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Influenza: Aktuelles und State of the Art - Österreichische ...

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| kongress<br />

Kommentar DDr. W. Maurer, Wien:<br />

Effectiveness <strong>und</strong> Wirksamkeit azellulärer Pertussisimpfst<strong>of</strong>fe<br />

Die Wirksamkeit von azellulären<br />

Impfst<strong>of</strong>fen wurde in den 1980er-<br />

Jahren klinisch umfangreich<br />

geprüft. Das<br />

Problem dabei war,<br />

dass es keinen bestimmten<br />

Pertussisantikörperspiegel<br />

als<br />

Schutzkorrelat gibt.<br />

Daher musste die<br />

Wirksamkeit klinisch<br />

geprüft werden – dies<br />

konnte nur in Ländern<br />

erfolgen, in denen damals<br />

keine flächen-<br />

W. Maurer, Wien<br />

deckende Ganzkeimpertussisimpfung<br />

durchgeführt wurde. Insgesamt<br />

stellte sich heraus, dass die Ganzkeimimpfst<strong>of</strong>fe<br />

zwar nicht gut verträglich,<br />

aber – mit Ausnahme eines<br />

kanadischen Impfst<strong>of</strong>fes – gut wirksam<br />

waren. Die azellulären Pertussisimpfst<strong>of</strong>fe<br />

waren etwas weniger<br />

wirksam, dafür aber weit besser verträglich.<br />

Und aus diesem Bef<strong>und</strong> ergibt sich<br />

die Frage der Effectiveness. Mit dem<br />

Begriff der Effectiveness ist die Frage<br />

angesprochen, ob der Impfst<strong>of</strong>f für<br />

die Bevölkerung bei breiter Anwendung<br />

hilfreich ist. Da alle Pertussisimpfst<strong>of</strong>fe<br />

nur eine begrenzte<br />

Schutzdauer haben, ist zu erwarten,<br />

dass rechtzeitig geimpfte Kinder bei<br />

guter Wirksamkeit geschützt sind.<br />

Eine durchgemachte Keuchhusteninfektion<br />

gewährleistet Immunität für<br />

etwa zehn Jahre; eine längere<br />

Schutzdauer ist für die Impfung<br />

auch nicht zu erwarten. Die Zusammenfassung<br />

der Ergebnisse von Studien<br />

zu Pertussis, die auf der ICAAC<br />

präsentiert wurden, zeigt klar, dass<br />

Keuchhustenfälle ab einem Alter von<br />

acht Jahren ansteigen – dass damit<br />

also das Ende des Impfschutzes erreicht<br />

ist. Um die Zirkulation von B.<br />

pertussis in der Bevölkerung zu unterbrechen,<br />

müsste also die gesamte<br />

Bevölkerung alle zehn Jahre (ab 60<br />

Jahren alle 5 Jahre) gegen Keuchhusten<br />

geimpft werden. Wegen<br />

eines fehlenden Impfkonzeptes<br />

<strong>und</strong> einer<br />

fehlenden Präventionsstrategie<br />

in Österreich –<br />

Impfst<strong>of</strong>fe müssen für<br />

nicht mehr schulpflichtige<br />

Personen privat bezahlt<br />

werden – sind wir<br />

von der Erfüllung der<br />

Ziele des Impfplanes<br />

aber noch sehr weit<br />

entfernt.<br />

Keuchhustenverläufe bei Kindern<br />

sind besonders schwer, während Erwachsene<br />

bis etwa 75 Jahre mildere<br />

Verläufe haben. Plazentär übertragene<br />

Antikörper geben keinen passiven<br />

Schutz vor Keuchhusten. Die<br />

schwersten Keuchhustenfälle, Hospitalisierungen<br />

<strong>und</strong> Todesfälle ereignen<br />

sich aber im Alter unter zwei<br />

Monaten, wenn Säuglinge zu jung<br />

sind, um Impfschutz zu haben. 1<br />

Hierzu wäre eine Cocooning-Strategie<br />

hilfreich, d.h. die Impfung der<br />

Umgebung, um den Infektionsdruck<br />

zu senken. Dazu wäre es notwendig,<br />

die Mütter zumindest post partum<br />

zu impfen <strong>und</strong> ebenso die Väter<br />

(Partner), Geschwister <strong>und</strong> Betreuungspersonen,<br />

die über keinen Impfschutz<br />

mehr verfügen. Der österreichische<br />

Impfplan steht einer Cocooning-Strategie<br />

im Prinzip nahe: eine<br />

Pertussisauffrischungsimpfung (mit DT)<br />

im siebten bis neunten Lebensjahr,<br />

eine weitere im Alter von 18 bis 20<br />

Jahren, dann ab 30 Jahren alle zehn<br />

Jahre, ab 60 Jahren alle fünf Jahre.<br />

Eine Keuchhustenimpfung während<br />

der Schwangerschaft ist nicht kontraindiziert<br />

<strong>und</strong> wurde in den USA<br />

bis in die 1970er-Jahre mit dem<br />

Ganzkeimpertussisimpfst<strong>of</strong>f routinemäßig<br />

durchgeführt. Daten zu azellulären<br />

Keuchhustenimpfungen bei<br />

Schwangeren fehlen jedoch. Eine<br />

Impfung vor der Schwangerschaft<br />

oder während der Schwangerschaft<br />

könnte möglicherweise durch plazentäre<br />

Antikörper das Neugeborene<br />

passiv schützen, in jedem Fall jedoch<br />

die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Infektion des Kindes durch die Mutter<br />

drastisch reduzieren.<br />

Nahezu unbekannt ist, dass Senioren<br />

wegen Immunoseneszenz mit Pertussis<br />

sehr lange husten <strong>und</strong> 5% unter<br />

den Symptomen von Pertussis an<br />

Abb.: Gram-Färbung von Bordetella pertussis<br />

Hirnmassenblutungen versterben 2 –<br />

unklar ist, ob dies durch retrograd ins<br />

Gehirn aufsteigendes Pertussistoxin<br />

im Sinne einer Vaskulitis erfolgt.<br />

Referenzen:<br />

1 Anonymous: Updated Recommendations for Use <strong>of</strong><br />

Tetanus Toxoid, Reduced Diph<strong>the</strong>ria Toxoid and<br />

Acellular Pertussis Vaccine (TdaP) in Pregnant<br />

Women and Persons Who Have or Anticipate<br />

Having Close Contact with an Infant

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