Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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Rekruten <strong>und</strong> einen o<strong>de</strong>r manchmal auch mehrere Ausbil<strong>de</strong>r. Wenn ich jetzt z.B.<br />
Rekrut bin, dann wer<strong>de</strong> ich da durch Wald <strong>und</strong> Wiesen gejagt, ich muss mich in<br />
<strong>de</strong>n Schlamm fallen lassen <strong>und</strong> so weiter. Natürlich fin<strong>de</strong>n die Ausbil<strong>de</strong>r <strong>im</strong>mer<br />
einen Gr<strong>und</strong>, um einen zu bestrafen. (...) Manchmal wirst du dann für St<strong>und</strong>en an<br />
einen Baum angeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> keiner kümmert sich mehr um dich (29 Jahre, S/M,<br />
schwul).<br />
Die beson<strong>de</strong>ren Reize bei diesen Inszenierungen sind die vielfältigen Möglichkeiten, <strong>de</strong>n sa-<br />
domasochistischen Arrangements ihre Beliebigkeit <strong>und</strong> Willkürlichkeit zu nehmen. Eingebet-<br />
tet in einen entsprechen<strong>de</strong>n Handlungsrahmen wer<strong>de</strong>n Strafe <strong>und</strong> Schmerz zu einer dramatur-<br />
gischen Notwendigkeit:<br />
Marko: Ich fin<strong>de</strong> es absurd, ‚gr<strong>und</strong>los’ ge<strong>de</strong>mütigt <strong>und</strong> bestraft zu wer<strong>de</strong>n. Ich<br />
möchte, dass dies <strong>im</strong> Rahmen einer ausgedachten ‚realen’ Situation geschieht. So<br />
ist es viel leichter möglich, zu vergessen, dass man ja aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s eigenen Wunsches<br />
dominiert wird - <strong>und</strong> eventuell sogar dafür bezahlt hat. Wenn eine Geschichte<br />
mit Requisiten etc. inszeniert wird, kann man sich leichter <strong>de</strong>r Illusion<br />
hingeben, dass das Ganze einem aufgezwungen wird, dass man hilflos <strong>und</strong> ausgeliefert<br />
ist (43 Jahre, M., heterosexuell).<br />
Nicht die Anonymität <strong>de</strong>r ‚Perversion’, die ‚Triebsituation’ o<strong>de</strong>r das Gutdünken <strong>de</strong>s dominan-<br />
ten Teils for<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Schmerz, die Erniedrigung <strong>und</strong> Demütigung, son<strong>de</strong>rn das Skript <strong>de</strong>s<br />
Spiels. Manche Akteure, die ihr Tun als krankhaft <strong>und</strong> regressiv empfin<strong>de</strong>n, können sich für<br />
<strong>de</strong>n Zeitraum <strong>de</strong>r Inszenierung vom Lei<strong>de</strong>nsdruck befreien. Sie verschmelzen in <strong>de</strong>r Phantasie<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> Tun mit <strong>de</strong>m Spielrahmen. Die Theateraufführungen sind <strong>de</strong>shalb auch ein Versuch,<br />
die Phantasie wirklich wer<strong>de</strong>n zu lassen. Die Grenzen <strong>de</strong>r Wirklichkeit sind es aber, die <strong>im</strong>-<br />
mer wie<strong>de</strong>r für Brüche sorgen <strong>und</strong> die Fiktion auflösen:<br />
Reinhold: Ich fin<strong>de</strong>, es kann leicht ins Lächerliche entgleiten, wenn eine Inszenierung<br />
zu dick aufgetragen wird. Reizvoller ist es fast <strong>im</strong>mer, eine entsprechen<strong>de</strong><br />
St<strong>im</strong>mung herzustellen. Ein Beispiel: Wollte man eine Lehrer/Schüler-Situation<br />
herstellen, ist es wichtig, die verbal-psychologische St<strong>im</strong>mung zwischen Lehrer<br />
<strong>und</strong> Schüler(in) herzustellen <strong>und</strong> darauf zu achten, dass die vorhan<strong>de</strong>nen Accessoires<br />
<strong>de</strong>m nicht wi<strong>de</strong>rsprechen. Also, in diesem Fall nicht unbedingt eine Schülerin<br />
mit Straps <strong>und</strong> High-Heels. Das ist auf je<strong>de</strong>n Fall unglaubwürdig. (...) Das<br />
Faszinieren<strong>de</strong> ist zum einen die Lust am Spiel schlechthin <strong>und</strong> zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r<br />
Versuch, sich möglichst dicht <strong>de</strong>r Realität zu nähern, die ja die Vorbil<strong>de</strong>r für SM-<br />
Inszenierungen liefert, aber eben nicht erreicht wer<strong>de</strong>n kann <strong>und</strong> soll (57 Jahre,<br />
M., heterosexuell).<br />
Einige Sadomasochisten nehmen wegen <strong>de</strong>n <strong>de</strong>sillusioniern<strong>de</strong>n Realitätseinbrüchen nicht an<br />
diesen Spielen teil. Sie fürchten, dass die Umsetzungsversuche ihrer Phantasie die Vollkom-<br />
menheit raubt.<br />
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