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Geschichte und Geschichten unserer Gemeinde - Paul-Gerhardt ...

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<strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong>n <strong>unserer</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

Die Kirche mit der Schiffsglocke<br />

Als die <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirche 1991 gebaut wurde, stellte sich heraus, dass die <strong>Gemeinde</strong> den geplanten<br />

Glockenturm aus finanziellen Gründen nicht gleich würde bauen können. Bis heute war es noch nicht<br />

möglich den Plan umzusetzen. Die <strong>Gemeinde</strong> musste aber nicht ganz auf Glockenklang verzichten.<br />

Wahrscheinlich ist die <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirche die einzige Kirche in der Landeskirche, in der eine<br />

ehemalige Schiffsglocke ihren liturgischen Dienst tut. Das Bronzeglöcklein ist nur 23 kg schwer <strong>und</strong> hat<br />

einen Durchmesser von gerade mal 32 cm. Kein Gottesdienst beginnt, ohne dass das (nicht ganz reine)<br />

"fis" der Glocke dreimal erklingt. Eine spannende <strong>Geschichte</strong>: Ursprünglich war das Glöcklein auf dem<br />

Schauffelraddampfschiff "König Wilhelm", das 1901 in Dienst gestellt wurde. Eine Umschrift mit<br />

gothischen Lettern auf dem Mantel der Glocke verkündet diese ihre Bestimmung. Nachdem das<br />

Dampfschiff 1938 bereits wieder außer Betrieb genommen werden musste <strong>und</strong> später verschrottet<br />

wurde, war die Glocke ohne Verwendung. Nach dem Krieg, wohl im Jahr 1947 kam sie in den Besitz<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde, die sie gut brauchen konnte auf dem Dachreiter des "Zeppelin-<br />

Kirchleins", einer Baracke, die für die <strong>Gemeinde</strong>arbeit im Jahr 1947 in Eigenleistung aufgebaut wurde.<br />

Im Zeppelindorf war ein Raum für Gottesdienste <strong>und</strong> für die <strong>Gemeinde</strong>arbeit bitter nötig, weil zu der<br />

Zeit die Schloßkirche, als einzige evangelische Kirche in der Stadt wegen der schweren Kriegsschäden<br />

noch nicht wieder benutzt werden konnte. Und das Gebäude des ehemaligen Kindergartens, ehemals die<br />

"Saphirfabrik" am Rande des Riedlewaldes war den Bombenangriffen ganz zum Opfer gefallen. So war<br />

die Schiffsglocke jahrelang die einzige "evangelische" Glocke, die in Friedrichshafen zum Gottesdienst<br />

läuten konnte.<br />

Die Evangelische <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirchengemeinde: Eine junge <strong>Gemeinde</strong><br />

Die <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirche wurde am 21. Juli 1991 eingeweiht. Als Prediger war Landesbischof D. Theo<br />

Sorg an der Einweihung beteiligt. Ein stolzer Tag in der <strong>Geschichte</strong> der jungen <strong>Gemeinde</strong>! Die Freude<br />

über das gelungene Werk der Architekten Gertrud <strong>und</strong> Otto Heinz war groß. Von vielen wurde bei der<br />

Einweihung der Kirche der Wunsch geäußert, dass das Haus einer aktiven <strong>und</strong> lebendigen <strong>Gemeinde</strong><br />

Raum bieten möge. Der Wunsch sollte sich erfüllen. Die <strong>Gemeinde</strong>glieder von Jettenhausen <strong>und</strong><br />

Waggershausen mit dem Hofinger Esch bildeten damals den "Pfarrbezirk V". Im Jahr der Einweihung<br />

waren einschneidende strukturelle Veränderungen bereits absehbar. Auch eine Veränderung der Grenzen<br />

zwischen den fünf Pfarrbezirken in Friedrichshafen sollte stattfinden. Vollzogen wurden die<br />

Grenzänderungen zum Beginn des Jahres 1992. Bis dahin hatten zum "Pfarrbezirk V" etwas mehr als<br />

800 "Seelen" gehört. Hinzu kam nun ein Teil von Meistershofen, der zuvor der Erlöserkirche zugeordnet<br />

war, <strong>und</strong> vom Gebiet der Schlosskirche die ehemalige "Franzosensiedlung". In den Gebäuden der<br />

