11.11.2012 Aufrufe

Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Perversionen <strong>von</strong> Erwachsenen als die Persistenz o<strong>de</strong>r das Wie<strong>de</strong>rauftreten eines partiellen<br />

Elementes <strong>de</strong>r kindlichen Sexualität. Vereinfacht ausgedrückt könnte man auch formulieren:<br />

Man wird nicht pervers, son<strong>de</strong>rn man bleibt es. Auch Sadismus <strong>und</strong> Masochismus wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>von</strong> Freud als Perversionen begriffen. Ohne <strong>im</strong> Weiteren auf das komplexe Theoriegebäu<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Psychoanalyse <strong>de</strong>tailliert einzugehen, 35 sei die gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e Freuds zur Entstehung<br />

sexueller Perversionen mit Becker/Schorsch (1980, S. 159) nochmals kurz zusammengefasst:<br />

„In dieser frühen Phase [<strong>de</strong>r Freudschen Theorieentwicklung] wur<strong>de</strong>n die perversen Triebäu-<br />

ßerungen zu <strong>de</strong>n Formen <strong>de</strong>r kindlichen Sexualentwicklung in Beziehung gesetzt <strong>und</strong> die we-<br />

sentlichen Gr<strong>und</strong>elemente <strong>de</strong>r psychoanalytischen Lehre gelegt, die auch in <strong>de</strong>r späteren Wei-<br />

terentwicklung relativ unverän<strong>de</strong>rt wie<strong>de</strong>rkehren: vor allem die Lehre <strong>von</strong> <strong>de</strong>n kindlichen<br />

Partialtrieben, die in <strong>de</strong>n sexuellen Perversionen wie<strong>de</strong>r aufleben, ferner die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Kastrationskomplexes, <strong>de</strong>r die Dynamik <strong>de</strong>r Regression auf die Partialtriebe in Gang setzt.<br />

Der Hauptakzent liegt in dieser Phase auf <strong>de</strong>n triebdynamischen Mechanismen <strong>de</strong>r Entstehung<br />

sexueller Perversionen.“ Damit wird <strong>de</strong>utlich, dass sich Freud <strong>und</strong> später seine Anhänger weit<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Ansätzen Krafft-Ebings o<strong>de</strong>r Hirschfelds entfernen.<br />

Trotz aller Gegensätzlichkeit ist <strong>de</strong>n Erklärungsmustern <strong>de</strong>r frühen Sexualforschung wie auch<br />

<strong>de</strong>r Psychoanalyse gemein, dass sie eine ‚normale’ Sexualität <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong> für die Perversi-<br />

onen bzw. ihre Persistenz best<strong>im</strong>mte Ursachenkomplexe ausmachen. Gelten die Ätiologien<br />

<strong>de</strong>r frühen Sexualwissenschaft schon lange als obsolet <strong>und</strong> überholt (vgl. Bräutigam 1962), so<br />

wird sadomasochistisches Sexualverhalten auch heute noch mit <strong>de</strong>r Psychoanalyse als Folge<br />

<strong>von</strong> Störungen innerhalb frühkindlicher Entwicklungsphasen erklärt. 36<br />

1.1.3.3 Neuere Untersuchungen<br />

Die umfangreichen empirischen Studien Kinseys (1948; 1953) haben <strong>de</strong>utlich gemacht, dass<br />

bei <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>s Sexualverhaltens <strong>de</strong>r Menschen nicht nur biologische <strong>und</strong> psychi-<br />

sche Faktoren, son<strong>de</strong>rn auch die soziale Rahmung <strong>de</strong>s individuellen Sexualverhaltens eine<br />

Rolle spielt. So lässt sich als einer <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Paradigmenwechsel in <strong>de</strong>r Erforschung<br />

<strong>de</strong>r menschlichen Sexualität die Einbeziehung sozialer Variablen sehen, Gindorf/Haeberle<br />

(1986) sprechen in diesem Zusammenhang sogar <strong>von</strong> <strong>de</strong>r ‘Sexualität als sozialem Tatbe-<br />

stand’. Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r sozialpsychologischen <strong>und</strong> soziologischen Wen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

35 Hier sei auf die bereits zitierte Arbeit <strong>von</strong> Walter (1985) verwiesen.<br />

36 In diesem Zusammenhang seien folgen<strong>de</strong> Arbeiten genannt: Blum (1978); Socari<strong>de</strong>s (1974); Stolorow<br />

(1975).<br />

58

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!