Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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Gruppe nicht möglich <strong>und</strong> auch nicht fruchtbar sei. Diese Einschätzung war falsch. Verschie-<br />
<strong>de</strong>ne Szene-Insi<strong>de</strong>r bevorzugten diese Form <strong>de</strong>s Austauschs. Bei einer Gruppendiskussion mit<br />
heterosexuellen Personen in einem Le<strong>de</strong>rstudio überraschte mich beispielsweise die offene<br />
Art, wie die anwesen<strong>de</strong>n Personen über ihre sexuellen Praktiken <strong>und</strong> Neigungen sprachen.<br />
Auf meine Rückfrage erklärten die Befragten, dass dies in <strong>de</strong>r Szene üblich ist; man wisse<br />
schließlich alles <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r. Eine ähnlich offene <strong>und</strong> lockere Atmosphäre habe ich bei einer<br />
Gruppendiskussion mit schwulen Sadomasochisten erlebt.<br />
Mein Erkenntnisinteresse richtete sich dabei auf die Art <strong>de</strong>r Thematisierung <strong>von</strong> SM in <strong>de</strong>r<br />
Gruppe. Damit die Diskussionssituation möglichst authentisch war, fan<strong>de</strong>n die Gespräche<br />
allesamt in Szene-Treffpunkten statt.<br />
Beson<strong>de</strong>rs rege haben sich auch die Paintball-Spieler an <strong>de</strong>n Gruppendiskussionen beteiligt.<br />
Hier fand ich gleichsam opt<strong>im</strong>ale Bedingungen zur Anwendung dieses Instrumentes. Eine<br />
Vielzahl <strong>von</strong> Themen wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Befragten selbst aufgegriffen <strong>und</strong> führte zu heftigsten<br />
Debatten, die zum Teil sehr sachlich, zum Teil sehr emotional geführt wur<strong>de</strong>n. Sehr schön<br />
<strong>de</strong>utlich wur<strong>de</strong>n die unterschiedlichen Rollen <strong>de</strong>r Szene-Mitglie<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Sinne <strong>von</strong> Ansehen<br />
<strong>und</strong> Hierarchie.<br />
Trotz <strong>de</strong>r insgesamt <strong>im</strong>mens zeitaufwendigen Datenerhebung in <strong>de</strong>r Hooligan-Szene (Non-<br />
Stop-24-St<strong>und</strong>en-Begleitung, mehrfache Stadionbesuche etc.) konnte ich keine Gruppendis-<br />
kussionen <strong>im</strong> strengen methodischen Sinne durchführen. Dies liegt an <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r<br />
Szene bzw. Gruppe: sie aktualisiert sich nur anlässlich <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Fußballspiele mit<br />
anschließen<strong>de</strong>r ‚Randale’. Die Begegnungen fan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb in erster Linie während <strong>und</strong> nach<br />
<strong>de</strong>r ‘dritten Halbzeit’ statt. Von einer ‘geordneten’ Diskussionssituation kann angesichts <strong>de</strong>s<br />
hohen Alkoholkonsums <strong>und</strong> Schlägereien <strong>de</strong>shalb keine Re<strong>de</strong> sein.<br />
4. Auswertungsstrategien<br />
Zur Auswertung <strong>de</strong>s umfangreichen Befragungsmaterials mussten die verbalen Äußerungen<br />
zunächst, wie schon erwähnt, verschriftlicht wer<strong>de</strong>n. Um die Informationseinbuße bei <strong>de</strong>r<br />
Transkription möglichst gering zu halten, wur<strong>de</strong>n die verschriftlichten Aufzeichnungen durch<br />
<strong>de</strong>n Vergleich mit <strong>de</strong>n Tonbandprotokollen kontrolliert. Für die Auswertung <strong>und</strong> Dokumenta-<br />
tion <strong>de</strong>r verbalen Daten wur<strong>de</strong>n diese aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Anonymisierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r verständli-<br />
cheren Darstellbarkeit behutsam in die Hochsprache ‚übersetzt’ <strong>und</strong> weitestgehend <strong>de</strong>n Re-<br />
geln <strong>de</strong>r Schriftsprache angepasst. Im Anschluss daran begann die eigentliche Auswertungs-<br />
arbeit. Dabei wur<strong>de</strong> eine Analyse <strong>und</strong> Interpretation angestrebt, die sowohl <strong>de</strong>r originären<br />
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