Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Abb.: Markierer und Paintballspieler mit Markierer und Schutzausrüstung (Quellen: www.paintball.de und CD- Fotosammlung ‘Xtreme sports’, Jörg Höhle ) Diese quasi-kriegerische Handlung ist Dreh- und Angelpunkt der kritischen Diskussionen um dieses Spiel. Schlagworte wie ‚Kriegsverherrlichung’, ‚Nationalsozialismus (Rechtsradika- lismus)’ und das ‚Schießen auf einen Menschen’ kennzeichnen die Richtung der Kritik. Per- sonen als Zielobjekt seien nicht zu akzeptieren, so die Gegner, da hier gegen die Würde des Menschen, und somit gegen das Grundgesetz, verstoßen werde. Daran ändere sich auch da- durch nichts, dass keine scharfe Munition zum Einsatz kommt, sondern nur Farbkugeln. Schlagzeilen wie ‘Sport oder Mord?’ dokumentieren den Stand der Diskussion und die Emo- tionalität, mit der dieses Thema behandelt wird. Durch die Aburteilung in der Öffentlichkeit geraten die Paintballfans unter einen hohen Rechtfertigungsdruck. Die ablehnende Haltung gegenüber Paintball und einer sich hierzulande etablierenden Szene ist nicht nur emotional-kognitiv, sondern zeigt sich auch am konkreten Widerstand des Um- feldes: Vor allem Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Spielfeld machen den Paintballern zu schaffen. Aber auch mit einer Reihe von Anzeigen und juristischen Verfahren sehen sich die Akteure konfrontiert, teilweise mit den entsprechenden finanziellen Konse- quenzen. 114 Bemühungen der Spieler, Paintball aus dem Bereich des Subversiven zu lenken, laufen ins Leere oder fruchten nur sehr langsam. Was bleibt, ist der Rückzug auf privaten Bo- den oder, das ist üblich, die Militärgelände der ‘Alliierten Streitkräfte’ (vor allem amerikani- sche und britische Einrichtungen) als Ausweichmöglichkeit zu nutzen. Ungeachtet dessen hat sich Paintball über Amerika und England auch in Deutschland verbrei- tet und auch hierzulande seit Anfang der neunziger Jahre eine funktionierende Szene etabliert, 114 Zur Finanzierung der juristischen Auseinandersetzungen hat die Paintball-Szene einen Spenden-Fonds eingerichtet, der bereits bis zum Mai 2000 weit über 60.000 DM erbracht hat. 216

die über eigene Medien verfügt und miteinander kommuniziert. Die Magazine ‘Gotcha- Sports’ und ‘Xtreme-Sports - Paintball & More’ (erscheinen regelmäßig ca. halbjährlich) lie- fern dem Interessierten viele wichtige Informationen: Händleradressen und Shops, regionale Übersichten der besten Spielfelder (Indoor und Outdoor), technische Informationen zu Aus- rüstungsgegenständen (Markierer, Masken, Schutzbrillen, Anzüge), Events und Termine, ak- tuelle Tournament-Rankings, Teamübersichten regional sortiert nach Postleitzahlbereichen (Namen, Anschriften, Telefon/Fax, e-mail/Internet), Erfahrungsberichte und Reportagen von Turnieren und Ligaspielen, ‘News Ticker’, Kleintanzeigen (Verkäufe, Kaufgesuche, Kontak- te), Hintergrund-Infos ‘Was ist Paintball?’/Historie und vieles mehr. Dazu einige Beispiele aus dem Inhalt von ‘Gotcha - Das Paintball-Magazin’, 115 Ausgabe 4/97 (August/September): „Was ist Paintball? Fragen und Antworten; Paintball und die Me- dien; Liga Süd; 5. Eastern Trophy ‘97 - Turnierbericht aus Berlin; Who is Who?; Spielfeld- test; Procuct News; Clubverzeichnis; Paintball Flohmarkt.“ Im Internet gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Homepages, wie Pommerening (in: Gotcha 3/97, S. 32) unter der Überschrift „News From Paintnet“ treffend bemerkt: „Bislang waren nur sehr wenige deutsche Homepages im Internet zu finden. Was sich jetzt aber in den letzten Wochen auf diesem Sektor getan hat, ist einmalig. Immer mehr deutsche Paintballer oder Vereine bringen ihre eigene Homepage ins Internet (...) Hier wird alles geboten und gezeigt, was unseren Paintballsport so attraktiv macht.“ Das Ergebnis meiner Recherche vom August 1996 im Internet nach Eingabe der Suchbegriffe ‘Paintball’ oder ‘Gotcha’ war negativ. Um damals entsprechende Angebote im Internet zu finden, war die Kenntnis von ‘Adressen’ notwendig. Bereits ein Jahr später (September 1997) wurden mir über die Suchmaschine Yahoo.com nach Eingabe des Suchbegriffs ‘Paintball’ 294 ‘Site-Matches’ angezeigt. Im Juni 2001 schließlich erscheinen zu diesem Stichwort 346 Treffer. Nahezu alle größeren Clubs und Vereine haben zum Teil recht professionelle, eigene Wegpages. Dort gibt es Informationen in Sachen Ausrüstung, Turnier- und Veranstaltungs- pläne, Erfahrungsberichte sowie Darstellungen des Regelwerks und der unterschiedlichen Varianten des Paintball-Spiels. Darüber hinaus gibt es diverse Computerspiele (so z.B. die Paintball-Version des Computer- spiels ‘Lemmings’, das mittlerweile Kultstatus erlangt hat) und Videos (Spielfilme und Do- kumentationen, Turnieraufzeichnungen). Personen unterschiedlicher Herkunft und Bildung 115 Das Magazin wurde durch die beiden Magazine ‘Gotcha-Sports’ und ‘Xtreme-Sports’ ersetzt. 217

