Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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mittlerweile also ein verbreitetes Phänomen zu sein. 47 Auch ein Teil <strong>de</strong>r hetero- <strong>und</strong> homose-<br />
xuellen Sadomasochisten mit <strong>und</strong> ohne festen Partner unterhält Int<strong>im</strong>beziehungen zu ver-<br />
schie<strong>de</strong>nen Personen. Für die partnerlosen Personen ist dies oft <strong>de</strong>r einzige Weg, mehr o<strong>de</strong>r<br />
weniger regelmäßig sexuelle Kontakte zu haben. Bei <strong>de</strong>njenigen, die in einer festen Bezie-<br />
hung leben, <strong>im</strong>pliziert die Entscheidung für einen Lebenspartner aber nicht - wie <strong>im</strong> Falle<br />
monogamer Beziehungen - die Festlegung auf einen Sexualpartner. Bei<strong>de</strong> sind sich darüber<br />
einig, dass <strong>de</strong>r Kontakt zu an<strong>de</strong>ren Sexualpartnern wichtig <strong>und</strong> legit<strong>im</strong> ist. Oft spielen dabei<br />
Tauscharrangements <strong>im</strong> weitesten Sinn eine Rolle, so dass auch die auf <strong>de</strong>m Beziehungsmarkt<br />
weniger erfolgreichen Männer Partnerinnen fin<strong>de</strong>n können. Die beson<strong>de</strong>ren Bedingungen auf<br />
<strong>de</strong>n ‚Liebesmärkten’ in <strong>de</strong>r sadomasochistischen Spezialkultur schaffen so Gelegenheiten für<br />
das Einüben promiskuitiver Verhaltensformen, ähnlich, wie sie bei <strong>de</strong>n Schwulen zu fin<strong>de</strong>n<br />
sind:<br />
Lisa: Mein Traum war <strong>im</strong>mer, mit zwei Männern zu schlafen, <strong>und</strong> ich habe das<br />
dann irgendwann vor ein paar Jahren erlebt. Da war es ein Fiasko. Heute ist es<br />
an<strong>de</strong>rs. Heute treffen mein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ich uns regelmäßig mit noch einem Mann.<br />
Und wir machen uns einen richtig schönen sexuellen Abend mit SM. Und ich<br />
kriege wirklich alles als Frau. Ich genieße das (38 Jahre, M, heterosexuell).<br />
Albert: Mein Partner hat noch an<strong>de</strong>re Fre<strong>und</strong>e, mit <strong>de</strong>nen ist er auch schon in Urlaub<br />
gefahren <strong>und</strong> nicht mit mir. Was nicht weiter schl<strong>im</strong>m ist, ich bin dann mit<br />
einem an<strong>de</strong>ren schwulen Fre<strong>und</strong> in Urlaub gefahren. Wenn ich mir das recht überlege,<br />
ist das schon erstaunlich, dass da keine Eifersucht aufkommt. Aber wir kennen<br />
uns alle kreuz <strong>und</strong> quer. Wir schätzen uns menschlich <strong>und</strong> fin<strong>de</strong>n uns sympathisch.<br />
Deswegen ist das vielleicht so. Vielleicht wäre es was an<strong>de</strong>res, wenn ich<br />
seine Fre<strong>und</strong>e unsympathisch fän<strong>de</strong> (25 Jahre, M, schwul).<br />
Lina: Heute habe ich keine feste Zweierkiste mehr, weil ich nicht monogam bin<br />
<strong>und</strong> so etwas nicht vertrage. Ich habe viele Liebesbeziehungen nebeneinan<strong>de</strong>r,<br />
<strong>und</strong> habe <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r die Ten<strong>de</strong>nz, ‚Symbiose <strong>und</strong> Beziehung, bis dass <strong>de</strong>r Tod<br />
uns schei<strong>de</strong>t’. Und dann irgendwann, manchmal mit großen Schmerzen, manchmal<br />
ohne Schmerzen, ist die Kiste aus (33 Jahre, S/M, lesbisch).<br />
Sexuelle Kontakte zu an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb bei diesen Sadomasochisten keineswegs zu<br />
einem Vabanque-Spiel, in <strong>de</strong>m die Beziehung zum Lebenspartner je<strong>de</strong>s mal riskiert wird. Im<br />
Gegenteil, das promiskuitive Sexualverhalten kann die Lebensgemeinschaft stabilisieren,<br />
<strong>de</strong>nn die ‚amourösen Abenteuer’ wer<strong>de</strong>n als aus <strong>de</strong>r Beziehung ausgelagerte Formen <strong>de</strong>r indi-<br />
47 Die dargestellten Forschungsergebnisse bestärken zwar die Vermutung, wonach promiskuitives Sexualverhalten<br />
zugenommen hat, ihre Generalisierbarkeit ist aber eingeschränkt: Erstens gibt es keine zuverlässigen<br />
<strong>und</strong> kontinuierlich erhobenen Zahlen <strong>und</strong> zweitens sind die Stichproben <strong>de</strong>r einzelnen Studien zumeist<br />
nicht repräsentativ.<br />
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