufschmierung<br />

sollte daher die Pumpe bereits vor<br />

dem Start des <strong>Lager</strong>s anlaufen. Ein Vorlauf<br />

<strong>der</strong> Pumpe ist allerdings nicht erfor<strong>der</strong>lich,<br />

wenn durch konstruktive Maßnahmen<br />

dafür gesorgt ist, daß das Öl<br />

nicht ganz aus dem <strong>Lager</strong> ablaufen kann<br />

und ein gewisser Ölsumpf zurückbleibt.<br />

Ein zusätzlich zur Umlaufschmierung<br />

vorgesehener Ölsumpf trägt außerdem<br />

zur Betriebssicherheit bei, da bei Ausfall<br />

<strong>der</strong> Pumpe die Ölversorgung wenigstens<br />

noch eine gewisse Zeit aus dem Sumpf er-<br />

FAG 46<br />

folgt. Bei tiefer Temperatur kann die Ölumlaufmenge<br />

bis zur Erwärmung des<br />

Öles im Behälter zunächst auf die zur<br />

Schmierung notwendige Menge (aus<br />

Bild 49, Kurven a) reduziert werden. Das<br />

erleichtert die Auslegung <strong>der</strong> Umlaufanlage<br />

(Pumpenantrieb, Ölrücklauf).<br />

Wird <strong>mit</strong> größerer Ölmenge geschmiert,<br />

dann muß durch Abflußkanäle<br />

dafür gesorgt werden, daß kein Ölstau<br />

auftritt, <strong>der</strong> vor allem bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten<br />

zu beachtlichen<br />

Leistungsverlusten führt. Der erfor<strong>der</strong>liche<br />

Durchmesser <strong>der</strong> Abflußleitung<br />

hängt von <strong>der</strong> Viskosität des Öles und<br />

den Gefällewinkeln <strong>der</strong> Ableitrohre ab.<br />

Für Öle <strong>mit</strong> einer Betriebsviskosität bis<br />

500 mm 2 /s kann <strong>der</strong> Ablaufquerschnitt<br />

überschlägig angegeben werden <strong>mit</strong>:<br />

d a = (15...25) · ���m [mm]<br />

Für eine genauere Dimensionierung<br />

im Gefällebereich <strong>der</strong> Ablaufleitung von<br />

1 bis 5 % benutzt man die Formel<br />

d a = 11,7 · 4 ��������<br />

m · �/G [mm]<br />

Darin sind d a in mm <strong>der</strong> lichte Durchmesser<br />

<strong>der</strong> Abflußleitung, m in l/min die<br />

Öldurchsatzmenge, � die Betriebsviskosität<br />

im mm 2 /s, G das Gefälle in %.<br />

Die Füllmenge M des Ölbehälters<br />

richtet sich nach <strong>der</strong> Durchsatzmenge m.<br />

In <strong>der</strong> Regel wird die Füllmenge so<br />

gewählt, daß sie in <strong>der</strong> Stunde etwa<br />

z = 3 bis 8mal umgewälzt wird.<br />

M = m · 60/z [l]<br />

52: Druckverlust und Einspritzgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Ölmenge, Betriebsviskosität und Düsendurchmesser<br />

Ölmenge<br />

Q<br />

100<br />

10<br />

ν=7,75 mm 2<br />

5<br />

Düsendurchmesser<br />

50<br />

mm<br />

2 /s<br />

ν=15,5 mm 2 l/min<br />

/s<br />

m/s<br />

2<br />

1<br />

0,5<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,05<br />

0,02<br />

0,01<br />

0,1 0,2 0,5 1<br />

2 bar 5 10<br />

1<br />

0,7<br />

Strahlgeschwindigkeit<br />

v<br />

20<br />

10<br />

5<br />

2<br />

1<br />

0,1 0,2 0,5 1<br />

Δ p Δ p<br />

ν=7,75 mm 2 /s<br />

ν=15,5 mm 2 /s<br />

2 bar 5 10<br />

Düsendurchmesser<br />

mm<br />

2<br />

0,7


Bei niedriger Umwälzzahl setzen sich<br />

Verunreinigungen im Ölbehälter gut ab,<br />

das Öl kann abkühlen und altert nicht so<br />

rasch.<br />

4.2.4 Minimalmengenschmierung<br />

Die dem Wälzlager zugeführte Ölmenge<br />

kann noch unter die im Diagramm,<br />

Bild 49, angegebene untere<br />

Grenze verringert werden, wenn eine<br />

möglichst niedrige <strong>Lager</strong>temperatur ohne<br />

den Aufwand für Ölkühlung angestrebt<br />

wird. Das setzt allerdings voraus, daß die<br />

<strong>Lager</strong>reibung und die Wärmeableitverhältnisse<br />

dies zulassen. In den Diagrammen,<br />

Bil<strong>der</strong> 53 und 54, ist am Beispiel<br />

eines zweireihigen Zylin<strong>der</strong>rollenlagers<br />

gezeigt, wie sich bei Minimalmengenschmierung<br />

das Reibungsmoment und<br />

die <strong>Lager</strong>temperatur, abhängig von <strong>der</strong><br />

Öldurchlaufmenge, än<strong>der</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

ist in diesem Beispiel zu sehen, daß das<br />

zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager <strong>mit</strong> Borden<br />

am Außenring empfindlich gegen<br />

Überschmierung ist. Besser geeignet sind<br />

hier zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager <strong>mit</strong><br />

Borden am Innenring (NN30..) o<strong>der</strong> einreihige<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager <strong>der</strong> Reihen<br />

N10 und N19. Das Reibungsminimum<br />

und das Temperaturminimum (Beginn<br />

<strong>der</strong> Vollschmierung) werden bereits<br />

bei einer Ölmenge von 0,01 bis<br />

0,1 mm 3 /min erreicht. Bis zu einer Steigerung<br />

<strong>der</strong> Ölmenge auf 10 4 mm 3 /min<br />

steigt die <strong>Lager</strong>temperatur. Erst <strong>mit</strong> einer<br />

noch größeren Ölmenge ist eine durch<br />

Wärmeabfuhr sinkende <strong>Lager</strong>temperatur<br />

festzustellen.<br />

Die zur ausreichenden <strong>Versorgung</strong> nötige<br />

Ölmenge hängt stark von <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>-<br />

53: Reibungsmoment bei Minimalmengenschmierung in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Ölmenge<br />

54: <strong>Lager</strong>temperatur bei Minimalmengenschmierung in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Ölmenge<br />

3,0<br />

N·m<br />

2,5<br />

2,0<br />

Reibungsmoment<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

<strong>Lager</strong> NNU4926<br />

Drehzahl n = 2000 min -1<br />

F r = 5 kN<br />

Öl ν = 32 mm 2 /s bei 40 °C<br />

maximal auftretendes<br />

Reibungsmoment<br />

minimal auftretendes<br />

Reibungsmoment<br />

10<br />

Ölmenge Q<br />

-3 10-2 10-1 1 10 102103 105 mm3 0<br />

/min<br />

53 54<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

100<br />

°C<br />

90<br />

80<br />

<strong>Lager</strong>- 70<br />

temperatur<br />

t<br />

60<br />

50<br />

40<br />

bauart ab. So benötigen <strong>Lager</strong>, die eine<br />

För<strong>der</strong>wirkung in Strömungsrichtung<br />

haben, eine relativ große Ölmenge. Der<br />

Ölbedarf zweireihiger <strong>Lager</strong> ohne För<strong>der</strong>wirkung<br />

ist dagegen extrem gering, wenn<br />

das Öl zwischen den Rollenreihen zugeführt<br />

wird. Die umlaufenden Rollkörpersätze<br />

hin<strong>der</strong>n das Öl am Abfließen.<br />

Die Schmierung <strong>mit</strong> sehr kleinen<br />

Mengen setzt voraus, daß die kleine Ölmenge<br />

alle Kontaktflächen im <strong>Lager</strong>, beson<strong>der</strong>s<br />

die schmiertechnisch anspruchsvollen<br />

Gleitkontaktflächen (Bord-, Käfigführungsflächen),<br />

ausreichend benetzt.<br />

Bei Werkzeugmaschinenlagerungen <strong>mit</strong><br />

Kugellagern und Zylin<strong>der</strong>rollenlagern hat<br />

sich die Ölzufuhr direkt in das <strong>Lager</strong>, bei<br />

Schrägkugellagern in För<strong>der</strong>richtung, gut<br />

bewährt. Das Diagramm, Bild 55, zeigt<br />

die Ölmengen bei Minimalmengenschmierung<br />

für einige <strong>Lager</strong>bauarten in<br />

<strong>Lager</strong> NNU4926<br />

Drehzahl n = 2000 min -1<br />

F r = 5 kN<br />

Öl ν = 32 mm 2 /s bei 40 °C<br />

10-3 10-2 10-1 1 10 102103 105 mm3 /min<br />

Ölmenge Q<br />

47 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>größe, dem<br />

Druckwinkel (För<strong>der</strong>verhalten) und dem<br />

Drehzahlkennwert. Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> För<strong>der</strong>wirkung<br />

sollte in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Drehzahl die Ölmenge gesteigert werden,<br />

da <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Drehzahl auch <strong>der</strong> Mindestölbedarf<br />

steigt und die För<strong>der</strong>wirkung<br />

zunimmt.<br />

Bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> Bord-Rollenstirnberührung<br />

(beispielsweise Kegelrollenlagern)<br />

hat sich die Ölzufuhr direkt zu<br />

den Rollenstirnflächen, entgegengesetzt<br />

zur För<strong>der</strong>richtung, als günstig erwiesen.<br />

Die extrem niedrigen Ölmengen setzen<br />

eine sichere Zufuhr <strong>der</strong> Öl-Luft zwi-<br />

55: Ölmengen bei Minimalmengenschmierung<br />

FAG 48<br />

Ölmenge<br />

Q<br />

10 000<br />

mm3 /h<br />

3 000<br />

1 000<br />

300<br />

100<br />

30<br />

10<br />

3<br />

1<br />

10<br />

a<br />

schen Käfig und Innenring voraus sowie<br />

eine hohe Maßgenauigkeit <strong>der</strong> Umbauteile.<br />

Die Viskosität des Öles soll bei einer<br />

extrem kleinen Ölmenge dem Viskositätsverhältnis<br />

� = �/� 1 = 8 bis 10 entsprechen<br />

und geeignete EP-Wirkstoffe<br />

enthalten.<br />

Die gleichmäßige Zufuhr einer großen<br />

Ölmenge o<strong>der</strong> die impulsartige Zufuhr<br />

selbst kleiner Mengen führt dagegen bei<br />

Radial-Zylin<strong>der</strong>rollenlagern beson<strong>der</strong>s<br />

bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten zu<br />

einem spontanen Anstieg <strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>reibung<br />

und zu einem ungleichmäßigen<br />

Erwärmen <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>ringe. Das kann<br />

Bereich a-b: Schrägkugellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � = 40°<br />

Axial-Schrägkugellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � = 60 bis 75°<br />

Axial-Rillenkugellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � = 90°<br />

n · d m bis 800 000 min –1 · mm<br />

Bereich b-c: Spindellager <strong>mit</strong> Druckwinkel � =15 bis 25°<br />

n · d m ≤ 2 · 10 6 min –1 · mm<br />

b c d<br />

bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> kleiner Radialluft, z. B.<br />

bei Werkzeugmaschinenlagerungen,<br />

durch Radialverspannungen den Ausfall<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong> zur Folge haben.<br />

Bild 56 zeigt ein Beispiel zur Wahl <strong>der</strong><br />

Ölmenge bei Minimalmengenschmierung<br />

für das zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

NNU4926. Der Mindestölbedarf in<br />

Abhängigkeit vom Drehzahlkennwert ist<br />

aus <strong>der</strong> Geraden a ersichtlich. Die Gerade<br />

b gibt an, wie groß die Ölmenge sein<br />

darf, um Radialverspannungen zu vermeiden.<br />

Vorausgesetzt sind eine gleichmäßige<br />

Ölzufuhr (Öl-Luft-Schmierung)<br />

und durchschnittliche Wärmeableitbe-<br />

20 50 100<br />

<strong>Lager</strong>bohrung d<br />

200 mm 500<br />

Bereich c-d: Ein- und zweireihige Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

Linie c: <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Borden am Innenring und n · d m ≤ 10 6 min –1 · mm<br />

Linie d: <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Borden am Außenring und n · d m ≤ 600 000 min –1 · mm


dingungen. Der Schnitt <strong>der</strong> Geraden a<br />

und b liefert den Drehzahlkennwert, bis<br />

zu dem noch eine Minimalmengenschmierung<br />

möglich ist. Für zweireihige<br />

Radial-Zylin<strong>der</strong>rollenlager zeigt das Diagramm,<br />

Bild 55, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Linie d die geeignete<br />

