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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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3.5 Gruppenverlauf<br />

Die Gruppe ist in ihrer Größe <strong>und</strong> Struktur ähnlich geblieben. Es hat hinsichtlich <strong>de</strong>s aktiven<br />

Verhaltens Abwan<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Neuzugänge gegeben. Mit <strong>de</strong>r Zeit haben einige <strong>de</strong>r ‘Alten’<br />

<strong>de</strong>n Ausstieg geschafft. Aus familiären <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r beruflichen Grün<strong>de</strong>n ist für viele die Ära <strong>de</strong>s<br />

Nervenkitzels vorbei. Sie treffen sich allenfalls noch mit <strong>de</strong>n ‘Kumpels’ <strong>von</strong> früher zum Spiel,<br />

verlassen jedoch sozusagen das Feld vor Beginn <strong>de</strong>r dritten Halbzeit. Der ‘Nachwuchs’ hat<br />

sich hochgearbeitet. Damit wur<strong>de</strong>n Positionen innerhalb <strong>de</strong>r Hierarchie erhalten, die Perso-<br />

nen, die diese besetzen, jedoch teilweise ausgetauscht.<br />

Einige <strong>de</strong>r älteren Mitglie<strong>de</strong>r sind <strong>im</strong>mer noch aktiv dabei <strong>und</strong> es hat auch negative Verläufe<br />

gegeben. Nach Auskunft eines Mitarbeiters <strong>de</strong>r Polizei han<strong>de</strong>lt es sich dabei um diejenigen,<br />

die ihr Leben nur schwer <strong>im</strong> Griff haben. Wie zu Beginn gezeigt, besteht die skizzierte Grup-<br />

pe aus Personen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Auffällig ist, dass <strong>de</strong>njenigen<br />

<strong>de</strong>r Ausstieg gelungen scheint, die aus relativ geordneten Verhältnissen kommen, d.h., wo <strong>de</strong>r<br />

soziale Druck <strong>und</strong> berufliche wie familär-emotionale Zukunftsperspektiven wirksam gewor-<br />

<strong>de</strong>n sind. Immer noch dabei <strong>und</strong> - wie noch zu zeigen sein wird - auf einem höheren Gewalt-<br />

niveau <strong>und</strong> teilweise unter Verlust jeglicher Beschränkungen durch einen Ehrenko<strong>de</strong>x, sind<br />

eher diejenigen, die familäre, berufliche o<strong>de</strong>r Drogenprobleme haben. Demnach scheint zwi-<br />

schen <strong>de</strong>n Ausstiegschancen aus <strong>de</strong>r ‘Devianz’ <strong>und</strong> <strong>de</strong>m additiven Charakter <strong>de</strong>rselben ein<br />

enger Zusammenhang zu bestehen.<br />

Deutlich gesagt wer<strong>de</strong>n muss, dass es Verschiebungen hinsichtlich <strong>de</strong>s Gewaltniveaus <strong>und</strong><br />

eng damit verb<strong>und</strong>en Verän<strong>de</strong>rungen <strong>im</strong> Ehrenko<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Gruppe gegeben hat. Einige Mit-<br />

glie<strong>de</strong>r waren an <strong>de</strong>r Eskalation <strong>im</strong> Rahmen <strong>de</strong>r Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich betei-<br />

ligt. Nach Aussagen <strong>de</strong>r Polizei seien sie zwar nicht mit <strong>de</strong>r Absicht nach Frankreich gefah-<br />

ren, <strong>de</strong>n Konflikt mit <strong>de</strong>n französischen Kollegen zu suchen, in Ermangelung eines Gegners<br />

jedoch (die Hooligangruppen wur<strong>de</strong>n durch Bemühungen <strong>de</strong>r Polizei <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r fern gehal-<br />

ten) wur<strong>de</strong> - wie durch die Medien hinreichend bekannt - die Staatsgewalt Ziel einer Gewalt-<br />

eskalation mit folgenschwerem Ausgang. Unter erheblichem Alkoholeinfluss wur<strong>de</strong> ein Poli-<br />

zist <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Hooligans fast zu To<strong>de</strong> geprügelt. Die Auflösung <strong>de</strong>s Ehrenko<strong>de</strong>xes, wonach<br />

Waffen verboten sein sollen <strong>und</strong> Gewalt dann ein En<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t, wenn <strong>de</strong>r Schwächere am Bo-<br />

<strong>de</strong>n liegt, ist eine be<strong>de</strong>nkliche Entwicklung, die die Polizeiexperten beobachten. Das Mitfüh-<br />

ren <strong>von</strong> gefährlichen Waffen - Messern, Pistolen, Baseballschlägern - wird mittlerweile häufig<br />

stillschweigend <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Gruppenmitglie<strong>de</strong>rn toleriert. Über die genauen Grün<strong>de</strong> kann mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger nur spekuliert wer<strong>de</strong>n. Jedoch gilt auch hier: Maßgeblich ist die soziale Einbin-<br />

dung <strong>de</strong>r ‘Täter’; die Tatsache o<strong>de</strong>r das Bewusstsein darum, ob es noch viel o<strong>de</strong>r wenig zu<br />

verlieren gibt. Es hat <strong>de</strong>n Anschein, dass die Hooliganszene zunehmend als Sammelbecken<br />

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