Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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verächtlicher, abwertender Konnotation, mit denen Hools Kuttenträger beschreiben: Kuttenlutscher, Kuttenaffe, Kuttenkinder oder - in anderer Stoßrichtung - Assimob. Die Hoolsfigurationen weisen keine formalisierte Binnenstruktur auf. Zugang und Mitgliedschaft ist für Außenstehende nur sehr schwer zu erhalten. Da das Gruppenziel der Hools im Unterschied zu den Kuttenträgern vornehmlich darin besteht, gewalttätige Ausschreitungen relativ rational zu planen und durchzuführen, ist Zugang und Mitgliedschaft für andere Fangruppen, besonders für Kuttenträger, wegen der durch sie gegebenen Entdeckungsgefahr seitens der Polizei, nicht zu haben“ (ebd. 1997, S. 109f). Neben der hier ausführlich zitierten Analyse von Utz/Benke gibt es eine Vielzahl deutsch- und englischsprachiger Literatur zum Phänomen der Hooligans. International bemühen sich Journalisten sowie renommierte Wissenschaftler um ein adäquates Verständnis der Interakti- ons- und Motivationsstrukturen. Hinweisen möchte ich auf die Studien von Deiters/Pilz (1998), Farin/Hauswald (1998), Gehrmann/Schneider (1998), Hahn u.a. (1988), Heitmey- er/Peter (1992), Matthesius (1992), Weis (1993). 123 Einen ausführlichen Erfahrungsbericht im Sinne einer ethnographischen Analyse liefert die Schilderung von Buford (1992), der seine Erlebnisse mit den gefürchteten englischen Hooligans in den Fußballstadien Englands und Europas beschreibt. Als Erklärung für die von Hooligans ausgeübte Gewalt werden häufig adoleszente Identitäts- krisen oder makrosozial bedingte Sozialisationsdefizite sowie gewisse Dispositionen für ge- walttätige Verhaltensweisen verantwortlich gemacht (vgl. Utz/Benke 1997). Auf diese Ursa- chen von (Jugend)Gewalt verweisen auch Eckert u.a. (1998; 2000), wenn sie vor allem Mehr- fach-Problemlagen hinsichtlich Herkunft, Familie und Ausbildung als ausschlaggegend be- zeichnen. Für die besonders realitätsnahen und gewaltaffinen Tripps der von mir untersuchten Hooligans kann allerdings ein Zusammenhang zwischen Gewalt und benachteiligten Lebens- lagen so nicht notwendigerweise nachgezeichnet werden. Bei ihnen spielt die ‘Lust an der Gewalt’ als Ausdruck der Suche nach dem ‘ultimativen Kick’ eine wichtigere Rolle. Diese emotionale Dimension kann bis zu einem gewissen Umfang auch für andere gewaltaffine Ju- gendkulturen (Türkengangs, HipHopper, Skinheads oder Punks) nachgezeichnet werden, denn fast immer schwingt in der gewaltaffinen Auseinandersetzung auch Gewaltlust mit. Für die Hooligans lässt sich aber zeigen, dass diese Lustquelle nicht ‘Nebenprodukt’ ist, sondern vielmehr im Zentrum eines bewusst herbeigführten, martialischen Erlebnistourimus steht. 123 Vgl. auch Marsh u.a. (1978); Haferkamp (1987); Horak u.a. (1987) 254
Zur empirischen Datenbasis Bei den hier skizzierten Hooligans handelt es sich um eine Gruppe von ca. 150 Mitgliedern. Diese Zahl schließt allerdings die sogenannten ‘Mitläufer’ ein. Die Altersspanne reicht von ca. zwölf (der Nachwuchs) bis 35 (die Alten) Jahre. Zum harten Kern gehören vor allem die 18- bis 26-Jährigen. Dies sind ca. 30 bis max. 50 Männer, die im Rahmen von Fußballspielen und Kneipenbesuchen auch schon einmal ihre Freundinnen oder Frauen mitbringen. Die Frauen sind allerdings - so meine Beobachtungen - nur ‘Gäste’. Die sozialen und familiären Herkunftslagen sind heterogen, die eingeschlagenen Ausbildungs- und Berufswege ebenso. Die Gruppe definiert und profiliert sich über Fußball, mehr aber noch über die Gewaltrituale im Anschluss an die Fußballspiele. Die Daten zu diesem empirischen Portrait habe ich zwischen 1995 und 1999 erhoben. Der persönliche Kontakt zu den Hooligans bestand zwischen 1995 und 1997. Die Informationen aus den Jahren 1998 bis 1999 basieren auf einem Gespräch mit einem Experten der Polizei, der die Gruppe seit langem beobachtet und kennt, und der von mir auch schon vorher befragt