Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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sexuelle Beziehungen durchaus ein mehr an Gemeinsamkeit be<strong>de</strong>uten können, <strong>und</strong> die Mono-<br />
gamie ihre normative Kraft als Glücksi<strong>de</strong>al verliert. Die ausschließliche moralische Legit<strong>im</strong>a-<br />
tion bloß dyadischer Beziehungsmuster ist für diesen Personenkreis nur das Überbleibsel kle-<br />
rikalen Denkens.<br />
Festzuhalten ist, dass Promiskuität <strong>und</strong> Monogamie als ‚gleichberechtigte’ Beziehungsmuster<br />
<strong>im</strong> SM-Bereich zu fin<strong>de</strong>n sind. Diejenigen, die das Bedürfnis haben, monogam zu leben, er-<br />
füllen sich diesen Wunsch genauso selbstverständlich wie diejenigen, die über <strong>de</strong>n Lebens-<br />
partner hinaus noch weitere Sexualkontakte haben wollen. Während Erstere die Partnerschaft<br />
als gemeinsames <strong>und</strong> exklusives Projekt <strong>de</strong>finieren, gehen Letztere eine solche generelle Ver-<br />
pflichtung nicht ein. Ob die Etablierung dieser Beziehungsmuster an best<strong>im</strong>mte Spezialkultu-<br />
ren geb<strong>und</strong>en ist, o<strong>de</strong>r ob sie in ähnlicher Weise für an<strong>de</strong>re Teile <strong>de</strong>r Gesellschaft nachzu-<br />
zeichnen sind, kann mit <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Datenmaterial nicht entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. 52<br />
1.3.4 Gruppenveranstaltungen <strong>und</strong> Feten<br />
Seit <strong>de</strong>n fünfziger <strong>und</strong> verstärkt seit <strong>de</strong>n sechziger Jahren ist <strong>de</strong>r Gruppensex einer breiteren<br />
Öffentlichkeit bekannt gewor<strong>de</strong>n: „Manche Paare sagten, sie betrieben das Swingen schon<br />
seit zwanzig Jahren, aber alle schienen darin überein zu st<strong>im</strong>men, dass <strong>de</strong>r Partnertausch sei-<br />
nen großen Aufschwung 1963 <strong>und</strong> 1964 erlebte, etwa zu <strong>de</strong>r Zeit, als die Antibabypille popu-<br />
lär wur<strong>de</strong>“ (Bartell 1972, S. 14). Nach<strong>de</strong>m sich die Antibabypille als zuverlässiges Verhü-<br />
tungsmittel durchgesetzt hatte <strong>und</strong> die gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen liberalisiert wur<strong>de</strong>n (Un-<br />
zucht, Kuppelei), nahm die Zahl <strong>de</strong>r Gruppensex-Anhänger beträchtlich zu (vgl. ebd.). Schon<br />
bald konstituierte sich eine regelrechte Szene mit eigenen Zeitschriften, Kontaktmagazinen<br />
<strong>und</strong> Treffpunkten. Die sexuelle Aktivität in <strong>de</strong>r Gruppe ist aber nicht auf ‚normale’ heterose-<br />
xuelle Kreise beschränkt. Sie kommt auch <strong>im</strong> Bereich an<strong>de</strong>rer Sexualitäten vor.<br />
52 Burkart (1991) hat eine qualitative Studie zum Zusammenhang <strong>von</strong> gesellschaftlicher Individualisierung <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>von</strong> Treue durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Promiskuität trotz Partnerschaft in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Milieus (Alternativ-, Aka<strong>de</strong>miker- <strong>und</strong> Arbeitermilieu sowie technisch-innovatives <strong>und</strong> ländliches<br />
Milieu) eine unterschiedliche Akzeptanz erfährt. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>im</strong> Arbeitermilieu wur<strong>de</strong> Untreue entschie<strong>de</strong>n<br />
abgelehnt. In <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Milieus - <strong>im</strong> ländlichen etwas abgeschwächt - gehen die Personen hingegen<br />
eher bedürfnisorientiert <strong>und</strong> 'individualisiert' mit diesem Problem um. Burkart (1991, S. 506) bemerkt<br />
zusammenfassend: "Individualisierung (ist) kein gradliniger, reibungsloser <strong>und</strong> universeller Trend. Er läuft in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Milieus mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ab, <strong>und</strong> daher ist eher eine Polarisierung zwischen<br />
Familialismus <strong>und</strong> Individualismus zu erwarten (...) <strong>und</strong> damit zwischen einem rigi<strong>de</strong>n <strong>und</strong> einem flexiblen<br />
Treue-Prinzip. Selbst wenn <strong>de</strong>r Individualisierungsprozeß zu einem Be<strong>de</strong>utungsverlust <strong>von</strong> Treue führen<br />
wür<strong>de</strong>, müßte man da<strong>von</strong> ausgehen, daß dies nur für spezifische Milieus gilt" (ebd., S. 506).<br />
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