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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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3.4 Intergruppenbeziehungen<br />

Allianz <strong>und</strong> Ambivalenz<br />

Die Gruppe verbün<strong>de</strong>t sich gelegentlich mit an<strong>de</strong>ren Hooligangruppen, um einen gemeinsa-<br />

men Gegner zu bekämpfen. Ambivalente Beziehungen zu an<strong>de</strong>ren Gruppen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

Interviews nicht thematisiert. Insgesamt scheinen diese bei<strong>de</strong>n Formen <strong>de</strong>r Intergruppenbe-<br />

ziehungen - sofern hier ein Bild darüber gezeichnet wer<strong>de</strong>n kann - fast o<strong>de</strong>r überhaupt nicht<br />

zu bestehen. Dies hängt vermutlich mit <strong>de</strong>r temporären Konstruktion <strong>de</strong>r Gruppe zusammen.<br />

Sie besteht - wie erwähnt - nur anlässlich <strong>von</strong> Fußballspielen <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r unmittelbaren Zeit<br />

danach. Und dann ist eigentlich nur die Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Gegner relevant. Dieser ist in<br />

gewisser Weise auch ein Fre<strong>und</strong>.<br />

Wie erklärt sich diese Paradoxie? Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Hooliganwelt in viele La-<br />

ger aufgeteilt zu sein, die sich unversöhnlich, feindlich <strong>und</strong> hasserfüllt gegenüberstehen. Die-<br />

ses Bild st<strong>im</strong>mt aber nur wenig mit <strong>de</strong>r Realität überein. Die Konstruktionen haben einige<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten, die in engem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erlebnisrationalität stehen. Obwohl die<br />

Rivalität mit Fäusten <strong>und</strong> Füßen bis zum k.o. ausgetragen wer<strong>de</strong>n kann <strong>und</strong> ‘richtig hinge-<br />

langt’ wird, ist das Verhältnis <strong>de</strong>r Gruppen untereinan<strong>de</strong>r nicht <strong>von</strong> Hass geprägt. Der Rivale,<br />

mit <strong>de</strong>m man sich auseinan<strong>de</strong>rsetzt, ist zumeist auch ein Fre<strong>und</strong>:<br />

A: Also prinzipiell gibt es erstmal kein Feindbild, son<strong>de</strong>rn das ist so ‘ne Art Städtewettkampf,<br />

sag ich mal. Es gibt halt die <strong>und</strong> die, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen weiß man, dass sie<br />

gut sind, <strong>und</strong> dann gibt es die <strong>und</strong> die, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen weiß man, dass sie nicht so gut<br />

sind. Dann weiß man, es gibt Faire, es gibt Unfaire, dann gibt es Leute, mit <strong>de</strong>nen<br />

trifft man sich <strong>und</strong> dann passiert was <strong>und</strong> dann geht man mit <strong>de</strong>nen dann ein Bier<br />

trinken. Manche haben Bekannte überall in je<strong>de</strong>r Stadt o<strong>de</strong>r auch Brieffre<strong>und</strong>schaften<br />

o<strong>de</strong>r man telefoniert vorher <strong>und</strong> viele Leute kennt man vom Sehen, sag<br />

ich mal, <strong>von</strong> Europapokalspielen, <strong>von</strong> Län<strong>de</strong>rspielen, wo halt alle zusammen sind,<br />

lernt man halt Leute kennen. Und insofern gibt es prinzipiell erst mal keine<br />

Feindbil<strong>de</strong>r. Dass man sicherlich mit einigen Vereinen schlechte Erfahrungen gemacht<br />

hat o<strong>de</strong>r mit einigen Leuten aus an<strong>de</strong>ren Städten, <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb nicht so gut<br />

auf die zu sprechen ist, das ist schon so’ne Sache, aber ansonsten Feindbil<strong>de</strong>r an<br />

sich, sehe ich eigentlich nicht. Aber prinzipiell sind das halt Leute <strong>von</strong> an<strong>de</strong>ren<br />

Vereinen <strong>und</strong> da gibt es keinen großartigen Hass, also bei manchen schon, bei<br />

manchen nicht. Ich kann da, wie gesagt, nicht für alle sprechen. Die sind nun mal<br />

da, die wollen dasselbe wie wir <strong>und</strong>, also ich hab da keine Hassgefühle o<strong>de</strong>r so.<br />

Weiter führt <strong>de</strong>r Befragte in einem an<strong>de</strong>ren Gespräch aus:<br />

A: Das sind nicht Anhänger <strong>de</strong>r gegnerischen Mannschaft, das sind die Leute, die<br />

dieselben Interessen haben wie wir <strong>und</strong> sich uns halt gegenüberstellen wollen. Die<br />

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