Ölmenge. Da die Mindestölmenge<br />

und die zulässige Ölmenge nicht nur<br />

vom <strong>Lager</strong>, son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong> Ölart,<br />

<strong>der</strong> Ölzuführung und den Wärmeableitbedingungen<br />

abhängig sind, läßt sich ein<br />

allgemeiner Ansatz zur Er<strong>mit</strong>tlung dieses<br />

Kennwerts und <strong>der</strong> dazugehörigen optimalen<br />

kleinen Ölmenge nicht angeben.<br />

Die Viskosität des Öles ist entsprechend<br />

einem Viskositätsverhältnis � = 2 bis 3<br />

auszuwählen.<br />

Die bei Walzwerkslagern angewandte<br />

Öl-Luft-Schmierung wird meist im Zusammenhang<br />

<strong>mit</strong> einem Ölsumpf betrieben<br />

und stellt keine Minimalmengenschmierung<br />

dar. Die zugeführte Ölmenge<br />

ergänzt den Ölsumpf und sollte größer<br />

als 1 000 mm 3 /h angesetzt werden.<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

4.2.5 Beispiele zur Ölschmierung<br />

Bild 57: Bei größeren Gehäusen <strong>mit</strong><br />

entsprechend großem Ölinhalt sollte <strong>der</strong><br />

Ölsumpf durch Stauwände <strong>mit</strong> Durchgangsbohrungen<br />

aufgeteilt werden. Dadurch<br />

erreicht man, daß vor allem bei<br />

höheren Umfangsgeschwindigkeiten<br />

nicht die gesamte Ölmenge in Bewegung<br />

gerät. Verunreinigungen setzen sich in<br />

den Nebenkammern ab und werden<br />

nicht fortwährend aufgewirbelt.<br />

56: Wahl <strong>der</strong> Ölmenge bei Minimalmengenschmierung für das zweireihige<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager NNU4926 (d = 130 mm, geringe Radialluft) 57: <strong>Lager</strong>gehäuse <strong>mit</strong> Ölstauwänden<br />

Drehzahlkennwert<br />

n · d m<br />

700 000<br />

min -1 · mm<br />

600 000<br />

500 000<br />

400 000<br />

300 000<br />

200 000<br />

100 000<br />

0<br />

1<br />

Gebiet <strong>der</strong><br />

Mangelschmierung<br />

a b<br />

3<br />

zulässiger<br />

Betriebsbereich<br />

10<br />

Ölmenge Q<br />

Gerade a = Mindestölmenge<br />

Gerade b = zulässige Ölmenge bei gleichmäßiger Ölzufuhr<br />

30<br />

Gebiet unsteten<br />

Temperaturverlaufs<br />

mm 300 3 100 /h<br />

49 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

Bild 58: Das Pendelrollenlager taucht<br />

in einen kleinen Ölsumpf ein. Ölverluste<br />

werden ausgeglichen durch die Nachführung<br />

von Öl aus dem größeren Ölsumpf<br />

im unteren Teil des Gehäuses. Der<br />

Ring R hat einen erheblich größeren<br />

Durchmesser als die Welle und taucht in<br />

den unten liegenden Ölsumpf ein; das<br />

<strong>Lager</strong> steht da<strong>mit</strong> nicht direkt in Verbindung.<br />

Im Lauf wälzt sich <strong>der</strong> Ring R auf<br />

<strong>der</strong> Welle ab und för<strong>der</strong>t Öl zum <strong>Lager</strong>.<br />

Überschüssiges Öl läuft über die Bohrungen<br />

A in den unteren Ölsumpf zurück.<br />

Ölför<strong>der</strong>ringe sind bis zu einem<br />

Drehzahlkennwert n · d m =<br />

400 000 min –1 · mm einsetzbar. Bei<br />

höheren Werten tritt ein deutlicher Verschleiß<br />

des För<strong>der</strong>ringes auf.<br />

Bild 59: Kegelrollenlager haben wie<br />

alle Bauarten <strong>mit</strong> asymmetrischem Querschnitt<br />

eine För<strong>der</strong>wirkung. Diese stark<br />

von <strong>der</strong> Umfangsgeschwindigkeit abhängige<br />

För<strong>der</strong>wirkung kann bei Ölumlaufschmierung<br />

ausgenutzt werden. Die<br />

Abflußbohrungen sind so auszulegen,<br />

daß neben dem <strong>Lager</strong> kein Ölstau entsteht.<br />

Bild 60: Bei senkrecht angeordneten,<br />

schnell umlaufenden Spindeln bildet man<br />

<strong>mit</strong>unter das Spindelende kegelig aus<br />

o<strong>der</strong> baut einen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Spindel umlaufenden<br />

Kegel ein, dessen kleinerer Durchmesser<br />

in den Ölbehälter eintaucht. Das<br />

Öl steigt in dem Spalt S hoch, wird in die<br />

Ringnut und von dort zu einer oberhalb<br />

des <strong>Lager</strong>s angeordneten Dosiereinrichtung<br />

geför<strong>der</strong>t. Durch eine <strong>der</strong>artige Anordnung<br />

lassen sich relativ große För<strong>der</strong>mengen<br />

erreichen, wenn die För<strong>der</strong>höhe<br />

klein und die Ölviskosität gering ist.<br />

Bild 61: In Getrieben genügt oft das<br />

von Zahnrä<strong>der</strong>n abgespritzte Öl zur<br />

Schmierung <strong>der</strong> Wälzlager. Es muß aber<br />

sichergestellt sein, daß bei allen Betriebszuständen<br />

das Spritzöl in die <strong>Lager</strong> gelangt.<br />

In dem gezeigten Beispiel wird<br />

Spritzöl in einer Tasche über dem Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

gesammelt und dem <strong>Lager</strong><br />

über Bohrungen zugeführt. Im unteren<br />

Bereich ist neben dem Zylin<strong>der</strong>rollenlager<br />

ein Staublech angeordnet. Dadurch<br />

wird erreicht, daß immer ein minimaler<br />

FAG 50<br />

Ölsumpf im <strong>Lager</strong> vorhanden ist und das<br />

<strong>Lager</strong> bereits beim Anfahren geschmiert<br />

wird.<br />

58: Ölschmierung <strong>mit</strong> Ölför<strong>der</strong>ring<br />

A<br />

R<br />

59: Verstärkung des Ölumlaufs bei <strong>Lager</strong>n <strong>mit</strong> För<strong>der</strong>wirkung<br />

Bil<strong>der</strong> 62 und 63: Bei Öleinspritzschmierung<br />

wird das Öl zwischen Käfig<br />

und Innenring eingespritzt. Ein Ölstau<br />

vor und hinter den <strong>Lager</strong>n wird durch<br />

A


Ölabflußkanäle verhin<strong>der</strong>t. Haben die<br />

<strong>Lager</strong> eine För<strong>der</strong>wirkung, erfolgt die<br />

Öleinspritzung auf <strong>der</strong> Seite des kleineren<br />

Laufbahndurchmessers. Bei sehr schnell<br />

60: Ölumlauf durch För<strong>der</strong>kegel<br />

umlaufenden Kegelrollenlagern werden<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zusätzlich die<br />

Rollenstirnflächen angespritzt. Hierdurch<br />

wird einer Mangelschmierung zwischen<br />

61: Spritzöl wird in einer Fangtasche gesammelt und über Bohrungen dem<br />

Zylin<strong>der</strong>rollenlager zugeleitet.<br />

S<br />

<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong><br />

Öl<br />

Bord und Rollenstirnflächen entgegengewirkt.<br />

62: Öleinspritzschmierung <strong>mit</strong><br />

Spritzdüse<br />

63: Öleinspritzschmierung:<br />

Beidseitige Ölzufuhr bei<br />

schnellaufendem Kegelrollenlager<br />

51 FAG


<strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> <strong>Schmierstoff</strong> · Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />

Festschmierstoff<br />

4.3 <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> Festschmierstoff<br />

Als Festschmierstoffe werden hauptsächlich<br />

Graphit und Molybdändisulfid<br />

verwendet. Die Schmierung erfolgt durch<br />

Pulverfilme o<strong>der</strong> Lackfilme auf den Laufbahnen<br />

o<strong>der</strong> auch durch Pasten. Zum<br />

Auftragen <strong>der</strong> Pulverfilme verwendet man<br />

Bürsten, Le<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Stoff; Gleitlackfilme<br />

werden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Sprühpistole aufgebracht.<br />

Bei vielen Gleitlacken kann durch Einbrennen<br />

eine Steigerung <strong>der</strong> Gebrauchsdauer<br />

erzielt werden. Pasten trägt man<br />

<strong>mit</strong> einem Pinsel auf die Oberflächen auf.<br />

Mit Festschmierstoffen geschmierte<br />

Wälzlager werden meistens phosphatiert<br />

(Manganphosphatüberzug, Bon<strong>der</strong>-<br />

5 Schäden durch mangelhafte<br />

Schmierung<br />

Über 50 % aller Wälzlagerschäden<br />

sind auf fehlerhafte Schmierung zurückzuführen.<br />

An vielen weiteren Schäden,<br />

die sich nicht direkt auf eine Schmierstörung<br />

zurückführen lassen, ist sie <strong>mit</strong>beteiligt.<br />

Eine mangelhafte Schmierung<br />

in den Kontaktstellen führt zu Verschleiß,<br />

Anschmierungen, Verschürfungen und<br />

Freßspuren. Außerdem können Ermüdungsschäden<br />

(Abblätterungen) auftreten.<br />

Gelegentlich kommt es auch zu<br />

einem Heißlauf <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>, wenn sich bei<br />

<strong>Schmierstoff</strong>mangel o<strong>der</strong> Überschmierung<br />

die <strong>Lager</strong>ringe infolge ungünstiger<br />

Wärmeabfuhr ungleichmäßig erwärmen<br />

und dadurch eine Spielvermin<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> sogar eine Verspannung auftritt.<br />

FAG 52<br />

schicht). Auf <strong>der</strong> Phosphatschicht haften<br />

die Festschmierstoffe besser. Sie schützt<br />

außerdem vor Korrosion und bietet in gewissem<br />

Umfang auch Notlaufeigenschaften.<br />

Bei hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

den Korrosionsschutz werden die <strong>Lager</strong><br />

zink-eisenbeschichtet. Pulverfilme und<br />

Lackschichten lassen sich an fettigen <strong>Lager</strong>n<br />

nicht o<strong>der</strong> nur teilweise aufbringen.<br />

Ein einwandfreies und gleichmäßiges<br />

Aufbringen ist nur bei <strong>der</strong> Fertigung vor<br />

dem Zusammenbau <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> möglich.<br />

Pasten können vor dem Einbau <strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />

eingebracht werden. Mit ihnen läßt sich<br />

auch nachschmieren o<strong>der</strong> neu schmieren;<br />

dabei sollte eine Überschmierung vermieden<br />

werden.<br />

Die hauptsächlichen Ursachen <strong>der</strong> in<br />

Bild 64 aufgeführten Schäden sind:<br />

– ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> (Öl zu<br />

geringer Viskosität, fehlende o<strong>der</strong><br />

ungeeignete Additivierung, korrosive<br />

Wirkung von Additiven)<br />

– <strong>Schmierstoff</strong>mangel in den Kontaktbereichen<br />

– Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong><br />

(fest und flüssig)<br />

– Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>eigenschaften<br />

– Überschmierung<br />

Gegen <strong>Schmierstoff</strong>mangel und Überschmierung<br />

hilft die konstruktiv und verfahrensmäßig<br />

auf den Anwendungsfall<br />

abgestimmte <strong>Schmierstoff</strong>versorgung.<br />

Schäden durch ungeeigneten <strong>Schmierstoff</strong><br />

o<strong>der</strong> durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

<strong>Schmierstoff</strong>eigenschaften lassen sich vermeiden<br />

durch Berücksichtigung aller Be-<br />

Eine wirkungsvolle <strong>Versorgung</strong> stellt<br />

die Transferschmierung dar. Durch Ausfüllen<br />

des <strong>Lager</strong>innenraums <strong>mit</strong> einem<br />

Festschmierstoff-Compound, das nach<br />

dem Verfestigen <strong>mit</strong> dem Käfig umläuft,<br />

erhalten die Rollkörper beim Angleiten<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>. Diese ständige<br />

"Nachschmierung" führt zu einer langen<br />

Gebrauchsdauer, weit länger als bei<br />

<strong>der</strong> einmaligen <strong>Versorgung</strong> <strong>mit</strong> einer<br />

Gleitlackschicht o<strong>der</strong> Pastenfüllung. Der<br />

durch die Rollkörper als Pulver abgeriebene<br />

Festschmierstoff tritt durch den<br />

Dichtspalt aus. Wenn dies stört, kann ein<br />

Zwischenraum zwischen Dichtung und<br />

Vordichtung vorgesehen werden, in dem<br />

sich <strong>der</strong> Abrieb sammelt.<br />

triebsbedingungen bei <strong>der</strong> Auswahl des<br />

<strong>Schmierstoff</strong>s und durch rechtzeitige<br />

<strong>Schmierstoff</strong>erneuerung. Ausführliche<br />

Hinweise hierzu sind in den vorhergehenden<br />

Kapiteln enthalten. Über die Auswirkungen<br />

von Verunreinigungen im<br />

<strong>Schmierstoff</strong> und die sich daraus ergebenden<br />

Folgerungen wird im Anschluß berichtet.<br />

5.1 Verunreinigungen im <strong>Schmierstoff</strong><br />

In <strong>der</strong> Praxis gibt es kaum Schmiersysteme,<br />

die völlig frei von Verunreinigungen<br />

sind. Wie sich Verunreinigungen<br />

auf die Lebensdauer auswirken, ist im<br />

Abschnitt 1.1.3 dargestellt. Alle <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

enthalten bereits von <strong>der</strong> Fertigung<br />

her einen gewissen Anteil an Verunreinigungen.


