Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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eich <strong>de</strong>s links-alternativen Spektrums zu vertreten <strong>und</strong> persönliche Interessen <strong>im</strong> Allgemei-<br />
nen durchzusetzen.<br />
Marion empfin<strong>de</strong>t es als beson<strong>de</strong>rs unangenehm, <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>en agieren zu müssen, um über-<br />
haupt einen Partner fin<strong>de</strong>n zu können <strong>und</strong> wünscht sich für die Zukunft einen offeneren Um-<br />
gang mit sadomasochistischen Sexualpraktiken, <strong>de</strong>r das Fin<strong>de</strong>n eines geeigneten Partners er-<br />
möglicht: Ich kann also nur nochmal sagen, dass es nur mit äußersten Schwierigkeiten ver-<br />
b<strong>und</strong>en ist, einen Partner zu fin<strong>de</strong>n. Die Anzeigengeschichte ist komisch. Sie ist zeitraubend<br />
<strong>und</strong> das einzige gemeinsame ist ja zunächst einmal, dass man die gleichen sexuellen Vorlie-<br />
ben hat, sonst aber nichts. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich auf jeman<strong>de</strong>n treffe, <strong>de</strong>r mich<br />
nicht reizt, <strong>de</strong>r mir nicht schmeckt, <strong>de</strong>r mir nicht gefällt, wo keine Gemeinsamkeiten sind. Es<br />
wäre mir lieber, ich könnte jeman<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rs kennenlernen. Viel lockerer, ungezwungener.<br />
Bisher blieb mir aber nichts an<strong>de</strong>res übrig. Ich hoffe, es wird sich in Zukunft än<strong>de</strong>rn.<br />
Für Marion spielt es überhaupt keine Rolle, wo ihre sadomasochistischen, insbeson<strong>de</strong>re ihre<br />
masochistischen Neigungen herrühren. Das einzige, was ihrer Meinung nach zählt, ist, ob es<br />
für die betreffen<strong>de</strong> Person ein positives o<strong>de</strong>r negatives Erlebnis be<strong>de</strong>utet. In diesem Zusam-<br />
menhang wen<strong>de</strong>t sie sich gegen jedwe<strong>de</strong>n (feministischen) Dogmatismus, <strong>de</strong>r Frauen das<br />
Recht auf sexuelle Selbstverwirklichung abspricht: Wenn Feministinnen sagen, Masochismus<br />
wäre <strong>de</strong>r Frau anerzogen <strong>und</strong> es ist ja gar nicht ihr eigener Wunsch, da muss ich doch erst<br />
einmal fragen, was das Kriterium für <strong>de</strong>n eigenen Wunsch ist. Also da scheint mir umgekehrt<br />
bei <strong>de</strong>r Fragestellung <strong>de</strong>r Wunsch <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>s Gedankens gewesen zu sein. Es ist mir <strong>im</strong><br />
Moment auch ziemlich egal, wie sie es sehen <strong>und</strong> wo das herkommt: ob das was Angeborenes<br />
ist, ob in meiner Kindheit etwas gelaufen ist, was dazu geführt hat, ob es mir jemand eingere-<br />
<strong>de</strong>t hat. Ich weiß, was ich will <strong>und</strong> dass es mir gut tut. Und ich spreche je<strong>de</strong>m das Recht ab, in<br />
<strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Sexualität eine I<strong>de</strong>ologie drüber zu stülpen. Für manche Frauen mag das<br />
Ganze schlecht sein. Für wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Frauen sind Ehen schlecht o<strong>de</strong>r sie leben oft in lesbi-<br />
schen Beziehungen o<strong>de</strong>r haben keinen Typen. Der einzige Maßstab ist aber doch, ob es mir<br />
gut geht. Ich bin erwachsen genug <strong>und</strong> habe lange genug Sexualität gelebt, um zu wissen, was<br />
mir gut tut.<br />
1.9.2.6 Frauen zwischen Dominanz <strong>und</strong> Submission<br />
Die dargestellten Fälle zeigen, dass sich für Frauen mit sadomasochistischen Neigungen keine<br />
ähnlichen o<strong>de</strong>r gar einheitlichen Muster in Kindheit <strong>und</strong> Jugend nachzeichnen lassen. Insbe-<br />
son<strong>de</strong>re die Erziehungserfahrungen sind divergent. So fin<strong>de</strong>n sich sowohl bei sexuell domi-<br />
nanten als auch passiven Frauen autoritäre <strong>und</strong> liberale Erziehungsstile. Das gleiche gilt für<br />
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