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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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glie<strong>de</strong>r warben Interviewpartner <strong>und</strong> stellten sogar ihre Wohnungen für die Interviews zur<br />

Verfügung. Nur in manchen Fällen musste ich - wie bereits ange<strong>de</strong>utet - neutrale Treffpunkte<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Großstädten ausmachen. Viele Personen fragten <strong>de</strong>s Öfteren nach <strong>de</strong>m Stand<br />

<strong>de</strong>r Arbeit o<strong>de</strong>r erk<strong>und</strong>igten sich nach <strong>de</strong>r ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Literaturliste zum Themenfeld<br />

Sexualität <strong>und</strong> Sadomasochismus, Paintball o<strong>de</strong>r zum Phänomen <strong>de</strong>r Hooligans.<br />

Nach sehr aufwendigen Maßnahmen zur Vertrauensbildung lag die frem<strong>de</strong> Welt dann aber<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger offen vor mir; ich konnte mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckungsreise beginnen.<br />

3. Erhebungsverfahren <strong>und</strong> empirische Basis<br />

In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Untersuchung habe ich mich nicht auf eine best<strong>im</strong>mte Metho<strong>de</strong> be-<br />

schränkt, son<strong>de</strong>rn versucht, das ganze Spektrum alltäglicher Wahrnehmungsformen für meine<br />

empirische Arbeit fruchtbar zu machen. Dazu bemerkt <strong>de</strong>r ‚Kulturwissenschaftler auf <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad’:<br />

„Der gute Forscher <strong>im</strong> Feld, <strong>de</strong>r Kontakte zu Menschen sucht <strong>und</strong> wissen will,<br />

wie Menschen leben <strong>und</strong> wie ihre Rituale aussehen, darf sich nicht <strong>von</strong> einem exakten<br />

Forschungsplan leiten lassen. Ein solcher Plan, wie ihn für gewöhnlich Leute<br />

aufstellen, die mit Fragebogen arbeiten o<strong>de</strong>r Exper<strong>im</strong>ente mit Gruppen durchführen,<br />

ist für die Erforschung menschlichen Han<strong>de</strong>lns eher hin<strong>de</strong>rlich. Nur wer<br />

sich <strong>de</strong>m Leben einer Gruppe, die er studieren will, vorbehaltlos überläßt, hat die<br />

Chance, tatsächlich herauszufin<strong>de</strong>n, warum die Menschen in best<strong>im</strong>mter Weise<br />

han<strong>de</strong>ln <strong>und</strong> gewisse Symbole verwen<strong>de</strong>n. Ein solcher Feldforscher hat es freilich<br />

nicht leicht, vor allem wenn er mächtige Gruppen o<strong>de</strong>r kr<strong>im</strong>inelle Subkulturen erforschen<br />

will. Ist er geschickt <strong>und</strong> setzt sich vielleicht gar mit <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />

Menschen zu Wein <strong>und</strong> Bier, so hat er schon einen gewaltigen Schritt in Richtung<br />

einer guten Studie gemacht“ (Girtler 1991, S. 20).<br />

Entsprechend diesem offenen methodischen Verständnis 25 habe ich mich in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>-<br />

nen gewaltaffinen Spezialkulturen umgeschaut <strong>und</strong> Daten gesammelt, ohne mich auf themati-<br />

sche Leitfä<strong>de</strong>n zu beschränken.<br />

25 Auch Strauss (1991, S. 32) wen<strong>de</strong>t sich gegen einen Metho<strong>de</strong>ndogmatismus <strong>und</strong> -purismus: "Geleitet <strong>von</strong><br />

einer falschen (auf spekulativer Philosophie beruhen<strong>de</strong>n) Vorstellung, <strong>de</strong>rzufolge eine effektive Forschungsarbeit<br />

exakt, präzise <strong>und</strong> klar in <strong>de</strong>r Technik sei, gehen Stu<strong>de</strong>nten <strong>und</strong> Sozialwissenschaftler oft da<strong>von</strong> aus,<br />

daß es möglich sein müßte, Regeln festzulegen, nach <strong>de</strong>nen sozialwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wir halten dies für eine nicht zutreffen<strong>de</strong> Beschreibung da<strong>von</strong>, wie Arbeit - gleich welcher<br />

Art - verrichtet wird. (...) Wir möchten diesen Gedanken nicht weiter ausführen, son<strong>de</strong>rn nur noch einmal<br />

wie<strong>de</strong>rholen, daß in <strong>de</strong>r Sozialforschung etliche strukturelle Bedingungen gegen eine strikte Systematisierung<br />

<strong>von</strong> methodologischen Regeln sprechen. Zu diesen Bedingungen gehören die Vielfalt <strong>von</strong> sozialweltlichen<br />

Gegebenheiten <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Zufälligkeiten."<br />

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