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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Wie schon ange<strong>de</strong>utet, treffen manche Paare auch ein Übereinkommen, wonach sich einer <strong>de</strong>r<br />

Partner dazu bereit erklärt, die sadomasochistischen Vorstellungen <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren mitzuspie-<br />

len. 46 Dies aber weniger aufgr<strong>und</strong> eigener Bedürfnisse, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Gefühl heraus, <strong>de</strong>m<br />

Partner einen Gefallen tun zu müssen o<strong>de</strong>r auch aus <strong>de</strong>r Angst, ihn zu verlieren. Die Erlebnis-<br />

qualität, die durch solche Zugeständnisse hergestellt wird, ist für bei<strong>de</strong> Seiten vermutlich un-<br />

befriedigend <strong>und</strong> kann Konflikte schaffen. Ähnliche Spannungsfel<strong>de</strong>r tauchen zwar auch <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>de</strong>r ‚normalen’ Beziehungen auf, dort gibt es in <strong>de</strong>r Regel aber keine Unverträglich-<br />

keiten hinsichtlich <strong>de</strong>r sexuellen Praktiken. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Partnermarkt zahlenmäßig nicht so<br />

drastisch l<strong>im</strong>itiert.<br />

1.3.3 Promiskuitive Beziehungen<br />

Seit <strong>de</strong>n fünfziger Jahren hat die Bereitschaft zur Variation <strong>de</strong>r sexuellen Praktiken <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Beziehung zu an<strong>de</strong>ren Partnern zugenommen. Je<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>uten die Ergebnisse <strong>de</strong>r wichtigs-<br />

ten empirischen Studien darauf hin. In ihrer Untersuchung zum Sexualverhalten <strong>de</strong>s Mannes<br />

gehen Kinsey u.a. (1948/1967) da<strong>von</strong> aus, dass etwa die Hälfte <strong>de</strong>r Männer außereheliche<br />

Beziehungen unterhalten. Für Frauen stellen Kinsey u.a. (1953/1967) fest, dass etwa 17% <strong>im</strong><br />

Alter <strong>von</strong> 29-40 Jahren außereheliche Partnerschaften eingehen. L.v. Frie<strong>de</strong>burg (1953) zu-<br />

folge unterhalten 23% <strong>de</strong>r Männer <strong>und</strong> 10% <strong>de</strong>r Frauen sexuelle Beziehungen neben <strong>de</strong>r Ehe.<br />

Wottawa (1979) zufolge haben 28% <strong>de</strong>r Ehefrauen schon einmal außerehelichen Verkehr ge-<br />

habt, bei <strong>de</strong>n Männern betrug <strong>de</strong>r Anteil 53%. Hite (1988) konstatiert, dass 70% <strong>de</strong>r Frauen,<br />

die mehr als fünf Jahre <strong>und</strong> 72% <strong>de</strong>r Männer, die mehr als zwei Jahre verheiratet sind, schon<br />

außerpartnerschaftliche Beziehungen hatten. Schnabl (1988, S. 522) schreibt aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

empirischen Daten: „In min<strong>de</strong>stens je<strong>de</strong>r zweiten Ehe hatte min<strong>de</strong>stens ein Partner min<strong>de</strong>stens<br />

einmal außereheliche Beziehungen. Damit sollen gemeint sein: erotische <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r sexuelle<br />

Beziehungen zwischen Partnern, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens einer mit einer an<strong>de</strong>ren Person verhei-<br />

ratet ist o<strong>de</strong>r in eheähnlicher Gemeinschaft lebt.“ Promiskuitive Sexualkontakte scheinen<br />

46 Weil insbeson<strong>de</strong>re Männer wissen, dass sie alleine auf <strong>de</strong>r Suche nach neuen Partnerinnen möglicherweise<br />

chancenlos sind, nehmen sie mit ihrer Gefährtin vorlieb. Man könnte hier - ganz <strong>im</strong> Sinne Eckert u.a. (1989)<br />

- <strong>von</strong> Konsensfiktionen sprechen, die auch in ‚normalen’ Ehen zur Herstellung eines best<strong>im</strong>mten Ausmaßes<br />

an Konsens benötigt wer<strong>de</strong>n. Diese Konstruktionen sind für die Kontinuität <strong>de</strong>r Partnerschaft wichtig: "Die<br />

Beziehungen leben <strong>von</strong> jenem Vertrauen in vorhan<strong>de</strong>nen Konsens <strong>und</strong> wären ohne es nicht <strong>de</strong>nkbar. Tatsächlich<br />

überzieht die Konsensunterstellung nicht nur <strong>de</strong>n faktisch gegebenen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n je möglichen.<br />

Aber gera<strong>de</strong> dieser Kredit - <strong>de</strong>r sich als solcher nicht durchschaut - hält die Beziehungen aufrecht." (ebd., S.<br />

53). Unter Knappheitsbedingungen ist aber sogar die durchschaute Fiktionalität <strong>de</strong>s Konsens noch tragfähig,<br />

<strong>de</strong>nn nicht wenigen <strong>de</strong>r Befragten ist die Diskrepanz zwischen Wirklichkeit <strong>und</strong> Anspruch <strong>im</strong> Verlaufe <strong>de</strong>r<br />

Beziehung durchaus bewusst gewor<strong>de</strong>n. Insofern ist das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Konsensfiktionen nur bedingt anwendbar.<br />

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