64: Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />

Schadensbild, Ursache Hinweise<br />

Mangelerscheinung<br />

Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />

Geräusch <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong> und<br />

dämpfen<strong>der</strong> Schmierfilm.<br />

Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu dünner Schmierfilm, weil das Öl o<strong>der</strong> das Grundöl des Fettes eine zu geringe<br />

Viskosität hat. Bei Fett kann die Verdickerstruktur ungünstig sein.<br />

Teilchen wirken geräuschanregend.<br />

Verunreinigungen Schmutzteilchen unterbrechen Schmierfilm und erzeugen Geräusche.<br />

Käfigverschleiß <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong><br />

Schmierfilm.<br />

Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu geringe Viskosität des Öles o<strong>der</strong> Grundöls ohne Verschleißschutzzusätze,<br />

kein Grenzschichtaufbau.<br />

Verschleiß an <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong><br />

Rollkörpern, Schmierfilm.<br />

Laufbahnen, Tribokorrosion bei oszillierenden Relativbewegungen, Gleitmarkierungen.<br />

Bordflächen<br />

Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu geringe Viskosität des Öles o<strong>der</strong> Grundöls.<br />

<strong>Schmierstoff</strong> ohne Verschleißschutzzusätze o<strong>der</strong> EP-Additive<br />

(bei hoher Belastung o<strong>der</strong> hoher Gleitung).<br />

Verunreinigungen Feste, harte Teilchen o<strong>der</strong> flüssige, korrosiv wirkende Medien.<br />

Ermüdung <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung und hohe Tangentialspannungen an <strong>der</strong><br />

Oberfläche. Verschleiß.<br />

Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Zu geringe Viskosität des Öles o<strong>der</strong> Grundöls. <strong>Schmierstoff</strong> enthält Stoffe, <strong>der</strong>en<br />

Viskosität sich bei Druck nur geringfügig erhöht, beispielsweise Wasser.<br />

Unwirksame Additive.<br />

Verunreinigungen Harte Teilchen werden eingewalzt und führen zu Stellen hoher Pressung.<br />

Korrosive Medien verursachen Korrosionsstellen, von denen<br />

Ermüdung bevorzugt ausgeht.<br />

Hohe <strong>Lager</strong>- <strong>Schmierstoff</strong>mangel Stellenweise Festkörperberührung, kein zusammenhängen<strong>der</strong>, tragen<strong>der</strong><br />

temperatur, Schmierfilm.<br />

verfärbte <strong>Lager</strong>teile,<br />

Freßstellen Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Hohe Reibung und hohe Temperatur wegen stellenweiser Festkörperberührung.<br />

(Heißlauf)<br />

<strong>Schmierstoff</strong>überschuß Bei <strong>mit</strong>tleren o<strong>der</strong> hohen Drehzahlen hohe <strong>Schmierstoff</strong>reibung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei plötzlicher <strong>Schmierstoff</strong>zufuhr.<br />

Geschädigter Ungeeigneter <strong>Schmierstoff</strong> Einsatztemperatur höher als die für den <strong>Schmierstoff</strong> zulässige Temperatur<br />

<strong>Schmierstoff</strong> (Bildung von Rückständen).<br />

(Farbän<strong>der</strong>ung,<br />

Verfestigung, Zu lange Einsatzzeit Nachschmierintervall o<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>-Wechselfrist zu lang.<br />

Verlust <strong>der</strong><br />

Schmierwirkung) Verunreinigungen, Von außen in den <strong>Lager</strong>raum eingedrungene o<strong>der</strong> aus dem <strong>Lager</strong>verschleiß<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des stammende Teilchen.<br />

<strong>Schmierstoff</strong>s Reaktionen zwischen <strong>Schmierstoff</strong> und <strong>Lager</strong>material.<br />

53 FAG


Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />

Die in DIN-Normen festgelegten<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

nennen u. a. Grenzwerte für die zulässige<br />

Verschmutzung im Anlieferungszustand.<br />

Oft gelangen auch bei <strong>der</strong> Erstmontage<br />

Verunreinigungen durch unzureichende<br />

Reinigung <strong>der</strong> Maschinenteile, <strong>der</strong> Ölleitungen<br />

usw. und während des Betriebs<br />

durch unzureichende Abdichtungen,<br />

durch offene Stellen <strong>der</strong> Schmieranlage<br />

(Ölbehälter, Pumpe) in das <strong>Lager</strong>. Auch<br />

bei <strong>der</strong> Wartung können Verunreinigungen<br />

in das <strong>Lager</strong> gebracht werden, z. B.<br />

durch Schmutz am Schmiernippel, durch<br />

Schmutz am Mundstück <strong>der</strong> Fettpresse,<br />

beim Fetten von Hand usw.<br />

Bei <strong>der</strong> Beurteilung des schädlichen<br />

Einflusses von Verunreinigungen sind beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig:<br />

– Art und Härte <strong>der</strong> Fremdstoffe<br />

– Konzentration <strong>der</strong> Fremdstoffe im<br />

<strong>Schmierstoff</strong><br />

– Teilchengröße <strong>der</strong> Fremdstoffe<br />

5.1.1 Feste Fremdstoffe<br />

Feste Fremdstoffe führen zu Laufgeräuschen,<br />

Verschleiß und vorzeitiger<br />

Ermüdung. Harte Teilchen verursachen<br />

in Wälzlagern abrasiven Verschleiß, beson<strong>der</strong>s<br />

an Stellen <strong>mit</strong> hohen Gleitanteilen,<br />

z. B. im Kontaktbereich Rollenstirn/Bord<br />

bei Kegelrollenlagern o<strong>der</strong> an<br />

den Laufbahnenden von Rollen aus<br />

Axial-Zylin<strong>der</strong>rollenlagern. Der Verschleiß<br />

nimmt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Härte <strong>der</strong> Teilchen<br />

zu. Er steigt auch etwa proportional <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Teilchen im<br />

<strong>Schmierstoff</strong> und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Partikelgröße.<br />

Verschleiß entsteht auch noch bei extrem<br />

kleinen Partikeln. Abrasiver Verschleiß in<br />

Wälzlagern ist bis zu einem bestimmten<br />

Ausmaß erträglich. Die zulässige Größe<br />

hängt vom jeweiligen Einsatzfall ab. Werden<br />

größere Teilchen (Größenordnung<br />

0,1 mm) überrollt, so entstehen auf den<br />

Laufbahnen Eindrücke. Plastisch verformtes<br />

Material wird an den Rän<strong>der</strong>n<br />

des Eindruckes aufgeworfen und beim<br />

weiteren Überrollen nur teilweise zurückverformt.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Randaufwulstung<br />

wirken bei jedem weiteren<br />

Überrollvorgang erhöhte Beanspruchungen,<br />

die eine vermin<strong>der</strong>te Ermüdungs-<br />

FAG 54<br />

laufzeit zur Folge haben. Je größer die<br />

Härte <strong>der</strong> überrollten Teilchen ist (beispielsweise<br />

Eisenspäne, Schleifspäne,<br />

Formsand, Korund) und je kleiner die<br />

<strong>Lager</strong> sind, um so stärker wird die Lebensdauer<br />

gemin<strong>der</strong>t, siehe Bild 65.<br />

5.1.2 Maßnahmen zur Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Konzentration von<br />

Fremdstoffen<br />

Es sind folgende Vorkehrungen zu<br />

treffen:<br />

– gründliche Reinigung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>umgebungsteile<br />

– Sauberkeit bei Montage, Inbetriebnahme<br />

und Wartung<br />

– bei Ölschmierung Filterung des Öles<br />

(siehe Abschnitt 1.1.3)<br />

– bei Fettschmierung ausreichend kurze<br />

Fettwechselfrist<br />

5.1.3 Ölfilter<br />

Bei mo<strong>der</strong>nen Filterelementen wird<br />

bei jedem Durchgang des Ölvolumens<br />

ein breites Partikelspektrum abgeschieden.<br />

Deshalb wurden Testmethoden genormt,<br />

die diesem Abscheidespektrum<br />

und Mehrfachdurchgang (Multipass)<br />

Rechnung tragen. Die Rückhalterate � x<br />

ist das Maß für die Abscheidefähigkeit<br />

des Filters bei bestimmten Partikelgrößen.<br />

Der � x-Wert, gemessen nach ISO<br />

4572, ist das Verhältnis aller Partikel<br />

> x µm vor und nach dem Filterdurchgang,<br />

Bild 66. Zum Beispiel bedeutet<br />

� 12 = 75, daß von 75 Schmutzteilen, die<br />

12 µm groß sind, nur ein Partikel das<br />

Filter passiert.<br />

Der Einfluß fester Verunreinigungen<br />

auf die erreichbare Lebensdauer <strong>der</strong><br />

Wälzlager wird im Abschnitt 1.1.3 näher<br />

beschrieben.<br />

65: Lebensdauermin<strong>der</strong>ung durch feste Verunreinigungen am Beispiel eines<br />

Schrägkugellagers 7205B<br />

relative Lebendauer<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

keine Verunreinigung<br />

Eisenspäne<br />

Schleifspäne<br />

Formsandkörner<br />

Korundkörner


5.1.4 Flüssige Verunreinigungen<br />

Als flüssige Verunreinigungen im<br />

<strong>Schmierstoff</strong> kommen hauptsächlich<br />

Wasser o<strong>der</strong> aggressive Flüssigkeiten, wie<br />

Säuren, Basen o<strong>der</strong> Lösungs<strong>mit</strong>tel vor. In<br />

Ölen kann Wasser frei, dispergiert o<strong>der</strong><br />

gelöst auftreten. Bei freiem Wasser im Öl,<br />

durch Ölverfärbung (weiß-grau) erkennbar,<br />

besteht Korrosionsgefahr. Diese wird<br />

verstärkt durch Hydrolyse des im<br />

<strong>Schmierstoff</strong> gebundenen Schwefels.<br />

Wasser in dispergierter Form als Wasserin-Öl-Emulsion<br />

beeinträchtigt den<br />

Schmierungszustand erheblich. Erfahrungsgemäß<br />

nimmt die Ermüdungslebensdauer<br />

bei Schmierung <strong>mit</strong><br />

wasserhaltigen Ölen sehr stark ab. Sie<br />

kann sich bis auf wenige Prozent <strong>der</strong> normalen<br />

Ermüdungslaufzeit verringern. Im<br />

66: Filterrückhalterate � x<br />

Verschmutzungsniveau<br />

vor<br />

dem Filter<br />

1 000 000<br />

Partikel<br />

> x μm<br />

Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />

Fett verursacht Wasser Strukturverän<strong>der</strong>ungen,<br />

abhängig von <strong>der</strong> Art des Verdickers.<br />

Ähnlich wie bei <strong>der</strong> Wasser-in-<br />

Öl-Emulsion verringert sich die Ermüdungslaufzeit.<br />

Bei Wasserzutritt ist die<br />

Fettwechselfrist entsprechend <strong>der</strong> anfallenden<br />

Wassermenge zu verkürzen.<br />

Aggressive Stoffe (Säuren, Basen), Lösungs<strong>mit</strong>tel<br />

und <strong>der</strong>gleichen führen zu<br />

starken Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> chemischphysikalischen<br />

