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Influenza: Aktuelles und State of the Art - Österreichische ...

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JATROS Infektiologie 4 I 2011<br />

Infektionsrisiko als Nebenwirkung<br />

Konsensus:<br />

Tuberkulose <strong>und</strong> Biologika<br />

Erstmals in Österreich ist es gelungen, einen Konsensus zum Tuberkuloserisiko der Therapie mit Biologika<br />

unter Mitwirkung von nicht weniger als vier Fachgesellschaften zu erstellen. Darin wurde – auch<br />

das ein Novum für Österreich – ein klarer Algorithmus zur diagnostischen Abklärung hinsichtlich Tbc<br />

vor Einleitung einer Biologika<strong>the</strong>rapie definiert <strong>und</strong> klare Empfehlungen zu <strong>Art</strong> <strong>und</strong> Dauer einer Präventiv<strong>the</strong>rapie<br />

gegeben.<br />

Im März 2011 ist es gelungen, ein Konsensusstatement<br />

zu publizieren, das in<br />

mehr als einer Hinsicht eine Sonderstellung<br />

einnimmt. Zum einen ist das Papier<br />

unter der Patronanz von nicht weniger<br />

als vier österreichischen Fachgesellschaften<br />

erschienen. Beteiligt waren die<br />

„<strong>Österreichische</strong> Gesellschaft für Rheumatologie<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation“ (ÖGR),<br />

die „<strong>Österreichische</strong> Gesellschaft für<br />

Dermatologie <strong>und</strong> Venerologie“ (ÖGDV),<br />

die „<strong>Österreichische</strong> Gesellschaft für<br />

Gastroenterologie <strong>und</strong> Hepatologie“<br />

(ÖGGH) <strong>und</strong> die ÖGIT (damals noch<br />

„<strong>Österreichische</strong> Gesellschaft für Infektionskrankheiten“<br />

– ÖGI).<br />

Das zweite bemerkenswerte Faktum besteht<br />

darin, dass es sich beim Thema dieses<br />

Konsensus nicht um eine Indikation,<br />

sondern um eine Nebenwirkung handelt:<br />

um das erhöhte Tuberkulose risiko bei<br />

Therapien mit (manchen) Biologika.<br />

1. Epidemiologie <strong>und</strong> Verlauf<br />

In Österreich wurden im Jahr 2009<br />

444 bestätigte Fälle von Tuberkulose<br />

(Tbc) registriert, dazu 76 wahrscheinliche<br />

<strong>und</strong> 180 mögliche. Die Inzidenzrate<br />

liegt bei 8,36/100.000 Einwohner/<br />

Jahr. Ein beträchtlicher Teil der Tbc-<br />

Fälle in Österreich ist importiert, d.h.<br />

er betrifft Personen, die kürzer als drei<br />

Jahre in Österreich leben. Menschen, die<br />

länger als drei Jahre in Österreich leben,<br />

haben keine höhere Tbc-Inzidenzrate<br />

als in Österreich geborene Menschen.<br />

Zudem ist die Tbc-Inzidenz in der<br />

Altersgruppe ab 65 Jahren bei Österreichern<br />

erheblich höher als bei Nichtösterreichern.<br />

Für eine Ansteckung ist eine Exposition<br />

(Aufenthalt im geschlossenen Raum mit<br />

einem Patienten mit <strong>of</strong>fener Lungen-<br />

Tbc) über mindestens acht St<strong>und</strong>en erforderlich.<br />

Nach Primärinfektion entwickelt<br />

sich eine latente Tbc. Etwa 5%<br />

der davon Betr<strong>of</strong>fenen entwickeln über<br />

die nächsten zwei Jahre eine Tbc-Exazerbation,<br />

weitere 5% irgendwann im<br />

Lauf des Lebens.<br />

2. Biologika – Wirkmechanismen<br />

Unter TNF-α-Blockern ist die Progressionsrate<br />

zur Tbc-Exazerbation um mindestens<br />

den Faktor 1,5 bis 4 höher.<br />

Das liegt daran, dass TNF-α bei der Aufrechterhaltung<br />

der für Tbc typischen<br />

epi<strong>the</strong>lialen Granulome eine wesentliche<br />

Rolle spielt. Wird TNF-α blockiert, so<br />

kommt es zur Desintegration dieser<br />

Granulome, was zu einer Tbc-Reaktivierung<br />

führen kann.<br />

Unter dem Terminus „Biologika“ wird<br />

eine Fülle verschiedener Arzneimittel aus<br />

Blut <strong>und</strong> Blutprodukten, Allergenen,<br />

Impfst<strong>of</strong>fen, Zellen, Nukleinsäuren <strong>und</strong><br />

rekombinanten Proteinen zusammengefasst.<br />

Im Rahmen des vorliegenden Konsensusstatements<br />

wurde der Begriff, dem<br />

allgemeinen Gebrauch entsprechend, für<br />

rekombinante Proteine zur Behandlung<br />

v.a. chronisch-entzündlicher Erkrankungen<br />

verwendet.<br />

Die Wirkmechanismen von Biologika<br />

sind vielfältig. Allein im Bereich der<br />

Behandlung von rheumatoider <strong>Art</strong>hritis<br />

sind heute neben TNF-α-Blockern auch<br />

IL-6-Blocker, Anti-B- <strong>und</strong> Anti-T-Zell<strong>the</strong>rapien<br />

in Verwendung.<br />

Einen Überblick über die Zielstrukturen<br />

<strong>und</strong> Indikationen sowie das Infektionsrisiko<br />

unter den wichtigsten heute verwendeten<br />

Biologika gibt Abbildung 1.<br />

3. Tbc-Risiko unter Biologika<br />

Daten zum Tbc-Risiko unter Biologika<br />

liegen vor allem für die schon länger auf<br />

dem Markt befindlichen TNF-α-Blocker<br />

Infliximab, Adalimumab <strong>und</strong> Etanercept<br />

vor. Daten aus einem französischen Register<br />

zeigten eine standardisierte Tbc-<br />

Inzidenzrate von 12,2 für alle TNF-α-<br />

Blocker (1 wäre der Wert für die Normalbevölkerung),<br />

aus Tbc-Hochrisikoländern<br />

werden jedoch noch wesentlich<br />

höhere Inzidenzraten gemeldet.<br />

Der Gr<strong>und</strong>, warum für neuere TNF-α-<br />

Blocker sowie für die meisten anderen<br />

Biologika wenige konkrete Daten zum<br />

Tbc-Risiko vorliegen, besteht einfach<br />

darin, dass Patienten mit aktiver oder<br />

latenter Tbc aus den diesbezüglichen<br />

I 16<br />

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