Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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dien, die zu dieser Frage durchgeführt wur<strong>de</strong>n. 41 Eine zurückgehen<strong>de</strong> Koitusfrequenz, gerin-<br />
gere Attraktivitätsbewertungen <strong>de</strong>s Partners o<strong>de</strong>r auch die Suche nach an<strong>de</strong>ren Sexualbezie-<br />
hungen können Indikatoren eines solchen Prozesses sein. Um dieser Entwicklung gegenzu-<br />
steuern, suchen manche Paare ihre Sexualität durch neue <strong>und</strong> exotische Erfahrungsmuster zu<br />
bereichern <strong>und</strong> so <strong>de</strong>r Routinierung zu begegnen. Der Einsatz pornographischer Medien kann<br />
einer dieser Wege sein. Nicht selten wird die Paarsexualität aber auch durch die Hinwendung<br />
zu an<strong>de</strong>ren Praktiken, <strong>im</strong> vorliegen<strong>de</strong>n Falle <strong>de</strong>m Sadomasochismus, modifiziert <strong>und</strong> attrakti-<br />
ver gemacht. Die Lust auf außeralltäglichen Sex <strong>und</strong> die Flucht vor <strong>de</strong>r ‚Hasennummer ein-<br />
mal <strong>im</strong> Monat’ kann so <strong>de</strong>r Anstoß für die Hinwendung zum Sadomasochismus sein:<br />
Tamara: Es verschafft Abwechslung, die mir unhe<strong>im</strong>lich gut tut. Ich möchte es<br />
auch nicht mehr missen. Wenn wir SM jetzt aus irgen<strong>de</strong>inem Gr<strong>und</strong>e abhaken<br />
wür<strong>de</strong>n, dann wür<strong>de</strong> mir was fehlen, eben die ganzen Spezialitäten, die wir bis<br />
jetzt entwickelt haben. Es ist eine Erweiterung <strong>de</strong>r Erlebensmöglichkeit.<br />
Paul: Ich <strong>de</strong>nke auch, dass sich Gefühle <strong>und</strong> Praktiken abnutzen. Wenn ich mal so<br />
zurück<strong>de</strong>nke, wie es mit 15 war, da hatte ich einen Orgasmus, wenn mich eine<br />
Frau nur berührte. Das läuft heute nicht mehr. Wenn man lange mit einer Frau zusammen<br />
ist, dann kann die Sexualität z.B. auf <strong>de</strong>r SM-Schiene wie<strong>de</strong>r bereichert<br />
wer<strong>de</strong>n, interessanter gestaltet wer<strong>de</strong>n (Tamara, 30 Jahre, M; Paul, 36 Jahre, S,<br />
bei<strong>de</strong> heterosexuell).<br />
August: Für mich ist einfach alles, was über das Normale hinausgeht, etwas Beson<strong>de</strong>res.<br />
Das ist eine Variante, eine Facette, die einem viel mehr Möglichkeiten<br />
bietet - ich bin mit meiner Frau jetzt 14 Jahre zusammen <strong>und</strong> kann eigentlich nur<br />
sagen, dass das sicherlich dazu beigetragen hat, dass wir ein harmonisches Eheleben<br />
führen. (...) Es ist genauso eine Bereicherung, wie ich einmal zuhause koche<br />
<strong>und</strong> einmal in das beste Lokal essen gehe. Ich fahre Auto, ich fahre Eisenbahn,<br />
<strong>und</strong> ich gehe zu Fuß (51 Jahre, M, heterosexuell).<br />
Carla: Irgendwann hatten wir eine schwere Krise <strong>und</strong> <strong>im</strong> Bett ist nichts mehr gelaufen.<br />
Ich habe dann für mich so festgestellt, ‚Bei <strong>de</strong>n SM-Lesbierinnen, da gibt<br />
es doch ganz an<strong>de</strong>re Sachen’. Die fand ich spannend <strong>und</strong> prickelnd <strong>und</strong> wirklich<br />
auch geil. Nicht dieser langweilige Blümchen-Sex. Und zaghaft, mit viel Nervösität<br />
haben wir dann allmählich mit SM angefangen. Und <strong>im</strong> Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong><br />
es <strong>im</strong>mer schöner (37 Jahre, S/M, lesbisch).<br />
41 Schon Kinsey u.a. (1948/1967) konnten zeigen, dass mit zunehmen<strong>de</strong>r Dauer einer (ehelichen) Partnerschaft<br />
die sexuellen Aktivitäten zurückgehen. Dies liegt zum einen an <strong>de</strong>m biologischen <strong>und</strong> altersbedingten Rückgang<br />
sexueller Aktivitäten, zum an<strong>de</strong>ren an Gewöhnungsprozessen in Partnerschaften. Pakesch (1977) zufolge<br />
n<strong>im</strong>mt die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Partner <strong>im</strong> Laufe einer Ehe auch <strong>im</strong> sexuellen Bereich ab. Nach Giger<br />
(1981) wünschen sich 44 % <strong>de</strong>r befragten Ehemänner qualitative <strong>und</strong> quantitative Verän<strong>de</strong>rungen in Bezug<br />
auf die Sexualität mit <strong>de</strong>m Partner.<br />
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