Kennwerte und hauptsächlich<br />

zu einer <strong>Schmierstoff</strong>alterung. Ist<br />

<strong>mit</strong> solchen Verunreinigungen zu rechnen,<br />

sind die Verträglichkeitsangaben <strong>der</strong><br />

<strong>Schmierstoff</strong>hersteller zu beachten. An<br />

Stellen im <strong>Lager</strong>, die nicht vom <strong>Schmierstoff</strong><br />

geschützt sind, wird je nach Aggressivität<br />

<strong>der</strong> Verunreinigungen Korrosion<br />

auftreten, die letztlich zur Oberflächenzerstörung<br />

führt.<br />

Rückhalterate Verschmutzungsniveau nach dem Filter<br />

βx = 2<br />

βx = 20<br />

βx = 75<br />

βx = 200 5 000<br />

13 000<br />

50 000<br />

5.2 Reinigung verschmutzter <strong>Lager</strong><br />

Zur Reinigung von Wälzlagern können<br />

Waschbenzin, Petroleum, Spiritus,<br />

Dewatering-Fluids, wäßrige neutrale und<br />

auch alkalische Reinigungs<strong>mit</strong>tel verwendet<br />

werden. Dabei ist zu beachten, daß<br />

Petroleum, Waschbenzin, Spiritus und<br />

Dewatering-Fluids feuergefährlich und<br />

alkalische Mittel ätzend sind. Für den<br />

Waschvorgang sollten Pinsel o<strong>der</strong> Bürsten<br />

bzw. faserfreie Lappen verwendet werden.<br />

Nach dem Waschen und nachdem das<br />

möglichst frische Lösungs<strong>mit</strong>tel verdunstet<br />

ist, müssen die <strong>Lager</strong> sofort konserviert<br />

werden, um Korrosion zu vermeiden.<br />

Die Verträglichkeit <strong>der</strong> Konservierung<br />

<strong>mit</strong> dem nachfolgenden <strong>Schmierstoff</strong><br />

ist zu beachten. Wenn die <strong>Lager</strong> verharzte<br />

Öl- und Fettrückstände enthalten,<br />

empfiehlt sich eine mechanische Vorreinigung<br />

und ein längeres Aufweichen<br />

<strong>mit</strong> einem wäßrigen, stark alkalischen<br />

Reinigungs<strong>mit</strong>tel.<br />

500 000<br />

55 FAG


Schäden durch mangelhafte Schmierung<br />

5.3 Schadensverhütung und<br />

Schadensfrüherkennung<br />

durch Überwachung<br />

Durch mangelhafte Schmierung bedingte<br />

Ausfälle lassen sich durch die<br />

Überwachung einer <strong>Lager</strong>ung vermeiden,<br />

und zwar:<br />

– durch die Überwachung des <strong>Lager</strong>s<br />

selbst <strong>mit</strong> Hilfe von Schwingungsmessung,<br />

Verschleißmessung und<br />

Temperaturmessung<br />

– durch die Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>schmierung,<br />

wobei <strong>Schmierstoff</strong>proben<br />

untersucht und die <strong>Schmierstoff</strong>zuführung<br />

kontrolliert werden.<br />

67: Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong><br />

FAG 56<br />

Die Temperaturmessung ist zum Erkennen<br />

schmierstoffbedingter Schäden<br />

sehr zuverlässig und relativ einfach anzuwenden.<br />

Normales Temperaturverhalten<br />

liegt vor, wenn die <strong>Lager</strong>ung im stationären<br />

Betrieb die Beharrungstemperatur erreicht.<br />

<strong>Schmierstoff</strong>mangel zeigt sich<br />

durch einen plötzlichen Temperaturanstieg.<br />

Ein unruhiger Temperaturverlauf<br />

<strong>mit</strong> in <strong>der</strong> Tendenz ansteigenden Maximalwerten<br />

deutet auf eine allgemeine<br />

Verschlechterung des Schmierungszustands,<br />

z. B. bei erreichter Fettgebrauchsdauer.<br />

Nicht geeignet sind Temperaturmessungen,<br />

um Ermüdungsschäden früh-<br />

Meßgröße Meßverfahren, Meßgerät Erfaßbare Schäden<br />

Schwingungen subjektives Abhören Ermüdung<br />

Vibrationen Frequenzanalyse (Schwingweg, Bruch<br />

Luftschall Schwinggeschwindigkeit, Riffelbildung<br />

Körperschall Schwingbeschleunigung) Riefen<br />

Stoßimpulsmessung<br />

zeitig zu registrieren. Bei solchen örtlich<br />

eng begrenzten Schäden bewährt sich am<br />

besten die Schwingungsmessung.<br />

Durch kontinuierliche o<strong>der</strong> diskontinuierliche<br />

<strong>Schmierstoff</strong>analysen erkennt<br />

man <strong>Lager</strong>schäden, die <strong>mit</strong> Verschleiß<br />

verbunden sind.<br />

Eine Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>schmierung<br />

liefert außerdem wichtige Hinweise<br />

für die Wartung. In <strong>der</strong> Tabelle, Bild 67,<br />

sind die gebräuchlichen Verfahren zur<br />

Überwachung <strong>der</strong> <strong>Lager</strong> und die da<strong>mit</strong><br />

erfaßbaren Schäden aufgeführt. Die<br />

Tabelle, Bild 68, gibt entsprechende Hinweise<br />

für die Überwachung <strong>der</strong> Schmierung.<br />

Verschleiß Überwachung des Abriebs durch Messung <strong>der</strong> Verschleiß <strong>der</strong> Wälzlagerteile<br />

Verlagerung <strong>der</strong> Wälzlagerteile zueinan<strong>der</strong> (induktiv,<br />

kapazitiv, Wirbelstrommeßverfahren)<br />

Radionukleidmessung<br />

<strong>Schmierstoff</strong>analyse<br />

Temperatur Thermometer Heißläufer<br />

Thermoelement Trockenlauf<br />

Thermowi<strong>der</strong>stand Freßerscheinungen<br />

Thermoplates (Anzeigeplättchen)<br />

Vergleich von Meßwerten<br />

68: Überwachung <strong>der</strong> Schmierung<br />

Überwachte Größe Verfahren Erfaßbare bzw. vermeidbare<br />

Schadensart<br />

<strong>Schmierstoff</strong> Analyse (Gehalt an Wasser, festen Verunreinigungen, Ermüdung<br />

Neutralisationszahl, Verseifungszahl) Verschleiß<br />

Korrosion<br />

Gebrauchsuntüchtiger <strong>Schmierstoff</strong><br />

Schmiersystem Öldruck Heißläufer<br />

Ölstand Verschleiß<br />

Öldurchflußmenge<br />

Öltemperatur


6 Erläuterung schmiertechnischer<br />

Begriffe<br />

Ablagerungen<br />

Ablagerungen bestehen vorwiegend aus<br />

<strong>Schmierstoff</strong>rückständen, Ruß- und<br />

Schmutzpartikeln. Sie entstehen durch<br />

Ölalterung, mechanischen Verschleiß unter<br />

dem Einfluß von starker Wärme und<br />

zu langen Ölwechselintervallen. Sie setzen<br />

sich ab im Ölsumpf, in den <strong>Lager</strong>n,<br />

in Filtern und in <strong>Schmierstoff</strong>zuführungen.<br />

Ablagerungen können die Betriebssicherheit<br />

gefährden.<br />

Additive<br />

Ausdruck für Zusätze und Wirkstoffe, die<br />

<strong>Schmierstoff</strong>en zugesetzt werden.<br />

-> Wirkstoffe.<br />

Alterung<br />

ist die unerwünschte chemische Verän<strong>der</strong>ung<br />

von mineralischen und synthetischen<br />

Produkten (z. B. <strong>Schmierstoff</strong>en,<br />

Kraftstoffen) während des Gebrauchs<br />

und während <strong>der</strong> Aufbewahrung; ausgelöst<br />

durch Reaktionen <strong>mit</strong> Sauerstoff<br />

(Bildung von Peroxiden, Kohlenwasserstoff-Radikale);<br />

Wärme, Licht sowie katalytische<br />

Einflüsse von Metallen und an<strong>der</strong>en<br />

Verunreinigungen beschleunigen die<br />

Oxidation. Es kommt zur Bildung von<br />

Säuren und Schlamm; Alterungsschutzstoffe<br />

-> Antioxidantien (AO) – verzögern die<br />

Alterung.<br />

Aluminiumkomplexseifenfette<br />

Sie haben eine gute Wasserbeständigkeit<br />

und <strong>mit</strong> EP-Zusätzen eine hohe Druckbelastbarkeit.<br />

Sie sind, je nach Basisöl, bis<br />

etwa 160 °C verwendbar.<br />

Aluminiumseifenfette<br />

Schmierfette aus Aluminiumseife und<br />

Mineralölen. Sie werden vorwiegend in<br />

Getrieben zur Schmierung <strong>der</strong> Zahnrä<strong>der</strong><br />

eingesetzt.<br />

Analysendaten<br />

Zu den Analysendaten von <strong>Schmierstoff</strong>en<br />

zählen: Dichte, Flammpunkt, Viskosität,<br />

Stockpunkt, Tropfpunkt, Penetration,<br />

Neutralisationszahl, Verseifungszahl.<br />

Die Analysendaten kennzeichnen die<br />

physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>e und lassen –<br />

in gewissem Rahmen – Rückschlüsse auf<br />

ihre Verwendbarkeit zu. -> Spezifikationen.<br />

Antioxidantien<br />

Wirkstoffe, die die Schmierölalterung<br />

erheblich verzögern.<br />

Arcanol<br />

FAG Wälzlagerfette sind bewährte<br />

Schmierfette. Ihren Anwendungsbereich<br />

er<strong>mit</strong>telte FAG <strong>mit</strong> mo<strong>der</strong>nsten Prüfmethoden<br />

(Prüfstände FE8 und FE9) bei<br />

unterschiedlichsten Betriebsbedingungen<br />

und <strong>mit</strong> Wälzlagern aller Bauarten. Mit<br />

den in <strong>der</strong> Tabelle auf Seite 58 aufgeführten<br />

Arcanol-Fetten lassen sich fast alle<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Schmierung von<br />

Wälzlagern erfüllen.<br />

Glossar<br />

Aromaten<br />

Ungesättigte Kohlenwasserstoffverbindungen<br />

<strong>mit</strong> ringförmiger Molekularstruktur<br />

(Benzol, Toluol, Naphtalin).<br />

Aromaten haben ein schlechtes Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />

und beeinflussen<br />

die Oxidationsbeständigkeit von<br />

<strong>Schmierstoff</strong>en ungünstig.<br />

Aschegehalt<br />

Unter dem Aschegehalt versteht man die<br />

unverbrennbaren Rückstände eines<br />

<strong>Schmierstoff</strong>es. Die Asche kann verschiedenen<br />

Ursprungs sein: sie kann von im<br />

Öl gelösten Wirkstoffen herrühren; auch<br />

Graphit und Molybdändisulfid sowie<br />

Seifen und an<strong>der</strong>e Verdicker in Schmierfetten<br />

liefern Asche. Frische unlegierte<br />

Mineralöl-Raffinate müssen völlig frei<br />

von Asche sein. Gebrauchte Öle enthalten<br />

auch unlösliche Metallseifen, die sich<br />

im Betrieb bilden, ferner unverbrennbare<br />

Rückstände von Verunreinigungen, z. B.<br />

Abrieb von <strong>Lager</strong>teilen und Dichtungen<br />

etc. Anhand des Aschegehaltes kann man<br />

<strong>mit</strong>unter sich anbahnende <strong>Lager</strong>schäden<br />

feststellen.<br />

57 FAG


Glossar<br />

FAG Wälzlagerfette Arcanol · Chemisch-physikalische Daten · Hinweise zur Anwendung<br />

Arcanol Verdicker Grundölvis- Konsistenz Gebrauchs- Hauptcharakteristik<br />

Grundöl kosität bei NLGI- temperatur Anwendungsbeispiele<br />

40 °C Klasse<br />

mm 2 /s DIN 51818 °C<br />

L12V Kalzium- 130 2 –40...+160 Spezialfett für hohe Temperatur<br />

Polyharnstoff<br />

Kupplungen, elektrische Maschinen (Motoren, Generatoren)<br />

L71V Lithiumseife ISO VG 100 3 –30...+140 Standardfett für <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> D > 62 mm<br />

Mineralöl<br />

große E-Motoren, Kfz-Radlager, Lüfter<br />

L74V Spezialseife ISO VG 22 2 –40...+100 Spezialfett für hohe Drehzahl und tiefe Temperatur<br />

