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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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F: Wie fin<strong>de</strong>t man <strong>de</strong>n Zugang zu solchen Privatzirkeln?<br />

René: Man muss die Leute kennen, die in so einer Gruppe integriert sind. Wenn<br />

man Glück hat, wird man dahin empfohlen. So kommen auch hin <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r<br />

Neulinge. Die wer<strong>de</strong>n aber sehr sorgsam ausgesucht. In <strong>de</strong>n USA bin ich in mehreren<br />

solcher Zirkel. Aber nur weil ich persönlich dorthin empfohlen wur<strong>de</strong>. Sonst<br />

hat man keine Chance, in <strong>de</strong>n Kreis aufgenommen zu wer<strong>de</strong>n, das muss ich betonen<br />

(42 Jahre, S, heterosexuell).<br />

Franziska: Die Leute in meinem Zirkel sind gesiebt. (...) Wenn mich jemand anruft,<br />

dann entschei<strong>de</strong> ich oft schon be<strong>im</strong> Anruf, ob ich das Gespräch überhaupt<br />

fortführe. Das offenbart sich mir schon sehr bald. Das merkt man an <strong>de</strong>r Art zu<br />

sprechen, am Tonfall, am Gebrauch <strong>de</strong>r Worte usw. Da treffe ich schon eine<br />

Auswahl. Die zweite Auswahl fin<strong>de</strong>t dann statt, wenn ich <strong>de</strong>n Betreffen<strong>de</strong>n sehe<br />

(55 Jahre, S, heterosexuell).<br />

Ähnliches gilt für die SM-Lesben. Sie inszenieren ihren Sadomasochismus als ‚invisible li-<br />

ves’ (vgl. Unruh 1983) ausgesprochen öffentlichkeitsfern. Der Zugang zu <strong>und</strong> die Integration<br />

in ihre Gruppen ist selbst für Lesben problematisch:<br />

Janine: Adressen <strong>und</strong> Kontakte sind bei uns so eine Sache. Da kommt noch lange<br />

nicht je<strong>de</strong> dran. Eine, die sich eingeschlichen hat <strong>und</strong> nichts mit SM am Hut hat,<br />

die fällt sofort auf. Du musst quasi empfohlen wer<strong>de</strong>n, sonst läuft nichts (33 Jahre,<br />

S/M, lesbisch).<br />

Allerdings sind es insbeson<strong>de</strong>re feministisch orientierte Lesben, die sich rigoros abkapseln.<br />

An<strong>de</strong>re lesbische Sadomasochistinnen sind hingegen gelegentlich auf Hetero-Veranstaltungen<br />

zu fin<strong>de</strong>n <strong>und</strong> beschäftigen sich dort auch <strong>im</strong> Rahmen ihrer SM-Neigung mit Männern. Bei<br />

<strong>de</strong>n Schwulen ist insbeson<strong>de</strong>re die Aufnahme in einen Club keineswegs selbstverständlich.<br />

Ihre Darkrooms <strong>und</strong> Le<strong>de</strong>rbars sind dagegen recht einfach zugänglich <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n einen halb-<br />

öffentlichen Raum, <strong>de</strong>r eigentlich nur Frauen verschlossen ist (vgl. Wetzstein u.a. 1993).<br />

Mit <strong>de</strong>r Organisationsform hängt auch <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Int<strong>im</strong>ität zusammen. Auf <strong>de</strong>n größeren<br />

Veranstaltungen ist <strong>de</strong>r sexuelle Aktionsradius ein<strong>de</strong>utig begrenzt. Erlaubt ist das bizarre Out-<br />

fit o<strong>de</strong>r auch die gekonnt umrahmte Nacktheit. Plau<strong>de</strong>rn, das obligatorische Büffet, Vorfüh-<br />

rungen, Shows sowie Tanz <strong>und</strong> Spiele bil<strong>de</strong>n die Aktivitäts-Schwerpunkte. SM-Handlungen<br />

kommen, je nach Gruppe, ange<strong>de</strong>utet <strong>im</strong> Rollenspiel o<strong>de</strong>r als Sklavenvorführungen, die auch<br />

etwas härter sein dürfen, vor. Wer diesen Rahmen überschreiten <strong>und</strong> selbst sadomasochisti-<br />

sche Aktionen durchführen will, muss in die dazu vorgesehenen ‚chambres separées’ auswei-<br />

chen o<strong>de</strong>r auf die oftmals anschließend stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Privattreffen warten. Von ihrer sozialen<br />

Konstruktion erinnern die Bälle <strong>und</strong> Tanzfeste damit am ehesten an Karnevalsveranstaltun-<br />

gen. Einige Regeln <strong>de</strong>s Alltags <strong>und</strong> best<strong>im</strong>mte Konventionen wer<strong>de</strong>n temporär außer Kraft<br />

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