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trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

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Im Blickpunkt<br />

Regierung, wie bereits mehrfach und<br />

korrekt berichtet, gegen geltendes<br />

EU-Recht. Und das auch noch zu einem<br />

Zeitpunkt, da sie den EU-Vorsitz hat.<br />

Von uns jedenfalls kann man nicht<br />

ernsthaft erwarten, daß wir etwas<br />

Unrechtmäßiges unterstützen!“ Esser,<br />

der für die von JT International in<br />

Österreich vertriebenen Marken<br />

„Camel“ und „Winston“ keine Beteiligung<br />

am Konkurrenzkampf über den<br />

Preis in Aussicht stellt („Wir wollen<br />

unsere Marken nicht verbiegen…“)<br />

zeigt sich verwundert darüber, „daß<br />

neben anderen Interessengruppen auch<br />

und gerade Mitbewerber trotz der klaren<br />

Rechtslage die Regierung in ihren Überlegungen<br />

bestätigen“. Ob es damit zu<br />

tun hat, daß eine Mindestpreisregelung<br />

die Markanteile der Anbieter quasi<br />

staatlich festlegen und einfrieren würde,<br />

kann und will Esser zum jetzigen Zeitpunkt<br />

nicht beurteilen. Und auf den<br />

Jugendschutz angesprochen, auf den<br />

sich das Gesundheitsministerium beim<br />

Durchsetzen der von den Regierungsparteien<br />

und den Grünen beschlossenen<br />

Antrag auf eine Mindestpreisfestsetzung<br />

eingeschworen hat, verweist Esser „auf<br />

die bestehenden gesetzlichen Regelungen:<br />

Wenn sich jeder an die gültigen Jugendschutzgesetz<br />

hielte und man diese entsprechend<br />

exekutierte, gäbe es auch<br />

keine Probleme.“<br />

Daß die Berufung auf<br />

die<br />

6 <strong>trafik</strong>antenZEITUNG 2/20<strong>06</strong><br />

Tabakkonsumpräventation kein besonders<br />

schlagendes ist, dürfte sich inzwischen<br />

selbst im Gesundheitsministerium<br />

herumgesprochen haben. Auf Vorwürfe,<br />

warum man sich so stark auf die Tabakwaren<br />

fokussiere, bezüglich der Alcopops<br />

aber trotz des in der Szene immer<br />

mehr um sich greifenden „Kampftrinkens<br />

bis zum Umfallen“ so auffällig<br />

untätig bleibe, gibt es kein Pressestatement.<br />

Vielleicht deshalb, weil im<br />

Weinland Österreich die Alkohollobbyisten<br />

mit ihren guten Verbindungen<br />

bis hin unter die Theke der parlamentarischen<br />

Milchbar mehr prominente<br />

Fürsprecher haben als jene, die dem<br />

Genußmittel namens Tabak zusprechen.<br />

In einem jedenfalls sind sich –<br />

Jugendschutz hin oder her – die meisten<br />

Tabakindustriellen und die EU-Juristen<br />

einig: Nämlich daß das rotweißrote<br />

Steuersystem andere legale Möglichkeiten<br />

zulasse als eine Mindestpreisfestsetzung,<br />

zu der als Alternative Thomas<br />

Wallek, in Österreich für Marketing<br />

und Vertrieb der Produkte von British<br />

American Tobacco zuständig, einer<br />

„effektiven Mindeststeuer“ das Wort<br />

redet, „die sich an den Durchschnittspreisen<br />

aller am Markt befindlichen<br />

Zigaretten-Marken orientiert.“ Solches<br />

nennt auch Lutz Esser „eine geeignete<br />

und rechtlich einwandfreie<br />

Lösung des<br />

Tabakwarenmindestpreisfestsetzung:<br />

Respektlosigkeit<br />

gegenüber geltendem EU-Recht<br />

Problems, wie sie auch in anderen<br />

Ländern praktiziert wird. Es ist das<br />

Recht von Regierungen, Steuern festzulegen.<br />

Und das Recht von Unternehmen,<br />

Preise festzulegen.“<br />

Für die Austria Tabak ist dieses<br />

Mindeststeuer-Modell „nicht nachvollziehbar.<br />

Das würde nicht viel verändern,<br />

man wäre dann bei ungefähr 2,90 Euro,<br />

erteilte AT/Gallaher-Sprecher Helmut<br />

Dumfahrt via Austria-Presseagentur<br />

solchen Überlegungen eine Abfuhr –<br />

und setzte hinzu: „Wenn man Gesundheits-<br />

und Jugendschutz ernst nimmt, ist<br />

das eine zahnlose Maßnahme.“ Und erst<br />

recht dann, wenn man das Hauptaugenmerk<br />

auf die Rendite des rotweißroten<br />

Platzhirschen legt, sind sich der Mitbewerb,<br />

aber auch die Arbeiterkämmerer<br />

als Konsumentensprecher in der Bewertung<br />

dieser Aussage einig.<br />

Austria-Tabak-Geschäftsführer Stefan<br />

Fitz geht von einem Mindestpreis von<br />

3,30 Euro aus und läßt ausrichten, „daß<br />

Austria Tabak, „wenn eine solche Maßnahme<br />

kommt, dies etwas ist, womit wir<br />

leben können.“ Und zwar gut, wären das<br />

doch immerhin um 10 Cent mehr als<br />

zunächst hinter vorgehaltener Hand im<br />

Zusammenhang mit der Festsetzungs-<br />

Antragsformulierung genannt wurden –<br />

und gleich um 20 Cent mehr als jene<br />

3,10 Euro, die etwa der oberösterreichische<br />

Trafikanten-Landesgremialobmann<br />

im Herbst vergangenen Jahres für gerade<br />

noch verträglich hielt, um ein weiteres<br />

Ausweichen der Konsumenten auf dunkle<br />

Beschaffungskanäle nicht allzu<br />

sehr ausufern zu lassen.<br />

Ob sich der Europäische Gerichtshof<br />

mit einer Klage gegen eine Mindestpreiregelung<br />

für Tabakwaren (!)<br />

befassen müssen wird, darüber<br />

fallen wahrscheinlich im Plenum<br />

des Nationalrats die Würfel just<br />

an jenem Tag, an dem diese<br />

Ausgabe der „Österreichischen<br />

<strong>Trafikantenzeitung</strong>“ ausgedruckt<br />

wird, deren Erscheinungstermin<br />

wegen der „Feuer+Rauch“-<br />

Fachmessevorschau diesmal um<br />

ein paar Tage nach hinten<br />

verlegt wurde. Aber der Ausgang<br />

des Votums ist, falls<br />

nicht noch in allerletzter<br />

Minute Bundeskanzler Dr.<br />

Wolfgang Schüssel ein<br />

Machtwort spricht, um sei-<br />

ne Weste als EU-Ratsvorsitzender weiß<br />

zu halten, absehbar – und ein Bundesratseinspruch<br />

am 16. März ist durch das dies-

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