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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Abb.: Authentizitätsstufen <strong>von</strong> Gewalt<br />

1) Sadomasochismus<br />

Der Sadomasochismus ist - das hat die bisherige Analyse <strong>de</strong>utlich gemacht - eine Inszen-<br />

ierungsform <strong>von</strong> Erotik <strong>und</strong> Sexualität, die <strong>von</strong> <strong>de</strong>r ‘normalen’ Sexualität in zum Teil drasti-<br />

scher Art <strong>und</strong> Weise abweicht. Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Abweichung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n gesellschaftlichen<br />

Reaktionen darauf haben alle Sadomasochisten gemacht o<strong>de</strong>r <strong>im</strong>aginativ vorweggenommen.<br />

Gleichzeitig haben manche Sadomasochisten gelernt, mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>vianten Lei<strong>de</strong>nschaft umzu-<br />

gehen <strong>und</strong> ihre Lei<strong>de</strong>nschaft (trotz<strong>de</strong>m) zu kultivieren. In <strong>de</strong>r sadomasochistischen Spezial-<br />

kultur ist die Verbindung <strong>von</strong> Sexualität <strong>und</strong> Gewalt <strong>und</strong> das Ausleben <strong>von</strong> intensiven Affek-<br />

ten konstitutiv. Einem ‘zivilisierten’ Menschen erscheinen diese Verhaltensformen als be-<br />

drohlich o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st als fremd, <strong>de</strong>nn solche ‘affektuellen Kollektive’ wirken auf <strong>de</strong>n ers-<br />

ten Blick unberechenbar <strong>und</strong> die allgemein gültige Affektkontrolle scheint nicht zu gelten.<br />

Außeralltäglichkeit manifestiert sich <strong>im</strong> SM-Rahmen durch die Chance <strong>de</strong>s exzessiven Ausle-<br />

bens <strong>von</strong> Emotionen. Gleichzeitig wird in dieser Situation all das, was <strong>de</strong>r Alltag <strong>im</strong> Umgang<br />

mit an<strong>de</strong>ren Menschen erfor<strong>de</strong>rt (z.B. Rituale, Konventionen), hyperritualisiert, karnevalisiert<br />

o<strong>de</strong>r ins Gegenteil verkehrt. Die alltäglichen Ordnungen lösen sich in <strong>de</strong>r außeralltäglichen<br />

Erfahrung <strong>de</strong>s Sich-gehen-lassens <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherheit vor negativen Konsequenzen auf. Au-<br />

ßeralltäglichkeit konstituiert sich also in <strong>de</strong>r Ablösung <strong>de</strong>s Verhaltens <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Alltagserwar-<br />

tungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Befreiung dieser Ablösung <strong>von</strong> negativen Konsequenzen. Damit wird auch<br />

<strong>de</strong>utlich, dass Außeralltäglichkeit ein Phänomen ist, das es schon <strong>im</strong>mer - wenn auch in ver-<br />

schie<strong>de</strong>nen Erscheinungsformen - gegeben hat. Je<strong>de</strong> Epoche <strong>und</strong> je<strong>de</strong> Kultur prägen eigene<br />

Formen <strong>de</strong>r Außeralltäglichkeit (vgl. Eckert 1990).<br />

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