worden war. Im einzelnen habe ich zwei ausführliche Interviews mit Hooligans sowie Expertengespräche mit Straßensozialarbeitern und Polizisten durchgeführt. Hinzu kommen zahlreiche Unterhal- tungen mit den Hooligans und eine Reihe von (teilnehmenden) Beobachtungen. Anlass für letztere waren zwei gemeinsame Stadionbesuche und eine Nonstop-24-Stunden-Begleitung der Hools an einem Wochenende. Dass die immens zeitaufwendige Datenerhebung bei dieser Gruppe keine Gruppendiskussionen oder weitere aufgezeichnete Interviews erbracht hat, liegt an der Besonderheit der Gruppe: Sie aktualisiert sich nur anlässlich der entsprechenden Fuß- ballspiele mit anschließender Randale. Meine Begegnungen mit der Gruppe fanden deshalb in erster Linie während und nach der sogenannten ‘dritten Halbzeit’ statt. Von einer ‘geordne- ten’ Interviewsituation kann auch angesichts des hohen Alkoholkonsums und der Schlägerei- en deshalb keine Rede sein. 255
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verächtlicher, abwerten<strong>de</strong>r Konnotation, mit <strong>de</strong>nen Hools Kuttenträger beschreiben:<br />
Kuttenlutscher, Kuttenaffe, Kuttenkin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r - in an<strong>de</strong>rer Stoßrichtung - Ass<strong>im</strong>ob.<br />
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<strong>und</strong> Mitgliedschaft ist für Außenstehen<strong>de</strong> nur sehr schwer zu erhalten. Da<br />
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besteht, gewalttätige Ausschreitungen relativ rational zu planen <strong>und</strong> durchzuführen,<br />
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wegen <strong>de</strong>r durch sie gegebenen Ent<strong>de</strong>ckungsgefahr seitens <strong>de</strong>r Polizei,<br />
nicht zu haben“ (ebd. 1997, S. 109f).<br />
Neben <strong>de</strong>r hier ausführlich zitierten Analyse <strong>von</strong> Utz/Benke gibt es eine Vielzahl <strong>de</strong>utsch-<br />
<strong>und</strong> englischsprachiger Literatur zum Phänomen <strong>de</strong>r Hooligans. International bemühen sich<br />
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Sinne einer ethnographischen Analyse liefert die Schil<strong>de</strong>rung <strong>von</strong> Buford (1992), <strong>de</strong>r seine<br />
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Europas beschreibt.<br />
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walttätige Verhaltensweisen verantwortlich gemacht (vgl. Utz/Benke 1997). Auf diese Ursa-<br />
chen <strong>von</strong> (Jugend)Gewalt verweisen auch Eckert u.a. (1998; 2000), wenn sie vor allem Mehr-<br />
fach-Problemlagen hinsichtlich Herkunft, Familie <strong>und</strong> Ausbildung als ausschlaggegend be-<br />
zeichnen. Für die beson<strong>de</strong>rs realitätsnahen <strong>und</strong> gewaltaffinen Tripps <strong>de</strong>r <strong>von</strong> mir untersuchten<br />
Hooligans kann allerdings ein Zusammenhang zwischen Gewalt <strong>und</strong> benachteiligten Lebens-<br />
lagen so nicht notwendigerweise nachgezeichnet wer<strong>de</strong>n. Bei ihnen spielt die ‘Lust an <strong>de</strong>r<br />
Gewalt’ als Ausdruck <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m ‘ult<strong>im</strong>ativen Kick’ eine wichtigere Rolle. Diese<br />
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gendkulturen (Türkengangs, HipHopper, Skinheads o<strong>de</strong>r Punks) nachgezeichnet wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />
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Hooligans lässt sich aber zeigen, dass diese Lustquelle nicht ‘Nebenprodukt’ ist, son<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr <strong>im</strong> Zentrum eines bewusst herbeigführten, martialischen Erlebnistour<strong>im</strong>us steht.<br />
123 Vgl. auch Marsh u.a. (1978); Haferkamp (1987); Horak u.a. (1987)<br />
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