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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Fragestellungen <strong>und</strong> divergieren<strong>de</strong> methodische Vorgehensweisen gekennzeichnet ist. Sie<br />

lassen eine Verallgemeinerbarkeit <strong>de</strong>r Aussagen über <strong>de</strong>n gewählten Forschungsrahmen hin-<br />

aus kaum zu. So beschäftigen sich etwa laborexper<strong>im</strong>entell ausgerichtete Untersuchungen mit<br />

<strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>von</strong> medialen Inszenierungen mit sadomasochistischen Inhalten auf das<br />

Verhalten <strong>de</strong>r Versuchspersonen: Zillman/Bryant (1981) lassen <strong>im</strong> Rahmen eines Versuchs<br />

männliche Stu<strong>de</strong>nten <strong>von</strong> gleichgeschlechtlichen Personen provozieren <strong>und</strong> setzen sie an-<br />

schließend Erotika verschie<strong>de</strong>ner Art aus. Sie kommen dabei zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass bei <strong>de</strong>r<br />

Darstellung sadomasochistischer Erotika die Neigung, ‘Vergeltung zu üben’, zun<strong>im</strong>mt. Zu<br />

ähnlichen Ergebnissen kommen Feshbach/Malamuth (1979). In ihrer Untersuchung gehen sie<br />

<strong>de</strong>r Frage nach, ob <strong>und</strong> inwiefern sich Sadomasochismus in erotisch-pornographischen Dar-<br />

stellungen auf die Reaktionen <strong>und</strong> Einstellungen zur Vergewaltigung <strong>und</strong> ihrer Medien-<br />

Inszenierungen auswirkt. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Laborversuche kommen sie zu <strong>de</strong>m Schluss, dass<br />

durch die Verbindung <strong>von</strong> Sex <strong>und</strong> Gewalt in sadomasochistischen Szenen be<strong>im</strong> Betrachter<br />

Hemmungen, mit <strong>de</strong>nen normalerweise auf Schmerzsignale reagiert wird, gelöst <strong>und</strong> - vor<br />

allem bei Männern - Vergewaltigungswünsche geweckt wer<strong>de</strong>n.<br />

Neben <strong>de</strong>n oben genannten medizinischen <strong>und</strong> psychoanalytischen Fragestellungen wird nicht<br />

zuletzt auch versucht, Sadomasochismus <strong>im</strong> Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Immunschwächekrank-<br />

heit AIDS zu diskutieren. So beschäftigt sich Selg (1988) mit AIDS <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Schwierigkeiten,<br />

das Sexualverhalten zu än<strong>de</strong>rn. Im Hinblick auf diese Krankheit wer<strong>de</strong>n Ratschläge gegeben,<br />

verletzungsträchtige sadomasochistische Praktiken zu unterlassen. 38<br />

Die synoptische Durchsicht <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Studien <strong>und</strong> Exper<strong>im</strong>ente zu <strong>de</strong>n (neurosen-<br />

)psychologischen Aspekten <strong>von</strong> sadomasochistischem Sexualverhalten macht <strong>de</strong>utlich - <strong>und</strong><br />

diese Aussage lässt sich für dieses Forschungsfeld generalisieren -, dass Fragestellungen <strong>und</strong><br />

methodische Vorgehensweisen <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r abweichen <strong>und</strong> man <strong>de</strong>n Ergebnissen geringe<br />

externe Validität zusprechen kann. Hinzu kommt, dass die Perspektive <strong>de</strong>s Subjekts (Gefühle,<br />

Erfahrungen, Beziehungs- <strong>und</strong> Deutungsmuster, Auswirkungen auf an<strong>de</strong>re Lebensumstän<strong>de</strong><br />

etc.) <strong>und</strong> die Konsequenzen, die mit einer solchen Spezialisierung auf best<strong>im</strong>mte Sexualprak-<br />

tiken verb<strong>und</strong>en sind, nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Dies erscheint gera<strong>de</strong> aus ethnologischer<br />

<strong>und</strong> soziologischer Perspektive ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Mangel vor allem laborexper<strong>im</strong>enteller<br />

Designs zu sein. Im Folgen<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>shalb untersucht, inwieweit die For<strong>de</strong>rung nach Berück-<br />

sichtigung <strong>de</strong>r ‘Lebensweltperspektive’ in soziologischen <strong>und</strong> sozialpsychologischen Studien<br />

eingelöst wur<strong>de</strong>.<br />

38 Eckert u.a. (1993) beschäftigen sich ausführlich mit <strong>de</strong>m Thema AIDS <strong>und</strong> SM unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Betroffenen resp. <strong>de</strong>r Handhabung innerhalb <strong>de</strong>r SM-Szene.<br />

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