11.11.2012 Aufrufe

trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Journal<br />

Pfeifen & Cigarren<br />

Einlageblätter, und die Färbung der Deckblätter<br />

wird gleichmäßiger. Die Blätter aus dem oberen<br />

Pflanzenteil brauchen eine längere Fermentationszeit,<br />

da sie dicker in der Struktur und reicher an<br />

ätherischen Ölen sind.<br />

Der Fermentationsprozess ist genau der gleiche,<br />

der beim Kompostieren im Garten stattfindet.<br />

Feuchtigkeit und Druck durch die<br />

aufeinandergeschichteten Blätter führen zur<br />

Entstehung von Wärme. Ständige Überwachung<br />

ist notwendig, um sicherzustellen, daß bei diesem<br />

Prozess die gewünschten Parameter<br />

(Maximaltemperatur: 45°C) eingehalten werden,<br />

da sonst die wertvollen ätherischen Öle in den<br />

Blättern vernichtet würden.<br />

Auslese und Sortierung: Die Deckblätter – wie<br />

schon zu erwarten – erfahren besondere<br />

Aufmerksamkeit. Zuerst werden sie etwas<br />

angefeuchtet und noch einmal gelüftet, um sie für<br />

das Ausleseverfahren vorzubereiten. Dort werden<br />

sie in mehr als 50 verschiedenen Kategorien<br />

einsortiert, um sicherzustellen, daß nur die<br />

perfektesten bei der Herstellung einer Habano<br />

Verwendung finden.<br />

Jedes Blatt, das nicht den Qualitätskriterien<br />

entspricht, wird zurückgewiesen und für andere<br />

Zwecke verwendet.<br />

Die an der Sonne gezogenen Blätter für Einlageund<br />

Umblätter werden in drei Hauptgrößen und -<br />

kategorien ausgewählt und nach ihren<br />

geschmacklichen Eigenschaften und ihrer Eignung<br />

für die in der Einlage zusammengestellte<br />

Mischung (ligada) aus ligero, seco und volado<br />

gruppiert.<br />

Die Blätter, die vom unteren Pflanzenteil geerntet<br />

werden, sind der volado-Kategorie (weniger stark,<br />

fortaleza 1) zugehörig; wobei die kräftigsten und<br />

besten von ihnen als Umblätter ausgewählt<br />

werden. Blätter vom Mittelteil der Pflanze haben<br />

ein gutes Aroma und mittlere Stärke: Sie werden<br />

als seco eingeordnet (fortaleza 2). Die Blätter des<br />

obersten Teils der Pflanze ergeben den ligero, sie<br />

sind die stärksten (fortaleza 3).<br />

Genau wie bei den Deckblättern wird auch bei der<br />

Auswahl der Blätter für Einlage und Umblätter<br />

verfahren: Blätter, die den Anforderungen nicht<br />

entsprechen, werden aussortiert und bei der<br />

Herstellung von Cigarren, die keine Habanos sind,<br />

sowie in der Zigarettenproduktion verwendet.<br />

Nach erfolgreicher Auslese und ausreichender<br />

Ruhezeit werden die Deckblätter dann, weil sie<br />

wegen ihrer dünnen Struktur nur eine einzige<br />

Fermentation benötigen, schon bald in Tercios<br />

(Tabakballen, sehr oft aus Palmenblättern)<br />

verpackt und in die Lager transportiert, wo sie –<br />

wie die besten Weine – ihrer weiteren Lagerung<br />

entgegensehen.<br />

Die an der Sonne gereiften Blätter brauchen eine<br />

andere Behandlung, die sich stark von der eben<br />

beschriebenen unterscheidet...<br />

Das Entrippen der Blätter: Die ausgewählten<br />

und sortierten Blätter für Einlage und Umblätter<br />

werden nun den Arbeitern übergeben, die das<br />

Entrippen vornehmen. Um das Entfernen der<br />

44 <strong>trafik</strong>antenZEITUNG 2/20<strong>06</strong><br />

BIS ZUR FERTIGEN CIGARRE IST ES EIN LANGER WEG<br />

Blattrippen zu ermöglichen, müssen die<br />

Blätter zuerst befeuchtet werden. Diese<br />

Befeuchtung gibt ihnen außerdem die Grundfeuchtigkeit,<br />

die sie für die nachfolgenden zwei<br />

Fermentationen benötigen.<br />

