Tu felix Austria. Parisienne Orange ist da. - Trafikantenzeitung
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Medienlandschaft<br />
Die Presse – nicht der Zeitungstitel, sondern <strong>da</strong>s Genre – wird immer wieder gerne<br />
als „vierten Gewalt" bezeichnet – gemeint <strong>da</strong>mit <strong>ist</strong> die starke Kritik- und Kontrollfunktion<br />
der Medien – neben der gesetzgebenden, der exekutiven und der richterlichen<br />
Gewalt . – Dazu hat es einer Entwicklungszeit von immerhin 400 Jahren bedurft.<br />
Zeitungsgeschichte<br />
als Zeitgeschichte…<br />
Das Informationsmedium Zeitung,<br />
ein wichtiges wirtschaftliches<br />
Standbein der Trafikanten,<br />
kann 2005 ein rundes Jubiläum<br />
feiern – ihr 400jähriges.<br />
1605 erschien die erste periodische<br />
Zeitung in Europa.<br />
Es war dies (Bild<br />
links) die „Relation<br />
Aller Fürnemmen<br />
vnd gedenckwürdigen<br />
H<strong>ist</strong>orien“, ein in<br />
Straßburg wöchentlich<br />
herausgegebener,<br />
zunächst handschriftlicher<br />
Rundbrief, dessen Verleger<br />
und Nachrichtensammler in einer Person,<br />
ein gewisser Johann Carolus, schließlich<br />
eine vollständig ausgestattete<br />
Druckerei<br />
erwarb und im<br />
Sommer des Jahres<br />
1605 die Produktion<br />
seiner Zeitung auf<br />
Druck umstellte.<br />
Der deutschen<br />
„Relation“ folgten<br />
in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />
schnell weitere regelmäßig und häufig<br />
erscheinende Publikationen. Die technische<br />
Voraussetzung<br />
<strong>da</strong>für hatte Johannes<br />
Gutenberg bereits<br />
1447 mit der Erfindung<br />
des Buchdrucks<br />
mit beweglichen<br />
Lettern geschaffen.<br />
So kam in<br />
Belgien 1616<br />
„Nieuwe Tijdingen“ heraus, in Frankreich<br />
1631 die „Gazette“, in England<br />
1665 die „London Gazette“.<br />
Im Laufe des 17. Jahrhunderts erschienen<br />
allein in 70 deutschen Städten Wochen-<br />
8 trafikantenZEITUNG 7-8/2005<br />
blätter mit Nachrichten<br />
aus aller<br />
Welt. Die erste Tageszeitung<br />
brachte<br />
ein Verleger 1650 in<br />
Leipzig heraus, ihr<br />
Name: „Einkommende<br />
Zeitungen“.<br />
Und die älteste<br />
heute noch erscheinende Tageszeitung<br />
der Welt feierte am 8. 8. 1703 ihr Debut<br />
als „Wiennerisches Diarium“ – heute<br />
„Wiener Zeitung“ (Bild oben).<br />
Pressefreiheit<br />
Inhaltlich boten die Zeitungen <strong>da</strong>mals<br />
vor allem einen Blick über den Horizont<br />
der eigenen Stadtmauern hinaus. Dagegen<br />
waren brisante Vorgänge in der<br />
Heimat vielfach tabu: Die staatliche<br />
Zensur sorgte <strong>da</strong>für, <strong>da</strong>ß nichts verbreitet<br />
wurde, was zu einer Stärkung oppositioneller<br />
Tendenzen hätte führen können.<br />
So berichteten britische Blätter über<br />
militärische Fehlschläge der Franzosen,<br />
während französische Gazetten den<br />
neuesten Skan<strong>da</strong>l im englischen Königshaus<br />
verbreiteten.<br />
Forderungen nach Pressefreiheit<br />
wurden vor allem nach der Französischen<br />
Revolution (1789) immer lauter.<br />
Als erstes Land hatte übrigens<br />
Schweden bereits 1766 ein Gesetz verabschiedet,<br />
<strong>da</strong>s die Freiheit der Presse<br />
schützte.<br />
Und als <strong>da</strong>s Bürgertum 1848 in Mitteleuropa<br />
zum ersten Mal gegen die überkommenenautokratischenStrukturen<br />
anrannte,<br />
war auch in<br />
Österreich eine<br />
der Hauptlosungen<br />
die<br />
Pressefreiheit, die <strong>da</strong>nn während der<br />
NS-Herrschaft ihren schwersten Rückschlag<br />
erlebte.<br />
Technische Innovationsschübe<br />
Technisch erhielten die Zeitungen<br />
im 19. Jahrhundert zahlreiche Innovationsschübe.<br />
Mit<br />
der Erfindung des<br />
Telegrafen im Jahr<br />
1844 konnten<br />
Nachrichten in<br />
Minutenschnelle<br />
übermittelt werden,<br />
so<strong>da</strong>ß die Blätter in<br />
zuvor ungeahnter<br />
Aktualität berichten konnten. In Augsburg<br />
wurde 1872/1873 die erste Rotationsmaschine<br />
gebaut, und der Erfinder<br />
Otto Mergenthaler entwickelte die<br />
Schriftsetzmaschine „Linotype“. Die Entwicklung<br />
der Zeitung zum Massenmedium<br />
war nicht mehr aufzuhalten.<br />
Im 20. Jahrhundert hatten sich die<br />
Zeitungsverleger <strong>da</strong>nn nacheinander<br />
mit drei Wellen<br />
unerwarteter Konkurrenzauseinanderzusetzen.<br />
Erst<br />
kam der Rundfunk,<br />
<strong>da</strong>nn <strong>da</strong>s Fernsehen<br />
und schließlich<br />
<strong>da</strong>s Internet.<br />
Die Zeitung verlor<br />
<strong>da</strong>s Monopol auf Informationsvermittlung<br />
und teilt sich den Markt mit<br />
anderen Medien.<br />
Ihr immer wieder vorhergesagter Sturz<br />
in die Bedeutungslosigkeit <strong>ist</strong> jedoch<br />
ausgeblieben.<br />
Nach Schätzung des Weltverbandes<br />
der Zeitungen (WAN) lesen heute eine<br />
Milliarde Menschen täglich eine<br />
Zeitung.