Synthetisches<br />

Öl Werkzeugmaschinen, Spindellagerungen, Instrumentenlagerungen<br />

L78V Lithiumseife ISO VG 100 2 –30...+140 Standardfett für <strong>Lager</strong> <strong>mit</strong> D ≤ 62 mm<br />

Mineralöl<br />

kleine E-Motoren, Haushaltsgeräte, Land- und Baumaschinen<br />

L79V PTFE 400 2 –40...+260 Spezialfett für höchste Temperatur<br />

Synthetisches und chemisch aggressive Umgebung<br />

Öl<br />

Laufrollen in Backautomaten, Kolbenbolzen in Kompressoren,<br />

Ofenwagen, chemische Anlagen (Sicherheitsdatenblatt beachten)<br />

L135V Lithiumseife 85 2 –40...+150 Spezialfett für hohe Belastung, hohe Drehzahl, hohe Temperatur<br />

<strong>mit</strong> EP-Zusatz<br />

Mineralöl + Walzwerke, Baumaschinen, Kraftfahrzeuge, Schienenfahrzeuge,<br />

Ester Spinn- und Schleifspindeln<br />

L166V Lithiumseife 170 3 –30...+150 Spezialfett für hohe Temperatur, hohe Belastung, oszillierende<br />

<strong>mit</strong> EP-Zusatz Bewegung<br />

Mineralöl<br />

Blattverstellung in Rotoren von Windkraftanlagen,<br />

Verpackungsmaschinen<br />

L186V Lithiumseife ISO VG 460 2 –20...+140 Spezialfett für höchste Belastung,<br />

<strong>mit</strong> EP-Zusatz <strong>mit</strong>tlere Drehzahl, <strong>mit</strong>tlere Temperatur<br />

Mineralöl<br />

hochbeanspruchte Bergwerksmaschinen, Baumaschinen,<br />

Maschinen <strong>mit</strong> oszillieren<strong>der</strong> Bewegung<br />

L195V Polyharnstoff ISO VG 460 2 –35...+180 Spezialfett für hohe Temperatur, hohe Belastung,<br />

<strong>mit</strong> EP-Zusatz<br />

Synthetisches Öl Stranggießanlagen<br />

L215V Lithium-/ ISO VG 220 2 –20...+140 Spezialfett für hohe Belastung, großen Drehzahlbereich,<br />

Kalziumseife hohe Feuchtigkeit<br />

<strong>mit</strong> EP-Zusatz<br />

Mineralöl Walzwerkslagerungen, Schienenfahrzeuge<br />

L223V Lithium-/ ISO VG 1000 2 –20...+140 Spezialfett für höchste Belastung, geringe Drehzahl<br />

Kalziumseife<br />

<strong>mit</strong> EP-Zusatz hochbeanspruchte Bergwerksmaschinen, Baumaschinen,<br />

Mineralöl vorzugsweise bei Stoßbelastung und großen <strong>Lager</strong>n<br />

FAG 58


ASTM<br />

Abkürzung für American Society for<br />

Testing Materials. Institut, das unter<br />

an<strong>der</strong>em die amerikanischen Mineralölnormen<br />

aufstellt.<br />

ATF<br />

Abkürzung für Automatic Transmission<br />

Fluid. Spezialschmierstoffe, die auf die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen in automatischen Getrieben<br />

abgestimmt sind.<br />

Ausbluten<br />

Das im Schmierfett enthaltene Schmieröl<br />

trennt sich vom Verdicker. Mögliche Ursachen:<br />

ungenügende Walkstabilität<br />

und/o<strong>der</strong> Temperaturbeständigkeit des<br />

Fettes.<br />

Bariumkomplexseifenfette<br />

Schmierfette aus Bariumkomplexseifen<br />

und Mineralölen o<strong>der</strong> synthetischen<br />

Ölen. Wasserabweisend, sehr walkstabil,<br />

hohe Belastbarkeit des Schmierfilms.<br />

Basisöl<br />

-> Grundöl.<br />

Bentonite<br />

Mineralien (zum Beispiel Aluminium-<br />

Silikate), die zur Herstellung temperaturbeständiger<br />

Schmierfette <strong>mit</strong> guten Kälteeigenschaften<br />

verwendet werden.<br />

Betriebsviskosität<br />

Kinematische Viskosität eines Öles bei<br />

Betriebstemperatur. Sie wird <strong>mit</strong> � bezeichnet.<br />

Die Betriebsviskosität kann <strong>mit</strong><br />

Hilfe eines Viskositäts-Temperatur-Diagrammes<br />

er<strong>mit</strong>telt werden. Für Mineralöle<br />

<strong>mit</strong> durchschnittlichem Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />

kann das<br />

Diagramm, Bild 5, benutzt werden.<br />

Bezugsviskosität<br />

Die Bezugsviskosität ist die einem definierten<br />

Schmierungszustand zugeordnete<br />

kinematische Viskosität. Sie kann <strong>mit</strong><br />

Hilfe des <strong>mit</strong>tleren <strong>Lager</strong>durchmessers<br />

und <strong>der</strong> <strong>Lager</strong>drehzahl aus dem Diagramm,<br />

Bild 6, abgelesen werden. Ein<br />

Vergleich <strong>der</strong> Bezugsviskosität � 1 <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Betriebsviskosität � ermöglicht eine<br />

Beurteilung des Schmierungszustandes.<br />

Brennpunkt<br />

Niedrigste Temperatur, bezogen auf einen<br />

bestimmten Druck, bei <strong>der</strong> die Dämpfe<br />

einer gleichmäßig höher erwärmten Flüssigkeit<br />

nach <strong>der</strong> Entzündung durch eine<br />

Flamme mindestens fünf Sekunden lang<br />

weiterbrennen: DIN ISO 2592.<br />

Brightstock<br />

Hochviskoser, raffinierter Schmierölrückstand,<br />

gewonnen bei <strong>der</strong> Vakuum-<br />

Destillation. Mischkomponente für<br />

Schmieröle, verbessert das Schmierverhalten.<br />

Centipoise (cP)<br />

Früher gebräuchliche Einheit <strong>der</strong> dynamischen<br />

Viskosität.<br />

1 cP = 1 mPa s<br />

Centistoke (cSt)<br />

Früher gebräuchliche Einheit <strong>der</strong> kinematischen<br />

Viskosität.<br />

1 cSt = 1 mm 2 /s<br />

Dampfturbinenöle<br />

Hochraffinierte, alterungsbeständige Öle<br />

(Schmieröle T), die zur Schmierung <strong>der</strong><br />

Dampfturbinen-Getriebe und -<strong>Lager</strong> verwendet<br />

werden. Die Öle sind legiert (EP)<br />

und unlegiert erhältlich: DIN 51 515 T1.<br />

Demulgiervermögen<br />

Trennvermögen von Ölen aus Öl-Wasser-<br />

Gemischen.<br />

Destillate<br />

Kohlenwasserstoffgemische, die bei <strong>der</strong><br />

Destillation des Erdöls gewonnen werden.<br />

Glossar<br />

Detergents<br />

Wirkstoffe, die die Fähigkeit haben,<br />

Rückstände zu lösen und zu schmierende<br />

Flächen von Ablagerungen zu reinigen.<br />

Dichte<br />

Die Dichte von Mineralölprodukten wird<br />

<strong>mit</strong> � bezeichnet, in g/cm 3 angegeben<br />

und auf 15 °C bezogen. Die Dichte von<br />

mineralischen Schmierölen liegt bei<br />

� = 0,9 g/cm 3 . Die Dichte ist abhängig<br />

vom chemischen Aufbau des Öles. Sie<br />

nimmt bei Ölen gleichen Ursprungs <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Viskosität zu sowie <strong>mit</strong> steigendem<br />

Raffinationsgrad ab. Die Dichte allein ist<br />

kein Gütemaßstab.<br />

Dichtungen, Verhalten von Dichtungen<br />

Gegenüber Ölen und Schmierfetten verhalten<br />

sich Dichtungsmaterialien sehr<br />

unterschiedlich. In manchen Fällen quellen,<br />

schrumpfen, verspröden die Dichtungen<br />

o<strong>der</strong> lösen sich sogar auf. Dabei<br />

spielen die Betriebstemperatur und die<br />

Zusammensetzung des <strong>Schmierstoff</strong>es sowie<br />

die Einwirkdauer eine erhebliche<br />

Rolle. Über die Beständigkeit von Dichtungen<br />

geben die Hersteller und die<br />

Mineralölfirmen Auskunft.<br />

Dispersants<br />

Wirkstoffe in Schmierölen, die Schmutzstoffe<br />

in feinster Verteilung in Schwebe<br />

halten, bis sie ausgefiltert o<strong>der</strong> durch Ölwechsel<br />

entfernt werden.<br />

Dispersionsfettung<br />

Methode zur Einbringung des <strong>Schmierstoff</strong>es.<br />

Das Wälzlager wird in das Dispersionsbad<br />

(Dispergier<strong>mit</strong>tel und Fett) getaucht.<br />

Nach dem Abdampfen des<br />

Dispergier<strong>mit</strong>tels verbleibt eine 1 bis<br />

100 µm dicke <strong>Schmierstoff</strong>schicht auf<br />

den <strong>Lager</strong>oberflächen. Vorteil: geringste<br />

Reibung. Nachteil: gemin<strong>der</strong>te Fettgebrauchsdauer.<br />

59 FAG


Glossar<br />

Druckviskosität<br />

-> Viskositäts-Druck-Verhalten.<br />

Dynamische Viskosität<br />

-> Viskosität.<br />

Emcor-Verfahren<br />

Prüfung <strong>der</strong> Korrosionseigenschaften von<br />

Wälzlagerfetten nach DIN 51 802.<br />

Emulgatoren<br />

Stoffe, die auf die Emulgierbarkeit von<br />

Ölen wirken.<br />

Emulgierbarkeit<br />

Neigung eines Öles, <strong>mit</strong> Wasser eine<br />

Emulsion zu bilden.<br />

Emulsion<br />

Mischung nicht löslicher Stoffe, bei<br />

Mineralölen meist <strong>mit</strong> Wasser unter <strong>der</strong><br />

Mitwirkung von Emulgatoren.<br />

Entspannungsverhalten von Schmierfetten<br />

Das Entspannungsverhalten von<br />

Schmierfetten ermöglicht Aussagen über<br />

die Eignung bei <strong>der</strong> Verwendung in Zentralschmieranlagen<br />

(DIN 51 816 T2).<br />

EP-<strong>Schmierstoff</strong>e<br />

Extreme-Pressure-<strong>Schmierstoff</strong>e. Öle<br />

o<strong>der</strong> Fette, die EP-Wirkstoffe gegen Verschleiß<br />

enthalten.<br />

Ester (synthetische Schmieröle)<br />

Verbindung zwischen Säuren und Alkoholen<br />

unter Wasseraustritt. Ester höherer<br />

Alkohole <strong>mit</strong> zweiwertigen Fettsäuren<br />

bilden die sogenannten Diesteröle (synthetische<br />

Schmieröle). Thermisch beson<strong>der</strong>s<br />

stabil sind Esteröle, die aus mehrwertigen<br />

Alkoholen und unterschiedlichen<br />

organischen Säuren aufgebaut sind.<br />

FAG 60<br />

Farbe von Ölen<br />

Gebrauchte Öle werden häufig nach ihrer<br />

Farbe beurteilt. Da jedoch die Farbe des<br />

frischen Öles bereits mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

dunkel sein kann, ist bei einer solchen<br />

Beurteilung Vorsicht geboten. Ob die<br />

dunkle Farbe auf Oxidation zurückzuführen<br />

ist, läßt sich nur durch Vergleich<br />

<strong>mit</strong> einer Probe des entsprechenden<br />

Frischöles feststellen. Auch eine Verunreinigung<br />

durch Staub und Ruß o<strong>der</strong> Abrieb<br />

(selbst in kleinster Menge) ist <strong>mit</strong>unter<br />

die Ursache <strong>der</strong> dunklen Farbe.<br />

Feste Fremdstoffe<br />

Als feste Fremdstoffe allgemein bezeichnet<br />

man alle in n-Heptan bzw. in Lösungs<strong>mit</strong>telgemisch<br />

nach DIN 51 813<br />

unlöslichen artfremden Verunreinigungen.<br />

Bestimmung <strong>der</strong> festen Fremdstoffe<br />

in Schmierölen nach DIN 51 592 E, in<br />

Schmierfetten nach DIN 51 813, in Lösungs<strong>mit</strong>telgemisch<br />

nach DIN 51 813.<br />

Festschmierstoffe<br />

In Schmierölen und Schmierfetten<br />

suspendierte o<strong>der</strong> direkt angewendete<br />

Stoffe, beispielsweise Graphit und<br />

Molybdändisulfid.<br />

Fettgebrauchsdauer<br />

Die Fettgebrauchsdauer ist die Zeit vom<br />

Anlauf bis zum Ausfall eines <strong>Lager</strong>s als<br />

Folge eines Versagens <strong>der</strong> Schmierung.<br />

Die Fettgebrauchsdauer hängt ab von <strong>der</strong><br />

– Fettmenge,<br />

– Fettart (Verdicker, Grundöl, Additive),<br />

– <strong>Lager</strong>bauart und -größe,<br />

– Höhe und Art <strong>der</strong> Belastung,<br />

– Drehzahlkennwert,<br />

– <strong>Lager</strong>temperatur.<br />

Fettgebrauchsdauerkurve, F 10<br />

Der F 10-Wert ist die Fettgebrauchsdauer<br />

eines bestimmten Fettes für eine Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

