Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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um Aufschlüsse über ihr individuelles - <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Normalität abweichen<strong>de</strong>s - Triebschick-<br />
sal zu gewinnen:<br />
Nikolaus: Jahrzehntelang habe ich mich mit Verhaltensforschung beschäftigt <strong>und</strong><br />
mich dabei gefragt, ob dies nicht <strong>im</strong> Instinktverhalten nachzuweisen ist. Und die<br />
Antwort musste zunächst einmal ganz klar zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen trennen.<br />
SM wird <strong>von</strong> bei<strong>de</strong>n völlig gegensätzlich empf<strong>und</strong>en. Der Mensch ist ein<br />
Her<strong>de</strong>ntier, das stärkste Männchen leitet das Ru<strong>de</strong>l, die Weibchen gehören alle<br />
ihm, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Nachwuchs muss stark <strong>und</strong> überlebensfähig sein. Die an<strong>de</strong>ren<br />
Männchen bestreiten <strong>de</strong>m Stärksten das Recht <strong>und</strong> kämpfen um die Weibchen. Sie<br />
verlieren dabei <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> ziehen die Verachtung <strong>de</strong>r Weibchen auf sich.<br />
Der Stärkste wird für die Weibchen dadurch <strong>im</strong>mer bew<strong>und</strong>erungswürdiger, anbetungswürdiger.<br />
Ihm gegenüber - <strong>und</strong> nur ihm - entwickelt sich ein glückseliges<br />
Abhängigkeitsgefühl <strong>de</strong>r Geborgenheit, Hörigkeit (Zugehörigkeit). Wenn man so<br />
will: Sklavinnen. Irgendwann hört <strong>de</strong>r Stärkste auf, Stärkster zu sein, wird besiegt<br />
<strong>und</strong> vertrieben <strong>und</strong> er erlebt nun die Verachtung <strong>de</strong>r Weibchen wie viele an<strong>de</strong>re<br />
vor ihm. Die Verlierer müssen mit dieser Verachtung leben. Sie haben überhaupt<br />
keinen Sex, obwohl sie <strong>von</strong> Natur aus reichlich dafür ausgestattet sind. Der Mann<br />
muss zehn Frauen versorgen können, die Frau aber kommt nur je<strong>de</strong>s zehnte Mal<br />
dran. Bei<strong>de</strong> Geschlechter sind dafür programmiert. Die Frauen brauchen es nicht,<br />
die Männer brauchen es o<strong>de</strong>r die Frauen brauchen es nur je<strong>de</strong>s zehnte Mal. Die<br />
Verlierer wären ja schon froh, wenn es eine Frau gäbe, die, wenn sie sie auch verachtet,<br />
<strong>im</strong>merhin akzeptieren wür<strong>de</strong>. (...) Daraus ergibt sich: Junge Frauen neigen<br />
leicht dazu, Sklavin eines einzigen Herrn zu sein. Ist <strong>de</strong>r ‚weg vom Fenster’, hört<br />
die Hörigkeit auf. Er wird verachtet <strong>und</strong> in die Wüste geschickt. (...). Der älter<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Mann wird daher je länger, je mehr masochistisch, wenn er seinem Instinkt<br />
folgt. Folgt er aber seiner Erziehung, so wird er weiter ‚<strong>de</strong>s Weibes Haupt’<br />
sein wollen, macht sich lächerlich <strong>und</strong> schafft Probleme. Somit ergibt sich: Junge<br />
Frauen <strong>und</strong> alte Männer sind (möglicherweise) Masochisten, während junge Männer<br />
<strong>und</strong> ältere Frauen zur Herrschaft neigen, was sich bei masochistischen Partnern<br />
zum Sadismus ausweiten kann. Der Sadismus als solcher ist niemand auf <strong>de</strong>n<br />
Leib geschrieben. Er wird lediglich vom masochistischen Partner erbeten: Die<br />
Verachtung <strong>de</strong>s Verlierers. (...) In diesen Rahmen muss ich mein Leben stellen<br />
(64 Jahre, M, heterosexuell).<br />
Ferdinand: Vergewaltigung durch Hospitalismus <strong>im</strong> ersten Lebensjahr <strong>und</strong> autoritäre,<br />
repressive Erziehungsmetho<strong>de</strong>n trugen das ihre dazu bei. Logisch, dass aufoktroyiertes<br />
Schuldbewusstsein durch Religion <strong>und</strong> Kirche nebst subl<strong>im</strong>ierter Sexualität<br />
in <strong>de</strong>r Kleinfamilie eine Rolle gespielt haben (43 Jahre, S/M, bisexuell).<br />
Miriam: Als preußisch <strong>und</strong> protestantisch Erzogene <strong>und</strong> damit als kulturfrommes<br />
Subjekt mit entsprechend ‚gutem Benehmen’ hatte ich S/M als Freiraum ent<strong>de</strong>ckt,<br />
<strong>de</strong>r eine quasi kompensatorische Funktion zu <strong>de</strong>n inzwischen internalisierten<br />
Zwängen erfüllt (27 Jahre, S, lesbisch).<br />
Diese Selbstanalysen sind Ausdruck einer umfassen<strong>de</strong>n Diffusion <strong>von</strong> Mo<strong>de</strong>llen aus Psycho-<br />
analyse <strong>und</strong> Psychologie o<strong>de</strong>r Sozialisationsforschung <strong>und</strong> Pädagogik in das Deutungswissen<br />
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