Die für das Entrippen verantwortlichen Frauen<br />

entfernen mit sicherem Griff den unteren Teil der<br />

Mittelrippe jedes Einlage- oder Umblattes, und<br />

nehmen die endgültige Einsortierung der Blätter<br />

nach Größe und weitere Verwendung als ligero,<br />

seco oder volado vor. Erneut wird jedes Blatt, das<br />

den vorgeschrieben Standard nicht erfüllt,<br />

aussortiert. Zuletzt werden die Blätter in Gruppen<br />

eingeteilt, und zwischen Holzbrettern in Form<br />

gebracht.<br />

Zweite Fermentation: Jetzt werden die Blätter,<br />

die später die Einlage und Umblätter einer Habano<br />

bilden, einer zweiten Fermentation unterzogen.<br />

Dieses Mal sind die Fermentationsstapel viel<br />

größer, und die Fermentationszeit dauert<br />

länger als beim ersten Mal.<br />

Wieder werden die dickeren, stärkeren Blätter<br />

einem längeren Fermentationsprozess unterzogen.<br />

Für die dünneren, schwächeren Blätter ist die<br />

Dauer kürzer.<br />

Die Fermentationstemperatur muß mit viel<br />

Vorsicht überwacht werden. Wenn sie zu sehr<br />

ansteigt, nimmt man den Fermentationsstapel<br />

auseinander, um ein Abkühlen der Blätter zu<br />

ermöglichen. Dann wird der Fermentationsstapel<br />

neu geordnet, indem man die Anordnung umkehrt<br />

(die untersten Blätter des Fermentationsstapels<br />

kommen nach zuoberst und umgekehrt).<br />

Es kann sein, daß sich das in diesem<br />

Fermentationsprozess mehrmals wiederholt.<br />

Die Reifelagerung: Nach der zweiten Fermentation<br />

werden die an der Sonne gezogenen<br />

Tabakblätter für Einlage und Umblätter mehrere<br />

Tage in Gestellen (parrilleros) gelüftet.<br />

Anschließend werden sie verpackt und ins Lager<br />

gebracht, wo sie Seite an Seite mit den Deckblättern<br />

einen lange dauernden Reifelagerungsprozess<br />

durchlaufen.<br />

Die stärkeren Blätter (ligero) werden einer<br />

längeren Lagerungszeit unterzogen, die weniger<br />

starken lagern kürzer – je stärker das Blatt, desto<br />

größer ist sein Lagerungspotential: Je länger die<br />

Reifezeit, umso besser die Qualität.<br />

Die Blätter für Einlagen und Umblätter werden in<br />

Sackleinenballen (pacas) verpackt. Die Deckblätter<br />

hingegen kommen in sogenannte Ballen,<br />

die aus Yagua-Blättern (Rinde der Königspalmen)<br />

hergestellt werden. Dieses Material wird in Kuba<br />

noch für viele weitere Zwecke verwendet.<br />

Auf jedem Sackleinenballen und Ballen befindet<br />

sich ein Etikett, das Auskunft gibt über das Blatt –<br />

also über dessen Größe, das Erntejahr, das Ergebnis<br />

der Auslese, das Datum des Entrippens und<br />

des Verpackens. Die Ballen werden außerdem mir<br />

einem Code versehen, der angibt, daß die enthaltenen<br />

Blätter als Deckblätter ausgewählt wurden.<br />

Diese Information ermöglicht es dem ligador, der<br />

die Mischung der Blätter in der Einlage vornimmt,<br />

den speziellen Charakter jedes Blattes in die<br />

Mischung miteinzubeziehen – der Schlüssel für<br />

die spezifische Mischung jeder einzelnen<br />

Habano-Marke.<br />

Jetzt – die Zeit hat ihr Werk vollbracht, jedes Blatt<br />

hat seine volle Reife erreicht – wird es Zeit, mit<br />

der Herstellung einer Habano zu beginnen.<br />

Über die außergewöhnliche,<br />

handwerkliche Kunst der Habano-<br />

Herstellung, die sich seit ihrer Entwicklung<br />

vor bald 200 Jahren fast unverändert treu<br />

geblieben ist, lesen Sie in einer der<br />

nächsten Ausgaben des „Pfeifen- und<br />

Cigarrenjournals“ der „Österreichischen<br />

<strong>Trafikantenzeitung</strong>“.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!