10 %. Die Fettgebrauchsdauer<br />

F 10 wird durch Versuche,<br />

z. B. <strong>mit</strong> dem FAG Wälzlagerfettprüfgerät<br />

FE9, im Labor er<strong>mit</strong>telt.<br />

Flammpunkt<br />

Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur,<br />

bei <strong>der</strong> sich unter vorgeschriebenen<br />

Prüfbedingungen so viel Öldampf<br />

entwickelt, daß das Öl-Luft-Gemisch<br />

erstmals an einer Zündflamme aufflammt.<br />

Der Flammpunkt gehört zu den<br />

Kenndaten eines Öles, hat aber für seine<br />

Beurteilung kaum Bedeutung.<br />

Fließdruck<br />

Druck, <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lich ist, um einen<br />

Schmierfettstrang aus einer Düse herauszupressen.<br />

Er gibt Aufschluß über Konsistenz<br />

und Fießverhalten. Bestimmung<br />

nach DIN 51 805 (nach DIN 51 825 bestimmt<br />

er die untere Einsatztemperatur).<br />

Fließfette<br />

Fließfette sind Schmierfette von halbflüssiger<br />

bis pastöser Konsistenz. Zur Erhöhung<br />

des Druckaufnahmevermögens<br />

können die – meist für Getriebeschmierung<br />

verwendeten – Fließfette Hochdruckzusätze<br />

o<strong>der</strong> Festschmierstoffe erhalten.<br />

Gelfette<br />

Gelfette enthalten einen anorganischenorganischen<br />

Verdicker, <strong>der</strong> aus sehr fein<br />

verteilten festen Teilchen besteht; die<br />

poröse Oberfläche dieser Teilchen hat die<br />

Eigenschaft, Öle zu absorbieren. Gelfette<br />

haben einen weiten Temperatur-Einsatzbereich<br />

und sind wasserbeständig. Vorsicht<br />

ist geboten bei hohen Drehzahlen<br />

und hohen Belastungen.<br />

Getriebefette<br />

Getriebefette sind meist natriumverseifte,<br />

langziehende weiche bis halbflüssige<br />

Fließfette (NLGI 0 und 00) für Getriebe<br />

und Getriebemotoren. Solche Fette werden<br />

teilweise EP-legiert geliefert.<br />

Getriebeschmieröle<br />

Schmieröle für Getriebe aller Art nach<br />

DIN 51 509, 51 517 T1/T2/T3<br />

(Schmieröle C, CL, CLP).


Grundöl<br />

Das in einem Schmierfett enthaltene Öl<br />

wird als Grundöl o<strong>der</strong> Basisöl bezeichnet.<br />

Der Anteil wird, je nach Verdicker und<br />

Verwendungszweck des Fettes, verschieden<br />

hoch gewählt. Mit dem Anteil des<br />

Grundöls und seiner Viskosität än<strong>der</strong>n<br />

sich die Penetration und das Reibungsverhalten<br />

des Fettes.<br />

Haftschmieröle<br />

Zähklebrige, meist bituminöse, hochviskose<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e, meist vorgelöst zu<br />

verwenden.<br />

HD-Öl<br />

Heavy-Duty-Öle sind Motorenöle, die<br />

durch Wirkstoffzusätze speziell den<br />

schweren Anfor<strong>der</strong>ungen in Verbrennungsmotoren<br />

angepaßt sind.<br />

Heißlagerfette<br />

Eine an<strong>der</strong>e Bezeichnung für Hochtemperaturfette.<br />

Lithiumfette können bei<br />

Dauertemperaturen bis zu 130 °C und<br />

Polyharnstoffette bis zu 200 °C eingesetzt<br />

werden. Spezielle Synthesefette sind bis<br />

maximal 270 °C verwendbar.<br />

Hochdruck-<strong>Schmierstoff</strong>e<br />

-> EP-<strong>Schmierstoff</strong>e.<br />

Homogenisierung<br />

Endphase bei <strong>der</strong> Schmierfettherstellung.<br />

Um eine einheitliche Struktur und feinste<br />

Dispergierung des Verdickers zu erreichen,<br />

wird das Schmierfett in einer dafür<br />

ausgebildeten Maschine einer starken<br />

Scherung ausgesetzt.<br />

Hydraulikflüssigkeiten<br />

Druckflüssigkeiten zur hydraulischen<br />

Kraftübertragung und Steuerung.<br />

Schwer entflammbare Hydraulikflüssigkeiten<br />

-> Seite 32.<br />

Hydrauliköle<br />

Alterungsbeständige, dünnflüssige, nichtschäumende,<br />

hochraffinierte Druckflüssigkeiten<br />

aus Mineralöl <strong>mit</strong> tiefem Stockpunkt<br />

für den Einsatz in Hydraulikanlagen.<br />

Hypoidöle<br />

Hochdruckschmieröle <strong>mit</strong> EP-Zusätzen<br />

für Hypoidgetriebe, hauptsächlich für<br />

Achsantriebe von Kraftfahrzeugen.<br />

Inhibitoren<br />

Wirkstoffe, die bestimmte Reaktionen<br />

eines <strong>Schmierstoff</strong>es verzögern. Sie werden<br />

vorzugsweise gegen Alterungs- und<br />

Korrosionsvorgänge in <strong>Schmierstoff</strong>en<br />

verwendet.<br />

Kältemaschinenöle<br />

Sie werden als Schmieröle in Kältemaschinen<br />

verwendet und dabei <strong>der</strong> Einwirkung<br />

des Kälte<strong>mit</strong>tels ausgesetzt. Kältemaschinenöle<br />

sind entsprechend den<br />

Kälte<strong>mit</strong>teln in Gruppen unterteilt.<br />

Die Mindestanfor<strong>der</strong>ungen sind in<br />

DIN 51 503 enthalten.<br />

Kälteverhalten<br />

-> Stockpunkt und Fließdruck.<br />

Kalkseifenfette, Kalziumfette<br />

Kalkseifenfette o<strong>der</strong> Kalziumfette sind<br />

völlig wasserabweisend und deshalb ausgezeichnete<br />

Dichtfette gegen Wasser. Da<br />

Kalkseife jedoch kaum Schutz vor Korrosion<br />

bietet, müssen die Kalkseifenfette<br />

Korrosionsschutz-Additive enthalten.<br />

Kalkseifenfette <strong>mit</strong> Zusätzen haben sich<br />

als Dichtfette auch bei starker Wasserbeaufschlagung<br />

bewährt. Temperatur-<br />

Einsatzgrenzen normaler Kalkseifenfette:<br />

circa –20 °C bis +50 °C.<br />

Kenndaten<br />

Unter den Kenndaten eines Schmieröles<br />

versteht man im allgemeinen den Flammpunkt,<br />

die Dichte, die Nennviskosität, den<br />

Stockpunkt und Angaben über die Zusätze.<br />

Glossar<br />

Schmierfette werden gekennzeichnet durch<br />

die Art des Verdickers, die Art und Viskosität<br />

des Grundöls, den Tropfpunkt, die Walkpenetration<br />

und ggf. durch die Zusätze.<br />

Kinematische Viskosität<br />

-> Viskosität.<br />

Komplexfette<br />

enthalten außer Metallseifen aus hochmolekularen<br />

Fettsäuren auch Metallsalze<br />

aus niedrigmolekularen organischen Säuren.<br />

Diese Salze bilden <strong>mit</strong> den Seifen<br />

Komplexe, die günstigere Eigenschaften<br />

als einfache Seifenfette haben, soweit es<br />

die Temperaturgrenzen, das Verhalten gegen<br />

Wasser, den Korrosionsschutz und<br />

die Druckaufnahmefähigkeit betrifft.<br />

Konsistenz<br />

Maß für die Verformbarkeit von Schmierfetten.<br />

-> Penetration.<br />

Korrosionsschutzfette, Korrosionsschutzöle<br />

Sie schützen korrosionsempfindliche Metalloberflächen<br />

gegen den Angriff <strong>der</strong><br />

Feuchtigkeit und des Luftsauerstoffes.<br />

Kupferstreifenprüfung<br />

Verfahren zur qualitativen Feststellung<br />

von aktivem Schwefel in Mineralölen<br />

(DIN 51 759) und in Schmierfetten<br />

(DIN 51 811).<br />

Legierte <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

Schmieröle o<strong>der</strong> Schmierfette, die einen<br />

o<strong>der</strong> mehrere Wirkstoffe zur Verbesserung<br />

spezieller Eigenschaften enthalten<br />

-> Wirkstoffe.<br />

Lithiumseifenfette<br />

Lithiumseifenfette zeichnen sich aus<br />

durch eine verhältnismäßig gute Wasserbeständigkeit<br />

und einen weiten Bereich<br />

<strong>der</strong> Gebrauchstemperatur. Sie enthalten<br />

oft Oxidationsverzögerer, Korrosionsver-<br />

61 FAG


Glossar<br />

zögerer und Hochdruck-Zusätze (EP).<br />

Wegen ihrer guten Eigenschaften werden<br />

Lithiumseifenfette in großem Umfang<br />

zur Schmierung von Wälzlagern eingesetzt.<br />

Die Einsatzgrenzen normaler Li-<br />

Fette liegen bei –35 °C und +130 °C.<br />

Mechanisch-dynamische <strong>Schmierstoff</strong>prüfung<br />

Die Wälzlagerfette werden unter betriebsnahen<br />

Verhältnissen, also bei Betriebsbedingungen<br />

und Umweltbedingungen geprüft.<br />

Aus dem Verhalten von Prüfelement<br />

und <strong>Schmierstoff</strong> während <strong>der</strong> Prüfung<br />

und aus <strong>der</strong>en Zustand nach <strong>der</strong><br />

Prüfung wird die Beurteilung des<br />

<strong>Schmierstoff</strong>es abgeleitet. Prüfungen in<br />

Modellprüfgeräten liefern nur bedingt<br />

Ergebnisse, die auf Wälzlager übertragen<br />

werden können. Es werden daher heute<br />

solche Prüfungen bevorzugt, die Wälzlager<br />

als Prüfelemente benutzen.<br />

In <strong>der</strong> Norm DIN 51 825 für Wälzlagerfette<br />

ist das FAG-Wälzlagerfett-Prüfgerät<br />

FE9 nach DIN 51 821 enthalten. Mit<br />

dieser Maschine wird die Fettgebrauchsdauer<br />

<strong>mit</strong> Wälzlagern als Prüfelementen<br />

getestet.<br />

Beim FAG-Prüfsystem FE9 <strong>mit</strong> Wälzlagern<br />

können Drehzahlen, Belastungen<br />

und Einbaubedingungen gewählt werden.<br />

Außerdem kann die Betriebstemperatur<br />

durch eine Heizung variiert werden.<br />

Die Schmierfähigkeit wird aufgrund <strong>der</strong><br />

erreichten Laufzeiten sowie <strong>der</strong> aufgenommenen<br />

Antriebsleistung beurteilt.<br />

Beim FAG-Prüfsystem FE8 (Entwurf<br />

DIN 51 819) können zusätzlich die<br />

Wälzlagerbauart und in beschränktem<br />

Umfang auch die Wälzlagergröße frei gewählt<br />

werden. Außerdem ist die Messung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lager</strong>verlustleistung und des <strong>Lager</strong>verschleißes<br />

möglich. Da eine Streuung<br />

<strong>der</strong> Meßwerte in Kauf genommen werden<br />

muß, sind die Meßergebnisse statistisch<br />

abzusichern.<br />

FAG 62<br />

FAG-Prüfsystem FE9<br />

FAG-Prüfsystem FE8


Mehrbereichsöle<br />

Motorenöle und Getriebeöle <strong>mit</strong><br />

verbessertem Viskositäts-Temperatur-<br />

Verhalten.<br />

MIL-Spezifikationen<br />

Spezifikationen <strong>der</strong> US-Streitkräfte <strong>mit</strong><br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für die zu liefernden<br />

