11.11.2012 Aufrufe

trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Journal<br />

Pfeifen & Cigarren<br />

TABAKPLANTAGE IN VOLLER BLÜTE<br />

Mit Hilfe von zwei verschiedenen<br />

Anbaumethoden werden die für die Herstellung<br />

der Habanos erforderlichen Blatt-Typen<br />

unterschiedlicher Eigenschaften erzeugt:<br />

Deckblätter werden auf Tabakfeldern gezogen, die<br />

durch große Stoffbahnen abgedeckt sind (tabaco<br />

tapado), sodaß sie durch das dünne, luftdurchlässige<br />

Gewebe gänzlich von der Sonne<br />

abgeschirmt und geschützt sind.<br />

Die Blätter für die Einlage und die Umblätter<br />

werden auf den Feldern unter freiem Himmel angebaut<br />

(tabaco del sol). So können sie die Kraft<br />

der kubanischen Sonne vollständig für ihre Reife<br />

nutzen. Die Eigenschaften der Blätter sind dabei<br />

je nach ihrer Position an der Pflanze (oben, in der<br />

Mitte, unten) verschieden. Jedes Blatt, das seine<br />

eigene Bestimmung hat, wird nach seinem Typ<br />

und seinen Eigenschaften sortiert.<br />

Seit Kolumbus ihn 1492 auf Kuba entdeckte,<br />

erlangte der Tabak, der in Kuba natürlich ohne<br />

Kultivierung wuchs, wegen seiner überragenden<br />

Qualität binnen kurzer Zeit große Verbreitung und<br />

hohes Ansehen auf der ganzen Welt.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann dann die<br />

