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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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gibt <strong>und</strong> habe meinen ganzen Mut zusammen genommen <strong>und</strong> bin für eine knappe Woche nach<br />

[Stadt] gefahren <strong>und</strong> bin in einem großen Kraftakt dann zu diesem Stammtisch gegangen.<br />

Und es ist sehr, sehr schön für mich, die Leute hier kennengelernt zu haben. Weil es das ers-<br />

temal in meinem Leben einfach normal gesehen wur<strong>de</strong>. (...) Es hat mich sehr frei gemacht, zu<br />

wissen, dass ich mit <strong>de</strong>n Leuten hier, die ich sehr mag, über alles re<strong>de</strong>n kann, wie es gute<br />

Fre<strong>und</strong>e tun o<strong>de</strong>r gute Bekannte. Also es fiel mir ein Stein vom Herzen.<br />

Für Marion sind sadomasochistische Sexualpraktiken unweigerlich Akte <strong>von</strong> Gewaltaus-<br />

übung, die aber, <strong>und</strong> das ist für sie entschei<strong>de</strong>nd, freiwillig <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Bewusstsein <strong>von</strong><br />

Dominanz <strong>und</strong> Unterwerfung geschehen: SM ist Gewalt, selbstverständlich. Für mich ist es<br />

aber eine <strong>im</strong>mer einverständliche <strong>und</strong> spielerische Gewalt, die zwei Leuten Lust macht. (...)<br />

Diese Entscheidung ist <strong>im</strong>mer freiwillig. (...) Da sollte mir mal einer unterkommen, <strong>de</strong>r mich<br />

zwingt, nein, das geht nicht. Das ist ein Geschenk, was ich jeman<strong>de</strong>m mache. Sie wen<strong>de</strong>t sich<br />

entschie<strong>de</strong>n gegen feministische Thesen, wonach Sadisten brutal <strong>und</strong> Masochistinnen bedau-<br />

ernswerte Geschöpfe seien <strong>und</strong> formuliert ein ausgesprochen positives Männerbild: Dass die<br />

Sadisten potentielle Vergewaltiger sind, kann ich nicht bestätigen. Meine einfühlsamsten<br />

Liebhaber hatte ich unter diesen Menschen gef<strong>und</strong>en. Ich habe, um es zu generalisieren, da<br />

Menschen getroffen, die sehr viel feiner <strong>und</strong> sensibler mit meinem Körper umgehen <strong>und</strong> sehr<br />

viel besser rauskriegen, was gut ist für mich <strong>und</strong> die sich mehr Zeit lassen <strong>und</strong> viel weniger<br />

auf sich gucken als viele an<strong>de</strong>re Männer, mit <strong>de</strong>nen ich zu tun hatte. Und potentielle Verge-<br />

waltigungssituationen, wo es wirklich gegen meinen Willen ging, die habe ich <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>s<br />

sogenannten normalen Sex erlebt. Und <strong>de</strong>r Behauptung <strong>von</strong> <strong>de</strong>n armen Kreaturen wi<strong>de</strong>rspre-<br />

che ich auch. Gera<strong>de</strong> in ihrer passiven Rolle innerhalb eines sadomasochistischen Spiels sieht<br />

sie die aktive Seite ihrer Sexualität: SM ist für mich - auch wenn ich in <strong>de</strong>r masochistischen<br />

Rolle bin - die aktivste Seite <strong>von</strong> Sex, die es überhaupt gibt. Mich in halb zugesoffenem Kopf<br />

mit irgendjemand in <strong>de</strong>r Wohnung aufs Bett zu legen, da gehört nicht viel Verantwortung <strong>von</strong><br />

mir für mich dazu. Diese Sachen brauchten keine Entscheidung. Aber mir zu sagen <strong>und</strong> zu<br />

spüren, wenn ich jeman<strong>de</strong>m begegne, dass ich diesem Menschen vertraue, dass ich mir <strong>von</strong><br />

diesem Menschen die Augen verbin<strong>de</strong>n lasse, dass ich mich <strong>von</strong> diesem Menschen in einen<br />

Raum führen lasse, <strong>de</strong>n ich nicht kenne, das ist etwas an<strong>de</strong>res. Diese Sorte <strong>von</strong> Ausliefern,<br />

das ist eine so bewusste Entscheidung, da muss ich ‚Ja’ sagen <strong>und</strong> zwar ohne wenn <strong>und</strong> aber.<br />

Das ist die bewussteste Entscheidung für das, was passiert überhaupt. Das ist etwas Doppel-<br />

seitiges: Auf <strong>de</strong>r einen Seite sieht es so aus, als ob ich die Verantwortung völlig abgebe, so<br />

‚Ach, ich habe ja nix damit zu tun <strong>und</strong> bin ja gefesselt <strong>und</strong> was da passiert war ist überhaupt<br />

nicht mein Ding gewesen’. Das mag irgendwo auch ein Element da<strong>von</strong> sein, aber ich <strong>de</strong>nke es<br />

ist viel komplizierter, weil bevor ich mich in dieser Situation befin<strong>de</strong>, ich mich entschei<strong>de</strong>n<br />

muss, mich für diese Situation zu vergeben. (...) Ja, das ist eine schwierige Sache mit <strong>de</strong>n<br />

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