Betriebsstoffe. Motoren- und Maschinenhersteller<br />

stellen zum Teil gleiche<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Schmierstoff</strong>e.<br />

Die Erfüllung <strong>der</strong> Mindestfor<strong>der</strong>ungen<br />

gilt als Qualitätsmaßstab.<br />

Mineralöle<br />

Erdöle bzw. <strong>der</strong>en flüssige Derivate.<br />

Mischbarkeit von Fetten<br />

-> Seite 38.<br />

Mischbarkeit von Ölen<br />

Öle verschiedener Sorten o<strong>der</strong> verschiedener<br />

Hersteller sollten nicht bedenkenlos<br />

gemischt werden. Eine Ausnahme<br />

bilden HD-Motorenöle; sie dürfen fast<br />

immer <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> gemischt werden.<br />

Werden Frischöle <strong>mit</strong> Gebrauchtölen gemischt,<br />

so kann sich Schlamm absetzen.<br />

In allen Fällen, in denen Schlammbildung<br />

gefürchtet werden muß, empfiehlt<br />

es sich, Proben in einem Becherglas zu<br />

mischen.<br />

Nachschmierintervall<br />

Zeitraum, nach dem die <strong>Lager</strong> nachgeschmiert<br />

werden. Das Nachschmierintervall<br />

sollte kürzer als die Schmierfrist<br />

festgelegt werden.<br />

Natronseifenfette (Natriumseifenfette)<br />

Natronseifenfette zeichnen sich durch<br />

gute Haftfähigkeit aus; sie bilden auf den<br />

Roll- und Gleitflächen von Wälzlagern<br />

einen gleichmäßigen, geschmeidigen<br />

Schmierfilm. Sie emulgieren <strong>mit</strong> Wasser,<br />

sind also nicht wasserbeständig. Geringe<br />

Mengen Feuchtigkeit werden ohne Nachteil<br />

aufgenommen; bei größeren Mengen<br />

wird das Fett flüssig und fließt aus dem<br />

<strong>Lager</strong>raum. Na-Fette zeigen schlechtes<br />

Kälteverhalten. Temperatur-Einsatzgrenzen:<br />

circa –30 °C und +120 °C.<br />

Nennviskosität<br />

-> Viskosität.<br />

Neutralisationszahl NZ<br />

Die Neutralisationszahl NZ ist ein Maß<br />

für die Alterung eines Mineralöles. Sie<br />

gibt an, wieviel mg Kaliumhydroxid für<br />

die Neutralisation <strong>der</strong> in 1 g Öl enthaltenen<br />

freien Säuren nötig sind. Bei legierten<br />

Ölen liegt die NZ auch im frischen<br />

Zustand wegen <strong>der</strong> Wirkstoffe meistens<br />

über Null. Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> NZ gegenüber<br />

dem Neuzustand sollte den Wert<br />

2 nicht überschreiten.<br />

NLGI-Klasse<br />

-> Penetration.<br />

Normalschmieröle<br />

Schmieröle L-AN nach DIN 51 501. Sie<br />

werden verwendet, wenn keine beson<strong>der</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an den <strong>Schmierstoff</strong><br />

gestellt werden.<br />

Ölabscheidung<br />

Schmierfette können bei längerer <strong>Lager</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> erhöhter Temperatur Öl abscheiden.<br />

Die Ölabscheidung wird nach<br />

DIN 51 817 bestimmt. Eine Langzeitschmierung<br />

erfor<strong>der</strong>t eine langfristige, geringe<br />

Ölabgabe, die jedoch so groß sein<br />

muß, daß die <strong>Versorgung</strong> <strong>der</strong> Kontaktflächen<br />

sichergestellt ist.<br />

Oxidation<br />

-> Alterung.<br />

Penetration<br />

Die Penetration ist ein Maß für die Konsistenz<br />

eines Schmierfettes. Sie wird festgestellt,<br />

indem man einen genormten<br />

Kegel in ein <strong>mit</strong> Fett gefülltes Gefäß eindringen<br />

läßt und die Eindringtiefe – in<br />

Zehntel mm – mißt (Einsinkdauer 5 s).<br />

Glossar<br />

Im Handel wird die sogenannte Walkpenetration<br />

bei 25 °C angegeben. Die<br />

Walkpenetration ist ebenfalls eine Eindringtiefe,<br />

nur muß das Fett vorher unter<br />

genau festgelegten Bedingungen durchgewalkt<br />

werden. Die Penetrationsklassen<br />

reichen von 000 bis 6 (DIN 51 818).<br />

Penetration üblicher Wälzlagerfette<br />

Konsistenzeinteilung Walknach<br />

NLGI-Klassen penetration<br />

(Penetrationsklassen) [0,1 mm]<br />

1 310-340<br />

2 265-295<br />

3 220-250<br />

4 175-205<br />

Pourpoint<br />

Der Pourpoint eines Mineralöles ist die<br />

Temperatur, bei <strong>der</strong> eine Probe beim Abkühlen<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

eben noch fließt.<br />

Quellverhalten<br />

Prüfung des Quellverhaltens von Kautschuk<br />

und Elastomeren unter dem Einfluß<br />

von <strong>Schmierstoff</strong>en: DIN 53 521.<br />

Raffinate<br />

Bei <strong>der</strong> Schmierölherstellung erzielt man<br />

durch eine Raffination <strong>der</strong> Destillate eine<br />

befriedigende Alterungsbeständigkeit.<br />

Dabei werden instabile Verbindungen, in<br />

die Schwefel, Stickstoff, Sauerstoff und<br />

Metallsalze eingelagert sein können, ausgeschieden.<br />

Es gibt verschiedene Raffinationsverfahren,<br />

<strong>der</strong>en wichtigste die<br />

Schwefelsäure-Raffination (Schwefelsäure-Raffinat)<br />

und die Lösungs<strong>mit</strong>tel-<br />

Raffination (Solvent-Raffinat) sind.<br />

Ruhpenetration<br />

Bei 25 °C gemessene Penetration einer<br />

Schmierfettprobe, die nicht im Fettkneter<br />

vorbehandelt worden ist.<br />

SAE-Klassifikation<br />

In englisch sprechenden Län<strong>der</strong>n und in<br />

<strong>der</strong> Kraftfahrzeugtechnik bezeichnet man<br />

die Viskosität von Schmierölen nach<br />

63 FAG


Glossar<br />

SAE-Klassifikation (Society of Automotive<br />

Engineers). Umrechnung für Motoren-Schmieröle<br />

siehe DIN 51 511, für<br />

Kfz-Getriebeöle siehe DIN 51 512.<br />

Saybolt-Universal-Viskosimeter<br />

In den USA gebräuchliches Viskosimeter,<br />

das zur Bestimmung <strong>der</strong> konventionellen<br />

Viskosität in SSU (Second Saybolt Universal)<br />

o<strong>der</strong> SUS (Saybolt Universal<br />

Seconds) verwendet wird.<br />

Schaum<br />

Schaum ist in Mineralölen unerwünscht.<br />

Er begünstigt die Ölalterung. Überschäumen<br />

kann zu Ölverlusten führen.<br />

Schlammbildung<br />

Durch den Einfluß von Luft und Wasser<br />

kann es bei Mineralölerzeugnissen zur<br />

Bildung von Oxidationsprodukten und<br />

Polymerisaten kommen. Die Ausscheidungen<br />

setzen sich als Schlamm ab.<br />

Schmierfette<br />

Schmierfette sind konsistente Gemische<br />

aus Verdickern und Ölen. Man unterscheidet<br />

zwischen<br />

– Metallseifenschmierfetten, die sich aus<br />

Metallseifen als Verdickern und<br />

Schmierölen zusammensetzen,<br />

– seifenfreien Schmierfetten <strong>mit</strong> anorganischen<br />

Gelbildnern o<strong>der</strong> organischen<br />

Verdickern und Schmierölen,<br />

– synthetischen Schmierfetten, die sich<br />

aus organischen o<strong>der</strong> anorganischen<br />

Verdickern und Syntheseölen zusammensetzen.<br />

-> Tabelle, Bild 27.<br />

Schmierfrist<br />

Die Schmierfrist entspricht <strong>der</strong> mindestens<br />

erreichten Fettgebrauchsdauer F 10<br />

von Standardfetten nach DIN 51 825.<br />

Die Schmierfrist wird in Abhängigkeit<br />

von k f · n · d m, gültig für 70 °C aufgetragen,<br />

siehe Diagramm "Schmierfristkurve",<br />

Bild 33. Dieser Wert wird zur Abschätzung<br />

genommen, wenn die Fettgebrauchsdauer<br />

F 10 für das verwendete Fett<br />

FAG 64<br />

nicht bekannt ist. Soll die ganze Leistungsfähigkeit<br />

eines Fettes ausgenutzt<br />

werden, so ist die praxisnah experimentell<br />

er<strong>mit</strong>telte Fettgebrauchsdauer F 10 anzusetzen,<br />

o<strong>der</strong> man richtet sich nach Erfahrungswerten.<br />

Einflüsse, die eine Min<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Schmierfrist bewirken, werden<br />

durch Min<strong>der</strong>ungsfaktoren berücksichtigt.<br />

Schmieröle B<br />

Dunkle, bitumenhaltige Mineralöle <strong>mit</strong><br />

gutem Haftvermögen: DIN 51 513.<br />

Schmieröle C, CL, CLP<br />

Getriebeöle für Umlaufschmierung:<br />

DIN 51 517 T1/T2/T3.<br />

Schmieröle CG<br />

Gleitbahnöle.<br />

Schmieröle K<br />

Kältemaschinenöle: DIN 51 503.<br />

Schmieröle N<br />

Normalschmieröle: DIN 51 501.<br />

Schmieröle T<br />

Dampfturbinen-Schmier- und Regleröle:<br />

DIN 51 515 T1.<br />

Schmieröle V<br />

Luftverdichteröle: DIN 51 506.<br />

Schmieröle Z<br />

Dampfzylin<strong>der</strong>öle: DIN 51 510.<br />

<strong>Schmierstoff</strong>zusätze<br />

-> Wirkstoffe.<br />

Silikonöle<br />

Syntheseöle, die bei speziellen Betriebsverhältnissen<br />

eingesetzt werden. Sie<br />

haben günstigere Kennwerte als die Mineralöle,<br />

jedoch schlechtere Schmier-<br />

eigenschaften und geringeres Druckaufnahmevermögen.<br />

Siehe auch Tabelle, Bild 30.<br />

Solvate<br />

Solvent-Raffinat, <strong>mit</strong> Lösungs<strong>mit</strong>teln raffiniertes<br />

Mineralöl.<br />

Spezifikationen<br />

Militärische und Firmen-Vorschriften für<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e, in denen physikalische<br />

und chemische Eigenschaften sowie Prüfmethoden<br />

festgelegt sind.<br />

Spindelöle<br />

Dünnflüssige Schmieröle <strong>mit</strong> einer Viskosität<br />

von etwa 10 bis 90 mm 2 /s bei<br />

40 °C.<br />

Stick-slip-Zusätze<br />

Additive, die <strong>Schmierstoff</strong>en zugegeben<br />

werden, um das Ruckgleiten, zum Beispiel<br />

bei Führungsbahnen von Werkzeugmaschinen,<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Stockpunkt<br />

