Influenza: Aktuelles und State of the Art - Österreichische ...
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JATROS Infektiologie 4 I 2011<br />
| klinische infektiologie<br />
Ka<strong>the</strong>terinfektionen<br />
ZVK-assoziierte Infektionen<br />
R. Krause, Graz<br />
Zentralvenenka<strong>the</strong>ter(ZVK)-assoziierte Infektionen („Ca<strong>the</strong>ter-Related Infections“ = CRI) sind häufige<br />
Komplikationen von ZVK <strong>und</strong> treten mit einer Inzidenz von r<strong>und</strong> 5/1.000 Ka<strong>the</strong>tertagen auf. Systemische<br />
CRI (Bakteriämien/Fungämien) werden als „Ca<strong>the</strong>ter-Related Bloodstream Infections“ (CRBSI) bezeichnet.<br />
Auslöser von CRI/CRBSI sind hauptsächlich grampositive Kokken wie Staphylococcus aureus <strong>und</strong><br />
Koa gulase-negative Staphylokokken (KNS), selten gramnegative Stäbchen <strong>und</strong> (Spross-)Pilze.<br />
Diagnostik<br />
Lokale CRI werden klinisch diagnostiziert,<br />
ergänzend erfolgen mikrobiolo -<br />
gi sche Untersuchungen (z.B. Kultur von<br />
eitrigem Sekret). CRBSI können klinisch<br />
nicht diagnostiziert werden, da die Symptome<br />
<strong>und</strong> klinischen Zeichen unspezifisch<br />
sind. Mikrobiologische CRBSI-<br />
Diagnosemethoden werden in Verfahren<br />
mit bzw. ohne ZVK-Entfernung unterteilt.<br />
Da nur r<strong>und</strong> 15% aller aus klinischem<br />
Verdacht entfernten ZVK tatsächlich<br />
Ausgangspunkt einer Bakteriämie/<br />
Fungämie sind, sollten Methoden ohne<br />
ZVK-Entfernung bevorzugt werden.<br />
Dies sind z.B. Kulturmethoden wie<br />
„Differential Time to Positivity“,* die<br />
quantitative Kultur von zentralem <strong>und</strong><br />
peripherem Blut oder Direktfärbemethoden.<br />
Bei entfernten ZVK sollten<br />
quan titative Kulturmethoden wie z.B.<br />
nach Brun-Buisson angewendet werden.<br />
Die alleinige qualitative ZVK-Spitzenkultur<br />
ist unzureichend, da nicht zwischen<br />
Kontamination, Kolonisation <strong>und</strong><br />
tatsächlicher CRBSI unterschieden werden<br />
kann.<br />
Therapie<br />
Bei CRI <strong>und</strong> CRBSI soll laut IDSA**<br />
der ZVK entfernt <strong>und</strong> eine antiinfek -<br />
tive Therapie eingeleitet werden. Für<br />
die Therapie eignen sich Glykopeptide<br />
oder Daptomycin bei Vancomycin-<br />
MHK >2mg/l oder Linezolid*** zur Behand<br />
lung von Staphylokokken mit<br />
Oxa cillin-Resistenz, Cephalosporine der<br />
ers ten Generation oder Flucloxacillin<br />
zur Behandlung von Oxacillin-sensiblen<br />
Staphylokokken sowie Cephalosporine<br />
3 oder 4 oder Carbapeneme oder Piperacillin/Tazobactam<br />
zur Behandlung von<br />
gramnegativen Erregern. Bei Candida-<br />
CRBSI sollen abhängig von der lokalen<br />
Epidemiologie <strong>und</strong>/oder der Resistenzlage<br />
Fluconazol oder Echinocandine<br />
oder Lipid-assoziiertes Amphotericin B<br />
verwendet werden. Die Dauer der Therapie<br />
ist abhängig vom Erreger <strong>und</strong> beträgt<br />
bei KNS 5–7 Tage, bei S. aureus<br />
oder Candida spp. 14 Tage bis über die<br />
letzte positive Blutkultur hinaus (bei<br />
septi schen Absiedelungen auch länger),<br />
bei gramnegativen Stäbchen 7–14 Tage.<br />
Bei S.-aureus- <strong>und</strong> Candida-CRBSI<br />
müssen Kontrollblutkulturen abgenommen<br />
werden, um eine evtl. Persistenz<br />
der Bakteri ämie/Fungämie nachzuweisen<br />
<strong>und</strong> entsprechende diagnostische (Suche<br />
nach weiteren Foci wie Endokarditis,<br />
Knochen infektionen etc.) <strong>und</strong> <strong>the</strong>rapeutische<br />
Schritte einzuleiten (Kombinations<strong>the</strong>rapien,<br />
längere Therapiedauer bei<br />
septi schen Absiedelungen etc.).<br />
In der IDSA-Guideline wird ein „guidewire<br />
exchange“ als <strong>the</strong>rapeutische Op -<br />
tion empfohlen. Diese Maßnahme sollte<br />
nicht durchgeführt werden, da die zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden Studien völlig inadäquat<br />
sind.<br />
Lock-Therapien mit oder ohne anti -<br />
in fektive Substanzen haben ein hohes<br />
Relapse-Risiko <strong>und</strong> eignen sich somit<br />
nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung<br />
(Lebenserwartung aufgr<strong>und</strong> der<br />
Gr<strong>und</strong>krankheit Risiko der ZVK-Entfernung<br />
<strong>und</strong> Neuimplantation) bei individuellen<br />
Patienten. In rezenten Untersuchungen<br />
mit positiver Bewertung von<br />
Lock-Therapien wurden leider epidemiologische<br />
statt klinischer CRBSI-Definitionen<br />
<strong>und</strong> zu kurze Nachbeobachtungszeiträume<br />
verwendet, weshalb die Studienergebnisse<br />
für die klinische Praxis<br />
nicht verwertbar sind.<br />
* Differenz der Zeiten bis zur Positivität der peripheren<br />
<strong>und</strong> der zentralen Blutkultur<br />
** Infectious Diseases Society <strong>of</strong> America<br />
*** Linezolid wird von der IDSA nicht empfohlen,<br />
obwohl es in einer Studie gleich gut wirksam<br />
war wie Vancomycin.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
■<br />
Bericht:<br />
Univ.-Pr<strong>of</strong>. Dr. Robert Krause<br />
Infektiologie, Klinische Abteilung für Pulmologie<br />
UK für Innere Medizin,<br />
Medizinische Universität Graz<br />
E-Mail: robert.krause@medunigraz.at<br />
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universimed.com