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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Mann - S-Frau - M-Frau - M-Mann. Diese Wertung ist uns aber nur selten begegnet <strong>und</strong> kei-<br />

neswegs generell üblich, so dass ich <strong>im</strong> Folgen<strong>de</strong>n nicht weiter auf diesen Aspekt eingehe.<br />

1.1 Exkurs: Sadomasochismus <strong>im</strong> Spiegel öffentlicher Diskussion <strong>und</strong> wissenschaftli-<br />

cher Theorien<br />

1.1.1 Sadomasochismus <strong>und</strong> öffentliche Meinung<br />

Individuen, die Vorlieben für sadomasochistische Praktiken zeigen, haftet das Stigma <strong>de</strong>s<br />

Pathologischen, Triebhaften <strong>und</strong> Unberechenbaren an (vgl. Schorsch 1979; Walter 1985). Es<br />

ist unbestritten, dass es Problemfälle gibt, in <strong>de</strong>nen Menschen ihre sadistischen Neigungen in<br />

Verbindung mit sexueller Befriedigung nicht kontrollieren können <strong>und</strong> dass als kr<strong>im</strong>inell o<strong>de</strong>r<br />

krankhaft zu bewerten<strong>de</strong> Handlungen begangen wer<strong>de</strong>n. Die Tatsache, dass es solche gestör-<br />

ten Persönlichkeiten gibt, besagt aber noch nicht, dass alle Individuen, die sadomasochistische<br />

Sexualpraktiken bevorzugen, potentielle Lustmör<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Triebtäter sind - also eine Gefahr<br />

für die Öffentlichkeit darstellen <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb therapeutischer Hilfe bedürfen o<strong>de</strong>r ‘eingesperrt’<br />

wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Diese Vorurteile innerhalb <strong>de</strong>r öffentlichen Meinung gegenüber <strong>de</strong>m Sadomasochismus sind<br />

nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich innerhalb <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Diskussion<br />

bisher keine einheitliche Bewertung herauskristallisieren konnte. Die Forschung in diesem<br />

Bereich hat vielmehr heterogene Ergebnisse hervorgebracht, <strong>und</strong> man hat sich weitestgehend<br />

mit <strong>de</strong>n möglichen Ursachen <strong>und</strong> Therapieformen beschäftigt (vgl. Kap. III. 1.1.3). Daneben<br />

wer<strong>de</strong>n häufig Fragen aufgeworfen, ob <strong>und</strong> inwiefern sich die verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>von</strong><br />

Sadismus <strong>und</strong> Masochismus einan<strong>de</strong>r bedingen; es wer<strong>de</strong>n also mögliche gesellschaftliche<br />

<strong>und</strong> soziale Ursachen <strong>de</strong>s sexuellen Sadomasochismus diskutiert. 32<br />

Die Uneinheitlichkeit <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Datenlage <strong>im</strong> Bereich ‘abweichen<strong>de</strong>n’ Sexual-<br />

verhaltens hängt mit <strong>de</strong>m Phänomen <strong>de</strong>r menschlichen Sexualität insgesamt zusammen. Sie<br />

hat ihren Ursprung darin, dass es keine normierte Sexualität <strong>im</strong> Sinne eines instinktgesicher-<br />

ten Verhaltens gibt. Deshalb will ich <strong>im</strong> Folgen<strong>de</strong>n - bevor ich auf die aktuellen Manifestatio-<br />

nen <strong>de</strong>s Sadomasochismus eingehe - neben biologischen Bedingungen die Transformationen<br />

menschlicher Sexualität aus historischer, ethnologischer <strong>und</strong> soziologischer Perspektive auf-<br />

32 Vgl. Barry (1983); Burgard/Rommelspacher (1989); LeSoldat (1989); Schorsch/Becker (1977); ferner Lawrenz/Orzegowski<br />

(1988) o<strong>de</strong>r Valver<strong>de</strong> (1989)<br />

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