Der Stockpunkt eines Schmieröles ist die<br />

Temperatur, bei <strong>der</strong> das Öl – wenn es unter<br />

festgelegten Bedingungen abgekühlt<br />

wird – zu fließen aufhört. Der Stockpunkt<br />

liegt 2 bis 5 K niedriger als <strong>der</strong><br />

Pourpoint. Das Kälteverhalten <strong>der</strong> Öle<br />

un<strong>mit</strong>telbar oberhalb des Stockpunktes<br />

kann schon ungünstig sein und muß daher<br />

durch eine Viskositätsmessung bestimmt<br />

werden.<br />

Strahlung<br />

Neben den SI-Einheiten sind teilweise<br />

noch die älteren Einheiten rd und rem<br />

gebräuchlich.<br />

Es gilt für die Energiedosis:<br />

1 J/kg = 1 Gy (Gray)<br />

1 Gy = 100 rd (Rad)<br />

Für die Äquivalentdosis gilt:<br />

1 J/kg = 1 Sv (Sievert)<br />

100 rem = 1 Sv<br />

1 rd = 1 rem


Suspension<br />

Kolloidale Aufschwemmung von festen<br />

Körpern in Flüssigkeiten, zum Beispiel<br />

von ölunlöslichen Wirkstoffen in<br />

<strong>Schmierstoff</strong>en.<br />

Synthetische <strong>Schmierstoff</strong>e<br />

Durch Synthese hergestellte Schmieröle,<br />

die teilweise, abgestimmt auf ihre Anwendung,<br />

folgende Eigenschaften aufweisen:<br />

sehr niedriger Stockpunkt, gutes V-T-Verhalten,<br />

geringer Verdampfungsverlust, lange<br />

Lebensdauer, hohe Oxidationsstabilität.<br />

Thixotropie<br />

Schmierfette verhalten sich thixotrop,<br />

wenn sich ihre Konsistenz durch mechanische<br />

Beanspruchung verringert und in<br />

<strong>der</strong> Ruhe wie<strong>der</strong> ansteigt. Auch beson<strong>der</strong>s<br />

additivierte Konservierungsöle verhalten<br />

sich thixotrop.<br />

Tropfpunkt<br />

Temperatur, bei <strong>der</strong> eine Probe bei Erwärmung<br />

unter Prüfbedingungen durch die<br />

Öffnung eines Nippels fließt und auf den<br />

Boden des Prüfrohres fällt.<br />

Fett: DIN ISO 2176<br />

Umlaufteilnahme<br />

Unter Umlaufteilnahme versteht man die<br />

Mitnahme des Fettes durch umlaufende<br />

Teile. Dadurch gelangen immer wie<strong>der</strong><br />

Fettklumpen zwischen Rollkörper und<br />

Laufbahnen, und die Walkreibung wird<br />

groß. Bei hohen Drehzahlen muß daher<br />

ein Fett gewählt werden, das nicht zur<br />

Umlaufteilnahme neigt. Die Umlaufteilnahme<br />

hängt ab vom Verdicker, <strong>der</strong> Penetration,<br />

<strong>der</strong> Temperatur und auch <strong>der</strong><br />

<strong>Lager</strong>bauart. Beson<strong>der</strong>s Natronfette neigen<br />

zur Umlaufteilnahme.<br />

Verdampfungsverlust<br />

Bei höheren Temperaturen auftreten<strong>der</strong><br />

Verlust durch Verdampfung eines Schmieröles.<br />

Er kann gleichbedeutend <strong>mit</strong> gesteigertem<br />

Ölverbrauch sein und zu einer Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Eigenschaften des Öles führen.<br />

Verdicker<br />

Verdicker und Grundöl sind die Bestandteile<br />

von Schmierfetten. Die häufigsten<br />

Verdicker sind Metallseifen (Li-, Ca-, Na-<br />

12-Hydroxystearate u.a.) sowie Verbindungen<br />

vom Typ Polyharnstoff, PTFE<br />

und Mg-Al-Schichtsilikate.<br />

Verschleißschutzzusätze<br />

Wirkstoffe, die im Mischreibungsgebiet<br />

den Verschleiß herabsetzen sollen. Man<br />

unterscheidet<br />

– mild wirkende Zusätze wie Fettsäuren,<br />

Fettöle,<br />

– Hochdruckzusätze, beispielsweise<br />

Schwefel-, Phosphor-, Zinkverbindungen,<br />

– Festschmierstoffe, zum Beispiel<br />

Graphit, Molybdändisulfid.<br />

Verseifungszahl VZ<br />

Die Verseifungszahl VZ kann bei ungebrauchten<br />

und gebrauchten Mineralölen,<br />

auch solchen <strong>mit</strong> Zusätzen, zur Kennzeichnung<br />

<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Öles herangezogen<br />

werden. Sie gibt an, wieviel mg<br />

Kaliumhydroxid erfor<strong>der</strong>lich sind, um<br />

die in einem Gramm Öl enthaltenen freien<br />

und gebundenen Säuren zu neutralisieren<br />

und die vorhandenen Ester zu verseifen.<br />

Vier-Kugel-Apparat<br />

Gerät zur Prüfung von <strong>Schmierstoff</strong>en<br />

(DIN 51 350). Bei vier pyramidenförmig<br />

angebrachten Kugeln dreht sich die obere<br />

Kugel. Die Belastung kann bis zum Verschweißen<br />

<strong>der</strong> Kugeln gesteigert werden<br />

(Schweißkraft). Die Belastung in N dient<br />

als VKA-Wert. Als Verschleißkennwert<br />

wird nach einer einstündigen Prüfzeit <strong>der</strong><br />

Kalottendurchmesser <strong>der</strong> drei ruhenden<br />

Kugeln gemessen und zur Bewertung herangezogen.<br />

Zur Identifikationsprüfung<br />

von <strong>Schmierstoff</strong>en geeignet.<br />

Viskosität<br />

Die Viskosität ist die grundlegende physikalische<br />

Eigenschaft von Schmierölen,<br />

aus <strong>der</strong> sich die Tragfähigkeit des Ölfil-<br />

Glossar<br />

mes im <strong>Lager</strong> bei flüssiger Reibung ergibt.<br />

Sie nimmt <strong>mit</strong> steigen<strong>der</strong> Temperatur<br />

ab und <strong>mit</strong> fallen<strong>der</strong> Temperatur zu<br />

(siehe V-T-Verhalten). Daher muß bei jedem<br />

Viskositätswert die Temperatur, auf<br />

die er sich bezieht, angegeben werden.<br />

Die Nennviskosität ist die kinematische<br />

Viskosität bei 40 °C. Siehe auch Viskositätsklassifikation.<br />

Im physikalischen<br />

Sinne ist Viskosität <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand, den<br />

benachbarte Schichten einer Flüssigkeit<br />

ihrer gegenseitigen Verschiebung entgegensetzen.<br />

Man unterscheidet zwischen<br />

<strong>der</strong> dynamischen Viskosität � und <strong>der</strong><br />

kinematischen Viskosität �. Die kinematische<br />

Viskosität ist hierbei die auf die<br />

Dichte bezogene dynamische Viskosität.<br />

Es besteht also <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

� = � · �. Hierbei ist � die Dichte. Die SI-<br />

Einheiten (internationales Einheitensystem)<br />

für die dynamische Viskosität<br />

sind Pa s o<strong>der</strong> mPa s. Sie haben die früher<br />

gebräuchlichen Einheiten Poise (P) und<br />

Centipoise (cP) ersetzt. Umrechnung:<br />

1cP = 10 -3 Pa s. SI-Einheiten für die kinematische<br />

Viskosität sind m 2 /s und mm 2 /s.<br />

Die früher gebräuchliche Einheit Centistoke<br />

(cSt) entspricht <strong>der</strong> SI-Einheit mm 2 /s.<br />

Viskositäts-Druck-Verhalten<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Viskosität eines<br />

Schmieröles vom Druck. Mit steigendem<br />

Druck nimmt die Viskosität von Mineralölen<br />

zu (Diagramm, Bild 3).<br />

Viskositätsindex VI<br />

Durch den Viskositätsindex VI wird das<br />

Viskositäts-Temperatur-Verhalten eines<br />

Öles zahlenmäßig zum Ausdruck gebracht.<br />

Viskositätsindex-Verbesserer<br />

Wirkstoffe, die im Mineralöl gelöst sind<br />

und das Viskositäts-Temperatur-Verhalten<br />

verbessern. Bei hohen Temperaturen<br />

bewirken sie eine höhere Viskosität, bei<br />

tiefen Temperaturen verbessern sie das<br />

Fließverhalten.<br />

65 FAG


Glossar<br />

Viskositätsklassifikation<br />

In den Normen ISO 3448 und DIN<br />

51 519 sind für flüssige Industrie-<br />

<strong>Schmierstoff</strong>e 18 Viskositätsklassen im<br />

Bereich von 2 bis 1500 mm 2 /s bei 40 °C<br />

festgelegt (siehe folgende Tabelle).<br />

Viskositätsklassen nach ISO<br />

Viskositäts- Mittelpunkts- Grenzen <strong>der</strong><br />

klasse viskosität kinematischen<br />

Viskosität<br />

ISO bei 40 °C bei 40 °C<br />

mm 2 /s mm 2 /s<br />

min. max.<br />

ISO VG 2 2,2 1,98 2,42<br />

ISO VG 3 3,2 2,88 3,52<br />

ISO VG 5 4,6 4,14 5,06<br />

ISO VG 7 6,8 6,12 7,48<br />

ISO VG 10 10 9,00 11,0<br />

ISO VG 15 15 13,5 16,5<br />

ISO VG 22 22 19,8 24,2<br />

ISO VG 32 32 28,8 35,2<br />

ISO VG 46 46 41,4 50,6<br />

ISO VG 68 68 61,2 74,8<br />

ISO VG 100 100 90,0 110<br />

ISO VG 150 150 135 165<br />

ISO VG 220 220 198 242<br />

ISO VG 320 320 288 352<br />

ISO VG 460 460 414 506<br />

ISO VG 680 680 612 748<br />

ISO VG 1000 1000 900 1100<br />

ISO VG 1500 1500 1350 1650<br />

V-T-Verhalten<br />

Mit dem Ausdruck V-T-Verhalten bezeichnet<br />

man bei Schmierölen die Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Viskosität <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Temperatur.<br />

Man spricht von günstigem V-T-Verhalten,<br />

wenn das Öl seine Viskosität <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Temperatur nicht stark än<strong>der</strong>t.<br />

-> Viskositätsindex (VI).<br />

Walkpenetration<br />

Penetration von Schmierfetten, gemessen<br />

bei 25 °C, nach <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Probe<br />

im Fettkneter (DIN 51 804 T2 und<br />

DIN ISO 2137).<br />

FAG 66<br />

Wasserabscheidevermögen (WAV)<br />

Eigenschaft eines Öles, Wasser abzuscheiden.<br />

Die Prüfung erfolgt nach<br />

DIN 51 589.<br />

Wasserbeständigkeit<br />

Die Wasserbeständigkeit von Schmierfetten<br />

wird nach DIN 51 807 (statische<br />

Prüfung) geprüft und stellt nur eine<br />

Eigenschaftskennzeichnung dar, die keine<br />

Rückschlüsse auf die Wasserbeständigkeit<br />

des Fettes in <strong>der</strong> Praxis zuläßt. Es wird<br />

geprüft, ob und in welcher Art ruhendes<br />

destilliertes Wasser bei verschiedenen<br />

Temperaturen auf ein nicht beanspruchtes<br />

Fett einwirkt.<br />

Wassergehalt<br />

Enthält ein Schmieröl Wasser, so wird <strong>der</strong><br />

Schmierfilm durch Wassertropfen unterbrochen<br />

und dadurch die Schmierfähigkeit<br />

vermin<strong>der</strong>t. Wasser im Öl beschleunigt<br />

im übrigen die Alterung und führt zu<br />

Korrosion. Der Wassergehalt kann durch<br />

Destillation o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> einer Absetzprobe<br />

im Reagenzglas bestimmt werden, wobei<br />

sich das Wasser wegen seines höheren spezifischen<br />

Gewichtes am Boden absetzt.<br />

Bei emulgierenden Ölen muß man die<br />

Probe erwärmen. Geringer Wassergehalt<br />

wird <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Spratzprobe nachgewiesen;<br />

das Öl wird dabei im Reagenzglas über<br />

einer Flamme erwärmt. Wenn Spuren von<br />

Wasser vorhanden sind, ist ein knackendes<br />

Geräusch – ein Spratzen – zu hören.<br />

Wirkstoffe<br />

Wirkstoffe, auch als Zusätze o<strong>der</strong> Additive<br />

bezeichnet, sind öllösliche Stoffe,<br />

die Mineralölen o<strong>der</strong> Mineralölprodukten<br />

zugegeben werden. Sie verän<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> verbessern durch chemische und<br />

o<strong>der</strong> physikalische Wirkung die Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> <strong>Schmierstoff</strong>e (Oxidationsstabilität,<br />

EP-Wirkung, Schaumbildung,<br />

Viskositäts-Temperatur-Verhalten, Stockpunkt,<br />

Fließfähigkeit und so weiter).<br />

Zähigkeit<br />

-> Viskosität.


Notizen<br />

67 FAG


Notizen<br />

FAG 68


Schmierung von Wälzlagern<br />

Alle Angaben wurden sorgfältig erstellt und überprüft. Für eventuelle Fehler<br />

o<strong>der</strong> Unvollständigkeiten können wir jedoch keine Haftung übernehmen.<br />

Än<strong>der</strong>ungen, die dem Fortschritt dienen, behalten wir uns vor.<br />

WL 81 115/4 DA/90/7/99<br />

Printed in Germany by Weppert GmbH & Co. KG, Schweinfurt

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