trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung
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Im Gespräch<br />
äußerst erfolgreiche Weltmarke Pall<br />
Mall zum attraktiven Preis von 3 Euro<br />
in Österreich anbieten. Wir haben<br />
damit ganz bewusst einen Preis im<br />
mittleren Feld des Niedrigpreissegments<br />
gewählt. Das ist ein faires Angebot – an<br />
die RaucherInnen, für die TrafikantInnen<br />
(ihnen entsteht aufgrund der geltenden<br />
Mindesthandelsspanne durch<br />
die Preissenkung von Pall Mall ja kein<br />
finanzieller Nachteil) und durch die<br />
nachhaltige Belebung des Marktes für<br />
die Wirtschaft, von der auch die öffentliche<br />
Hand profitiert. Unser aller gemeinsames<br />
Ziel sollte es doch sein, den<br />
steigenden illegalen Zigarettenhandel<br />
nachhaltig zu bekämpfen: Faire Preis-<br />
Leistungsangebote<br />
senken den Anreiz,<br />
Zigaretten am<br />
Schwarzmarkt zu<br />
kaufen und dabei<br />
auch das Risiko<br />
einzugehen, gefälschte<br />
Zigaretten<br />
zu rauchen.<br />
Noch kurz zur<br />
aktuellen Preisentwicklung<br />
am Gesamtmarkt:<br />
Der<br />
österreichische Tabakmarkt<br />
hat sich<br />
schon 2004 durch<br />
den Eintritt mehrerer<br />
günstiger Handelsmarken<br />
stark verändert.<br />
Daß die<br />
Preissenkung von<br />
Pall Mall jetzt von<br />
einem Mitbewerber<br />
als „Preiskriegs-<br />
Erklärung“ aufgefaßt<br />
wird, hat wohl eher konzernstrategische<br />
Gründe. Wir verfügen über starke<br />
Marken – in allen Preissegmenten –<br />
und fürchten den Wettbewerb nicht.<br />
Und die freie Marktwirtschaft als<br />
„Krieg“ zu bezeichnen ist sicher nicht<br />
unser Stil, das sei auch einmal gesagt.<br />
Eine Zigarettenmindestpreis-Regelung<br />
könnte sehr bald das Aus für Preise<br />
unter 3,20 oder – wie auch kolportiert<br />
wird – 3,30 Euro bedeuten. Wie<br />
kommentieren Sie die Installierung<br />
einer solchen planwirtschaftlich<br />
anmutenden Maßnahme unter<br />
Berufung auf Gesundheits- und<br />
Tabakpräventationsinteressen?<br />
BAT hat Verständnis für den Willen,<br />
50 <strong>trafik</strong>antenZEITUNG 2/20<strong>06</strong><br />
aus gesundheitspolitischen (und sicher<br />
auch fiskalpolitischen) Überlegungen<br />
den anhaltenden Entwicklungen –<br />
insbesondere ansteigendem Schmuggel,<br />
weniger Steuereinnahmen, Billigstangebote<br />
– etwas entgegensetzen zu<br />
wollen. Es steht uns nicht zu, der österreichischen<br />
Politik Ratschläge zu geben,<br />
jedoch glauben wir, daß das Thema zu<br />
wichtig ist, als hier „Schnellschüsse“<br />
abzugeben. Einem fixen Mindestpreis –<br />
in welcher Höhe und Ausprägung auch<br />
immer – wie er zuletzt vom Gesundheitsministerium<br />
angekündigt wurde,<br />
können wir aber nichts abgewinnen,<br />
weil ein solcher gegen den Grundsatz<br />
des freien Wettbewerbs verstößt und<br />
Die Werbung für Tabakwaren konzentriert sich aufgrund der Tabakgesetznovelle<br />
2004 zwangsläufig auf den Point of Sale – Unser Bild<br />
zeigt die Trafik vom Margarete Krögner in 1090 Wien<br />
damit auch nicht mit dem EU-Recht<br />
konform geht. Wir sind davon überzeugt,<br />
daß KonsumentInnen für eine<br />
derartige kompromißlose Anhebung des<br />
Zigarettenpreises keinerlei Verständnis<br />
aufbringen werden und sich damit das<br />
sehr ernste Schmuggel-Problem weiter<br />
verschärft.<br />
Ist ein solcher Minimum-Referenzpreis<br />
aus Ihrer Sicht EU-konform?<br />
Nein. Eine gesetzliche Festsetzung<br />
von Mindestpreisen verstößt nach der<br />
wiederholt veröffentlichten Auffassung<br />
des Europäischen Gerichtshofes gleich<br />
in mehrfacher Hinsicht gegen<br />
EU-Recht. Gegen mehrere EU-Länder<br />
hat die EU-Kommission daher schon<br />
Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet.<br />
Diesen eindeutigen EU-Standpunkt hat<br />
zuletzt auch eine Sprecherin von EU-<br />
Steuerkommissar Laszlo Kovacs angesichts<br />
der Pläne der österreichischen<br />
Bundesregierung bestätigt.<br />
Wird eine Zigaretten-Mindestpreisverordnung<br />
von Ihnen beim Europäischen<br />
Gerichtshof, der sich ja in<br />
ähnlichen Fällen bereits sehr deutlich<br />
gegen ein solches Regulativ ausgesprochen<br />
hat, beeinsprucht werden?<br />
Wir sind optimistisch, daß die österreichische<br />
Bundesregierung keine<br />
EU-widrige Entscheidung treffen wird.<br />
Sie haben als<br />
Alternative zu<br />
einer Mindestpreis-Festsetzung<br />
ein Tabaksteuermodell<br />
in – wie ich<br />
zu erkennen glaube<br />
– Anlehnung an<br />
europäische Verhältnissevorgeschlagen.<br />
Wie<br />
sieht dieses aus<br />
und welche Auswirkungen<br />
auf den<br />
Markt hätte es?<br />
Um eine faktische<br />
Untergrenze<br />
beim Preis zu<br />
setzen, wäre es<br />
unserer Auffassung<br />
nach sinnvoller, eine<br />
effektive Mindeststeuerregelungumzusetzen<br />
– wie auch in vielen anderen<br />
europäischen Ländern, allerdings am<br />
gewichteten Durchschnittspreis einer<br />
möglichst kurzen Referenzperiode orientiert.<br />
Hierzu müsste die in Österreich<br />
bestehende Mindeststeuer, die derzeit<br />
erst ab Euro 2,70 greift, lediglich modifiziert<br />
werden. Mit dem Ergebnis: Fairer<br />
Wettbewerb für alle Hersteller am<br />
Zigarettenmarkt, Einpendeln der Preise<br />
auf einem mittleren Preisniveau, stabile<br />
Einnahmen für Staat und Trafikanten –<br />
und nicht im Widerspruch zu<br />
EU-Recht. Zusammengefaßt bedeutet<br />
eine Steuervariante eine Belastung für<br />
die Tabakindustrie, ein Mindestpreis<br />
hingegen eine Belastung für die<br />
KonsumentInnen – die dafür kein<br />
Verständnis haben werden.