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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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III. Spezialisierte Affektkulturen in <strong>de</strong>r Erlebnisgesellschaft<br />

1. Zur Erlebnisgesellschaft<br />

In <strong>de</strong>r Einleitung habe ich bereits dargestellt, wie vielfältig <strong>und</strong> teilweise originell sich die<br />

Suche <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Menschen nach <strong>de</strong>m ‘beson<strong>de</strong>ren Erlebnis’ gestaltet. Um Themen wie<br />

Ekstase, Tod, Traum, Phantasie, Meditation, Spiritualität, Sekten/Okkultismus, Drogen, Bio-<br />

energetik, mediale <strong>Grenzerfahrung</strong>en, Abenteuer, Reisen <strong>und</strong> Sport ließe sich eine noch län-<br />

gere Liste jeweils ausdifferenzierter Aktivitäten darstellen, die darauf abzielen, aus <strong>de</strong>r Routi-<br />

ne <strong>und</strong> Habitualisierung <strong>de</strong>s Alltags auszubrechen.<br />

In seinem umfangreichen Werk beschreibt Schulze (1993) die mo<strong>de</strong>rne ‘Erlebnisgesellschaft’,<br />

in <strong>de</strong>r sich die individuelle Gestaltung <strong>de</strong>s Lebens nicht mehr an äußeren Notwendigkeiten,<br />

am ‘Überleben’, orientiert, son<strong>de</strong>rn am ‘aufregen<strong>de</strong>n Leben’, das <strong>im</strong> Fokus menschlicher Be-<br />

dürfnisse steht. Er konstatiert:<br />

„Die Problemperspektive <strong>de</strong>s Lebens verlagert sich <strong>von</strong> <strong>de</strong>r instrumentellen auf<br />

die normative Ebene; an die Stelle <strong>de</strong>r technischen Frage ‘Wie erreiche ich X’ tritt<br />

die philosophische Frage ‘Was will ich eigentlich?’ (...) Auf die beispiellosen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Situation in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten reagieren die Menschen<br />

mit einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r normalen existentiellen Problem<strong>de</strong>finition. Das Erleben<br />

<strong>de</strong>s Lebens rückt ins Zentrum. Unter <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>s Imperativs ‘Erlebe Dein<br />

Leben’ entsteht eine sich perpetuieren<strong>de</strong> Handlungsdynamik, organisiert <strong>im</strong> Rahmen<br />

eines rasant wachsen<strong>de</strong>n Erlebnismarktes, <strong>de</strong>r kollektive Erlebnismuster beeinflusst<br />

<strong>und</strong> soziale Milieus als Erlebnisgemeinschaften prägt“ (ebd. 1993, S.<br />

34).<br />

Auch in seiner Begrifflichkeit hat das Phänomen in <strong>de</strong>n letzten Jahren einen regelrechten<br />

Boom erlebt. Der semantische Raum unserer Sprache stellt sich als ein einziges Erlebnis dar:<br />

Erlebnisorientierung, Erlebnismarkt, Erlebnispark, Erlebnisbad, Erlebnisreisen, Erlebnishun-<br />

ger, Erlebnismesse, Erlebnispädagogik, Erlebnismarketing, 125 Erlebniskauf, Erlebnisseminare<br />

- Erlebnisgesellschaft. Das Leben wird so gleichsam zu einem einzigen ‘Erlebnisprojekt’:<br />

125 Entsprechend <strong>de</strong>r üblichen Anglizismen in Werbung <strong>und</strong> Marketing distanziert man sich hier vom gleichsam<br />

provinziell anmuten<strong>de</strong>n Erlebnisbegriff <strong>und</strong> spricht schon längst vom ‘Event’. So gibt es <strong>de</strong>n regelmäßig<br />

stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ‘Deutschen Eventmarketing-Kongress’ o<strong>de</strong>r auch die jährliche ‘World of Events’ als internationale<br />

Fachmesse für Event-Marketing.<br />

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