Heinrich-Heine- <strong>und</strong> der Albert-Schweitzer-Straße fanden in den folgenden Jahren anstelle der vorher<br />

dort untergebrachten französischen Soldatenfamilien etwa tausend neue Bewohner eine Wohnung. Viele<br />

evangelische Aussiedlerfamilien aus Osteuropa <strong>und</strong> Asien waren darunter. Nach der Veränderung der<br />

Grenzen gehörten zum Pfarrbezirk V fast 1600 <strong>Gemeinde</strong>glieder. In ihrer jetzigen Rechtsform als<br />

selbständige <strong>Gemeinde</strong> gibt es die <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirchengemeinde seit dem 1. Januar 1994. 1995 wurde<br />

die Pfarrstelle eingerichtet <strong>und</strong> mit einem ständigen Pfarrer besetzt. Im Herbst 1995 fand die erste Wahl<br />

eines eigenen Kirchengemeinderates durch die <strong>Gemeinde</strong>mitglieder statt. Die <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-<br />

Kirchengemeinde setzt sich zusammen aus einer bunten Mischung von Menschen unterschiedlicher<br />

Herkunft <strong>und</strong> Prägung. Wenige sind darunter, die sich zu den alteingesessenen "Häflern" zählen können,<br />

deren Familien schon seit Generationen in Friedrichshafen leben. Die meisten <strong>Gemeinde</strong>glieder sind<br />

Menschen, die aus der Nähe oder aus weiter Ferne hier hergezogen sind, aus verschiedenen Gründen <strong>und</strong><br />

zu unterschiedlichen Zeiten. Aus beruflichen Gründen kamen viele sowohl vor, als auch nach dem 2.<br />

Weltkrieg nach Friedrichshafen. Viele kamen nach dem Krieg als Heimatvertriebene oder Flüchtlinge<br />

aus den deutschen Ostgebieten an den Bodensee. In den letzten Jahren gab es erheblichen Zuwachs<br />

durch zurückkehrende Aussiedler aus dem Osten, größtenteils aus Gebieten der ehemaligen UdSSR. Sie<br />

bilden ungefähr ein Drittel der <strong>Gemeinde</strong>. Auch einige als Asylanten aufgenommene Familien gehören<br />

zur <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirchengemeinde.


Der "Pfarrbezirk V": Eine neue <strong>Gemeinde</strong> entsteht<br />

Ein Teil des dringend benötigten Wohnraumes für die wachsende Stadt konnte in den fünziger- <strong>und</strong><br />

sechziger Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts durch die Siedlungswerke der beiden großen Kirchen<br />

mitgeschaffen werden. So entstand auf dem Gebiet von Jettenhausen ab Ende der fünfziger Jahre die<br />

"Gartenvorstadt-Siedlung". Zum weithin sichtbaren Zentrum der Siedlung wurde 1959/60 die neuerbaute<br />

katholische Kirche St. Mariae Geburt. Eine größere Anzahl evangelischer Familien baute oder wohnte in<br />

jenem Gebiet, das zum Evangelischen Siedlungswerk gehört hatte <strong>und</strong> das den Namen<br />

"Melanchthonstraße" erhielt - zur Erinnerung an den verdienstvollen Reformator Philipp Melanchthon,<br />

einen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Mitstreiter Martin Luthers. Seit Anfang der 70er Jahre wurde in der evangelischen<br />

<strong>Gemeinde</strong> über die Einrichtung eines fünften Pfarrbezirks nachgedacht, dessen Einzugsgebiet der<br />

Norden <strong>und</strong> Nordwesten der Stadt sein sollte. 1974 wurde der Seelsorgebezirk abgegrenzt, zu dem außer<br />

den <strong>Gemeinde</strong>gliedern in Jettenhausen auch die von Waggershausen <strong>und</strong> die vom Hofinger Esch<br />

gehörten. Der Bezirk wurde Pfarrvikar Klaus Brune übertragen, der 1975 zusätzlich mit der Seelsorge<br />

am neuerbauten Städtischen Krankenhaus beauftragt wurde. Im Konrad-Kümmel-Weg wurde eine<br />

