trafik 2-06_umbruch - Trafikantenzeitung
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Das große Interview<br />
Künftig wollen wir – wie schon angedeutet –<br />
solche weitreichende Maßnahmen mit dem<br />
Bundesgremium und den Landesgremien abstimmen.<br />
Weiters habe ich daraus gelernt:<br />
Tue gutes und rede darüber. Das eigentliche<br />
Problem war, daß viele Trafikanten den tieferen<br />
Hintergrund der Maßnahmen nicht verstanden<br />
haben – und erst dann, wenn etwa über dieses<br />
e-loading-Terminal auch andere Geschäfte laufen,<br />
die Strategie im Hintergrund merken werden.<br />
Außerdem wollten wir sicherstellen,<br />
daß es nicht zu einer Trafik-Bankomatlösung<br />
mit 2,5 Prozent Spanne kommt,<br />
sondern der Tabakwarenfachhandel<br />
mehr als das Doppelte bekommt und<br />
über ein hundert Prozent sicheres<br />
System verfügt, abgetrennt von einer<br />
Kassenlösung, denn: Meine Überlegung<br />
war und ist: Wenn mehrere<br />
Produkte – und es werden mehrere<br />
werden, wobei ich mir sogar vorstellen<br />
könnte, daß man Flugtickets<br />
über Trafiken verkaufen kann – angeboten<br />
und via e-loading abgewickelt<br />
werden, dann ist die Kassa<br />
nicht blockiert. Wir haben sicherlich<br />
hinsichtlich der Kommunikation den<br />
einen oder anderen Fehler gemacht –<br />
und der wahrscheinlich größte Fehler<br />
war, daß wir die Information nicht<br />
breiter getreten haben.<br />
Wie wird eigentlich die Erweiterung<br />
des Nebenartikelsortiments<br />
durch Mundspray, Kaugummi und<br />
Schokoriegel von der Trafikantenschaft<br />
angenommen?<br />
Das Produkt macht nur dann Sinn,<br />
wenn es sich schnell dreht. Ich war<br />
zunächst eher skeptisch, habe mich<br />
aber natürlich aufgrund der<br />
logistischen Voraussetzungen, über<br />
die wir verfügen, für dieses Geschäft interessiert<br />
und muß zugeben, daß wir schon fast eineinhalb<br />
Millionen dieser Riegel in den ersten Monaten<br />
verkauft haben. Diese Erweiterung des Nebenartikelangebots,<br />
an der wir übrigens kaum etwas<br />
verdienen – aber auch hier handeln wir nach dem<br />
Grundsatz: „Geht es den Trafikanten besser, geht<br />
es auch uns besser“ – wird also angenommen<br />
und akzeptiert. Ich hoffe nur, daß dieses Thema<br />
dem Einzelhandelsmonopol keinen Schaden<br />
zufügt. Als Bewahrer des Einzelhandelsmonopols,<br />
als der ich mich sehe, war ich nicht also nicht<br />
unbedingt erfreut über diese Angebotausweitung,<br />
denn die eineinhalb Millionen Snacks gehen –<br />
Impulsgeschäft hin oder her – irgendwo ab.<br />
Welche monopolrechtlich kompatible<br />
Erweiterung des Trafikantensortiments<br />
wäre aus Ihrer Sicht noch denkbar?<br />
Grundsätzlich gibt es eine Liste von tobaccoland,<br />
die liegt bei der Monopolverwaltungsgesellschaft<br />
12 <strong>trafik</strong>antenZEITUNG 2/20<strong>06</strong><br />
auf. Ich will hier einer Entscheidung nicht vorgreifen,<br />
aber ich glaube, daß sich hier auf dem<br />
Gutscheinsektor zum Thema Geschenk und Event<br />
Möglichkeiten anböten, die übrigens auch über<br />
e-loading abgewickelt werden könnten. Über das<br />
technische Interieur, das in der letzten Zeit in der<br />
Trafik aufgebaut worden ist – wir haben New<br />
Business in Old Outlets gebracht – haben wir<br />
auch den Charakter der Trafik ein wenig aufgefrischt.<br />
Mag. Peter Leimer, tobaccoland-Geschäftsführer:<br />
„Wir handeln nach dem Grundsatz: Geht es den<br />
Trafikanten gut, geht es auch uns gut“<br />
Zu Jahresende hat es noch einmal gewaltig<br />
gekracht im Getriebe: Nämlich durch die<br />
