SCHAAFHEIM · MOSBACH · SCHLIERBACH ... - Typo-Z-Team
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Schaafheimer Juli 2009<br />
4<br />
5. Historischer Gemarkungsrundgang<br />
in Kleestadt<br />
Bei wunderschönem Frühsommerwetter trafen sich am Sonntag, den<br />
24. Mai dieses Jahres, wieder zahlreiche Kleestädter Bürgerinnen<br />
und Bürger zum 5. und vorerst letzten Gemarkungsrundgang des<br />
Heimat- und Geschichtsvereins Kleestadt.<br />
Vom NABU-Heim in Kleestadt ging es los mit 2 Anhängern, die von<br />
Traktoren gezogen wurden, in Richtung Radheimer Chaussee/Schiffshohlweg,<br />
dem Ausgangspunkt des diesjährigen Gemarkungsrundganges.<br />
Dort begrüßte Frau Bodensohn, die Vorsitzende des<br />
Vereins, alle Teilnehmer und referierte kurz über die Geschichte der<br />
Grafschaft Hanau-Lichtenberg, zu der Kleestadt ab 1425 durch das<br />
Amt Babenhausen gehörte.<br />
Herr Willi Weinkauf erzählte sodann über die „Schiffshohl“, einer<br />
Abfahrtsstrecke vom Breuberger/Frankfurter Weg über den<br />
Binselberg zum Schiffsplatz nach Aschaffenburg. Die „Schiffshohl“<br />
war besonders während der Frankfurter Messen stark frequentiert;<br />
auf ihr wurden aus den umliegenden Ortschaften Güter, wie Holz,<br />
Wein und Getreide, zu den Schiffsanlegestellen nahe des Nilkheimer<br />
Hofes bei Aschaffenburg gebracht.<br />
Die Wanderung führte nun am Neubergshof vorbei - dies ist eine alte<br />
Bezeichnung für ein durch Neurodung hinzugefügtes Gebiet – und an<br />
dem auf der Gemarkung Schaafheim liegenden Flurstück „Pechofen“,<br />
wo sich – wahrscheinlich noch bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
– meilerähnliche, gusseiserne Feldöfen befanden, in denen<br />
rohes Harz von Fichten, Kiefern und Tannen zu Pech gebrannt wurde.<br />
Dieses Pech wurde in der ländlichen Wirtschaft als Wagenschmiere,<br />
zum Steifen des Schuhmacherhanfs und auch zum Auspichen der<br />
Fässer benötigt.<br />
Weiter ging es Richtung Buchertsgräben. Dort mussten sich die<br />
Teilnehmer ganz still verhalten , um „Zipp und Zapp“ beobachten zu<br />
können. Einer alten Mär zufolge sind „Zipp und Zapp“ 2 scheue<br />
Naturgeister, die in den Buchertsgräben nach Gold graben; sie sind<br />
vielen Kleestädtern aus Erzählungen ihrer Kindertage her noch<br />
vertraut.<br />
In die Buchertsgräben trieben die Kleestädter früher ihre Schweine,<br />
damit diese dort Eicheln und Bucheckern fressen konnten. Allerdings<br />
gehörte das Gebiet teils zu Kleestadt, Schlierbach und Schaafheim,<br />
und – so Herr Wolfgang Schmitt – gab es oft Streitereien, da die<br />
Grenzen zwischen den einzelnen Gemeinden nicht festgeschrieben<br />
waren.<br />
Auf einem Acker des Rüsselsberger Hangs, südwestlich der<br />
Buchertsgräben, fanden 2 Kleestädter Schüler im Jahre 1950 einen<br />
Teil einer Flachhacke aus grauem Hornblendschiefer. Die Hacke<br />
stammt aus der Jungsteinzeit (4000 – 2000 v. Chr.) und befindet sich<br />
heute im Stadt- und Kreismuseum Dieburg.<br />
Kurz vor dem Wellhornhof, auf der Wanne, konnten sodann die<br />
Teilnehmer verschnaufen und Getränke zu sich nehmen; die Herr<br />
Werner Mark bereitgestellt hatte.<br />
AKTION BIS ZUM 31.07.09<br />
Anschließend ging es zum „Vogelherd“, wo zahlreiche Vögel für den<br />
Hof der Grafen von Hanau gefangen wurden.<br />
Bei den ehemaligen Hohlwegen, Hilgert- und Neuwegshohl, die im<br />
Zuge der Flurbereinigung 1927 verfüllt wurden, erinnerte sich Herr<br />
Ludwig Steinmetz an den sehr kalten Winter 1942, in dessen Verlauf<br />
es in der „Hilgerthohl zu Einbrüchen von bis zu 4 Metern kam. Bei der<br />
Flurbereinigung wurde auch der Weg von der oberen Brücke bis zum<br />
Oberholz gepflastert. Herr Weinkauf konnte sich noch entsinnen, wie<br />
er als Kind mit dem Schlitten das „Geplästerte“ heruntergefahren<br />
und als guter Schlittenfahrer bis an „Gunkel sein Keller“ gekommen<br />
ist.<br />
Die Teilnehmer des Rundganges kamen nun zwar nicht an „Gunkels<br />
Keller“ an, dafür aber am DRK-Heim, wo sie ein leckerer Eintopf und<br />
v.a. kühle Getränke erwarteten.<br />
Der Heimat- und Geschichtsverein Kleestadt möchte hier allen<br />
Teilnehmern, Helfern und den DRK-Mitgliedern für die erfolgreiche<br />
Durchführung des Gemarkungsrundganges danken.<br />
E. Zemke, Heimat- und Geschichtsverein Kleestadt