Pfarrwohnung angemietet. Vorerst blieb das barackenähnliche Holzkirchlein im Zeppelindorf der<br />

nächstgelegene Gottesdienstort. Konfirmandenunterricht konnte in der Ludwig-Dürr-Schule<br />

durchgeführt werden. Ein Seniorenkreis traf sich im Gasthaus "Traube" in Waggershausen. Ein eigenes<br />

räumliches Zentrum für den Pfarrbezirk wurde schmerzlich vermisst, zumal die Pfarrwohnung 1977 aus<br />

dem Bezirk hinaus verlegt werden musste. Das angemietete "Pfarrhaus" war in den folgenden Jahren in<br />

der Meistershofener Straße.<br />

Das Montage-<strong>Gemeinde</strong>haus: <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Haus<br />

Im Jahr 1977 bot sich eine provisorische Lösung des Raumproblems an: Im Frühjahr 1978 konnte ein<br />

"Montage-<strong>Gemeinde</strong>haus" aufgestellt werden. Die Kirchengemeinde verfügte über ein 1600 qm großes<br />

Gr<strong>und</strong>stück gegenüber der Ludwig-Dürr-Schule, wo das Haus aufgestellt wurde. Am 8. April 1978<br />

wurde die Einweihung gefeiert. Das Haus erhielt den Namen des Pfarrers <strong>und</strong> Liederdichters <strong>Paul</strong><br />

<strong>Gerhardt</strong>. Im Jahr 1980 wurde Klaus Brune zum Pfarrer der "Pfarrstelle Friedrichshafen V" ernannt <strong>und</strong><br />

durch Dekan Döffinger im Rahmen einer Kirchengemeinderatssitzung am 11. September 1980<br />

investiert. Viele Aktivitäten <strong>und</strong> Gruppen konnten sich dank des Hauses in den folgenden Jahren<br />

entwickeln. Es entstanden Angebote für alle Generationen in der <strong>Gemeinde</strong>. Das Provisorium hatte 13<br />

Jahre Bestand. Mit dem Pfarrer engagierte sich eine beachtliche Zahl von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern in verschiedenen Bereichen für die Aufgaben der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Neue Möglichkeiten im neuen Haus<br />

Mit der Einweihung der neuen <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirche wurden die bis dahin wöchentlichen Gottesdienste<br />

im Zeppelindorf-Kirchlein eingestellt. In die <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirche wurde aus dem Kirchlein eine kleine<br />

Schiffsglocke aus Messing übernommen. Sie konnte zwar nicht in der gleichen Art, wie im Zeppelindorf<br />

schwingend aufgehängt werden; das Glöcklein kann aber mit dem Klöppel angeschlagen werden, was<br />

bei jedem Gottesdienst am Anfang geschieht. Die Orgel für den Gottesdienstraum wurde vom<br />

<strong>Gemeinde</strong>haus in der Scheffelstrasse übernommen. Die farbigen Fenster gestaltete die Ravensburger<br />

Künstlerin Cornelia Heim. Sie schuf später auch Entwürfe für die Gestaltung von Paramenten in den<br />

liturgischen Farben weiß, violett, grün <strong>und</strong> rot, die von der Paramentenwerkstatt angefertigt wurden. Die<br />

ersten Bewohner des neuen Pfarrhauses bei der <strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirche waren Margret Kaiser-Autenrieth<br />

<strong>und</strong> Richard Autenrieth, das Pfarrvikarsehepaar, dem im Sommer 1991 die <strong>Gemeinde</strong> anvertraut wurde.<br />

Nach ihrem Weggang kam 1994 Pfarrvikar Matthias Peetz auf die Stelle <strong>und</strong> bezog mit seiner Familie<br />

das Haus am Kenzelweg. Im Sommer 1995 konnte Pfarrer Gottfried Pohl mit seiner Familie im<br />

Pfarrhaus einziehen. Am 10. September 1995 wurde er als erster ständiger Pfarrer der neu gebildeten<br />

<strong>Paul</strong>-<strong>Gerhardt</strong>-Kirchengemeinde durch den Friedrichshafener Dekan Werner Müller-Bay investiert. Die<br />

Angebote <strong>und</strong> Aktivitäten der <strong>Gemeinde</strong>arbeit wurden <strong>und</strong> werden getragen von vielen Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern, die teilweise seit den siebziger Jahren in der <strong>Gemeinde</strong> Verantwortung übernommen<br />

haben. Andere sind erst später Zeit hinzugekommen <strong>und</strong> haben sich für unterschiedliche Aufgaben<br />

eingesetzt.


B<br />

E<br />

#<br />

i.R.

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