Wissenschaft mit ihren Anstrengungen, die große<br />

Vielfalt von Pflanzensorten, die man zu jenem<br />

Zeitpunkt im Anbau des tabaco negro<br />

cubano (kubanischer Schwarztabak) verwendete,<br />

mit ihren Besonderheiten zu erfassen und gezielt<br />

zu verbessern.<br />

Die Botaniker hatten sich dabei zwei ehrgeizige<br />

Ziele gesteckt: Zum einen die Merkmale des<br />

Saatguts zu identifizieren und zu isolieren, die<br />

Tabake mit dem klassischen kubanischen<br />

Geschmacksbild liefern, und zum anderen<br />

resistente Varietäten zu finden, die gegen die<br />

unzähligen Schädlinge, die immer wieder die<br />

Pflanzungen befielen und große Schäden<br />

anrichteten, widerstandsfähiger waren. So<br />

entstand 1907 die Varietät „Habanensis“.<br />

Die unabhängige Forschung wurde fortgesetzt, bis<br />

schließlich 1937 die Cigarrenindustrie ihre erste<br />

Forschungs- und Versuchsstation in San Juan y<br />

42 <strong>trafik</strong>antenZEITUNG 2/20<strong>06</strong><br />

Martinet eröffnete. Vier Jahre später wurde dann<br />

eine verbesserte Saatgutsorte mit dem Namen<br />

„Criollo“ eingeführt, die seitdem Grundlage aller<br />

genehmigter Samen für den Anbau der für<br />

Habanos bestimmten Tabaksorten ist.<br />

Kurz darauf wurde der „Criollo“ weiterentwickelt<br />

und eine verbesserte, auf den Namen „Corojo“<br />

getaufte Varietät speziell für den Anbau von<br />

Deckblättern entwickelt. Diese verdankt ihren<br />

Namen der berühmten Pflanzung, wo sie das<br />

erste Mal erprobt wurde. Mit der Zeit wurden<br />

neue Sorten entwickelt – zum Beispiel, um die<br />

durch die Klimaveränderungen auf unserem<br />

Planeten hervorgerufenen Probleme in der<br />

Pflanzenzucht zu bekämpfen.<br />

Gegenwärtig werden die Tabakregionen Kubas<br />

von vier Forschungsstationen für Tabak versorgt,<br />

die gemeinsam alles Saatgut, das die Pflanzer<br />

verwenden, kontrollieren. Auch weiterhin wird die<br />

ständige Suche fortgesetzt, um die geheimnisvolle<br />

Essenz des „tabaco negro cubano“, die ihn<br />

so unverwechselbar macht, zu bewahren und zu<br />

verbessern.<br />

Alles muß zum jeweils richtigen<br />

Zeitpunkt getan werden…<br />

Tausend kleine Tabaksamen passen in eine Handfläche<br />

– und sie reichen aus, um daraus einmal<br />

30.000 Deckblätter zu produzieren.<br />

Die vegas finas de primera haben, jede für sich,<br />

ihren eigenen, speziellen Anbaustil entwickelt.<br />

Ein einzelner Pflanzer kann unter Umständen mehr<br />

als eine halbe Million Pflanzen unter seiner Obhut<br />

haben, die er – insgesamt mehr als 150mal –<br />

während der Vegetationsperiode, überwachen und<br />

kontrollieren muß.<br />

Die Arbeit beginnt während der heißen Monate<br />

Juni und Juli, und dauert ohne Unterbrechung<br />

neun Monate.<br />

Es werden nacheinander verschiedene Felder zu<br />

verschiedenen Zeiten bewirtschaftet, um so den<br />

Arbeitsanfall und die Arbeitslast über die<br />

gesamte Vegetationsperiode zu verteilen. Für die<br />

Pflanzen, die unter Tüchern im Schatten angebaut<br />

werden (tabaco tapado, für Deckblätter) beträgt<br />

die Zeitspanne zwischen der Aussaat des Samens<br />

und dem Einbringen der Ernte etwa 17 Wochen;<br />

dem tabaco del sol (für Einlage und Umblätter)<br />

genügen etwa 16 Wochen.<br />

Tabakpflanzen wachsen am besten auf lockerem,<br />

gut gepflügtem Boden. Die Felder werden daher<br />

immer wieder – mit Hilfe von Zugtieren, um eine<br />

zu starke Verdichtung des Erdreichs zu vermeiden<br />

– und sehr vorsichtig nach einem bestimmten<br />

Schema und bis zu einer gewissen Tiefe gepflügt.<br />

Die Pflänzlinge wachsen in speziellen Pflanzenschulen<br />

und sind zu ihrem Schutz mit Stroh<br />

zugedeckt. Ein neues Verfahren, bei dem schwimmende<br />

Pflanzschulen zum Schutz von Sonne und<br />

Witterung in Tunneln angelegt werden, ist gerade<br />

in der Erprobung.<br />

Nach 45 Tagen erreichen die Pflänzlinge in den<br />

Pflanzenschulen eine Höhe von etwa 13 bis<br />

15 cm; sie sind jetzt groß genug für das<br />

Umpflanzen.<br />

Etwa 18 bis 20 Tage nach dem Umpflanzen häuft<br />

man Erde rings um den Fuß der Pflanze, um die<br />

Entwicklung starker Wurzeln zu fördern.<br />

Sobald die Pflanzen die gewünschte Höhe erreicht<br />

haben, wird die oberste Knospe entfernt, um die<br />

Wachstumskräfte hin zur Entwicklung von<br />

möglichst großen Blättern zu konzentrieren.<br />

Dadurch wird die Pflanze zu einem beschleunigten<br />

Wachstum der Triebe angeregt. Der Pflanzer muß<br />

immer wieder jede einzelne Pflanze kontrollieren,<br />

um diese Seitentriebe zu entfernen.<br />

Blätter, die später als Deckblätter Verwendung<br />

finden sollen, sind wirklich in jedem Sinne außergewöhnlich.<br />

Etwa 10 bis 20 Tage nach dem<br />

Verpflanzen und dem Beginn des Wachstums<br />

werden die Felder vollständig mit speziellen<br />

Gewebebahnen abgedeckt. Anschließend bindet<br />

man jede Pflanze an einen Draht, der horizontal<br />

unter den Stoffbahnen verläuft.<br />

Regelmäßige Bewässerung durch Berieselung ist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!