Abb.: Markierer <strong>und</strong> Paintballspieler mit Markierer <strong>und</strong> Schutzausrüstung<br />

(Quellen: www.paintball.<strong>de</strong> <strong>und</strong> CD- Fotosammlung ‘Xtreme sports’, Jörg Höhle )<br />

Diese quasi-kriegerische Handlung ist Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt <strong>de</strong>r kritischen Diskussionen um<br />

dieses Spiel. Schlagworte wie ‚Kriegsverherrlichung’, ‚Nationalsozialismus (Rechtsradika-<br />

lismus)’ <strong>und</strong> das ‚Schießen auf einen Menschen’ kennzeichnen die Richtung <strong>de</strong>r Kritik. Per-<br />

sonen als Zielobjekt seien nicht zu akzeptieren, so die Gegner, da hier gegen die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Menschen, <strong>und</strong> somit gegen das Gr<strong>und</strong>gesetz, verstoßen wer<strong>de</strong>. Daran än<strong>de</strong>re sich auch da-<br />

durch nichts, dass keine scharfe Munition zum Einsatz kommt, son<strong>de</strong>rn nur Farbkugeln.<br />

Schlagzeilen wie ‘Sport o<strong>de</strong>r Mord?’ dokumentieren <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Diskussion <strong>und</strong> die Emo-<br />

tionalität, mit <strong>de</strong>r dieses Thema behan<strong>de</strong>lt wird. Durch die Aburteilung in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

geraten die Paintballfans unter einen hohen Rechtfertigungsdruck.<br />

Die ablehnen<strong>de</strong> Haltung gegenüber Paintball <strong>und</strong> einer sich hierzulan<strong>de</strong> etablieren<strong>de</strong>n Szene<br />

ist nicht nur emotional-kognitiv, son<strong>de</strong>rn zeigt sich auch am konkreten Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>s Um-<br />

fel<strong>de</strong>s: Vor allem Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Suche nach einem geeigneten Spielfeld machen <strong>de</strong>n<br />

Paintballern zu schaffen. Aber auch mit einer Reihe <strong>von</strong> Anzeigen <strong>und</strong> juristischen Verfahren<br />

sehen sich die Akteure konfrontiert, teilweise mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n finanziellen Konse-<br />

quenzen. 114 Bemühungen <strong>de</strong>r Spieler, Paintball aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Subversiven zu lenken,<br />

laufen ins Leere o<strong>de</strong>r fruchten nur sehr langsam. Was bleibt, ist <strong>de</strong>r Rückzug auf privaten Bo-<br />

<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r, das ist üblich, die Militärgelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ‘Alliierten Streitkräfte’ (vor allem amerikani-<br />

sche <strong>und</strong> britische Einrichtungen) als Ausweichmöglichkeit zu nutzen.<br />

Ungeachtet <strong>de</strong>ssen hat sich Paintball über Amerika <strong>und</strong> England auch in Deutschland verbrei-<br />

tet <strong>und</strong> auch hierzulan<strong>de</strong> seit Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre eine funktionieren<strong>de</strong> Szene etabliert,<br />

114 Zur Finanzierung <strong>de</strong>r juristischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen hat die Paintball-Szene einen Spen<strong>de</strong>n-Fonds eingerichtet,<br />

<strong>de</strong>r bereits bis zum Mai 2000 weit über 60.000 DM erbracht hat.<br />

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