Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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auf best<strong>im</strong>mte Ungeschicktheiten aufmerksam, die aus <strong>de</strong>r Unkenntnis spezifischer Verhal-<br />
tenskonventionen resultieren. 24<br />
Nicht zuletzt wer<strong>de</strong>n <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r richtige Prüfungen durch die Feldakteure inszeniert, in<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Forscher seine Fel<strong>de</strong>rprobtheit unter Beweis stellen muss. Ein Beispiel: Bei einem<br />
Termin in einer größeren Stadt hing bei <strong>de</strong>r angegebenen Adresse an <strong>de</strong>r Haustür ein Zettel<br />
mit <strong>de</strong>m Hinweis ‚Uni Trier, bitte <strong>de</strong>n Eingang durch <strong>de</strong>n Garten benutzen’. Anhand einer<br />
zusätzlichen kleinen Skizze fan<strong>de</strong>n mein Kollege, <strong>de</strong>r mit mir zum Interviewtermin unterwegs<br />
war, <strong>und</strong> ich <strong>de</strong>n Weg in <strong>de</strong>n Garten. Von dort gelangten wir zum hinteren Hauseingang, <strong>de</strong>r<br />
offen stand. Als wir eintraten, wur<strong>de</strong>n wir <strong>von</strong> einer Frau in Domina-Kleidung empfangen.<br />
Sie führte uns eine Treppe hinauf in das Dachgeschoss <strong>de</strong>r Villa. Schon be<strong>im</strong> Hinaufsteigen<br />
<strong>de</strong>r Treppe ahnte ich, dass uns eine Überraschung erwartete. Der Interviewpartner hing nackt<br />
<strong>und</strong> gefesselt an Deckenhaken. Während <strong>de</strong>r Vorführung war es wichtig, ein neutrales Verhal-<br />
ten zu zeigen, auch wenn es angesichts <strong>de</strong>r Darbietungen nicht <strong>im</strong>mer einfach war <strong>und</strong> zuwei-<br />
len für alle Beteiligten komische o<strong>de</strong>r auch belustigen<strong>de</strong> Situationen entstan<strong>de</strong>n. Der Inter-<br />
viewpartner machte sich nämlich - nach<strong>de</strong>m die Domina ihn <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Decke abgehängt hatte -<br />
einen Spaß daraus, mehrfach splitternackt <strong>und</strong> mit Gewichten an <strong>de</strong>n Ho<strong>de</strong>n dicht an mir (ich<br />
saß auf einem Designer-Sofa) vorbeizugehen <strong>und</strong> spitzzüngig zu fragen: ‘Na Frau Steinmetz?<br />
Ist Ihnen das jetzt peinlich?’ Natürlich war es mir ‘auch’ peinlich <strong>und</strong> ich sah meinen Kolle-<br />
gen sich innerlich schütteln vor Lachen, schaffte es dann aber, die Contenance zu bewahren.<br />
Erst nach <strong>de</strong>r bestan<strong>de</strong>nen Probe konnte das Interview beginnen.<br />
Das Erlernen solcher Verhaltensweisen (das Meistern ‚kritischer’ Situationen) hat sich bei<br />
je<strong>de</strong>r Aktivität in <strong>de</strong>r Szene ausgezahlt; nicht zuletzt hat es sich auch in <strong>de</strong>n vielen an<strong>de</strong>ren<br />
Interviewsituationen als för<strong>de</strong>rlich erwiesen. Es gelang mir, zumin<strong>de</strong>st in Teilen <strong>de</strong>r Szenen<br />
akzeptiert <strong>und</strong> <strong>im</strong> Folgen<strong>de</strong>n zu Szenetreffen, Events, Turnieren, privaten Partys, in Domina-<br />
Studios o<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Gesprächspartnern nach Hause eingela<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Szenemit-<br />
24 In diesem Zusammenhang wer<strong>de</strong> ich ein erstes Gespräch mit einer Geschäftsfrau <strong>und</strong> professionellen Insi<strong>de</strong>rin<br />
<strong>de</strong>r SM-Szene nie vergessen: Trotz <strong>de</strong>s Wohlwollens <strong>und</strong> <strong>de</strong>r späteren intensiven Unterstützung durch<br />
diese ‘Dame’ wur<strong>de</strong>n mir zunächst Hohn <strong>und</strong> Spott zuteil, als ich nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung szenespezifischen Vokabulars<br />
fragte: „Mädchen, wenn Du etwas über die SM-Szene erfahren möchtest, dann musst Du diese Dinge<br />
aber beherrschen“ war ihr Kommentar. Trotz aller Bemühungen <strong>und</strong> Reflexion war meine Sprache zunächst<br />
noch weit entfernt <strong>von</strong> <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Szene üblichen weil wissenschaftlich-theoretisch o<strong>de</strong>r zu normalbürgerlich.<br />
Dies sollte sich jedoch än<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> bald schon setzte eine Erfahrung ein, die Malinowski (1922, S.<br />
7) für <strong>de</strong>n Ethnologen folgen<strong>de</strong>rmaßen beschreibt: "His life in the village, which at first is a strange, somet<strong>im</strong>es<br />
an intensely interesting adventure, soon adopts quite a natural course very much in harmony with his<br />
surro<strong>und</strong>ing."<br />
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