rund 10prozentige Habanos-Preissenkung,<br />
die damit verbundene Lagerentwertung für<br />
auf Cigarren spezialisierte Trafiken und die<br />
tobaccoland-Weigerung, altpreisige Ware<br />
zurückzunehmen, beziehungsweise den<br />
Wertverlust des Warenlagers zu vergüten.<br />
Gibt es hier eine Chance auf einen Kulanz-<br />
Konsens?<br />
Grundsätzlich möchte ich festhalten, daß die<br />
Preise nicht von tobaccoland, sondern von der<br />
Industrie festgesetzt werden. Durch den 5-Jahresvertrag<br />
mit Habanos haben wir eine Verbesserung<br />
der Versorgung mit kubanischen Cigarren sichergestellt.<br />
Das war ein harter Brocken Arbeit,<br />
glauben Sie mir das! Und schließlich haben wir<br />
die Trafikanten zwei Monate vorher davon<br />
informiert, daß es eine Preiserhöhung und Preissenkung<br />
geben wird. Ich gebe zu, daß „vor<br />
Weihnachten“ ein schlechter Zeitpunkt dafür ist.<br />
Und ich bin so verblieben, daß wir eine solche<br />
Situation nicht mehr herbeiführen wollen und<br />
werden. Aber ich kann keine Rücknahme der<br />
Cigarren vornehmen, weil ich ja selbst die gleiche<br />
Lagerabwertung zu verkraften habe, also dasselbe<br />
Problem wie der Trafikant und noch dazu in<br />
einem anderen, weit größeren Ausmaß habe. Ich<br />
verstehe also das Problem der Trafikanten sehr<br />
gut, aber die Trafikanten sollen, bitte, auch mein<br />
Problem verstehen.<br />
Nicht verstummen wollen auch<br />
die Klagen von Mitbewerbern,<br />
daß tobaccoland mit ihnen nicht<br />
gerade salonfähig umgeht -–<br />
durch Stimmungsmache, die<br />
Anmaßung von Hausherrenrechten<br />
in der Trafik durch die Entfernung<br />
von deren Werbemitteln<br />
und ähnlichem mehr. Hat<br />
tobaccoland das wirklich nötig?<br />
Mir ist ein solches von Ihnen angesprochenes<br />
Vorgehen nicht bekannt.<br />
Ich kann mir aber schon vorstellen,<br />
daß der Markt für manchen Mitbewerber<br />
ein sehr schwieriger ist.<br />
Man braucht sich ja nur den ganzen<br />
Leistungskatalog von tobaccoland<br />
abrufen. Wir arbeiten nicht auf<br />
logistischem Weg eines Postservices,<br />
wir haben unsere Lieferfahrer und<br />
unseren Außendienst, wir bedienen<br />
uns des Lottoterminals als einer<br />
europaweit einzigartigen Bestellmöglichkeit.<br />
Natürlich sind das alles<br />
Vorteile, die mich als Mitbewerber<br />
auch erschrecken würden. Wir von<br />
tobaccoland jedenfalls haben kein<br />
Problem mit einem Mitbewerber.<br />
Da Sie gerade die Logistik angesprochen<br />
haben: Bei der<br />
neuen Kommissionieranlage hat es in den<br />
letzten Wochen des vergangenen Jahres für<br />
jeden Trafikanten merkbare Probleme<br />
gegeben: Bestellung von 5 Stangen<br />
Zigaretten, Lieferung von 3 in einem Karton<br />
und 2 in einem anderen. Hat man diese<br />
Anlaufschwierigkeiten jetzt im Griff?<br />
Obwohl die von Ihnen aufgezeigten Fehler natürlich<br />
sehr bedauerlich sind, so sollen diese nicht<br />
ablenken von den strategischen Überlegungen,<br />
die hinter dieser neuen Kommissionieranlage<br />
stehen: Nämlich der stärkeren Konzentration auf<br />
den Markt – etwa durch die verstärkte Fokussierung<br />
der Bundesländerressourcen auf eben<br />
diesen. Die Kommissionierung, ein technokratischer<br />
Begriff, soll in Zukunft durch eine hochtechnologische<br />
Kommissionieranlagen in Wien<br />
abgedeckt werden, um uns unter Beibehaltung<br />
der Standorte und der dort tätigen Menschen<br />
mehr um die Anliegen der Trafikanten vor Ort<br />
kümmern zu können. Wir werden also in der<br />
Zukunft hinsichtlich der Niederlassungen und von