Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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Für einen Teil <strong>de</strong>r heterosexuellen Sadomasochisten ist die Suche nach an<strong>de</strong>ren Partnern tabu.<br />
Sie leben ihre Spezialisierung ausschließlich in <strong>de</strong>r Zweierbeziehung aus. Nicht selten han<strong>de</strong>lt<br />
es sich dabei um (Ehe)Paare, die ihre Neigung nur in <strong>de</strong>n vier Wän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s eigenen Schlaf-<br />
z<strong>im</strong>mers zelebrieren. Dem Außenstehen<strong>de</strong>n wird die Fassa<strong>de</strong> eines bürgerlichen Lebens gebo-<br />
ten, das keinen Anlass zu Vermutungen in Bezug auf best<strong>im</strong>mte Sexualpraktiken gibt. Sado-<br />
masochismus ist bei diesen Personen Teil <strong>de</strong>s familiären Privatismus, ohne dass es Berührun-<br />
gen mit <strong>de</strong>r ‚Szene’ gibt. Solche ‚secret lives’ können mitunter sehr stabil <strong>und</strong> in eine lebens-<br />
lange Partnerschaft eingebettet sein. Es gibt also Frauen, die genau wie Männer, ihren Sadis-<br />
mus o<strong>de</strong>r Masochismus <strong>im</strong> Verborgenen ausleben. Sie sind bislang aber kaum untersucht <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>mentsprechend in <strong>de</strong>n einzelnen Studien nicht berücksichtigt wor<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hin-<br />
tergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r möglicherweise privateren weiblichen Sexualität sind die Verhaltensformen <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r erotische Habitus dieser Frauen noch ein ‚weißer Fleck’ auf <strong>de</strong>r sexualwissenschaftlichen<br />
Karte. Ihre Erk<strong>und</strong>ung ist aber gleichwohl eine wichtige Aufgabe. Sie könnte mit dazu beitra-<br />
gen, ein genaueres Bild <strong>von</strong> <strong>de</strong>r weiblichen Sexualität <strong>und</strong> damit auch <strong>de</strong>s Sadomasochismus<br />
bei Frauen zu zeichnen.<br />
Gleichsam eine Subform <strong>de</strong>r Monogamie sind Beziehungen, in <strong>de</strong>nen nur einer <strong>de</strong>r Partner<br />
eine Vorliebe für solche Neigungen entwickelt <strong>und</strong> sie nicht mit <strong>de</strong>m Partner ausleben kann.<br />
Als Ersatz wird <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r sexuelle Kontakt zu einer dritten Person hergestellt. Auffallend-<br />
erweise haben wir diese spezifische triadische Struktur nur bei heterosexuellen Männern fest-<br />
stellen können:<br />
Felix: Ich lebe meinen Masochismus mit einer an<strong>de</strong>ren Frau aus. Ich passe nur<br />
auf, dass meine Ehefrau nicht darunter lei<strong>de</strong>t. Der habe ich das an<strong>de</strong>utungsweise<br />
gesagt, dass ich diese Veranlagung habe <strong>und</strong> auch geschil<strong>de</strong>rt, dass ich zeitweilig<br />
mit Dominas befre<strong>und</strong>et war. Da ich eine sehr intelligente <strong>und</strong> sehr kluge Frau<br />
habe, die wesentlich mehr <strong>de</strong>nkt <strong>und</strong> weiß, als sie k<strong>und</strong>tut, gehe ich da<strong>von</strong> aus,<br />
dass sie die Zusammenhänge weiß <strong>und</strong> zufrie<strong>de</strong>n ist, dass wir miteinan<strong>de</strong>r eine<br />
sehr, sehr glückliche Ehe haben. Denn sie hat mir ganz klar signalisiert, das ginge<br />
bei ihr unter gar keinen Umstän<strong>de</strong>n. Damit war das Thema passé (55 Jahre, M, heterosexuell).<br />
Die außerpartnerschaftliche SM-Beziehung <strong>und</strong> die SM-Neigung generell wer<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r<br />
Lebenspartnerin verhe<strong>im</strong>licht. Der Sadomasochismus wird gezielt aus <strong>de</strong>r Dauerbeziehung<br />
fern gehalten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Versuch einer Integration wird nicht unternommen. Die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
‚Normalen’ wird auch gegenüber <strong>de</strong>r Lebenspartnerin aufrechterhalten. Nur die sadomaso-<br />
chistische Geliebte hat als Komplizin Zutritt hinter die Kulissen. Deswegen ist es auch nicht<br />
verw<strong>und</strong>erlich, dass einige Dominas ihre K<strong>und</strong>en in mancherlei Hinsicht besser kennen als<br />
die Ehefrau.<br />
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