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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r PSG Reutlingen verstehen Paintball als Outdoor- <strong>und</strong> Abenteuersport, <strong>de</strong>r<br />

nichts mit Gewalt zu tun hat. Gewalt be<strong>de</strong>ute, jeman<strong>de</strong>m mit Absicht reale körperliche o<strong>de</strong>r<br />

seelische Schä<strong>de</strong>n zuzufügen. Dies sei be<strong>im</strong> Paintball nicht <strong>de</strong>r Fall, <strong>de</strong>nn Gewalt sei nur ge-<br />

spielt, gleichsam künstlich inszeniert in einem eigens dafür vorgesehenen Rahmen mit dop-<br />

peltem Netz <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n:<br />

A: Also wir kriegen öfters das Argument: ‘Ja, ihr schießt auf an<strong>de</strong>re Leute. Ihr<br />

könnt die doch verletzen’. Nein, ich verletz <strong>de</strong>n ja eben nich, ich hab mit <strong>de</strong>m keinen<br />

persönlichen Kontakt. Er kriegt halt seinen Splat, aber das Splat kann man<br />

wegwischen. Ne scharfe Kugel kann ich nich wegwischen, das tut en bisschen<br />

mehr weh. Ich hab kein Interesse an scharfen Waffen <strong>und</strong> ich <strong>de</strong>nk auch, die meisten<br />

Paintballspieler <strong>de</strong>nken auch gar net an Krieg spielen o<strong>de</strong>r so. (...) Wir markieren<br />

aufeinan<strong>de</strong>r, wir schießen aufeinan<strong>de</strong>r, aber wir wissen ja genau, dass <strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>rn nichts passiert. Der guckt sich an, ‘oh’ sagt <strong>de</strong>r, ‘da ist en grüner Klecks<br />

drauf, da muss ich be<strong>im</strong> nächsten Mal aufpassen, da war ich wohl zu risikofreudig’.<br />

Zum Vergleich führen die Paintballspieler ‘an<strong>de</strong>re’ Sportarten wie Fußball, Boxen o<strong>de</strong>r Fech-<br />

ten an, die gesellschaftlich nicht nur akzeptiert seien, son<strong>de</strong>rn auch geför<strong>de</strong>rt wür<strong>de</strong>n. Dabei -<br />

so ihre Meinung - erreiche Gewalt <strong>im</strong> Sinne körperlicher Schädigung be<strong>im</strong> Paintball nicht<br />

einmal das Niveau, das in an<strong>de</strong>ren Sportarten erlaubt ist. Für sie ist Paintball ungefährlicher<br />

<strong>und</strong> weniger moralisch verwerflich als das Boxen. Das Akzeptieren <strong>de</strong>s einen (Fechten, Box-<br />

kampf) <strong>und</strong> die Negation <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren (Paintball) empfin<strong>de</strong>n sie als Ungleichbehandlung <strong>und</strong><br />

als ein Messen mit zweierlei Maß:<br />

A2. Be<strong>im</strong> Fußball brechen sie sich die Knöchel o<strong>de</strong>r verletzen sich die Bän<strong>de</strong>r.<br />

Das ist so in Ordnung (...)<br />

A1: Was wir hier machen, ist doch noch viel harmloser als Fechten o<strong>de</strong>r Boxen.<br />

(...) Ich <strong>de</strong>nk, da beißt sich doch die Katze in <strong>de</strong>n Schwanz, weil wie ist es <strong>de</strong>nn,<br />

wenn se bei so einem Boxkampf für die teuerste Eintrittskarte 2.800 Mark bezahlen,<br />

nur dass se zugucken können, wie einer <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn die Fresse vollhaut <strong>und</strong><br />

möglichst gut ins Gesicht <strong>und</strong> am Kopf trifft, dass <strong>de</strong>r hinterher Hirnschädigungen<br />

hat <strong>und</strong> weiß nicht was noch alles. So Knochen gebrochen hat. Da wird dann gejubelt,<br />

da kommt dann die Presse: ‘Was für ein toller Kampf, <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar’.<br />

A2: O<strong>de</strong>r be<strong>im</strong> Fechten.<br />

A1: Da geht man mit Messern aufeinan<strong>de</strong>r zu. Das heißt auch nicht gleich, dass<br />

<strong>de</strong>r Fechter dahe<strong>im</strong> das Messer n<strong>im</strong>mt, <strong>und</strong> je<strong>de</strong>n, wo’n dumm anmacht, gleich<br />

absticht, o<strong>de</strong>r? Ich fin<strong>de</strong> das sehr scha<strong>de</strong>, dass man uns das Schl<strong>im</strong>mste unterstellt<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren nicht.<br />

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